Dienstag, Februar 24, 2009

Freitag Abend ist konkurrenzlos

Letzen Samstag fand ein Benefizspiel zu Gunsten der gähnend leeren FC St.Gallen Vereinskasse statt. Wieder mal trafen in diesem Match der FC Gossau und die Grün-Weissen aus der Kantonshauptstadt auffeinander, zum gefühlt 374 Mal in dieser Saison. Ich war nicht da, ich kanns nicht mehr sehen die Begegnungen zwischen diesen beiden Mannschaften. Mittlerweile kennen die Spieler die Laufwege ihrer Gegner besser, als die Geburtsdaten ihrer Freundinnen. Früher traten sich einige von ihnen jedes Wochende auf der Tanzfläche des Elephant Club auf den Füssen rum, heute halt auf dem Kunstrasen in Gossau. (Die Spielansetzung ist keine Kritik an die Verantwortlichen, was bleibt ihnen anders übrig bei den andauernden kurzfristigen Verschiebungen)

Das mit dem Benefizspiel war natürlich nicht ernst gemeint, der Eintritt war Gratis, aber ein Solidaritätsfranken für die Espen wäre doch eine gute Idee gewesen. Bei 400 Zuschauern hätte das immerhin 400 Franken gegeben. Geld das man in die neue Spieler Shop AG hätte stecken können, wenn schon der Edgar sein Portemonnaie nicht mehr aufmachen will. Das Spiel endete übrigens 2:0 für den FC Gossau, die Treffer erzielten die St.Galler. Vielleicht sollte man bei den Espen daher das Geld in den kreativen Gossauer Mittelfeldspieler Vincenzo Zinna investieren. Der talentierte Mann ist zwar immer wieder verletzt und angeschlagen, aber solche Dinge haben die St.Galler bekanntermassen noch nie von einem Transfer abgehalten.

Wenns so weiter schneit findet irgendwann Mitte Juni das erste FC Gossau Heimspiel statt. Bleibt Zeit um den Zuschaueraufmarsch seit dem Aufstieg zu analysieren. Brachte der Sensationsaufstieg die grossen Massen auf den Sportplatz Buechenwald? Ist es ratsam bei wichtigen Spielen vor den Kassen zu übernachten? Sind Tickets auf dem Schwarzmarkt so begehrt, wie Eintritte für ein Scooter Konzert in Bazenheid, oder doch eher wie für ein Gölä Auftritt in Islamabad?

Ein Sprichwort besagt, dass man Statistiken nur glauben darf, wenn man sie selber gefälscht hat. Dies trifft für die Untenstehende nicht zu, es wurde mit korrekten Zahlen gearbeitet (Quelle football.ch und gossau-gedanke.ch). Auffällig der FC Gossau hatte sowohl beim ersten Spieltag in der Saison 07/08 wie auch in dieser Spielzeit genau 700 Zuschauer gegen den FC Wohlen. Euphorie am Saisonbeginn sieht wohl irgendwie anders aus. Zum Vergleich die St.Galler hatten 600 Personen an ihrer Hauptversammlung, notabene im Gossauer Fürstenlandsaal. Weiter lässt sich ablesen, dass meistens weniger als 800 Zuschauer den Weg zum Sportplatz gefunden haben. Über 1'000 Zuschauer kamen in der letzten erfolgreichen Saison nur gegen Wil und Vaduz, wobei diese Gegner auch viele Anhänger mitbrachten. Zuschauermässig landete der FC Gossau auf Rang 14 von 18 Teams (hinter sich liesen die Fürstenländer Concordia Basel, Kriens, La Chaux de Fonds und Cham)
In dieser Spielzeit lässt sich ein leichter Abwärtstrend feststellen, Ausnahme die Partie gegen den FC St.Gallen was ja logisch war. Ansonsten herrschte in Gossau manchmal ein Zulauf wie bei einer Gastrede von Christoph Mörgeli an einem Juso Parteitag. Ein geschickter Schachzug der Vereinsführung ist, dass man nun vermehrt auf den Freitag Abend Termin setzt. Einerseits ist man da einigermassen konkurrenzlos was Sportveranstaltungen in der Region angeht, andererseits wird wohl auch der Umsatz bei den alkohlhaltigen Getränken in die Höhe schnellen. Das wäre dann eine weitere interessante Statistik, wie sich die Ansetzung von Spielen auf den Konsum von Bier auswirkt, sofern man da verlässliche Zahlen erhalten würde….Naja, der nächste langweilige Winterabend wird sicher kommen, und somit auch die nächste sinnfreie Statistik :-)

Unten noch die vollständige Reihenfolge der Gegner: (Rot Saison 2008/2009)
Total Zuschauerschnitt: 783

Wohlen (Espenmoos), 700
Chiasso (Espenmoos) , 500
Yverdon (Espenmoos), 410
Schaffhausen (Espenmoos), 650
Lugano, 720
Winterthur, 600
Concordia, 620
Delemont, 480
Servette, 780
Cham, 650
Kriens, 725
Bellinzona, 650
Locarno, 550
Wil, 1150
Vaduz, 1350
Chaux de Fonds, 750
Lausanne, 800
Wohlen, 700
Lausanne, 650
Winterthur, 900
Concordia, 750
Chaux de Fonds, 550
St.Gallen, 3000
Biel, 520
Servette, 400

Sonntag, Februar 22, 2009

verlängerte Winterpause

An Tagen, an denen in der Ostschweiz Fussballspiele unter regulären Bedingungen, in etwa so realistisch sind wie steigende UBS Aktien Kurse, da frönt man seiner Fussballleidenschaft wohl oder übel in den eigenen vier Wänden.
Zufälligerweise ist mir da letztens das Fussball-Jahrbuch 1990 von der ARD Sportschau in die Hände gefallen. Der Autor dieser Fachliteratur ist Heribet Fassbender, seines Zeichens legendärer Fussball Kommentator. Seine unvergleichlichen Sprüche sind vielen Fussballfans bis heute in Erinnerung geblieben.
Einge Kostproben:
-"und jetzt skandieren die Fans wieder: Türkiye, Türkiye. Was so viel heißt wie Türkei, Türkei",
-"Jetzt sind auch die Fans begeistert. Sie singen "Oh, wie bist du schön!"
-"Fußball ist inzwischen Sportart Nr. 1 in Frankreich. Handball übrigens auch."
Jedenfalls entdeckte ich im Fussballjahrbuch, vom Grand Seigneur des deuschen Sport Journalismus, einige sehr schöne Fotos, die ich euch nicht vorenthalten möchte. Das erste zeigt die Juventus Turin Anhänger vor einem UEFA Cup Spiel in der Saison 1989/90 gegen den Hamburger Sport Verein. Man kann jetzt vom Turiner Nobelclub halten was man mag. Die Abbildung gefällt mir jedenfalls. Sie ist in gewissen Sinne, das Synonym für die gute alte Zeit im fanatischen Fussball Fan Land Italien.
Wie er da steht, der Tifosi mit der grossen Schwenkfahne, und im Hintergrund der brechend volle Fanblock. Da sind Verbot und Zensur von Zaunfahnen noch Fremdwörter, die Repression in den Kurven unseres südlichen Nachbarlands noch fern. Personalisierung von Tickets und die Schliessung von Gästesektoren sind vor 19 Jahren noch unvorstellbar, und Horrormärchen aus einer fernen Zukunft.

Das zweite Foto zeigt zwei Spieler von Hertha BSC Berlin, die sich über den Aufstieg in die 1.Bundesliga freuen. Schön die trendige achtziger Jahre Vokuhila (vorne Kurz, hinten Lang) Frisur des Herren Links. Ausserdem sind die Fussballhosen eng und knackig gehalten, nicht im schlapprigen Hip-Hop Stil von heute. Naja, und ob in der heutigen Zeit noch so herzhaft und innig gejubelt wird? Freuen tut man sich heute irgendwie cooler :-)

Mittwoch, Februar 18, 2009

GV steht übrigens für Generalversammlung

Generalversammlungen bei Fussballvereinen, sind mitunter eine skandalträchtige Angelegenheit. Vorallem aus unserem grossen Nachbarland sind einge deftige Episoden überliefert. Von Schlägereien neben dem Rednerpult, bis zu verbalen Aussetzern von Münchner Managern Richtung eigene Anhänger ist schon so einiges vorgefallen.

