Freitag, Februar 11, 2011

Malta:Schweiz 0:0











Testspiel
Ta'Qali National Stadium
3'000 Zuschauer

Am Tag nach dem Spiel feiert Malta den Schiffbruch des heiligen Paulus. Festlich geschmückt präsentiert sich die Altstadt an diesem Tag. Im Jahre 60 n.Chr. strandet der Prediger auf der kleine Insel und bekehrt die Malteser zum Christentum. Mit einer grossen Prozession wird diesem Ereignis im strengkatholischen Inselstaat noch heute gedacht. 1'951 Jahre später erlitt der heilige Ottmar von Lörrach ebenfalls Schiffbruch auf Malta. Dabei war eigentlich schon früh klar, dass dieser Mittwoch kein Schweizer Tag werden würde.

Kaum in der maltesischen Hauptstadt gelandet, zücken viele Schweizer Passagiere ihr Handy. Die Hoffnung auf eine Kurzmitteilung "Cuche GOLD an der WM" zerschlägt sich aber innert Sekunden. Der Westschweizer Skifahrer fährt an einem Grossereignis wieder mal auf den vierten Rang. Am Podest vorbeifahrende Wintersportler sind aber schnell vergessen bei den frühlingshaften Temperaturen auf Malta. Die Hotelkosten von 5 Euro pro Person (2-Bettzimmer, Küche, Bad, Balkon) sorgen ebenfalls nicht unbedingt für schlechte Laune. Dank der unmittelbaren Nähe zum stadtbekannten Ausgehviertel ist allerdings eines glasklar. Das eingesparte Geld muss wohl oder übel wieder investiert werden. Da wir aber vor allem wegen des katholischen Feiertages und der schönen Architektur La Valletas angereist sind, interessiert uns das Nachtelben selbstredend nur am Rande. Wir machen uns also zuerst auf, um die Stadt zu erkunden. Nur kurz Unterbrochen durch den Besuch einer irischen Lokalität, wo wir mit landesüblichen Getränken verköstigt werden. Der angelsächsische Einfluss auf das Leben in Malta ist allgegenwärtig. Die strategisch wichtige Insel gehörte immerhin bis 1964 zu Grossbritanien.

Nach einer ausgiebigen und lehrreichen Stadtbesichtigung nehmen wir unser Abendessen mit Blick auf das Meer ein. Der maltesische Merlot und die Fischspezialitäten schmeicheln unserem Gaumen. So gestärkt fährt unsere Touristen Truppe mit dem Taxi zum Spiel der Schweizer Nationalmannschaft gegen die einheimischen Amateurfussballer. 25 Euro hätten die Tickets für den Gästeblock gekostet. 3 Euro bezahlen wir schlussendlich für eine Karte auf der Haupttribüne. Immer noch viel zu viel, wie sich während dieses berückend schönen Spiels herausstellen sollte. Der Platz auf der Haupttribüne hat den Vorteil, dass wir von den einheimischen Ultras mit Gesängen unterhalten werden. Auf amüsanten Transparenten machen sie uns zudem aufmerksam auf die körperlichen Vorzüge der Inselbewohner. Ob sich die helvetischen Edelkicker von der Kulisse beeindrucken liessen darf aber denoch bezweifelt werden. Der Auftritt der Eidgenossen ist trotzdem grottenschlecht. Zwei verschossene Penaltys passen sehr gut ins Bild. Ist Hosni Mubarak 2012 wieder Präsident in Ägypten, oder die Schweizer Nationalmannschaft an der EM in Osteuropa? Beides scheint im Moment sehr unrealistisch.

Es war ein frustrierender Abend im Nationalstadion von Malta. Wenigstens zeigt sich die einheimische Polizei äusserst hilfsbereit, als unser bestelltes Taxi nicht auftaucht. "Das sei doch unser Problem, wie wir von diesem abgelegenen Ort wieder in die Innenstadt kommen" heisst es da. Mit einer halben Stunde Verspätung taucht der freundliche Taxi-Chauffeur aber dann doch noch auf. Er erspart uns damit einen unplanmässigen 10 Kilometer Marsch. Was für einige Reiseteilnehmer, vergleichsweise eine Mount-Everest Erstbesteigung dargestellt hätte.

Die Vorbereitung auf kirchliche Feiertage verläuft in Malta ein bisschen ausgelassener, als in unseren Breitengraden. Die Jugend feiert ausgelassen in den örtlichen Discotheken und Bars. Bei lauter Musik werden Mix-Getränke in grossen Masseinheiten getrunken. Wir werden in diesem Strom sozusagen mitgerissen. Es wird diverse Male angestossen auf den heiligen Ottmar und seine eiskalten Elfmeterschützen. Hübsche mediterrane Schönheiten tanzen ausgelassen, nur eine Frau namens Barbara Streisand hängt uns am Schluss des Abends aus den Ohren raus.

