Dienstag, August 31, 2010

"Das einzige FC Gossau Tor auf YouTube"

ausnahmsweise, aufgrund des brisanten Derby von Mittwoch Abend. Das Interview für das FC Gossau Matchprogramm vorab schon mal auf dem Blog.

Was liegt näher, als sich vor diesem Spiel mit Christian Böhi zu unterhalten. Der Ur-Gossauer aus dem Oberdorf spielt aktuell als Vize-Captain beim SC Brühl. Zuvor durchlief er die Nachwus Abteilungen des FC Gossau und Xamax Neuenburg. Beim FC G spielte er daraufhin während vier Jahren im Fanionteam und war auch Teil der Aufstiegsmannschaft in die Nationalliga B.

Interview:"Das einzige FC Gossau Tor auf YouTube"

Der SC Brühl ist sehr gut in die Saison gestartet. Was erwartet ihr euch für das Derby gegen den FC Gossau? Wir möchten unseren guten Saisonstart bestätigen und natürlich gewinnen. Ein Derby ist immer ein spezielles Spiel. Über diesen Match wird in der Kabine mehr diskutiert, als über eine Begegnung gegen die zweite Mannschaft von Lugano.

Du bist in Gossau aufgewachsen. Gehst du mit speziellen Gefühlen in diese Partie? Es ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich gegen den FC Gossau spiele. Natürlich ist mir hier alles vertraut. Wahrscheinlich kenne ich auf dem Buechenwald Sportplatz mehr Zuschauer, als bei Spielen im Paul Grüninger Stadion.

In diesem Moment wird Christian Böhi von Fredy Grüebler (FC Gossau Ehrenmitglied) begrüsst, der zufällig das selbe Café betritt. Natürlich wird sofort über das kommende Derby diskutiert, und man verabschiedet sich mit guten Wünschen für die Begegnung.

Der SC Brühl erlebt zurzeit so etwas wie eine Renaissance. Wie erlebst du diese Entwicklung?
Als ich vor 2,5 Jahren zum SC Brühl wechselte war alles im Aufbau. Wir hatten wenig Zuschauer und verpassten den Aufstieg in die 1.Liga. Im letzten Jahr zeigte sich dann die positive Entwicklung, auf dem Rasen und auch im Umfeld, immer deutlicher. Der Publikumsaufmarsch wurde immer grösser. Gegen Ende Saison durften wir teilweise 1'000 Zuschauer begrüssen. Die Leute sprechen uns nun auch an, wenn wir in der Stadt mit dem Trainingsanzug des SC Brühl unterwegs sind. „Was habt ihr gespielt?“ diese Frage hört man nun öfters.

Christian, sprechen wir über den FC Gossau. Was sagt dir das Datum 24. November 2007?
Lausanne, Cup-Achtelfinale! Es war eines meiner tollsten Erlebnisse als Fussballer. Als Amateur erreicht man wohl nur einmal im Leben einen Cup-Viertelfinal. Unbeschreiblich, unsere tolle Mannschaft, die vielen Gossauer auf der Pontaise und die anschliessende Siegesfeier im Gossauer Marktstübli. Mein Tor ist wohl das einzige FC Gossau Goal das man auf YouTube bewundern kann. (lacht)

Mit Züger, de Freitas, Pontes, Bushati und dir spielen fünf ehemalige FC G Spieler beim SC Brühl. Steckt da ein Konzept dahinter, will man gar die Gossauer Aufstiegself „kopieren“?
Nein, es steckt sicherlich kein Konzept dahinter. Ich war damals der erste Gossauer der zum SC Brühl wechselte. Schritt für Schritt kamen dann weitere ehemalige FC G Spieler zu uns. Es war wie eine Kettenreaktion, jeder holte sozusagen den Nächsten. Natürlich vertraut man lieber auf Mitspieler, die man gut kennt und von denen man weiss, dass sie tolle Fussballer sind. Wahrscheinlich macht das auch unseren derzeitigen Erfolg aus.

Warum laufen die oben genannten Spieler nicht mehr für den FC Gossau auf?
Ich kann nur für mich persönlich sprechen. In dieser Sommerpause gab es keine Anfrage vom FC Gossau. Im letzten Jahr war ein Wechsel kurzzeitig ein Thema. Allerdings hätte ich meinen beruflichen und schulischen Alltag nicht mit dem Trainigsplan eines NLB-Vereins vereinbaren können. Das war auch der Grund wieso ich den FC Gossau vor zweieinhalb Jahren verlassen habe.

Der Aufstieg in die NLB im Jahr 2007 kam völlig überraschend. Hätte man aus heutiger Sicht einige Dinge anders machen müssen?
Eine schwierige Frage. Der SC Cham stieg damals auch als Aussenseiter auf. Die Innerschweizer machten genauso weiter wie in der 1.Liga und stiegen sang und klanglos ab. Gossau schaffte zwar den Klassenerhalt, aber ich kannte ein Jahr nach meinem Weggang kaum mehr einen Spieler. So ist das wohl, wenn man einmal in diesem Sog drinsteckt.

Als Student investierst du viel Zeit in deine berufliche Bildung. Nebenbei hast du auch immer gearbeitet. Hättest du bei voller Konzentration auf den Sport auch höhere Ziele verfolgen können?
Nein, sicherlich nicht. Die NLB war das Maximum, das ich mit meinen Möglichkeiten erreichen konnte. Vielleicht hätte ich drei-vier Jahre in dieser Liga mitspielen können, mehr aber auch nicht

Christian Böhi ist ein symphatischer Spieler. Eigentlich schade, dass er heute beim Gegner spielt. Er schliesst eine Rückkehr zum FC Gossau allerdings nicht kategorisch aus. Der Gossauer fühlt sich beim SC Brühl aber sehr wohl, wie er mehrfach in unserem Gespräch betonte.

Sonntag, August 29, 2010

FC Gossau : USV Eschen-Mauren 1:2

1.Liga
Buchenwald Sportanlage
350 Zuschauer

Bei den Liechensteiner baut man auf die Hilfe von ganz Oben. Mittelfeldspieler Ronny Büchel scheint ein guter Christ zu sein. Auf der Homepage gibt er folgendes Lebensmotto an "Jesus als Vorbild nehmen". Das neben dem Stadion seines Vereins ein Papst-Denkmal steht, wird ihm also sicherlich gefallen. Nach dem Schlusspfiff seines Fussballclubs bildeten er uns seine Mitspieler dann auch eine Art "Bibelkreis" auf dem Rasen. Es kann durchaus sein, dass sie sich bei höheren Mächten für die drei Punkte bedankten. Das Glück stand jedenfalls auf ihrer Seite. Obwohl sie die Punkte sicherlich nicht gestohlen haben.

USV? was heisst USV? Wieso heisst ein Fussballverein USV? Mit dem Fürst hat es wohl kaum etwas zu tun. Der heisst bekanntlich Hans Adam. Vielleicht ja mit Uwe Wegmann? Allerdings ist der ehemalige Bundesliga-Trainer auch noch nicht seit der Vereinsgründung von 1963 im "Ländle" tätig. Ausserdem heisst der Ex-Bochumer ja nicht Uwe Vegmann, was eher noch passen würde.

U=Unterhaltung und Unterstützung
Unterhaltung boten die Gäste aus dem kleinen Land auf jeden Fall. Vorallem im Angriff agierte der Tabellenführer äusserst gefährlich. Im Gossauer Abwehrzentrum brannte es mehrmals lichterloh.
Zahlreiche Unterstützung erhielten die Eschener aus ihrer Heimat. Überraschend viele Gäste-Anhänger erschienen in der Ostschweiz. Ausgerüstet mit Schals und Fähnchen sorgten sie auch ab und zu für lautstarkten Support. Das sieht und hört man in der 1.Liga auch nicht alle Tage.

S=schlechte Chancenauswertung
Die Chancenauswertung war beim Heimteam suboptimal. Zwar erspielten sich die Gossauer in der zweite Hälfte zahlreiche Möglichkeiten. Doch zu mehr als dem Anschlusstreffer reichte es nicht. Trotzdem verdient stellvertretend, der nimmermüde und aufopferungsvoll kämpfende, Enzo Todisco ein Sonderlob. Der Stürmer-Routinier erzielte auch den einzigen Gossauer Treffer.

