Mittwoch, Dezember 30, 2009

So wird’s oder auch nicht (Teil III)… die Satirische Jahresvorschau

weiter gehts mit dem nicht ernst gemeinten Jahresausblick 2010. So sitze ich also da, mit einem schönen Glas des italienischen Modegetränk Amarone in unmittelbarer Nähe, und wage einen Ausblick auf das erste Jahr des neuen Jahrzehnts.

Juli:

-die WM Viertelfinals stehen an. Die von Hans Peter Latour trainierte Mannschaft aus Honduras schickt die Italiener völlig überraschend zurück ins Land der Spaghettis und gelifteten Ministerpräsidenten. Ein Wahnsinns Erfolg und eine der grössten Sensationen der WM Geschichte. Ab August übernimmt, der mittlerweile eingebürgte Latour prompt das Amt des Landespräsidenten. Sein Captain und WM Star Carlos Varela wird im politisch chaotischen Honduras neuer Deeskalation Minister.

-die Schweiz verpasst leider den Einzug ins Halbfinale. Das Viertelfinale gegen Holland ist Endstation. Man zieht im Elfmeterschiessen den Kürzeren. Die zugegeben ziemlich arrogante Elfemetertaktik von Bondscoach Louis van Gaal geht voll auf. Die ersten vier Elfemter lässt van Gaal absichtlich verschiessen, um für die Schweizer eine Drucksituation enstehen zu lassen. Prompt schiessen die ersten vier helvetischen Schützen den Ball Richtung Kap der guten Hoffnungen. Mark van Bommel verwandelt daraufhin als fünfter Schütze leicht und locker. Der letzte Schweizer Schütze trifft den Ball erst beim zweiten Versuch. Das "Geschoss" bleibt allerdings kurz vor dem Fünfmeterraum schneller stehen, als ein Freier auf dem polnischen Strassenstrich vor einer attraktiven Blondine.

-Im Halbfinale setzt sich Deutschland diskussionslos gegen Honduras durch. Latour plant in der Pause bereits seinen Staatsbesuch bei Barack Obama im kommenden September. Jens Lehmann befindet sich in der Form seines Lebens. In der zweiten Hälfte weigert er sich den Ball mit den Händen zu fangen. Er möchte sich für den Final schonen, trotzdem hält er seinen Kasten sauber. Das 6:0 durch Kevin Kuranyi bereitet er mit einer wunderschönen Flanke gleich selber vor. In der anderen Halbfinal Begegnung schlagen die Holländer das Team aus England. 50'000 Briten verfolgen bei kalten Temperaturen die spannende Partie. Für die Kälte sind die Inselbewohner mittlerweile gerüstet, ein englisches Brauereiunternehmen verschenkt vor dem Stadion neongelbe Skianzüge an die Fans der "Three Lions". Den Halbfinale entscheidet Holland Coach van Gaal praktisch im Alleingang. Er wechselt in der 119.Minute Fussballrentner Patrick Kluivert ein. Mit der einzigen Ballberührung während der gesamten WM schiesst der ehemalige Barceolona Stürmer die Niederlande ins Traumfinale gegen Deutschland. England versinkt im Tränenmeer. In der regulären Spielzeit vergaben sie gleich drei Elfmeter.

-Das grosse Finale! Ein Freudentag für holländische und deutsche Holligans auf den Zeltplätzen von der Nordsee bis an den Gardasee. Reparturwerkstätten für Wohnwagen und Mercedes Benz Autos geniessen in den folgenden Wochen Hochkonjunktur. In Südafrika selber bleibt es ruhig, genauso wie auf dem Spielfeld in Johannesburg. Die Taktik von Louis van Gaal geht wiederum hervorragend auf. In den ersten 88.Minuten verlassen die Holländer ihre eigene Platzhälfte nicht. Dies würde aufgrund des enorm starken deutschen Torwarts kaum Sinn machen, so van Gaal in einem Pauseninterview. In der 89. Minute dann die Entscheidung. Mit einem überfallartigen Angriff taucht die niederländische Elf vor Jens Lehman auf, dieser weiss sich nur mit einem Foul zu helfen. Penalty! Lehmann zieht die Handschuhe aus und hält den plazierten Schuss von van Bommel mirakulös. Mit dem unmittlerbaren Gegenstoss lanciert Lehman seinen Mannschaftschaftskollegen Lukas Podolski, dieser trifft gekonnt zum 1:0 für Deutschland! In der Folge landen Big Brother Jürgen und Tim Toupet mit ihrem Hit "Lu-Lu-Lu Lukas ist Weltmeister" einen Megaerfolg.

August

-Die ersten nüchternen deuschen Touristen landen auf den Flughäfen von Rostock bis München . Manch einer bereut nun sein Tatoo auf der linken Arschbacke "WEEEEÄÄÄMMM 2010 Vollsuff Ballermann! Ich war dabei"

-In der Schweiz nehmen die gewohnten Dinge seinen Lauf. Etwas überraschend kommt die Trennung von Ottmar Hitzfeld. Der Nati-Trainer möchte seine "alte Liebe" FC Aarau zurück in die NLA führen. Neuer Teamchef der Schweizer Nationalmannschaft wird Oliver Bierhoff, sein Assistent ein gewisser Pascal Zuberbühler. Uli Forte bangt aufgrund dieser gut frisierten Partnerschaft um seinen Werbevertrag mit einer Haarspray Firma.

-der FC Gossau startet erfolgreich in die NLB Saison. Der Klassenerhalt gelang im letzten Jahr nachdem sieben Vereine aus finanziellen Gründen absteigen mussten.

-Moritz Leuenberger tritt als Bundesrat zurück. Augrund dieser Tatsache ist er auch sein Amt als Zugbegleiter für Gästefans los. An der Sache mit dem Fussball fand der ehemalige Verkehrsminister allerdings Gefallen. In seiner Freizeit betätigt er sich fortan, als "Capo" (Vorsänger) des Fussballclubs Red Star Zürich.

Montag, Dezember 21, 2009

So wird’s oder auch nicht (Teil II)… die Satirische Jahresvorschau

ein nicht ernst gemeinter Jahresausblick 2010

April:

-Der FC Gossau etabliert sich im gesicherten Mittelfeld. Dragan Draganovic, der neuverpflichtete Torwart aus Bosnien, hält mirakulös. Seine legendäre Frisur bringt ihm gar eine Nebenrolle im nächsten "3 Wetter Taft" Werbespot mit Uli Forte ein. Gedreht wird während eines Sandsturms in der Sahara (Sahara, 50 Grad, Sandsturm, die Frisur hält)

-Miroslav Klose ist gross in Form. Der Ex-Bayern Stürmer schiesst Tor und Tor, sein Verein Rot Weiss Essen steht kurz vor dem Aufstieg in die 3.Bundesliga.

- Jens Lehmann hext den VFB Stutgart ins Champions League Final. Dank sensationeller Paraden gegen seinen Ex-Verein Arsenal London stehen die Schwaben völlig überraschend im Finale gegen den FC Bayern München.
Bei Bayern überrascht ohnehin nichts mehr. Ohne einen Punktverlust absolvieren die Münchner ihre Rückrunde. Van Gaal wird schon fast "gottähnlich" verehrt. Eine Statue, wie er gerade einen holländischen Käse verspeist, wurde auf dem Marienplatz in München aufgestellt. Van Gaal nimmt den Rummel wie gewohnt gelassen, während der ersten Halbzeit des Champions League Halbfinale stellt er an einer Pressekonferenz seine Biografie vor. Assistenztrainer Hermann Gerland übernimmt für ihn währenddesen.

-Karin Keller Sutter wird Bundesrätin. Sie übernimmt die Nachfolge von Bundesrat Merz, dieser wird Präsident des Schlittschuh Club Herisau. Für die FDP Frau wird eigens ein neues Departement geschaffen. Die Wilerin betreut das Ressort für "Hooliganismus". Eine Sonderabteilung für die Kat.C wird dem Militärdepartement zugeordnet, um die Europacup Reisen der Ultras (Pässe, Verhandlugen mit Polizei, Choreobewilligung, Getränkenachschub) kümmert sich fortan Aussenministerin Micheline Calmy Rey. Verkehrsminister Moritz Leuenberger begleitet die Auswärtsfahrer auf ihren Zugreisen durch die Schweiz.

Mai:

-Der FC Lausanne wird Cupsieger, im Finale schlagen sie den FC Basel (2:2 n.V. 4:3 nach Penaltyschiessen). Das Spiel findet, passend zur abgelaufenen Cupsaison, in Absurdistan statt. Obwohl man bis zuletzt versuchte das Spiel beim eigentlichen Gastclub stattfinden zu lassen…

-Schweizer Meister werden die Berner Young Boys, wieder nicht. Das letzte Spiel verliert man unglücklich beim FC Basel. Die Berner verpflichten daraufhin Uri Geller als neuen Cheftrainer für die kommende Saison.

-Den Champions League Titel fährt sensationeller Weise der VFB Stuttgart ein. Im Finale schlagen sie Bayern München im Penaltyschiessen. Der grosse Held ist der Ersatzkeeper der Schwaben. Pascal Zuberbühler steckt Jens Lehmann vor dem Elfmeterschiessen einen Zettel mit den entscheidenden Tipps zu.

Juni:
-Die WM beginnt, erste englische Touristen werden mit Erfrierungen im Spital eingeliefert. Mit Bermuda Shorts und mit hübsch tätowierten, freigelegten Oberkörpern landen sie zu Tausenden im winterlichen Südafrika. Die kalten Temperaturen kommen für sie so überraschend, wie ein Pub mit ausschliesslich alkoholfreiem Bier. Als die Horrormeldungen von den kühlen Temperaturen den Ballermann erreichen, stornieren viele deutsche Fans ihren Weiterflug ans Kap der Guten Hoffungen, und bleiben lieber beim "Onkel Jürgen Drews" am Ballermann.

-Sensation!!!! Die Schweiz schlägt dank eines Treffers von Albert Bunjaku Spanien mit 1:0. Die sieben angereisten Schweizer Fans (Sepp Blatter und Bundespräsidentin Doris Leuthard auf der Tribüne mitgezählt) bejubeln den Erfolg euphorisch

- Nordkorea schlägt im Schneegestöber von Johannesburg die Brasilianer. Werbestrategen und Marketingexperten sind verzweifelt, schnell wird ein Werbespot mit der nordkoreanischen Nationalmannschaft abgedreht. Nordkorea verkündet ausserdem selbsbewusst den Sieg des Kommunismus gegen das kapitalistische Ausland. Die Welt spielt verrückt...

was wird noch geschehen?
reist Nordkoreas Führer Kim Jong Il zum Finale gegen Deutschland? Wird Beni Huggel Torschützenkönig der WM? Wird die Anzahl Schweizer Fans im nächsten Spiel zweistellig sein? Fragen über Fragen, demnächst beantwortet auf gossau-gedanke.

Mittwoch, Dezember 16, 2009

So wirds, oder auch nicht... (Teil I) Die satirische Jahresvorschau

Millionen von Blog Lesern warten seit Wochen sehnsüchtig, nun ist sie endlich da!
Alle Jahre wieder, der nicht ernst gemeinte Aublick auf das kommende Jahr.

Januar

-Elvis Lebt!!! zum 25.Todestag des King of Rock n'Roll singt Lothar Matthäus eine neue Version des Presley Klassiker "muss i denn, muss i denn ausm Städtele hinaus" . Das Lied ist als Beitrag zu einem Promi Special auf RTL gedacht. Im Videoclip fährt der Rekordnationalspieler mit einer Kutsche durch das winterliche Kitzbühl. Den Refrain singen Andi Brehme und Hansi Hinterseer. Der Song stürmt völlig überraschend die Charts. Matthäus beendet kurz darauf seine Trainerlaufbahn, und moderiert zukünftig zusammen mit Florian Silbereisen den "Musikantenstadel".

-der Transfermarkt herrscht ein Betrieb wie bei einer Apres Ski Party in Ischgl. Nicht ganz so viele Betrunkene wie in den Tiroler Bergen, aber die Vereine haben ähnliche Moralvorstellungen, wie abgefüllte englische Touristinnen im Skihasen Kostüm.
-Johann Vonlanthen wechselt nicht ganz überraschend zum Verein Santa Evangilista Medellin nach Kolumbien. Ein allfälliger Transfer im Sommer zum AC Vatikan schliesst der Schweizer Nationalspieler nicht aus.
-Hakan Yakin zieht es auch wieder mal in die Fremde! Er wechselt zu AL Quadsia nach Kuwait. Kurz darauf meldet sich eine Dame bei einer grossen Schweizer Boulevard Zeitung, diese titelt daraufhin "Luzernerin erwartet Drillinge von Schweizer Fussballstar"
-Ein Sensationstransfer kündigt sich derweil in Spanien an. Cristiano Ronaldo soll zu den LA Galaxy wechseln. Gerüchte um eine Beziehung zu Lady Gaga ("Pokerface") kommen auf. Eins steht jedenfalls fest, der Portugiese spielt in Dirty Dancing 3 eine Nebenrolle als Balletttänzer.
-Christian Gross holt Pascal "Zubi" Zuberbühler als Ersatzgoalie nach Stuttgart. "Ich wollte einen jungen, ambitionierten Keeper der dem Jens ein wenig Druck macht" so Gross.

Februar


-Golfprofi Tiger Woods kann sich seit seiner Ehekrise nicht mehr auf den Sport konzentrieren. Nun soll Jürgen Klinsmann für Abhilfe sorgen, er übernimmt einen Job als Motivationscoach und Caddy von Tiger Woods.

-die olympischen Winterspiele sind im vollen Gange. Eins kann man jetzt schon sagen, für Österreich wird’s peinlich. Mit einem neuen Flugstil dem "Flying Hirsch" wollte man die Konkurrenz in Grund und Boden springen. Dies ging gewaltig daneben, die Austria Adler konkurrieren mit den Skihüpfern aus Marokko und Paraguay um die letzten Plätze. Techniktrainer und Ex-Fussballer Toni Polster erklärt daraufhin frustriert den Rücktritt "ja geh worens zvui am Tresen bam Flying Hirsch die Depperten"

-"Das Wunder von Vancouver!!!" Der Schweizer Skistar Lara Gut holt kurz nach ihrer langwierigen Verletzungspause gleich 3 Goldmedaillen an den Olympischen Spielen. Für Aufsehen sorgt auch ihre Hochzeit mit dem Schweizer Musiker Bligg kurz nach den Spielen. Sein Lied "Laralie" im Duett mit den Hinterpfupfinger Jodelkatzen floppt allerdings gewaltig.

-der FC Gossau tritt zum Rückrundenstart mit folgender Aufstellung an: Dragan Draganovic (Neuzugang aus Bosnien); Zancanaro, Tcheutchoua, Böhi, Lütolf; Avanzini, Bigoni, Holenstein, Todisco; Murat Ural, Zahir Idrizi (Rückkehrer aus Wohlen). Im ersten Spiel schlägt man den FC Wil deutlich mit 4:1. Das Projekt der neuen "Franz Sebastian Keel Tribüne" wird vor dem Match der Öffentlichkeit präsentiert, die Begeisterung darüber ist gross.

