Donnerstag, Oktober 30, 2008

"Stadt der Liebe" vs. "Olma-Stadt"! Der Interview-Battle

Gibt man bei googlefight.com, die Begriffe FC St.Gallen und FC Gossau ein, dann ist das Resultat für den kleineren Verein vernichtend 192'000 : 67'200 Einträgen im Internet. Wenn nur die Städtenamen eingegeben werden, ist das Verhältnis gar noch krasser. Doch wie sieht es ausserhalb des globlen Netz aus? Was sind die Unterschiede zwischen Gossau und St.Gallen? Wo hat die kleinere Stadt vielleicht gar Vorteile?

Wer könnte diese Fragen besser beantworten, als zwei Personen die bereits beide Städte als Wohnort kennenlernten. Dazu habe ich ihnen einige Fragen gestellt, rsp. Stichwörter geliefert. Der eine gebürtiger St.Galler (SG) und fast immer an den Spielen der Espen anzutreffen, der andere gebürtiger Gossauer (G) und Allesfahrer des FC G.

"Stadt der Liebe vs."Olma Stadt"

Begriffe die euch zu Gossau einfallen:
SG:
Agglo, dörflicher Charakter (jeder kennt jeden), PiWi, BBC, Verkehr, Chläusler

G:
Schulzeit, Jugend, erster Rausch, Bünzlipolitik, Stau, gute Freunde, Piwi bis Ende der 90er, Halfpipe, de Hirsche


Begriffe die euch zu St. Gallen einfallen
SG:
Heimat, Kantonshauptstadt, Zentrum der Ostschweiz, Espenmoos, Schüga, OLMA, FCSG, Bratwurst, OpenAir, Kloster, Weihern, Altstadt, Vadian, viel Grün - viele Naherholungsgebiete

G:
Jetziger Wohnort, Stiftsbezirk, "Zentrumsrolle", Weiheren, Altstadt, "offenere Gesellschaft" (heisst nicht mehr so kleinkariert wie in Gossau), Openair, Kugl, RAUCHVERBOT :-)


Vorteile Stadt St.Gallen gegenüber Gossau?:
SG:
Zentral gelegen, Urban, anonymer (kann sowohl vor, als auch Nachteil sein), vielfältiger

Vorteil Stadt Gossau gegenüber St.Gallen?
G:
Die Steuern...
und man kennt sich eher (was man aber auch als Nachteil bezeichnen kann, halt situativ)


Stichwort stadtbekannte Politiker-Orginale. Taxi Bruno alias Taxi Tubel oder Albert Nufer, wenn favorisiert ihr?
SG:
Also Bruno kenn ich hauptsächlich als Taxifahrer, als Politiker weniger. Aber was ich so gehört habe sollte er besser das machen was er kann - Taxi fahren. Albert Nufer ist ein St. Galler Original. Er hat regelmässig auch von politisch anders gesinnten Stimmen bekommen. Ich favorisiere klar Nufer.

G:
Da geh ich mit dem Interviewbattlegegenüber (auch wenn ich seine Antwort nicht niedergeschrieben sehe) definitiv einig! :-)


Fanszene FC Gossau,eure Meinung?:
SG:
Besteht praktisch ausschliesslich aus Kollegen von mir. Der "Boom" begann mit dem Aufstieg in die NLB. Die heutigen Fans fuhren bis vor ca. 1,5 Jahren noch zu anderen Vereinen, aus verschiedenen Gründen machen sie das nun nicht mehr.
Mittlerweile hat sich die Szene aber etabliert und darf als "klein aber fein" bezeichnet werden.

G:
Hat sich aus verschiedenen Umständen gebildet. Ein Grossteil hatte wohl schlicht die Schnauze voll von "Events", katastrophalen Vereinshymnen, totaler Überbordung der Werbe- und "Heinzwichtig" Aktivitäten inklusive der "was man alles beim Fussball nicht mehr darf" und "was alles böse ist" Lügereien. Da einige die ersten Fussballerlebnisse
beim FCG hatten und der Verein durchaus wieder Unterstützung verdient hat (Mannschaft und Vereinsführung) bot es sich natürlich an,wieder zum (wenigstens teilweise) ehrlichen Fussball zu fahren.

Fanszene FC St.Gallen, was denkt ihr darüber?:
SG:
Die Fanszene des FCSG ist meiner Meinung nach einzigartig in der Schweiz. Schon im Espemmoos konnte sich die Zuschauerzahl in der NLA durchaus sehen lassen und mit denen der "Grossstadtvereinen" aus Zürich und so messen. Aber trotz dem Abstieg konnte das hohe Niveau sogar noch gesteigert werden. Im NSSG sind regelmässig über weit 10'000 Zuschauer bei den Heimspielen und die Auswärtsfahrten machen die Auswärts- zu Heimspielen. Nicht nur die Stadt St. Gallen, sondern die ganze Ostschweiz steht hinter dem FCSG und so kommt St. Gallen auch in dieser Hinsicht seiner Zentrumsfunktion nach. Der typische Zuschauer reicht vom Sitzplatz-Bier-und-Bratwurst-und-ich-hätte-es-besser-gekonnt-Fan, über Teenies mit Kaputzenpulli, über Kutten bis zu den Ultras hinter dem Tor.

G:
Haben einige dufte Typen am Start, teils Freunde von mir - aber teilweise auch echte Idioten. Und genau diese verleihen "grünweiss" teilweise einfach diesen Beigeschmack, welchen St.Gallen nicht bräuchte...


Tipp für Sonntag:
SG
Ich tippe auf einen Sieg des FCSG. Auf die Höhe möchte ich mich aber nicht festlegen. Ich denke es kommt auf die ersten Minuten des Spiels an, ob es eine Zitterpartie oder eine klare Sache wird.

G:
1:1 (Voll optimistisch. Hab den letzten Sonntag aus meinem Gedächtnis gestrichen (a.d.R. 0:5 in Schaffhausen!)

Mittwoch, Oktober 29, 2008

Ist Gossau Grün-Weiss?