V=Van Der Saar
Edwin van der Saar heisst das Vorbild des jungen Eschen-Mauren Torwarts. Das Timing eines Weltklassetorwart hat Benjamin Büchel wohl schon. Knapp vor der Strafraumgrenze brachte der zweifache Nationalspieler den heranstürmenden Enzo Todisco zu Fall. Dies führte zwar zur Roten Karte für den Liechtensteiner, aber (leider) nicht zu einem Foul-Elfmeter.

Was heisst nun USV? Jemand behauptete während des Spiels Urbi et Orbi Sport Verein, als Anlehnung an den Papstbesuch im Jahre 1985? Doch auch das ist falsch. Ganz unspektakulär nennt sich der zweiterfolgreichste Liechtensteiner Fussballclub "Unterländer Spiel-Vereinigung Eschen-Mauren."

Donnerstag, August 26, 2010

Gästeblog: Rund um den SC Austria Lustenau

Stephan hat sich erneut die Mühe gemacht einen Bericht über die spannenden und teilweise auch tragischen Geschehnisse um den grössten Fussballverein im Vorarlberg zu schreiben:

Gästeblog:
Wieder einmal habe ich das Vergnügen über Austria Lustenau einen Bericht auf diesem Blog zu schreiben. Wie bei meinen beiden vorherigen Berichten möchte ich wieder etwas ausholen und euch informieren, was seit meinem letzten Eintrag, dem Auswärtsspiel in Hartberg, unter anderem bei der Austria geschah.

Nach der Niederlage in Hartberg stand das Auswärtsderby in Altach bevor. Es war genau einer dieser legendären Fussballabende die man ein Leben lang nicht vergessen wird. Wir lagen 1:0 hinten. Wie so oft in der letzten Saison bewies unser Trainer Edi Stöhr ein glückliches Händchen und wechselte Manuel Honeck, ex Altach Amateure Spieler, ein, der uns mit zwei Toren zum 1:2 Auswärtssieg schoss. Der ganze Gästesektor kochte.
http://www.youtube.com/watch?v=qltp8gQkdb4&feature=related

Am nächsten Morgen erreichte mich ein Telefonanruf der meine Gefühlslage völlig auf den Kopf stellte. Simon, unser Capo und Mitbegründer der Union Nord, verunglückte nach der Derbyfeier durch einen tragischen Unfall tödlich! Zu erklären ist nicht möglich, zu verstehen umso weniger. Es fällt schwer zu fassen, Gottes Wege sind tatsächlich unergründbar…
Video über Simon:
http://www.youtube.com/watch?v=wkdMspdOPCk

Verabschiedung im Stadion:
http://www.youtube.com/watch?v=yn1aU-krjQE

So wie der Sieg in Altach, so wird mir auch Spiel eins nach Simons Tod in ewiger Erinnerung bleiben. Zu Gast im Reichshofstadion war Wacker Innsbruck. Wir lagen mit 2:0 hinten! Die 90. Minute war bereits gespielt. Durch einen Elfmeter kamen wir zum 2:1 heran. Unsere Mannschaft kämpfte bis zum Umfallen, schaffte es nochmals nach einer Ecke in Ballbesitz zu kommen und schoss den Ball zum 2:2 in das gegnerische Tor!!! Was Simon vorlebte, nämlich alles für den Verein zu geben, setzte die Mannschaft in diesem Spiel eins zu eins um! Wahnsinn… Ende Saison feierte Wacker Innsbruck den Aufstieg in die Bundesliga.
Zusammenfassung Austria Lustenau-Wacker Innsbruck:
http://www.laola1.tv/de/at/fussball/oest-erste-liga/die-highlights-der-begegnung-a-lustenau-fc-wacker/video/79-375-11074.html


Neue Saison, neues Glück?:

Während die potentiellen Aufsteiger ihre eingespielten Kader mehr oder weniger behalten konnten, hatte die Austria zahlreiche Abgänge zu beklagen. Die Vorbereitungsspiele mussten also genützt werden um die vielen Testspieler zu beobachten. Neu im Kader ist unter anderem der ehemalige U21 FCSG Spieler Ludovic Mathys, der aus meiner Sicht bisher einen positiven Eindruck hinterlassen hat. Der neue Kader muss sich aber zuerst finden und so stehen wir nach acht Runden nur auf Platz sieben.

Seit Tagen fieberte ich der Cup Auslosung entgegen. Meine Befürchtungen nach Niederösterreich, Burgenland oder in die Steiermark zu fahren, trafen zum Glück nicht ein. Das Los meinte es gut mit uns und wir fuhren zur violetten Austria nach Salzburg. Als Neuling in der Regionalliga West war dieses Los durchaus „machbar“. Und trotzdem war es ein komisches Gefühl nach Salzburg zu fahren. Fast immer wenn wir auswärts mit knapp 60 Leuten vertreten sind, sind wir stimmungsmässig überlegen. Nicht so bei der Viola. Seit ihrem Neuanfang wird Austria Salzburg von einer beachtlichen Anzahl Fans unterstützt und so war uns allen klar, dass wir gegen den Regionalligisten von der Stimmung her keine Chance haben werden. Unser Bus fuhr uns direkt zum Gästesektor wo uns bereits die freundlichen Ordner empfingen. Mir wurde schnell bewusst, hier wird man so behandelt, wie die Salzburger auch gerne Auswärts behandelt werden. Nach einer kurzen Diskussion mit einer Ordnerin durften wir uns hinter die Bande stellen und mussten nicht hinter dem Zaun stehen. Im Kasten der Salzburger klingelte es dreimal und so verliessen wir völlig verdient als Sieger den Platz. Fazit: Salzburg, wir kommen gerne wieder!

Nach dem 2:2 unter der Woche in Gratkorn stand letzten Freitag endlich das Lustenauer Derby an. Während die grün-weissen Austrianer mit einer schönen Choreo und einer guten Stimmung, vor allem in der ersten Halbzeit überzeugen konnten, war auf Seiten der FC Fans ausser einem unüberlegten Spruchband nichts zu sehen. Zwischendurch wurden sie mal etwas lauter, aber das war es auch schon. 6'400 Zuschauer wurden leider Zeuge einer erneuten Austria Niederlage. Nach dem Spiel liess es sich ein FC Spieler nicht nehmen, eine blau-weisse Fahne in den Mittelpunkt zu stecken. Die Antwort folgte prompt, als plötzlich ein paar von der Nordtribüne den Platz stürmten um die Fahne zu entreissen. Es folgte ein tosender Applaus vom Rest des Stadions. Dass man das Bier nicht nur trinken kann, sondern auch mal ins Gesicht bekommt wenn man provoziert, bekam der genannte FC Spieler beim Verlassen des Stadions zu spüren.

Sehr viel ist seit meinem letzten Bericht geschehen. Ich kann nur hoffen, dass ich euch bei meinem nächsten Bericht wieder von schöneren Ereignissen berichten kann…

Bilder von der aktuellen Saison findet ihr unter
http://www.unionnord.at/ und http://www.nordfront.at/

Montag, August 23, 2010

SC Buochs : FC Gossau

1.Liga
Seefeld
360 Zuschauer

"Die höchste Form des Glücks ist ein Leben mit einem gewissen Grad an Verrücktheit." Was sich anhört wie ein Spruch aus dem Poesiealbum einer 15-jährigen Sekundarschülerin, bewahrheitete sich an diesem Tag.

Als sich die letzten wackligen Gestalten um 05.00 auf den Heimweg machten, ging es für mich bereits Richtung Berner Oberland. Inferno Halbmarathon, eine Name der endlich mal halten sollte was er versprach. So das ziemliche Gegenteil von Kindergeburtstag oder Folkloreabend im Altersheim. 21,1 Kilometer, mehr als 2'000 Höhenmeter, Zieleinlauf-Schilthorn auf 2'970 Meter über Meer. Obwohl holländische Touristen auf dem Berg durchaus das Wort "Spinner" im Zusammenhang mit den 500 Teilnehmer in den Mund nahmen, will ich bei den Startenden dieses Rennens eigentlich nicht unbedingt von Verrückten sprechen.

