Montag, November 21, 2011

TSV Fortitudo Gossau : TSV St.Otmar St.Gallen 38:24

Handball
NLA
1200 Zuschauer

Selten bis eigentlich gar nie sehe ich in letzter Zeit begeisternde Auftritte einer Gossauer Sport-Mannschaft. Zugegeben beschränken sich meine Besuche auf den örtlichen Fussballverein, darum ist diese Tatsache nicht weiter verwunderlich. Am letzten Freitag traute ich daher kaum meinen Augen und Ohren.

"Man könne das Spiel auch draussen schauen" meint ein stolzes Vereinsmitglied beim Turnhallen Eingang. Vor der Buechenwald Sporthalle steht eine Grossleinwand. Das Schweizer Sport Fernsehen überträgt das Ostschweizer Handball Derby in die nationalen Wohnstuben. 1'200 Zuschauer bevorzugen trotzdem das Live Erlebnisse in der Heimspielstätte von Fortitudo Gossau. Sie sollten ihren Entscheid nicht bereuen.

An der Reinlichkeit der Halle hat sich seit meiner Schulzeit nicht viel verändert. Auf der Tribüne dürfen auch im Jahre 2011 keine Getränke und Lebensmittel verzehrt werden. Dies obwohl die Turnhalle mittlerweile sanierungsbedürftig ist. Ansonsten ist der veranstaltende Handballverein um das Wohl seiner Gäste äusserst bemüht. Moderate Bierpreise und eine freundlicher Service im "Forti-Beizli". Selbst das Stehen auf den Zwischengängen der Tribüne wird nach einigem Hin und Her erlaubt.

Die Buechenwaldhalle ist rappelvoll, Sitzplätze sind ein rares Gut und die Nervosität steht den treusten Handballfans ins Gesicht geschrieben. "Hopp Gossau, Hopp Gossau" hallt es durch die Heimspielstätte von Fortitudo. Beinahe ein Fürstenländer Hexenkessel der sich an diesem Abend bildet. Eine ähnliche Stimmung hab ich in dieser Stadt zuletzt beim NLB-Fussballderby gegen den FC St.Gallen erlebt.

Fortitudo bedeutet Tapferkeit und Stärke, beides zeigt die Heimmanschaft an diesem Tag auf vorbildliche Art und Weise. Gegen den stärker eingestuften Gegner aus der Kantonshauptstadt wächst jeder Spieler über sich hinaus. In den ersten 30 Minuten gelingt dem Aussenseiter beinahe jeder Abschluss. Wäre hier nicht ein brisantes Kantonsderby im Gang, man hätte beinahe Mitleid mit dem St.Otmar Goalie. Ein Kollege, der anderen Sportarten deutlich näher steht als dem Handball, meint über den Spielverlauf: "da isch jo wie Playoff oder wie heisst da scho wieder? Powerplay glaubs, oder?"

Beigeistert klatscht die anwesende Gossauer Bevölkerung in die Hände, als die Gastgeber das Spielfeld zur Pause verlassen. Es steht 21:14. Die "Otmärler" wirken leicht konsterniert. Der Spielverlauf entspricht nicht ihren Vorstellungen. Ein langjähriges Fortitudo Vereinsmitglied bleibt trotz des klaren Resultat skeptisch. "Mol luege öps äm Schluss langed." meint er und nimmt einen Schluck lokalen Gerstensaft gegen die Nervosität.

Daniel Stahl, heisst die Deutsche Eiche bei Fortitudo Gossau. Beim blossen Anblick des germanischen Hünen würden Nicht-Handballer auf dem Feld schon das weite Suchen. Der Legionär trifft sieben Mal bei diesem Duell der Kantonsrivalen. "Diä Mannschaft spielt dän nöd immer so!" meint ein Dauergast des Gossauer NLA Vereins mit einem Augenzwinkern. In der Tat dominiert Fortitudo auch die zweite Hälfte nach Belieben. Als Handball-Laie geht der faszinierte Blick Richtung Spielfeld. Man ist verwundert, dass dieser Verein in der Tabelle nicht deutlich höher klassiert ist.

Das Schlussresultat von 38:24 ist ein klares Verdikt. Der kleinen Stadt gelingt gegen den grossen Nachbaren der erste Sieg in der Nationalliga A. Die Welle geht durch die Halle, ein für Gossauer Verhältnisse fast schon ekstatischer Gefühlsausbruch. Das Publikum liess sich am heutigen Tag von der Mannschaft mitreissen und sorgte für eine tolle Stimmung.

