Montag, Oktober 25, 2010

FC Gossau : FC Mendrisio-Stabio 1:2

250 Zuschauer
1.Liga
Sportanlage Buchenwald

Ein schöner Tag im Herbst. Dunkelgelbes Laub auf frisch asphaltierten Trottoirs. Coole Jugendliche sitzen mit coolen Kapuzen tief im Gesicht auf abgewetzten Parkbänken. Zigarette hinterm Ohr, Stimulations-Getränk in der Hand, geht der Blick Richtung Eingang der Sportanlage.

Heimspiel. Freundliche Damen mit Blau-Weissen Westen stanzen kleine Löcher in plastifizierte Saisonkarten. Jemand kratzt mühsam die Kleber eines fussballerischen Kantonsrivalen vom Flutlichtmast. Vor dem VIP Container parlieren drei Personen eher gelangweilt. Der Geruch von Bratwurst und warmem Rum-Punch liegt in der kühlen Luft.

"Wötsch ä grosses?" "Nei ä chlises". Die Dialoge im Clubbeizli reichen nicht für den Universitäts-Debattierclub. Langzeitverletzte Spieler sitzen neben kurzzeitverletzten Akteuren auf der Gegengerade. Der Coach aus dem Tessin macht einen Kniefall neben der Bank. Er verharrt in dieser Stellung. Es ist wohl keine Geste der Ehrbietung vor dem kaum majestetischen Gegner. Ein Zuschauer erzählt faszinierende Erlebnisse aus dem Florida-Urlaub. 75'000 Zuschauer beim Football in Miami. 250 Zuschauer in Gossau beim Fussball. Keine US-Nationalhymne und Mega-Pommes Frites im Fürstenland, allerdings mehr Spannung und Daunenjacken gegen die einbrechende Ostschweizer Kälte.

Mendrisio, da war doch was? Richtig! Foxtown-Outlet Store. Der Fuchs prangt dann auch geldwitternd auf den Trikots der Gäste. Herr und Frau Deutschweizer konsumieren im Tessin- Urlaub mit Vorliebe verbilligt Markenartikel in Mendrisio. Rabatt, Rabatt auf Brutto-Tore (Chancen) ergeben Netto-Tore (Treffer). Diese fallen in Gossau derzeit nicht oft. Dies zu Verhindern ist am heutigen Tag Andrea Cataldo vorbehalten. Dampf-Plauderer und starker Rückhalt der Südschweizer. Der Portiere der Gastmannschaft ist engagiert und motiviert, wie drei Gossauer Mannschaften zusammen. Tattoo hinter dem Ohr, Kurzarm-Torwart Trikot, der Goalie ist geradezu eine Verkörperung des romanischen Fussballers im 21. Jahrhundert. Extrovertierte Körperverzierungen sind heutzutage beinahe Pflicht ennet dem San Bernadino.

Zur Pause steht es 1:1. Für Belustigung sorgt das Spielgerät. Der Ball fliegt in das offene Fenster einer angrenzenden Asyl-Wohnung. Sind da höhere Mächte im Spiel? Will der Ball die Flucht ergreifen? Endlich Hoffnung auf ein besseres Leben auf einem anderen Fussballplatz? Aber Halt! Liegt hier vielleicht kriminelles Delikt vor? Etwa "Unbefugtes Betreten eines Grundstücks"? Was passiert mit dem Ball nach Annahme der Ausschaffungsinitiative?

Mendrisostar hiess der Verein bis 1982! Andrea Cataldo hätte das Zeug zum Star der Tessiner. Leider fehlt es ihm an den, für einen Torhüter, entscheidenden Zentimeter. Die grosse Karriere wirds daher nicht werden. Wie von der Tarantel gestochen rast Cataldo Richtung Linienrichter. Mit einer Nicht-Offside Entscheidung ist er gar nicht einverstanden, und erhält dafür den gelben Karton.

Sechshunderstes 1.Liga Spiel des FC Gossau. Die Dunkelheit schleicht sich über die Holztribüne. Die Hausherren verlieren 1:2. Dunkelgelbes Laub auf frisch asphaltierten Trottoirs weist den Weg nach Hause.

Montag, Oktober 18, 2010

FC St.Gallen U-21 : FC Gossau 3:0


1. Liga
Stadion Espenmoos
250 Zuschauer

Es gab schon oft unkluge Entscheidungen in der Geschichte der Menschheit. Es war sicherlich nicht gerade schlau, als Zar Alexander im 19. Jahrhundert Alaska für einen läppischen Betrag an die Amerikaner verkaufte. Das Gegenteil eines genialen Schachzuges bewerkstelligte auch die Plattenfirma, welche die Beatles mit der Begründung ablehnte "Gitarrenmusik sei am Aussterben". Ebenfalls nicht wirklich durchdacht war es an diesem Samstag die Degustationshallen der Olma für ein Fussballspiel zu verlassen.