März

-Jens Lehmann hält mirakulös für den VFB Stuttgart, man schielt bereits auf die internationalen Plätze. Bei einem Heimspiel erleidet er allerdings einen Rückfall in alte Zeiten. Nachdem ein Verteidiger den Ball halbhoch statt tief zurück spielt, zieht er dem armen Mitspieler die Kickschuhe aus, rennt wutenbrannt dreimal um den Platz, klaut Eratzgoalie Pascal Zuberbühler die Torwarthandschuhe und küsst Trainer Christian Gross die Glatze. Danach hält er einen Elfmeter. Bundestrainer Jogi Löw, der schon länger "richtige Typen" im Kader vermisst, beruft ihn daraufhin für das nächste Länderspiel in den DFB Kader.

-FC St.Gallen Trainer Uli Forte wird zum Werbestar. Seine Betonfrisur bringt ihm einen lukrativen Vertrag mit einer Haarspray Firma ein. Der Werbeclip wird während eines Wirbelsturms in Florida gedreht. "Miami, Hurricane, 30 Grad, die Frisur hält"

-Silvio Berlusconi tritt nach dem sogenannten "Lange Nudeln" Skandal als italienischer Ministerpräsident zurück. Langweilig wird’s ihm auch zukünftig nicht, er moderiert fortan auf seinem eigenen TV Sender das Format "Tutti Frutti Italia".

-Hanspeter Latour wird Nationaltrainer von Honduras, Assistenzcoach wird Erich Vogel. Sie suchen nun mit aller Macht nach Verstärkungen für ihr Team. Die langjährigen NLA Spieler Reto Zanni und Carlos Varela finden entfernte Bekannte, die schon mal jemanden getroffen haben, die jemanden kennen, der in einem Nachbarland von den Honduras in den Ferien war. Sie werden natürlich umgehend eingebürgert und warten gespannt auf ihren Einsatz im WM Spiel gegen die Schweiz.

Was passiert im restlichen Jahr? Wie heisst das Baby von Bligg und Lara Gut? Schiesst Carlos Varela das entscheidende Tor für Honduras gegen die Schweiz? Zieht Pirmin Schwander mit seinem Kanton in den Reduit???

Fragen über Fragen

Montag, Dezember 14, 2009

4 Personen

Ich hasse Jahresrückblicke. Schon Mitte Oktober kommen die ersten deutschen TV Sender mit grossen Rückblick Shows daher. Irgendwelche Soap Sternchen äussern sich da heulend über den Tod von Michael Jackson: "damals, damals, das war eine ganz schlimme Zeit für mich".
Das Ableben des King of Pop war zu diesem Zeitpunkt allerdings erst 4 Monate her. Selbst Leute mit einem extremen Kurzzeitgedächtnis dürften sich da noch daran erinnert haben. Jedem Mensch war ziemlich klar, dass der King of Pop nie mehr ein "Heal the World" zum besten geben wird.
Ich frage mich wirklich was das Ganze soll???

Da ich mich gerade so schön aufrege, hier 4 Menschen oder Personengruppen, die mich im ablaufenden Jahr ziemlich genervt haben:

1) Pirmin Schwander:
Pirmin wer? Eigentlich ist mir der farblose Nationalrat bis anhin kaum aufgefallen. Pirmin Schwander war jahrelang einfach einer von Vielen. Dies änderte sich schlagartig an der SVP Delegiertenversammlung, nach dem folgenschweren Ja zum Minarettverbot. Im Siegesrausch, als hätte er gerade das eidgenössische Jodlerfest gewonnen, liess er seine Parteifreunde aufstehen und Schwander sprach folgendes:

«Gedenken wir all jenen, die unserer Freiheit, unserer direkten Demokratie, unseres Wohlstandes überdrüssig sind: Den Berufseuropäern, den Freunden des Fundamentalismus und den ja so Toleranten gegenüber den Intoleranten. Geben wir ihnen von hier aus den Mut und die Kraft, unser Land zu verlassen. Damit sie dereinst verschleierten Hauptes Aug in Aug mit den Herrschern über das Völkerrecht und die Menschenrechte auf das gepeinigte und gesteinigte Volk herabblicken können.»

Nach diesen unglaublichen Verlautbarungen informierte ich mich über diesen Pirmin Schwander etwas genauer. Seine Eckdaten: Oberst im Schweizer Militär, Präsident der Aktion für eine unabhängige und neutrale Schweiz (AUNS), Befürworter einer Law and Order Politik, kritisch bis sehr kritisch gegenüber Forderungen nach mehr Umweltschutz. Genug Gründe um den Schwyzer auf Rang 1 dieser Liste zu setzen. Herr Schwander steht für mich symtomatisch für viele ewiggestrige Schweizer Politiker im Jahr 2009.

2) Der Wettpate
Keine konkrete Person, einfach jeder Mensch der vesucht mit unlauteren Mitteln Einfluss auf ein Fussballspiel zu nehmen. Millionen Fans freuen sich Wochenende für Wochenende auf die Spiele ihrer Mannschaft. Bei einer Niederlage sind sie tagelang frustriert, bei einem Sieg die glücklichsten Menschen auf der Welt. Dieser Sport gibt ihnen so viel, nun wurden sie bitter entäuscht...(wieder mal)

Der Fussball ist mittlerweile so tief verwurzelt in unserer Gesellschaft, dass zwangsläufig ein kriminelles Umfeld angezogen wird. Dies mag eigentlich niemanden verwundern. Die eigentliche Problematik an der Sache. Immer mehr Spieler auch in unteren Ligen kicken nur für oder wegen dem Geld. Leidenschaft, Teamgeist und Herzblut für den Verein scheinen Wörter aus einer längst vergangenen Zeit. Dies macht sie anfällig für Angebote dubioser Wettpaten. Der ganze "Wettskandal" steht sinnbildlich für unsere Zeit, in der Geld über allem steht. Die grossen Fussballstars leben mit ihrem pompösen Auftritten einen Lebensstil vor, dem viele Junge nacheifern. Ein falscher Eindruck wird vermittelt. Ein minder talentierter NLB Fussballer hat das Gefühl, er müsse mit seinem Gekicke nebenbei noch den grossen Reibach machen. Jeder Provinz "Tschutter" muss unbedingt den neusten Audi fahren.
Die Freude am Sport müsste wieder im Vordergrund stehen, nur so kann der ehrliche Fussball überleben.


3) der überehrgeizige Hobby Sportler
So schlimm wie dieses Jahr war es noch nie! Seit Jahren besuche ich im In und Ausland diverse Laufveranstaltungen mit manchmal Tausenden von Läufern. Seit der "Wirtschaftskrise" scheinen allerdings immer mehr Hobby Läufer ihren Ehrgeiz von der Börse, oder dem Managerposten auf die Laufstrecke zu verlagern. Letztens habe ich gelesen, dass heutzutage in jeden perfekt abgerundeten Lebenslauf die Absolvierung eines Marathons gehört. Hübsche Frau, zwei Kinder, Haus im Grünen, mindestens 150'000.-- Franken im Jahr Netto-Einkommen und einmal die 42,125km gelaufen, so muss es aussehen im 21. Jahrhundert. Nun, da die Sache mit der Wirtschaft nicht mehr so funktioniert wird wie besessen am sportlichen Ziel gearbeitet. "Platz da, verdammt", tönt es von hinten nach 10 Kilometer bei einem Marathon. Fairness? Wieso auch, im Beruf hat man ja auch nie auf so was geachtet. Die Kollegialität, die ich bei vielen älteren, langjährigen Mitläufern erfahre, die kennt man nicht bei dieser Spezies von Hobby Sportlern. Jeder Konkurrent um einen belanglosen 78. Rang bei einem Halbmarathon wird angeschaut, als ob es hier um die Beförderung auf einen Chefposten in einer Grossbank ginge.
Übrigens am schönsten ist es, wenn man die "Platz da, Verdammt!" Läufer einige Kilometer vor dem Ziel wieder überholt. Schnaufend wie ein Pferd hecheln sie Richtung Ziellinie. Sie wollten wieder einmal zuviel, zumindest dies sollte ihnen aus dem Berufsleben bekannt vorkommen.

4) Cristiano Ronaldo
Die Nackenhaare stellen sich mir auf, wenn ich den Portugiesen im weissen Real Madrid Trikot über den Platz stolzieren sehe. Jede Epoche hat den Weltfussballer den sie verdient, ist man geneigt zu sagen.
Die konservativen Fünfziger Jahren hatten den Pfälzer Kämpfer Fritz Walter, die zügellosen Sechziger George Best, die wilden Siebziger Johann Cruyff, die aufwühlenden und politischen Achtziger Jahre Diego Armando Maradona, die freien Neunziger Zinedine Zidane und nun haben wir den Cristiano Ronaldo…

natürlich ist dies eine subjektive Auswahl. Ihr seid in den Kommentaren dazu angehalten, eure eigene Top Four, oder einfach nur eine Nervensäge zu küren :-). Ob's der Nachbar ist, der einem tierisch auf den Sack geht, oder ein westafrikanischer Politiker, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Dienstag, Dezember 08, 2009

FC Thun - FC Gossau 4-0

Stadion Lachen, 1300 Zuschauer
Gästeblog von Günther

43
15
2.86
13
0.86

Nein, diese Zahlen standen nicht auf dem aktuellen Sporttipzettel sondern waren die nackte Wahrheit über die Leistung unseres FCG in der aktuellen Spielzeit vor dem heutigen Spiel in Thun. 43 erhaltene Tore in bisher 15 Pflichtspielen (inklusive Cup), macht 2.86 Gegentore pro Spiel. Dem gegenüber stehen 13 erzielte Tore, also 0.86 pro Partie. Der fleissige Teletext-Leser ahnt es, zumindest bei den geschossenen Toren blieb es auch Heute bei 13.

Trotz all diesen Negativ-Punkten fanden sich heute 6 unentwegte Gossau-Anhänger im Gästeblock des Stadion Lachen ein. Mindestens genauso viel Sicherheitspersonal war um unser Wohl bemüht. Wesentlich mehr zu tun hatten die zwei Jungs hinter dem Bierstand, die heute lernten, wie man einen guten Kaffi Schnaps macht. Dazu hatten sie nämlich reichlich Gelegenheit. Fast gar nichts zu tun hatte heute der gegnerische Torhüter, Roman Bürki. Der tat einem fast leid, trat der doch mit kurzärmligem Shirt an. Im Gegensatz zu uns konnte er sich aber nicht mit heissen Getränken aufwärmen. Als es nach insgesamt vier Schüssen der Thuner an die Torumrandung immer noch 0-0 stand kam bei mir ein erstes Mal ein Fünkchen Hoffnung auf, dass dieses Spiel nun eigentlich nur noch ein gutes Ende nehmen kann. Es kam, wie so oft in dieser Hinrunde, anders. Nach einem harten Elfmeter und dem daraus folgenden 1-0 für Thun brach die Mannschaft völlig zusammen und durfte am Ende mit vier Gegentoren noch zufrieden sein. Ein Kompliment hat Adrian Harder, der junge Ersatztorwart verdient. Nach der milde gesagt, schwachen Leistung gegen Le Mont, blieb er am heutigen Tag fehlerfrei. Klar bemerkbar war die Absenz von Murat Ural, ohne ihn im Sturm läuft noch weniger als sonst schon. Für die Rückrunde braucht es neue Spieler, ich bin mir sicher, der Verein um Sportchef und Ersatztorwart in Personalunion wird alles dafür tun, um mit den bescheidenen Mitteln das bestmögliche rauszuholen. Die Mannschaft ist nicht so schlecht wie es die Tabellenlage zu sagen scheint.

Bedauerlich ist, dass einem Kollegen von uns am Bahnhof Thun sein Schal geklaut wurde. Dass sich einige wohl immer noch pubertierende Thun-Fans anlässlich eines Gossau-Liedes derart provoziert fühlten und anscheinend unbedingt noch einen Adrenalin-Kick brauchten ist schade und wirft ein schlechtes Bild auf die ansonsten anständigen Thun-Anhänger.

47
16
2.93
13
0.81

Das sind die Zahlen nach dem Spiel gegen Thun. Die Zuordnungen könnt ihr selber vornehmen, eurer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Nach diesem letzten Pflichtspiel im Jahr 2009 bleibt eigentlich nur noch die Hoffnung auf ein, in vielerlei Hinsicht, besseres Fussballjahr 2010!

So schaut eine Wohnung nach einer durchzechten Nacht aus. Mit dabei: durstige und enttäuschte Gossau-Fans, durstiger und enttäuschter SG-Fan, durstige und müde Wintersportler, durstige Luzerner, durstige Aarauer, durstige Solothurner, durstige Walliser..

Freitag, Dezember 04, 2009

baldiges Ende der Diskussion???

Gossau ist nicht gerade für schnelle Entscheidungen bekannt. Die sogenannte Sportstättenplanung ist da natürlich keine Ausnahme. Seit Jahr und Tag wird darüber diskutiert und debattiert, was die beste Lösung für Gossau wäre? Von den Pistolenschützen bis zum Handballverein, jeder will (logischerweise) das beste für sich heraus holen.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass der FC Gossau (nicht nur in dieser Angelegenheit ) eher das "Stiefkind" der Gossauer ist. Da gab es z.B. hie und da schon ein schadenfreudiges Lächeln, und einen vorwitzigen Kommentar zum aktuellen Wettskandal. Dies obwohl der FC G sehr vielen Jugendlichen eine Plattform für sportliche Aktivitäten bietet. Dazu hat der Fussballverein auch eine wichtige Rolle bei der Integration von ausländischen Jugendlichen.

Ein leidiges Thema im Zusammenhang mit der Sportstättenplanung ist das neue Stadion für den FC Gossau. Einmal brachte Präsident Roland Gnägi mit einem ambitionierten Kleinstadion endlich wieder mal Schwung in diese Angelegenheit. Ein anderes Mal sahen die Gossauer Politiker das Problem schon gelöst, weil der FC G einen notgedrungenen Wechsel ins St.Galler Stadion erwog. Wirklich etwas bewegt hat sich aber nicht…

Persönlich war und bin ich der Meinung, dass dem heimischen Fussballclub mit einem zweckmässigen und einfachem 1.Liga Stadion am besten gedient wäre. Europacup tauglich muss dieses kaum sein. Es würde eine überdachte Sitzplatztribüne genügen, dazu um das Feld herum eine mehrstufige Stehplatztribüne. Das Ganze wäre eine relativ einfache und kostengünstige Variante für die Stadt Gossau. Man müsste auch die nächsten hundert Jahre nicht mehr über ein neues Stadion diskutieren, was sicher viele Ortspolitiker freuen wird.
Wenn schon die heutige Holztribüne seit fünfzig Jahren ihren Dienst tut, wie lange würde dann wohl eine Betontribüne bestehen bleiben?

