Donnerstag, April 29, 2010

auf einer Welle durch London...

Als sich die über 36'000 Läufer an diesem Sonntag Morgen auf den Start vorbereiten haben sie mehrheitlich einen langen Weg hinter sich. Knapp 1% der englischen Bevölkerung nimmt am Losverfahren für einen Startplatz zum London Marathon teil. Die Meisten von ihnen gehen leer aus. Eine Teilnahme beim Rennen in der europäischen Metropole bleibt selbst für gestandene britische Marathon Läufer vielfach nur ein Traum. Die Teilnehmer aus dem Ausland haben es ungleich leichter. Zwar gibt es auch für sie den glücksabhängigen Weg über ein Losverfahren. Als Alternative stehen allerdings auch Startplätze über Reiseagenturen zur Verfügung. Natürlich nicht gerade kostengünstig. Mein Kollege und ich hatten Glück und wurden ausgelost, uns blieb also der "Luxustrip" mit einem Laufreisen-Veranstalter erspart.

Auf einer grossen Wiese in Greenwich ein halbe Stunde vor dem Start zum Rennen sind alle gleich. Ob der englische Milliardär Sir Richard Branson, der spätere Sieger Tsegay Kebede, oder der ulkige Marathonläufer im "Flinstones" Kostüm. Sie alle warten nervös auf den Start zu den 42,195km. Leichter Regen setzt ein, das kühle Nass vertreibt die drückende Wärme, die in den letzten Tagen über London lag. Neben mir reiht sich ein weiterer Schweizer ein. Leicht zu erkennen an seinem roten Lauf-Shirt mit einem Schweizer Kreuz und dem Aufdruck Freddy. Auf Freddy's Mütze prangt das Logo einer bekannten Laufreisen-Agentur. Wir tauschen uns kurz über die persönlichen Ziele aus. Er will unter 3 Stunden laufen, ich sage ihm, dass mein Ziel ähnlich definiert ist.

Noch zwei Minuten zum Startschuss, ich überprüfe nochmals ob die Schuhe gut geschnürrt sind. Bereue dies allerdings blitzartig, als sich ein Mitläufer neben mir nochmals erleichtert. Gibt sicher schönere Anblicke so kurz vor dem Start. Pünktlich um 09.45 startet die riesige Läufermasse auf die grosse Schleife durch London. Die ersten Meilen werden durch Aussenquartiere gelaufen. Bereits dort herrscht eine fantastische Stimmung. Vor einem Pub wurde ein Laufband aufgestellt, eine schwergewichte Britin strampelt sich im "modischen" achtziger Jahre Trainingsanzug ab. Der Marathon ist wirklich ein gesellschaftliches Ereignis in der Millionenstadt. Die Organisation ist hervorragend, selbst bei den Temposchwellen stehen Pfadfinder und rufen den Läufern warnend zu "hump, hump".

Der Start ist mir geglückt, der Schritt ist ruhig und gleichmässig. Einzig die Umstellung von Kilometern auf Meilen bereitet mir Schwierigkeiten. Es fällt mir schwer meine Zeit richtig einzuschätzen. Ich nehme mir vor bei der Halbmarathon-Distanz Bilanz zu ziehen, und je nach Durchgangszeit mein Tempo anzupassen. Nach 12 Meilen wartet mein Betreuer-Team. Dankbar nehme ich einen Energie-Gel entgegen und laufe weiter. Kurz vor Rennhälfte überqueren wir die Tower Bridge, Gänsehaut Stimmung. Für alle Anstrengungen einer harten Vorbereitung, die zahlreichen Trainings bei Minustemperaturen, die gestressten Einheiten in der Mittagspause. Für dies alles wir man entlohnt, wenn einen tausende Zuschauer geradezu über die Themse schreien.

Den Halbmarathon bewältige ich in 1h 25min. Mein Gefühl ist immer noch gut. Ich versuche nicht euphorisch zu werden, dass kann sich bei einem Marathon böse auswirken. Der Meilenschnitt hat sich mittlerweile eingependelt, auf diese Zeiten versuche ich mich nun zu konzentrieren. Jede Verpflegungsstation nehme ich wahr. Wasser, literweise von dem kühlen Nass vertilge ich während dieses Rennens, dazu alle paar Meilen ein Sportgetränk. Der als eher mühsam beschriebene Streckenteil auf der Halbinsel Isle of Dogs stellt kein Problem dar. Im Gegenteil, die engen Strassen und die vielen Leute vermitteln einen Eindruck, als wäre man auf den letzten Kilometern der Tour de France Etappe Richtung Alp d'Huez.

