Montag, Juni 30, 2008

Letzte Worte zur EM....

(in Zürich wird aufgeräumt)

Jetzt ist es also vorbei, dabei hatte es doch erst gerade begonnen. Gestern marschierten die jubelnden Spanier und die trauernden Deutschen an Michel Platini, Sepp Blatter, Angela Merkel und irgendwelchen gekrönten iberischen Häuptern vorbei. Ganz am Rand stand auch noch Bundespräsident Couchepin. Ganz am Rand, dass war symtomatisch für die Rolle der Schweiz an dieser EM. Mit ein wenig Abstand und leicht beschämt vom frühzeitigen Ausscheiden der eigenen Landeself, schaute man den Holländern und Deutschen zu, wie sie ihren meist friedlichen Patriotismus auslebten.

Das Wetter wollte auch nicht recht aus sich herauskommen, auch dieser Umstand sorgte für desaströse Umsätze in den überdimensionalen Public Viewing Zonen, wo sich meist irgendwelche Hausfrauen zu Spaziergängen trafen, aber kaum Fussballfans. Wer sich die Spiele lieber Zuhause anschaute, musste neben schönem Fussball, der zweifelsohne geboten wurde, auch die zensierten Bilder der UEFA ertragen. "Man wolle Chaoten keine Plattform bieten"meinte der europäische Fussballverband. Mittlerweile werden also nicht nur ganze Städte dem UEFA Diktat unterworfen, auch die TV Sender leiden unter einer krassen Bevormundung. Die Spitze im Kommerzwahn der UEFA ist wohl an dieser Europameisterschaft endgültig erreicht worden, dass dieses Turnier von zwei solch gut organisierten Ländern wie der Schweiz und Österreich ausgerichtet wurde, hat der UEFA sicher zusätzlich in die Hände gespielt. So wird in den ausländischen Medien, vorallem die schier unglaubliche Pünktlichkeit der Schweizer Bundesbahnen gelobt, aber natürlich auch die Sauberkeit der Städte und die höfliche Zurückhaltung ihrer Einwohner. Alles halt ganz typische Schweizer Eigenschaften.
Den Eidgenossen kann also nicht vorgeworfen werden, dass sie ihre Gäste täuschen wollten. Man hat sich 1:1 so präsentiert wie man ist, sogar das Wetter war etwa gleich beschissen wie jedes Jahr im Juni. Die Deutschen dagegen waren vor 2 Jahren nicht ganz ehrlich zu der Welt. Traumhaftes Wetter und immer gut gelaunte, und fröhlich feiernde Bundesbürger, ist auch nicht gerade typisch für unsere grossen Nachbarn.

Was wird also von dieser EM übrig bleiben? An was wird man sich in ein paar Jahren noch erinnern können? Vielleicht an die Schweizer Nati, wo zuerst Alex Frei mit bitteren Tränen den Rasen des St.Jakob begoss, und danach Petrus fast die Partie gegen die Türkei entschieden hätte. Vielleicht erinnert man sich, auch an die überteuerten Sicherheitskonzepte. Die im nachhinein, als Erfolge gefeiert werden, und in Wirklichkeit einfach heraus geworfenes Geld waren. Denn wo keine wirkliche Gefahr ist, kann auch keine Gefahr entstehen.

Vermissen wird man wohl wenig. Die Schweiz hat jetzt mal gesehen, wie so ein Grossanlass abläuft und so wie ich unser Land kenne, wird man sich in Zukunft wieder vornehm zurückhalten. Irgendwie hat man das jetzt mal erlebt, diese leicht bescheuerten Trix und Flix Figuren, diese orangen Massen in Bern, den Toni "Ja, ja schauns der Prinz Filipo von Spanien" Polster als Co-Kommentator von Dani Wyler. Man hats gesehen und jetzt ist auch mal gut.

Donnerstag ist in Wängi, das Freundschaftsspiel FC Gossau : FC St.Gallen. Wieder mal ein bisschen weniger Poldi und Schweini, dafür ein wenig mehr Darko und Thomas, und das ist ebenfalls gut so.

Donnerstag, Juni 26, 2008

Ein Nachmittag an einem EM Halbfinale

Schwarzmarkt in Basel. Leider brachte, sogar das ansonsten eher träge Schweizer Fernsehen einen Bericht über die "ach so günstigen" Preise am Rheinknie. Das lockte natürlich viele Leute an. Da ich mich sowieso zufällig in der Nähe von Basel befand, und das Wetter herrlich war, schaute ich mich halt auf dem Ticketbasar auch noch ein wenig um.

Nervöses Treiben beim Hauptbahnhof Basel. Verzweifelte Ticket Dealer aus England, beschimpfen deutsche Fans als "fucking wanker". Dies sei doch ein verdammtes EM Halbfinale, die englischen und holländischen Fans würden tausende Euros bezahlen, die Deutschen aber am liebsten gar nichts. Mit wütendem Gesichtausdruck drehte sich der schmierige Brite von den teutonischen Schlachtenbummler ab. Die Preise lagen gegen Mittag bei ungefähr 250-300 Euro, wenn man gut verhandelte. Die Tickehändler meinten aber, dass der Marktpreis noch unter 200 Euro fallen würde. Diese Prognose konnte man am frühen Nachmittag durchaus als sehr optimistisch, aus Sicht der Verkäufer betrachten. Ich war jedenfalls in guter Voraussicht, dass ich am Abend für einen noch günstigeren Preis Einlass in den St.Jakob Park finden würde. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich aber noch nicht mit dem Ansturm, der deutschen "ich bezahl 300 Euro und mehr" Fans gerechnet. Diese hatten nämlich ebenfalls durch die Medien erfahren, dass beim Spiel Deutschland:Portugal, diverse Anhänger Tickets zum Orginalpreis auf dem Schwarzmarkt ergatterten.