Meine Bitte also liebe Gossauer, probiert doch einmal den einfachen Weg aus! Ein Feuerwehrdepot, das sicherlich nötig war kostet auch 10.65 Mio. Franken. Nur wenige Bürger fragen sich, ob das nicht auch ein wenig günstiger gegangen wäre? Jedenfalls sollte es doch auch möglich sein, endlich in Sachen Gossauer Fussballstadion vorwärts zu kommen. Alfred Zahner, von der Freien Liste Gossau, brachte meines Erachtens einen guten Antrag im Gossauer Stadtparlament ein.

(St.Galler Tagblatt vom 3.12.2009)
Tribüne für FC
Einen Zusatzantrag stellte Alfred Zahner (Flig). Er beantragte, 15 000 Franken für eine Machbarkeitsstudie für eine neue Tribüne auf dem Fussballplatz zu sprechen. Er schätzt, dass eine Holz-Beton-Konstruktion etwa eine Million kosten würde. Er mache diesen Vorschlag im Wissen darum, dass ein Kleinstadion für acht bis zehn Millionen, wie es der FC Gossau gerne hätte, keine Chance habe. Im Konto «Kultur und Sport» sind Planungskredite für 150 000 Franken vorgesehen. In diesem Kredit habe es Platz für eine Machbarkeitsstudie, wurde Zahner versichert. Er zog den Antrag daraufhin zurück.


Bleibt abzuwarten, was das Resultat dieser Machbarkeitsstudie hervorbringt, oder dauert es vielleicht wieder Jahre, Jahre, Jahre…und es wird diskutiert, diskutiert, debattiert….

PS: morgen ist der Anlass schlechthin in Gossau, der 22.Weihnachtslauf. Das ist eine gute Sache für Gossau, da sind sich zumindest alle einig von Links-Rechts.

Mittwoch, Dezember 02, 2009

Im Kreuzfeuer (wieder mal)

Die Schweiz liefert sich ein enges Duell mit Nordkorea. Die spannende Frage, welches Land schafft es im Jahr 2009 die meisten negativen Meldungen in der Weltpresse zu platzieren? Switzerland hat nun einen vielleicht vorentscheidenden Treffer gelandet. Nach den Grossbanken, nach der Festnahme von Roman Polanski, nach dem langwierigen Theater um die libyschen Geiseln und nach dem Desaster mit dem Bankgeheimnis. Nun also noch das "Verbot von Minaretten"…., von einem Fettnäpfchen ins Nächste heisst die Devise. Sozasagen Homer Simpson mit Sennenkäppeli auf dem Kopf und Schweizer Fähnchen in der Hand.

Homer arbeitet allerdings mit einem dunkelhäutigen Kumpel im Kernkraftwerk und betrinkt sich auch gerne in Moe's Taverne mit diesem. Ob sich viele der Minarett Gegner mit andersfarbigen in einer Bar blicken lassen würden, darf nach dem letzten Sonntag bezweifelt werden. Die Schweiz hat jedenfalls ein deutliches Zeichen von Intoleranz in die Welt hinaus gesandt.

Gründe, warum die Schweiz die "Anti-Minarett Initiative" hätte ablehnen müssen:
(wie gewohnt (teilweise ironisch) und stets mit einem Augenzwinkern)

1)Intoleranz:
Ein Land das so bekannte und weltoffene Leute wie Max Frisch, Friedrich Dürrenmatt, DJ Bobo oder Köbi Kuhn hervorbrachte ist so einer Abstimmung grundsätzlich nicht würdig. Es ergreift mich ein Schaudern, wenn ich daran denke, dass die Schweiz nun als Vorbild für Europas Rechtspopulisten herhalten muss.

2) Ulrich Schlüer und Lukas Reinmann.
Die beiden Mitinitianten dieser Initiative. Leute die wohl früher in der Schule in der ersten Reihe sassen, Mitschüler verpetzt haben und immer als Erste an die Wandtafel wollten. Ihre Jugend verbrachten sie wahrscheinlich mehrheitlich an "SVP Buure Zmorgen" anstatt betrunken in einer Disco, oder feiernd in einem Pub. Sie lasen immer schon lieber die "Schweizerzeit" statt den "Playboy" oder "Bravo". In Lukas Reinmann's Zimmer hing vielleicht ein Christoph Blocher Poster, bei uns anderen der Starschnitt von Pamela Anderson.
Ein paar Jahre später werden die Herrn Schlüer und Reinmann von mehr als 57% der Schweizer Bevölkerung unterstützt, auch mal Gedanken darüber gemacht?

3) Die Schweizer Cervelat Prominenz.
Renzo Blumenthal, Ex-Mister Schweiz und umtriebiger Landwirt hat ein Ja in die Urne eingelegt. Der ehemals schönste Schweizer ist sich auch nicht zu Schade, seine Position im Schweizer Fernsehen darzulegen. Seine stichhaltige Argumentation: "er wolle ja zukünftig nicht überall Minarette sehen, wenn er mit dem Auto durch die Schweiz fahre". Diese einleuchtenden Aussagen sind absolut verständlich und nachvollziehbar. Ich persönlich will ja auch nicht, dass mir bei meinen Fahrten durch die Schweiz überall die blendende Schönheit von Renzo Blumenthal von Plakatwänden entgegen strahlt.

4) die 1x Wähler
Die direkte Demokratie hat den Nachteil, dass sich ziemlich ahnungslose Mitbürger an Abstimmungen zu Sachfragen beteiligen können. Ich fühle mich, wie wenn ich meinen Verein durch fünf Cuprunden begleitet hätte und am Schluss beim ausverkauften Finale sitzen Leute im Stadion, die nicht mal die Namen der Spieler kennen.
Oft hörte man in den letzten Wochen den selben Satz: "Also eigentlich interessiert mi Politik gar nöd, aber die Minarette und die Burkas ghörd sicher nöd id Schwiz, drum gangi damol go wähle".


auf ein besseres 2010 für die Schweiz…die Hoffnung bleibt,
bei solchen Künstlern in Land...

ALL JOHR Ä NEUI PARANOIA (GREIS)

Montag, November 30, 2009

FC Le Mont : FC Gossau


NLB
Stade Pontaise
200 Zuschauer
(geringster Publikumsaufmarsch, seit dem Aufstieg des FC Gossau in die NLB im Jahr 2007)

Auf der Hinreise ins Waadtland las man in der Sonntagspresse wieder einiges über unseren örtlichen Fussballverein. Metzgermeister und Sponsor Freddy Grüebler wurde ebenso zitiert wie unser Präsident Roland Gnägi. Ein Foto zeigte den Vereinsvorsitzenden zudem, mit zwei Kamerateams vor der Auswechselbank, auf dem heimischen Buchenwald Sportplatz.

Nun war es also soweit, Spiel 1 nach dem Aufkommen des Wettskandals. Der erste sportliche Auftritt der Fürstenländer, nachdem der FC Gossau von "Digi-Cash" ("Blick") bis Roli Gnägi (NY Times bis BILD Zeitung) eine Woche im Fokus der weltweiten Medien stand. Selbst der Schreiber dieses bescheidenen Text wurde vor einigen Tagen vom Schweizer Fernsehen kontaktiert, ob man evtl. für ein kurzes Statement im Rahmen eines "Sportpanorama" Berichts zur Verfügung stehe? Ein Beitrag über den FC Gossau in der meistgesehenen Sportsendung der Schweiz, ist ansonsten so selten wie der Bau eines Minarett Turms in der Schweiz, ab dem 29.11.2009.

Die Pontaise ist selbst bei Begegnungen zwischen Lausanne und dem FC Gossau nur sehr spärlich gefühlt, an diesem Tag war es noch viel schlimmer. In einem ostdeutschen Wettlokal nachts um Drei herrscht mehr Betrieb, als an diesem Match. Wieder mal schickt man daher ein grosses imaginäres Fragezeichen nach Muri b. Bern. Wieso darf dieser kleine Club seine Heimspiele nicht in seinem Dorf austragen? Befürchtet man tatsächlich, dass z.B. drei Gossauer Fussballanhänger für Kolataralschäden auf deren Sportplatz sorgen?

Friedliebend wie der Gossauer Anhang bekanntlich ist, war es nicht weiter verwunderlich, dass schon bald Präsident Roli Gnägi mit dem Kamerateam des Schweizer Fernsehen bei uns auftauchte. Wir versteckten noch kurz die "Tippzettel" (kleiner Spass am Rande), und begrüssten den Gossauer Medienstar der letzten Woche. "Isch jetzt halt ä chli gstellt" meinte Gnägi mit einem Schmunzeln. Die nette Journalistin stellte uns daraufhin einige Fragen und unser medienerprobte Präsident meinte noch: "jo klar, es wer scho schö wenns meh fans wöred, aber mehr sind um jede froh". Ich versuchte dann auch noch eingermassen Sinnvolles in die Kamera zu sprechen. Was ohne intensives Kommunikationstraining "à la Bundesligaprofis im Zeitalter von SKY TV" gar nicht so einfach ist. Jedenfalls versuchte ich konzentriert ein "wiexait" und andere "fussballtypische" Floskeln zu vermeiden. Man kann ja nicht jahrelang lästern und dann den selben Mist rauslassen.

Nach dem kurzen Gespräch machte sich unser verkabelter Präsident mit dem Kamerateam im Schlepptau wieder Richtung Sitzplätze auf. Jetzt galt die Konzentration endlich wieder dem Fussball. Gespannt warteten wir auf die Reaktion des Gossauer Teams auf die Vorfälle der letzten Wochen. Schriftlich hat sich die Mannschaft ja schon von den Ereignissen rund um den Wettskandal distanziert. Nun lag es an den Spielern, dies auch mit einer kämpferischen Leistung auf dem Feld zu unterstreichen. Das Team knüpfte dann tatsächlich teilweise an die guten Leistungen vom Saisonbeginn an und hätte nach einer halben Stunde in Führung liegen müssen. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass in der Folge ausgerechnet ein Goaliefehler zum 1:0 für das Heimteam führte. Adrian Harder, die nominelle Nummer 3 im Gossauer Gehäuse, wurde nach dieser unglücklichen Szene von mehreren Mitspielern getröstet. Dies zeugt sicherlich von einem guten Zusammenhalt im Gossauer Team. Zum oft zitierten psychologisch unglücklichsten Zeitpunkt kassierten die Gäste in der Folge auch noch das 2:0. Wieder war es Adrian Harder, der an dieser Szene massgeblich beteiligt war. Der junge Torhüter konnte einem richtig Leid tun. Sein Vater betreibt eine Zahnarztpraxis, ein Sportpsychologe wäre nach der ersten Halbzeit eher gefragt gewesen. Der Elfmeter, der vom Gossauer Goalie verursacht wurde, war allerdings sehr umstritten. Manch ein Gäste Anhänger vertrat die Meinung, dass der Schiedsrichter mit seiner Entscheidung ähnlich falsch lag, wie das Schweizer Stimmvolk an diesem Wahlsonntag

In der Pause waren die Supporter des Zweitletzten verständlicherweise in besserer Laune als die Unterstützer des Tabellenletzten. Zur bedrückten Stimmung passten die "sensationellen" Sandwiches im Stadion, 5 Stutz, 2 Scheiben Hot Dog Brot, und 2 Scheiben Schinken. Andere verzichteten daraufhin auf feste Nahrung und flirteten lieber mit 65jährigen Angestellten. Dies hatte zur Folge, dass gewisse Personen ihr Bier in der zweiten Hälfte an den Tribünenplatz serviert bekamen. Ein Publikumsaufmarsch, der nicht gerade an eine Pilgerfahrt nach Mekka erinnert, hat eben doch auch seine Vorteile.

Die Gäste spielten in der zweiten Hälfte weiterhin mit viel Herz und wurden (endlich) in der 57. Minuten mit einem Treffer belohnt. Die Vorentscheidung fiel dann just in einer Druckphase des FC Gossau. Ali Özcakmak unser letztjähriger "Starstürmer" (5 Spiele, 0 Tore) traf zum vorentscheidenden 3:1 für Le Mont. Klar, wenns schon nicht läuft tragen sich selbst gegnerische Spieler in die Torschützenliste ein, die zu Gossauer Zeiten in Sachen Treffsicherheit nicht gerade als geistige Brüder von Wilhelm Tell oder Robin Hood durchgegangen wären. Den Vater von Stephan Chapuisat hats jedenfalls gefreut. Der für seine Impulsivität bekannte Trainer der Westschweizer hüpfte freudenstrahlend an der Seitenlinie herum. Das 3:2 durch Murat Ural in der Nachspielzeit brachte dann unser Blut auch nicht mehr wirklich in Wallung, der Schlusspfiff ertönte nur Sekunden später.

Das Kamerateam war nur wieder zur Stelle, und begleitete die Mannschaft zur Verabschiedung der Fans. Was zu einer skurillen und wohl nicht alltäglichen Situation für die Leute vom Schweizer Fernsehen führte. Wo normalerweise die Fans klar in der Überzahl sind, war es hier genau umgekehrt. Der ganze Kader des FC Gossau winkte drei Gossau Anhängern auf der verwaisten Tribüne der Lausanner Pontaise zu. Nicht gerade Zustände wie bei Usain Bolt, als er hier im Juli das 200 Meter Rennen gewann.

Eine grösser Unterstützung hätte die Mannschaft an diesem Tag jedenfalls verdient. Sollte sie an diese Leistung anknüpfen können sehe ich ein kleines glühwürmchengrosses Licht am Ende des NLB Tunnels.
Unterstützung hätte auch der Verein FC Gossau in dieser schwierigen Zeit verdient. Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass man diese Partie hätte verschieben müssen. Der psychologische Druck auf die Spieler war enorm, dies war auch in einigen Szenen ersichtlich.

Auf dem Nachhauseweg quer durch die Schweiz sah man dann kaum noch Reisende beim konzentrierten Lesen von "Wettskandal" Berichten. Der überraschende Ausgang des Abstimmungssonntag wurde nun in vielen Zugabteilen diskutiert. Warum? Weshalb? und Wieso? hat die Schweiz diese umstrittene Initiative angenommen? Diese Frage bewegt die Weltöffentlichkeit, zumindest Roli Gnägi muss darüber bestimmt keine Auskunft geben. Es kehrt wieder so etwas wie Normalität beim FC Gossau ein. In dieser Woche wird auch die Aussenministerin Micheline Calmy Rey und nicht der FC Gossau Präsident in der New York Times zitiert werden.