Mark hat auch schon ein paar GV's miterlebt. Ich weiss nicht ob er je Gewalt oder verbale Beschimpfungen auf diesen Versammlungen miterleben musste?
Sein amüsanter, nicht ganz ernst gemeinter Rückblick auf eine YB Generalversammlung ist jedenfalls nicht minder lustig, als der rotgefärbete, hässige Kopf von Uli aus Bayern.

Gästeblog:

Gerneralversammlung

Aus der Sicht eines Alkoholikers:
Um 17 Uhr stand ich schon mal vorsorgehalber vor dem Eingang, welcher um 17.30 Uhr endlich geöffnet wurde. Leider gab es erst nach der stocklangweiligen GV den Gratis-Glühwein, wegen dem ich gekommen bin. Zum Glück ging das Gelaber nicht so lang, so konnte ich schon nach ca. 30 Minuten volle Kanülle Glühwein abfüllen. Der ganze Spass dauerte danach aber auch nur ein halbe Stunde, so dass nach 18 Glühwein schon Schluss war. Angeglüht, aber alles andere als dicht habe ich dann noch eine Kanne voll mitlaufen lassen, welche ich im 20er Bus bis zum Bollwerk fast auf Ex runtergespült habe. Angesäuselt aber noch parat ging ich in den Cäsu, um mir den Rest zu geben.

Aus der Sicht eines Ultras:
Um unsere Gruppierung auch bei diesem Nicht-Fussballanlass zu vertreten, schickten wir eine Abordnung unserer Gründungsmitglieder an die YB-GV. GV steht übrigens für Generalversammlung, und nicht für hahaha Ihr wisst schon. Am Eingang kamen wir überraschenderweise ohne Search rein, so dass wir die Fackeln nicht in diversen Körperöffnungen hätten reinschmuggeln müssen. Alle Teilnehmer erhielten ein gelbes Blatt, welches aber viel zu klein war, um optisch einen Eindruck zu hinterlassen. Keine Ahnung von Fankultur die Chefetage. Nach einer rhetorisch eher mässigen Leistung und bei eisiger Kälte ging es mit Glühwein rein in die warme Stube, wo wir noch ein 5-5 klarmachen wollten, aber all die Luschers haben wieder mal gelutscht.

Aus der Sicht eines Allesfahrers:
Wieder einmal stand die Vereins-GV an. Da ich seit 284 Jahren keine Versammlung mehr verpasst habe, war ich trotz eisiger Kälte am Start. Einige Modefans, welche ich vor 23 Jahren noch nicht an der GV gesehen habe, waren jetzt plötzlich dabei. Wo wart Ihr, als es noch kein Gratis-Flusco gab? Geht doch zum Blau-Weiss Oberburg! Unsere Zaunfahne hing wie immer an unserem Stammplatz. Anwesend war die alte Allesfahrer-Garde, mit Zahnfleisch-Eddy, Dickdarm-Timo und natürlich dem Dicken Hammer. Es wurde über die guten alten Zeiten geredet und die GV wurde verlabert. Nach dieser Obligaten Versammlung gab es noch einen Glühwein. Der olle Kamizake-Kalle kotzte doch glatt einer alten Dame vor die Füsse! Jetzt folgt ein Tag Pause, am Mittwoch heisst es die Senioren 2 bei einem Plausch-Jassturnier in Österreich zu supporten, bevor am Donnerstag der Doppler Damen-Boccia Juniorinnen und YB 6 Support angesagt ist.

Aus der Sicht eines Nicht-Anwesenden:Ich glaube, ich habe nichts verpasst.

Anmerkung: die GV fand tatsächlich unter freiem Himmel im Wankdorf Stadion statt, also war der Glühwein sicherlich lebensnotwendig.

Sonntag, Februar 15, 2009

FC Locarno : FC Gossau 3:4

"Duo Damjanovic"
NLB
Stadio Lido
810 Zuschauer

Nach diesem äusserst denkwürdigen Spiel kam die Mannschaft zum Gästesektor und Assistenztrainer Miro Caktas fragte mich "Und, was schreibst du jetzt?"…
Für einen Moment war ich sprachlos, die letzten Minuten dieser Nachtragspartie in der Sonnenstube der Schweiz waren zu verwirrend, emotional zu anstrengend, einfach unglaublich…

Doch fangen wir von vorne an. Beim Bahnhof Arth-Goldau stieg ein Exponent unserer Fanszene ein, der körperlich nicht wirklich im besten Zustand war. Der eine oder andere Ausfallschritt, bis er sich halb schlafend, halb jammernd auf die bequeme Sitzbank platzieren konnte, machten das mehr als deutlich. Auch geistig schien er noch nicht wirklich auf der Höhe zu sein. Er sprach in wirren Sätzen von einer legendären Fasnachtsparty in einem Innerschweizer Dorf, mit dreimal soviel Publikum wie es Einwohnern gibt. Weiter erwähnte er eine Verkleidung, die sicher die Beste des ganzen Abends gewesen sei. Als "Duo Darko Damjanovic" seien er und sein Kollege aufgetaucht beim „Waldhötteball" in Meierskappel. Sein Trikot und sein Rest-Gel in den Haaren verrieten, dass er tatsächlich als Double des Gossauer Goalies seine Aufwartung in der Innerschweiz machte. Diese Kostümierung brachte ihm scheinbar in Liebesdingen den durchschlagenden Erfolg, unter anderem auch bei nicht mehr ganz so jungen Damen, was er nicht ganz unbescheiden mehrfach erwähnte.

Dem "Fasnächtler" ging es dann auch, als wir in Locarno ankamen, noch nicht wirklich toll. Lag wohl auch daran, dass er sich ein Klo als Schlafmöglichkeit für die Nacht ausgesucht hatte. Die herrlichen Sonnenstrahlen in unsere Gesichter liesen aber auch den Kater des Geschädigten ein wenig kleiner werden. Als wir feststellten, dass es sich bei dem freundlichen, stiernackigen Security Menschen am Eingang zum Stadion um einen deutschen Gastarbeiter handelt, war unser Darko Dopplgänger auch erstmals wieder zu Spässen aufgelegt. Den Arbeitsalltag des Sicherheitsmanns wird man wohl bald in einer dieser vielen Auswanderer Sendungen im deutschen Fernsehen verfolgen können, meinte er grinsend.