Beim Velo Abstellplatz am Gossauer Bahnhof ist ein grosses FC SG an die Wand gesprayt, und es ist dies nicht das einzige seiner Art, in der 18'000 Einwohner Gemeinde. Morgens, wenn die Gossauer mit dem Auto zur Arbeit fahren, sieht man vielfach grün-weisse Wimpel an den Rückspiegeln hängen. Am Spieltag, pilgern viele Gossauer mit FC St.Gallen Schal Richtung Westen der Gallus Stadt. Einige Leute, die manchmal etwas mehr, als nur ihr Herzblut für den FC SG in die Waagschale werfen, haben ihren Ursprung ebenfalls in Gossau. Wenn man an der OLMA am lokalen Bierstand erzählt, dass heute noch ein wichtiges Cup Spiel ansteht, kommt die neugierige Frage:"Gegen wenn spielt denn der FC St.Gallen?" Die Kinder in Gossauer Schulen tragen im Turnuntericht grün-weiss gestreifte Trikots, keine blau-weissen. Ehemalige Klassenkameraden haben ihre Dauerkarte seit Jahr und Tag in der St.Galler Südkurve oder jetzt im Espenblock, und nicht auf der Holztribüne des Gemeindesportplatz. Selbst viele Leute die oft zum FC Gossau fahren, würden ein paralleles St.Gallen Spiel immer vorziehen.

Ist Gossau also eigentlich völlig FC St.Gallen? Ist die Stadt nicht nur raumplanerisch bereits total mit der Ostschweizer Metropole verwachsen? Was ist noch FC Gossau in der Stadt im Fürstenland? Manchmal fühlt man sich als Anhänger der Blau-Weissen tatsächlich, wie die unbeugsamen Gallier im riesigen Grünen Reich. Hätte die Vereinsführung nicht vor ein paar Jahren, die schöne Idee gehabt, alle Junioren mit FC G Trainer auszurüsten, würde wahrscheinlich im Gossauer Alltag kaum etwas an den lokalen Verein erinnern.

Wie wird es am Sonntag werden? Der Gossauer an und für sich, ist ein Lokalpatriot. Er liebt sein Stadtbühler Bier, sein Bahnhof an dem fast jeder Zug hält, und er hasst das alltägliche Feierabend Verkehrs Chaos in seinem "Dorf".
Werden am Sonntag deshalb wieder Leute, die man sonst eher mit Bier und Bratwurst im neuen St.Galler Stadion sieht, ihre Hände in die Höhe reissen, bei einem allfälligen Gossauer Treffer. Solche Szenen gab es im letzten Oktober beim überraschenden Cup Aus der Espen, als der FC Gossau nicht ganz unbeteiligt daran war.

Eins scheint klar, was auch immer am Tag nach Allerheiligen geschehen wird. Ändern wird sich nicht viel. Die Gossauer werden weiterhin mehrheitlich die Spiele des FC St.Gallen besuchen. Es werden sich alle 2 Wochen die selben 600 Zuschauer wie bis anhin zum Gemeindesportplatz aufmachen. 5-6 Leute (wenns hoch kommt) werden Fahnen schwingen, und ihre Hingabe zur "Stadt der Liebe" bekunden. FC G Legende Franz Sebastian Vicenz Maria Keel wird im Clubheim in Ruhe sein Bier trinken. Darko Damjanovic wird sich über den nörgelden Zuschauer hinter seinem Tor aufregen. Der FC Gossau wird die ganze Saison nicht mehr „Ausverkauft“ melden können, keine Tickets werden auf Ricardo feilgebeton, und im Gästeblock wird dann wieder meist Tristesse herrschen.

Eins wäre trotzdem schön, wenn Gossau auch in vieler Hinsicht Grün-Weiss ist. Bei einem Sieg am Sonntag steht die Stadt, zumindest für einen Tag, wieder ganz im Zeichen von Blau und Weiss. Wie einst in den Neunzigerjahren, beim letzten meisterschaftlichen Aufeinandertreffen in Gossau.

Vielleicht erinnern sich einige daran...

Montag, Oktober 27, 2008

FC Schaffhausen : FC Gossau 5:0

(Spielminute 92. Ratlosigkeit nicht nur auf dem Feld)
NLB
Stadion Ebnet
850 Zuschauer

Viktor Röthlin war nicht am Start, der Luzern Marathon ist aber trotzdem stark mit dem Namen des bekanntesten Schweizer Läufer verbunden. Der Innerschweizer ist die Werbefigur des 42,195km Rennens in der Leuchtenstadt.
Zu kurz liegt Olympia zurück, deshalb nahm der WM-Dritte den Lauf selber nicht auf sich, zudem ist der Lucerne Marathon speziell auf Amateur Sportler ausgerichtet. Man verzichtet bewusst auf teure Läuferimporte aus Afrika oder sonstwo her. Da es auch keine besonders schnelle Strecke ist, würde eine Rekordjagd auch keinen Sinn machen

Faszinierend wie Röthlin trotzdem als Zuschauer, die Läufer enthuisastisch anfeuerte und abklatschte. Dieser Mann muss eine unglaubliche Liebe zu seinem Sport haben. Vielen Teilnehmern gaben diese Motivations-Aktionen von der Schweizer Marathon Ikone, vielleicht den letzten Kick, um nochmals alle Kräfte zu sammeln, für die zweiten 21,1km. Nochmals hoch die Steigung nach St.Niklausen, dann hinunter nach Horw und dann kämpfend über Kriens hinaus, eintauchend in die grossen Zuschauermassen der Luzerner Innenstadt.

Viktor Röthlin preist auf vicsystem.ch (was für ein lustiger Name), seine Trainingmethoden an. Für nicht ganz unbescheidene 150.-- CHF kann man sich einen Trainingplan ausstellen lassen. Auf solche ausgeklügelten Trainingsmethoden verzichte ich persönlich gänzlich. Trotzdem absolvierte ich einen wunderbaren Lauf, und verpasste mit 3h 19 Sekunden nur ganz knapp meine persönliche Bestleistung.
Während des Laufs sah man das Stadion Kleinfeld des SC Kriens. Wie schön es doch wäre, wenn der FC Gossau heute gegen den FC Schaffhausen, eine ähnliche Leistung abrufen könnte, wie vor einem Jahr, dachte ich mir beim vorbeirennen. Damals gewannen die Fürstenländer
überraschend 2:0 in der Innerschweiz.