Für Interessierte, die diese Sternstunde der TV Unterhaltung verpasst haben, hier nochmals der Bericht:

PS: Dank an Wern-Air

Donnerstag, November 26, 2009

Im Mittelpunkt des Interesses

Vor zwei Tagen besuchte ich einen Anlass, bei dem eine DVD über verschiedene Sportarten in der Ostschweiz gezeigt wurde. Im Rahmen dieses kurzen Films, wurde auch ein Junioren Fussball Match eingeblendet. Der Goalie sah bei einem Gegentreffer gar nicht gut aus, der Ball rutschte ihm ganz blöd unter dem Körper durch. Prompt rief jemand aus dem Publikum "da isch dä zukünftig Gossau Goalie!". Ein riesen Schenkelklopfer, lauthalses Gelächter in der Runde. Nur mir blieb das Lachen im Hals stecken. Auch den Spruch, ob den ein Gossau Spieler bald die Nachfolge von Thomas Gottschalk bei "Wetten…Dass???" antritt, mag ich schon nicht mehr hören. Ziemlich nervig sind auch die Telefonate, oder die Mails von Kollegen mit der simplen Anfrage "du wa meinsch zum FC Gossau??"
Der FC Gossau Präsident Roland Gnägi muss deshalb wahrlich ein dickes Fell besitzen. Seit Tagen wird er in den regionalen und nationalen Medien herumgereicht wie eine Tüte Chips bei einer Miss Molly Wahl. Eine "Tagesschau" ohne den FC Gossau Präsident ist beinahe wie eine Nachrichtensendung ohne Wetterbericht. Teilweise nimmt die Berichterstattung über den aktuell wohl berühmtesten Verein der Welt :-) allerdings auch äusserst skurille Formen an. Die Gier des sensationslüsternen Publikums muss ja gestillt werden. Da ist es nicht weiter verwunderlich, wenn aufeinmal 12jährige FC Gossau Junioren fundierte Meinung zum "Wettskandal" in TV Mikrofone sprechen sollen. Auch auf den ersten O-Ton der Herrn M.B und D.D warten die Journalisten sehnsüchtig, obwohl dies im Moment kaum realistisch scheint. „D’Mutter vom Mario Bigoni häd gseid, ihre Sohn beantworti im moment kei froge“ mehr bringt auch „Tele Züri“ nicht raus.

Der FC G hat es gar in die New York Times geschafft, dies wäre wohl ansonsten nur möglich gewesen, wenn unsere Stadt Fussball Weltmeister geworden wäre. Ansonsten fristet der lokale Fussballverein in den Blau-Weissen Trikots ja eher ein Schattendasein. Böse Zungen behaupten, wenn ein FC St.Gallen Spieler ein Furz loslässt, erzeugt dies normalerweise ein grösseres mediales Echo, wie ein sportlicher Grosserfolg des FC Gossau.

Ansonsten fällt es im Moment äusserst schwer, das Ganze richtig einschätzen zu können. Man liest und hört viel, aber meistens ja nichts Konkretes. Logisch kommt einem diese oder jene unglückliche Szene der letzten Saison, auf einmal merkwürdig vor. Allerdings war der FC Gossau auch in sportlich erfolgreichen Zeiten, ja nicht unbedingt ein Garant für „Champagner Frühstück“ Fussball. Eine vergebene 100% Torchance oder ein kapitaler Fehler in der Abwehr, konnte auch da immer wieder mal vorkommen. Man sollte jetzt also nicht übertreiben...
Die Gefühlslage ist schon merkwürdig. Man schwankt zwischen „Da wurden wir ja brutal verarscht die letzte Saison..“ bis „hoffentlich folgt da nicht noch mehr...?“
Leid tun einem vor allem der ehemalige Trainer Vlado Nogic und die vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter des FC Gossau, falls sich die Vorwürfe tatsächlich bewahrheiten. Natürlich ist auch eine Portion Selbstmitleid angebracht, manchen Ärger und manche Reise hätten wir Fans uns vielleicht ersparen können.

Am Sonntag spielt Gossau sein kapitales Spiel gegen den FC Le Mont. Ein Sieg in Lausanne wäre im Hinblick auf den Klassenerhalt äusserst wichtig. Eine Durchführung dieser Partie macht aus meiner Sicht im Moment wenig Sinn. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die junge Mannschaft sich auf diesen Match konzentrieren kann. Es ist anzunehmen, dass eine Vielzahl Medien an diesem Spiel anwesend sein wird. Bei jedem Fehlpass oder Fehler wird bei den Spielern ein komisches Gefühl hochkommen. Es wäre das Beste, wenn der FC Gossau sich bis zu einer teilweisen oder abschliessend Klärung der Vorfälle vom Ligabetrieb freistellen liesse.

Der ehemalige „Mister Schweiz“ wohnt nun mit seiner Gossauer Freundin in unserer Stadt. Eine Home Story à la „Schweizer Illustrierte“ wurde gleich mal im Lokalteil des St.Galler Tagblatt abgedruckt. Zwei Kinder wollen die beiden glücklich Verliebten irgendwann. Sie lachen viel und Necken sich immer wieder, steht in dem Artikel.
Das sind doch die Dinge, die normalerweise in Gossau für Aufsehen sorgen. Was die zweit „Turteltauben“ in ihrem Liebesnest so alles anstellen, interessiert zwar auch nicht wirklich jemanden, aber immerhin alles ist besser als dieser unsägliche Wettskandal...

Wer seine Gefühle, Wut, oder neuste Neuigkeiten zu Gossauer „Wettgate“ Affäre auf diesem Blog publizieren will. Gerne weiterhin als Kommentar unter dem letzten Blog oder diesem hier..

Donnerstag, November 19, 2009

Ein Fernsehabend

Diese WM Barrage ist schon was fieses. Innerhalb von zwei Spielen entscheidet sich für mehr als hundert Fussballspieler, ob sie im kommenden Sommer ihren Urlaub beim "Marktwert-Steigern" in Südafrika verbringen, oder doch mit der Schwiegermutter beim Karten spielen auf Sardinien.

Rückblick auf einen entspannten und mit einer herben Entäuschung endenden Fernsehabend (gewohnt parteiisch, gewohnt satirisch…)


Algerien : Ägypten

Der Kracher LIVE aus dem Sudan! Die Söhne Kleopatras gegen die ehemalige französische Kolonie im alles entscheidenden Relegationsspiel. Chaotische Bilder auf den Zuschauertribünen, Herrlich! Karin Keller Sutter wäre wohl dem Herzinfarkt nahe, hätte sie das miterleben müssen. Leute, die an Tribünenbrüstungen herunter klettern. Brennende Bengalen und ein besorgter Eurosport Reporter. "Die Stimmung ist doch schon genug aufgeheizt" meint der Fussballsprecher. Der Grund für die Aussage sind sind algerische Spieler, die ihre Landsleute mit Armbewegungen zu noch mehr Enthuisiasmus auffordern.
Das spielerische Niveau ist schwach, die Fans machen diesen Umstand aber mehr alles Wett. Zuschauer die ruhig auf ihren Plätzen sitzen, sind etwa so realistisch wie eine schwulen Parade durch die Strassen von Teheran.
Am Ende trägt Algerien den Sieg davon, und feiert euphorisch die Qualifikation, der Goalie hockt gar mit entblösstem Oberkörper auf der Torstange. Der Eurosport Reporter ist ganz fasziniert "so was sieht man in Afrika auch nicht alle Tage!"
Schade ist, dass diese Fans und diese Spieler in ein paar Monaten in den perfekt abgespielten Ablauf einer FIFA Fussball Weltmeisterschaft ™ gesteckt werden…

Ukraine : Griechenland

Schweinegrippe geplagtes Land gegen Land des spielerischen Elends! Schevtschenko gegen Rehhagels Mauertaktik. Ein Spielsystem das König Otto wohl noch vor dem Bau der Akropolis erfunden hat. Das Stadion ist nicht sehr gut gefüllt, die Ukraine hats übel erwischt mit H1N1. "Die Griechen Fans seien aus Angst vor der Grippe nicht mal angereist, zwei Charterflüge wurden abgesagt", meint der Eurosport Reporter. Eine Torchance in zwei Partien reicht für die Hellenen, die Osteuropäer sind ratlos nach dem überraschenden Führungstreffer der Gäste.
Rehhagel strahlt nach dem Schlusspfiff wie Aphrodite, die griechische Göttin der Liebe. Schevtschenko sitzt weinend auf dem Rasen von Donezk, ein junger Fan rennt über den Platz und will den Altstar trösten. Vergeblich, ein bulliger Ordner befördert ihn wieder Richtung Tribüne.

Stolz vermelden deutsche Medien am Folgetag, dass ihr Otto Rehhagel mittlerweile auch die griechische Landeshymne auswendig könne. Er darf dies zumindest noch dreimal in Südafrika unter Beweis stellen…Vielleicht mit dem grossen Ziel, den gegnerischen Strafraum nicht in der gleichen Art zu meiden, wie der Papst den Besuch eines Swinger Clubs.

Bosnien Herzegowina : Portugal


Diese Paarung versprach Spannung und fanatische Stimmung im Stadion. Bosnien will mit aller Macht an seine erste WM. Portugisische Spieler sollen bei ihrer Ankunft in Sarajevo gar bespuckt worden sein. Leider war ein gewisser Weltstar aus Portugal verletzungsbedingt abwesend…

Den ganzen Mittag den Bluewin TV Guide durchforscht. 175 Sender aber nirgends kommt dieses verdammte Spiel, "Schöne neue Welt" denkt man, da könnte man sich auch wieder eine Antenne auf das Haus montieren (SF1,SF2, ARD und ZDF war doch früher so einfach und unkompliziert)
Am Abend dann die positive Überraschung, der Match wird auf Kanal 150 "RTP Inernacional" gezeigt. Der Sender liegt schön eingebettet zwischen Kanal 149, wo gerade irgend so ein grosser Vogel über eine galizische Autobahn läuft, und Kanal 151, auf dem eine volkstümliche Tanzveranstaltung aus Osteuropa gezeigt wird. Das Stadion ist natürlich ausverkauft, offiziell 12'500 Einheimische unterstützen ihr Team leidenschaftlich. Die Leute im Gästeblock machen einen leicht eingeschüchterten Eindruck. Befreundete Groundhopper, die am Nachmittag noch bierseelige Kurzmitteilungen aus Sarajevo verschickten, stehen nun auch in diesem Sektor. Sie werden wohl schon aus reinen Sicherheitsgründen auf einen Heimsieg der Bosnier hoffen, denke ich. Nicht, dass die armen Kerle noch mit UN-Blauhelmen getarnt das Stadion verlassen müssen.
Der portugisische Reporter spricht ohne Unterbruch, unser Beni Thurnheer wirkt dagegen wie ein Mönch in einem Schweigekloster. Der verletzte "Zwetschge" Misimovic fehlt bei den Gastgebern an allen Ecken, auch das ein Grund für ein bescheidenes Spiel. Bei den Portugiesen, an und für sich ein sehr symphatisches Volk, laufen auf dem Platz mittlerweile schon viele Spieler rum wie der Ronaldo höchstpersönlich. So ein merkwürdiger Gang, eine Mischung zwischen arroganter Ente und Cowboy mit (zu) engen Hosen.
Die Südeuropäer lassen sich von dem lautstarken Heimpublikum überraschenderweise kaum beeindrucken. Nach dem 1:0 für Portugal ist klar, die Werbeindustrie darf sich freuen. Sie hat ihren kantenlosen, schön frisierten Weltstar am grossen Turnier im nächsten Sommer. Ronaldo macht sich halt schon besser auf einem Armani Plakat, als ein Zlatan Bajramovic…"Vorwärts für dä Sport" sag ich da nur.
Gut war der Weltfussballer von Real Madrid bei diesem Spiel nicht im Kader. Er passt so viel besser in die "playstationartige" Welt einer FIFA WM, als in ein kleines, altes Stadion in Sarajevo, auf einem nicht gerade Wimbledon Center Court Rasen.

Slowenien : Russland


Nur noch Formsache für den grossen Bären aus dem stolzen Russland, dachte man… Tja, falsch Gedacht.
Präsident Medwedev und Chelsea Präsident Abramowitsch schauten betreten aus der Wäsche. Russland verliert vor 12'000 freudentrunkenen Slowenen sein Ticket nach Südafrika. Der russische Kommentator auf Channel 1 (Bluewin TV Sendeplatz 160) ist logischerweise ziemlich depremiert. Um noch ein schlimmes Klischee hervorzuholen, der Mann wird jetzt sicherlich den einen oder anderen Wodka brauchen…Nastrovjie

Zwischen den Qualispielen, mal schauen was sonst noch so läuft im Massen Medium des 21.Jahrhunderts? Das Ostschweizer Regionalfernsehen bringt eine Diskussionsrunde mit dem FC SG Präsident Hüppi, dem Fan Verantwortlichen der Espen Urs "Bömmel" Baumgartner und dem Stadtrat Nino Cozzio. Thema natürlich was sonst in der heutigen Zeit "Gewalt im Stadion"! Was die Fanpolitik anbelangt scheinen die Meinungen von Cozzio und Baumgartner etwa so weit enfernt, wie das Ljudski Stadion in Maribor vom Stade de France in Paris…

Frankreich : Irland


Fussball à la haute cuisine gegen Fussball mit pintgetränkter Irish Pub Mentaliät! Clash of Cultures! Keine Frage wem da die Symphatien gehören. Come on you boys in green!!! Defensiv Zampano Trappatoni, an der Seitenlinie mit reichlich Weihwasser ausgestattet, macht sogar Hoffnung auf eine Sensation. Meine Frau äusserst sich in einem Monolog über das Aussehen des französischem Stürmer Nicolas Anelka. Den 1:0 Führungstreffer der Iren nimmt sich aber trotzdem noch zur Kenntnis, sogar freundenstrahlend. Irgendwie ist mittlerweile Frankreich für viele Schweizer Fussballfans das neue Deutschland. Beni Thurnherr kommentiert die Verlängerung Live auf SF 2, vorher brachte man ja lieber wieder so einen Film Blockbuster. Dafür präsentiert man Herr und Frau Schweizer jedes "Furz" Champions League Spiel, Service Public lässt grüssen...

Der Stadionsprecher im Stade de France, diesem irgendwie seelenlosen Bau in einem Pariser Aussenquartier, ist lauter als das Publikum der französischen Nationalmannschaft. Man denkt ,als Nicht-Franzose, der Grande Nation würde ein Sommerurlaub auf Korsika besser zu Gesicht stehen, als ein Aufenthalt am Kap der guten Hoffnung. Doch es wird nichts mit dem Wateloo für die Nachfahren Napoleons. Der neue französische Handballstar Thierry Henry bugsiert den Fussballweltmeister von 1998 an die WM.
La vie est dure sans confiture…

Das war er der letzte Abend der WM Qualifikation für Südafrika 2010. Sepp Blatter darf sich freuen, erstmals sind alle bisherigen Weltmeister am Start des Turniers.

Fazit: Die Quali Phase fing mit einer Entäuschung an, dem 1:0 der Schweiz gegen das grosse Luxemburg, und endete auch nicht ungbedingt symphatisch mit dem Ausscheiden der Iren.
Da hilft nur noch eine Folge "Stromberg" zum Abschluss des Abends… "Ärger ist wie ein Blumentopf. Von je höher er kommt, desto eher tut er dem weh, der ihn auf dem Kopf kriegt.“

Dienstag, November 17, 2009

Weltmeister Schweiz!