Das Espenmoos erscheint mittlerweile ziemlich seelenlos. Nur noch die muschelförmige Haupttribüne ist vom altehrwürdigen Bau übriggeblieben. Ansonsten wirkt die Stätte, die jahrzehntelang ungeahnte Emotionen beim Ostschweizer Publikum auslöste, wie ein normaler Sportplatz. Beim Eingang stehen ein paar Ordner mit FC St.Gallen Stadionjacken und verkaufen Tickets an das spärlich erschienene Publikum. Die meisten Zuschauer kommen erst kurz vor der Partie. Einigen sieht man durchaus an, dass sie zuvor am regionalen Bier nicht nur genippt haben. Ob es dem Alkohol geschuldet ist, dass eine ältere Dame dem kleinen Haufen Gäste-Fans ein wütendes "Scheiss Gossau" entgegen raunt? Ansonsten herrscht alledings eine friedliche 1.Liga Atmosphäre. Ein Groundhopper knipst einige Fotos, und in der angrenzenden Boccia Bar wird der erste Glühwein der Saison verkauft. Arg verlassen sieht die Tribüne aus. Wo früher die St.Galler Cervelat Prominenz böse Schimpfwörter Richtung Schiedsrichter schrie, verlieren sich heute nur gerade 250 Zuschauer. Darunter etwa 50 hartgesottene Anhänger der Grün-Weissen. Genau wie ihr Fanionteam kämpft auch die Nachwusmannschaft der Stadt-St.Galler gegen den Abstieg. Dasselbe gilt für die 1.Mannschaft des FC Gossau. Trotzdem herrscht beim Anhang auf beiden Seiten keine wirkliche Derby-Stimmung. Manch einer scheint in der herbstlichen Kälte dem kühlen Getränk in der überfüllten Messehalle nachzutrauen. Ein Vorstandsmitglied der Blau-Weissen zeigt sich ebenfalls wenig euphorisch. Die Tatsache, dass der Gastgeber auf mehrere NLA-erfahrene Akteure setzt lässt ihn Schlimmes befürchten. Das 1:0 für die Heimmanschaft kommt daher etwa ähnlich überraschend, wie Messe-Rabatt auf eine Waschmaschine.

Zielsicher und präzise, wie die Bohrmaschine beim Gotthard Durchschlag spielte das Heimteam. Eine Ärzte-Serie im deutschen TV ist spannender als der Verlauf dieser Partie. Die Gäste zeigen wieder einmal ihr schlechtes Gesicht. Die Mannschaft des NLB Absteiger scheint eine gespaltene Persönlichkeit zu haben. Einmal der erfolgreiche Dr. Jekyll, ein anderes Mal der Angst einflössende Mr.Hyde. Wären die Ausstellungs-Hallen nicht in Kürze geschlossen worden, hätten wohl einige Gossau Fans diese Rückzugs-Möglichkeit in Erwägung gezogen. Nach dem 2:0 durch die Espen wird ein Punktgewinn für die Blau-Weissen genau so realistisch wie ein dunkelhäutiger Capo bei Lazio Rom. Die Anhänger der Nachwus-Kicker feiern nun lautstark ihre auftrumpfende Mannschaft. Der Lieblingsverein wird gefeiert, und das Führungskonstrukt der Betriebs AG in Gesängen verflucht. Das 3:0 folgt.

Nicht gerade Alaska ist für die Gossau Anhänger verloren, aber doch ein wichtiges Spiel. Entäuscht, depremiert und wahrhaft ernüchtert verlassen die Gossauer Supporter den Ort der bitteren Niederlage. Es kann daher nicht verwundern, dass sie in die nächstgelegene Bar flüchten. Es muss einiges nachgeholt werden...

PS: Foto Stecki

Mittwoch, Oktober 13, 2010

FC Gossau : GC Biaschesi 4:2

1.Liga
Buchenwald Sportanlage
200 Zuschauer

Heute: Mütze und Handschuhe, Nebel und kühler Wind, 1.Liga und 200 Zuschauer. Gestern: Kurze Hosen und T-Shirt, Sonne und Meer, vorzügliche Mischgetränke und Ausblick auf diverse Mediterrane-Schönheiten.
Bei ein paar Zuschauern hätte ein Psychologe vor Spielbeginn durchaus eine temporäre Depression diagnostizieren können. Manch einer hätte sich gerne mit einer Zeitmaschine 24 Stunden zurückversetzen lassen. Marty Mc Fly heisst aber keiner der betroffenen FC G Anhänger, und so wurde nichts aus "Zurück in die Zukunft Teil IIII."