Während mein Marathon Kollege aus Meierskappel, mit grossem Eifer noch jede Treppe zu umgehen versuchte, ging es mir nachdem Marathon eigentlich schon wieder richtig gut, und es zog mich Richtung Schaffhausen. Da unser FC G Supporter aus Appenzell, ebenfalls zu den sportlichen Menschen zählt, leider aber verletzungsbedingt kurzfristig den Lauf absagen musste, stellte er sich trotzdem alles Unterstützer an der Laufstrecke, und als Fahrdienst nach Schaffhausen zur Verfügung. (Nochmals grossen Dank)
So gings im Eiltempo und mit stetem Blick auf den SMS Totomat Richtung Munot Stadt. Bis kurz vor Zürich war noch alles in Ordnung, dann kam die Meldung "1:0 für Schaffhausen". Ein ungutes Gefühl beschlich fortan meine müden Knochen. In Schaffhausen war die Freude erstmal gross. Regula die beste "Getränkeverkäuferin" der NLB war vor Ort, und sogar noch ausgerüstet mit einem Gossau Schal. Doch, das wars dann auch mit schönen Gefühlen für den heutigen Tag. Sang und klanglos und völlig diskussionslos verloren die Gossauer mit 0:5. Das einzige Highlight aus Gossauer Sicht war, dass der ehemalige Topskorer Safet Etemi nach seinem Treffer auf einen Torjubel verzichtete. Ansonsten war das ganze ziemlich erschreckend, einzig Thomas Knöpfel schoss einmal aufs Tor. Optimismus oder Durchschlagkraft im gegnerischen Strafraum sind nicht vorhanden, und im Gegensatz zur letzten Saison, brennt es auch im eigenen Sechzehner meist lichterloh. Ehrlich gesagt ist mir jetzt schon Angst und Bange vor dem nächsten, nicht ganz unwichtigen, Spiel in Gossau.

Viktor Röthlin hat eine schier wahnsinnige Hingabe zu seinem Sport. Man kann davon halten was man will. Es wäre allerdings von Nöten, dass einige Leute beim FC Gossau auch wieder ihre Liebe zum Fussball entdecken würden, und sich nicht von irgendwelchen anderen Sachen ablenken liesen. 6591 Läuferinnen und Läufer nahmen am Luzerner Marathon und Halbmarathon teil. Fröhliche Gesichter, die Gewissheit im Ziel das Letze aus sich herausgeholt zu haben, Freude am gemeinschaftlichen Erlebnis, Freude am Sport. All diese Dinge habe ich bei der Mannschaft des FC Gossau an diesem Sonntag nicht gesehen.

Der Spielplan meint es allerdings gut mit den Gossauer Spielern. Ein Sieg am nächsten Sonntag, und all die desaströsen Leistungen der letzen Wochen sind vergeben und vergessen. Doch für solch ein Erfolgserlebnis ist ein grosser Kraftakt nötig, da würde gar ein abklatschender und motivierender Vikor Röthlin in der Kabine, alleine nicht reichen.

Mittwoch, Oktober 22, 2008

Es gibt solche Tage...

06.18h der Handy-Wecker ertönt. Wunderbar, ich fühl mich kränklich, Halsweh, Schluckweh, einfach richtig unwohl. So jetzt kurz Duschen, dann um 06.30h die Wiederholung von Sport Aktuell anschauen, gestern ging ich früh Schlafen (siehe oben, Unwohlsein). Gegen wenn wohl der FC Gossau spielt? Mein Handy vibriert einmal, zweimal, dreimal, viermal, fünfmal. Mir schwant Böses, also wird es wohl gegen YB gehen. Gut kennt man da keinen, gut ist man mit keinen von denen befreundet. Ohne das ich eines der SMS gelesen habe, laufe ich wie ferngesteuert Richtung TV Gerät. Tatsächlich verkündet Rainer Maria Salzgeber im breiten Walliser Dialekt "entwider spiele dr'Young Boys oder dr FC Alle gege Gossau". Na toll...

So, aber nicht aufgeben der Tag kann ja nur noch besser werden. Jetzt im Auto ein bisschen Udo hören, und alles wird gut. "Ich bin gerast durch dieses Leben, bin geflogen aus den Kurven...krzsazerzaszeferjtjas" und Aus. Ich sollte mal den verdammten CD Player ersetzen! Dafür läuft jetzt die neue Gölä Single auf DRS 3! DANKE GOTT! Das ist wie man Diego Maradona spielen sehen will, und dafür läuft Reto Zanni auf. Im Büro erfährt man, die Mitarbeiterin ist krank, die ganze Arbeit bleibt also bei mir hängen. Natürlich heute der Teufel los, aber war ja klar.

Irgendwann geht auch dieser Tag vorbei. Beim Hauseingang sind die Handwerker beschäftigt, die Kellertüre steht offen. Genau in dem Moment als ich Eintreten will geht die Türe zu...Super, Schlüssel natürlich am Mittag zuhause vergessen. In einer akrobatischen Aktion, schmunzelnd beobachtet von mehreren umstehenden Leuten, betätige ich irgendwie die Haustürklingel, ohne den neu gemachten Boden des Hauseingangs zu berühren. Gut, ist meine Frau zuhause.

Nun, nur noch zum Lauftraining und der Tag ist rum. Was ist denn da los? Fernsehkamera, ein Auto mit St.Galler Tagblatt Aufschrift, dazu die allseits bekannten Gesichter der Lokalpresse. Motto "Bewegen und Begegnen",die Regierungspräsidentin gibt sich am Lauftreff die Ehre. Sie ist mir symphatisch, ganz klar. Doch heute fehlt mir der Nerv, für Reden. Gottseidank hält sie sich, für Politiker Verhältnisse, ziemlich kurz. Ich fühl mich trotzdem wie ein Rennpferd in der Startbox, will nur noch laufen.
"Werner chunsch au mit üs, a chum?" sage ich zu einem Vereinskollegen. "Nei, du hüt gangi mol mit dä andere", entgegnet er. "Schad Werner" meine ich. Ein anderer kommt hinzu "Ah chom Hans". Hans???ach ja genau. Ziemlich peinlich, Name verwechselt, und auch noch einige Male so richtig kräftig betont. Gut ist es schon ziemlich dunkel, und das Kameralicht auf das Regierungs Mitglied gerichtet, so sieht man meinen roten Kopf nicht.
So jetzt Laufen, Laufen, Laufen. Auf einmal, auf dem Boden ein dunkler Streifen. Ich denke mir nichts dabei, frage aber trotzdem mal die anderen, was das wohl sei auf der Strasse? "Ach das, das sei nur "Gülle", aber gut das ich noch schön dieser Spur nach Laufe" antwortet ein Laufkollege lachend.