Die Schweizer Fussballnationalmannschaft ist Weltmeister, was vor wenigen Wochen noch genauso realistisch schien wie Zigarettenautomaten in Schulhäusern, ist tatsächlich Tatsache geworden. Eine junge multikulturelle Truppe mit Schweizer Pässen wurde sensationell U-17 Weltmeister. Die Mannschaft wird nun mit Lobeshymen überhäuft, die Superlativen werden gerne bemüht, und Live Reporter Dani Wyler vom Schweizer Fernsehen erlebte in den Schlussminuten des Spiels einen wahrhaft verbalen Orgasmus

Satire zum Titel:
Doch was sagt wohl die Schweizer Fusball und Politik Prominenz zum Titelgewinn? Es folgen fiktive Aussagen, die so niemals getätigt wurden:

Alex Frei: (Fussballstar, Captain Schweizer Nationalmannschaft, Torschützenkönig in Frankreich, Publikumsliebling in Dortmund und Basel): Gratulation an die Buben. Es ist aber noch ein weiter Weg bis 80'000 Zuschauer aufstehen und deinen Namen rufen, wie bei mir in Dortmund. In der A-Nati weht dann ein ganz anderer Wind. Strelli und ich sind ein Traumpaar, und der Schwarze, der Bun Jaku von Fürth der spielt auch ab und zu. Weltmeister, Weltmeister… ich hab im Revierderby zwei Tore gegen Schalke geschossen, 80'000 Leute stehen in Dortmund auf wenn ich ins Stadion laufe, ACHTZIGTAUSEND!!!

Ciraco Sforza: (Weltklasse Spieler, Weltklasse Trainer, Geboren in Wohlen AG)
"Ciraco Sfoza holt Titel für die Schweiz" müsste es eigentlich heissen. Ben Khalifa wude ja von einem gewissen Ciraco Sforza entdeckt. Es ist klar, wenn man einen ehemaligen Weltklassespieler als Trainer hat, dann kann ein junger Spieler stark davon profilieren.
Die werden jetzt alle anrufen bei mir, von Manchester bis Mailand, aber den Jungen gebe ich nur im Doppelpack her."Ciriaco Sforza und Nachwustalent unterschreiben bei Manchester United" bald stehts bei meinen Freunden vom "Blick". Ach ja, GC ist ein super Verein ich bleibe noch viele Jahre oder so, Spendenkonto Nr. findet man auf der Homepage des Vereins oder auf meiner Seite www.championsleaguesiegerunddeutschermeister.ch

Lukas Reinmann (SVP Nationalrat aus Wil SG, und kein Freund von Türmen)
"Trittst im Morgenrot daher, seh ich dich im Strahlenmeer". Ein fantastischer Sieg unseres Landes. Siegrist, Kamber und Buff hatten sicher den grössten Anteil am Erfolg, Wilhelm Tell hätte seine Freude an diesen jungen Eidgenossen, die sich in Afrika mirakulös durch den Dschungel durchkämpften. Klar brauchte man auch einge Leute, die nicht mit Handörgeli und Sennenkäppeli auf die Welt gekommen sind, aber es ist halt wie auf dem Bau "Giovanni scho weiss" , wissen Sie was ich meine? Jetzt bringen wir aber erst einmal diese Anti-Minarett Initiative durch, dann wird die Welt erst recht über unser kleines Land staunen. "Wenn der Alpenfirn sich rötet, Betet freie Schweizer betet"

Joseph S.Blatter (FIFA Präsident auf Lebenszeiten, oder länger…)
Ich bin als FIFA Präsident unparteiisch, aber natürlich freu ich mich. Nachdem ich den Fussball erfunden habe konnte nun endlich eine Mannschaft aus meinem Land die WM gewinnen. Ein bisschen frech waren die Jungen schon, als sie mir bei der Siegerehrung einfach den Pokal aus den Händen rissen. Dabei hätte das doch gute Fotos gegeben, lauter Sieger auf dem Bild. "For the game, for the world", sage ich da jeweils zu meinem Freund Pele.
Vor ein paar Jahren erzählte ich, dass ich erst zurücktrete, wenn die Schweiz Weltmeister wird. Haha guter Witz, war natürlich nicht ernst gemeint. Vorher schliesst sich mein Heimatkanton dem Nachbarland Italien an, bevor ich meinen Stuhl freiwillig räumen. "For the game, for the world" sage ich da jeweils zum meinem Freund Barack Obama.
Es war eine gute WM in Nigeria, fantastische Stimmung, fantastische Fans. Alle Stadien mit Sitzplätzen und diese Tröten sorgen für eine tolle Ambiance, nicht so assoziale Gesänge wie in Europa. In Afrika lieben sich mich, wer ist schon Nelson Mandela? Ich hab dem Kontinent schliesslich den Fussball gebracht "For the game, for the world" sag ich da jeweils zu meinem Freund dem lieben Gott.

PS: Wenn unser Land in Zukunft, nicht nur fussballerisch, so auftritt wie diese Mannschaft in den vergangen Wochen dürfen wir uns auf die kommenden Jahre freuen.

Montag, November 16, 2009

Gästeblog: Im Theater aufm Dorf

Gästeblog von Dani:

Ein guter Arbeitskollege spielt schon lange Zeit in einer Theatergruppe. Daher ist die logische Folgerung, dass man sich irgendwann auch entschliesst, diesem Spektakel einmal beizuwohnen. Andere Kollegen bei der Arbeit haben berichtet, dass es "gut" sei (es findet scheinbar alle 2 Jahre statt). Ja gut, dann lässt man sich mal 2 Karten zur Seite legen und fährt also mal hin, in dieses Andwil (was irgendwie noch genauso ausschaut wie 1993, als man zuletzt hier war (...um Schulkollegen zu besuchen, weil diese - wie es damals so schön hiess - eine sturmfreie Hütte hatten und man sich beruhigt Martini einflössen konnte)). Andwil - oder doch Finsdorf? Naja.
Schon kurze Zeit später sitzt man dann in Reihe 1 der Dorfturnhalle (der Arbeitskollege hat aber tolle Tickets reserviert...) und schaut auf eine schräg nach oben gebaute, orange Bühne. Minuten später verdunkelt sich die Turnhalle und eine Type in Turnschuhen mimt den Robbie Williams. Ein Blick zur Freundin verrät alles: wo sind wir hier bloss gelandet?
Danach startet ein wirklich interessantes Theater - in dem erstmal gar nichts gesprochen wird. Eingelesen wie man ist weiss man, dass die Geschichte von einer Dame und einem Adelshaus mit allem drum und dran handelt. Und das irgendwann irgendjemand umkommt, resp. umkommen soll.
Die Dialoge des Theaters sind in (für uns Schweizer, die wenn dann SF Käse oder deutsche Endlosgeschichten schauen...) gehobener deutscher Sprache, was vom Zuhörer eine gewisse Konzentration abverlangt. Genau das macht es aber für diesenjenigen lohnenswert. Diese Sprache bietet doch noch etwas! Für die Darsteller ist es aber wohl um so schwieriger, müssen sie sich Worte merken, die man im "Leben" nie braucht (erinnert mich an meine Qualen im Französischunterricht...). Herausragend ist die Verkörperung der Hauptdarstellerin. Die Rolle wird absolut überzeugend und mit einer Mimik gespielt, die man im deutschen Privatfernsehen wenn dann vielleicht noch bei Christoph Maria Herbst findet! Auch die restlichen Rollen (für mich natürlich mit Hauptaugenmerk auf den Arbeitskollegen...) verstehen zu gefallen. Vor allem hat die Geschichte aber ziemlich "Fleisch am Knochen" - jedenfalls diskutieren wir auf dem Heimweg noch darüber (wenn bei ich "Anna und die Liebe" zuschalte reflektiere ich das Gesehene kaum bis zu dem Moment, in dem mein Finger die Nr. eines anderen Fernsehkanals komplett durchgedrückt hat).
Überrascht verliessen wir nach Ende und des Stücks (und natürlich einem Feierabendbier mit Schauspielern) dieses "Amateurtheater"! Eine tolle Inszenierung einer guten Geschichte. Schön, wenn man - ahnungslos und "weil man einfach mal hingeht" - durchaus sehenswerte Kultur geboten bekommen kann. Es war, einfach ausgedrückt: Gute Unterhaltung!

Mittwoch, November 11, 2009

Gästeblog: Vater-Sohn Wochenende






Gästeblog von Fabio:

Obwohl die Pleite der Young Boys in Sion sehr bitter war, möchte ich ein paar Zeilen über das 1000 Kilometer lange „Vater-Sohn“-Wochenende schreiben. Am Samstagmittag ging es los von Gossau aus Richtung Bergamo. Während mein Vater im Minutentakt Traubenzucker ass, lass ich in einem Fussballmagazin. Nach vier Stunden und nur gerade ein bisschen Stau bei der Ausfahrt, kamen wir in Bergamo an. Dort trafen wir Tino Sana, ein guter Bekannter von uns, in seinem Lieblingsort, nämlich seinem Museum. Eigentlich ist Tino Sana ein Innenarchitekt. Neben seinem Beruf geht er jedoch fast tagtäglich seinem Hobby nach, wo es hauptsächlich um Holz geht. Daher hat er ein Museum eröffnet, wo verschiedene Berufsarbeiten Mitte 1900 und 2000 präsentiert werden. Natürlich wurde da immer mit Holz gearbeitet. Sei es Waschen, frisieren etc. Er erzählt uns wahnsinnig viel und mit viel Leidenschaft, mein Vater und ich verstanden jedoch das wenigste. Verständlicher war dann seine Veloausstellung. Er hat verschiede Originalvelos von Gimondi, Merckx über Ullrich und Pantani. Gimondi ist einer seiner besten Freunde, von ihm hat er dann auch gegen die 20 Renntrikots aufgehängt. Danach erzählte er uns noch eine witzige Geschichte, als er einmal Toni Rominger nach Hause fahren musste nach einer Tour und der Toni dauernd niesen musste, weil er Heuschnupfen hat. Sein selbstkreiertes Holzvelo schaffte es sogar in die Wertung der acht speziellsten Velos auf der Welt. Neben dem Velo hat er auch verschieden Motorräder ausgestellt, welche unsere Herzen höher schlagen liessen. Zum Abschluss zeigte er uns noch ein Holzflugzeug, wovon es nur zwei auf der Welt hat. Danach gingen wir mit seiner Frau nach Hause, da er noch ein paar Arbeiten erledigen musste, bevor wir dann zum Stadion gingen. Er teilte ihr auch gleich mit, dass sie auch gleich ein Flasche vom guten Wein auftischen soll. Nachdem wir diesen wirklich guten Wein gelobt haben, ging es keine Minute und zwei Flaschen wurden in „Gazzetta dello Sport“-Zeitungspapier eingewickelt. Zudem gaben sie uns noch zwei andere Weine mit und gleich noch einen Riesensalami. Auch einen Champagner stellten sie in die Tüte, jedoch müsse ich diesen wieder abgeben, falls Juve heute gewinnen würde. Neben Wein gab es natürlich noch exzellenten Rohschinken und feinen Käse. Tino Sana ist ein grosser Atalanta-Fan. Mit seiner eigenen Firma sponsert er dem Verein auch einen sechsstelligen Betrag. Über ihn konnten wir auch Karten organisieren, natürlich nur mit einer Kopie von unserer ID. Mit seinem Mercedes und seinem Stiefsohn ging es dann zum Stadion. Wir bekamen dann eine Saisonkarte wo der stolze Preis von 1'125.- Euro aufgedruckt war. Als wir ins Stadion gingen, ging es auch gleich in den Business-Club und dort an den Tisch, wo vier Plätze unter dem Namen Tino Sana reserviert waren. Dort erwartete uns ein feines 4-Gang-Menü, Champagner und Wein. Nach der vierten Flasche Wein hatte Tino Sana schon Angst, dass wir zwei auf den Plätzen einschlafen würden und trotzdem bestellte er zum Kaffee noch einen Cognac für uns. Kurz vor Spielbeginn ging es dann auf unsere Plätze auf der Haupttribüne. Im ausverkauften Atleti Azzurri d’Italia zeigten die Atalanta-Anhänger eine schöne Blätterchoreo. Juve hatte neben ein paar Fackeln noch Knaller dabei und so ergab es dann eine Atmosphäre, wie man es sich in Italien wünscht. Leider verflachte der Support von der Juve-Seite ziemlich rasch. Dennoch wurden immer wieder vereinzelt Fackeln gezündet. Auch bei den Ultras von Atalante wurde Pyro gezündet. Dauersupport konnte man bei Atalanta jedoch nicht sagen, dafür waren sie zwischendurch immer wieder extrem laut. Vor allem bei den Anschlusstreffern 1-2 und 2-3 kam gute Stimmung auf. Schlussendlich gewann Juventus die Partie dann aber 5-2 und zudem wurden Juve auch noch drei Tore aberkannt, wovon zwei regulär waren, so von wegen Mafia ... Zu erwähnen sei vielleicht noch, dass wir in der Halbzeit ebenfalls wieder in den Business Club gingen, dort gab es denn Häppchen, verschiedene Torten und Champagner. Nach dem Spiel ging es dann zurück zu seinem Museum wo wir unser Auto hatten. Eigentlich hatten wir ein Hotel reserviert, waren dann aber zu faul und konnten in Tino’s altem Haus übernachten. Meine Mutter meldete dann aber noch, dass sie das Hotel noch stornieren konnte, da ich es dummerweise erst für das nächste Wochenende reserviert habe. Naja, manchmal lohnt es sich, wenn man ein Vollpfosten ist. Am nächsten Tag um neun Uhr ging es dann zu Tino’s Tochter zum Frühstück. Eine Stunde später machten wir uns dann auf nach Sion. Über den Simplon, wo uns viel Schnee, Minustemperaturen und eine schöne Strecke erwartete, kamen wir dann nach Sion. Da uns noch einige Zeit übrig blieb, gingen wir noch in eine Walliser Stube und assen dort ein Käsefondue. Mein Vater war gedanklich wohl noch in Italien, denn nur so konnte man es sich erklären, dass er die Bestellung auf Italienisch aufgab. Danach ging es ins Tourbillon, wo wir durch drei Standardsituation und eine unorganisierte YB-Verteidigung eine herbe 3-1 Pleite einstecken mussten. Nach drei Stunden und als der Kilometerzähler genau 1'000 km gezählt hatte seit der Abreise am Samstagmittag, kamen wir wieder in Gossau an.


Dienstag, November 10, 2009

FC Gossau : FC Winterthur

NLB
Sportanlage Buechenwald
660 Zuschauer (gemäss der Zeitung "Landbote", die Hälfte aus Winterthur)

Vor 20 Jahren fiel der eiserne Vorhang! Der kalte Krieg war vorbei, David Hasselhof sang "Looking for Freedom" auf der Berliner Mauer und Hans Uwe Pilz wechselte von Dymano Dresden zu Fortuna Köln. Deutschland feiert dieser Tage dementsprechend euphorisch. David Hasselhoff war auch wieder vor Ort. Er wankte in Champagner Laune und mit gehörig Seitenschlag auf die Bühne einer Musikpreisveranstaltung. "Freedom, Freedom" sprach der sichtlich angeschlagene "Knight Rider" ins Mikrofon, zum "Zmorgen" hatte der bestimmt nicht nur Buttermilch, dachte man da als Zuseher. Der Ex Baywatch Rettungsschwimmer meinte dann noch ziemlich bescheiden, dass nicht er die Mauer zum Einstürzen brachte, sondern die Ostdeutschen seien dafür verantwortlich gewesen.