Verrückt war eher das was danach folgte. Während "normale" Sportler ihre Muskeln massieren liessen, ein Bad im Pool genossen, oder einfach nur bei herrlichem Wetter ein Bier tranken, drängte mich mein enger Zeitplan schon wieder Richtung Tal. Schliesslich gab ja in Buochs ein chronisch erfolgloser Fussballverein sein Gastspiel. War es die Aussicht auf eine weitere Auswärtsniederlage der Blau-Weissen, oder die spielerische Eleganz von Mario Cantaluppi die mich an den Vierwaldstättersee trieben? Beides wohl kaum. Vielleicht wollte ich ja tatsächlich einfach nur mit den Schweizer Bundesbahnen am Sarnersee und am Alpnachersee vorbeituckern. Vorüber an gefühlten 400 Haltestellen. Die idyllische Landschaft betrachtend mit temporärem Ausblick auf zwei Militär Flugplätze und die Glasi Hergiswil. Ja allenfalls war ja das mein wahrer Beweggrund.

Schöne Gegend hin oder her, sagenhafte Kantone Bern, Obwalden, oder Nidwalden seis drum. Die eigentliche Motivation für meine Odysse durch die Deutschweiz war die Hoffnung auf einen Sieg des FC Gossau. Das war wieder so etwas Verrücktes. Der FC G und 3 Punkte passten in den letzten Monaten Jahren bekanntlich so gut zusammen, wie Ketchup und Corn Flakes. Warum ist aber mein ganz persönlicher Glaube an eine Wende zum Guten, trotz Finanzproblemen und sportlicher Sorgen immer noch da? Weshalb freut man sich trotz allem wieder auf ein Spiel? Eigentlich aus rationaler Sicht kaum erklärbar.

Mit einem Spurt, die Rennerei hörte an diesem Tag wohl nie mehr auf, erreichte ich in der 25. Minute den Sportplatz Seefeld. Erwartungsgemäss konnte ich die Gossauer Fans unter den 350 Zuschauern schnell ausfindig machen. Sie wussten bereits von guten Möglichkeiten zu berichten. So stimmte ich in die Gesänge ein, in der Hoffnung es möge so bleiben. Das Überraschende war, der FC G spielte tatsächlich so weiter. Die Fürstenländer bereiteten dem SC Buochs Spielertrainer ein Dèja Vu Erlebnis. Die Chancenlosigkeit seines Teams muss ihn wohl an längst vergangene Tage beim 1.FC Nürnberg erinnert haben. Trotzdem erzielte Cantaluppi mittels Freistoss in der zweiten Halbzeit den zwischenzeitlichen Anschlusstreffer. Danach geschahen weitere widersinnige Dinge. Filigrantechniker Norbert Frrokaj erzielte mit einem prachtvollen Heber aus verrückten 35 Metern das 3:1. Kurz vor Schluss folgte gar noch das 4:1.

Völlig perplex bejubelten wir zusammen mit der Mannschaft den Erfolg. Ob Vorstand, Pressechef, Trainer oder Spieler, allen sah man die grosse Erleichterung an. Eigentlich übertrieben, hatte hier doch nur ein NLB Absteiger einen 2.Liga Aufsteiger standesgemäss besiegt. Doch absolut verständlich, wenn man bedenkt was für einen sportlichen Tsunami der FC Gossau in den letzten Monaten erlebte.


Ein verrückt schöner Tag!


Der neue Co-Trainer Roland Näf freut sich über den ersten Saisonsieg. Letztes Jahr war er noch Assistent eines holländischen Erfolgscoach in der Bundesliga. "Du bist der beste Mann" *sing*

Donnerstag, August 19, 2010

Gästeblog: TSV Germania Windeck:FC Bayern München

Voegtu hat wohl nichts besseres zu tun, als sich an einem Montag Abend in Köln ein semi-spannendes Fussballspiel anzuschauen. Hier schreibt er was ihn (um Himmels Willen) zu dieser Reise bewogen hat, und warum der DFB Pokal irgendwie nicht mehr das selbe ist wie früher...

DFB Pokal
Köln Müngersdorfer Stadion

Die Auslosung der ersten DFB-Pokal-Hauptrunde bescherte dem FC Bayern einen TSV als Gegner. Germania Windeck, um genau zu sein. Das Spiel sollte aber nicht im Amateurstadion stattfinden, sondern in der Arena des 1. FC Köln. Wieder ein Verein, der Profit höher einstuft als Erfolg. Schade. Weil der FC Bayern am ersten Tag des Pokalwochenendes (13.-16. August) noch ein "Freundschafts"spiel gegen Real Madrid ansetzte, plante der DFB die Partie gegen Windeck freundlicherweise erst am Montag ein. Dies ermöglichte uns, ein verlängertes Wochenende in Köln zu verbringen.
Also setzten sich ein Kumpel und ich am Sonntagmorgen früh in den Zug und fuhren ins verregnete Köln. Geschickterweise liessen wir unsere Regenschirme zu Hause, so dass wir trotz dem kurzen Marsch ins Hotel schon nach wenigen Minuten pflotschnass waren. Das hielt uns aber selbstverständlich nicht davon ab, uns alsbald das erste (von zahlreichen) Kölsch zu genehmigen. Die sind ja auch so fix leer, die Gläser. Wie dem auch sei: Der Grund unserer Reise war das DFB-Pokalspiel. Wir waren am Montag relativ früh beim Stadion und sicherten uns gute Plätze im Stehplatzbereich der Gäste – meinten wir zumindest. Hinter uns gesellten sich kurz vor dem Spiel zwei Fans des 1. FC Köln, die Windeck anfeuerten und Hassgesänge gegen den FC Bayern anstimmten. Auch unter den restlichen 40'998 Zuschauern waren mehrheitlich solche, die kamen, um Bayern verlieren zu sehen. Im Stadion wurde es dementsprechend nur laut, wenn Windeck im Angriff war. Unsere Fangesänge kamen nie wirklich zustande, es waren zu viele Bayern-Fans im Block, die sonst nie ins Stadion gehen (können). Ein Nebenmann sang meistens sogar den falschen Text.
Ausser einem gelungenen Angriff brachte Windeck aber nichts zustande. Auch die Bayern waren 40 Minuten lang offensiv inexistent. Der Doppelschlag vor der Pause durch Miroslav K. aus Kaiserslautern und Franck Ribéry brachte dann die Entscheidung. Die lauten Pfiffe aus dem Publikum ab der 70. Minute zeigten nochmal deutlich, welches Volk sich heute im Stadion zusammenfand: «Zum a Bode chotze». Kein Wunder also, hatten die Spieler nach dem erneuten Doppelschlag gegen Ende der Partie nicht mehr grosse Lust, sich von den Fans zu verabschieden.
Nach dem Spiel hatten wir noch vier Stunden Zeit, um uns mit ein paar Kölsch von der Stadt zu verabschieden. Ein Besuch im Hardrock-Café sorgte fürs leibliche Wohl – inklusive Bedienung mit Kölner Akzent wie Hausmeister Krause zu seinen besten Zeiten. Herrlisch. Die Rückreise im Nachtzug gestaltete sich abgesehen von der üblichen dreiviertel Stunde Verspätung und der ausserplanmässigen Endhaltestelle Basel Badischer Bahnhof relativ angenehm. Mit leicht geröteten Augen war ich am Dienstagmorgen wieder pünktlich im Büro.

Mittwoch, August 18, 2010

die zweite Meinung (Teil III)

Der erste Spieltag ist zwar bereits vorüber. Trotzdem hier noch der dritte Teil der Meinungsumfrage zum Saisonstart:

Teil 3:

Deshalb wird die neue Saison unvergesslich?
Weil Präsident Roli Gnägi endgültig der mediale Durchbruch gelingt. Nach den letztjährigen Auftritten im Sportpanorama und bei "10 vor 10", ist er nun bei Aeschbacher und Johannes B.Kerner zu Gast. Thema der Sendungen "vom Regen in die Traufe, das unheimliche Comeback eines Fussballvereins". Weitere Gäste Lothar Matthäus und Daniela Katzenberger.

Aus der alten Saison wird in Erinnerung bleiben?
Er stand im Tor, im Tor und wir dahinter. Frühling, Sommer, Herbst und Winter…*sing*

Welche Schlagzeile würdest du gerne in der kommenden Saison verfassen?
-das Gossauer Parlament beschliesst (endlich) den Bau einer neuen Tribüne!
-Brühl im Derby gegen ein entfesseltes Gossau ohne den Hauch einer Chance.


Drei Wünsche für die neue Saison?
-eine ordentliche Zapfanlage beim Getränkestand neben der Holztribüne
-Gutes Wetter in Lugano, Biasca und Mendrisio.
-Thomas Knöpfel spielt die Rückrunde verletzungsfrei beim FC Gossau.