Ich bin bedient, verzichte auf den offerierten Apero der Politikerin und gehe nach Hause. Endlich Duschen. Mein Frau sagt, sie habe heute einen neuen Duschkopf gekauft, der sei extrem wassersparend. Gut denke ich, eine Frau die mitstudiert, und umweltbewusst ist. Da hat man gut geheiratet, ein imaginäres auf die eigene Schulter klopfen. Doch welch Entsetzen unter der Dusche! Wo bin ich? Moskau? Tel Aviv? Neapel? Madrid? Kein Wasserdruck! Das Teil erzeugt keinen Druck. Der wohl beste Grund, überhaupt in der Schweiz zu wohnen und zu leben, ist mit einem Mal zunichte gemacht. Der geliebte Wasserdruck, ist durch ein mühsames Tröpfeln ersetzt worden.

Was kann jetzt noch folgen? Schon den ganzen Tag freue ich mich auf die letzten Seiten von Tim Park's Bestseller "Stille". Ich liege entspannt im Bett, und verschlinge die Sätze. Was wohl mit dem alten Nazi passiert ist? Wurde er umgebracht? Was macht Cleavers Sohn im Südtirol? Und überhaupt und sowieso? Die Seiten werden immer weniger! Als ich beim letzten Satz angekommen bin, schaue ich verzweifelt, ob nicht noch mehr folgen müssten. Man erfährt nicht wieso der alte Nazi gestorben ist, aber das ist nicht schlimm. Bedauernswert ist überhaupt, dass dieses Buch enden musste, wie immer beim unaufhaltbaren Ende einer guten Geschichte, empfindet man eine gewisse Trauer. Doch gute Bücher müssen wohl an solchen Tagen enden...

Dienstag, Oktober 21, 2008

Hätte jetzt nicht sein müssen...

Was man schon oft befürchtete ist nun eingetroffen...

Übrigens Info an die YB Fans (wird ja bei euch im Forum heiss diskutiert).
Ich vermute das Spiel wird am Sonntag um 14.30 sein. St.Gallen trägt sein Heimspiel
gegen Locarno ziemlich sicher am Samstag aus, und irgendwann anfang Saison hiess es mal,
dass Gossau die Heimspiele nie am gleichen Tag austragen wird. Hoffe mal für euch, dass Sion U-21 : YB II am Samstag sein wird...

Etwas positves hat das Ganze, ein paar YB Fans kennen schon den Weg zum Bierstand beim Gemeindesportplatz Gossau...

PS: Langsam habe ich übrigens das Gefühl Vladimir Petkovic verfolgt uns. Letze Saison 3 x mit Bellinzona gegen Gossau, und jetzt schon wieder, obwohl er mittlerweile eine Liga höher trainiert.

Sonntag, Oktober 19, 2008

FC Seefeld : FC Gossau 1:3



Sporplatz Lengg (Zürich)
400 Zuschauer

Schweizer Cup
1/16 Final

Vor einigen Tagen nahmen wir noch den Aufstieg zur Athener Festung Akropolis auf uns. Diese Wanderung verlangte von einem eher lauffaulen Exponenten der Gossauer Fangruppe bereits einen sportlichen Exploit ab. Er hätte sich wohl nicht erträumen lassen, dass er in der selben Woche, nach der Erklimmung des höchsten Punkt der griechischen Hauptstadt, einen noch anstrengenderen Aufstieg vor sich haben würde.

Vom Bahnhof Tiefenbrunnen führt eine sehr steile Strasse hinauf zum Sportplatz Lengg. Gegen diesen Anstieg nützten bei einigen Personen auch die "Elektrolytgetränke" nichts, die man Mittags an der Olma noch zu sich genommen hatte. Da pfiff der eine oder andere definitiv aus dem letzten Loch. Oben angekommen, waren wir dann doch ein wenig überrascht, von den nicht ganz unbescheidenen Eintrittspreisen von 20 Franken. Wobei man für die Verantwortlichen des FC Seefeld durchaus Verständnis aufbringen muss. In der Bankenhauptstadt Zürich zählt im Moment halt jeder Franken im Portemonnaie. Allerdings war beim 2.Ligisten nicht nur wegen der zusätzlichen Einnahme gute Laune angesagt. Im Vorfeld konnten die Seefelder, nach der gewonnen Cup Partie gegen den FC Winterthur, durchaus mit Optimismus auf das Spiel gegen den FC Gossau schauen. Ein Blick in das VIP Zelt unterstrich diese Einschätzung, der Champagner war jedenfalls schon mal Kalt gestellt. Herrliches Wetter, der extrem kleine Platz (einige nahmen das Wort "Schulwiese" in den Mund), und die 400 Zuschauer garantierten jedenfalls einen spannenden Cup Nachmittag.

Da auf der Lengg keine Banden vorhanden sind, wurde der Platz mit Klebebändern der Stadt Zürich eingezäunt. "Sicherheit und Sauberkeit" stand da drauf, und auf Sicherheit waren beide Mannschaften in den ersten 45 Minuten ebenfalls bedacht. Da Spiel zog sich ziemlich ereignislos dahin, und ein wirklicher Klassenunterschied war nicht zu erkennen. Vor etwa eineinhalb Jahren spielte der FC Gossau in der Meisterschaft gegen den FC Seefeld. Bei diesem Aufeinandertreffen sah es zur Pause für die Fürstenländer ebenfalls suboptimal aus. Damals hielt Trainer Vlado Nogic eine Kabinenpredigt, die einem beim Halbzeit WC Gang fast den Urin gefrieren liess. Die Wände erzitterten. Ob es auch dieses Mal eine ähnliche Ansprache gab weiss ich nicht. Jedenfalls kam der FC Gossau nun besser in Fahrt, und durch den quirligen Neuzugang Fabio Digenti zum Führungstreffer. Leider war es aber nichts mit dem ungefährdeten Sieg. Die Seefelder kamen nur wenig später, durch einen Spieler mit dem unvergleichlichen Namen Mike Schnekenburger, zum 1:1 Ausgleich. Tosender Applaus und geschockte Gesichter auf der kleinen Zuschauerrampe. Doch Fabio Klingler hatte ein Einsehen, und erlöste den Gossauer Anhang in der 80. Minute mit dem 2:1. Nun durfte noch ein wenig Gezittert werden, bis Misura kurz vor Schluss mit dem 3:1 für die endgültige Entscheidung gegen die kampfstarken Zürcher sorgte.