Sommerliche Gefühle verbreitete höchstens der Vereinsname des heutigen Gegner. Die Giovani Calciatori Biaschesi waren zu Gast auf der Buchenwald Sportanlage. Die ansprechenden bisherigen Saisonleistungen liessen die Tessiner aber gleich in der Sonnenstube der Schweiz zurück. Sie waren an diesem Tag soweit von drei Punkten entfernt, wie die montenegrinsche Adriaküste vom Gossauer Dorfbach. Bereits nach drei Minuten erzielte Andy Güntensperger den Führungstreffer für die Fürstenländer. Das Erstaunen beim Heimpublikum war umso grösser, als der junge Aydeniz noch vor der Halbzeit zum 2:0 erhöhte. Der FC Gossau und zwei Tore Vorsprung waren zuletzt so realitätsnah, wie ein 10 Euro teures Hotelzimmer an der Adriaküste. Selbst ein ganzer Haufen von Träumern hätte danach nicht erahnen können, dass die Gastgeber kurz nach dem Pausentee gar noch ein drittes Tor nachlegen würden. In der 53.Minute gelang Silvan Eggmann das 3:0. Stolz verkündete der Stadionsprecher daraufhin das 1'000 Tor der Gossauer in einem 1.Liga Spiel. Der erste Heimsieg seit über einem Jahr war aufeinmal sehr Nahe. Der darauffolgende Treffer der Squadra aus Biasca, schmeckte den Zuschauern daher wie ein Slivovic-Schnaps in einem gefüllten Bierglas. Bibbernd, nicht nur wegen der herbstlichen Kälte, zitterten die Ostschweizer Anhänger um den Sieg ihres Teams. Allerdings war es in der Folge wiederum Silvan Eggmann vorbehalten mit dem 4:1 für die endgültige Entscheidung zu sorgen.

Nun ging auch für die vereinzelt vom Wetter traumatisierten Gossau Fans die Sonne wieder auf. Nur noch in einer Strandbar in Südosteuropa hätte bessere Stimmung geherrscht. Das 4:2 für die Ticinesi war daraufhin genauso unbedeutend, wie ein vorzeitiger Abgang nach einer wilden Partynacht.

Montag, Oktober 11, 2010

Montenegro : Schweiz 1:0


EM-Qualifikation 2012
Montenegro : Schweiz 1:0
Buducnost-Stadion
12'700 Zuschauer

Gegensätzlicher könnten zwei europäische Länder kaum sein. Auf der einen Seite, die reiche Schweiz mit ihrer florierenden Wirtschaft und den fruchtbaren Landwirtschaftsflächen. Auf der andere Seite das arme Montenegro mit kargem Boden, wo das wenige Geld vorallem im Tourismus und in der Dienstleistungsbranche verdient wird. Nur gerade 672'000 Einwohner leben in diesem sonnigen Kleinstaat an der südöstlichen Adriaküste. Da kann es kaum überraschen, dass der Cousin von Elsad Zverotic (FC Luzern), auch gleichzeitig ein Cousin von Anes Zverotic (Ex-FC Gossau, jetzt FC Tuggen) ist. Aufgrund der verwandtschaflichen Unterstützung für den Nationalspieler Elsad fliegt dieser Cousin nach Podgorica. "Er führe eine Café Bar in Zürich. Für ein paar schöne Tage in seiner Heimat konnte er sich aber ausnahmsweise freinehmen", meint der positiv gestimmte Mann aus dem Zverotic-Clan. "Ein Hotel besorge er sich aber erst vor Ort, dies sei erfahrungsgemäss zuverlässiger und günstiger."

Viele in der Schweiz geborene Montenegriner reisen für dieses Länderspiel zurück in ihr Vaterland. Die Euphorie ist gross nach zwei Siegen zum Start in die EM-Qualifikations Kampagne. Ihr Optimismus im Hinblick auf das Duell gegen die Eidgenossen ist nicht ganz unberechtigt. Verfügt das Balkan-Land doch mit Mirco Vucinic über einen Fussballer von Weltklasse-Format. Einen Status den seit längerer Zeit kein Schweizer Kicker erreicht hat. Mit viel Stolz berichtet ein Taxifahrer, der uns vom Flughafen Podgorica ins Stadion fährt, von den grossartigen Spielern seines Landes. Dejan Savicevic und Predag Mijatovic sind die sportlichen Legende dieses jungen Staates. Vucinic vs. Frei, Savicevic vs. Heinz Hermann. Der Pendel im Vergleich der Gegensätze schwenkt mit Blick auf das fussballerische Talent eindeutig zu den Südosteuropäern.

