Donnerstag, September 22, 2011

GC Biaschesi : FC Gossau 4:0

Es gibt etliche Gründe um an einem frühherbstlichen Mittwoch-Nachmittag ins Tessin zu reisen. Da sind sicher mal die einladenden Temperaturen zu erwähnen. Dazu die verlockende Aussicht auf ein feines Risotto und ein Glas Merlot-Wein. Beinahe zwingend wird der Ausflug in den Süden, wenn der örtliche Fussballclub auf einem idyllischen Fussballplatz eine Auswärtspartie bestreitet.

Ein zwölfjähriger Subaru führte uns ohne grosse Anstrengungen über den ferienverkehr-befreiten San Bernadino. Mehr Mühe hatte der Chauffeur des Gefährts. Das Leitsystem des Schweizer Strassennetz war für ihn ein Buch mit sieben Siegeln. Doch Jung und erfahren gibts bekanntlich nur auf dem Strassenstrich, so die letztjährige Aussage eines Bundesliga Torwarts.

In Bellinzona trafen wir dann auf den vierten Gossau~fen. Er weilte bereits im Tessin. Das Abendessen am Fusse des imposanten Castelgrande mundete daraufhin vorzüglich. Selbst der nur beinahe "lustige" Kellner konnte uns die Vorfreude auf den bevorstehenden 1.Liga Match nicht nehmen.

Die Giovani Calciatori Biachesi tragen ihre Heimspiel auf der wunderschön gelegenen Al Vallone Sportanlage aus. Dieser Fussballplatz wurde in einem steilen Abhang hinein gebaut und scheint damit so etwas wie das Wahrzeichen von Biasca zu sein. Den Fürstenländern behagte diese schöne Umgebung bis anhin aber wenig, alle drei bisherigen Partien in diesem Kleinstadion gingen verloren. Ums vorweg zu nehmen, der FC Gossau schaffte in dieser Angelegenheit nicht unbedingt die grosse Wende.

Ältere Herren trinken Caffé Corretto und von der Wand der Clubbeiz strahlt auf einem Porträt der amtierende Präsident. Die 100 Zuschauer kennen sich untereinander. Hier ein Handschlag, dort ein neckischer Spruch. Ein Hauch von Dolce Fare Niente weht über dem Ganzen. Leider schienen sich die Gossauer Fussballer diesem Motto anschliessen zu wollen. Die lange Reise unter der Woche war dann doch zu viel für die sensiblen, vielbeschäftigten Kicker-Seelen. Zu keinem Zeitpunkt der Partie hatten sie eine Chance mit mehr als Null Punkten die Heimreise antreten zu können. Nach 34.Minuten stand es bereits 2:0 für die Hausherren, und eigentlich hätten nun alle Ostschweizer die Sportanlage verlassen können. So wären einigen Arbeitgebern müde Gesichter erspart geblieben. Eine posthume Comeback Tour von Nella Martinetti und Vico Torriani schien nach Beendigung der ersten Halbzeit (3:0) weitaus realistischer, als ein Punktgewinn der Gossauer. Wenig überraschend folgte in der zweiten Spielhälfte keinerlei Reaktion der Gäste. Ein Eckball und eine halbe Chance brachten die Blau-Weissen in 90 Minuten zu Stande. Selbst die deutsche FDP lieferte im Berliner Wahlkampf eine überezeugendere Vorstellung ab. Der Speaker mit der markant, rauhen Stimme durfte zum Schluss gar noch das 4:0 für sein favorisiertes Team verkünden.

So traten wir wieder einmal völlig desillusioniert die Heimreise an. Ein Gefühl das wir nur zu gut kennen. "No Broblem" von Peach Weber war dann die einzige Musik-Kasette die im Subaru zu finden war. Dies passte absolut zu diesem Abend, desen letzter Höhepunkt ein Risotto con Rucola war.

Donnerstag, September 15, 2011

SC Brühl : FC St.Gallen 1:3







NLB
Paul Grüninger Stadion
5'500 Zuschauer

Mein Schwiegervater hat 16 Geschwister. Als jüngster Zögling einer Arbeiterfamilie wuchs er als Einziger nicht im Krontal-Quartier auf. Seine Eltern zogen vor seiner Geburt ins Zentrum der Gallus-Stadt. Trotzdem drückte er in den 60iger Jahren, bei den Duellen der beiden Stadtrivalen, den Brühlern die Daumen. Rund Fünfzig Jahre nach den Spielbesuchen mit seinem "alten Herrn" besucht er heute wieder einen "Stadtmatch". Auf die Parallelen zu damals angesprochen meint er augenzwinkernd: "Damals habe sein Papa die Eintrittskarte bezahlt, nun sein Schwiegersohn".