Erfreulich und überraschenderweise trafen wir im Stadioninnern auf äusserst viele Gossauer Gesichter. Eine stattliche Anzahl Junioren Trainer machte ein Ausflug zum Derby della Madonnina nach Mailand. Spontan entschieden sie, als Vorprogramm zu den Herrn Kaka und Adriano, den FC Gossau im Tessin zu unterstützen. So nahmen sie quasi den Dessert vor dem Hauptgang ein, oder was ist schon ein David Beckham gegen einen Mario Bigoni? Neben der Heerschar an Nachwus Ausbildern waren u.a. auch der gesperrte Longo und der nichtnominierte Roger Gmünder Richtung Süden gereist. Dies spricht sicherlich für den wiedererstarkten Charakter der Mannschaft, verdeutlicht auch durch die Aussage des Rheintaler Stürmers, der nur von eminent wichtigen 3 Punkten sprach und sich nicht über seine Nichtnomination beklagte.
Es herrschte eine Art Aufbruchstimmung, dies wurde auch sehr schnell auf dem Feld sichtbar. Nach wenigen Minuten war deutlich spürbar, dass hier eine ganz andere Gossauer Mannschaft am Werk ist, wie noch in der enttäuschenden Vorrunde. Die neuen Spieler scheinen sich gut eingefügt zu haben, dementsprechend waren die Ostschweizer den Tessinern zumindest ebenbürtig. Mit einem gerechten Unentschieden wurden dann die ersten 45 Minuten beendet. Der "Fasnächtler" war froh um die kurze Unterbrechung und sank in einen kurzen aber tiefen Schlaf. Andere Personen im Gästesektor plauderten währendessen über den umstrittenen Verbleib von Tomislav Misura beim FC Gossau. Der unglückliche Angreifer lief sich in der Pause dann schon mal warm, was gelinde gesagt nicht bei allen Gossau Fans Verzückung hervorrief. Einige wohl eher spassig gemeinte Sprüche von wegen "Dä stolperet scho no ä goal inne" waren da und dort zu hören.
Nach dem Pausentee erwischte der Tabellenletzte dann einen klassischen Fehlstart. In der 48.Minute gelang dem Heimteam das 1:0. Mehrheitlich natürlich zur Freude der ca. 800 Zuschauer im Stadio Lido. Der FC Gossau spielte aber unbeirrt weiter, und in der 71.Minute hämmerte dann Aljia (wieder mal Alija) den Ball mit Urgewalt in die Maschen. Kaum hatten wir uns vom Jubeln erholt, geschah etwas Sonderbares, etwas Mysteriöses, etwas ganz und gar Unheimliches. Der eingewechselte Tomislav Misura erzielte in der 73.Minute das 2:1 für den FC Gossau. Wo war Uri Geller? Gibt es schwarzen Schnee? Nein, es war tatsächlich der kroatische Stürmer, der sich an der Eckfahne von seinen Mitspielern feiern liess. Wahrscheinlich noch positiv geschockt, vom soeben Geschehenen kassierte Gossau zwei Minuten später allerdings gleich wieder den Ausgleich. Doch die Dramaturgie dieses wahnsinnigen Spiels hatte noch nicht seinen Höhepunkt erreicht. Wie Rocky Balboa in seinen Filmen, kam Tomislav Misura aus dem Nichts zurück, eigentlich war er schon abgeschrieben bei den Fürstenländern, schon fast vergessen, schon bei anderen Vereinen im Probetraining. Nun lief er in der 81.Minute erneut Richtung Eckfahne, nachdem er zuvor nach einem herrliche Sololauf das 3:2 für den FC Gossau erzielte. Hollywood hätte kein besseres Drehbuch schreiben können. Doch es hätte auch nicht zu diesem sonnendurchfluteten Nachmittag am Lago Maggiore gepasst, wenn das Tor unseres neuen Goalgetters der Schlusspunkt gewesen wäre. In der 90.Minute netzte der Locarno Argentinier Dante Senger das zweite Mal an diesem Tag ein, und erzielte das 3:3. Torwart Darko Damjanovic war verständlicherweise ziemlich entzürnt und entsetzt, alle Mühe umsonst?
Vier Minuten Nachspielzeit waren noch zu bewältigen, die Junioren Trainer des FC Gossau wollten sich schon in Richtung San Siro Stadion aufmachen, die Tessiner Tifosi hofften noch auf den Sieg mit einem der letzten Angriffe. Dann passierte etwas was, selbst unseren von Kopfweh geplagten Kollegen, alle Schmerzen vergessen liess. Der 21jährige Neuzugang Schiendorfer bekam im Strafraum den Ball, schoss mit jungendlicher Unbekümmertheit Richtung Locarno Tor, wir dachten erst der Ball wäre im Aussenetz geldandet, die jubelnden und schreienden Gossauer Spieler und Betreuer belehrten uns aber eines Bessern. Tatsächlich der Siegestreffer in diesem verrückten Spiel.
Ein wenig ungläubig gratulierten wir den Spielern und Trainern.Insbesondere bei Vlado Nogic spürte man die grosse Erleichterung über den Last-Minute Erfolg gegen den Abstiegskonkurrenten.

Wir wären wieder bei Assistenztrainer Miro Caktas der mich fragte "Und, was schreibst du jetzt?"…
Ich schreibe, WIR STIEGEN NIEMALS AB! (mit dieser Einstellung bestimmt nicht)
PS: vielleicht sollten unsere Kollegen öfters als "Duo Damjanovic" an die Fasnacht, es bringt Glück. Vielleicht gehen sie nächstes Jahr auch als "Duo Misura", wer weiss….

Samstag, Februar 14, 2009

Ottmars Musik

Ottmar Hitzfeld war letztens Gast in der Radio-Talk Sendung "Doppelpunkt" von Roger Schawinski ("Find i guet"). Das Gespräch war amüsant und aufschlussreich. Der Nati Trainer blieb auch ruhig, als in Schawinski in gewohnt angriffiger Manier vorwarf, in den letzten Trainerjahren international nicht mehr erfolgreich gewesen zu sein. Nicht sonderlich verwunderlich war auch, dass den ehemaligen PRO 7 Chef immer noch eine Niederlage im Tennis gegen Hitzfeld wurmt, notabene aus den späten Achtziger Jahren. (I bi scho föif zu eis vorne gsi, und du häsch no siebe föif gwunne").

Jeder Gast der Talksendung darf seine eigene Musik-Wunschliste mitbrigen. Hitzfeld wählte folgende Musik aus. (sieh Auflistung unten) Ich habe zu jedem Stück einen dazu passenden Spieler aus seiner jetztigen Mannschaft hinzugefügt.

1) Beethovens Fünfte (der frühe Hakan Yakin, Champions League Saison mit dem FC Basel)
2) Chris de Burgh "Missing You" (Ich hab dich mehr vermisst als Worte, singt da der irische Schnuzlenbarde. Es kann nur Patrick Müller gemeint sein, oder doch Philipp Degen. Wir wollen es nicht hoffen.)
3) Joe Cocker "Unchain my Heart" (Ludovic Magnin , ein ähnlicher Charakter Kopf wie Joe Cocker, auch ziemlich feierfreudig und immer mit dem Herz dabei)
4) Queen "We are the Champions" (natürlich kann das Lied nur Alex Frei gewidmet sein)

Mittwoch, Februar 11, 2009

Lukas reist...(Teil 6)

Lukas geniesst in seinem vorletzten Bericht, seine restlichen Tage in Buenos Aires, natürlich mit Fussball, aber nicht nur...