Der Höhepunkt folgte dann am Schlusstag. Während ein Teil unserer Reisegruppe mit Gelson Fernandes und Reto Ziegler in einem Billigflieger Richtung Mailand entschwindet besuchen wir die Festtags Prozession. Mit einem der legendären Oldtimer Busse, die in Malta immer noch als offizielle Verkehrsmittel gelten, tuckern wir gemütlich zur Altstadt von La Valetta. Die Türe fehlen bei diesen alten Fahrzeugen. Für einen Halt zieht man an einer Leine, die sich an der Decke befindet. Beim Fahrer klingelt daraufhin eine Glocke. Wir stellen uns sofort die Frage, was unser kleinester Mitfahrer in diesem Land gemacht hätte, wäre er alleine eingestigen? Wohl Endstation Bus-Terminal? Vielleicht würde er auch immer noch in so einem Gefährt über die schöne Insel fahren?

Glockengeläute begleitet den Festtakt zu Ehren des heiligen Paulus. Menschenmassen säumen die vielen engen Gassen, bei mittlerweile sommerlichen Temperaturen geniessen wir die letzten Stunden auf Malta. Ach ist es nicht schön, wenn man solche Reisen nicht wegen des Fussballs unternimmt? Bald darauf verlassen auch wir wehmütig die schöne Insel....

Montag, Februar 07, 2011

unglückliche Ideen

Grandios die Zusammenstellung der "50 dämmlichsten Ideen der Fussball Geschichte" in der neuen Ausgabe des Magazin "11 Freunde". Beim Durchlesen kamen mir sofort einige Aktionen aus dem heimischen Fussball in den Sinn. Mit dem Schreiben begann ich schon vor einer Woche, aus gutem Grund hab ich mit der Veröffentlichung noch bis zum heutigen Tag gewartet.

Die unglücklichsten Ideen der Schweizer Fussball Geschichte:

1)Arthur Jorge wirft Adrian Knup und Alain Sutter aus dem EM Kader 1996.
Auf dem Höhepunkt ihres fussballerischen Könnens werden die beiden Legionäre aus dem Kader für die Europameisterschaft in England geworfen. Dafür gehören die Weltklasse Fussballer Patrick Sylvestre und Regis Rothenbühler dem Kader an. Die harmlose Schweiz scheidet sang und klanglos aus. Der "Blick" titelt "Hoppla Jorge" und der introvertierte Portugiese beendet sein kurzes Intermezzo in der Schweiz.

2)Marco Steller tritt zum Penalty an.
Die Schweizer Nationalmannschaft steht kurz vor ihrem grössten Spiel. Nur noch fünf Penalty's getrennt von einem WM Viertelfinale gegen Italien. Trainer Köbi Kuhn beordert den hypernervösen Marco Streller zum Elfemeterpunkt. Der Basler Stürmer veranstaltet ein merkwürdiges Zungenspiel und scheitert mit einem Schuss, für den selbst das Prädikat "Harmlos" noch eine masslose Übertreibung wäre. Der Anfang vom Ende an der WM 2006…

3) Die Amerika Tournée
Ziemlich chaotisch verläuft die Vorbereitung der Schweizer Fussballnationalmannschaft auf die EM im eigenen Land. Mangels Qualifikationsspielen und Testspielgegnern ist man in einer verzwickten Lage. Die ewigen Spiele gegen Mitveranstalter Österreich werden mit der Zeit mühsam und interessieren kein Schwein. So beschliesst der SFV eine Reise ins sonnige Florida zu unternehmen. Mit Jamaica und Kolumbien warten zwei grosse Namen des Weltfussball auf die helvetischen Kicker. Allerdings ist bis zuletzt nicht wirklich klar, ob und wann diese Spiele überhaupt stattfinden. Einige Anhänger müssen gar Flüge umbuchen, um im Rentner Paradies Fort Lauderdale einem Spiel gegen die Reggae Kicker beizuwohnen. Während des Spiels strömen Anwohner aus den umliegenden Quartieren in das kleine Stadion und feiern eine Party. Gerüchten zufolge steht Jamaica nur mit einer halbprofessionellen Auswahl auf dem Platz. Man spricht gar davon, dass einer der Spieler das erste mal Kickschuhe getragen haben soll. Schlussendlich legt die Schweizer Nati zwei ziemlich blamable Auftritte hin und fliegt wieder nach Hause. Zurück von einer Reise, die den meisten Teilnehmern für immer Rätselhaft bleiben wird. Die folgende EM verläuft dann ähnlich wie die Amerika Reise.