Bei Meile 19 sehe ich die grosse Läufermasse auf der anderen Strassenseite. Diese Wettkämpfer müssen jetzt noch sieben Meilen mehr bewältigen. Ich rufe einige aufmunternde Worte zu, und passiere schon bald die 20 Meilen Marke. Immer wieder überhole ich nun Läufer, die bis zur 10 Kilometer Marke noch an mir vorbeirasten. Ein gutes Zeichen für mich, die Einteilung meines Rennens scheint aufzugehen. Leichtfüssig überhole ich einen kleinen ungarischen Läufer. Vor dem Start sah ich, dass er sich die Meilenzeiten für eine Endzeit unter 2h 55min eingeprägt hatte. Dies gibt mir noch mehr Antrieb. Meine bisherigen zehn Marathon Läufe haben mich unter anderem gelehrt, dass es extrem wichtig ist in der Schlussphase positive Gedanken aufzubauen. Dies gelingt mir mühelos, klar die Beine schmerzen, doch das Wort "persönliche Bestzeit" in meinem Kopf beflügelt mich richtiggehend.

Vorbei an Westminster Abbey, über den wunderschönen Birdcage Walk werde ich von den Zuschauern Richtung Ziel "getragen". In diesen Momenten wird mir bewusst, dieser Marathon ist bis anhin der schönste Lauf meines Lebens. Ich könnte der Königin von England beinahe noch Tee servieren, es würde trotzdem für eine Zeit unter 3 Stunden reichen. Jetzt kommen die letzten Meter vorbei am Buckingham Palace Richtung Zielbanner, sogar Kraft für einen Zielsprint finde ich noch irgendwo in meinem Körper.

Ein gespannter Blick auf die Endzeit, 2 Stunden 52 Minuten 11 Sekunden. Absolute neue persönliche Bestleistung, 5 Minuten schneller als mein bisheriger Rekord. Strahlend posiere ich für die zahlreichen Fotografen im Ziel. Da sich der Grossteil der Sportler noch auf der Strecke befinden, möchten so einige ein Foto schiessen. Ich fühle mich beinahe wie ein vielgefragter Weltmeister. Ein Weltmeister würde aber wohl nach dem Rennen nicht direkt das nächstgelegene Pub aufsuchen. Ein feines Ale braucht mein Körper nun mehr, als jede Massage. Ungläubig schauen mich die Pub-Besucher an. Einige Fragen muss ich beantworten, z.b ob ich tatsächlich die gesamten 42,195 Kilometer gelaufen sei, oder wo ich denn diese verdammte Abkürzung gefunden hätte? Einer meint gar, dass mich wohl die Sehnsucht nach einem Bier so schnell ins Ziel getrieben habe.

Nach einer wohltuenden Dusche im Hotel treffe ich auf meinen Kollegen, der ebenfalls gelaufen ist. Obwohl er im zweiten Teil der Strecke schwer gelitten hat, erreichte er ganz klar eine neue persönliche Bestzeit. Beide schwärmen wir von der Atmosphäre dieses Rennens. Wir mussten uns diesen Marathon hart erarbeiten. Zuerst das Glück in der Auslosung, der lange Vorbereitungs-Winter in der Schweiz, und am Schluss noch die Sache mit der Vulkanasche auf Island. Neben dem Flug hatten wir auch die Autofähre und die Zugfahrt durch den Eurotunnel vorsorglich reserviert. Nach diesem Erlebnis muss man festhalten, dass selbst das Schwimmen über den Ärmelkanla für diesen Marathon absolut gerechtfertig gewesen wäre.

Als kleiner Amateursportler erhalte ich am Tag meiner Rückreise in die Schweiz eine weitere Erfolgsmeldung. Ich absolvierte den Marathon in London als Schnellster aller Schweizer Teilnehmer, und mit der viertbesten Zeit aller Läufer aus dem deutschsprachigen Raum.