Diese Leute waren wenigstens für Mario die Rettung. Der symphatische Philosophie-Student aus Potsdam, hatte sich extra nach Basel aufgemacht, um sein Ticket, das er mehr oder weniger zufällig erhalten hatte, zu verkaufen. Als Studierender hat man bekanntlich nicht gerade Geld im Überfluss, da wäre ihm ein hübsches Sümmchen durch den Ticketverkauf gerade recht gekommen. Doch zeitweilig musste der Babelsberg Fan fürchten, nicht mal seine Unkosten decken zu können. Auch die profesionellen Ticketmafiosi zeigtten wenig Interesse an seiner Karte. Einer von ihnen bot ihm ernsthaft 30 Euro und beim urchigen Bayer mit Lederhosen an und Kuhglocke im Arm, kam Mario ein wenig zu spät. Der volkstümliche Typ hatte soeben sein Bankonto geplündert und einem Schwarzmarkthändler einige Hundert Euro Noten in die Hand gedrückt.
So beobachteten Mario und ich weiterhin leicht amüsiert, dass Treiben vor dem Basler Bahnhof. Er lobte das Schweizer Bier, ich lobte die Babelsberger Fanszene und ihr schmuckes Karl Liebknecht Stadion. Währendesen weiterhin nervöse Leute mit Odonkor Trikots, und schwarz-rot-goldenem Haarersatz um Tickets handelten. Es waren ganz klar die deutschen Fans die hier nach Tickets suchten. Türken sah man fast keine, und Einheimische sowieso nicht. Standen doch zwei Mannschaften im Halbfinale, denen Herr und Frau Schweizer nicht wirklich die Daumen drückt.

Mario konnte seine Karte dann doch noch verkaufen. Er dachte zwischenzeitlich schon, er müsse sich das Spiel, dass ihn nicht wirklich interessierte, noch im Stadion anschauen.
Dann irgendwann gegen Abend hin, ging überhaupt nichts mehr. Die Preise stiegen eher nochmals. Nun war der Moment gekommen um sich mal mit einem Dosenbier in der Hand zum Stadion aufzumachen. Vielleicht geht dort noch was mit günstigen Tickets? Doch auch da gar nichts. Nur überalll euphorische Deutsche, die in unzähligen Busen herangekarrt wurden.

Letzer Versuch, nochmals Bahnhof Basel. Immer noch der selbe Mist. Massenweise deutsche Anhänger, die für diesen Zeitpunkt utopische Summen bezahlen, und den Preis vollständig zur Sau machen.
Einer von uns hat dann noch eine Karte für etwas mehr als 300 Franken gekauft. War mir aber immer noch viel zuviel.

So verabschiedete ich mich von Mario aus Potsdam, der sich wieder auf den Nachhauseweg nach Berlin machte. Wie wusste er noch nicht. Trampen oder so, meinte er.
Ich setze mich in den Zug in die Ostschweiz. Vom Spiel habe ich nichts mitgekriegt. Erst als ich den kopfschüttelnden Döner Verkäufer in Gossau sah, wusste ich, dass all die deutschen Kartenkäufer wohl auf ihre Kosten gekommen sind.

Donnerstag, Juni 19, 2008

Schweden : Russland 0:2






EM Vorrunde
Stadion Tivoli Neu
Innsbruck

30772 Zuschauer (ausverkauft)

Innsbruck beansprucht für sich, dass Herz dieser EM zu sein. Die idylische Tiroler Stadt liegt tatsächlich irgendwo in der Mitte der Austragungsorte. Am heutigen Tag lies die Alpenstadt auch unsere Herzen höher schlagen. Dachte man bis anhin, Petrus wolle sämtliche Fussballfans kräftig verarschen, hatte er wenigstens heute mal ein Einsehen. Es herrschte frühsommerliches Wetter in den EM Gastgeberländern.

Kaum angekommen am Spielort, wurde man auch gleich von einem arroganten Ticketverkäufer angesprochen. Da wir tatsächlich noch eine dieser begehrten Karten gebraucht hätten, sprachen wir kurz mit dem Typen. Seine astronomische Preisforderung, lies uns allerdings in schallendes Gelächter ausbrechen. Als dann die Bemerkung hinterher kam "ihr seid ja Schweizer, ihr habt ja Geld", war es für den "Herr Schwarzmarkthändler" sehr ratsam, dass er sich schleunigst aus dem Staub gemacht hatte. Wir liesen uns von grenzdebilen Personen, denn schönen EM Tag allerdings nicht vermiesen und genossen, in einem kleinen Gartenrestaurant, bei Wiener Schnitzel und nicht-offiziellem EM Bier unser Mittagessen. Nachmittags gings in die schmucke Innenstadt, wo exibitionistisch veranlagte Schwedinnen, auf der Bühne einer lokalen Radiostation, sämtliche Blondinnen Klischees bewiesen. Ansonsten feierten betrunkene Schweden friedlich mit sehr betrunkenen Russen, und alle waren optimistisch und euphorisch auf das entscheidende Vorrunden Spiel, ihrer beiden Mannschaften. Die Österreicher und Schweizer die auch Karten für dieses Spiel ergattern konnten, liefen meist in Schweden Trikots rum. Peinlich wurde es dann erst, wenn sie auf ihre schwedische Herkunft angesprochen wurden. Schmerzlose Schweizer, die trotz den Misserfolgen der "Nati", das rot-weisse Trikot trugen, wurden dagegen für Russen gehalten. Was wiederum den meisten nicht passte. Dies hingegen ist schwer zu verstehen, sind die Russen eigentlich ein nettes Völkchen. Höchstens einmal ausfallend, wenn das letzte Glas Wodka, ein letztes Glas zuviel war. Auch die drei weitgereisten Herren mit der Aufschrift Siberia-Novosibirsk auf dem Trikot, stellten sich vor dem Stadion freundlich den Einheimischen für Erinnerungsfotos zur Verfügung. Nicht so freundlich waren weiterhin die Gauner mit den "I Need Tickets" Schildern. Da wir für unserem Kollegen immer noch eins suchten, mussten wir zwangsläufig mit dem einen oder anderen dieser Unsymphaten ins Gespräch kommen. Doch mit Sätzen wie "Soviel Geld habt ihr eh nicht" usw. liesen wir das Ganze dann ziemlich schnell bleiben. Der Kollege machte sich dann auf zum Public Viewing auf die Berg Isel Sprungschanze. Dort war er zwar nicht Live im Stadion, doch er hatte auch die wohltuende Gewissheit, keinem der Tickethändler den nächsten Bordellbesuch oder ähnliches zu finanzieren.