Dein grösster Albtraum?
- wiederum eine Schlagzeile "Marc Zellweger gelingt Hattrick im Derby gegen Gossau"
- kurzfristiger Umzug ins Stadion St.Gallen West, weil die Holztribüne unwiderruflich das zeitliche segnet.

Dein Lieblingsfeind (auf Fussballvereine bezogen)
Eigentlich all diese Fussball Grosskonzerne, denen es nur um Kunden und überteuerte Merchandising Artikel geht. Unwort= Fussball AG
Um es mit einer Songzeile von Jan Delay zu sagen: "Aber ihr macht mich nicht gleich, Ja und ich mach euch nicht reich, Nee Mann ihr kriegt mich nicht klein"

Dein Lieblingsspieler aller Zeiten?
Diego Armando Maradona (natürlich auch als Trainer), Mehmet Scholl und der junge Alain Sutter

Lustigster Spruch oder auch Fangesang der letzten Saison?
"Ihn Europa kennt uns jede Sau" (im Zuge der medialen Berichterstattung über den Wettskandal (NY Times, Sonntagsblick etc)
Zugegeben kein sehr innovativer Spruch, daher aber auch passend zur Performance der letztjährigen Gossauer "Fussballmannschaft".

Deine liebstes Auswärts-Reiseziel?
Soll ich jetzt Eschen-Mauren schreiben?
Nein doch lieber ins Tessin, wie es sich für einen richtigen Schweizer-Bünzli auch gehört.
Am besten noch mit Zwischenhalt im Swiss Miniature Melide.

Wo stehtst du im Stadion? und warum?
Zuhause auf der Holztribüne (in der Nähe vom Getränkestand und dem Kinderwagen). Der Ausgang ist auch nicht weit, was bei Gossau Spielen kein unwesentlicher Aspekt ist.
Auswärts da wo man hingestellt wird…in der 1.Liga aber (gottseidank) wieder freie Platzwahl.

Du wirst überraschend zum Doppelpass eingeladen. Deine Traumbesetzung für die anderen Sessel?
Roger Schawinski, Campino, Udo Lindenberg, Ciriaco Sforza, Fidel Castro, Stefan Effenberg , Christoph Mörgeli und last but not least Karl Marx. Eine ganz und gar illustre Runde.

Sonntag, August 15, 2010

Im (St.Galler) Westen nichts Neues...

Sportlich und finanziell herrscht beim FC St.Gallen wieder einmal Untergangsstimmung. Im letzten Jahr sorgte vorallem der kleine Nachbar aus Gossau für negative Meldungen im nationalen Blätterwald. Nun übernahmen die Grün-Weissen wieder die angestammte Rolle des "Schlagzeilen-Lieferanten".

Aus fussballerischer Sicht muss man nicht viel dazu schreiben. Die Tabelle sagt mehr als tausend Worte. Finanziell erinnert die Situation eher an Griechenland, als an den Golfstaat Dubai. Die Struktur des FC St.Gallen ist niemanden so wirklich klar. Da scheinen selbst die Heiratsanträge von Lothar Matthäus durchdachter. Bereits ist davon die Rede, ob allenfalls der Staat finanziell einspringen muss. Die Stimmung in der Bevölkerung für eine solche Rettungsaktion scheint im Moment eher negativ. Zumal die warnenden Stimmen im Vorfeld des Stadionbaus, weder von den meisten Politikern noch von den Verantwortlichen des FC St.Gallen gehört wurden.

Steuergeld, als letzte Hoffnung für das Stadion des FC SG? Mir fehlt dazu jegliches Verständnis. Ich bin selbstredend dafür, dass öffentliche Gelder für den Bau von Sportstätten verwendet werden. Allerdings bin ich nicht der Meinung, dass die öffentliche Hand die schwerwiegenden Fehler von einem Fussballclub und seinen leitenden Personen ausbügeln soll. Sollte die Bevölkerung tatsächlich das Stadion "retten" muss sie auch über die zukünftige Nützung mitbestimmen können.

Hier schon mal einige Ideen:
(100% ironisch versteht sich)

-der benachbarte Möbelgigant mietet die Rasenfläche für seine Gartenmöbel Ausstellung. Leider muss der Naturrasen verschwinden. Mit Kunstrasen können die preiswerten Teak Gartenstühle schöner präsentiert werden.

-Eine der Tribünen wird abgebaut, und in der Nachbargeimeinde wieder aufgestellt. Die Lösung vieler Probleme auf einen Schlag.

-Unter der Schirmherrschaft von Bundesrätin Karin Keller Sutter findet die Cheerleader Weltmeisterschaft in St.Gallen statt. Alles friedlich, alles ohne Fans und Pyrotechnisches Material versteht sich. Nur so hübsche Puschel Dinger.

-Ein geschäftstüchtiger Schweizer Fussballmanager sucht für sein Farmteam ein Stadion im Osten des Landes. Stolz vermeldet er: "die Expansionspläne unserer Fussball AG sind weit fortgeschritten. Den nächsten Schritt bestimmt unser Besitzer aus Asien."

-Die Armee sichert sich die Grünfläche. Die ständigen Gefahrenherde rund um unser Land machen dies nötig. Es ist nicht mehr weit bis zur nächsten Anbauschlacht.

-Die Polizeidirektorenkonferenz (KKJPD) mietet das Stadion, als dauerhafte Trainingsanlage zur Hooliganbekämpfung. Hier soll St.Gallen eine Vorreiter-Rolle einnehmen, wie auch schon bei der bereits legendären Umkleidekabine vor dem Gästekäfig im Espenmoos.

Freitag, August 13, 2010

Unvergessen

Ihn kannte die ganze Stadt, ob Briefträger, Polizist oder Schülerbub. Köbeli war ein Gossau Dorforginal. Sein symphatisches Auftreten machten ihn bei Alt und Jung beliebt. Als grosser Anhänger und "Fähnrich" des FC Gossau lief er jahrelang mit den Mannschaften auf das Spielfeld. In der Hand eine grosse Fahne seines Lieblingsvereins. Sein legendärer Schlachtruf "zige-zage-zige-zage-hoi-hoi-ho", mit denen er das Fanionteam des FC Gossau genauso einschwörte wie Teams an Klassenmeisterschaften, bleibt unvergessen. Oft sah man ihn auch durch unser Stadtzentrum laufen. Er erledigte Kurierdienste für eine Bäckerei. Köbeli gehörte zu Gossau, wie das Schloss Oberberg, oder die Andreas Kirche.

Seine Freizeit verbrachte er gerne auf dem Sportplatz. Er schaute sich Spiele an, oder sass stundenlang mit seinem Freund dem Spikosekretär zusammen. In den letzten Jahren wurde es dann ruhiger um ihn, das Alter machte ihn wohl zu Schaffen.
Auf der Buechenwald Anlage sah man Köbeli nicht mehr oft. Vielleicht war das gut, so musste er sich wenigstens die teilweise schlimmen Auftritte seines FC Gossau nicht ansehen.

Diese Woche verstarb er im mit 68 Jahren. Kein hohes Alter in der heutigen Zeit, würde man meinen. Köbeli wurde allerdings mit dem Down-Syndrom geboren, und galt als einer der ältesten Europäer mit Trisomie.

Ruhe in Frieden Jakob "Köbeli" Schäfler

Montag, August 09, 2010

FC Gossau : YF Juventus Zürich 1:3

1.Liga
Stadion Buechenwald
350 Zuschauer

Was für bewegte Tage dies sind. In Moskau stöhnen die Leute über mörderische Hitze und Waldbrände. In Bundes-Bern sorgen ein kleiner Appenzeller und ein eloquenter Zürcher für mächtig Thouwabohu. In Gossau bereitete man sich währendesen emsig auf das erste Heimspiel der Saison vor.

Karl Schmucki, Pressechef des FC Gossau, brachte die Gefühle der Anhänger im Matchprogramm präzise auf den Punkt. Die Fans des Fürstenländer Fussballverein dürsten nach Siegen und einer einsatzwilligen Mannschaft, so das Ehrenmitglied des FC G. 42 Niederlagen mussten die Anhänger in den letzten beiden Jahren miterleben. Eine Bilanz, die sogar die Teilnahme der französischen Nationalmannschaft an der vergangenen WM wie eine Erfolgsgeschichte aussehen lässt. Als Historiker und Mitglied der bayrischen Benediktinerakedemie kennt sich Schmucki auch in der Geschichte seines Fussballclubs aus. Seit dem erstmaligen Aufstieg 1971 spielten die Blau-Weissen mehrheitlich in der 1.Liga, es ist sozusagen die "Stammliga" des FC Gossau.