Gästeblog:
Südamerika Tour Oktober 2008-letzte Tage in Buenos Aires
Am Montag hatte ich wieder mal etwas Zeit für mich. Ich lief etwas durch die Bereiche der Innenstadt von Buenos Aires wo ich bisher noch nicht war, aber viele touristische Sehenswürdigkeiten gibt es in Buenos Aires nicht. Aber wer braucht schon irgendwelche touristische Sehenswürdigkeiten, die man einmal fotografiert und dann zur Nächsten geht, viel interessanter ist es zu sehen wie die Leute in Buenos Aires leben, die allgemeinen Gegensätze, die Viertel, einfach so wie die Stadt Buenos Aires ist.
Nach dem Innenstadtbummel und den diversen Einkäufen, die ich noch erledigen wollte, kaufte ich mir im Supermarkt mein Mittagessen und nahm den Bus zur Estacion Retiro. Die „Ole“ lesend, bzw. eher Bilder anschauend und versuchend etwas zu verstehen, verbrachte ich die kurze Fahrt und 2 Stationen später stieg ich aus und suchte das Stadion vom 4. Ligisten Excursionistas. In Argentinien wird immer gespielt, so ist dieses Spitzenspiel der 4. Liga am Montagnachmittag um 4 Uhr, ziemlich beschissene Anspielzeit für die arbeitende Bevölkerung. Trotzdem fanden sich rund 1000 Zuschauer für das Spiel gegen Deportivo Justo ein, der Grossteil davon natürlich in der Kurve. Das Spiel verlief sehr hitzig, während die Kurve mit einem Dauersupport überzeugte, beschäftigen sich die alten Herren auf der Haupttribüne mit dem Beschimpfen der Gegner und des Schiedsrichters. Die 41 Personen die trotz Gästeverbot im Gästeblock verweilten gingen dann auf die Pöbeleien ein und beleidigte den Heimtorwart und die Haupttribünenzuschauer so sehr, dass der äussert in Rage geratene Präsident von Excursionistas von der Polizei verlangte, dass sie das Tor zum Gästeblock öffnete, damit der Austausch der Nettigkeiten noch auf körperlicher Basis weitergehen kann. Dies wurde ihm natürlich von der Polizei verwehrt, worauf er ziemlich sauer an den Zaun ging, ein wenig hockkletterte und dann eine 5-minütige Hasstirade hielt, bei der ich eigentlich immer nur „puta“ hörte. Das Spiel endete 2:1 für die Gäste, was den Präsident auch nicht gerade beruhigte. Nach Spielschluss fuhr ich mit Pierre zurück zur Estacion Retiro und von dort mit der Metro zu Jannis Wohnung. Bei seinem Stammlokal um die Ecke nahmen wir ein kleines Nachtessen ein, um uns gestärkt zum 2. Ligatopspiel, das auch hier am Montagabend stattfindet, aufzumachen. Janni führte uns zielsicher zu der Cancha von Ferro, die dient momentan als Ausweichstadion für die Chacarita Juniors, deren Stadion den neuen Sicherheitsbestimmungen nicht mehr genügt. Vorbei an den schönen Graffitis von Ferro (siehe Foto) betraten wir das Stadion und sassen uns auf die Haupttribüne. Fünf Minuten nach Spielbeginn fiel das Flutlicht für 25 Minuten aus, was zu einer absoluten Gänsehautatmosphäre führte. Während die Kurve einfach weiter sang und dazu Bengalen zündete, stimmte der ganze Rest der 6‘000 Zuschauer mit ein und hielten dazu ihre Handy oder Feuerzeuge in die Luft, was eine schöne Lichtershow gab, dazu die unglaublich lauten und melodiösen Gesänge von Chaca, einfach genial! Nach dem Unterbruch wurde das Singen wieder nur der Kurve überlassen, was aber auch immer noch sehr gut war, Chaca geniesst nicht umsonst den Ruf eines eigentlichen Erstligisten, jedenfalls Fanmässig. Das Spiel gegen Atletico Tucuman endete 1:1, Gästefans sind leider auch in der 2. Liga nicht erlaubt. Nach dem Spiel fuhren wir mit dem nicht gerade friedlich aussehenden Chaca-Mob von der Station Caballito zurück zur Estacion Once, wo Pierre und ich gerade noch den letzten Bus zum Hotel zurück erreichten.
Am Dienstagmorgen schüttete es wie aus Kübeln. Das trockene Hotel musste trotzdem verlassen werden, war doch heute mein letzter Tag in Buenos Aires und ich wollte unbedingt noch das Viertel La Boca besichtigen. Dort angekommen war ich schon etwas enttäuscht, erwartete ich doch ein Quartier mit den bunten Häusern die man überall auf den Fotos sieht. In Realität sind es aber nur noch wenige Häuser die Museumsmässig ausgestellt und nicht mehr bewohnt sind. (siehe Foto.)
Ansonsten ist das Quartier nichts Spezielles. Dafür blieb mir mehr Zeit für die Besichtigung des Boca-Stadions, La Bombanera, darin ich leider, und das ist der einzige Wehmutstropfen dieser Reise, kein Spiel sehen konnte, aber das muss halt ein anderes Mal nachgeholt werden. (siehe Foto.) Bei meiner Reise hiess es ja dass die Haupttribüne des Stadions ab November umgebaut wird, mittlerweile ist der Termin aber wieder verschoben und es weiss keiner so genau wann es losgeht. Im Stadionbauch befinden sich noch das Boca-Museum und ein kleiner Shop, beides nett anzusehen, aber so speziell ist es auch wieder nicht. Per Bus machte ich mich auf den Weg zur Estacion Constitution wo ich mich mit Pierre traf und den Zug nach La Plata bestieg. La Plata ist eine kleine Universitätsstadt die quasi mit Buenos Aires zusammengewachsen ist. Die Fahrt mit dem Zug dauert auch nicht länger als in einige Vororte von Buenos Aires. Das kleine Städtchen im Schachbrettmuster (ähnlich wie La-Chaux-de-Fonds) ist sehr schön und hat einige gemütliche Parks und eine grosse Kathedrale. Weiter schauten wir ein Pferderennen an, das ich eigentlich nicht goutiere, aber ohne Eintritt ja auch nicht unterstütze und das in Argentinien sehr populär ist. Die „hipodromo“, also die Pferderennbahnen, in Argentinien sind riesig, sowohl die in Buenos Aires wie auch die in La Plata hat je vier grosse Zuschauertribünen. Nach einem leckeren Nachtessen gingen wir zum neuen Stadion von La Plata. Eigentlich hätten beide Vereine ein eigenes Stadion, da aber das von Estudiantes gerade umgebaut wird spielen sie derzeit im neuen Stadion das der Stadt gehört und mehr ein Prestige denn ein Zweckbau ist. Der Grund des Baus ist, dass der Stadtpräsident Bauherr ist und sich den Auftrag gleich selbst vergab… ein Schelm wer Böses denkt! Heute Abend fand hier das Hinspiel im Viertelfinale der Copa Sudamericana statt, dem südamerikanischen Pendent zum Uefa Cup. Das Spiel gegen den brasilianischen Erstligisten Botafogo vor 33‘000 Zuschauer war das sportlich Beste in Argentinien, Estudiantes trotz Unterzahl völlig entfesselt und dank einem Doppelschlag des ehemaligen Lazio Spielers Juan Pablo Veron mit einem ungefährdeten 2:0 Sieg. Die Stimmung überzeugte mich sehr, legte doch die Kurve einen astreinen Dauersupport an den Tag und stimmte diverse Male das ganze Stadion mit ein. Ich genoss jedes einzelne Lied des Spiels, verdrückte in der Pause noch zwei der ausgezeichneten argentinischen Stadionhamburger und machte mich nach Spielschluss sehr wehmütig auf den Rückweg zum Busbahnhof, war doch dies mein letztes Spiel in Argentinien auf dieser Tour. Nach einem 45 minütigen Fussmarsch erreichten wir den Busbahnhof, da zu später Stunde keine Züge mehr fuhren mussten wir auf dieses Verkehrsmittel ausweichen. Gegen halb zwei erreichten wir Buenos Aires und ich verabschiedete mich von Linke, Janni und Pierre. Im Hotel konnte ich mich noch für 4 Stunden hinlegen, ehe ich am Morgen den 86er Bus in Richtung Flughafen bestieg. Die zwei-Stunden dauernde Fahrt bereitet mir einen langsamen Abschied aus Buenos Aires und mit dem Wissen unbedingt mal wiederzukommen fuhr ich durch die Vororte zum Flughafen.

Dienstag, Februar 10, 2009

Skandal!!! 20 Bulgaren nützen Freizügigkeit schamlos aus...

Nun geht’s also wieder los. Vorbei die Zeit in der man sich über banale Dinge, wie fehlendes Kleingeld für den Migros Einkaufswagen aufregen konnte. Passé Abende in Beizen, die man sich durch blärrende "Guggenmusigen" vermiesen liess. TV Unterhaltungsprogramme im Januar-Loch, mit deutschen Auswandern, die in Thailand Strand-Cocktailbars eröffnen ("Alles Super hier, nur ein bisschen blöd, dass die Strandbar an einer stark befahrenen Hauptstrasse liegt und gut 10 Minuten vom Meer weg") sind vergessen und lässt man mit einem verständnisvollen Lächeln hinter sich.
In der Vergangenheit liegen umsatzstarke Nächte für die städtischen Szene Clubs, wo regionale Star-Fussballer ihre letztjährigen Punkteprämien in hochprozentigen Alkohol und "allzeitbereite" leichtbekleidete Girls investierten. Fussball ist wieder am Start…

Da kann Lara Gut noch so Gut den Berg runterfahren, da können die Ösis noch so langsam den Hang runter "stemmbögelen". Das Ganze interessiert kaum noch jemand (vielleicht noch Jan Billeter).
Was sind die Tränen von Rotscher National auf dem Center Court von Melbourne, im Verhältnis zum Kracher super Hyper Freundschafts-Freizügigkeitsspiel Schweiz:Bulgarien, mit dem das Fussballjahr 2009 so richtig lanciert wird. (schon mindestens 20 Bulgaren in der Schweiz am Mittwoch…übel Herr Reimann)
Was ist das TV Gejammer von Yasmin Hutter und Toni Brunner, Live aus dem "Haus der Freiheit" in Little Bukarest….äh sorry in Ebnat Kappel, gegen den sonntäglichen Derby Kapitalbock, des Schiedsrichters, oder eben doch durch den FC Z Goalie.
Was soll schon das Geheul über Rezession, Kurzarbeit und läppisch kleine UBS Verluste, gegen die wirklich wichtigen Dinge des Lebens. Nein nicht, ob die arbeitslosen Bank Manager in 5,5er Zimmer oder 6-Zimmer Sozialwohnungen einquartiert werden müssen.

Sondern…
Wann knallts das nächste Mal an der Herisauerstrasse, 9015 St.Gallen? Wird YB nach 284 Jahren wieder mal Schweizer Meister? Wo kriegt man die günstigsten Getränke für die Auswärtsfahrten? Lässt sich der neue FC G Captain, sein Saisonverbrauch an Haargel vertraglich zusichern? Schmeckt die Stadionwurst in Locarno immmer noch so unvorteilhaft wie früher? Was für einen Lieblingsverein hat "Music Star" Gölä?

und vorallem, packt der FC Gossau den Klassenerhalt?
und die allerwichtigste Frage, wird die Personenfreizügikeit nun auch auf Österreich und Deutschland ausgeweitet?