Der K.I.T.T. Fahrer war es also nicht der Erich Honecker höchstpersönlich aus der DDR vertrieb, trotzdem Hasselhof war zweifeslos vor zwanzig Jahren ein grosser Star bei unseren nördlichen Nachbarn. So schrieb der Spiegel sehr humorig: "Zu den großen nationalen Traumata der Deutschen gehört neben Drittem Reich, Wembley-Tor und jetzt Opel-Verkauf sicherlich auch David Hasselhoff. ..." Doch auch wir Schweizer sangen "Crazy for You" und den "Limbo Dance" Anfang Neunziger innbrünstig mit. Auftritte des Ami Sänger beim „Supertreffer“ oder bei Wetten,Dass...versammelte Millionen deutschsprachiger Familien gebannt vor dem Fernseher. Sozusagen ein Duell des schlechten Geschmacks lieferten sich deshalb unsere beiden U-17 Nationalmannschafen in Nigeria. Das Spiel war allerdings alles andere als tiefes Niveau, und es geschah etwas, dass so selten ist wie ein islamisches Gebetsbuch an einer SVP Versammlung. Die Schweiz siegte tatsächlich gegen Deutschland. Nun freuen sich alle, wirklich alle vom Bündner Bergbauer bis zum Migros Lastwagenfahrer aus Altdorf. Hat man es den " Schwaben" nun endlich einmal gehörig gezeigt! Leute die bis vor einer Woche nicht einmal wussten was "U-17" überhaupt bedeutet fiebern nun dem WM Halbinale entgegen, als handle es sich um eine bevorstehende Liebsnacht mit Angelina Jolie und Gisele Bündchen.

„Freedom, Freedom“ alles andere als in Freiheit war letzte Woche Carl Hirschmann, Zürcher Partylöwe und Millionärs Söhnchen. Er schnupperte gefilterte Luft in der U-Haft (@Mode-Fans unserer Junioren Nationalmannschaft, das hat nichts mit „U-17“ zu tun), und summte vielleicht leise vor sich in „One morning in june some twenty years ago I was born a rich man son. I had everything that money could buy. But freedom - I had none” dies natürlich in der David Guetta Ibiza Club Version 2009. Freiheit vor dem gegnerischen Goalie suchen die FC G Stürmer auch in dieser Saison vergeblich. Dementsprechend findet man wohl häufiger keusche Klosterfrauen im Zürcher In-Club von Carli Hirschmann, als drei Punkte auf dem Konto der Fürstenländer.

Es goss wie aus Kübeln an diesem Sonntag in Gossau, dementsprechend war der Publikumsaufmarsch eher bescheiden. Böse Zungen behaupten, einzig die Winterthurer Fans zeigten dafür verantwortlich, dass die Zuschauerzahl im dreistelligen Bereich war. Sie sangen dann auch nicht ganz zu Unrecht ihr Lied vom „Heimspiel in Gossau“. Vor 20 Jahren endete das Projekt Sozialismus in der Deutschen Demokratischen Republik. Die Gästefans sorgten mit ihren Sprechchören „Hoch den Winterthurer Fussballfans“ in Anlehnung zum sozialistischen Klassiker „Hoch die internationale Solidarität“ zumindest für ein wenig Ostalgie auf der Buechenwald Sportanlage. 1:0 für den Kapitalismus hiess das Ergebnis nach dem Mauerfall 1989, 1:0 für den FC Gossau zeigte die Anzeigetafel nach 35.Minuten. Etwas überraschender als das apprubte Ende der DDR wahr dieses Ergebnis schon. Der Tabellenletzte zeigte eine äusserst engagierte Leistung und die favorisierten Winterthurer wirkten geschockt. Im Publikum sah man ebenfalls erschütterte Gesichtsausdrücke, vor allem der Junge mit dem Winterthur Trikot beflockt Nr. 9 „Papi“ konnte einem fast leid tun. Nicht Rainer Bieli sondern der wieselflinke Emeghara war es dann, der innerhalb von sechs Minuten zwei Tore für Gastmannschaft schoss, und den kleinen Fan wieder erstrahlen liess.

Die blöden Gegentore für den FC Gossau fielen, als die zwei Mittelfeldspieler Bigoni und Holenstein verletzt vom Platz mussten. Glisic und De Lima kamen für die Beiden aufs Feld. Am Vortag schaute ich mir das Spiel FC Bayern:FC Schalke im TV an, der Uli Hoeness brauchte am Abend auch keinen Lichtschalter in seiner Arena Stube, sein roter Kopf leuchtete in den Münchner Abendhimmel. Zuerst das kritische Interview von Lahm, danach noch Marcel Reif mit bedeutungsvoller Stimme im Fernsehen „Wie ich soeben erfahre, hat Luca Toni nach seiner Auswechslung das Stadion verlassen“. Zuviel für den Münchner Manager, zumal er jetzt auch noch Mario Gomez und Miroslav Klose für die Verteidigung umschulen muss, weil Vorne im Sturm das bringt ja nichts mehr. Man lässt David Hasselhoff auch nicht in einem Schnapsladen arbeiten, beides ist in etwa gleich Ertragslos. Glisic sah zwar nach seiner Auswechslung in der 83.Minute auch nicht gerade wie Mutter Theresa beim Nachtgebet aus, trotzdem blieb er und schaute sich das Spiel bis zum Schluss an. Gossau spielte gut, die Gossauer hätten einen Punkt verdient gehabt. In der 93.Minute trat Solijc zum Freistoss an der Strafraumgrenze an. Die Winterthurer Mauer war allerdings nicht so durchlässig wie die Berliner Mauer am 9.November 1989 und so blieb es beim 2:1 für die Gäste.

„Jetzt wächst zusammen was zusammen gehört“ meinte der ehemalige Bundeskanzler Willy Brand zum Mauerfall. Es wird sich in den zwei verbleibenden Spielen noch zeigen, ob auch die Gossauer Mannschaft so wirklich zusammengehört.

Montag, November 09, 2009

Damals vor 30 Jahren

(Bericht für FC G Matchprogramm)
Zufällig bekam ich vor einigen Wochen eine 30-jährige Ausgabe der Tageszeitung „Die Ostschweiz“ in die Finger. Zu meiner grossen Freude entdeckte ich darin den Bericht zu einem FC Gossau Kantersieg. Um den Gossauer Anhänger wieder einmal eine Abwechslung zu den tristen 0:7 oder 0:8 Niederlagen zu bieten, wird dieser Spielbericht nun im aktuellen Matchprogramm veröffentlicht. Der Text stammt übrigens nicht vom langjährigen FC Gossau Pressechef Karl Schmucki. Es bleibt allerdings zu hoffen, dass auch er irgendwann wieder von Gossauern Erfolgserlebnissen berichten darf.

Ein Erfolg des Teamgeists
Wohl hoffte man insgeheim mit einer Fortsetzung der guten Heimbilanz des FC Gossau, doch die kühnsten Optimisten hätten der jungen Wild-Elf diesen Kantersieg nicht zugetraut. Die Fürstenländer erfreuten ihren Anhang wiederum mit einer einsatzfreudigen, schnörkellosen Darbietung und überraschten dabei vorab durch ihre mannschaftliche Geschlossenheit, und nicht zuletzt die Uneigennützigkeit im Angriff führte zu einigen herrlich herausgespielten Treffern.

FC Gossau : SC Zug 6:0
Gemeindesportplatz-400 Zuschauer
Tore: 3x Steinemann / 2xImseng / 1x Leber
Gossau mit folgender Aufstellung: Holenstein; Lehmann; Eigenmann; De Martin, Grzonka; Leber, Rajcic, Oberholzer; Aepli (73.Stadler), Imseng, Steinemann
Bemerkungen: Gossau ohne Lendi und Osta beide verletzt / glitschiges, holpriges Terrain

Glänzendes Konterspiel:
Zweifellos ist dieser Kantersieg, gemessen an den Spielanteilen, etwas gar hoch ausgefallen, denn 60 Minuten lang blieb die Partie völlig offen. Der SC Zug sah dabei keineswegs so schlecht aus, denn die Gossauer Deckung konnte sich über mangelnde Beschäftigung lange Zeit nicht beklagen. Was jedoch bei den Innerschweizern im Ansatz recht gut begann, endete spätestens in der Strafraumnähe. Wohl mitentscheidend für diese Phantasielosigkeit vor dem gegnerischen Tor war die grossartige Leistung von Captain Grzonka, der den gefährlichen Dumancic völlig aus dem Spiel nahm, seinerseits jedoch mit viel Sinn den eigenen Angriff unterstützte. Weil andererseits auch Grab von De Martin kaum je aus den Augen gelassen wurde, blieben die Abschlussversuche den Mittelfeldspielern überlassen, und da blieb es meist schon im Ansatz stecken.
Die Stärke der jungen Gossauer Elf liegt ohne Zweifel in den schnell vorgetragenen Konterangriffen, denn dank guter läuferischer Qualitäten verfügen sie meist über ein Übergewicht an Anspielmöglichkeiten. Die direkt gespielten Angriffe der Gossauer, welche über mehrere Stationen vorgetragen wurden, begeisterten das Publikum geradezu. Sicherlich kam den Fürstenländern auch in dieser Begegnung wiederum der frühe Führungstreffer zugute, waren doch nun die Gäste gezwungen, den Angriff zu forcieren, was die Gossauer geradezu zu Konterangriffen einlud. Der Führungstreffer fiel nach einem mustergültigen Angriff bereits in der 22. Minute. Lebers Pass leitete Rajcic direkt zum am Flügel postierten Imseng, und seinen Flankenball versenkte der heranstürmende Steinemann am nahen Pfosten. Die Reaktion der Zuger war heftig, und zweimal hatten die Platzherren in der Folge Glück, dass Grab knapp aus dem Hinterhalt verschoss und Hüter Holenstein einen Schuss Waltenspühls mit den Fingerspitzen um den Pfosten drehen konnte. Auf der Gegenseite war es der wirblige Aepli, der mit einem schönen Distanzschuss nur um Zentimeter übers Dreieck zielte.

Zuger Druck – Gossauer Tore
Die berüchtigten Minuten nach dem Seitenwechsel brachten den Fürstenländern wiederum einige gefährliche Situationen. Der scheinbare Ausgleich in der 49.Minute musste wegen Abseits annulliert werden. Ein schöner Angriff von Oberholzer leitete in der Folge den Umschwung für die Gossauer ein. Nach einem schnell vorgetragenen Angriff über Aepli und Steinemann übernahm De Martin auf der rechten Seite den etwas zu weit geratenen Zenter, und Imseng spurtete im richtigen Moment zum nahen Pfosten und skorte per Kopf zum 2:0. In der Folge lief das Gossauer Spiel wie am Schnürchen. Das vorentscheidende 3:0 fiel in der 70. Minute, als Leber mit einem Traumpass Steinemanns alleine auf Brügger loszog und trotz Behinderung des Hüters das Streitobjekt aus 12 Metern in die Maschen setzte. Zwei Minuten später praktisch dieselbe Situation, doch diesmal war es Leber, welcher Steinemann in die Tiefe lancierte, und das 4:0 war nur noch Formsache. In der 76.Minute fiel ein weiterer Treffer, Steinemann beförderte mit einem eleganten Kopfstoss eine Rajcic Flanke ins hohe Eck. Das hohe Resultat liess einige Gossauer etwas leger werden, die Innerschweizer standen in der Schlussviertelstunde meist in der gegnerischen Hälte. Trotzdem entwischte in der 87.Minute Steinemann seinem Gegner ein weiteres Mal, und SC Zug Torhüter Brügger konnte ihn nur noch mit einem Foul am Torschuss hindern. Imseng übernahm die Ausführung des Elfmeters, und das brutale 6:0 war Tatsache. (Text leicht gekürzt wiedergegeben)

Ziemlich genau 30 Jahre später verliert der FC Gossau sein Heimspiel gegen den FC Vaduz mit 1:4. Ich hatte nach diesem Match die Möglichkeit mit zwei Zeitzeugen des Kantersiegs gegen den SC Zug zu sprechen. Ernst Wild war damals Trainer der jungen Gossauer Mannschaft und Viro De Martin agierte als Verteidiger der Fürstenländer.

Im damaligen Bericht, wird nicht ersichtlich in welcher Liga ihr damals gespielt habt?
Viro De Martin: Ich kann mich zwar nicht mehr konkret an dieses Spiel erinnern, aber wir spielten in der 1.Liga.
Ernst Wild: Ich hingegen kann mich noch an diesen Kantersieg erinnern.

Wie verlief die weitere Saison für den FC Gossau?
Ernst Wild: Leider nicht so erfolgreich wie das Spiel gegen den SC Zug. Wir hatten eine äusserst schlechte Vorbereitung zur Rückrunde. Es war ein „strenger“ Winter in Gossau und zudem liessen die Trainingsplätze auf dem Gemeindesportplatz damals sehr zu wünschen übrig. Dementsprechend schwach starteten wir in die Rückrunde. Ich musste dann nach ein paar verlorenen Partien für einen neuen Trainer Platz machen, obwohl wir unter meiner Regie nie auf dem letzten oder vorletzten Platz standen.
Viro De Martin: Der Klassenerhalt gelang uns schlussendlich trotz einer schwierigen Saison.

Es fällt auf, dass sehr viele Gossauer im damaligen Team standen, warum ist dies heute nicht mehr möglich?
Viro De Martin: Die Zeiten haben sich geändert, damals spielten wir in der 1.Liga und nicht in der Challenge League, zudem gab es noch keine „U-Mannschaften“. Viele Spieler wechselten also direkt von den A-Junioren in die 1.Mannschaft.
Ernst Wild: Genau so ist es, deshalb wurde ich auch Trainer der 1.Mannschaft. Als A-Junioren Trainer kannte ich die Spieler schon sehr gut, da meinte der Vorstand, dass ich doch gleich die 1.Mannschaft übernehmen könne. Die Problematik ist heute sicherlich, dass viele gute Spieler von den Scouts zu den jeweiligen „U-Mannschaften“ transferiert werden.
Viro De Martin: Diese „U-Mannschaften“ sind allerdings eine gute Sache, ich sehe es am Beispiel meines Sohns der bei den Junioren des FC Wil spielt. Er wird auf hohem Niveau bis zu 5x in der Woche trainiert, er kann sich so stetig weiterentwickeln.

Der Spielbericht in der Zeitung ist sehr ausführlich. Waren solche Berichte in der damaligen Zeit an der Tagesordnung?
Ernst Wild: Solche Berichte waren für meine Spielvorbereitung als Trainer imens wichtig. Früher gab es die Zeitung „Sport“, in dieser erschienen immer mittwochs sämtliche Spielberichte der 1.Liga Partien. Im Zeitalter vor dem Internet konnte ich enorm davon profitieren. Welcher Spieler ist z.B. kopfballstark bei dieser Tessiner Mannschaft? Was sind die Stärken der Stürmer?
Viro De Martin: Ich sehe gerade der Bericht ist mit dem Kürzel RZ gekennzeichnet. Der Text stammt wahrscheinlich von unserem Ehrenmitglied Ruedi Zingg.