Das erste Spiel nach dreijähriger Absenz in dieser Spielklasse bescherte den Gossauern gleich einen harten Brocken. Mit dem Fusionsverein SC Young Fellows Juventus gab sich gleich ein Aufstiegsfavorit die Ehre. Bei wechselhaften Bedingungen schauten sich diese Begegnung nur 350 Zuschauer an. Darunter fast die komplette 1.Mannschaft des SC Brühl. Die Stadt-St.Galler durften am Vortrag ihrerseits annähernd 1'000 Fussballfreunde zum Ligauftakt begrüssen. Ob sich die Grössenverhältnisse in der Gallus Stadt wieder zu Gunsten der "Kronen" entwickeln?
Den FC Gossau betrifft dies nur am Rande. Der NLB Absteiger kämpft in der nächsten Saison vorallem um sportliche Wiedergutmachung und den Klassenerhalt. Der Start in dieses Unternehmen verlief durchaus gelungen. Das kreative Mittelfeld um Jan Berger und Norbert Frrokaj stellte die Zürcher einige Male vor grosse Probleme. Die Zuschauer sahen endlich wieder einmal leidenschaftlichen Fussball einer Gossauer Mannschaft. Das Glück war beinahe perfekt, als in der 41.Minute der starke Enzo Todisco einen Foulelfmeter rausholte. Der Kosovare Frrokaj verwandelte diesen in der Folge tadellos. Leider kassierte das Heimteam kurz darauf zum psychologisch ungünstigsten Zeitpunkt den Ausgleich. Der Treffer fiel in der 45.Minute nach einer Unstimmigkeit im Gossauer Abwehrbereich.

Eigentlich hätte man nun den Ort des Geschehen verlassen sollen. Es wäre ein schöner Nachmittag gewesen. Keine Sicherheitsdienste vor dem Stadioneingang, toller Fussball des Lieblingsvereins, nette Gespräche bei einem Bier. Man hätte sich zuhause vor dem Fernseher das Debakel des grossen Kantonsrivalen in Thun anschauen können. Es wäre ein geruhsamer Sonntag gewesen.
Es kam allerdings anders. In der zweiten Halbzeit gewannen die Gäste die Überhand. Vorallem Luca Dimita, der vor zwei Jahren eine kurze und ziemlich erfolgslose Zeit beim FC Gossau erlebte, schickte die Gossauer Abwehr das eine oder andere Mal in einen Schwimmkurs. In der Offensive blieben die Fürstenländer zwar ab und an gefährlich. Die Defensive erinnerte allerdings in dieser frühen Phase der Saison eher an handelsüblichen Schaumstoff, als an Granit aus dem Baumarkt.

Das 1:2 in der 62. Minute und das 1:3 mit dem Schlusspiff bescherte Gossau schlussendlich Niederlage Nr. 43.
Der Saisonauftakt verlief mit der Cup-Niederlage und dem verlorenen Duell mit Young Fellows Juventus alles andere als Berauschend. Trotzdem ist nun eine Grosse Depression fehl am Platz. Die junge Mannschaft zeigte gute Ansätze, und gerade in der Offensive scheint durchaus Potential vorhanden. Da hat das Team um Sportchef Adi Keller, trotz finanziellem Engpass, sicherlich gute Arbeit geleistet. Einige Spieler müssen allerdings ihre 1.Liga Tauglichkeit erst noch beweisen, dafür haben sie aber gewiss noch einige Wochen Zeit..

Der strömende Regen beim Verlassen des Sportplatz passte wieder einmal zur Gefühlslage. Obwohl diese Witterung auch nach Moskau gehört hätte, oder zur Befindlichkeit in der Schweizer Hauptstadt. Vielleicht auch noch in den Westen von Gossau's Nachbargemeinde.

Olaf Sager

Fragen an Olaf Sager (BlauWiis Matchprogramm FC Gossau)

Am Tag des Interviews sind es noch eineinhalb Wochen bis zum Saisonstart. Der FC Gossau Trainer Olaf Sager hat gerade Ferien. Allerdings macht er nur in beruflicher Hinsicht Urlaub. Der Amriswiler beschäftigt sich nämlich intensiv mit der Vorbereitung für die 1.Liga Hinrunde. Sager ist mit viel Leidenschaft an seine neue Aufgabe herangetreten. Schon nach den ersten Minuten dieses Interviews wird das deutlich.

"Vorfreude auf das erste Spiel"

Du trainierst nun seit einigen Wochen den FC Gossau. Wie hast du dich eingelebt?
Ich habe mich gut eingelebt. In Gossau haben wir einwandfreie Trainingsbedingungen, und ich habe einen positiven Kontakt zum Vorstand.

Der FC G hat in dieser Saison bis auf ein paar Ausnahmen eine völlig neue Mannschaft zusammengestellt. Wahrscheinlich auch für dich eine neue Situation. Wo lagen die Prioritäten in den ersten Trainingswochen?
Natürlich stand zuerst die Ausdauer im Vordergrund. Es musste eine Basis für die lange Meisterschaft geschaffen werden. Die Mannschaft sollte sich zudem erst einmal Kennenlernen. Daher mussten wir einen Kompromiss finden zwischen Ausdauertraining, Passübungen und dem Einstudieren von Laufwegen. Es hat mich aber doch überrascht, wie viel es braucht bis sich eine neu zusammengestellte Mannschaft findet.

Die Mannschaft ist sehr jung. Wie wichtig ist daher die Erfahrung der Routiniers Jan Berger und Enzo Todisco?
Ich tausche mich natürlich ein bisschen mehr mit den Routiniers aus, als mit den jungen Spielern. Jan Berger, unser neuer Captain, macht seine Sache hervorragend. Er steht auch vor die Mannschaft, wenn etwas falsch läuft. Der Rat der erfahrenen Spieler ist mir auch bei der täglichen Trainingsarbeit wichtig. Wenn z.B. Enzo Todisco sagt er habe schwere Beine, schraube ich die Intensität etwas herunter. Natürliche spreche ich auch sehr viel mit meinem Assistenztrainer Roland Näf (25 Jahre Erfahrung im Trainerbereich) und unserem Goalietrainer Spyridon Moutafis.

Junge Mannschaft, Neue Liga, Wie nervös ist der 35-jährige Trainer Olaf Sager vor dem ersten Spiel?
Nervös bin ich nicht. Vorfreude ist das richtige Wort. Bis anhin spielten wir in der Vorbereitung, bis auf zwei Ausnahmen, nur gegen 2.Liga Vereine. Gegen YF Juventus werden wir sehen wo wir wirklich stehen. Darauf bin ich enorm gespannt.

Die meisten Mannschaften werden top motiviert gegen den "Grossen" FC Gossau antreten. Mit welcher Taktik wollt ihr euch in der 1.Liga behaupten?
In erster Linie müssen wir defensiv kompakt stehen, aber wir wollen auch frech nach vorne spielen. Die Spieler sollen 1:1 Situationen suchen, und wir wollen in der Offensive von der Kreativität eines Jan Berger profitieren.

Wie sehen die Saisonziele des FC Gossau aus?
Es wäre natürlich völlig vermessen vom Aufstieg zu sprechen, zumal der FC Gossau ja freiwillig aus der Challenge League abgestiegen ist. Die Gruppe 3 der 1.Liga ist zudem sehr stark besetzt. Wir sehen uns eher als Aufsteiger, denn als Absteiger. Viele unserer Spieler kommen ja aus der 2.Liga Interregional, und nur sehr wenige standen in der zweithöchsten Liga im Einsatz. Ich wünsche mir daher einen Platz im gesicherten Mittelfeld.

Welche Mannschaften in eurer 1.Liga Gruppe schätzt du am stärksten ein?
Der FC Tuggen, Rapperswil-Jona, YF Juventus und vielleicht noch der FC Baden. Alles Mannschaften, die sich schon seit einigen Jahren in der Spitzengruppe der 1.Liga befinden.

Die Spieler deines Stammvereins FC Amriswil loben deine hohe Sozialkompetenz. Wo ist diese Eigenschaft mehr gefragt, bei deinem Job als Produktionsleiter, oder als Fussballtrainer?
Es gibt da durchaus Parallelen. Manchmal ist bei der Arbeit, wie auch beim Fussball ein Vier-Augen Gespräch gefragt, um allfällige Probleme zu besprechen. Man muss auch sehen, dass wir hier beim FC Gossau im Amateurbereich arbeiten. Falls ein Spieler einmal einen wichtigen geschäftlichen Termin hat, darf er auch einmal 10 Minuten später zum Training erscheinen. Natürlich nur, wenn das mit dem Trainerstab abgesprochen ist.