Bei der Haltestelle Grütli steigen die Matchbesucher aus dem überhitzten Bus. Die meisten geben sich durch ihre Kleidung als Anhänger des grösseren Vereins zu erkennen. Die fanatischten Anhänger der Espen marschieren vom Marktplatz Richtung Paul Grüninger- Stadion. Der friedliche Aufzug der Fans, ist auch als Zeichen gegen Medienhetze und sonstige Vorurteile gegenüber Fussballanhängern gedacht. Die Zuschauer beim letzten Derby 1971 hätten solche Dinge kaum für möglich gehalten. Der Fussball hatte damals noch keine grosse gesellschaftliche Bedeutung. Das Fangruppen gar Teil einer Jugendkultur werden, wäre wohl undenkbar gewesen.

Beim Eingang zum Stadion bildet sich ein lange Reihe, geduldig wird auf Einlass gewartet. Im Matchprogamm, auf grossen Blachen und an vielen anderen Orten wird auf die "alten Zeiten" hingewiesen. Der SC Brühl präsentiert sich, als der etwas andere Verein. Wieviel davon ist geschicktes Marketing und wie aussergewöhnlich ist dieser Club wirklich? Die Meinung darüber gehen ausseinander.

Speziell für dieses Spiel wurde eine Gegentribüne erstellt. Die Sonne brennt unerbittlich auf die Stahlkonstruktion. Ein Zuschauer nutzt ein schattiges Plätzchen unter den Rängen für ein Nickerchen. Wer wohl in seinen Träumen dieses Spiel gewinnt?

Selbstredend ist das Bier an diesem heissen Tag sehr gefragt. Es wird angestanden, wie in St.Gallen halt für Bier angestanden wird. Kreuz und quer und möglichst nahe am Zapfhahn. Die arme Angestellte ist symphatisch verzweifelt. Sie weist die Leute mit freundlichem aber bestimmten Ton zurecht, selbst der "extrovertierteste Ultra" nimmt das Ergeben zur Kenntnis. "Die Herrin des Gerstensafts" ist eine wichtige Person am heutigen Nachmittag, man will es sich mit ihr nicht verscherzen.

Ein leidenschaftlicher Anhänger des Gast-Vereins gesellt sich zu uns. Er ist sichtlich nervös und angespannt. Eine Niederlage gegen den Stadtrivalen wäre für ihn wohl ähnlich dramatisch, wie ein Wegzug der Olma-Messen nach Basel. Kurz darauf steht der St.Galler Allesfahrer auf dem Feld und beseitigt mit Kollegen die Rückstände der Fan-Choreografie. "D'Stadt isch do" steht auf einem Spruchband hinter den Auswärts-Supportern. Das Selbstverständnis der Espen lässt keine Fragen offen. Der Spielbeginn verzögert sich um einige Minuten, erfreulicherweise ohne das gepanzerte Menschen den Platz stürmen.

5'500 Zuschauern hoffen entweder auf einen Pflichtsieg oder auf die grosse Sensation. Es herrscht dabei eine friedliche, volksnahe Atmosphäre. Mehr oder weniger lustige Sprüche werden den Spielern entgegen gerufen. Einer ruft:"Hopp GC".Ein Mittelfeldakteur des FC SG muss sich wohl oder übel mit den Folgen eines Transfergerüchtes herumschlagen.

In der Pause scheint die St.Galler Bratwurst gegessen, der haushohe Favorit führt klar. Weit weg scheint die Zeit, als Brühler niemals den Fuss in das Stadion des Erzrivalen gesetzt hätten und umgekehrt. An diesem Tag gibt es Zuschauer, die sich sowohl bei den St.Galler Toren, wie auch beim Ehrentreffer der Heimmannschaft freuen. Die ganze Szenerie ähnelt eher einem Volksfest, als einem erbitterten Duell um die Vorherrschaft in der Stadt.

Am Schluss steht es 3:1. Der Brühler Mittelfeldakteur Christian Böhi begrüsst Bekannte hinter der Werbebande. Die St.Gallen Fans feiern unterdesen einen ehemaligen Spieler, der nun im Trikot der "Kronen" aufläuft. Die Schlange hinter dem Getränkenstand hat sich mittlerweile gelichtet. Ein Deutscher steht mit Bierdose, Frau und Kind am Strassenrad. Er trägt einen SC Brühl Schal und wirkt wenig glücklich.

Ein Verwandter meines Schwiegervaters fährt mit dem Velo nach Hause. Hinter ihm sein Nachwus, alles Espen-Fans und sie wirken zufrieden. Der St.Gallen Match 2011 ist Geschichte. Ein schöner Fussballnachmittag geht zu Ende. Ein bisschen wenig Emotionen, dafür viel St.Galler Folklore. Schützengarten, Bratwurst, Krontal und Tranquillo Barnetta im Publikum.