Im "Forti-Beizli" spricht man von einem denkwürdigen Abend. Ein lokaler Journalist und profunder Kenner der Handballszene führt mit fröhlichen Siegern und fairen Verlierern ein Interview. Die Stimmung ist beinahe ausgelassen, ausser natürlich bei den Anhängern der Gäste. Die siegreiche Mannschaft erscheint. Die über neunzigjährige Liselie klatscht Beifall. Die agile Gossauerin freut sich über die grossartige Leistung des Teams.

Beinahe wehmütig verlasse ich den Ort des Geschehen. Endlich sah ich wieder einen tollen Gossauer Auftritt. Leidenschaft, Willen, Einsatz und Können. Der lokalen Fussballmannschaft hätte ein Anschauungsunterricht sicherlich nicht geschadet.

Gästeblog: FC Gossau : SC YF Juventus Zürich 3:5

Gästeblog von Günther:

Gossau führte 3:1 und versaute das ganze innerhalb von 5 Minuten. 200 Zuschauer schütteln den Kopf. Bei den treusten Matchbesuchern besteht die akute Gefahr einer chronischen "Halscheri".

Mittwoch, November 16, 2011

Holland:Schweiz 0:0

Länderspiel
Amsterdam Arena
50'000 Zuschauer

Memphis ist der Geburtsort des Rock n'Roll. In Athen erfand man die Demokratie und in Neapel die Pizza und was stammt aus Amsterdam? Vielleicht kam ja ein Holländer auf die Idee benebelnde Substanzen in Coffeeshops anzubieten? Möglicherweise hatte ein Bewohner dieser Stadt auch den höchst fragwürdigen Einfall halbnackte Frauen in Schaufenstern auszustellen?

Eins steht aber ausser Frage. Das nicht wirklich hübsch anzusehende Kind namens "Moderner Fussball" kam in dieser Stadt zur Welt. Bereits in den Achtziger Jahren enstanden in der holländischen Metropole Pläne für ein hochmodernes Super-Stadion. 1996 war es dann soweit. Die Amsterdam Arena wurde eröffnet inkl. dem ganzen Pi-Pa-Po der heutigen Stadiongeneration. Aufladbare Geldkarten, verschliessbares Stadiondach und Sitzplätze allüberall.

An einem milden Novembertag duellierten sich in eben diesem Fussballtempel zwei ganz unterschiedliche Mannschaften. Der orange Vize-Weltmeister und die rot-weissen Eidgenossen. Letzgenannte hatten soeben in der EM-Qualifikation gegen die Grossmacht Montenegro den Kürzeren zogen. Aufgrund der konstant ideenlosen Darbietungen der "Nati" waren es nicht viele Schweizer, die den Weg in die Niederlande fanden. Das Publikum in den Pub's des Red Light District deutete jedenfalls nicht auf ein nahendes Fussballspiel der Schweizer Elite-Elf hin. Keine Kuhglocken um den Hals, keine Kuh-Hüte auf dem Kopf, keine Plastik Kuh-Euter am Hinteteil der Gäste.

Diese Tatsache stimmte unsere Reisegruppe nicht gerade unglücklich. Den Vorabend verbrachten wir, mitten unter der einheimischen Bevölkerung, in der Karaoke Bar eines holländischen Schlagerkönigs. Ernest sang seinen Hit "Alles is anders" ziemlich spät das letzte Mal in dieser Nacht. Das touristische Rahmenprogramm des nächsten Vormittag wurde daher aus Zeitmangel fallen gelassen.

Der Anblick der hübschen holländischen Grachten, nicht zu Verwechseln mit holländischen Trachten, verzückte uns daher erst am Nachmittag. Danach machten die einen dieses, und die anderen jenes lokale Kulturprogramm. Natürlich begeisterte vorallem der niederländische Künstler Rembrandt die intellektuelle Truppe, mit seinen grandiosen Werken aus der Barock Epoche.