Olaf Sager scheint klare Vorstellungen in seine Trainertätigkeit einzubringen. Er vermittelt einen engagierten und motivierten Eindruck. Dies wird sich hoffentlich auf einen guten Saisonverlauf auswirken.

Sonntag, August 08, 2010

Austria Lustenau : TSV Hartberg 1:0

Erste Liga
Reichshofstadion
2'800 Zuschauer

Es gibt Dinge die ändern sich nie, und das ist beruhigend in unserer hektischen Welt. Der Rhein fliesst seit Jahrtausenden dem gleichnamigen Tal entlang Richtung Bodensee. Mal mit mehr Wasser, mal mit weniger. Meistens aber im friedlichen Einklang mit der Natur und den Menschen. Der Fussballverein Austria Lustenau spielt ebenfalls seit langer Zeit in der zweithöchsten österreichischen Fussballdivision. Immer wenn mich der Weg in die Grenzgemeinde führt, finde ich Vertrautes vor.

2'800 Fans mal ein bisschen mehr, mal ein paar weniger besuchen die Heimspiele. Meist spielen die Lustenauer an der Spitze mit, oder befinden sich gerade wieder in einer veritablen Krise. Der Trainer ist auch ziemlich oft der Selbe. Zum dritten Mal seit 1994 leitet der Bayer Edi Stöhr die Geschicke der Voralberger. Fussballerisch ist es nicht immer das Gelbe vom Ei, was die Grün-Weissen ihren treuen Anhänger vorbringen. Trotzdem werden sie seit Jahr und Tag von enthusiastischen Supportern unterstützt. Im Gästeblock befinden sich, wie so oft, eine Handvoll Auswärtsfans die ihr Team an einem Freitag durch halb Österreich hinerherreisen. Dieses mal aus der Steiermark. Immerhin 700 Kilometer entfernt.

Das Spiel lebt vorallem durch vom Auslassen zahlreicher Chancen. Das Heimteam vergibt mehrfach den Führungstreffer. In der zweiten Halbzeit fasst sich der junge deutsche Stürmer Felix Roth dann ein Herz, und hämmert einen Prachtstreffer in die Maschen des Gästetors. 1:0 heisst es auch nach Ablauf der 90.Minuten.

Nächsten Samstag wartet ein seltener Höhepunkt auf die Fans der Austria Lustenau. Sie spielen im Cup auswärts gegen Austria Salzburg. Der von Fans gegründete Verein entstand, nachdem Red Bull beim Vorgängerverein einstieg und diesen neukonstituierte. Wie der Rhein seit Jahrtausenden das gleinammige Tal runterfliesst, werden solche Duelle immer wieder zurückkommen. Marketing Projekte eines Getränkehersteller hin oder her...

PS:Nicht alltäglich war die Trauerminute für den verstorbenen Ex-Captain der Austria. Theo Grüner verstarb im jungen Alter von 34.Jahren. Die Friedensglocke in der Stadionkapelle wurden im zu Ehren geläutet.

Donnerstag, August 05, 2010

FC Wangen b.Olten : FC Gossau 3:0



FC Wangen bei Olten : FC Gossau 3:0
Cup 1. Qualifikationsrunde
Sportplatz Chrüzmatt 190 Zuschauer

Die weitestmögliche Reise wurde dem FC Gossau bei der Cup-Auslosung in Bern zugeteilt. Wangen bei Olten hiess das zu avisierende Ziel. Dörfer mit Doppelnamen sind in der Schweiz enorm beliebt. Bremgarten bei Bern, Wangen an der Aare, Langnau im Emmental, Stein am Rhein, Langnau am Albis, um nur einige Beispiele zu nennen. Mit dem Zu-Namen möchte man sich wohl vom gleichnamigen Dorf unterscheiden. Böse Zungen behaupten auch, diese Doppelnamen seien reine PR-Massnahmen, um mit bekannten Orten, Bergen oder Flüssen verbunden zu werden.

Wangen bei Olten hätte so einen Zunamen eigentlich nicht unbedingt nötig. Schweizweit Bekanntheit erlangte die 5'000 Seelen Gemeinde vor einigen Jahren. Eine Kontroverse um den Bau eines Minaretts brachte heftige politische Diskussionen. Fussballerisch sorgten die Solothurner am Anfang des neue Jahrtausends für Aufsehen. In der NLB spielten sie u.a. im altehrwürdigen Wankdorf Stadion vor 3'500 Zuschauer gegen die Berner Young Boys.
Damals mussten für das Abenteuer in der zweithöchsten Liga Investitionen in die Infrastruktur getätigt werden. Wahrscheinlich enstammt aus jener Epoche auch die kleine, überdachte Sitzplatztribüne. Eine Skiliftkabine, die zum Kassenhäuschen umfunktioniert wurde, ist eine weitere Auffälligkeit im Sportplatz Chrützmatt. Ob der Verband damals mobile Kassenhäuschen im Profifussball vorgeschrieben hat? Im Winter ist es jedenfalls sicherlich kuschlig warm da drin.
Der Präsident des gastgebenden Vereins begrüsst die Gossauer Anhänger freundlich. Zeitgleich mahnt er die wenigen, mitgereisten Ostschweizer ihre mitgebrachten Getränke vor dem Eingang zu deponieren. Glas wird also auch in der 1.Liga nicht gerne gesehen. Hier sorgt allerdings der Präsident für Zucht und Ordnung, und nicht bezahlte Sicherheitsfirmen. Da einige FC G Fans die romatische Vorstellung vom Amateurfussball nicht so leicht aufgeben wollen, droht der Vorsitzende des FC Wangen mit einem "Hosenlupf", wenn die Getränke nicht sofort in Plastikbecher umgeleert werden. Die passionierte Schwinger gibt erst Ruhe, als auch das letzte Altglas entsorgt ist.

So hart umgekämpft wie das Leergut einer Gossauer Brauerei ist in der Folge auch das Cup Spiel. Diese Partie ist die richtige Einstimmung auf die kommende Saison. Es riecht nach ländlichen 1.Liga Vereinen, es sieht aus wie 1.Liga Fussball und es werden auch Grosschancen vergeben wie bei einer 1.Liga Begegnung. Anfänglich wissen die Gossauer durchaus zu Gefallen. Vorallem in der Offensive zeigen sie einige gelungene Spielzüge. Mit fortlaufender Matchdauer wird aber ersichtlich, dass hier eine eingespielte Mannschaft gegen ein neu zusammengsetzte Truppe spielt. Wangen bei Olten erweist sich in der Folge als cleverer und erzielte mit einem sehenswerten Fernschuss das 1:0.

In der Pause wechselt der Gossauer Anhang hinter das gegenüberliegende Tor. In der Hoffnung nun einige Tore des NLB Absteigers aus nächster Nähe bejubeln zu können. Dieses Unternehmen ist allerdings so erfolgsversprechend, wie ein Schlussgang mit dem umtriebigen Wangen Präsident am Eidg. Schwinger und Älpler Fest. Erst scheiterte Silvan Eggmann mit einer hunderprozentigen Möglichkeit am hervorragenden Torwart der Gastgeber. Danach erzielen die Solothurner praktisch im Gegenzug das 2:0. Der Cupfinal im Mai 2011 ist also aufeinmal ziemlich weit weg für den FC Gossau.

Neben Eggmann sind mit Enzo Todisco, Captain Jan Berger und Fabio Zancanaro nur vier Akteure auf dem Feld, die in der letzten Saison bereits für die Ostschweizer spielten. Davon wird insbesondere Verteidiger Zancanaro vom Pech verfolgt. Nach einem schlimmen Zusammenprall muss er mit einer schweren Gehirnerschütterung ins Oltener Kantonsspital überführt werden. Das 3:0 für das Heimteam ist danach nur noch Makulatur.

Vorbei an tuschelnden Teenager auf dunkeln Kirchenplätzen verlassen die Gossauer Supporter die ländliche Idylle. Ein türkischer Kellner serviert beim Bahnhof eine letzte Runde Bier. Angespannt nimmt er zur Kenntnis, dass Fenerbahce Istanbul von YB aus der Champions League gekegelt wird.