Sonntag, Februar 08, 2009

FC Wohlen : FC Gossau 1:1

Gästeblog von Günther, der zwischen zwei Arbeitsschichten kurz im Aargau vorbeischaute:

FC Wohlen – FC Gossau 1-1
Trainingsspiel im Sportzentrum Niedermatten, Nebenplatz, ca. 100 Zuschauer

Dank unzähligen Wintertouristen schaffte es die SBB leider nicht, mich pünktlich zum heutigen Knallerspiel zu bringen. Als mein Zug um 14.12 in Wohlen einfuhr war so schon die erste Viertelstunde rum und auch das erste Tor gefallen, wie ich später zu hören kriegte. Das Spiel, sozusagen der Eintritt kostete mich heute 12 Fr. das war der Preis fürs Taxi, welches ich für einmal nicht aus purer Bequemlichkeit nahm, sondern um nicht noch mehr vom Spiel zu verpassen. Mit gut 20 Minuten Verspätung traf ich dann im Stadion Niedermatten ein, wo ich sogleich auch auf unsere legendären Gossau-Damen traf. Mit ihren grossen Kenntnissen über die Gossauer Mannschaft konnten sie mich sofort aufklären, welche neuen Spieler mit welcher Nummer auf dem Platz standen. Mit all den neuen Namen kam ich noch nicht so zurecht. Positiv aufgefallen ist vor allem die neue Nr. 10, Cyrill Schiendorfer und auch Michel Avanzini auf der linken Aussenbahn. Der neue Innenverteidiger, Vidic, sieht nicht nur furcht einflössend aus, sondern hat auch einiges auf dem Kasten, mehrmals klärte er heikle Situationen souverän. Strbac, ein weiterer Neuzugang kam nicht zum Einsatz. Das Spiel war natürlich nicht auf hohem Niveau, dennoch gab es einige Glanzpunkte. Der Ausgleich fiel nach einem Traumpass von Fernandez in Richtung Klingler, welcher sich ein Herz fasste und ein schönes Tor erzielte. Nach der Pause gab es einige Wechsel, unter anderem kam auch einer zum Einsatz, den wir uns eigentlich schon im Trikot des FC Winterthur gewünscht hätten. Die zweite Halbzeit war dann weniger ereignisreich, Roger Gmünder, der Rückkehrer, setzte einige Akzente, und der, der eigentlich irgendwo anders sein müsste, nur nicht hier, brachte nichts, aber auch gar nichts zustande. Ich persönlich finde es grundsätzlich ja schön und gut, dass man einen Spieler nicht so schnell aufgibt, dieser so genannte Fussballer hatte jedoch genügend Chancen, sich zu empfehlen und sollte sich vielleicht besser nach einem anderem Verein oder einer anderen Sportart umsehen. Nachdem Darko mit einer bravourösen Parade den Ausgleich verhinderte, durfte auch er unter die verdiente Dusche, musste er doch heute jeden Ball, der daneben ging, selbst holen. Die Sektion Wohlen (Altersdurchschnitt 7 Jahre) war übrigens auch anwesend, leider gab’s keine preisgekrönte Choreo, schade. Die Partie endete schliesslich unentschieden, 1-1 und ich erwischte grade noch den Zug zurück zur Arbeit. Aus meiner Sicht haben die Verantwortlichen des FCG durchaus gute Transfers getätigt, wenn jetzt noch der ebenso wichtige Zusammenhalt im Team stimmt, bin ich überzeugt, dass der Klassenerhalt mit viel Kampf und Wille geschafft werden kann. In einer Woche geht’s endlich wieder los, Hopp Gossau!

Donnerstag, Februar 05, 2009

Lukas reist...(Teil 5)

Lukas schreibt über seinen Besuch beim sagenumwogensten Derby der Welt. (nein, nicht Gossau:Wil....:-))

Gästeblog:
Südamerika Tour Oktober 2008-superclasico

20 Minuten nach Spielschluss war es endlich soweit und wir sprinteten die Strasse zwischen Barrio und Haupttribüne los und suchten ein Taxi, da an diesem Tage ja noch ein drittes Spiel stattfinden sollte. Nach dem 500 Meter Sprint direkt ins erste Taxi und „rápido per la cancha di arsenal“ gesagt, dort kamen wir nach halsbrecherischer Fahrt zwei Minuten vor Spielbeginn an. Dank der üblichen Verspätung reichte es sogar noch für einen Hamburger vor dem Spiel.

Arsenal ist der sinnloseste Verein in der 1. Liga Argentiniens. Die Fanszene 4. Ligawürdig und das Stadion das Kleinste der Liga. So überraschte es auch nicht das heute bei 6‘000 anwesenden Zuschauer etwas mehr als die Hälfte Gästefans waren, die auch ordentlich Gas gaben. Gast war übrigens Velez Sarsfield, ein auch in Buenos Aires beheimateter Verein. Das Spiel endete nach einer 0:3 Gästeführung 3:3 und hätte auch gut 4:3 oder 4:4 enden können. Genügend Chancen waren auf beiden Seiten vorhanden. Die drei Velez Tore fielen alle in der 1. Halbzeit und beim Tor auf ihrer Seite, das die Velez Fans dank ihrer massiven Zaunbeflaggung gar nicht sahen.

War witzig anzusehen wie der Gästeblock immer erst so mit 3 Sekunden Verspätung jubelte. Nach dem Spiel mit einem der letzten Züge zurück zur Estacion Constitucion und von dort mit der Metro direkt zum Hotel, wo wir auch gleich zu Bett gingen, wollten wir doch am nächsten Tag unbedingt fit sein.


Am Sonntag war es also so weit, ich sollte zum ersten Mal in meinem Leben einen „superclasico“ sehen. Das Spiel zwischen Boca Juniors und River Plate ist das bedeutendste Clubspiel der Welt, habe zwar keine Ahnung wie man sowas misst, jedenfalls habe ich das schon diverse Male gelesen. In Argentinien, bzw. in ganz Südamerika bewegt das Spiel seit Tagen. Am Donnerstagmittag wurde z.B. im paraguayischen Fernsehen eine Stunde lang eine Pressekonferenz übertragen, von der die meiste Zeit mit Warten auf Boca-Star Riquelme verging, während die Pressekonferenz selber keine 15 Minuten ging. Die „Ole“ widmete an Vorherigen wie an Folgentagen der Grossteil der Zeitung dem Spiel. Spitzentag war der Montag nach danach an dem auf den ersten 35 Seiten über den „superclasico“ berichtet wurde. Am Vorabend passierte uns allen einen ziemlich peinlichen Fehler, stellten wir doch die Uhr in die falsche Richtung, obwohl wir noch lange darüber diskutierten wie man umstellen muss. Unlogisch erscheint es mir nach wie vor, aber ändern kann man das ja nicht und so standen wir also alle 2 Stunden zu spät auf. Zum Glück wollten wir uns am Morgen genügend Zeit für alles lassen, so dass wir trotz Zweistündiger Verspätung noch genug früh dran waren. Nach kurzer Dusche und ohne Frühstück nahmen Pierre und ich den Bus zur Estacion Retiro. Dort deckten wir uns mit einem kleinen Frühstück ein und fuhren dann zum Estadio Monumental von River. Das 65‘000 Zuschauer fassende Stadion ist das Nationalstadions Argentiniens und war das Finalstadion an der WM 1978, die Argentinien dank gütiger Mithilfe der Militärjunta gewann. Näher hier darauf einzugehen würde den Rahmen wohl sprengen, aber für solche Sachen gibt es ja Lexikons, Wikipedia, sonstige Websites oder die Möglichkeit bei mir nachzufragen :-)
3 Stunden vor Spielbeginn kamen wir also beim Stadion an und machten uns auf die Suche nach Tickets, die uns von diversen Händlern angeboten wurde. Ziemlich schnell schlugen wir für 150 Pesos ein (50 Franken), mit Warten und noch mehr Handeln hätte man es wohl auch für 100 geschafft, aber dafür war ich zu nervös und ausserdem war der Platz für 150 im Unterrang der Haupttribüne, wo ich unbedingt hinwollte. Dort konnte ich mich frei bewegen, sah etwas vom Spiel, konnte ziemlich nah an die River- und auf der anderen Seite an die Boca-Kurve rangehen. Im Stadion ass ich als erstes einen der leckeren Hamburger und schaute dann dem hektischen Treiben zu. Nach und nach füllte sich das Stadion und am Anfang des Reservespiel (vor den 1. Ligaspielen wird in Argentinien in der Regel ein Spiel der beiden 2. Mannschaften ausgetragen) fanden sich schon ca. 25‘000 Zuschauer im weiten Rund ein. Schon hier war die Stimmung sehr gut und natürlich von der Feindseligkeit geprägt. Ich sass nur noch mit einem breiten Grinsen an der Sonne, genoss die angenehme Temperatur und die Atmosphäre und dachte daran dass ich ja eigentlich in der Schweiz wäre, in der Kälte, ohne diese unbeschreibliche argentinische Stadionatmosphäre (a.d.R. Arschl***ch)
Das Reservespiel endete übrigens 1:0 für River. Gegen Ende des Spiels begannen dann die Einmärsche der Barras der jeweiligen Kurve. Wie immer in Argentinien wurde der Mittelteil des Blockes von den Leuten freigehalten, wo nun auf beiden Seiten die Barras mit Trommeln, Fahnen, Trompeten und Regenschirme einliefen. Von diesem Moment an waren beide Kurven nur noch am Singen und am Hüpfen, nur kurz unterbrochen von der Pause. Der Spielereinlauf dauert beim „superclasico“ natürlich noch länger als sonst, zuerst kam, von einem lauten Pfeiffkonzert begleitet, die Boca Mannschaft aufs Feld, wurden fotografiert und liefen dann kurz ein, während auf der anderen Seite die River Mannschaft einlief. Jeder warf nun seine selbstgemachten Konfettis in die Luft und hielt die Weissen oder Roten Plastikbehälter in die Höhe, dazu wurden diverse Weisse oder Rote Rauchtöpfe gezündet.