Der Weg zum Stadion suchten die einen per Taxi, die anderen mit dem Zug. Gefunden haben ihn alle. Ein enstpannter Abend folgte. Die Schweizer Nati beisst nicht, sie lässt sich aber auch nicht Streicheln. Ein 0:0 war daher die fast logische Folge. Einzig die Raucher unter den Gäste-Fans echauffierten sich das eine oder andere Mal. Die Ordner machten Jagd auf ihr "Lungen-Brötchen". Eine ziemliche abstruse Doppelmoral bedenkt man doch, dass in der näheren Umgebung weiche Drogen legal konsumiert würden dürfen.

Ernest sang an diesem Abend nicht. Daher liess man die Nacht bei Bier und Automaten-Pommes Frites (ja, das gibt es tatsächlich) ausklingen. "Alles is anders" in Amsterdam.

Montag, November 14, 2011

Gästeblog: USV Eschen-Mauren:FC Gossau 3:1

Gästeblog von Voegtu:

USV Eschen-Mauren - FC Gossau
1.Liga
Sportpartk Eschen

Im Fussball gibt's keinen Konkjunktiv. Es ist immer alles möglich. Trotzdem: Die Hälfte der Meisterschaft war noch nicht gespielt und der Gegner vom Wochenende hatte schon drei mal so viele Punkte auf dem Konto als der FC Gossau.

Auf der anderthalbstündigen Hinfahrt ins liechtensteinische Eschen spekulierten wir also nur über die Höhe der sich abzeichnenden Niederlage.Umso erstaunter nahmen wir die ordentliche Leistung der Fürstenländer zur Kenntnis. Die einzigen guten Chancen wurden vom starken Adi Zürcher zunichte gemacht. Aber auch die Feldspieler spielten gut mit und erhielten noch in der ersten Halbzeit einen Elfmeter zugesprochen. Die 1-0 Führung, die bis zum Pausentee hielt, war nicht unverdient.

Weil wir in der Halbzeit Bier statt das englische Nationalgetränk konsumierten, hob sich die Stimmung und wir glaubten tatsächlich langsam an das Wunder vom Ländle. Ein Fehlentscheid eines Assis führte jedoch schon kurz nach Beginn des zweiten Durchgangs zu einem sehr unglücklichen Gegentor.

Unsere Zuversicht liess dennoch nicht nach, obwohl uns die Mannschaft in dieser Saison mehrheitlich enttäuschte. Ein Punkt wäre bis zu diesem Zeitpunkt verdient gewesen. Obwohl es seitens der Fürstenländer kaum mehr zu Offensivaktionen kam, war das Führungstor möglich. Aber die Chance wurde nicht genutzt. Im Gegenteil ging Eschen-Mauren mit einem astreinen Konter 2-1 in Front.Damit war der Kick gelaufen. Nach einem Frustfoul und einer überaus dämlichen roten Karte für Mehmeti gelang den Ländle-Spielern sogar noch das 3-1. Wirklich schade, weil Gossau mit dieser Leistung einen Punkt verdient gehabt hätte und mit dem Abstieg nichts zu tun hätte, wenn die Spieler immer so kämpfen würden. Leider gibt's den Konkjunktiv im Fussball offensichtlich doch.

Dienstag, November 01, 2011

Die Skyline vor Augen...(Frankfurt Marathon 2011)

Ich stehe vor dem Hotel und blicke auf die imposanten Wokenkratzer der Frankfurter Skyline. Gleichzeitig läuft eine heruntergekommene Frau an mir vorbei, nervöser Blick und Crack-Pfeiffe in der Hand. Für diese Gegensätze ist die 680'000 Einwohner Stadt bekannt. Banken-Hochhäuser und berüchtigtes Bahnhofsviertel liegen hier nur wenige Meter ausseinander. Die hessische Metropole ist eine Ort der Gegensätze.

Frankfurt ist aber vorallem auch eine Sportstadt. Sie beheimatet zwei Vereine der 2.Bundesliga. Der Deutsche Fussballbund (DFB) hat hier seinen Sitz. Ein grosser Fixpunkt im sportllichen Jahreskalender ist mittlerweile auch der Frankfurt Marathon. Dieser Anlass hat sich zu einer der grössten Marathon Veranstaltungen Europas entwickelt.

15'000 Teilnehmer nehmen an diesem Lauf-Wettbewerb teil. Viele Veranstalter erreichen solche Zahlen nur mit einem Halbmarathon im Programm. In "Mainhatten" liegt der Fokus aber deutlich auf den 42,195km. Neben der Volldistanz wird nur noch eine sehr begrenzte Anzahl an Staffelplätzen angeboten.