Im Stadion des Zweitligsten Wacker Innsbruck, sorgen dann die Russen sowohl auf dem Rasen, wie auch akustisch und optisch auf den Rängen für die Glanzlichter in dieser Partie. Was da der gute Arschawin auf dem Feld ablieferte, lies die alten Herren um Hendrik Larsson und Co. noch älter aussehen.

Das furiose Offensivspektakel brachte den Russen in der Sitzreihe vor uns, zu waren Begeisterungsstürmen. Da er uns offensichtlich für Schweden hielt (PS:wir hatten schweizerisch-untypisch keine Schweden Trikots an), drehte er sich mehrfach zu uns um, und versuchte mit Händen und Füssen zu erklären, was er vom Spiel der Skandinavier halte und wie genial doch dagegen das Spiel seiner Landsleute sei. Der gute Mann, stand mehrfach kurz vor einem Herzinfarkt, gut war die Sache schnell entschieden, und gut für ihn, dass die Russen danach dank einer desaströsen Chancenauswertung, einen höheren Sieg verpassten. Ich glaube noch ein-zwei Torjubel mehr, hätte der Mann nicht überlebt.

So verabschiedeten sich die Nordländer von diesem Turnier, und zogen entäuscht von danen. In der Innenstadt-Disko waren es dann auch eher Ösis und Schweizer in Schweden Trikots die feierten. Für sie ging es ja am heutigen Tag vorallem ums dabei sein, ganz genau so wie für ihre jeweiligen Nationalmannschaft an diesem Turnier. In der Stadt selber zogen noch spätnachts verwirrte Schweden und Russen umher. Die einen ausgiebig feiernd, die anderen zu Tode betrübt, aber alle immer noch sehr betrunken.
Nachts um Drei machten wir und dann auf die Heimreise. Beim Bahnhof trafen wir noch auf Sebastian. Dem Taiwanesen, sind wir während der EM schön des Öftern zufällig begegnet. Er reist an viele Spiele an diesem Turnier, und spart zuhause Eisern für seine Fussballreisen. Was dazu seine Frau meint, wissen wir nicht.
Jedenfalls war es ein schöner Abschluss von diesem EM Tag in der Stadt mit Herz, dass wir nach dem wunderbaren Tag und dem guten Spiel, auch noch auf den symphatischen Asiaten trafen, und nicht auf einen dieser Ticket-Gangster.

Dienstag, Juni 17, 2008

Schweiz : Portugal 2:0




es herrscht Euphorie!!!!



EM Vorrunde
St.Jakob Stadion
39'730 Zuschauer (ausverkauft)

Franky ist verzweifelt auf der Suche nach Tickets für das erste EM Viertelfinale in Basel. Doch auch die schlimmsten Flüche im Rheintaler Dialekt, beeindrucken die Schwarzmarkthändler aus Grossbritanien nicht. Der geforderte Preis befindet sich weiterhin zwischen jenseits von Gut und Böse. Die UEFA kontrolliert zwar jeden Quadratmeter der sogenannten "Host-City's" trotzdem betreiben die mafiösen Tickethändler Organisationen, sogar in unmittelbarer Nähe des St.Jakob Stadions ihre Geschäfte. Doch das stört hier niemanden grossartig, solange keiner das Stadion mit der falschen Werbung auf dem Fan T-Shirt betritt.


Leider war dieser achte Tag der EM, auch schon der letzte für unsere Nationalmannschaft. Die gekünstelte "Pseudo Köbi Euphorie" sollte für einen gelungen Abschied sorgen, so jedenfalls die Vorstellung des Schweizer Fussballverband. Mit dem gefühlten 278 sinnlos Spiel der "Nati" seit der EM, trat "Köbi National" seinen Gang in die Pension an. Alle hatten ihn nochmals lieb, diesem Mann dem der Schweizer Fussball, und das ist jetzt nicht ironisch gemeint, sehr viel zu verdanken hat. Diesem Trainer, der aber auch so sehr wie kein anderer, dass helvetische Durschnitts-Denken verkörpert. Amüsanterweise, war es dann gerade sein "Intimus" Hakan Yakin, der Köbi mit 2 Toren den Abschied versüsste.

Basel bekommt nun also wirklichen Spitzenfussball zu sehen. Deutschland und Portugal treffen im Viertelfinale auffeinander. Es werden dann zwei Mannschaften auf dem Rasen stehen, die zumindest teilweise den hohen Erwartungen gerecht wurden, und vielleicht findet Franky auch noch eine Karte für dieses Spiel. Eventuell lässt sich der eine oder andere Ticket-Gauner, doch noch durch rheintalerische Flüche beindrucken.
und zu guter Letzt: Die Wette um den ersten Schweizer EM Sieg
Verlorene Wetten, enden manchmal so....und keine Angst nur die Stöcke blieben auf dem Bahnperron liegen. Der Besitzer der Gehhilfen, hat sich nicht aufgrund der Schweizer Ausscheidens unter den Zug geworfen.