Die 4‘000 Boca Fans (mehr wurden nicht zugelassen) gaben mächtig Gas und sangen die ganze Zeit durch, allerdings hörte man die eigentlich nur wenn man direkt neben dran war oder River mal kurz ruhig war. Die River Kurve sang natürlich auch die ganze Zeit, leider zog der Rest des Stadions nur selten mit, was an Rivers momentaner Krise liegt (letzter Tabellenplatz) und dem absolut schwachen Spiel das ihre Mannschaft bot. Das Spiel allgemein war sehr schwach, Boca konnte sich in der 2. Halbzeit wenigstens einigermassen steigern und gewann in Unterzahl mit 1:0. Somit konnte Boca den Anschluss an die Spitze halten, während River in eine grosse Krise stürzte, die mit der Entlassung von Trainer Diego Simeone endete. Nach Spielschluss wollten die gefrusteten River-Fans natürlich sofort nach Hause, allerdings hatten die gutgelaunten Boca Fans besseres vor und feierten ihren Sieg im Stadion, was wiederum die River Fans am nach Hause gehen hinderte, dürfen die Heimfans das Stadion erst verlassen wenn die Gästefans aus dem Quartier geschafft worden sind. Bei einem früheren „superclasico“ soll dieses Spielchen 2 Stunden gedauert haben, heute schaffte es die Polizei allerdings den Gästeblock nach 30 Minuten zu räumen. Schon bitter für die Millionarios (Spitzname der River-Fans) wenn man nach einer Derbyniederlage noch lange nach Spielschluss im Stadion bleiben muss, während die Gäste ihren Sieg auskosten und dem ganzen Stadion quasi nichts anderes übrig bleibt als ihnen zuzusehen und zuzuhören. 45 Minuten nach Spielschluss durften wir dann mit den River Fans das Stadion verlassen und machten uns per Zug und zu Fuss Richtung Hotel auf. Dort liefen wir noch durch die sehr belebte Fussgängerzone, wo diverse Künstler ihre Sachen zu verkaufen versuchten und gingen später noch in ein "all you can eat" Restaurant wo wir uns den Magen mal wieder richtig vollschlugen. Wir redeten lange über die Eindrücke des heutigen Tages bzw. dem ganzen Wochenende, von heute waren wir zum Teil enttäuscht, was aber keineswegs heisst das es schlecht war, sondern eher das es die extrem hohen Erwartungen nicht erfüllen konnte. Trotz meiner Sympathie zu Boca erhoffte ich mir natürlich auch ein River Tor, da ein Derby ohne Tor für die Heimmannschaft einfach nicht das gleich ist wie mit einem Tor der Heimmannschaft und dem Jubel inkl. der nachfolgenden Stimmung. Nach einem langen Essen und ein paar Bierchen bzw. Tees gingen wir gegen Mitternacht ins Bett und erholten uns von dem langen, eindrucksreichen Tag.

Montag, Februar 02, 2009

von Vögeln, Nationalspielern in Gossau, und markshoppingblog

-Wer durch ländliches Gebiet fährt, hat in diesen Tagen das Gefühl, eine akute Vogelplage sei ausgebrochen. Fast jeder Kuhstall und jede Bushaltestelle ist mit dem animalischen Wahlplakat der SVP tapaziert. Was wird da eigentlich gezeigt? Sind das Raben oder Krähen die sich an der Schweiz laben? Ich bin kein Ornithologe, ich weiss auch nicht, ob unser Land die Geschmacksrichtung von Vögeln trifft? Glaubt man der Schweizer Volkspartei, ist die Schweiz gar die Lieblingsspeise von dem gefiederten Tier. Gierig und und entschlossen hacken sie auf das hilflose kleine Land ein.
Nachdem sie zuerst für (wegen den reichen Parteioberen) und dann doch irgendwie gegen(wegen junger rechtsnationaler Parteibasis) die Ausweitung der Personenfreizügigkeit waren, setzen die Vorzeige-Patrioten nun alles auf die Karte Vögel. Ganz geheuer dürfte das selbst der Teppichetage der grössten Schweizer Partei nicht sein. "Öpe en Franke" würde bei einem Nein am 8.Februar, nicht mehr in ihr Portemonnaie rsp. in die Tasche ihrer Firmen wandern. Immerhin hängt jeder dritte Schweizer Arbeitsplatz vom Export ab, dazu gab es durch die Personenfreizügigkeit in den letzten Jahren auch einen erheblichen Arbeitsplatzzuwachs in der Schweiz (man spricht von 250'000 Stellen). Dementsprechend mussten auch neue Wohnungen gebaut werden, es wurde mehr konsumiert…etc.etc. die Liste könnte man endlos lange weiterführen.
Ein Ja am 8.2. ist eminent wichtig für die Schweiz, bei einem Nein könnte die EU die bilateralen Verträge einseitig kündigen.(das war übrigens der Wunsch der Schweiz…). Dann könnte es bald düster ausschauen, und selbst im hintersten Bauerndorf dürfte man früher oder später feststellen, dass die heutige Wirtschaft nicht mehr vom Kuhhandel zwischen Heiri Müller aus Kaltbrunn und Fritz Meier aus Dusnang abhängt. Sondern die "Vögel" im In und Ausland kaufen unsere Produkte, und wir brauchen die "Vögel", die u.a. auch unsere Wohnungen bauen und unsere Strassen sanieren. Das ist halt nun mal heute so.

Zum Ganzen passt die Aussage eines deutschen Arbeitnehmers in der Schweiz: "Die Schweizer sehen mit einer gewissen Naivität in ihre wirtschaftliche Zukunft. Sie wissen gar nicht wie reich ihr Land ist, und wieviel sie verlieren können."

-nun zu etwas total Anderem. Der FC Gossau absolvierte sein Trainingslager im kroatischen Pula erfolgreich. Die Verantwortlichen schwärmen von den Bedingungen, sogar ein Hallenschwimmbad mit Meerwasser gab es… (nöd schlecht).
Gegen die akute Angriffsschwäche wurde auch etwas unternommen. Der Slowene Ljubisa Strbac soll wohl verpfichtet werden. Der 27jährige Linksfuss ist 1.80m gross und hat dazu ein Tor in der zweiten Bundesliga vorzuweisen. 2007 traf er für Erzgebirge Aue, beim Spiel gegen Kickers Offenbach, vor 12'000 Zuschauern auf dem Bieberer Berg. (nöd schlecht…)
Es blieb sein einziger Treffer in der zweithöchsten deutschen Liga. Übrigens soll er auch schon bei Borussia Mönchengladbach vorgespielt haben. Allerdings flog Strbac 2005, bei Trainer Horst Köppel, in einem dreitägigen Probetraining durch. Für die NLB sollte es aber allemal reichen…Bleibt nur noch die Schwierigkeit, wie man den nicht gerade einfachen Nachnamen aussprechen soll?
In der Defensive wird die Verpflichtung eines bosnischen Nationalspielers in Erwägung gezogen (nöd schlecht…). Zuletzt spielte Velmir Vidic für den slowakischen Spitzenclub MSK Zilina. Der gute Mann gibt zu Hoffnung Anlass, wenn man das Foto betrachtet (siehe unten), da dürfte so einigen NLB Stürmern das Blut in den Adern gefrieren. Dieser Blick herrlich, Rainer Bieli sucht schon bald das Weite.