Der Anlass ist perfekt organisiert. Die freundlichen Helfer und der reibungslose Ablauf bei der Startnummernausgabe am Vortrag waren die Vorboten. Am Renntag ändert sich daran auch nichts mehr. Besser kann man einen Marathon schlichtweg nicht organisieren. Die kurzen Distanzen (Bahnhof/Messe/Startgelände/Zielbereich) sind für die Läufer geradezu ideal. Ambitionierte Marathonläufer sind schliesslich dafür bekannt, dass sie im unmittlerbaren Vorfeld eines Laufs jeden Schritt (zuviel) genau abwägen.

Dies gilt auch für mich, wohl kaum zuvor war ich so fokussiert auf ein Rennen. Die Vorbereitung absolvierte ich akribisch wie noch nie. Ich wollte an diesem grossen deutschen Herbst-Marathon eine Zeit von 2h 45 Minuten laufen. Meine Halbmarathon Resultate im Sommer zeigten mir, dass diese Endzeit an einem sehr guten Tag möglich ist.

Pärtel heisst der symphatische Läufer aus Estland, der mich kurz vor dem Start anspricht. Wir plaudern über unsere Pläne für dieses Rennen. Der Historiker aus Tallinn möchte unter 2h48min laufen. Die Bedingungen für Bestzeiten sind auf jeden Fall ideal. Knapp 10 Grad Aussentemperatur, der Himmel ist wolkenverhangen, aber kein Regen in Sicht. Im Spitzenfeld wird heute der Weltrekord angepeilt, mehrere deutsche Teilnehmer haben zudem das Olympialimit im Visier.

Der Startschuss erfolgt. Ich folge Pärtel, der einen guten Weg durch das Gedränge findet. Das Teilnehmerfeld läuft am Sitz der deutschen Bank vorbei. Vor dem riesigen Gebäude hat seit einigen Wochen die "Occupy Frankfurt" Bewegung ihren Standort. Am Vortag durfte ich hier einer "Slam Poetry" Veranstaltung beiwohnen. "Ihr spekuliert mit unserem Leben" steht auf einem Banner. Die Kapitalismuskritiker schauen dem Geschehen zu. "Was die wohl über die vorbeihetzenden Massen denken?" überlege ich kurz. Die tausenden Läufer rennen allerdings nicht den Problemen unseres wirtschaftlichen Systems davon. Nein, jeder von ihnen hat sein eigenes persönliches, sportliches Ziel. Ob Kapitalist oder Sozialist.

Die ersten Kilometer legen wir in der Frankfurter Innenstadt zurück. Begeisterte Massen feuern uns an. Hier dreht der Kurs einige Male. Ich versuche mich auf meinen anversierten Kilometer Schnitt zu konzentrieren. Bei einer Abzweigung nehmen einige Läufer ein paar Meter Abkürzung. Sie werden daraufhin (zu Recht) von einem Helfer beschimpft. Ich hingegen laufe freiwillig einige Meter mehr. Ein paar Euro pro Läufer werden gespendet, wenn man ein speziellen Torbogen der Caritas Stifung passiert. Bei allem Ehrgeiz, soviel Zeit muss sein.

Ich habe das Rennen im Vorfeld in gewisse Fixpunkte eingeteilt. Dies ist meine "Salami-Taktik". Mental ist es sicherlich ein Vorteil bei einem Marathon verschiedene Abschnitte "abzuhaken". Nach 13 Kilometern überqueren wir das erste Mal den Main, das erste Teilziel ist erreicht. Den Kilometerschnitt halte ich bis anhin mühelos. Ich muss eher darauf achten nicht zu schnell zu werden. Bei meinem Frühlings Marathon in Linz gelang mir dies nicht immer. Ich büsste damals auf den letzten Kilometern für den Anfangs Effort.

Die Läufer um mich herum laufen teilweise extrem unkonstant. Gerade bei einem solch grossen Marathon muss man so etwas völlig Ausblenden. Es geht nur um die eigene Zeit, es bringt nichts vorbeisprintenden Läufern nachzuhecheln. Der Lauf führt nun dem Main entlang, beinahe alles geradeaus. Schnell, schneller Frankfurt, die Strecke ist in der Tat etwas für Tempobolzer. Kinder strecken den Teilnehmern begeistert ihre Hände zum Abklatschen entgegen. Selbst bei einer Kirche sind Motivationssprüche für die Läufer angebracht.