Viro De Martin ist bekanntlich immer noch sehr eng mit dem FC Gossau verbunden. Er ist seit längerer Zeit im Vorstand tätig. Ernst Wild trainiert immer noch, und zwar die Junioren des FC Uzwil.

Mittwoch, November 04, 2009

3 Jahre und kein bisschen Weise

3 Jahre ist es nun schon her, seit der erste Blog auf dieser Seite erschien. Es ist in dieser Zeit so einiges geschehen. Im Jahre 2006 hielten die meisten Personen "Obama" noch für ein neues Waschmittel, der FC Gossau war gerade erst aus der 2.Liga aufgestiegen und Köbi Kuhn plante einen Strandurlaub in Florida mit dem Ziel "Europameister 2008" vor Augen. 446 Blogs erschienen in dieser Zeit, verschiedenste Themen wurden durchgenommen von A wie AFC Wimbledon bis Z wie "Zum Kotzen".

Das Schreiben macht mir immer noch Spass. Klar manchmal ist es auch schwierig, über die zwanzigste Niederlage des FC Gossau zu schreiben. Zumal ich ja nicht unbedingt ein detailiertes Spielgeschehen wiedergebe, für das gibts ja die Tageszeitung. Wahrscheinlich bringt mir dieser Blog ein paar Jahre mehr Leben ein, manche Dinge die mich wütend machten konnte ich druchs Schreiben besser verarbeiten. Nicht nur Fussball ist hier aber Thema, auch politische oder gesellschaftliche Dinge kommen auf dieser Seite nicht zu kurz, da kommt auch der "kleine Mann von Nebenan" zu Wort und es wird auf hohem Niveau diskutiert. Immer wieder gefreut haben mich die interessanten und lesenswerten Gästeblogs. Gerne veröffentliche ich solche auch zukünftig.

Ich hoffe, diese Page hat in den letzten Jahren den einen oder anderen Stammleser gefunden. Wenn jemand z.B. sagt dieser bescheidenen Blog gehöre bei ihm zum morgendlichen Kaffee ist dies ein schönes Kompliment.

Das positve Echo, dass ich persönlich bekomme, oder die qualitativ hochstehenden Kommentare auf dem Blog freuen mich immer besonders und sind auch immer wieder ein Antrieb zum Weitermachen.

Gespannt warte ich auf die zukünftigen Themen. Wird es bald keine Stehplätze in Schweizer Stadien mehr geben? Werden wir trotz globaler Erwärmung immer genügend zu Trinken haben? Muss ich über unliebsame politische Comebacks berichten? Wer weiss?

Ich bleibe jedenfalls am Ball!

PS: Fankultur Darf nicht Sterben!!!!

Montag, November 02, 2009

FC Gossau : FC Vaduz

NLB
Sportplatz Buechenwald
600 Zuschauer

Vor einigen Wochen wirkte Pierre Littbarski als Gast einer ARD Sendung mit. Moderator war Frank Elstner, der ergraute Grand Signeur des deutschen Fernsehens. Auch mit von der Partie Moderatorin Birgitt Schrowange und Ex-Showmaster Dieter Thomas Heck, also alles Leute die wohl ihre „Champions League“ Zeiten schon hinter sich haben. "Gefährliche Raubtiere, süße Tierbabys und Exoten aus aller Welt live im Studio sowie spannende Fragen aus dem Reich der Vierbeiner und Kiementräger." so wirbt das erste deutsche Fernsehen für „Das unglaubliche Quiz der Tiere“. Als besonderes Highlight der Prime Time Sendung wird zudem "Toni der Pelikan" angepriessen, der kompetente Assistent von Frank Elstner.

An diesem herrlichen Herbsttag in Gossau wirkte allerdings überraschenderweise nicht "Toni der Pelikan" als Assistent von Pierre Littbarski. Dem gefiederten Tier hätte es in der ländlichen Umgebung des Buechenwald sicherlich gefallen. Der Welmeister musste sich heute auch nicht mit hochbrisanten Themen wie "Was wird in manchen Gegenden Afrikas hin und wieder lebendig eingemauert?" a) Lungenfische b) Zauneidechsen c)Mauersegler d) Schnappschildkröten, ausseinandersetzen. Nein, der Ex-Assistent von Berti Vogts stand heute vor der weitaus komplexeren Frage " Wie knacke ich die Verteidigung des FC Gossau? a) Warum zum Teufel muss ich mich als ehemaliger Weltklassespieler übehaupt mit Gossau beschäftigen? b) Es wird ein Selbstläufer. Gossau läuft in die nächste Kanterniederlage c) Telefonjoker, mal bei Berti in Aserbeidschan anrufen, was er so meint d) Ich wechsle mich selber ein, spiele einen Querpass zu Andi Brehme und der lanciert Rudi Völler im Sturm

Anfangs wären die Dribbelkünste von Litti für die „Fürstensöhne“ (nettes Wortspiel :-)) wirklich von Nöten gewesen. Der FC Gossau zeigt sich stark verbessert zum Biel Match, wobei dies natürlich auch mit verbunden Augen, Krückstock und DJ Ötzi Einlaufmusik möglich gewesen wäre. Die Fürstenländer spielten konzentriert aus einer massiven Verteidigung heraus, und nicht Wenige der 600 Zuschauer rieben sich verwundert die Augen, als Fabio Zancanaro zum 1:0 für das Heimteam traf. Litti-San, wie sie den Vaduz Trainer in Japan bewundert nennen, sah sich wohl am Tiefpunkt seiner Karriere angelangt. Vor 19 Jahren noch mit Diego Maradona über den Rasen des Römer Olympiastadion gerannt, und heute 0:1 gegen den Tabellenletzten der NLB, und "Toni den Pelikan" konnte man auch nicht um Rat fragen. Der kleine Berliner musste also zusehen, wie seine Profimannschaft mal für mal am auch nicht gerade „Eifelturm-Grossen“ Tobias Sutter scheiterte. Ja Paris, da spielte der Littbarski auch schon. Das waren noch Zeiten noch kein Gedanke an Spiele vor einigen hundert Zuschauern in Nyon, Kriens oder Gossau, sondern volle Stadien in Marseille, Bordeaux und St.Etienne. Ein Weltstar ist er der Littbarski keine Frage. Kein Wunder also wollen ihm seine weitaus weniger talentierten Schützlingen beim FC Vaduz in nichts nachhstehen. Cerry (Pascal Cerone) oder Burgi (Franz Burgmeier) steht auf den Trikots der NLA erfahrenen Ländle Kicker. Spitznamen wie bei den grossen Stars der Fussballzunft, wie z.B. bei Litti. „Der Jehle ist jetzt Stammtorhüter bei Boavista Porto, der wird eine ganz grosse Karriere machen“, meinte vor zwei Jahren ein Vaduz Fan zu uns, als die Liechtensteiner das letzte Mal in Gossau zu Gast waren. Der Jehle spielte an diesem Nachmittag allerdings nicht beim FC Porto oder bei Benfica Lissabon, sondern hütete fehlerfrei das Gehäuse seines Hauptstadtclubs. Man kann nur annehmen, dass er seine Karriere neu lancieren möchte, genauso wie Cerry, Burgi und Litti.

In der zweiten Hälfte machten Pierre und seine Truppe dann kurzen Prozess mit der jungen Gossauer Mannschaft. Australischer Meister war der deutsche Trainer vor ein paar Jahren, da würde so ein Aufstieg mit dem FC Vaduz gut ins Palmares passen, es hätte noch genügend Platz im persönlichen Trophäenschrank.
Innerhalb von 8.Minuten drehten die Liechteinsteiner die Partie, plötzlich stand es 1:3 und den Gossau Fans schwante schon wieder Böses. Beim 1.FC Köln ist der Littbarski eine Legende, genauso wie die Fans der Rheinländer müssen auch die Gossauer Anhänger zur Zeit sehr viel weniger tolle Spiele anschauen (nett gesagt).

Toni der Pelikan musste also nicht beratend zur Seite stehen, auch ohne tierische Hilfe holte der ehemalige Dribbelkönig drei Punkte in Gossau ab. Co-Trainer unter Berti Vogts, Coach im Iran, Abstieg mit dem FC Vaduz dazu die Tochter mit einem Auftritt bei RTL 2 „Big Brother“, da musste der prominente Trainer so einiges mitmachen in den letzten Jahren, da tut so ein Sieg sicherlich gut. Ein Erfolg hätte der Gossauer Mannschaft nicht nur gut getan, er wäre eminent wichtig gewesen. Nicht überrascht sein, wenn in der nächste Folge von „Das unglaubliche Quiz der Tiere“ folgende Frage auftaucht. „Mit welchem Tier vergleicht man in Fachkreisen den FC Gossau?“ a) lahme Ente b) Toni dem Pelikan c) Hühner (Haufen) oder d) schwer angeschossener Tiger, der sich erholt und sich nächsten Sonntag am Löwen aus Winterthur festbeisst!

PS 1: Übrigens Mauersegler ist richtig, obs Litti erraten hat, man weiss es nicht...
PS 2: unser Präsi Roli Gnägi kommt im TV auch noch gut rüber (Sporttalk TVO). Vielleicht sitzt er demnächst ja neben Birgit Schrowange und Dieter Thomas Heck beim "Unglaublichen Quiz der Tiere" :-)

Donnerstag, Oktober 29, 2009

"Hey Staat"

"Hey Staat" singt der bayrische Reggaekünstler und Liedermacher Hans Söllner in einem seiner bekanntesten Liedern. Er prangert darin an, dass sich der Staat immer mehr in das Leben jedes einzelnen Menschen einmischt und den Bürger so zurecht biegt, wie es dem "Vaterland" grad passt. Söllner kritisiert weiter, dass der Staat zwar viel von den Bürgern verlangt, aber wenn sich jemand einmal gegen Ungerechtigkeit wehrt, wird er im Gegenzug sofort als Verbrecher behandelt. Der Song hat zwar schon ein paar Jahre auf dem Buckel, doch war er wohl selten aktueller.

"Hey Staat, Hey Staat, Hey Staat, Heit sog da i amoi, wos i, ois moch für di! Hey Staat, Hey Staat, Hey Staat Und dann sag du mir moi, wos du ois mochst für mi!"

In Gossau, immerhin eine der grössten Städte im Kanton St.Gallen, hat der Bahnhofsschalter zukünftig Sonntags geschlossen. Der Bund habe der SBB den Auftrag gegeben, das Unternehmen nach marktwirtschaftlichen Grundsätzen zu führen. Am Sonntag rentiere die Öffnung nicht., heisst es. Was macht nun der 80-jährige Rentner, der mit den modernen Bilettautomaten nicht zurecht kommt, und seine Enkel in Rapperswil besuchen will? Muss er die Reise schon Wochen vorher planen, oder einfach eine Busse in Kauf nehmen, wenn er ohne gültigen Fahrschein fährt? Was ist die Konsequenz daraus? Werden die Öffnungszeiten bald den Umsätzen angepasst? Montag 10.00-11.15 geschlossen? Ich bin der Meinung eine gewissse Grundversorgung an "Dienstleistungen" muss ein Land für seine Bürger aufbringen, und da scheiss ich (sorry für die direkte Redensart) auf marktwirtschaftliche Grundsätze. Wo um Himmels Willen sind den diese Grundsätze beim Ankauf von Militär Spielzeugen für unsere Armee? Da liegt nämlich der Hund begraben. Einerseits werden z.b. überall Poststellen gestrichen, der Bauer auf dem abgelegenen Dorf kann ja per Online Banking seine Rechnungen bezahlen. Andererseits fährt der Staat mit einigen Polizei Kastenwägen vor eine Fanbeiz, weil man dort potentielle Gewalttäter und Randalierer vermutet! Da wäre das Geld besser aufgehoben, wenn man stattdessen die Personalkosten für eine kundenfreundliche Betreuung an den SBB Schaltern verwenden würde. Leider werden aber im Moment alle steigenden Ausgaben für Überwachung und die "vermeintliche" Sicherheit in weiten Teilen der Bevölkerung begrüsst. Dies obwohl Studien aus London beweisen, dass z.b die flächendeckende Videoüberwachung zu keiner Verringerung der Kriminaliät geführt hat. Einzelne Medien schlachten die "Fan Problematik" und die "Jugendgewalt" dermassen aus, dass die Sicherheitsfrage von Polizei und Politik unverhältnismässig hoch gewichtet wird. Es macht gar den Eindruck, dass einige Verantwortliche langsam die Nerven verlieren…

Und jetzt, wo i aufsteh und mi weh’r, Weil i holt find, dass endlich amol longt ,Nennst mi an Grat’ler und Verbrecher .

Oh Mann, Hey Staat, Hey Staat ,Hey Staat, Hey Staat, Hey Staat, Hey Staat, Hey Staat, Hey Staat, Heit sog da i amoi, wos i, ois moch für di, Hey Staat, Hey Staat, Hey Staat Und dann sag du mir moi, wos du ois mochst für mi

So jetzt gehts zum Hans Söllner in die Grabenhalle St.Gallen, der spielt am Mittwochabend da und ist sicher der selben Meinung wie ich.