Ljubisa Strbac freudestrahlend im Trikot von Erzgebirge Aue


spielt im nächsten Bond Film den Bösewicht, der Verteidiger Velmir Vidic


-Zuguterletzt noch dies. Ein wirklich niveauvoller Blog wurde vor Kurzem gestartet. Mark, YB Fan Legende und Groundhopper, gibt gewohnt humorvoll seine Erlebnisse zum Besten. Von Dieter Hoeness, dem die Ehre zu Teil wurde, mit Mark auf einem Foto abgelichtet zu werden, bis zu seinem 1000 Ground (in Worten Tausendsten!)
gibt es viel Lustiges und Interessantes zu Lesen..
Auch kulturell Interessierte kommen nicht zu kurz:
Unglaubliche 10 Euro für eine orale Befriedigung waren im Angebot. Halb so teuer wie der Eintritt in den Zoo, kein Wunder geht die Kultur bei diesen Preisen zu Grunde

ach ja, wenn wir schon bei Empfehlungen sind. Wer wissen möchte, was einen Menschen dazu bewegt, ein Basketball Spiel in der zweiten italienischen Liga zu verfolgen, der sollte hier mal reinschauen...

Sonntag, Februar 01, 2009

Lukas reist...(Teil 4)


http://www.youtube.com/watch?v=oiFtwalmOuA

faszinierende Eindrücke



der vierte Teil des Reiseberichts beschäftigt sich mit den ersten Spielen in Argentinien. Gästeblog von Lukas:
Südamerika Tour Oktober 2008-Argentinien

Nach Besorgen eines Stadtplans und einem kurzen Internetcheck fuhr ich zum Hotel O’Rei, das die nächsten 6 Tage meine Heimat werden sollte. Das Hotel besticht mit seiner ausgezeichneten Lage mitten in der Fussgängerzone und seinem Preis, der unter den Hostelpreisen liegt. Mittags traf ich mich mit einem St. Galler, der ein ganzes Jahr in Südamerika rumreist und momentan in Buenos Aires ist. Ich hatte aber leider nicht lange Zeit, da um halb vier schon der nächste Termin anstand. Mit einem Vorortszug fuhr ich von der Estacion Constitution, vorbei an der Station „Dario y Maxi“, die eigentlich Temperley heisst, bei der aber alle Schilder von Dario und Maxi mit ihren Namen übersprayt wurden, bis zur Station Gerli. Von dort sind es nur noch 3 Blocks zum Stadion von El Porvenir, einer 4. Liga Mannschaft aus Buenos Aires. In deren Stadion spielte heute aber der 4. Ligist Berazategui gegen Canuelas. Die Cancha, Ausdruck für Stadion im Volksmund, von Berazategui ist momentan vom Verband gesperrt da sie nicht mehr den vorgegebenen Sicherheitsstandards genügt.
Viele von euch fragen sich jetzt sicher wieso man ein 4. Liga-Spiel in Argentinien besucht, aber nirgendwo erlebt man Argentinien authentischer als beim Fussball, hier leben die Argentinier. Sei es der Barrio Bewohner, der täglich ums Überleben kämpft, oder der Bankier der die Woche im Büro verbringt, während den 90 Minuten sind alle gleich, alle singen gemeinsam und innbrünstig ihre Lieder. 90 Minuten Ekstase, 90 Minuten Leidenschaft! Während dies in Europa nur eine Minderheit lebt, lebt es in Argentinien jeder, jeder hat seinen Verein. Natürlich geht auch hier nicht jeder ins Stadion, vielen ist es einfach nicht möglich, aber jedermann ist seinem Verein verbunden und hört die Spiele im Radio oder schaut sie im Fernsehen. Andererseits ist es für mich als Fussballfan natürlich ein Muss, denn genauso wie Argentinien Fussball ist, ist Fussball Argentinien. Vergesst England, das sogenannte Mutterland des Fussballs, vergesst Brasilien, das Fussballland schlechthin ist Argentinien.
Bei Anpfiff war das Stadion noch fast leer. Auf der Haupttribüne sassen ein paar ältere Herren, dazu Linke, ein Kollegen aus Hannover der für 3 Monate in Buenos Aires weilt, und mit dem ich dort abmachte. und eben ich. In der 25. Minute kamen dann die Heimfans ins Stadion, wie oft in Argentiniens Unterligen zu spät. Warum das so ist weiss keiner so genau, bei einem Spiel am Freitagnachmittag und erst noch weit weg von zuhause allerdings auch nicht verwunderlich. Kaum waren die ca. 400 eingetroffen ging es auch gleich los und von da wurde bis zum Schluss durchgesungen, abgesehen von einer kleinen Pause wegen einer Rangelei im Heimblock. Schon das erste Spiel in Argentinien wusste zu begeistern, während in Europa (und in der Schweiz sowieso) mehr gebrüllt den gesungen wird, könnte eine Argentinische Kurve locker bei einer Talentshow mitmachen. Selbst wenn das Lied über 10 Minuten gesungen wird tönt es immer noch als würde es aus einem Mund kommen, keine Kanons, keine Geschwindigkeitsunterschiede, einfach perfekt! Wenn man sieht wie laut es da mit 400 Leuten wird, kann man schon traurig werden was YB mit 15‘000 erreicht. Gästefans waren leider keine da, herrscht in Argentinien von der 2. bis zur 4. Liga ein Gästeverbot. Meinen Kommentar hierzu erspare ich…