Samstag, Juni 14, 2008

Kroatien : Deutschland 2:1







EM Vorrunde
Wörtherseestadion
30'460 Zuschauer (ausverkauft)

Ivan wohnt in Schaffhausen, aufgewachsen ist er allerdings in Kroatien. Sein Gesicht ist bemalt in den Nationalfarben seines Heimatslandes, und wenn er wohl nicht soviel Farbe über seinem markanten Schnäuzer tragen würde, wäre seine Ähnlichkeit mit dem portugisischen Nationaltrainer Felipe Scolari noch frappierender. Ivan ist schon ziemlich angespannt, aber sehr optimistisch für das Spiel seiner Mannschaft gegen Deutschland. "Wie in Frankreich 98, wird es werden" meint der symphatische Kroate, und bei einem Sieg müssen wir unbedingt auf der Heimfahrt, noch ein Bier zusammen trinken.

Viele Fans reisen am heutigen Tag über Innsbruck nach Klagenfurt an das 2.Spiel in der Gruppe B. Im Zug sitzt auch eine freundliche Rentnerin aus Freienbach. Die gebürtige Österreicherin fährt zu einer Hochzeit nach Zeltweg. Obwohl sie schon über 30 Jahre in der Schweiz wohnt, ist sie immer noch eine grosse Patriotin. Sie trägt ein rot-weiss-rot gestreiftes Polo-Shirt, und auch ihre Handtasche zeigt die Nationalfarben Österreichs. Ihr Enkel spiele bei den Junioren des FC Zürich, und sei eine grosses Fussballtalent, schwärmt uns die stolze Grossmutter vor. Leider sei ihr Mann letztes Jahr gestorben, er hätte es genossen mit den vielen Fussballfans im Zug zusammenzusitzen. Nach diesem leicht melancholischen Satz, lacht die lebensfrohe Frau allerdings schon wieder herzhaft, als sie zufällig eine Bekannte aus der Steiermark trifft."Ach na die Prödl Anni, ach na, des glaub i ned" tönt es im breiten Steirer Dialekt !

Nicht so gut gelaunt, scheint Herr Knobel. Herr Knobel kommt aus Frankfurt und ist äusserst gestresst. Hektisch schneidet er mit einer Schere, massenhaft Zeitungsausschnitte aus, beschriftet sie, und legt sie sorgsam aufeinander. Er erklärt uns, dass er viel verpasst hätte in letzter Zeit, und nun alles nachlesen müsse. Er leite eine Sportmarketing Firma, und das sei ja quasi sein Job auf dem Laufenden zu bleiben. Trotz dieser Begründung, der Mitfünziger scheint leider nicht mehr ganz bei Trost zu sein.

Klagenfurt verwandelte sich am heutigen Tag in ein "Little Zagreb". Die deutschen Fans, die ja sonst meist in der Mehrheit sind, sind heute ganz klar im Hintertreffen.
Im Bus Richtung Stadion, stehen ein paar finster dreinschauende Männer aus dem Balkan. Im Gegensatz zu den meisten anderen Fahrgästen tragen sie auch keine Trikots im rot-weissen Schachbrettmuster, sondern Army Hosen, Kapuzzenpulli und Baseball-Cap. Beim Stadion angekommen stürzen sie sich begeistert auf einen Fanartikelstand, und wählen voller Freude den einen oder andern Souvinierartikel aus. Der Verkäufer wittert schon das grosse Geschäft, leider vergessen die Kunden danach die Bezahlung der Artikel.

Im Block der deutschen Fans herrscht Vorfreude auf das Spiel. Der Auftaktsieg gegen die Polen hat grosse Erwartungen geweckt. Ein Fan mit schwarz-rot-goldenem Fischerhut hüpft, bereits eine halbe Stunde vor Spielbeginn, begeistert auf und ab, und winkt den einwärmenden Spielern zu. Seine grossartige Stimmung wird jeh gestoppt, als Tim Borwoski mit einem fantastischen Fernschuss direkt seinen Nase trifft. Der arme Kerl blutet ziemlich, und sein schwarz-rot-goldener Fischerhut, hat nun einige blutrote Flecken abbekommen.

"Aus-Aus-Auswärtssieg" tönt es aus dem Stadioneck der deutschen Fans. Ein ironischer Hinweis auf die zahlenmässige Unterlegenheit im Wörtherseestadion. Doch auch der pessimistischte Deutsche hätte sich wohl nicht vorstellen können, wie unterlegen danach ihre Nationalmannschaft tatsächlich auch auf dem Rasen war. Heftiges Kopfschütteln bei den Anhängern der DFB Elf, und nachdem das 1:0 für die Kroaten fällt, hat es dem blutenden Fischerhut-Träger die Feierlaune endgültig verdorben. Im Gegensatz dazu die kroatischen Fans, die völlig euphorisiert ihre Mannschaft feiern. Nachdem in der 2.Hälfte auch noch das 2:0 fällt, brechen alle Dämme, da kann auch der Anschlusstreffer durch Lukas Podolski nichts daran ändern.

Vor dem Stadion und in ganz "Little Zagreb", ist danach eine kroatische Party angesagt. Gerd, ein freundlicher Österreicher, der uns vor dem Stadion begegnet, offeriert noch ein Bier in einer kroatischen Kneipe. Er muss seine Nervosität vor dem gleich beginnenden Spiel seiner Nationalmannschaft bekämpfen. "Jo, Jo, so ein zwetes Cordoba, das wer schon was" meint er schmunzelnd. Vor der kleinen Kneipe laufen unterdesen ein paar einheimische Jugendliche in rot-weiss-roten Hüten vorbei. "Schade Deutschland alles ist vorbei, alles ist vorbei, alles ist vorbei", schreien sie voller Übermut. Die kroatischen Fans im Autorkorso, winken ihnen zu, währendesen sie von den deutschen Fans ausgelacht werden.