Kopfschüttelnd siniert einer der FC G Anhänger über Niederlagen in solchen Dörfern mit Doppelnamen. Ausgerechnet gegen Vereine wie Wangen an der Aare oder so ähnlich.
Eigentlich herrscht kein Grund zum Trübsal blasen. Wurde doch am heutigen Tag kein Gossau~fen zum Sägemehlring geleitet.
PS: Ein Dank für die Unterstützung von P.H. und R.V.

Dienstag, August 03, 2010

78 Kilometer leiden und träumen...

Ein mulmiges Gefühl beschleicht mich, als ich mit dem Auto von Landquart die kurvigen Strassen Richtung Davos fahre. 78 Kilometer, 2'830 Höhenmeter liegen vor mir. Noch nie im Leben bin ich so weit gerannt, der höchste Punkt liegt zudem auf nicht gerade läppischen 2'653 Meter über Meer. In den achtziger Jahre, als der Swiss Alpine Marathon das erste Mal stattfand, wurden die Teilnehmer noch als "Spinner" bezeichnet. Laufboom und veränderte Freizeitgestaltung haben dazu geführt, dass an diesem 31. Juli 2010 bereits 1'232 Männer und 252 Frauen den langen Weg auf sich nehmen. Eine ziemlich grosse Gruppe von Verrückten also.

Jörg Lauffreund aus Dresden, steht auf dem Shirt meines Nebenmanns. Viele deutsche Teilnehmer sind am Start des 25. Alpine Marathon. Ein weiterer Sportler aus Hamburg grüsst per Mikrofon seine Mitläufer. Die Stimmung ist fröhlich und angespannt, die Wetterverhältnisse fantastisch. Das unvermeintliche "Conquest of Paradise" wird wenigen Minuten vor dem Start angespielt, in der Luft kreist ein Helikopter und einzelne Läufer murmeln die letzten Stossgebete vor sich hin. Ich spare mir das für den späteren Verlauf des Rennens auf.
Der Startschuss ertönt, es geht los. Zuerst drehen wir eine vorgezogene "Ehrenrunde" in Davos, bevor wir in die malerische Bündner Landschaft eintauchen. Beim kleinen, wirklich kleinen, Weiler Spina werden wir nach wenigen Kilometern euphorisch begrüsst. Hätte man nicht noch die Strecke Gossau-Zürich inkl. einigen Hügeln vor sich, man würde gleich mitfeiern. Meine Gemütslage ist auf den ersten Kilometer nicht so toll. Der linke Fuss schmerzt ziemlich. Ich kann mir das nicht erklären, normalerweise bin ich Verletzungs und Beschwerdefrei. Die schöne Strecke durch die Zügenschlucht zum Bahnhof Wiesen lässt mich mein Handicap aber Vergessen. Wir überqueren das Wiesener Viadukt und erreichen bald den tiefsten Punkt der Strecke, das Dorf Filisur (1019m). Nun überholen wir die ersten Läufer, die sich bereits um 06.00 auf den Weg machten, 2 Stunden vor meiner Gruppe. Diese vermeintlich langsameren Läufer haben 14 Stunden Zeit ins Ziel zu gelangen, meine Startgruppe 12 Stunden.

Nach Filisur beginnt der erste wirkliche Anstieg, es geht dem Tal der Albula entlang Richtung Bergün (1'365m). Der stetige Anstieg auf einer abgesperrten Strasse, ist der am wenigsten spannende Teil der Strecke. Trotzdem fühle ich mich gut. Mental habe ich mir vorgenommen, immer in kleinen Schritten zu denken. Filisur-Bergün-Keschhütte-Scalettapass-Dürrboden-Davos, diese 5 Etappen hatte ich mir eingeprägt. Die Kilometer Zahlen beachte ich kaum. Ich befürchtete im Vorfeld, dass mich dies bei einer Krise zusätzlich belasten könnte. Zu den bereits erwähnten Teiletappen, warten auch immer wieder kleine Belohnungen auf mich. In Bergün, mittlerweile liegt schon fast eine Marathon Distanz hinter uns, trinke ich als "Belohnung" gierig eine Cola. Diese hatte ich mir zusammen mit meinem Rucksack hierher transportieren lassen. Der Veranstalter denkt wirklich an alles. Ich nütze den kurzen Stopp auch, um meinen Bestand an Energie Gels wieder "nachzufüllen". Ab jetzt geht es endgültig nur noch hoch. In Bergün wäre eigentlich die letzte Möglichkeit, um aufzugeben. Ansonsten müsste man ja erst wieder in die Zivilisation zurückwandern. Gemütlich in den Zug steigen, eine Dose Calanda öffen und friedlich nach Davos tuckern. Solche oder ähnliche Gedanken kommen bei einem Marathon unweigerlich, werden aber in der Regel auch schnell verdrängt.

Ich erlebe ab Kilometer 42 eine Hochphase. Die Absolvierung des Marathons motiviert mich. Die richtige Verpflegung habe ich auch ausgewählt. Die flüssige Aktiv Nahrung macht sich positiv bemerkbar. Ich kann mein Tempo hochhalten, und es bleibt sogar Zeit, einem Gossauer Läufer aufmunternd auf die Schulter zu klopfen. Nach dem schmucken Weiler Chants geht’s von befestigten Wanderwegen auf Bergpfade über. Nun ist es vorbei mit Rennen. Ich verfalle in den Wanderschritt. Jeder Teilnehmer führt nun seinen eigenen Kampf gegen das steile, holprige Terrain. Ein Läufer lässt mich passieren und fragt, wie ich mich so fühle? Ich antworte: "ja es geht so!". Er meint: "er komme aus der deutschen Hauptstadt und habe ein wenig Mühe mit der Höhenluft". Ich antworte schmunzelnd, dass mich dies bei einem Berliner nicht sonderlich überrasche.

Im Blickfeld erscheint bald die Keschhütte auf 2632 Meter über Meer. Wir sind mittlerweile auf hochalpinem Gelände. Der Weg zieht sich scheinbar endlos bis zu diesem neuralgischen Punkt der Strecke hin. Kurz vor der Keschhütte übermannt mich ein kurzer, aber heftiger Hustenanfall, wahrscheinlich der Höhenluft geschuldet. Oben trinke ich zwei Becher Bouillon, und schon geht’s weiter. "Jetzt gots nur no abe", ruft ein Bündner Läufer mit hörbar erfreuter Stimme. Ich schliesse mich ihm und seinem Kollegen an. Wir machen uns gemeinsam auf den Panoramatrail. 7km auf schmalen Bergpfaden geht’s nun dahin, der wohl gefährlichste Teil der Strecke. Ich laufe am Schluss der Gruppe. Dies hat den Vorteil, dass ich auf die Füsse meiner Vorderleute achten kann. Ein falscher Schritt, und man fällt unter Umständen einige Meter in die Tiefe. Anfänglich überwiegt die Freude, dass es wieder mal geradeaus geht und nicht die Berge hoch. Allerdings ist die vermeintliche Erleichterung ein Trugschluss. Die engen Wege erfordern eine hohe Konzentration, zudem werden die Beine immer schwerer. Kurz vor dem Scalettapass bekunde ich das erste Mal richtig Mühe. Es reicht schon, wenn man die Füsse einen Zentimeter zu wenig hochnimmt, und schon folgt der unweigerliche Sturz. Die erste Bauchlandung stecke ich fluchend, aber unverletzt weg. Aufeinmal fliegt jedoch ein TV Helikopter ziemlich nahe an unsere Gruppe heran. Ein kurzer Blick in Richtung des fliegenden Objekts reicht, und schon liege ich ein zweites Mal danieder. Dieses Mal ging die Sache weniger glimpflich aus. Meine Hand blutet und an einem Knie habe ich eine leichte Schürfung. Mit immer wiederkehrendem Blick auf meine rot gefärbte Handfläche erreiche ich den Scalettapass. Hier werde ich verarztet, auch die "unverletzten" Läufer werden an diesem Punkt vom Rennarzt kurz in Augenschein genommen. Die freundlichen Helfer bemühen sich um mein Wohl. Schnell und professionell bekomme ich ein Pflaster und sogar Getränke werden mir gereicht (Endlich wieder Cola). Mit dem Hinweis, dass die Strecke nun nicht unbedingt einfacher werde, entlassen mich die Sanitäter wieder auf die Laufstrecke. Innerhalb von 4 Kilometer legt die Läuferschar nun 600 Höhenmeter zurück. Die Müdigkeit hat nicht nur mich erfasst. Ich sehe immer wieder strauchelnde Teilnehmer.
Wir erreichen Dürrboden, von nun geht’s 14 Kilometer immer leicht bergab nach Davos. Nun ist klar, ich werden meinen ersten Ultra Marathon sicher zu Ende bringen. Die Verletzungsgefahr ist hier nur noch minim, und selbst ihm langsamen Wanderschritt würde ich das Ziel noch rechtzeitig vor Zielschluss erreichen. Ich geniesse so gut wie möglich das letzte Teilstück, und freue mich auf die Verpflegungsstationen alle 4 Kilometer. Acht Kilometer vor Schluss schaue ich auf meine Uhr, die Sieben Stunden und 10 Minuten Laufzeit anzeigt. Schade, denke ich, wird nichts mit der Endzeit unter 8 Stunden. 8 x 5 Minuten pro KM=50 Minuten? Erst kurz vor Schluss bemerke ich bei einem erneuten Blick auf die Uhr, dass ich da wohl einen Rechungsfehler gemacht habe. An diesem Beispiel sieht man, dass so ein Ultra-Marathon nicht nur enorme physische, sondern auch phsychische Anstrengung erfordert.