Nach dem Spiel ging es zügig via Estacion Constitution zur Cancha von Argentinos Juniors, dem Heimatverein von Diego Armando Maradona, in Argentinien nur Dios (Gott) genannt, nach dem das Stadion auch benannt ist. Aufgrund Stau und langsamer Taxifahrer wurde es ganz schön knapp, doch Dank der üblichen argentinischen Verspätung war ich pünktlich da. Wie vieles andere ist auch der Spielereinlauf hierzulande extrem chaotisch. Nicht selten beginnen Spiele 15-20 Minuten verspätet, mit 10 Minuten kann man eigentlich immer rechnen. Wenn die Spieler auf den Platz laufen stehen noch Unmengen an Journalisten, knapp bekleidete Frauen mit grossen Regenschirmen, auf denen Sponsorenlogos prangen und viele andere die sich wichtig fühlen auf dem Platz. Nach Einlauf wird dann von den beiden Mannschaften ein Mannschaftsfoto gemacht, danach will jeder Journalist noch die einzelnen Spieler einzeln fotografieren und bis dann jeder, ausser der Schiedsrichter und die Spieler, vom Platz sind dauert es halt… Typisch Argentinien.
Nun also mein erstes 1. Liga-Spiel in Argentinien, die Vorfreude war gross, obwohl dieses Spiel ja nur ein Kleines ist und nur ein kleiner Vorgeschmack für die zwei folgenden Tage sein sollte. Der Gegner Huracan stammt auch aus Buenos Aires, das Spiel allerdings als Derby zu bezeichnen wäre völlig falsch, da von den 20 Mannschaften in Argentiniens erster Liga zwölf bzw. vierzehn aus Buenos Aires kommen, je nach dem ob man die zwei aus La Plata dazuzählt oder nicht. Hinzu kommen neun von 20 Zweitligisten und ab der 3. Liga gibt es verschiedene Gruppen, wobei in einer Gruppe nur Mannschaften aus Buenos Aires sind. Das ergibt unzählige Vereine in Buenos Aires und selbstverständlich hat jeder sein eigenes Stadion und seine eigene Fanszene. Argentinos Juniors ist eher ein kleiner Verein, das Stadion ist mit einem Fassungsvermögen von 25‘000 auch eines der kleinsten der Liga. Da die Mannschaft momentan Letzter ist befanden sich nur ca. 15‘000 Zuschauer im engen Stadion ein, davon ca. 5‘000 Huracan-Fans. Abstiegsangst muss Argentinos Juniors allerdings nicht haben, da in Argentinien der Durchschnitt der Punkte pro Spiel der letzten 3 Jahre errechnet wird und so eine eigene Absteigstabelle erstellt wird. Da die Saison in Südamerika generell in Apertura und Clausura, Frühlings und Herbstsaison, unterteilt sind, ist die Chance grösser das man durch eine Krise absteigen kann, da bei 19 Spielen wenig Chancen zum Aufholen sind. Und da der Verband nicht will das grosse Mannschaften wie Boca, River usw. absteigen gibt es diese Regelung. River z.B. hätte es diesen Herbst erwischt, da sie Letzter wurden.
Ich merke gerade dass ich etwas abgeschweift bin, aber da viele der Leser wohl noch nie in Argentinien waren, müssen halt auch allgemeine Infos eingebaut werden.
Das Stadion hat nur 3 Tribünen, wobei die Gegentribüne (1/3 Sitzplätze und 2/3 Stehplätze) komplett den Gästen gehört. Hinter dem einen Tor ist nichts während hinter dem anderen Tor eine kleine Tribüne für de Heimfans ist. Auf der Haupttribüne sind oben Sitzplätze und unten Stehplätze. Da ich direkt bei der Gegentribüne ankam machte ich deutlich dass ich nicht supporten will und kaufte mir eine Karte, diese war dann in dem Sitzplatzbereich des Gästeblockes. Haupttribüne oben wäre besser gewesen, da ich nun direkt neben den Huracan Leuten sass und deren, wie mir später von zwei Deutschen beschrieben, anscheinend sehr geile Stimmung nicht so gut mitbekam. Dafür umso besser die von Argentinos Juniors, nicht nur die Hintertortribüne, sondern auch der Unterrang der Haupttribüne machte gut mit. Zum Schutz der fussballuninteressierten Leser gehe ich nun nicht immer näher auf die Stimmung ein, aber natürlich auch hier lange wunderschöne Lieder, hüpfende Menschen auf den Wellenbrechern, sich nur aneinander oder an den Stoffbanner, die unten am Zaun befestigt sind, festhaltend. Das Spiel endete 2:0 für Argentinos Juniors, Fussballerisch ist Argentinien näher an Europa als Brasilien.
Nach dem Spiel durfte ich sofort raus, da wie in Argentinien üblich, die Gästefans zuerst aus dem Stadion durften, während für die Heimfans eine bis zu 30 Minuten dauernde Heimblocksperre gilt. Und zwar für alle, egal ob Kurve oder Haupttribüne. Sicherheitsmässig macht dass sicher mehr Sinn also die völlig sinnlose Gästeblocksperre wie in Europa üblich, aber in Europa würden die Kunden und Eventbesucher auf der Haupttribüne sich das nicht gefallen lassen.
Nach dem Spiel lief ich mit einem englischen Journalisten, der gerade nach Buenos Aires gezogen ist und versucht sich als freischaffender Journalist für europäische Medien über Sport und Politik zu betätigen, zurück zum Bus. Im Bus redeten wir noch ein wenig und als er ausstieg bemerkte ich plötzlich dass neben mir zwei Deutsche sassen. Der eine ist Dortmunder und ist soeben nach Buenos Aires gezogen um dort mit seiner Freundin ein 2. Studium zu machen, der andere war Kölner und verbringt 4 Monate in Argentinien. Bei guten, interessanten Gespräche und Diskussionen liessen wir den Abend bei Bier (für die anderen) und Wasser (für mich) ausklingen, dazu gab es leckere Fleischtaschenbrötchen. Pierre, der Kölner, schlief im gleichen Hotel wie ich, da Janni, der Dortmunder, mit seiner Freundin noch keine richtige Wohnung hatte und erst ein Zimmer bewohnte.
Am nächsten Tag schlenderte ich etwas durch die Fussgängerzone von Buenos Aires bevor ich kurz vor halb elf mit Pierre den Bus Richtung Estacion Buenos Aires bestieg. Nicht das dies der Hauptbahnhof wäre, in Buenos Aires gibt es diverse Bahnhöfe, der hiess einfach so, war aber einer der kleinsten. Das Stadtsystem ist eigentlich ganz einfach, im Zentrum fahren U-Bahnen, die oft ihre Endstationen an diesen Bahnhöfen haben, von dort kommt man dann in die ganzen Aussenbezirke. Dazu gibt es natürlich unzählige von Bussen. Am Bahnhof Buenos Aires wartete Linke und zu dritt fuhren wir mit dem Vorortszug ca. 1 Stunde bis Isidro Casanova. Vom Bahnhof sahen wir das Stadion schon und nach einem kurzen Fussmarsch waren wir schon da. Merkwürdiges Ding, insgesamt 4 Tribünen, wobei die alle einfach so in der Gegend stehen. Zu gefallen wusste auch die Farbe des Vereins und die schöne farbige Tribüne.


Hier sollte das 3. Liga-Spiel Almirante Brown gegen CA Colegiales stattfinden. Gästefans wie immer in unteren Ligen leider keine, scheiss Gästeverbot. Immerhin 30 standen im Gästeblock, irgendwie können sich ausgewählte 30-50 registrieren lassen und dürfen dann trotzdem ins Stadion. Die Heimkurve bestand aus 2 Gruppen die sich wohl nicht so verstanden, die eine war ziemlich pünktlich da und legte gleich los, die andere erscheint erst so in der 25. Minute und nach einer Prügelei mit der anderen Gruppierung legten beide zusammen los, und auch hier treffen es die Worte faszinierend und genial am besten um das zu beschreiben. Vor 3‘500 Zuschauer, davon ca. 2‘500 in der Kurve, endete das Spiel 1:1. Nach dem Spiel fuhren wir mit dem Zug zurück, stiegen kurz vor Estacion Buenos Aires aus und latschten gemütlich zum San Lorenzo Stadion. Die Gegend hinter der Haupttribüne sollte man als Tourist eher meiden, da waren wir schon froh dass einige Polizisten dastanden.


Bei San Lorenzo waren wir genug früh im Stadion und konnten noch ein paar argentinische Stadionhamburger verdrücken. Die sind echt genial, normalerweise esse ich ja nichts in Stadion, aber die Hamburger in Argentinien sind echt ein Genuss! Erinnern mich immer an die Hamburger im alten Wankdorf. Schon vor dem Spiel war einiges los im Stadion und vor allem von den Gästen aus dem nordargentinischen Tucuman war ich sehr überrascht, waren doch der Gästeblock mit 3‘500 Leuten sehr gut gefüllt, viele davon arbeiten aber wohl in Buenos Aires, da Tucuman eine ziemlich arme Gegend ist. Ausserdem befanden sich viele Huracan-Fans im Gästeblock ein, da die eine Fanfreundschaft mit San Martin de Tucuman haben und wenn es erst noch gegen Hassgegner San Lorenzo geht erscheinen die natürlich zahlreich. Das erfuhr ich übrigens am Tag darauf in der Zeitung „Ole“, eine täglich erscheinende Sportzeitung, wobei alles nur um Fussball geht, abgesehen von den ca. 3 Seiten bei denen es sich um Tennis, Basketball oder andere Sportarten dreht. Dort hat es immer diverse wichtige Infos, z.B. vor den Spielen stehen die Ticketpreise und die Infos wo und wann man zu den Tickets kommt.
Je näher der Anpfiff rückte desto weniger nahmen wir die vielen San Martin Fans wahr, nicht das sie leiser geworden wären, aber wenn San Lorenzo loslegt dann können die 3‘500 Gäste noch so laut singen, man hört nichts. Es sollte stimmungsmässig eines meiner besten Spiele werden die ich je gesehen habe. Lange vor Anpfiff bis lange nach Abpfiff sang die ganze Kurve durch und nicht selten zogen auch Gegen und Haupttribüne mit. Egal ob 70 Jährige Rentner oder 50 Jährige Mütter, selbst auf der Haupttribüne stehen die Leute, hüpfen (soweit es ihr Alter zulässt) und singen mit, absolut genial. Und dann erst noch die Lieder, so laut, so melodiös, hat man es nicht gesehen kann man es sich gar nicht vorstellen. VIDEO. Einfach sensationell! Am Eingang bekam jeder ein Matchprogramm in die Hand, das dann fast jeder zu Konfettis zerriss und beim Spielereinmarsch in die Luft warf. über die San Lorenzo Kurve wurden ausserdem 2 grosse Blockfahnen gezogen Das Spiel verging wie in einem Rausch und wir liessen uns von der im ganzen Stadion herrschenden Euphorie anstecken. San Lorenzo gewann das Spiel vor 35‘000 Zuschauer mit 1:0 und ist damit dem Meistertitel einen Schritt näher gerückt. Nach Spielschluss wollten wir schnell raus, was uns allerdings aufgrund der Heimblocksperre verwehrt wurde, da half alles Bitten und Betteln nichts. So genossen wir noch die erst lange nach Spielschluss ausklingenden Lieder von San Lorenzo und warteten bis die Tore öffneten.
20 Minuten nach Spielschluss war es endlich soweit und wir sprinteten die Strasse zwischen Barrio und Haupttribüne los und suchten ein Taxi, da an diesem Tage ja noch ein 3. Spiel stattfinden sollte