LonDONE!

Grossen Dank an: Corinne, Sibylle und Erich! Danke für's Cola :-)

Mittwoch, April 28, 2010

West Ham United : Wigan Athletics 3:2




Premier League
Boleyn Ground (Upton Park)
33'057 Zuschauer

Beim Verlassen der U-Bahn Station Upton Park wähnen wir uns kurzzeitig in einer anderen Stadt. Säumten vorher noch Geschäfte internationaler Mode-Multis die Strassen der Londoner Oxford Street, trafen wir nun in der selben Stadt auf ein hektisches Wirrwarr aus englischen Burger Verkäufern und pakistanischen Obsthändlern.

Das East End der Millionen Metrople ist seit jeher die ärmliche Gegend von London. Dafür ist die Liebe zum ortsansässigen West Ham United Football Club umso grösser. Beim Pub in der Nähe des Stadions herrscht eine Stunde vor Spielbeginn ausgelassene Stimmung. Traditionelle Vereinsmusik dröhnt aus den Boxen, das Gedränge im Lokal ist gross. Einige Besucher scheinen die Utensilien und den Restalkohol des gestrigen "Saint Georges Day" gleich mitgebracht zu haben. An der Wand hängt ein Porträt von Barack Obama. Der Präsident der Vereinigten Staaten soll angeblich ein Fan von den "Hammers" sein.

Der Match rückt immer näher. Alte Helden wie Bobby Moore oder Geof Hurst werden besungen, und jeder möchte noch ein schnelles Ale an der Bar. Das englische Bier ist gut für die Nerven im harten Premier League Abstiegskampf. Das traditionell erfolglose Team in den bordeauxroten Trikots zittert diese Saison wieder einmal um den Klassenerhalt.

"I'm forever blowing bubbels, pretty bubbles in the air" tausende West Ham Fans schreien die Vereinshymne in den wolkenlosen Londoner Nachmittags-Himmel. Ein Jugendlicher bläst dazu unentwegt Seifenblasen in die Luft. Immer wieder zerblatzte Träum seit dem Europacup Triumph 1965, aber trotzdem an Optimismus kaum zu überbieten, auch bei diesem Spiel gegen das farblose Team aus Wigan. Selbst der frühe Gegentreffer nach 4.Minuten bringt kaum jemanden im Publikum aus der Fassung.
Im Block stehen hartgesottene Jungs, die jedem Klischee aus einem dieser Hollywood Hooligan Filme entsprechen. Selbst der Steward in unserem Sektor mit Glatze, 125 Kilo und "I Love Dad and Mum" Tatoo ausgestattet hätte ohne Zweifel eine Rolle als Laiendarsteller in einem dieser Streifen ergattert.

Kurz vor der Pause gelingt West Ham die grosse Wende. Das 2:1 löst einen Freudentaumel aus. Die Frau im Retro Punk Look jubelt ebenso, wie der zahnlose Endvierziger im verwaschenen Trikot von den "Irons". Einzig der Sicherheitsverantwortliche ärgert sich masslos, feiert der Torschütze seinen Treffer doch ausgerechnet in den Armen der Fans. Der zuständige Steward wird heftig zusammengestaucht.
Ein Typ, der eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Dude aus dem Klassiker "The Big Lebowski" hat zeigt den Mittelfinger in den Gästeblock. Die vornehmlich jungen Leute von den "Latics" lassen sich nicht zweimal bitten, und pöbeln mit den nötigen Sicherheitsabstand zurück. Die Inter City Firm, die berüchtige Schläger Truppe aus East London, scheint weit weg.