Österreich spielt 1:1 gegen Polen. Die Deutschen sind nun endgültig bedient, dass war nicht ihr Tag. Im Zug auf der Rückreise, ist es ziemlich ruhig, die meisten Fahrgäste sind erschöpft von dem anstrengenden Tag. Nur Ivan, der Kroate aus Schaffhausen, sitzt sicher irgendwo zufrieden bei seinem Bier und denkt "Wie in Frankreich 98, wie in Frankreich 98 ist es gewesen"

Donnerstag, Juni 12, 2008

Schweiz : Türkei 1:2


EM Vorrunde
St.Jakob
39'730 Zuschauer (ausverkauft)


Was soll ich meiner Tochter einmal antworten, wenn sie mich in 15 Jahren fragt: "Papi, wie isch da gsi a dere EM 2008, wie isch d'stimmig gsi im Land?

Ich werde ihr wohl erzählen, dass sich viele Schweizer (zu)viel von diesem drittgrössten Sportturnier der Welt erhofft haben. Den Geschäftleuten leuchteten im Vorfeld der EM die Augen. Sie träumten von grossen Gewinnen, mit sonderbaren Fanartikeln und überteuerten Getränken. Die Fussballfans hingegen träumten von glorreichen Siegen der "Nati", hatte doch der alternde Trainer und Nationalheld Köbi Kuhn, sogar von einem möglichen Titelgewinn gesprochen. Doch die Geschäftsleute hatten nicht damit gerechnet, dass der Schweizer an und für sich, ein eher anarchischer Mensch ist, und nicht jeden "Seich" mit sich manchen lässt. So blieben im Vorfeld viele der lieblos gestalteten Fanartikel in den Regalen liegen. Dazu zeigte der Eidgenosse auch, dass er nicht auf Knopfdruck beigesterungsfähig ist, und dass er Sonntags trotzdem um halb elf schlafen geht, auch wenn in der Stadt das grosse Public Viewing des Spiels Deutschland:Polen angekündigt wird. So blieben viele der perfekt organisierten und überkonzipierten Fanzonen leer, und Tickets für das Public Viewing (Unwort des Jahres 2008) blieben bei den Ticketagenturen liegen, wie Bilette für Comback Konzerte der Kelly Family.
Die Schweizer Mannschaft verpasste es ihrerseits die Euphorie zu wecken. Mit bemühten und kämpferischen Leistungen gegen mittelmässige Fussballmannschaften, verlor man bereits die ersten 2 Spiele, und flog so schnell aus dem Turnier, wie noch nie zuvor ein anderer Gastgeber. Schon wieder so einen Rekord, auf den die Schweiz liebend gerne vezichtet hätte (Köln, Ukraine, das Penatyschiessen).¨

Ich werde meiner Tochter aber auch erzählen, dass es trotzdem schöne Erlebnise gab. So war die Stimmung vor dem ersten Spiel gegen Tschechien und auch vor dem entscheidenen Spiel gegen die Türken, sehr speziell. Nervös bestieg man mit Freunden den Zug. Wir lachten viel, und beim Umsteigen in Zürich, stieg die Vorfreude nochmals an. Fast jeder hatte ein rotes Trikot oder T-Shirt an, wir standen in überfüllten Zügen und trafen viele Bekannte. Man hatte fast das Gefühl alle Menschen dieses kleinen Landes machten sich auf den Weg nach Basel. Am Rheinknie angelangt, versuchte man tunlichst dem "EM-Kommerz" irgendwie aus dem Weg zu gehen. Wir tranken selber mitgebrachtes Bier, anstatt des 8 Franken Sponsoren Gebräu. Notfalls wurde es halt kurzzeitg, im Glacefach eines Kiosk gekühlt.

Beim Spiel gegen die Türkei, genoss ich einen herrlichen Spaziergang am Rhein entlang zum Stadion. Ich hatte 3 Stunden vor dem Spiel, genug von der aufgekrazten Stimmung in der Stadt, von Wegweisern wie "Fanzone" oder "Public Viewing". Beim Stadion angelangt, schienen die Verwantwortlichen die Lage besser im Griff zu haben als beim ersten Spiel. Vom Eröffnungsspiel gegen die Tschechen kam einem zu Ohren, dass es angeblich einige "Kurzentschlossene" auch ohne Ticket in den St.Jakob geschafft haben. Solche Aktionen wären beim zweiten Spiel wohl schwieriger gewesen.

Im Stadion liefen Leute mit Kuhglocken herum, und merkwürdig anmutende Animateure versuchten das Publikum für eine gute Stimmung zu begeistern. Doch Gefühle lassen sich nicht manipulieren, auch die UEFA schafft das (noch) nicht. So erreichte die Vorfreude auf das Spiel, beim Einlaufen der Mannschaft ihren ersten Höhepunkt. Die Hymnen wurden ohne das befürchtete Pfeifkonzert abgespielt (bis auf einige Ausnahmen). Danach kam der grosse Regen, und die erste Halbzeit wurde bei ziemlich unregulären Verhältnisen durchgeführt. Hakan Yakin schoss dann das 1:0, und die Schweiz erlebte ihren ersten und einzigen EM Höhepunkt. Wir lagen uns in den Armen. Wildfremde Menschen umklammerten sich, der Schweizer zeigte die zuvor vermisste Beigerstungsfähigkeit. Die Stimmung war grossartig, selbst von den übermotivierten Stadion-Stewards lies sich das niemand versauen, und sogar die Sponsoren Ticket Inhaber auf der Haupttribüne standen von ihren bequemen Sitzen auf.

