Donnerstag, Juni 19, 2008

Schweden : Russland 0:2






EM Vorrunde
Stadion Tivoli Neu
Innsbruck

30772 Zuschauer (ausverkauft)

Innsbruck beansprucht für sich, dass Herz dieser EM zu sein. Die idylische Tiroler Stadt liegt tatsächlich irgendwo in der Mitte der Austragungsorte. Am heutigen Tag lies die Alpenstadt auch unsere Herzen höher schlagen. Dachte man bis anhin, Petrus wolle sämtliche Fussballfans kräftig verarschen, hatte er wenigstens heute mal ein Einsehen. Es herrschte frühsommerliches Wetter in den EM Gastgeberländern.

Kaum angekommen am Spielort, wurde man auch gleich von einem arroganten Ticketverkäufer angesprochen. Da wir tatsächlich noch eine dieser begehrten Karten gebraucht hätten, sprachen wir kurz mit dem Typen. Seine astronomische Preisforderung, lies uns allerdings in schallendes Gelächter ausbrechen. Als dann die Bemerkung hinterher kam "ihr seid ja Schweizer, ihr habt ja Geld", war es für den "Herr Schwarzmarkthändler" sehr ratsam, dass er sich schleunigst aus dem Staub gemacht hatte. Wir liesen uns von grenzdebilen Personen, denn schönen EM Tag allerdings nicht vermiesen und genossen, in einem kleinen Gartenrestaurant, bei Wiener Schnitzel und nicht-offiziellem EM Bier unser Mittagessen. Nachmittags gings in die schmucke Innenstadt, wo exibitionistisch veranlagte Schwedinnen, auf der Bühne einer lokalen Radiostation, sämtliche Blondinnen Klischees bewiesen. Ansonsten feierten betrunkene Schweden friedlich mit sehr betrunkenen Russen, und alle waren optimistisch und euphorisch auf das entscheidende Vorrunden Spiel, ihrer beiden Mannschaften. Die Österreicher und Schweizer die auch Karten für dieses Spiel ergattern konnten, liefen meist in Schweden Trikots rum. Peinlich wurde es dann erst, wenn sie auf ihre schwedische Herkunft angesprochen wurden. Schmerzlose Schweizer, die trotz den Misserfolgen der "Nati", das rot-weisse Trikot trugen, wurden dagegen für Russen gehalten. Was wiederum den meisten nicht passte. Dies hingegen ist schwer zu verstehen, sind die Russen eigentlich ein nettes Völkchen. Höchstens einmal ausfallend, wenn das letzte Glas Wodka, ein letztes Glas zuviel war. Auch die drei weitgereisten Herren mit der Aufschrift Siberia-Novosibirsk auf dem Trikot, stellten sich vor dem Stadion freundlich den Einheimischen für Erinnerungsfotos zur Verfügung. Nicht so freundlich waren weiterhin die Gauner mit den "I Need Tickets" Schildern. Da wir für unserem Kollegen immer noch eins suchten, mussten wir zwangsläufig mit dem einen oder anderen dieser Unsymphaten ins Gespräch kommen. Doch mit Sätzen wie "Soviel Geld habt ihr eh nicht" usw. liesen wir das Ganze dann ziemlich schnell bleiben. Der Kollege machte sich dann auf zum Public Viewing auf die Berg Isel Sprungschanze. Dort war er zwar nicht Live im Stadion, doch er hatte auch die wohltuende Gewissheit, keinem der Tickethändler den nächsten Bordellbesuch oder ähnliches zu finanzieren.

Im Stadion des Zweitligsten Wacker Innsbruck, sorgen dann die Russen sowohl auf dem Rasen, wie auch akustisch und optisch auf den Rängen für die Glanzlichter in dieser Partie. Was da der gute Arschawin auf dem Feld ablieferte, lies die alten Herren um Hendrik Larsson und Co. noch älter aussehen.

Das furiose Offensivspektakel brachte den Russen in der Sitzreihe vor uns, zu waren Begeisterungsstürmen. Da er uns offensichtlich für Schweden hielt (PS:wir hatten schweizerisch-untypisch keine Schweden Trikots an), drehte er sich mehrfach zu uns um, und versuchte mit Händen und Füssen zu erklären, was er vom Spiel der Skandinavier halte und wie genial doch dagegen das Spiel seiner Landsleute sei. Der gute Mann, stand mehrfach kurz vor einem Herzinfarkt, gut war die Sache schnell entschieden, und gut für ihn, dass die Russen danach dank einer desaströsen Chancenauswertung, einen höheren Sieg verpassten. Ich glaube noch ein-zwei Torjubel mehr, hätte der Mann nicht überlebt.

So verabschiedeten sich die Nordländer von diesem Turnier, und zogen entäuscht von danen. In der Innenstadt-Disko waren es dann auch eher Ösis und Schweizer in Schweden Trikots die feierten. Für sie ging es ja am heutigen Tag vorallem ums dabei sein, ganz genau so wie für ihre jeweiligen Nationalmannschaft an diesem Turnier. In der Stadt selber zogen noch spätnachts verwirrte Schweden und Russen umher. Die einen ausgiebig feiernd, die anderen zu Tode betrübt, aber alle immer noch sehr betrunken.
Nachts um Drei machten wir und dann auf die Heimreise. Beim Bahnhof trafen wir noch auf Sebastian. Dem Taiwanesen, sind wir während der EM schön des Öftern zufällig begegnet. Er reist an viele Spiele an diesem Turnier, und spart zuhause Eisern für seine Fussballreisen. Was dazu seine Frau meint, wissen wir nicht.
Jedenfalls war es ein schöner Abschluss von diesem EM Tag in der Stadt mit Herz, dass wir nach dem wunderbaren Tag und dem guten Spiel, auch noch auf den symphatischen Asiaten trafen, und nicht auf einen dieser Ticket-Gangster.

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