Ähnlich unterschiedlich wie die Taxifahrt-Preise in Podgorica und Zürich, sieht auch die Fankultur der beiden Nationalmannschaften aus. Während sich die Einheimischen mit Bengalen und Fackeln vor dem Stadion auf das kapitale Spiel einstimmen, läuft ein Anhänger der Schweizer im Kuh-Kostüm Richtung Gästesektor. Diese eigentümliche Verkleidung amüsiert auch die stiernackigen Polizisten im Block der Auswärtsfahrer. Vorallem der künstliche Euter vor dem Gemächt des Schweizer entlockt den Sicherheitskräften einige Sprüche. Trotz fehlender Kenntnis in der serbokroatischen Sprache, sind die zweideutigen Witze sinngemäss durchaus nachvollziehbar. Im kühlen Wind des Buducnost Stadion zaubern die Gäste den Montenegrinern auch während der Partie ein Lächeln ins Gesicht. Einer indiskutablen Leistung der Hitzfeld Elf steht ein kämpferisch herausragender Auftritt der Mannschaft von Zlatko Kranjcar gegenüber. Angefeuert von fanatischen Supportern erzielt Mirco Vucinic den Siegtreffer für die Südosteuropäer. Beim Torjubel zieht der AS Roma Legionär die Fussballhose über den Kopf. Ein modischer Kopfschmuck, der auch jedem Schweizer Spieler dauerhaft gut gestanden hätte. Das Auf und Ab unter der Ägide des Löracher Erfolgstrainer erinnert an die hüglige Landschaft in Montenegro, allerdings derzeit eingehüllt in dichtem Schweizer-Mittelland Nebel.

Einige finstere Gestalten in Trainerhosen gekleidet scheinen sich bei den Gästen für die drei Punkte bedanken zu wollen. Die Schweizer Anhänger hegen allerdings andere Interessen. Sie ziehen nach dem Spiel zum preiswerten Nikšićko-Bier in eine der vielen Kneipen des Stadtzentrum. Dort feiern Sieger und Besiegte kollektiv die launige Freitag Nacht. Die Hauptstadt von Montenegro hiess ehemals Titograd, benannt nach dem früheren jugoslawischen Staatspräsident Josip Brzo Tito. Mit sozialistischer Disziplin wird auch heute noch das Nachtleben beendet. Pünktlich um 03.00 verlassen die Einheimischen die Lokale und Clubs. Sehr zum Bedauern der angereisten Schweizer Touristen. Noch stundenlang hätten sie sich mehr oder weniger ungelenk tanzend dem Balkan-Pop hingeben können. Das abprubte Ende der berauschten Nacht verwunderte manch einen mehr, als die Niederlage gegen die kleine, aufstrebende Fussballnation. So blieb nur der Gang ins Hotel übrig, dass in einigen Fällen so nicht gebucht war, aber günstiger wurde als gedacht.

Montag, Oktober 04, 2010

Gästeblog: FC Baden : FC Gossau 5:1

Fünf junge Damen fuhren lustigerweise mit dem PKW vorbei am Glattzentrum und landeten in Baden. Der Grund für ihr Erscheinen an diesem Auswärtsmatch der Gossauer Mannschaft war kaum das attraktive Äussere der Gästespieler. Denn man weiss ja, nur Erfolg macht Sexy. Gut hatten sie deshalb ihren Hahn im Korb mit dabei.

Gästeblog von Laura:

1.Liga
Esp
590 Zuschauer

Gossau geht in Baden nicht baden, hofften wir und starteten unsere Reise ins Aargau…Und zwar, mit dem Auto… Das ist ja mal etwas anderes. Vielleicht eine Inspiration für die Gossauer Mannschaft auch wiedermal etwas anderes zu machen, gewinnen zum Beispiel..

Einen Sieg, oder zumindest einen Punkt erwartete auch Trainer Sager von seinem Team. Sollten bis zur Olma nicht eine bestimmte Anzahl Punkte auf dem Konto der Gossauer sein, drohte er angeblich mit Olmaverbot…

Auch wir strengten uns schon auf der Hinfahrt an, da uns ja nicht der Zugführer sondern ein motorisiertes Gefährt in den Kanton der weissen Socken, Rüeblitorten und "Super League"-würdigen Sicherheitskontrollen führen musste…

Zum Spiel der Gossauer kann man nicht allzu viel sagen, man stelle sich vor: sogar die Badener Bratwürste waren besser. Und eins sei gesagt, auf eine zweite so angepriesene „Siegerwurscht“ verzichteten wir sehr gerne…
Wir greifen dann doch lieber ab kommenden Donnerstag auf OlmaBratwürste zurück, doch Penaltytorschütze Frrokaj und Co. werden diese jetzt wohl verpassen…

Ach ja, eigentlich sollte hier noch das Gruppenfoto zu sehen sein( Günther und 5 Frauen..), ging aber leider vergessen.

Zum Schluss noch Stau im Aargau, Lastwagenchauffeur und Autolenker tauschen Schnupftabak aus - etwas verwirrt, nicht nur wegen der unzähligen Gegentreffer, verliessen wir den Ort des Geschehens.