In der Pause durchlebte wir eine Gefühlswelt zwischen Hoffen und Bangen. Es gab Freunde, die vor lauter Spannung keinen Ton mehr über die Lippen brachten. Andere liefen nervös umher und tranken Cola aus Pappbechern. Diese wurden von der UEFA mit 2 Franken Depot verkauft, aber an solche merkwürdigen Gegebenheiten, inmitten des EM-Hypes, hatte man sich schon fast gewöhnt, und sie konnten einem nur noch ein müdes Lächlen abringen.

Dann kamen 45 Minuten, die alle kollektiven Träume und alle Hoffnungen zunichte machten. Hakan Yakin vergab den Matchball zur Entscheidung und die stolzen Osmanen vom Bosporus schossen 2 Tore, eins davon in der letzen Minute. Ich empfand innerliche Schmerzen, als das 2:1 fiel. Es tat mir weh, wie Freunde von mir mit Tränen kämpfen mussten, oder wie mein Bruder, einer dieser ganz grossen Nati Fans und Daueroptimisten völlig unter Schock stand. Die helvetische Mannschaft tat mir auch Leid, denn jedem Spieler dürfte bewusst geworden sein, dass man mit dem bescheidenen Potential vielleicht einmal gegen Länder wie Togo und Südkorea ein WM Achtelsfinale erreichen kann, aber sicher nie ein EM Viertelfinale oder noch mehr.

Wir standen danach eine gefühlte Ewigkeit beim Bahnhof St.Jakob an, und warteten auf unseren Zug. Die Stimmung war beklemmend, sogar die Türken schienen irgendwie Rücksicht auf die Gefühle der Gastgeber zu nehmen. Sie hielten sich mit Freudentänzen merklich zurück. Die Schweizer Anhänger waren ruhig, kaum einer war wütend auf die Mannschaft, die wenigstens alles versucht hatte. Doch die meisten von denen, die in diesen Minuten überhaupt noch Worte fanden, forderten den Rücktritt des Methusalem Zloczower. Der SFV Präsident und sein Compagnon, der ebenfalls von Senioren Rabatt profitierende Nationalmannschafts Delegierte, Ernst Lämmli müssen sofort den Hut nehmen, dass die einhellige Meinung.
Sie zeigen sich zusammen mit ihrem Jasskollegen Köbi Kuhn veranwortlich dafür, dass sie nicht zum richtigen Zeitpunkt das vollständige Potential der Mannschaft abrufen konnten. Klar kam Pech dazu, doch passierten im organisatorischen Bereich zu viele Fehler in den letzten 2 Jahren. Wieso musste man ausgerechnet wieder auf diesen langweiligen Feusisberg zum Training? Hätten man nicht für dieses einmalige Turnier eine einmalige Ambiance sonstwo schaffen sollen? Wieso wurde eigentlich Team Manager Adrian Knup eingestellt, wenn sich doch immer wieder der ehemalige SVP Kantonsrat Ernst Lämmli in den Vordergrund drängte? Hätte man nicht nach der WM erkennen müssen, dass bei Köbi Kuhn das Feuer erloschen ist? Hätte man nicht auf einen Motivator a la Christan Gross setzen müssen? Fragen über Fragen...

Die Züge am Basler Hauptbahnhof waren total überfüllt, alle wollten einfach nur noch nach Hause. Wir diskutierten noch lange weiter, über das wieso und warum des (sehr) frühzeitigen Scheiterns. Wenn ich also meiner Tochter später einmal erzählen werde, wie dieses grösste Sportturnier, dass jemals in der Schweiz stattfand ablief, werde ich ihr sagen, dass es mir viel Spass bereitete mit Freunden an diese Spiele zu reisen. Jedoch werde ich auch erzählen, dass ich einige Tage später den Pappbecher mit 2 Franken Depot bei mir in der Tasche wiederentdeckt habe. Ich vergass ihn zurückzugeben, und so wie mir, wird es vielen entäuschten Zuschauern ergangen sein. Der grosse Gewinner der EM heisst weder Schweiz, noch Deutschland auch nicht Holland. Nein der grosse Sieger ist die UEFA!

Sonntag, Juni 08, 2008

Schweiz : Tschechien 0:1






EM Vorrunde
39'730 Zuschauer
Stadion St.Jakob Basel


Regnerisch und kühl war es an diesem lange erwarteten Eröffnungsspieltag in Basel. Trotzdem waren natürlich viele Menschen unterwegs. Angereist aus der ganzen Schweiz und aus ganz Europa. Wahlweise präsentierten die einen ihre Kuhglocken, oder andere ihren schottischen Skilt. Das Schweizer Fernsehen sendete enthusiastisch den ganzen Tag Live aus Basel, wo allerdings nur vereinzelt Bilder von grosser Euphorie zu sehen waren.

In einem Pub, wo das Bier für euromässig günstige 10 Franken zu erwerben war, diskutierten zwei Zürcher, gekleidet in Nati Trikots, über ihre letzten Bankgeschäfte. Draussen vor der Gaststätte, versuchte unterdessen ein osteuropäischer Verkäufer, Fanutensilien zu stolzen Preisen an den Mann zu bringen. Das Wetter schien ihm aber so ziemlich das Geschäft zu vermissen, auch der fünfzehnköpfige Polen Ultra-Mob, der gerade an seinem Stand vorbei lief, zeigte wenig Interesse an seinen Tschechien Schals.