Nicht euphorisch, aber durchaus erleichtert verliessen wir die Sportanlage Lengg. Der eine oder andere, war zusätzlich begeistert, dass nun eine Wanderung zum Zürisee hinunter folgte, und kein Marsch den Berg hoch.
Nun darf man gespannt auf die Auslosung des Achtelfinal warten, wenn sich der Trend der ersten beiden Runden fortsetzt (Thalwil und Seefeld) dürfte es nun wohl gegen GC oder den FC Zürich gehen.


Donnerstag, Oktober 16, 2008

Griechenland : Schweiz 1:2



WM Qualifikation
Karaiskakis, Piräus
30'000 Zuschauer

Das Erreichen des 30.Lebensjahr, ruft bei einigen Leuten so etwas wie eine verfrühte Midlife-Crisis hervor. Dreissig ist halt so ein Alter, wo man definitiv nicht mehr als Jungspund durchgeht. Das Zeigen des Ausweises vor der Discothek ist genauso wenig von Nöten, wie selbiges beim Erwerb von Alkohol im Coop oder Denner. Die ersten Falten oder grauen Haare veraten nämlich definitv, dass man nicht erst in den Neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts geboren wurde. Es heisst auch nicht mehr "ah du bisch 29", wenn jemand nach dem Alter fragt, nein es heisst "wa du bisch scho 30". Deshalb Feiern auch viele Leute ihren 30.Geburtstag nicht so richtig. Es gibt Kollegen, die flüchteten am besagten Tag schon mal auf hohe Berge, weil sie da keinen Handy Empfang hatten. Ich trat hingegen die Flucht nach vorne an, und reiste mit einigen Kollegen in die griechische Hauptstadt. Jetzt nicht wegen dem Geburtstag, weil der ist mir nicht so wichtig (das meine ich übrigens Ernst, und schreibe ich nicht nur, weil ich gerade Dreissig wurde). Jedenfalls ergab es sich, dass just 30 Jahre nach meiner Niederkunft auf einem Planeten Namens Erde, die Schweizer Nationalmannschaft ein kapitales Auswärtsspiel in Piräus austragen musste.

Athen und Piräus grenzen direkt aneinander, und zusammen haben die beiden Städte 3,5 Millionen Einwohner. In Piräus befindet sich der historische Hafen der griechischen Hauptstadt Athen und auch das Stadion Karaiskakis, indem Olympiakos Piräus seine Heimspiele bestreitet. Da wir am Vortag bereits die touristischen Höhepunkte von Athen auf dem Programm hatten, beschlossen wir am Spieltag schon frühzeitig mit der U-Bahn in die Hafenstadt zu fahren. Dort konnte man sich wieder mal überzeugen, was aus Sportstätten nach Olympischen Spielen (Athen 2004) geschieht. Nämlich gar nichts. Schon ein Wahnsinn, wenn man das riesige Hafengelände abschreitet, und alles sieht kilometerlang trist aus, ab und zu gibt es wieder mal einen Hinweis auf die Olympiade, oder ein leerstehende und vor sich hin vegetierende Beach Volleyballstadion.


Irgendwann gab es dann doch wieder erste Anzeichen von Zivilisation, und dies nützten wir gleich für ein ausgiebiges Mittagessen. Die Angestellten liess uns allerdings im menschenleeren Lokal einige Zeit warten, rsp. nahmen uns erst gar nicht zur Kenntnis. Nach 10 Minuten fragten wir nach dem Grund für den überaus prompten Service? Worauf uns der Kellner auf die rot-weissen Trikots hinwies, die einige von uns trugen. Er dachte, wir seien Olympiakos Piräus Fans, und diese hätte er nicht bedient. Er wollte mal abwarten was dann so passieren würde. Doch bei uns Schweizern sehe das natürlich anderes aus, wir seien Freunde.

Nach der Stärkung mit Souvlaki, einigen schönen Mythos Bier, und diversen Ouzos zogen wir weiter, irgendwas musste diese Stadt doch zu bieten haben? Nach weiteren, ziemlich ereignislosen Kilometern, sahen wir endlich etwas, das wie ein richtiger Bootshafen ausschaute. Der Gesamtwert der Jachten, die da standen, hätte wohl locker das Bruttosozialprodukt eines mittelgrossen, westafrikanischen Landes ausgemacht. Unser Auftauchen sorgte deshalb für hektische Betriebsamkeit beim Sicherheitsdienst dieses Luxus Hafen. Die Security Typen, waren sehr erleichtert, als unsere Gruppe nach einiger Zeit das Gelände verliess, und bis auf die äusserst schmucken Toiletten, wurde von uns "ach so assozialen" Fussballfans nicht einmal etwas beschmutzt.
Nach unserer ziemlich erfolglosen touristischen Exkursion machten wir uns dann langsam zum Stadion auf. In einem Park davor, stimmten wir uns auf das Spiel ein. Dort nahm ich auch dankend, und zu Tränen gerührt, ein fantastisches Geburtstagsgeschenk von Kollegen an, die erst kurz vor dem Spiel in Griechenland eintrafen. Sage und schreibe 30 Tüten gesalzene Sonnenblumenkernen! Was sind schon 30 Kerzen auf einer Schwarzwälder Kirschtorte, gegen so ein Präsent? Die lokale Köstlichkeit wurde, zwecks Überfluss, auch fleissig an anwesende griechische Kinder und Rentner weiter verschenkt. Nur ein ziemlich, verwirrter und sichtlich drogenberauschter Kerl, hätte lieber ein Bier von uns gehabt, als einige dieser Sonnenblumenkernen. Der Typ war halb Grieche, halb Deutscher, und ging uns mit seinem Geschwaffel ziemlich auf die Nerven. Als sein Wunsch nach Bier nicht in Erfüllung ging, beschimpfte er uns mit den lustigen Worten "Ich bin deutscher Pazifist, aber euch Schweizer mag ich überhaupt nicht".