Premier League Duelle im Upton Park gibt es auch in der nächsten Saison. Nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich erzielt Scot Parker in der 77.Minute das wunderschöne 3:2. Mit Daprela und Behrami feiern auch zwei Schweizer den Klassenerhalt. Die West Ham Fans verlassen euphorisch das Stadion und singen innbrünstig "I'm Forever Blowing Bubbels. The fly so high, nearly reach the sky"

Sonntag, April 18, 2010

FC Winterthur : FC Gossau 3:1


NLB
Stadion Schützenwiese
2'500 Zuschauer

Ein Bekannter erzählt seine Erlebnisse von einer Kundgebung gegen Kulturlandverlust beim Hardturm Zürich. Die Gewerkschaft Uniterre pflanzte auf dem brachliegenden Grundstück Kartoffeln und säte Sonnenblumen. Dass uns jemand bei einem Match des sozial engagierten FC Winterthur von einem Demonstrationszug berichtet, kann nicht wirklich überraschen. Der Club gilt als St.Pauli der Schweizer Fussballlandschaft. Obwohl der Vergleich mit dem Reeperbahn-Verein mittlerweile so abgelutscht ist, wie ein Erdbeer Glace an einem heissen Sommertag.
Schon beim Spaziergang zum Stadion fällt dem Besucher auf, dass hier kein ganz gewöhnlicher Verein spielt. Nicht nur die vielen individuell gekleideten Menschen, auch die exhorbitant grosse Anzahl Fahrräder vor den Toren der Schützenwiese fallen sofort auf. Dass hier nebst dem "benzinfreien" Verkehr auch Fussballkultur eine grosse Bedeutung hat wird ebenfalls schnell deutlich. In der Stadionbar liest man keine Boulevardzeitung mit grossen Buchstaben, sondern ein vorzügliches österreichisches Fussballmagazin. Zudem liegen "hippermoderne" Geldkarten und verkaufsfördernde Merchandising Shops an diesem Ort so fern, wie der "Discman" von einer grossen Zukunft.
Dieses alternative Ambiente vermochte die Gossauer Fussballer in den letzten Jahren allerdings nicht zu beflügeln. An einen Fürstenländer Punktgewinn erinnern sich wohl nur Leute, die auch noch Reden von General Guisan am Radio mitverfolgten. Am heutigen Tag wurde es auch nichts mit einem Sieg, oder einem Unentschieden. Nebst der Unfähigkeit des Gossauer Offensivpersonal lag das auch an einer starken Winterthurer Leistung in der zweiten Halbzeit.
So begutachten wir vom Gästeblock, am Fusse des Sulzer Hochhaus, die dritte Gossauer Niederlage auf der Schützenwiese seit dem Aufstieg 2007. Das heute leerstehende und ehemals grösste Hochaus der Schweiz entlockte unserem Bekannten die eine oder andere Anekdote. So wusste der langjährige, treue Winti Fan von einer Hausbesetzung zu berichten. Damals aus "Protest gegen die Luxussanierung von Wohnraum". Solche und andere Geschichten waren der wunderbare Start in einen launigen Abend.
Die "Libero Bar" wird von einer Genossenschaft getragen, und ihr Gewinn geht vollumfänglich in den Lohn der Mitarbeitenden und an den FC Winterthur. Fast schon selbstredend, dass man hier auf nette Menschen trifft. Da gab es Marko, einen gebürtigen Esten. Ein grosser Winterthur Anhänger und St.Pauli Fan. Sein Dialekt-Einschlag und sein grosser Durst konnten seine Herkunft aus der ehemaligen Sowjet Republik nicht ganz verbergen. Wie man aus Estland in die Schweiz kommt und ein fast schon verrückter Fan eines Zweitligsten wird, erklärte uns der symphatische Blondschopf natürlich ausführlich. Ein FC W Fan aus Deutschland erzählte weitere lustige Geschichten, ebenso wie unser Bekannter mit der legendärsten Frisur der NLB.
Ein Bier gab sich das Nächste, man hätte eine dritte Hand gebraucht. Gastfreundschaft ist bei diesem Verein nicht nur ein Wort aus dem letzten Türkei Urlaub. Fast schon peinlich berührt nahm jemand von unseren Leuten die Kollekte von 20.--Franken entgegen. Die Winti-Fans sahen, dass der Gossau Supporter einen rot-weissen Schal in der Libero Bar kaufte. Sie sammelten daraufhin und erstatten dem verduzten FC G Allesfahrer den Geldbetrag wieder zurück.
Irgendwann gegen Mitternacht machten wir uns mit einem wehmütigen Herz auf den Nachhauseweg. Sicherlich werden wir in der NLB die Kanterniederlagen nicht vermissen, auch Partien vor 150 Zuschauer gegen Le Mont sind kein Grund für sehnsüchtige Träume in der Nacht. Die Spiele auf der Schützenwiese, und die Begegnungen mit den Anhänger dort, daran werden wir uns allerdings schmerzvoll zurückerinnern, wenn wir nächsten November in Schötz unsere Aufwartung machen.

