Sonntag, April 11, 2010

BSC Young Boys Bern : AC Bellinzona


NLA
Wankdorf Stadion
21'658 Zuschauer

"So Erich, wieder emole dä Erschti bim Buffet". Lachend ruft jemand Eric Hänzi zu, der ehemalige YB Spieler hatte sich eine gute Ausgangsposition auf das reichhaltige Menü gesichert. Was den Gästen in der sogenannten "Champions Lounge" kredenzt wurde, liess einem aber auch das Wasser im Munde zusammen laufen. Alleine die Vorspreisen erreichten schon kulinarisches "LionelMessigegenArsenal" Niveau. Ruccola Panna Cotta mit Pilztatar, Pochiertes Ei auf Erbsenpüree und vieles mehr. Als Feinschmecker stiess einem einzig der nahende Spielbeginn sauer auf. Ein, zwei Schlücke von diesem grossartigen, spanischen Rotwein mussten dann aber doch noch drinliegen. Das Spiel fängt ja erst in 4 Minuten an, und die Sitzplätze sind von der Lounge gut und schnell erreichbar.

Ein freundlicher Herr im feinen Zwirn drückt einen Knopf und schon öffnet sich die Glastür Richtung Haupttribüne. Von der hohen Welt der Gastronomie in den schweizerischen Fussballalltag. Auf dem Weg Richtung Sitzplatz, in Rufnähe zur YB Bank, läuft man an der "Future Lounge" vorbei. Dort gibts Stehtische und wohl kein Bison Steak nach dem Spiel. Es ist die Vorstufe zur "Champions Lounge". Ob es in den letzten wirtschaftlich schwierigen Zeiten, hier auch Auf-und Abstiege zu vermelden gab?

Obwohl die Welten zwischen dem CEO mit Pilztatar und der YB Kutte mit dem schalen Bier in der Hand sehr weit entfernt scheinen. Eines eint auch heute noch alle Stadionbesucher, ob in der Fankurve, oder in der Loge. Das selbe Spiel müssen sie sich anschauen, da gibts (noch) keine Unterschiede. Der Druck, der auf der YB Kutte und dem CEO lastet, ist ebenfalls ähnlich gross. Der Stehplatz Besucher befürchtet ein verdorbenes Wochenende bei einer Niederlage seines Lieblingsvereins. Der Haupttribünen Gast darf vor der Pause und kurz vor Spielende nicht den idealen Moment zur Nahrungsaufnahme verpassen, ansonsten sind die "Filet Stücke" beim Buffet schon weg. Seit diesem Spielbesuch ist mir nämlich eines klar geworden. Meine Aufregung und Flüche über diese Zuschauer, die sich immer zu früh von ihren Sitzen erheben war jahrelang völlig unbegründet. Wenn man einmal in so einem "Lounge-Prozedere" drinsteckt ist ein vorzeitiges Verlassen des Tribünenplatzes absolut unausweichlich. Die Nervosität in der Fankurve läuft parallel mit der grossen Anspannung auf den teuren Plätzen. Soll man tatsächliches ein kurzes Anstehen für den Kalbsbraten mit Rhabarber-Chuttney gegen die letzten fünf Minuten eines äusserst mittelmässigen Fussballspiels tauschen? Während die extremen Anhänger in den Fansektoren bei jedem Fehlpass tausend Tote sterben, schaut der gut situierte Tribünengast ebenfalls nervös um sich. Wer hat sich schon Richtung Essen und Cüpli aufgemacht, und wie wirkt sich das auf die anschliessende Wartezeit aus?

Allerdings soll dies keine pauschale und billige Gesellschaftskritik sein. Natürlich bejubeln auch auf der Haupttribüne viele Leute frenetisch den YB Führungstreffer in der Nachspielzeit. Sicherlich nicht so emotional wie der lautstarke Capo im Sektor D des Wankdorfs. Denoch es gibt sie, diese Leute mit dem gelb-schwarzen Herzen in der "Champions Lounge".

"So wird YB Meischter". Diese Aussage kommt in diesen Tagen zwar etwa so überraschend, wie ein neuer Skandal in der katholischen Kirche. Doch es scheint bald eine Tatsache zu sein. Eric Hänzi, Mitglied des letzten Berner Meisterteams aus dem Jahre 1986, wird sich im Spätsommer gegen internationale Konkurrenz am Buffet durchsetzen müssen.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ein KULT Bericht!!!

Bin ja selbst ein großer Freund von VIP Räumen.


Schönen Gruss aus " Minga"
KRUSTY

gossau-fen hat gesagt…

Das erstaunt mich nun nicht wirklich, dass du ein Freund von VIP Räumen bist :-)

Grüsse nach Bayern