Doch deutsche Pazifisten mit glasigen Augen hin oder her, der Höhepunkt des Tages folgte natürlich noch. Das sogenannte 6-Punkte Spiel für die Schweizer Nati lockte 29'400 Griechen ins Stadion, und auch 600 Schweizer. Es hätte allerdings durchaus mehr Platz gehabt im Gästesektor. Was den Umstand, dass nur diese geringe Anzahl an Karten in die Schweiz gingen, noch unverständlicher erscheinen lässt. Das Spiel ging los, und ziemlich früh schoss die Schweiz den Führungstreffer. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich schon ein paar griechische Fans, am Rande des Gästesektors eingefunden. Einge von ihnen hatten schlichtweg null Interesse am Fussballspiel, dafür hatten sie ihr Hauptaugenmerk auf den Schweizer Anhang gerichtet. Daraus entwickelten sich diverse amüsante Spielchen. -Grieche wirft Wasserflasche Richtung Gästesektor. Wasserflasche nimmt ihren Weg zurück. -Grieche will Wasserflasche werfen. Schweizer Fans sehen das, zeigen auf besagten Herrn. Der Grieche schaut ungschuldig. -Security Typ entledigt sich seiner Weste und baut sich martialisch vor Schweizer Anhänger auf. Der warnende Zeigfinger der Schweizer Fans, ob er den seinen Job loswerden wolle, engegnet er lakonisch mit den Worten"My Problem". -Laser Pointer werden auf Schweizer Fans gerichtet, echt mühsam, man kann das Alex Frei nachfühlen.

Ich will nichts Schönreden, es gab auch eine verletzte Person im Schweizer Sektor. Trotzdem verlief das Ganze eigentlich doch in einem normalen Rahmen. Es kamen auch nicht Fackeln oder Farbeimer geflogen wie beim legendären WM Barrage Spiel in der Türkei, sondern eben "nur" kleine Wasserflaschen und sonstiger Krimskram. Das alles konnte eh nicht abklenken von der cleveren Leistung der Schweizer Nati, und den verdienten 3 Punkten, die man aus Piräus mitnehmen konnte. Die Stimmung im Auswärtssektor war zudem für Nationalmannschafts Verhältnisse sehr gut.

Die etwa 45minütige Blocksperre nach dem Spiel nützte man zum fröhlichen Weitersingen. Leider waren einige im Auswärtssektor intellektuell überfordert, als der alte Gassenhauer "Griechischer Wein" angestimmt wurde, aber seis drum, hat trotzdem Spass gemacht. Ausserdem bleibt ein 30. Geburtstag wohl ewig in Erinnerung, wenn einem von 600 Leuten noch ein "Happy Birthday" dargebracht wird, zudem gab es ja noch weitere Geschenke. Die 3 Punkte von der Mannschaft, die Sonnenblumenkerne, und nicht zu vergessen, diverse Wasserflaschen von griechischen Fans.

Die Nacht war aber noch lange nicht zu Ende. Eine grössere Gruppe von lustigen Leuten, versammelte sich bei einem kleinen Kiosk, direkt bei unserem Hostel. Der Inhaber traute seinen Augen nicht, als er wohl seinen Monatsumsatz innerhalb von 20 Minuten locker getoppt hatte. Einige hätten noch die ganze Nacht vor dem Kiosk verbracht. Leider hatten die Bewohner oberhalb des Ladens etwas gegen diese Pläne einzuwenden. Zuerst flog mal ein Böller in die Richtung von uns, dann auch noch ein Stuhl, und zuletzt machte die Polizei auch noch ihre Aufwartung. Dies führte zwar zu kurzeitiger Hektik bei unsereins, doch schlussendlich war auch das halb so wild.

Ein wunderbarer Abschied von den zwanziger Jahren, und ein schöner Start in die Dreissiger. Gerne kann der 15. Oktober 2018, in ähnlicher Weise ablaufen. So machen Geburtstage Spass. Allerdings bitte das nächste Mal ohne diese verdammten Sonnenblumenkerne. Ich kann sie nicht mehr Sehen, geschweige den Essen


Learning “Low Budget” Lektion 2:

Diesmal eine Auswärtsreise mit der Schweizer Nati:

-Regional Zug nach Stuttgart (Baden Württemberg Ticket für 9 Euro pro Person)

-Billigflug von Stuttgart nach Athen (ca. 80 Franken)

-U-Bahn Tagesticket in Athen (3 Euro)

-Akropolis Besichtung Gratis anstatt 12 Euro

-Billigflug von Athen nach Mailand/Malpensa ( ca. 80 Franken)

-Regionalzug bis an die Schweizer Grenze (Gallerate-Domodossola für 8.50 Euro)

-Zug von Domodossola nach Gossau (Migros Duo Tageskarte für 27 Franken pro Person)

PS: Gut gemacht (derjenige den ich meine, was wovon ich spreche)



Samstag, Oktober 11, 2008

Schweiz : Lettland 2:1


WM-Qualifikationsspiel
St.Gallen
NSSG
18'000 Zuschauer

Glücklicher, knapper, aber verdienter Sieg der Schweizer Nationalmannschaft. Getrübt wurde das Ganze durch das typische Sitzplatz-Natipublikum und diverse Tumulte in den Sektoren. Der Stadionsprecher bat die Zuschauer, doch von ihren Sitzplätzen Gebrauch zu machen.

Einige Leute versuchten dann mit Gewalt andere Zuschauer zum Sitzen zu zwingen (notabene im "Fan Sektor" der Schweizer), unfassbar wenn im ganzen Getümmel, ein Kind auch noch mitgerissen wird, unsanft stürzt, und dementsprechend anfängt zu weinen. Selber ist man der ganzen Szenerie schon seit längerer Zeit überdrüssig, man sitzt emotionslos da, und wundert sich einfach,wenn man wieder mal nichts mehr vom Spiel sieht, weil gerade 7 Leute vom Sicherheitsdienst, jemanden vom Stehen abhalten wollen. Man fragt sich nach solchen Abenden schon, was das Ganze eigentlich soll?

Doch was will man sich darüber aufregen, eigentlich sollte man als Mensch, der sein Gehirn auch ab und zu in der Freizeit einsetzt, solche Anlässe grundsätzlich einfach meiden.