Donnerstag, April 15, 2010

FC Gossau : FC Locarno 3:3

NLB
Stadion Buechenwald
300 Zuschauer

Die Stimme des Sprechers im Lokalradio überschlug sich beinahe. Fast ungläubig übertrug er die Kunde vom Ausgleichstreffer in die Ostschweiz. Tatsächlich der FC Basel hatte innerhalb kürzerster Zeit die 2:0 Pausenführung der Espen egalisiert. Dies sorgte für gemischte Gefühle im Clubheim des FC Gossau. Die Symphatisanten der Gallus-Städter verzogen eine Miene wie UBS-Chef Oswald Grübel, und schritten hinaus in den kalten April Abend. Einige andere hielten ihre Freude nicht gerade zurück: "da isch scho guet, süesch werdets no Grössewahnsinnig die Grüe-Wisse", liess jemand verlauten.

Am heutigen Tag spielte sich das wichtige Geschehen am Rheinknie ab. Nebst der Generalversammlung der grössten Schweizer Bank, wurde in der Chemie Metropole auch über den weiteren Verlauf der Schweizer Fussballmeisterschaft entschieden. Gegen die Wucht dieser beiden Anlässe verhielt sich der Match in Gossau, wie ein Panflöten Konzert zu einem Trash Metal Open Air. 300 Zuschauer fanden sich bei abscheulichen äusseren Bedinungen auf dem Buechenwald Sportplatz ein. Das waren 4'700 weniger als bei der geschichtsträchtigen Banken Veranstaltung in der St.Jakobshalle. Der sportliche Vergleich zwischen dem heimischen Fussballverein und dem FC St.Gallen, im (fast) gleichnamigen Stadion, lockte gar 25'900 Zuschauer mehr an.

Das Publikum im Fürstenland durfte das Geschehen dafür entspannt verfolgen. In Basel zitterten sie aus Angst um die Déchargen Erteilung, oder aus Panik um mögliche verlorene Meisterschaften, oder europäische Träume. Ähnlich beliebt wie Banken-Top Manager im Volksmund, sind Ausflüge in die Ostschweizer Provinz bei den Tessiner Mannschaften. So konnte es dann nicht wirklich überraschen, dass sich die Mannschaft vom Lago Maggiore unheimlich schwer tat beim Tabellenletzten.

In Zeiten in denen einerseits aufopferunsvolle "Fan-Choreo" Hersteller an den Pranger gestellt werden. Anderseits aber Bank-Kader immer noch ohne ein Augenzwinkern Top Bonis abkassieren, fällt es schwer die Dinge noch richtig einzuordnen. Da kam dieses Spiel zwischen Gossau und Locarno gerade richtig. Diesen Match konnte man getrost in die Schublade "Nett" versorgen. Ganz einfach nett, wie in der Schulzeit das schwarzhaarige, leicht mollige Mädchen in der 2.Reihe, oder die freundliche Kassierin beim Tankstellenshop. Einzig Mitte der zweiten Halbzeit kamen gewisse Emotionen auf. Soeben hatten sich der FC G Stürmer Enzo Todisco und der Locarno Goalie ihren persönlichen "Blitzkrieg" geliefert. Brutal, schlimm, rasend schnell und mit bitteren Folgen. Beide Spieler lagen nach einem üblen Zusammenstoss minutenlang auf dem Rasen. Es wurde einem Angst und Bange, soviel Herzklopfen hatten die meisten Zuschauer auf dem Buechenwald Sportplatz die ganze Saison hindurch nicht

Die Dècharge wurde nicht erteilt. Somit sind die UBS Chefs aus dem Jahr 2007 vor einer persönlichen Klage nicht mehr geschützt. Ein historischer Entscheid.
"2:3 für Basel" ruft jemand laut seinem Kollegen zu. Ein bitteres Ergebnis für den Berner Sport Club.
Dècharge bedeuted Entlastung. Der FC Gossau ist seit dem Abstieg entlastet von jeglichem Druck, einige bekannte Manager seit diesem Mittwoch 14.April nicht mehr.