Montag, September 12, 2011

FC Gossau : FC Muri 2:2

1.Liga
300 Zuschauer
Buechenwald Sportanlage

"Er macht ihn Rein". Die Tormelodie der deutschen Rockgruppe "Extrabreit" dröhnt aus den vorsintflutlichen Boxen des Gossauer Fussballplatz. Die Heimmannschaft hatte soeben den Ausgleichstreffer gegen den FC Muri erzielt. Der Aufsteiger aus dem Aargau zeigte eine schwache Vorstellung, die nur noch durch die Performance der Einheimischen unterboten wurde. Im nahe gelegenen Freibad zeigten Jugendliche die letzten libidobedingten Sprünge vom 5-Meter Turm. Die waghalsigen Sprünge zum Saisonabschluss des Schwimmbad muteten wesentlich mutiger an, als der Auftritt der Fürstenländer Edel-Kicker.
"Du häsch mer gar nünd z'säge!." Wenigstens war der Umgangston unter den Spielern in den Blau-Weissen Trikots ähnlich, wie der Testosteron gesteuerte Teenager-Zweikampf um eine Badenixe auf der Liegewiese nebenan. Der Premiere Vergleich der beiden Mannschaften endete schlussendlich 2:2. Roger Hegi, der Ex-Trainer beider Vereine, hätte das vielleicht als Einzigen gefreut.
So feierte an diesem Sonntag nur mein Sohn ein wirkliches Erfolgserlebnis. Er ergatterte auf dem wesentlich besser frequentierten Gossauer-Flomarkt einen kleinen Spielzeug-Töff.

Montag, September 05, 2011

FC Rapperswil-Jona : FC Gossau


1.Liga
Stadion Grünfeld
340 Zuschauer

Als Familienvater, Fussaballfan und begeisterter Teilnehmer an Laufveranstaltungen sollten meine Wochenendtage manchmal 28 Stunden haben. Priorität geniesst dabei natürlich die Familie, danach kommt der Sport. Die Fussballleidenschaft muss seit einigen Jahren zurückstecken.

Umso erfreulicher, wenn die Ansetzung eines FC Gossau Auswärtsspiel eine Kombination von allem erlaubt. Der Vormittag stand ganz in Zeichem des Kinderzoo. Beigestert verfolgte unser Nachwus die Show der Seelöwen, die Säugetiere brilierten dabei vorallem mit ihrer Balltechnik. Gemächlicher ging es den bei den Elefanten zu und her. Den Dickhäutern schien es an diesem heissen September Tag viel zu warm. Einer von ihnen kassierte gar eine verbale Rüge vom Tierpfleger, weil er offensichtlich sein "Geschäft" zu nahe am Pool erledigte.

Nachdem wir die Tiere ausgiebig begutachten machte sich meine kleine Familie auf zur nächsten Station unserer Reise. Das Ziel hiess Rüti ZH. Hier wartete eine Crosslauf über 11,3km auf mich. Das Thermometer stand mittlerweile bei 28 Grad, da war es ein schwacher Trost, dass die Strecke mehrheitlich durch bewaldetes Gebiet führte. Ich nahm das erste Mal beim Züri-Laufcup teil und die Premiere ist zu meiner Zufriedenheit ausgefallen. Das hüglige Terrain kam mir entgegen. Das Ziel erreichte ich in 43min 7 Sekunden auf Rang 22. Bei einem starken Teilnehmerfeld lief ich auf den 7.Platz meiner Alterskategorie. Der Start in den Laufherbst ist mir geglückt.

Positiv gestimmt ging es zur nächsten Etappe unseres Samstags Programm. Ein Bad im nahe gelegenen Zürisee wäre jetzt angenehmer gewesen, als der Gang auf die Tribüne des Grünfeld Stadion. Mittlerweilen waren es über 30 Grad und die Glaces flossen in den kleinen Kinderhänden davon. Trotzdem erblickte ein Kollege bei der Fahrt durchs Rapperswiler Ortszentrum die Hauptdarsteller einer grenzwertige TV-Reality Show beim Eintritt in ein Solarium.

Intelligenter stellten sich die Spieler des FC Rapperswil an. Bereits nach 11 Minuten gingen sie in Führung. Der Sieg war danach nie wirklich in Gefahr. Die Fürstenländer konnten nicht an ihre Leistung in der Vorwoche anknüpfen. Beinahe schien es, dass sie die Ratschläge eines einheimischen Junioren Fussballers befolgten. Dieser verlautbarte lauthals auf der Tribüne: "Weisch i ess kei Banane meh, nur no Brotwürscht, Scheiss Banane, cha nie nüeme gseh". Ideenlos wie dicke Olma Bratwürste bruzelten die Gäste Spieler auf dem Rasen des Stadions vor sich hin. Während die Rappie Akteure an agile Seelöwen erinnerten, blieb den Gossauern nur die Rolle der langweiligen Rüsseltiere.

Meine kleine Famile machte sich nach 75 Minuten und dem 0:3 auf den Heimweg. Wir wollten uns vom restlichen Spiel nicht noch diesen (ansonsten) wunderschönen Tag vermiesen lassen.