Kurz vor dem Ziel war also klar, ich würde auch meine erhoffte Zeit unter 8 Stunden erreichen. Beflügelt überhole ich nun noch einige Läufer, und ich fliege förmlich ins Ziel. Noch ein letzter fieser Anstieg kurz vor Davos und schon hört man den Sprecher am Ziel des Marathons. Strahlend (hier nicht ersichtlich :-))und winkend begrüsse ich die vielen Zuschauer beim Sportzentrum Davos. Während des Laufs stellte ich mir immer wieder vor, wie ich mich im Ziel schön hinlege und einfach nicht mehr Rennen müsste. So ist es dann auch, ich hole mir ein Bier, schliesse die Augen und geniesse einfach für einige Momente meinen persönliche Triumph.


Als ich vor 8 Jahren mit dem Laufsport begann, hätte ich nicht im Entferntesten daran geglaubt irgendwann den grössten Berg Ultra Marathon der Welt zurück legen zu können. Dieser Lauf gehörte zu den faszinierensten Erlebnissen meiner sportlichen Laufbahn. Ein Läuferkollege aus Gossau, der den K-78 schon 8x bestritten hat, meinte nach dem Marathon. Heute war es der schönste Swiss Alpine Marathon aller Zeiten, die Verhältnisse waren perfekt. Diesen Eindruck teilten auch die Veranstalter. Sie sprachen davon, dass der 25. SAM nicht zu toppen wäre.


Eine tiefe, innere Zufriedenheit erfasst mich auf der Heimfahrt von Davos. Mit dem Laufen anzufangen, war eine der besten Entscheidungen in meinen Leben.


PS: ein grosser Dank den Veranstaltern für die perfekte Organisation.

die zweite Meinung (Teil II)

von Daniel:

Deshalb wird die neue Saison unvergesslich?
Das Ungewisse hat schon seinen Reiz. Was, wenn wir oben mitspielen? Zudem kommen wir dank Elfmeterschiessen gegen den FC vom Dorf mit der kantonalen psychiatrischen Klinik ins Pokalhalbfinale.

Aus der alten Saison wird in Erinnerung bleiben?
Die durchaus hohen Niederlagen; vor Allem aber die Leere nachdem bekannt wurde, dass die Lizenz nicht beantragt wird (inklusive der Sinnlosfahrten danach). Und natürlich die ganze Wettgeschichte und die immer noch brennende Frage, ob die Liga das überhaupt mitgekriegt hat (Gossau ging zugrunde, andere beteiligte spielen nun NLA – wie kann das möglich sein)? Aber natürlich auch die Fahrten quer durch die Schweiz, welche teilweise wieder unvergesslich bleiben werden.

Welche Schlagzeile würdest du gerne in der kommenden Saison verfassen?
„Gossau schafft die sofortige Rückkehr in die NLB“ (gut, ich würd’ auch Schällängschliiig schreiben :-)

Drei Wünsche für die neue Saison?

Wiederaufstieg und Stadionumbau. Und einen für die übernächste Saison: Derbysieg gegen die Grünen aus Gossau’s Osten!

Dein grösster Albtraum?
Der war doch letzte Saison schon da…

Dein Lieblingsfeind (auf Fussballvereine bezogen)

ALLE:-) Ausser Winti, die sind mir sympathisch geworden. Speziell zu erwähnen: die Clubberer; die aus Gelsenkirchen; die weissen T**** aus Madrid; Dortmund; der Turn und Sportverein aus Giesing; Parisäschärmä; der FC Schlieren; die dauerklammen Brüder in den hässlichen Trikots, die im Stadion an der Gossauerstrasse hausen; Vereine, die sich nach Produkten benennen; Tschernowil; der Verein aus Hamburg, welcher seine Produkte immer und überall verkauft und auf alternativ macht und ja all diese „kleinen und sympathischen Vereine“ halt

Dein Lieblingsspieler aller Zeiten?
Diego Maradona und Jean-Pierre Papin. Und Roger Gmünder Fussballgott.

Lustigster Spruch oder auch Fangesang der letzten Saison?
Über Euch erzählt der Tele Bratwurst (TVO) und über uns schreibt die New York Times.

Dein liebstes Auswärts-Reiseziel?
Yverdon war immer für Punkte gut, Winti ist super. Jetzt halt das Paul Grüninger Stadion, da wird der Marsch nicht allzu lange

Wo stehtst du im Stadion? und warum?
Auf der Holztribüne. Warum frag ich mich auch…

Du wirst überraschend zum Doppelpass eingeladen. Deine Traumbesetzung für die anderen Sessel?
Lattek, Matthäus, Sforza; der Huber vom Openair St. Gallen und Bernhard Russi


Anmerkung: Antworten sind subjektiv und decken sich nicht gänzlich mit der Meinung des Blog Betreibers.

Montag, August 02, 2010

Die zweite Meinung

die Fussballzeitschrift "11 Freunde" befragt jeweils für das "Bundesliga Sonderheft" die Anhänger der Vereine zu ihren Saisonerwartungen. Dies ist jeweils eine höchst amüsante Lektüre. Gossau~fen hat das für einmal auf den FC Gossau umgemünzt.

Teil 1: Günther:

Deshalb wird die neue Saison unvergesslich?
Reisen in die tiefste Zentralschweiz, Spiele auf schlimmen Ackern, Bier für 4 Fr. in diversen legendären Vereinslokalen! Zum sportlichen: eine junge Mannschaft, die sich kontinuierlich weiterentwickeln wird, dazu ein erfahrener Kapitän im „goldenen Herbst“ seiner Karriere

Aus der alten Saison wird in Erinnerung bleiben?
Viele, bittere Niederlagen (besonders bitter: Cup gegen Linth)
Highlight: der Ausgleichstreffer in der Nachspielzeit gegen Wil

Welche Schlagzeile würdest du gerne in der kommenden Saison verfassen?
Der FC Gossau wirft die Wiler aus dem Cup

Drei Wünsche für die neue Saison?
- eine kämpfende Mannschaft
- kleiner aber feiner Support
- vorzeitiger Klassenerhalt

Dein grösster Albtraum?
- Abstieg
- im Stadion wird Stadtbühler von Schützengarten abgelöst (absolut schlimmster Albtraum)

Dein Lieblingsfeind (auf Fussballvereine bezogen)
Feind und Liebling passt irgendwie nicht zusammen. Die Wiler mag man einfach nicht!

Dein Lieblingsspieler aller Zeiten?
Mehmet Scholl ist für mich der Grösste

Lustigster Spruch oder auch Fangesang der letzten Saison?
„De **** spielt mit de Fuess-Fässle“

Deine liebstes Auswärts-Reiseziel?
Tessin-Spiele

Wo stehtst du im Stadion? und warum?
Hinterm Tor, weil da meistens ein Bierstand in der Nähe ist

Du wirst überraschend zum Doppelpass eingeladen. Deine Traumbesetzung für die anderen Sessel?
Natürlich Legende Udo Lattek, vielleicht noch Günther Netzer und Lothar Matthäus

Anmerkung: Antworten sind subjektiv und decken sich nicht gänzlich mit der Meinung des Blog Betreibers.