Sonntag, April 11, 2010

BSC Young Boys Bern : AC Bellinzona


NLA
Wankdorf Stadion
21'658 Zuschauer

"So Erich, wieder emole dä Erschti bim Buffet". Lachend ruft jemand Eric Hänzi zu, der ehemalige YB Spieler hatte sich eine gute Ausgangsposition auf das reichhaltige Menü gesichert. Was den Gästen in der sogenannten "Champions Lounge" kredenzt wurde, liess einem aber auch das Wasser im Munde zusammen laufen. Alleine die Vorspreisen erreichten schon kulinarisches "LionelMessigegenArsenal" Niveau. Ruccola Panna Cotta mit Pilztatar, Pochiertes Ei auf Erbsenpüree und vieles mehr. Als Feinschmecker stiess einem einzig der nahende Spielbeginn sauer auf. Ein, zwei Schlücke von diesem grossartigen, spanischen Rotwein mussten dann aber doch noch drinliegen. Das Spiel fängt ja erst in 4 Minuten an, und die Sitzplätze sind von der Lounge gut und schnell erreichbar.

Ein freundlicher Herr im feinen Zwirn drückt einen Knopf und schon öffnet sich die Glastür Richtung Haupttribüne. Von der hohen Welt der Gastronomie in den schweizerischen Fussballalltag. Auf dem Weg Richtung Sitzplatz, in Rufnähe zur YB Bank, läuft man an der "Future Lounge" vorbei. Dort gibts Stehtische und wohl kein Bison Steak nach dem Spiel. Es ist die Vorstufe zur "Champions Lounge". Ob es in den letzten wirtschaftlich schwierigen Zeiten, hier auch Auf-und Abstiege zu vermelden gab?

Obwohl die Welten zwischen dem CEO mit Pilztatar und der YB Kutte mit dem schalen Bier in der Hand sehr weit entfernt scheinen. Eines eint auch heute noch alle Stadionbesucher, ob in der Fankurve, oder in der Loge. Das selbe Spiel müssen sie sich anschauen, da gibts (noch) keine Unterschiede. Der Druck, der auf der YB Kutte und dem CEO lastet, ist ebenfalls ähnlich gross. Der Stehplatz Besucher befürchtet ein verdorbenes Wochenende bei einer Niederlage seines Lieblingsvereins. Der Haupttribünen Gast darf vor der Pause und kurz vor Spielende nicht den idealen Moment zur Nahrungsaufnahme verpassen, ansonsten sind die "Filet Stücke" beim Buffet schon weg. Seit diesem Spielbesuch ist mir nämlich eines klar geworden. Meine Aufregung und Flüche über diese Zuschauer, die sich immer zu früh von ihren Sitzen erheben war jahrelang völlig unbegründet. Wenn man einmal in so einem "Lounge-Prozedere" drinsteckt ist ein vorzeitiges Verlassen des Tribünenplatzes absolut unausweichlich. Die Nervosität in der Fankurve läuft parallel mit der grossen Anspannung auf den teuren Plätzen. Soll man tatsächliches ein kurzes Anstehen für den Kalbsbraten mit Rhabarber-Chuttney gegen die letzten fünf Minuten eines äusserst mittelmässigen Fussballspiels tauschen? Während die extremen Anhänger in den Fansektoren bei jedem Fehlpass tausend Tote sterben, schaut der gut situierte Tribünengast ebenfalls nervös um sich. Wer hat sich schon Richtung Essen und Cüpli aufgemacht, und wie wirkt sich das auf die anschliessende Wartezeit aus?

Allerdings soll dies keine pauschale und billige Gesellschaftskritik sein. Natürlich bejubeln auch auf der Haupttribüne viele Leute frenetisch den YB Führungstreffer in der Nachspielzeit. Sicherlich nicht so emotional wie der lautstarke Capo im Sektor D des Wankdorfs. Denoch es gibt sie, diese Leute mit dem gelb-schwarzen Herzen in der "Champions Lounge".