4) Anita Burri verliebt sich in Fussballer.
Die Ex-Miss Schweiz mag ballspielende Männer. Nachdem ihre Beziehung mit dem Nati-Spieler Bernt Haas in die Brüche geht, verliebt sie sich daraufhin in GC Veteidiger Marc Hodel. Teamkollege Haas ist darüber "Not Amused". Die Ehe mit Hodel geht nach 4 Jahren ausseinander. Aktuell ist sie mit Beach Fussballer Stephan Meier zusammen. Viel Glück!

5)YB baut kompromisslos ein neues Stadion.
Mythos Wankdorf! Die Stätte des WM Finale von 1954 ist eines der legendärsten Stadien der Welt. Das schert die Verantwortlichen in der Hauptstadt aber wenig, sogar der weltbekannte Uhrenturm wird abgebrochen. Jedes Bauernhaus aus den Dreissig Jahren wird heute denkmalgeschützt, nicht aber ein weltbekanntes Fussballstadion. Der Gipfel der Geschmacklosigkeit, die neue gesichtslose Fussballstätte kriegt den weichgespülten Namen "Stade de Suisse".

6)Hakan Yakin wechselt zu Felix Magath.
Das passt wie eine Stradivari Geige an ein Punk-Konzert in Bristol. Ausgerechnet der sensible Techniker aus Basel wechselt zum "Quälix" ins Schwaben Ländle. Das kann nicht gut gehen, geht auch nicht gut. Nach 9 Spielen und 0 Toren verabschiedet sich Yakin aus Stuttgart.

7) Raimondo Ponte schreibt das Buch "Auf dem Weg nach Mexiko"
Die Schweiz ist 1985 gut in die WM Qualifikation gestartet. Raimondo Ponte ist einer der bekanntesten Schweizer Fussballer jener Zeit und Teil dieser Nationalmannschaft. Was liegt da näher, als ein Buch zu schreiben? Die Lektüre ist ein Rückblick auf die glanzvolle Karriere von Ponte. Ein Blick auf das kommende Grossereignis darf natürlich auch nicht fehlen. Leider bringt das Meisterwerk wenig Glück, den Sombrero zieht nämlich kein Schweizer Fussballer an. Der Tequila wird höchstens im Dorf-Pub getrunken. Zwei Niederlagen und drei Unentschieden zum Schluss der Qualifikation reichen nicht zum Duell gegen Platini, Maradona und Co.

8)Mario Frick wird vom FC St.Gallen freigestellt und wechselt zum direkten Konkurrent GC.
Er sollte Leitfigur und Star einer aufstrebenden St.Galler Mannschaft werden. Nach dem Aufstieg in die NLA verpflichten die Ostschweizer den langjährigen Italien Legionär Mario Frick. Der Liechtensteiner wird aber nie richtig glücklich bei den Espen. Er schiesst kaum Tore und ist bei den Fans nicht sonderlich beliebt. Nach der Vertragsauflösung unterschreibt der Stürmer beim direkten Konkurrenten um den Klassenerhalt. Ein taktisch genialer Schachzug der Espen, zumal das erste Spiel der Rückrunde gleich FC SG:GC lautet. Es kommt wie es kommen muss. Frick schiesst gleich nach 8.Minuten das 1:0. Das Endresultat lautet 1:4 aus Sicht der St.Galler, als ob man an einem Felsvorsprung steht und jemanden zuruft "komm remple mich mal an".

9) "Wer sitzt ist ruhiger, als stehend" (Joseph S.Blatter)
Stellvertretend für die tollen Ideen des Walliser Fussballfunktionär, sei obiger Vorschlag genannt. Die Abschaffung der Stehplätze reiht sich übrigens nahtlos ein in die Liste weiterer toller Vorschläge z.b. Tore vergrösseren, Golden Goal, Einlauf statt Einwurf, Frauenmannschaften sollen femininere Kleidung tragen usw.usw.usw.

10) FC Malcatone Agno fusioniert mit dem FC Lugano
Der Fussballverein aus dem Tessin erlebte gerade seine sportlich erfolgreichste Zeit. 2004 steht der Verein aus der Gemeinde Agno gar auf Rang 4 der NLB. Der grosse Nachbar FC Lugano durchlebt dagegen schwierige Zeiten und geht in Konkurs. Agno fusioniert daraufhin mit den Luganesi, der Traditionsverein bleibt somit in der NLB. Anfänglich ist das Logo von Agno noch in das neue Vereinswappen integriert. Mittlerweile spricht aber niemand mehr vom FC Malcatone Agno und der AC Lugano kickt immer noch in der NLB. Eine klassische Win-Win Situation für beide Parteien...