Thomas Häberli, Teilzeit-Nominierter, Nati Spieler genehmigte sich einige hundert Meter vor dem Stadion, auch noch sein letztes Büchsenbier vor dem Gang in den St.Jakob. Der symphatische YB Spieler, wurde von den Fans begeistert umlagert, um Autogramme und Fotos gebeten, und natürlich musste er mehrfach erklären wieso er den nicht in Köbis Augebot gerutscht ist. "Jo wäisch 40 Goal hättet viellich glangt" meinte er mit leicht ironischem Unterton. Grinsendes Kopfnicken rundherum, und jemand drückte ihm, so quasi als Trostpflaster eine weitere Büchse Bier in die Hand.

Etwa eine Stunde vor dem Spiel, war vor der Stätte des EM Eröffnungsspiel, die Stimmung bei einigen Ticketbesitzern so ziemlich auf dem Tiefpunkt. Ellenlange Schlangen vor der 1. (in Worten Ersten!!) Sicherheitskontrolle. "Scheiss UEFA" Rufe und gellendes Pfeiffkonzert, waren die Folge von den undurchschaubaren Vorgängen vor dem Stadion. Deutsche Polizisten und ihre Schweizer Kollgen versuchten das Vorgehen zwar zu erklären, aber dies stiess vorallem auf Unverständnis. Schlussendlich gelangte man ohne "durchsucht" zu werden ins Stadion, auch die eigentliche 2.Sicherheitskontrolle, konnte eigentlich nicht als solche bezeichnet werden.

Im Inneren des Stadions, wurde in dieser Zeit gerade die Eröffnungsshow präsentiert. Diese verdiente wie meistens, wenn Kunst mit Fussball vermischt werden soll, vorallem das Prädikat "Merkwürdig". Danach erreichte die Nervosität so langsam ihren Höhepunkt. Leute knabberten an ihren Fingernägeln, nervöses auf die Stadionuhr schauen bei Anderen, sowie heftiges Umarmen der Freundin bei Weitern, waren die sichtbaren Anzeichen.

Dann war es also soweit, 22 Spieler liefen auf den Platz, eine ganze Nation hatte laut "Boulevard-Medien" jahrelang auf diesen einen Augenblick gewartet. Die Nationalhymnen wurden gespielt, und es konnte endlich losgehen. Die Schweizer waren bemüht und gewillt, doch nach 45.Minuten verloren sie ihren wohl wichtigsten Spieler, und als die Tschechen in der 71.Minute auch nach das 1:0 erzielten, war es nicht nur Alex Frei, der erste Tränen verdrückte. Grossen Teilen des Publikums im St.Jakob Park, war wohl nun bewusst, dass das Turnier schon vorbei ist, bevor es richtig angefangen hatte. Frust und Entäuschung machten sich nach dem Schlusspfiff breit. Schweizer "Euro-Fans" die ernsthaft noch die Welle inszenieren wollten, ernteten Kopfschütteln und Beschimpfungen, doch es blieb freidlich, und die Eidgenossen nahmen die unglückliche Niederlage mit gewohnter Fassung auf. Die Tschechen hingegen feierten ausgelassen ihren Triumph, und man hörte sie so ziemlich das erste Mal.

Draussen vor dem Stadion machten sich die Leute wahlweise auf zum Public Viewing des Spiel Türkei : Portugal, oder auf den Nachhauseweg. Die Schweizer Bundesbahnen waren gut vorbereitet auf den grossen Andrang. Freundliches Personal begutachtete, sorgsam die EM Tickets, die zum kostenlosen Zug Fahren berechtigten, und auch der eine oder andere lockere Spruch war ausnahmsweise zu hören. Nur die Sitzplätze reichten hinten und vorne nicht aus, um die entäuschten Schweizer Anhänger nach Hause zu bringen. So setzten sich einige in den "Post-Waggon", um in spezieller Atmosphäre das eine oder andere Frustbier zu trinken, und sich darüber bewusst zu werden, dass nicht nur für Alex Frei, alles vorbei war bevor es überhaupt so richtig begonnen hatte.
Schade...,

aber um mit einem schönen Zitat abzuschliessen "Die Hoffnungslosigkeit, ist die vorweggenommene Niederlage", und genau darum, weiter gehts, es gilt das schier Unmögliche noch möglich zu machen.




Donnerstag, Juni 05, 2008

Rückblick auf eine unvergessliche Saison (Teil III)

Diesmal der Rückblick auf die Saison, von jemanden, der jeweils weit gereist ist, und das bezieht sich nicht nur auf die Auswärtspiele. (Einen grossen Dank nochmals an den Autor des folgenden Berichts, und seine mitreisenden Freunde aus der fernen :-) Stadt. Danke für die geile Zeit)

Die vergangene Saison des FC Gossau, für mich ein Highlight an sich. Es begann schon im letzten Sommer, noch ohne organisierte „Fanzszene“ und auch nicht in der heute „gewohnten“ Besetzung, als wir in Genf den überraschenden Aufstieg in die Nationalliga B feiern konnten. Dass die Mannschaft nun sogar noch eine Saison in der genannten Liga überstanden hat, ist schlichtweg fantastisch und freut mich sehr!

Das Schönste an der ganzen Nationalliga B Saison mit dem FC Gossau, man kann sich den Fussball in einer gemütlichen Atmosphäre, weit weg vom Kommerz und der Repression anschauen. Man wird nicht ständig durch übermotivierte Stadionsprecher zu einer La-Ola Welle angestachelt. Man kann ohne Bedenken vor anderen Zuschauern auf altehrwürdigen Holztribünen stehen, ohne dass man dabei immer wieder zum herunternehmen der Fahnen oder des Doppelhalter aufgefordert wird. Überwacht wird man meistens nicht von dutzenden von Kameras, es wird geschätzt dass man sich jedes Wochenende - und nicht wenig auch unter der Woche – in den Zug setzt und der Mannschaft hinterher reist, das Bier ist zu vernünftigen Preisen zu kaufen, es gibt Wurst und manchmal sogar noch Hamburger, keine Speisekarte eines 3 *** Restaurants für die High-Society-Lady’s..