"So wird YB Meischter". Diese Aussage kommt in diesen Tagen zwar etwa so überraschend, wie ein neuer Skandal in der katholischen Kirche. Doch es scheint bald eine Tatsache zu sein. Eric Hänzi, Mitglied des letzten Berner Meisterteams aus dem Jahre 1986, wird sich im Spätsommer gegen internationale Konkurrenz am Buffet durchsetzen müssen.

Dienstag, April 06, 2010

Der Nichtbericht

Am Samstag Morgen blätterte ich in einem Matchprogramm. So jedenfalls mein Eindruck, nachdem ich grosse Teile des St.Galler Tagblatt durchgeschaut hatte. Das vorherrschende Thema, der Cupfinal der Espen. Das Erreichen des Endspiels schien nur noch Formsache dachten nicht nur die Medien, sondern auch ein Grossteil der Anhänger. Am Ostermontag standen die Fans bewaffnet mit berückend schönen Perücken an den Bushaltestellen. Hier ein Lachen, da ein Grinsen, ja die Stimmung schien ausgelassener, als an einer All-Inklusive Party mit englischen Touristen. Der grüne Haarersatz sollte die Gallus-Städter jedenfalls in den Cupfinal führen, oder vielleicht auch Tore durch Merenda und Frick.

Fussball, da war doch noch was? Richtig nebst dem grün-weissen "Cup-Holder Team" bestritten auch die blau-weissen Freundschaftsspieler einen Match am Osterwochenende. Die Fürstenländer notabene fernab jeglicher Beachtung. Das erste Mal seit beinahe drei Jahren war auch niemand von Gossau~fen vor Ort. Diese Tatsache war sicher ein Stich ins Herz für die lokale Getränkeindustrie am Genfersee. Ansonsten wird dies niemand sonderlich interessiert haben. Bekanntlich hat der FC Gossau mehr Punkte auf dem Konto, als Anhänger an den Auswärtsspielen, und das will verdammt noch mal etwas heissen. Wir mussten also nicht gerade reihenweise Sonderzüge und Fancar's stornieren. Dies überliessen wir an diesem Wochenende einem anderen Ostschweizer Verein.

Kennt ihr diese Hamster, die immer im Rad rumrennen? Völlig sinnlos, total idiotisch, wie bescheuert muss so ein Tier sein? Das dachten wohl schon viele von uns. Der Hamster waren wir FC Gossau Fans im letzten Jahr. Deshalb ist die Lust nicht sonderlich gross auf den Leerlauf der nächsten Spiele. Zumal sich die Mannschaftsmitglieder scheinbar sowieso nur noch für "höhere" Aufgaben empfehlen wollen. Ich bin gespannt wie diese "höheren Aufgaben" dann so ausssehen werden? Manch ein Scout aus der Bundesliga, oder aus der Premier League wurde im Buechenwald ja schon gesichtet. Ach ja, und die nächste Champions League Finale findet in Peschawar statt...

Die Mentalität! Einer dieser neumodischen Fan-Begriffe. Dem Team folgen, auch wenns mal nicht läuft. 90 Minuten für das Team, Für die Stadt für den Verein, et cetera pp
Mentalität ein Wort, dass in Fussballanhängerkreisen schneller zur Hand ist, als eine neue Rolle WC Papier nach der dritten Portion Chilli con carne.
Null Motivation auf die nächsten Auswärtsspiele so einfach ist das bei uns. Die Mentalität stellen wir nächste Saison gegen Zofingen und Schötz wieder unter Beweis. Ein Läufer braucht nach einem Marathon auch eine Pause. Vorallem wenn er merkt, dass er 42 Kilometer in die falsche Richtung rannte.

Heute morgen sah ich auf dem Weg zur Arbeit einige grüne Perücken auf dem Boden liegen.
Egal, ob man monatelang sinnlos durch die Schweiz reist, oder sich merkwürdigen Haarersatz aufsetzt. Es spielt keine Rolle, ob du dich an den letzten Sieg deiner Mannschaft nicht mehr erinnern kannst, oder ob du bereits ein Zugbillet ans Cupfinal im Sack hattest. Fussball kann für die verschiedensten Leute verdammt fies sein. Das zumindest ist beruhigend.