Es grüsst euch die "Nati"-Kutte

Bericht folgt...evtl.

Mittwoch, Oktober 08, 2008

Eine Legende


Wer hätte auch denken können, dass es dann so rauskommt?

Gestern Morgen hörte ich im Radio, wie der vorzügliche österreichische Kabarettist und ehemalige Box Kommentator Werner Schneyder erzählte, dass in seinen jungen Jahren eine Reise von Salzburg nach Klagenfurt, das selbe gewesen sei wie in der heutigen Zeit ein Flug nach Argentinien.

Wer hätte auch ahnen können, dass danach im Büro folgendes Mail aufblinken würde:

ich brauche mal euren rat. ich habe ja auf ende oktober gekündigt. ausserdem ist ja jetzt 2.5 wochen kein YB spiel wegen dem Cup freilos.... lange rede kurzer sinn, ich könnte mal während der saison nach südamerika (die haben ja sonst immer gleichzeitig pause)

flug für 1018 franken ab genf oder 642 euro ab frankfurt, was absolut günstig wäre. ich müsste einfach morgen fliegen, da danach die nächsten günstigen flüge erst anfang nächste woche sind... würde nach rio fliegen, dort sind ein paar brasilianische spiele, danach unter der woche Länderspiele oder nur kultur. 2. woche in buenos aires, u.a. River-Boca, dann mit den boca fans nach brasilien zu diesem südamerikanischen uefa cup und dann am DO 23.10. wieder nach hause...

was meint ihr, soll ich einfach mal fragen ob sie mich heute abend gehen lassen? sparen ja immerhin fast ein monatsgehalt?!


Wer hätte auch denken können, dass es der Junge ernst meinte, als er vor wenigen Wochen, schon davon schwärmte, wie es doch gerade passen würde mal kurz nach Südamerika zu fliegen? Und vorallem wer hätte ahnen können, dass er die Sache dann von einem auf den anderen Tag tatsächlich durchzieht? Ein Kollege forumulierte es treffend "99 von 100 Leuten hätten Jahre danach noch gejammert "weisch, ich hätti denn chönne nach südamerika goh, aber ha no müesse 3 woche schaffe."

Nachdem er erst kurz vor 18.00 das OK von seinem Arbeitgeber gekriegt hat, buchte er den Flug wenig später, und machte sich danach am folgenden Tag auf nach Südamerika. Natürlich unterrichtete er zuvor noch seine Eltern über seinen kleinen Ausflug. Das Wort Spontanität ist jedenfalls für diese Aktion schwer untertrieben, da muss unbedingt ein neues Superlativ her.

Am Tag seiner Abreise, dann ein weiteres Mail und ein Abschiedsgruss:

Programm:
Flug nach Rio
09.10. Botafogo - Vitoria
11.10. Flamengo - Atletico

15.10. Chile-Argentinien oder Paraguay-Peru

17.10. Argentinos Juniors-Huracan oder Estudiantes-Gimnasia y esgrima
18.10. Cordoba Derby
19.10. superclasico River : Boca
21.10. Estudiantes - Botafogo
22.10. Internacional-Boca
23.10. abends Rückflug von Sao Paulo aus

dazwischen wohl noch ein paar unterklassige Spiele

dazu ein paar Fragen, ev. kann mir ja jemand helfen:
- welches Spiel würdest du dort wo was zur Auswahl steht nehmen?
- ist das Programm am Schluss mit Bus machbar? oder nur mit Flug?
- Bus Rio-Asuncion-Buenos Aires, machbar?
- Flug Rio-Santiago, wo buchen, wie teuer?
- Bus Santiago-Buenos Aires sollte ja kein Probelm sein....

ansonsten, Hoteltipps in Rio und Buenos Aires?
Danke für eure Hilfe
so, ich wünsche euch!!!
tschüss zusammen


Irgendwie bleibt man da einfach nur sprachlos zurück… wirft einen sehnsüchtigen Blick gegen den Himmel, und will rufen "Flieg weit du Spinner Flieg, und Grüss mir Diego Armando " :-)

Der oben abgebildete Fussballfan hat übrigens schon einige legendäre Dinge vollbracht. Unvergessen wie er letzte Saison, zuerst mal seinen Flug von Wien nach Sofia verschlafen hat (am Flughafen notabene), dann in einer Harakiri Aktion doch noch einen Flug erwischte. Zwar war er danach im richtigen Land, aber ohne Bargeld, dass für den Flug drauf ging. Da er aber auf ein Taxi angewiesen war, kam ihm die grandiose Idee, sein Handy als Zahlungsmittel einzusetzen. Schlussendlich hatte er zwar kein Geld und kein Handy mehr, doch er war am HSV Auswärtsspiel gegen Litex Lovech.

Wer konnte damals auch ahnen, dass er sich nochmals selber übertrifft? Wobei von seiner schönsten Aktion, einem amourösen Abenteuer sondergleichen, darf man nicht berichten…leider

Top 5 der gehörten oder miterlebten Fussballfan-Geschichten aus meinem Umfeld:
(dies ist nur ein Auszug, und wahrscheintlich habe ich einiges vergessen, oder könnte es nur noch lückenhaft erzählen, aber ihr dürft die verschwiegenen Erlebnise gerne in den Kommentaren zu diesem Blog verewigen)