Montag, Oktober 26, 2009

FC Biel : FC Gossau 8:0


NLB
Stadion Gurzelen
794 Zuschauer

Erst die 8-te Person an der Bushaltestelle konnte mir Auskunft geben welcher Bus zum Stadion Gurzelen fährt. Davor scheiterte ich an meinen mangelhaften Französischkentnissen oder am Unwissen der Bieler Bevölkerung wo sich die Spielstätte des heimischen Fussballclub befindet. Ein Student war es schliesslich der meinte ich müsse auf den "4er Bus" und dann an der Haltestelle "Omega" raus. Wir kamen ins Gespräch und ich erfuhr, dass er auch ans nachmittägliche NLB Spiel fährt. Er sei beruflich hier, und erstelle Statistiken (Eckbälle, Freistösse, Einwürfe etc.) für einen deutschen Wettanbieter, meinte der Berner. Irgendwo in Bottrop oder Eisenhüttenstadt hocken also tatsächlich Leute in Wettbüros und setzen ihr Hartz IV Geld auf die Anzahl getretener Eckbälle von Michel Avanzini oder Marc Lütolf. Ich kündigte dem Statistiker in weiser Voraussicht an, dass er wohl nicht allzu viele Striche bei den Gossauern aufführen werde, kaum mehr als 8. Leider sollte ich recht behalten…

Was nun folgte war wie ein K.O in der 1.Runde durch Vitali Klitschko, mit anschliessendem neuen Versuch in den Ringseilen hängend 10 Runden gegen Vladimir Klitschko zu überstehen, und in der Zwölften haut dir Mike Tyson wie in den besten Zeiten noch so richtig eins auf die Nuss. Nach 8.Minuten kassierte der FC G den ersten Treffer und nach 8-zehn Minuten hatten die Fürstenländer schon reichlich Gastgeschenke verteilt. Es hätte für Weihnachts, Geburtstags und Ostern Präsente für den kompletten Bieler Kader ausgereicht. Die Spieler des Heimteams kamen sich wohl vor wie auf dem Jahrmarkt, munteres "Büchsenschiessen" wer hat noch nicht, wer will noch mal? Der Zirkus war auch noch in der Stadt, als Clowns traten unsere Spieler und wir Gossauer Fans auf. Das Gelächter liess auf ein zufriedenes Publikum hindeuten. FC Gossau-Late service public, wie Giaccobo und Müller hatten wir die Zuschauer mit unserem Auftritt schnell für uns eingenommen. Man wird in Biel noch lange an dieses denkwürdige Gastspiel der Gossauer Lach- und Schiessgesellschaft zurück denken. Mit Wehmut und vielleicht mit einem kleinen Tränchen in den Augen werden die heimischen Fussballanhänger auf diesen historischen Fussballmoment zurückblicken

8-tung 8-tung Alarmstufe Rot, hiess es weit über 8 mal im Gossauer Strafraum. 8 Tore das sind fast Zehn, und diese Zahl gehört eigentlich in ein Eishockeyresultat. 8 das sind zwei Stück mehr, als es in einem Sechserpack Bier Platz hat, 8 Schnäpse hätten für die Verdauung dieses Spiels nicht ausgereicht, 8 Tore schiesst der Miroslav Klose diese Saison niemals und gefühlte 8 Stunden dauert auch dieses Spiel, leider viel mehr als 8 Politiker wollen sich in der Schweiz durch repressive Fan "Sicherheitspolitik profilieren, und auch weit über 8 Fans wehrten sich in St.Gallen an diesem Tag gegen die Gefahr der pauschalen Verurteilung von Fussballanhängern. Mindestens 8zig Jahre sind die Pissoirs beim Stadion Gurzelen alt, aber umso kultiger, 8 Minarette stehen gemäss SVP Kampagne wohl bald in jedem Bauerndorf. 8 mal hätte ich mich selber ohrfeigen können, weil ich diesem Match überhaupt beigewohnt habe, mehr als 8 Tausend Dinge hätte ich an diesem Nachmittag lieber gemacht, mindestens 8 Spieler mit richtigen Eiern in der Hose würden uns gut zu Gesicht stehen, 8 Jahrzehnte wird Sepp Blatter noch der FIFA vorstehen und selbst 8 Zeilen zu diesem Spiel, sind eigentlich 8 Zeilen zuviel.

Das Umfeld beim Bahnhof passte bestens zu unserer Gemütslage nach dem höchsten NLB Sieg des FC Biel. Als wir uns beim Shop noch "0zu8frustbewältigungs" Getränke kaufen, will mir eine ziemlich abgewrackte Frau mit ihren dreckigen Fingern ins Portemonnaie fassen um mir 8 Franken abzuluchsen, dazu lallt sie irgendwas auf Französisch. Symphatisch, symphatisch! Der betrunkene Penner der uns in der Folge noch mit FC Zürich Fans verwechselt, würde man jetzt auch nicht unbedingt zur nächsten Kommunionsfeier einladen. Als Lokalität für eine solche Veranstaltung sollte man sich auch nicht den Warteraum beim Bahnhof Biel aussuchen, dort setzte sich ein Junkie an diesem frühen Abend nämlich grad eine Spritze und tanzte danach ziemlich verwirrt umher.

Solch sozialen Brennpunkte sind wohlbehüteten Ostschweizer gänzlich unbekannt, Fussball Niederlagen in diesen Dimensionen allerdings umso mehr…obwohl die 8 Gegentore schon seines Gleichen suchen…

8 ähmm ach(t) du scheisse…kann man da wohl nur noch sagen

Donnerstag, Oktober 22, 2009

SC Herisau : EHC Uzwil

Gästeblog von C.G: langjähriger treuer SC Herisau Fan, in guten wie in schlechten Zeiten. Den Blog-Stammlesern dürfte C.G. auch von seinem gerne gelesenen und äusserst geschätzten Gast-Kommentaren auf dieser Seite bekannt sein:

EHC Uzwil – SC Herisau 6:2
Qualifikationsrunde 1. Liga
Uzehalle, 695 Zuschauer

Ehrlich gesagt, nach dieser diskussionslosen Niederlage hatte ich so ziemlich überhaupt keine Lust mehr, über dieses Spiel einen Blog-Eintrag zu schreiben. Doch versprochen ist schliesslich versprochen und wenn man schon mal die Ehre erhält, für diese Seite einen Bericht zu schreiben, wäre man ja töricht, wenn man ablehnen würde!

Diese Niederlage war für mich umso schmerzlicher, als dass meine Vorfreude auf dieses Derby riesig war. Einerseits war es das erste Spiel des SC H`s, welches ich in dieser Saison besuchen würde. Andererseits ist die Affiche Uzwil – Herisau jedes Mal mit viel Emotionen und Spannung sowie einem grossen Zuschaueraufkommen verbunden. Beste Voraussetzungen also für ein spannendes Hockeyspiel. Vor allem der Punkt mit dem grossen Zuschaueraufkommen verdient einen Blick zurück in die Vergangenheit. Als beide Klubs in den 80ern noch B-klassig waren (ja, diese Konstellation gabs tatsächlich mal), zog dieses Derby jeweils um die 3000 Zuschauer an. Es ist zwar schwer vorstellbar, wie 3000 Leute in die Uzehalle reinpassen sollen. Doch solche alte Eishockeybaracken haben irgendwie die Fähigkeit, bei wichtigen Spielen plötzlich Unmengen von Zuschauern zu schlucken. Bestes Beispiel dafür ist das alte Sportzentrum in Herisau vor der Renovation. Beim entscheidenden Aufstiegsspiel in die NL A gegen GC vermochte es nicht wie anhin maximal 3500 Zuschauer zu fassen, sondern plötzlich 5000. Von Leuten, die diesen denkwürdigen Match damals live mitverfolgt haben, hört man heute noch, sie hätten sich eher in einer Sardinenbüchse gefühlt, denn in einer Eishalle. Wenn ich schon in Erinnerungen an den Aufstieg in die NL A schwelge (denn das tut in der momentanen sportlichen Situation noch ganz gut), möchte ich auch kurz erzählen, wie ich damals diesen völlig unvorhergesehenen Aufstieg miterlebte. Dieses Spiel fand an einem Samstagabend statt. Für einen Sechstklässler wie mich kam es auf elterliche Order hin natürlich nicht in Frage, dass ich so spät (20.00 Uhr...) noch ein Eishockeyspiel besuchen durfte. Teletext oder Internet-Liveticker? Damals noch so weit entfernt wie heute die Lösung des Gossauer Verkehrsproblems. So blieb mir also nichts anderes übrig, als abzuwarten. Und zu schlafen. Als ich während der Nacht erwachte, schlich ich in die Stube, wo unser altehrwürdiger PTT-Telefonapparat hing. Dort wählte ich die Nummer 164 (Ein Anruf: etwas mehr als 2 Franken). Damals war dies die Nummer des Sporttelefons, ich weiss nicht, ob es diese Nummer heute noch gibt. Ich glaube zwar kaum, dass es die Internetrevolution überlebt hat. Dann kamen die bangen Sekunden. Denn auf diesem Sporttelefon wurde einfach ein aufgezeichneter Text in der Endlosschlaufe wiederholt. So musste man vielleicht zuerst die Reschultate der Nuschel-Nuschel Rtina Ingisch oder die Zeiten der damaligen Schweizer Skiasse abhören, ehe dann die Infos kamen, welche einen interessierten. Irgendwann kam sie dann, die Frohbotschaft der unbekannten Ansagestimme: „Herisau gewinnt gegen GC und steigt somit erstmals in der Vereinsgeschichte in die NL A auf.“ Wie ich da so barfuss und in meinem „Pischi“ in der Stube stand, boxte ich ein paar Mal lautlos in die Luft und machte eine Serie von Gewinnerposen, ehe ich mich dann wieder geräuschlos zurück ins Bett begab.

Doch nun genug in (allzu) alten Erinnerungen geschwelgt, zurück zum Match Uzwil – Herisau. Meine Vorfreude auf dieses Spiel war „wiäxsait“ (um es mit Yakins/Sforzas Worten auszudrücken) riesig. Ich versprach mir auch einiges vom Zuschaueraufmarsch, obwohl beide Mannschaften momentan in der hinteren Tabellenregion herumgurken. Ausserdem sieht man bei diesem Derby meistens Herisauer Fans, die man noch nie an einem Match gesehen hatte. Irgendwelche Mittfünfziger, welche extra für dieses Spiel wieder ihren alten, gestrickten, vor Jahren gebrauchten SC H-Fanschal ausgegraben haben und mit einer Anteilnahme und Gesten, die ihresgleichen suchen, am Match mitfiebern. An diesem Abend hielt ich jedoch vergebens Ausschau nach einem solchen Original.
Das Spiel verlief lange ausgeglichen. Beide Mannschaften bemühten sich, dass man sich sehnlichst zurück in die warme Stube wünschte, denn das Spiel war bis dahin nicht gerade ein typischer Derbykracher. Immerhin, nach zwei Dritteln war Herisau „nur“ mit 2:3 im Rückstand. Es bestand immerhin noch Hoffnung, was eigentlich eine Leistung war, da nach den ersten paar Meisterschaftsspielen in dieser Saison festzustellen ist, dass Uzwil über das bessere Kader verfügt als Herisau.
Wenn das Spiel auch nicht so erbaulich war, so gab es trotzdem ein paar erfreuliche Dinge. So fanden z.B. sicherlich 200 bis 250 Herisauer an diesem Dienstagabend den Weg in die Uzehalle. Weiter durfte ich mit Freude sehen, dass die Herisauer Fans mittlerweile auch über ein paar schöne Fahnen, einen Doppelhalter und eine Blache mit der Aufschrift „SC HERISAU FANS ON TOUR“ verfügen.

Für Unterhaltung sorgte auch ein Uzwiler Fangrüppchen, welches zehn Meter neben uns stand. Ihrem Aussehen und Verhalten nach zu urteilen, muss bei ihnen jetzt dann bald die Konformation oder das erste Bewerbungsschreiben für eine Lehrstelle anstehen. Aus ihren Reihen hörte man auch immer wieder mal Sprechgesänge, welche dem grossen Fussballverein aus dem Kanton abgeschaut und auf „EHC Uzwil“ umgemünzt wurden. Höhepunkt dieser Produkte unkontrollierter Östrogen- (es hatte auch ein paar Mädchen darunter) und Testosteronschübe war ein Torjubel eines dieser Uzwiler Anhänger. Nach einem Tor für Uzwil rannte er quer über die Tribüne hinab an die Plexiglasscheibe, so dass er sich genau vor uns Herisauern befand. Mit diesem Torjubel direkt vor unserer Nase wollte er uns den erneuten Führungstreffer der Gelb-Blauen noch ein bisschen bitterer schmecken lassen. Doch soweit kam es nicht. Ganz zu unserem Amusement. Als er nämlich – mit seinem Uzwil Fanschal in der einen Hand – die Plexiglasscheibe hochsprang, um sich daran festzuhalten, erreichte er die Kante des Plexiglases nicht und rutschte wieder runter. Man kennt ja diese Pose von Fans, welche die „Barrikaden“ hochsteigen und stolz ihren Fanschal in die Höhe strecken. Der Jüngling versuchte es zwar nochmals, doch auch beim zweiten Versuch bekam er die Kante des Plexiglases nicht zu fassen und konnte diese Pose, die er wahrscheinlich an einem Fussballmatch beobachtet hatte, nicht kopieren. Nur blöd, dass sein Versuch, das Alphatierchen der Uzwiler Teenyfanschar zu markieren, von den Herisauer Fans live mitverfolgt wurde. Ein schallendes Gelächter aus mehreren Dutzend Kehlen – da gibt es sicherlich schöneres.

Im den letzten 20 Minuten entschied der EHC Uzwil das Spiel dann für sich. 3:0 gewannen die Uzwiler das letzte Drittel und hätten sogar noch höher gewinnen können, wenn sie die Chancen effizienter genutzt hätten. Von Herisau war im letzten Drittel nicht mehr viel zu sehen. Die Mannschaft wirkte stumpf und ausgelaugt. Am allerschlimmsten war das Herisauer Powerplay, welches meistens gar nicht ersichtlich machte, dass die Herisauer in Überzahl waren. Vom Aufbau eines druckvollen Überzahlspiels vor dem gegnerischen Tor ganz zu schweigen. Geschwiegen haben dann irgendwann auch wir. Allerspätestens nach dem 5:2 durch Uzwil hatte jeder unter uns eingesehen, dass an diesem Abend nichts mehr geht.

Ich persönlich freute mich seit ein paar Minuten schon wieder auf das Verlassen dieses Ortes. Dies aus zwei Gründen: Einerseits wurde jedes Mal, wenn eine Strafe ausgesprochen wurde, über Lautsprecher der alte Gassenhauer „Jo läck du mir am Tschööpli“ angespielt. Für Leserinnen und Leser, welche diesen Schweizerdeutschen Spruch nicht verstehen: Auf „maradonisch“ würde diesen Worte in etwa soviel bedeuten wie „B... mir doch einen!“. Da war also dieses Lied, das einem spätestens nach fünf Mal gnadenlos auf den Sack ging. (Insgesamt gab es an diesem Abend 21 Strafen...) Andererseits folterten uns die Uzwiler Stadionverantwortlichen auch noch mit anderen Liedern. Da wäre besonders die Sängerin Norah Jones herauszuheben, deren Lieder an diesem Abend hoch im Kurs standen. „Sunrise, sunrise, feels like morning in your eyes...“ Verdammt nochmals, es ist aber Abend, an den nächsten Morgen und den darauf folgenden Arbeitstag wollen wir noch gar nicht denken und überhaupt: An einem Eishockeymatch haben solche Schnulzen nichts zu suchen!

Um gut 22.10 Uhr war das Spiel dann zu Ende und hinterliess enttäuschte und auch einige verärgerte Herisauer Fangesichter, vor allem unter den Herisauer Allesfahrern. Gerüchte und Meinungen über die Gründe der momentanen sportlichen Talfahrt machten die Runde. Ob die Gerüchte stimmen oder nicht, sei dahingestellt. Zu einem Gerücht jedoch muss ich sagen: „Bloss nicht! Was zwei Mal schief ging, wird auch ein drittes Mal nicht funktionieren.“
Nach diesem Abend bleibt die Erkenntnis, dass es diese Saison für den SC Herisau schwierig werden wird, den Ligaerhalt zu erreichen. Denn wieder hinunter in die Niederungen der 2. Liga und wieder Spiele gegen so klingende Namen wie den EHC Bassersdorf oder gegen den HC Prättigau-Herrschaft - darauf hat nun überhaupt niemand Lust. Dann doch lieber alle CD`s von Norah Jones kaufen und als Weckmelodie auf dem Handy das Lied „Oh läck du mir am Tschöpli“ einstellen.