Donnerstag, April 15, 2010

FC Gossau : FC Locarno 3:3

NLB
Stadion Buechenwald
300 Zuschauer

Die Stimme des Sprechers im Lokalradio überschlug sich beinahe. Fast ungläubig übertrug er die Kunde vom Ausgleichstreffer in die Ostschweiz. Tatsächlich der FC Basel hatte innerhalb kürzerster Zeit die 2:0 Pausenführung der Espen egalisiert. Dies sorgte für gemischte Gefühle im Clubheim des FC Gossau. Die Symphatisanten der Gallus-Städter verzogen eine Miene wie UBS-Chef Oswald Grübel, und schritten hinaus in den kalten April Abend. Einige andere hielten ihre Freude nicht gerade zurück: "da isch scho guet, süesch werdets no Grössewahnsinnig die Grüe-Wisse", liess jemand verlauten.

Am heutigen Tag spielte sich das wichtige Geschehen am Rheinknie ab. Nebst der Generalversammlung der grössten Schweizer Bank, wurde in der Chemie Metropole auch über den weiteren Verlauf der Schweizer Fussballmeisterschaft entschieden. Gegen die Wucht dieser beiden Anlässe verhielt sich der Match in Gossau, wie ein Panflöten Konzert zu einem Trash Metal Open Air. 300 Zuschauer fanden sich bei abscheulichen äusseren Bedinungen auf dem Buechenwald Sportplatz ein. Das waren 4'700 weniger als bei der geschichtsträchtigen Banken Veranstaltung in der St.Jakobshalle. Der sportliche Vergleich zwischen dem heimischen Fussballverein und dem FC St.Gallen, im (fast) gleichnamigen Stadion, lockte gar 25'900 Zuschauer mehr an.

Das Publikum im Fürstenland durfte das Geschehen dafür entspannt verfolgen. In Basel zitterten sie aus Angst um die Déchargen Erteilung, oder aus Panik um mögliche verlorene Meisterschaften, oder europäische Träume. Ähnlich beliebt wie Banken-Top Manager im Volksmund, sind Ausflüge in die Ostschweizer Provinz bei den Tessiner Mannschaften. So konnte es dann nicht wirklich überraschen, dass sich die Mannschaft vom Lago Maggiore unheimlich schwer tat beim Tabellenletzten.

In Zeiten in denen einerseits aufopferunsvolle "Fan-Choreo" Hersteller an den Pranger gestellt werden. Anderseits aber Bank-Kader immer noch ohne ein Augenzwinkern Top Bonis abkassieren, fällt es schwer die Dinge noch richtig einzuordnen. Da kam dieses Spiel zwischen Gossau und Locarno gerade richtig. Diesen Match konnte man getrost in die Schublade "Nett" versorgen. Ganz einfach nett, wie in der Schulzeit das schwarzhaarige, leicht mollige Mädchen in der 2.Reihe, oder die freundliche Kassierin beim Tankstellenshop. Einzig Mitte der zweiten Halbzeit kamen gewisse Emotionen auf. Soeben hatten sich der FC G Stürmer Enzo Todisco und der Locarno Goalie ihren persönlichen "Blitzkrieg" geliefert. Brutal, schlimm, rasend schnell und mit bitteren Folgen. Beide Spieler lagen nach einem üblen Zusammenstoss minutenlang auf dem Rasen. Es wurde einem Angst und Bange, soviel Herzklopfen hatten die meisten Zuschauer auf dem Buechenwald Sportplatz die ganze Saison hindurch nicht

Die Dècharge wurde nicht erteilt. Somit sind die UBS Chefs aus dem Jahr 2007 vor einer persönlichen Klage nicht mehr geschützt. Ein historischer Entscheid.
"2:3 für Basel" ruft jemand laut seinem Kollegen zu. Ein bitteres Ergebnis für den Berner Sport Club.
Dècharge bedeuted Entlastung. Der FC Gossau ist seit dem Abstieg entlastet von jeglichem Druck, einige bekannte Manager seit diesem Mittwoch 14.April nicht mehr.

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