Sonntag, Juni 08, 2008

Schweiz : Tschechien 0:1






EM Vorrunde
39'730 Zuschauer
Stadion St.Jakob Basel


Regnerisch und kühl war es an diesem lange erwarteten Eröffnungsspieltag in Basel. Trotzdem waren natürlich viele Menschen unterwegs. Angereist aus der ganzen Schweiz und aus ganz Europa. Wahlweise präsentierten die einen ihre Kuhglocken, oder andere ihren schottischen Skilt. Das Schweizer Fernsehen sendete enthusiastisch den ganzen Tag Live aus Basel, wo allerdings nur vereinzelt Bilder von grosser Euphorie zu sehen waren.

In einem Pub, wo das Bier für euromässig günstige 10 Franken zu erwerben war, diskutierten zwei Zürcher, gekleidet in Nati Trikots, über ihre letzten Bankgeschäfte. Draussen vor der Gaststätte, versuchte unterdessen ein osteuropäischer Verkäufer, Fanutensilien zu stolzen Preisen an den Mann zu bringen. Das Wetter schien ihm aber so ziemlich das Geschäft zu vermissen, auch der fünfzehnköpfige Polen Ultra-Mob, der gerade an seinem Stand vorbei lief, zeigte wenig Interesse an seinen Tschechien Schals.

Thomas Häberli, Teilzeit-Nominierter, Nati Spieler genehmigte sich einige hundert Meter vor dem Stadion, auch noch sein letztes Büchsenbier vor dem Gang in den St.Jakob. Der symphatische YB Spieler, wurde von den Fans begeistert umlagert, um Autogramme und Fotos gebeten, und natürlich musste er mehrfach erklären wieso er den nicht in Köbis Augebot gerutscht ist. "Jo wäisch 40 Goal hättet viellich glangt" meinte er mit leicht ironischem Unterton. Grinsendes Kopfnicken rundherum, und jemand drückte ihm, so quasi als Trostpflaster eine weitere Büchse Bier in die Hand.

Etwa eine Stunde vor dem Spiel, war vor der Stätte des EM Eröffnungsspiel, die Stimmung bei einigen Ticketbesitzern so ziemlich auf dem Tiefpunkt. Ellenlange Schlangen vor der 1. (in Worten Ersten!!) Sicherheitskontrolle. "Scheiss UEFA" Rufe und gellendes Pfeiffkonzert, waren die Folge von den undurchschaubaren Vorgängen vor dem Stadion. Deutsche Polizisten und ihre Schweizer Kollgen versuchten das Vorgehen zwar zu erklären, aber dies stiess vorallem auf Unverständnis. Schlussendlich gelangte man ohne "durchsucht" zu werden ins Stadion, auch die eigentliche 2.Sicherheitskontrolle, konnte eigentlich nicht als solche bezeichnet werden.

Im Inneren des Stadions, wurde in dieser Zeit gerade die Eröffnungsshow präsentiert. Diese verdiente wie meistens, wenn Kunst mit Fussball vermischt werden soll, vorallem das Prädikat "Merkwürdig". Danach erreichte die Nervosität so langsam ihren Höhepunkt. Leute knabberten an ihren Fingernägeln, nervöses auf die Stadionuhr schauen bei Anderen, sowie heftiges Umarmen der Freundin bei Weitern, waren die sichtbaren Anzeichen.

Dann war es also soweit, 22 Spieler liefen auf den Platz, eine ganze Nation hatte laut "Boulevard-Medien" jahrelang auf diesen einen Augenblick gewartet. Die Nationalhymnen wurden gespielt, und es konnte endlich losgehen. Die Schweizer waren bemüht und gewillt, doch nach 45.Minuten verloren sie ihren wohl wichtigsten Spieler, und als die Tschechen in der 71.Minute auch nach das 1:0 erzielten, war es nicht nur Alex Frei, der erste Tränen verdrückte. Grossen Teilen des Publikums im St.Jakob Park, war wohl nun bewusst, dass das Turnier schon vorbei ist, bevor es richtig angefangen hatte. Frust und Entäuschung machten sich nach dem Schlusspfiff breit. Schweizer "Euro-Fans" die ernsthaft noch die Welle inszenieren wollten, ernteten Kopfschütteln und Beschimpfungen, doch es blieb freidlich, und die Eidgenossen nahmen die unglückliche Niederlage mit gewohnter Fassung auf. Die Tschechen hingegen feierten ausgelassen ihren Triumph, und man hörte sie so ziemlich das erste Mal.

Draussen vor dem Stadion machten sich die Leute wahlweise auf zum Public Viewing des Spiel Türkei : Portugal, oder auf den Nachhauseweg. Die Schweizer Bundesbahnen waren gut vorbereitet auf den grossen Andrang. Freundliches Personal begutachtete, sorgsam die EM Tickets, die zum kostenlosen Zug Fahren berechtigten, und auch der eine oder andere lockere Spruch war ausnahmsweise zu hören. Nur die Sitzplätze reichten hinten und vorne nicht aus, um die entäuschten Schweizer Anhänger nach Hause zu bringen. So setzten sich einige in den "Post-Waggon", um in spezieller Atmosphäre das eine oder andere Frustbier zu trinken, und sich darüber bewusst zu werden, dass nicht nur für Alex Frei, alles vorbei war bevor es überhaupt so richtig begonnen hatte.
Schade...,

aber um mit einem schönen Zitat abzuschliessen "Die Hoffnungslosigkeit, ist die vorweggenommene Niederlage", und genau darum, weiter gehts, es gilt das schier Unmögliche noch möglich zu machen.




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