Das zweite Etappenziel ist nun erreicht. Ich passiere die Halbmarathon Distanz in einer Zeit von 1h 22min. Ich lege also im Soll, dies stimmt mich aber nur bedingt optimistisch. Auf den letzten Kilometern fiel es mir schon schwieriger den Schnitt von 3.53km/min zu halten. Meine Erfahrung aus 16 Marathon Teilnahmen sagt eines ganz klar, Beine lügen nicht. Ich weiss innerlich also, dass es wohl nichts wird mit der Zeit unter 2h45min.

Nach 24 Kilometern überqueren wir das zweite Mal den Main. Eine Band spielt "über 7 Brücken musst du gehen, 600 Meter Weg überstehen."Wieso singen die 600 Meter, wären es doch wirklich nur noch 600 Meter!, denke ich. Auf dem Boden erblicke ich die tiefe Startnummer eines Spitzenläufer. Es steht der Name Jan drauf. Hoffentlich musste nicht Jan Fitschen aufgeben, geht es mir durch den Kopf. Die Homepage des 10'000 Meter Europameister hab ich im Vorfeld des Marathon mehrmals besucht. Sein lockere Art als TV-Experte beim Berlin Marathon hat mir Gefallen, zudem beschrieb er auf interessante Weise seine Vorbereitung zum Frankfurt Marathon.

Ich erreiche meine persönliche 3.Etappe dieses Rennens. Wir sind nun in Höchst. In diesem Stadteil wurde der älteste City Marathon Deutschlands geboren. Hier werden wir wiederum fantastisch angefeuert. Es sind jetzt noch 12 Kilometer ins Ziel. Ich verzehre meinen letzten Power Gel und erlebe zwei Kilometer später denoch einen Einbruch. Es sind noch sechs lange Kilometer bis zur Innenstadt. Eine lange, endlos lange gerade Strecke.
Zweifel an der Vorbereitung, Zweifel am Leistungsvermögen kommen auf. Dies sind die schwierigsten Phasen eines Marathons. Einige Läufer verlieren den Kampf gegen den inneren Schweinehund und fallen ins Schritttempo. Ich kämpfe weiter.

Endlich erreiche ich die Innenstadt, meine vorletzte Etappe. Mein nächstes Ziel heisst Festhalle Frankfurt, nur noch dort hin egal wie. 2h 45 Minuten vergiss es, persönliche Bestzeit vergiss es, einfach nur noch in diese Halle. Irgendwo aus meinem Körper hole ich die Reserven für die letzten Kilometer heraus. Erfreut stelle ich fest, dass meine Abschnitts Zeiten wieder besser werden. Das Zielbanner ist nun in Sichtweite. Ich höre bereits die Speaker-Stimme in der Festhalle. Eintauchen in diese Atmospähre. Schmerzen, Qualen, fantastische Ambiance...Herrlich.

Die Uhr zeigt 2h 47min 24 Sekunden an. Persönliche Bestzeit. 24 Sekunden schneller als beim Frühlings Marathon in Linz. Weiter vorne wurde der Weltrekord um ganze 4 Sekunden verpasst. Jan Fitschen reüssierte als bester Deutscher Läufer in einer sehr guten Zeit von 2h 15min 40 Sekunden. Er hat es also doch ins Ziel geschafft.

Pärtel gesellt sich zu mir. Der Este erreichte ebenfalls eine Zeit unter 2h 48min. Die Teilnahme war nicht selbsverständlich für ihn. Letztes Jahr wollte er den Pisa Marathon absolvieren. Wegen gefrorener Strasse wurde damals der Wettbewerb abgesagt. Was für ein Pech, aus Estland nach Italien gereist und dann passiert so etwas.

Wir trinken eine Cola zusammen. Wir tauschen uns über die magischen 42 Kilometer aus. Er schwärmt vom Tallinn Marathon, ich empfehle ihm den Jungfrau Marathon. Typisch für zwei Marathon Läufer. Trotz schmerzenden Muskeln und erlittenen Qualen werden schon neue Ziele definiert.

Bald schon sitze im Zug zurück in die Schweiz. Ein tolles Erlebnis liegt hinter mir. Zweieinhalb Minuten fehlten mir zum vollständigen Läuferglück. Die nächste Chance kommt bestimmt, in welcher Stadt auch immer.