Oder einfach ausgedrückt: In Gossau geht man wegen dem Fussball zum Spiel, nicht des Stadion wegen oder um einem Biber die Hand zu drücken, nachdem man im Pausenspiel gerade einen Bohrer XL4000 gewonnen hat.

Nicht zuletzt wäre das Ganze sicher nur halb so lustig, wenns in der Gossauer Fanszene nicht so sympathische Leute gäbe, welche schon lange zu guten Freunden geworden sind und ich mich immer wieder sehr freue, Sie zu sehen!

Aufgrund genannter Gründe freue ich mich schon jetzt auf die Derbys gegen Wil und Sankt Gallen, Reisen in die Sonnenstube der Schweiz oder im Welschland gute Tropfen Wein zu degustieren!

Gossau – Stadt der Liebe



Darko am Ballermann? (zumindest sein Trikot)

Während einige von uns also noch in den Erinnerungen an die letzte Saison schwelgen, befinden sich andere schon im "Trainingslager" für die neue Spielzeit. In El Arenal präsentiert er all den deutschen Touristen, stolz das Trikot der Gossauer Nr.1.

Mittwoch, Juni 04, 2008

Euforia 08

Wenn Landesfähnchen an diversen Automobilen angebracht werden, wenn nach den letzten noch fehlenden Panini Bildchen verzweifelt Ausschau gehalten wird, wenn Jörg Stiel seine täglichen EM Kolumnen im lokalen Privat Radio anpreist, und wenn der Coop, Bier und Würste in Mega Packungen und zu Sonderpreisen anbietet. Ja, dann ist es wieder soweit, nur noch wenige Tage und es beginnt der kollektive Fussballwahnsinn.

Oder vielleicht beginnt der Wahnsinn auch nicht, denn vieles, wenn nicht sogar alles hängt davon ab, wie der Gastgeber sich am Turnier präsentiert. In Portugal war es so, dass man bis zur Halbfinal Qualfikation der Heimmannschaft, nicht wirklich eine Euphorie bei den Gastgebern bemerkte. Dafür durfte man nach dem gewonnenen Spiel gegen Holland, stundenlange Feiern in Lissabon miterleben, die alles in den Schatten stellten.
In Deutschland war es so, dass erst nach dem Sieg gegen Polen das ganze Land eine "Fussballparty" feierte. Das Tor von Oliver Neuville, in den Schlussminuten, erzeugte einen Siegesschrei aus 80 Millionen Kehlen, und eine ganze Nation hatte ordentlich Promille in den nächsten Tagen.

Wie wird es also bei uns werden? Wird bereits in einer Woche die ganze (künstlich) aufgebaute Euphorie wieder vorbei sein? Werden die neumodischen"Public Viewing" Arenen danach verwaist sein, weil man sich viel günstiger irgendwo sonst betrinken kann? Werden die Socken, Unterhosen und BH's in den Nationalfarben, überall mit 80% Rabatt angeboten? Bleibt die Barnetta Glace, in den Regalen liegen, wie Osterhasen zu Weihnachten?

Vielleicht schaffen wir es ja tatsächlich in die nächste Runde zu kommen? Obwohl unsere Vebandsführung eher den Anschein macht, dass es sich bei der ganzen Angelegenheit um eine fröhliche Senioren-Jassrunde handelt. Doch vielleicht geht es ja auch ohne einen agilen, schön frisierten Manager à la Oliver Bierhoff, und modernste Trainingstechniken à la Joggi Löw. Ein Hoch auf die Generation 60+, unser Schicksal liegt in den Händen von Ralph Z., Ernst L. und Köbi K.

Die Euphorie im Land kommt, wie erwähnt, so langsam auf. Leute, die wirklich keine Ahnung von Fussball haben, diskutieren darüber ob Patrick Müller am Samstag spielen soll, oder doch nicht. Menschen die noch nie in einem Stadion waren, bezahlen auf Ebay für ein Ticket Italien gegen Rumänien 732.-- Franken. Man will ja schliesslich dabei sein, denn der arrogante Meier von nebenan hat ja auch so ein Billett "gewonnen".

Auch im TV passieren sonderbare Sachen, da zeigt das deutsche Fernsehen Dokumentationen über den Schweizer Volksbrauchtum Schwingen, und die Österreicher bringen jeden Mittag eine einstündige Pressekonferenz mit Trainer Hickersberger. Grosses Kino, sollte man definitiv nicht Verpassen.
Im akustischen Medium Radio, wird derweil fleissig diskutiert und abgestimmt, ob nun besser "Paradise City" von Guns N'Roses oder "Bring en Hei" von Baschi vor den Schweizer Spielen im Stadion eingespielt werden soll. Die Rocker gegen die Popper, wie in den Achtziger Jahren, da geht es nicht mehr um Fussball, da geht es für einige wohl um Leben und Tod.

Langsam kommt auch bei mir die Vorfreude auf, weniger auf den übertrainierten Oberkörper von Cristiano Ronaldo, auch weniger auf die langweiligen Interviews von Miroslav Klose. Nein, die Freude auf einige Tage im Zeichen des Fussballs, auf lustige Reisen an die Spiele, auf hoffentlich, die eine oder andere Siegesfeier, natürlich abseits der "4.50 Euro fürs Bier" Public Viewing Arenen.

Die Euforia 08 kann kommen, hoffen wir das es sich innerhalb einer Woche nicht zur Deproforia 08 entwickelt, aber wir glauben fest an unsere Generation 60+ vom Feusisberg.