1) das angesprochene amuröse Abenteuer eines Kollegen nach dem DFB Pokalspiel Kickers Offenbach: Eintracht Frankfurt. (ach ja, es handelte sich NICHT um käufliche Erotik, nur das niemand auf falsche Gedanken kommt)
2) die obige Südamerika Story
2) die Handy Geschichte von Bulgarien
3) Auswärtsspiel SV Werder Bremen : FC Bayern München. Freitag Nacht ging es los, vom Allgäu aus mit dem Fanbus Richtung hohen Norden. Ein Kollege verzichtete auf jeglichen Schlaf, und widmete seine Zeit lieber dem Genuss von alkoholhaltigen Getränken und dem Tanzen zu Schlagermusik.
Ergebnis: fünf Minuten vor Spiel ruft er mich an, was folgenden Dialog zur Folge hatte. Er. "Wo bisch?" Ich: "jo im Stadion, s'spiel fangt grad a!" Er: "Was füre Spiel?"
Das selbe Fan-Orginal schaffte es auch einmal, seinerzeit im Olympiastadion München, in der 45 Minute das Stadion zu verlassen, mit der merkwürdigen Begründung "wa sölli no do, s'spiel isch jo fertig"
4)Die Schreckensminuten von Glasgow! Celtic Glasgow : FC Bayern München. Das 0:0 wird in einer Glasgower Disco zu lange gefeiert. Dadurch Flug um ein Haar verpasst, Sprint zum Bahnhof "Where is the station?, Where ist the station?, Einheimische zeigen uns rennend den Weg, Gepäck liegt wahrscheinlich heute noch verstreut auf schottischen Strassen…
5)Ebenfalls ein Erlebnis aus der schottischen Hauptstadt. Nach einem grandiosen Sieg der Schweizer Nationalelf über Schottland, wird an einer Studentenparty gefeiert. Die frohe Stimmung wird getrübt als ein Kollege urplötzlich hinaus komplimentiert wird. Als wir wenig später die Lokalität verlassen, befindet sich der Kollege im körperlichen Zweikampf mit dem Türsteher. Lags an der hübschen Freundin des Security Typen? Die Gründe sind bis heute schleierhaft….

Dienstag, Oktober 07, 2008

FC Thun : FC Gossau 4:1

NLB
Stadion Lachen
2'800 Zuschauer

Fussball am Montag Abend, dazu noch Auswärts, und auch noch im Berner Oberland. Was auf den ersten Blick erschreckend ist, löste bei uns Begeisterung uns.
Wie kann die Woche schöner beginnen, als mit ein paar Freunden mit dem Zug durch die Schweiz zu reisen, dazu in Bern auf weitere sehr symphatische und legendäre Zeitgenossen zu treffen, und dann die Mannschaft zu unterstützen. Dazu kommen noch die eifersüchtigen Blicke der anderen, vom Arbeitsalltag gestressten Zugreisenden auf unsere fröhliche Runde.

In Thun hatten sie jedoch nicht mit einer zahlenmässig, grossen Gästeschar gerechnet. Deshalb machte man den Auswärtssektor schon mal gar nicht auf. Dafür sperrten sie mit einem Plastikband, einen kleinen Raum innerhalb des Thuner Familien Sektor für uns ab. Diese Aktion stiess bei uns aber auf wenig Gegenliebe. Erstens fingen schon nach wenigen Minuten die Diskussionen mit heimischen Zuschauern wegen unserer Fahnen an, und zweitens die Sicht, von dem uns zugewiesenen „Sektörchen“ im Stadion, war gelinde gesagt äusserst beschissen. Dank dem Engagment von Felix Widmer (nochmals ein Dank), und dem dann doch spontanen Entgegenkommen der Thuner Verantwortlichen, durften wir aber vor Spielbeginn doch noch in den Gästesektor wechseln. Sogar für Getränkenachschub wurde gesorgt. Der Umsatz dürfte die Leute derart begeistert haben, dass fortan ein Angestellter öfters bei uns vorbeischaute, und sein Sortiment in der Folge auch erweiterte.

Um 20.10 startete dann dieses Star TV Live Spiel der „Dosenbach Challenge League“, oder wie man vor ein paar Jahren wohl noch gesagt hätte, eine stinknormales NLB Partie zwischen einem Aufstiegsaspiranten und einem Abstiegskandidaten. Klar könnte ich jetzt schreiben, wie unfassbar es doch ist, dass der ehemalige Champions League Teilnehmer Thun nun auf den FC Gossau trifft, der vor etwas mehr als zwei Jahren noch in der 2.Liga Interregional am Werk war. Doch dieser Vergleich wurde in den Medien schon genug breit getreten, und nach wenigen Minuten war das Ganze wie man so schön sagt, sowieso schon reine Makulatur. In der zwölften Minute hiess es nämlich bereits 1:0 für den Heimclub, und jetzt mussten die Gossauer etwas machen, was ihnen nicht wirklich liegt, nämlich unbedingt ein Tor schiessen. Trainer Vlado Nogic war wohl der Meinung, dass der beste Weg dazu, die Herausnahme von Marcel Zaugg sei. Dies passte Zaugg aber gar nicht, wie man am Folgetag im St.Galler Tagblat nachlesen konnte, kam es gar zu einer Konfrontation mit Nogic. Eine gefährliche Entwicklung die sich da abzeichnet. Die Erfolge der letzten Jahren, konnten vor allem durch den unglaublichen Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft bewerkstelligt werden. Ich kenne die Gründe für die sichtlich schlechte Stimmung nicht, doch ist anzunehmen, dass die Mannschaft die vielen Abgänge von Leistungsträgern und Gossauer Spielerpersönlichkeiten nicht ganz verkraftet hat. Die beruflich bedingten Rücktritte oder Vereinswechsel, von routinierten Spielern wie Christoph Bättig oder auch Christian Böhi, scheinen im Mannschaftsgefüge ebenfalls ihre Spuren hinterlassen zu haben. Dazu weiss ich nicht, ob die ständigen Herein-und Herausnahmen, die Spieler nicht zusätzlich verunsichert. „Ufwache“ stand auf unserem Transparent, dass wir zu Beginn des Spiels zeigten, und nach dem Spiel im Berner Oberland gilt das mehr den je. Die Thuner schossen nämlich kurz nach der Pause das vorentscheidene 2:0, zwar gelang den Gossauern durch das Tor des starken Thomas Knöpfel noch der Anschlusstreffer, doch zu mehr reichte es nicht, also wieder eine Niederlage.

So verliessen wir ziemlich entäuscht das Berner Oberland. Am Bahnhof Zürich trafen wir noch auf Leidesgenossen, nämlich befreundete Luzern Fans aus dem Appenzellerland. Der FC Luzern zeigt sich im Moment, in etwa ähnlich erfolgreich wie der FC Gossau. Sie verloren ihrerseits ihr Heimspiel gegen den FC Zürich mit 0:3. Die Leuchtenstädter werden nächste Saison wohl in der NLB spielen, aber wenn es so weiter läuft nicht mehr gegen den FC Gossau.

Besinnt euch wieder auf eure Tugenden! Wir glauben an euch!

Bei allem Trübsal, hier zur Auflockerung noch eine neue Rubrik auf gossau-gedanke.ch

Learning “Low Budget” Lektion 1:
Dieses Mal wie kommt man möglichst günstig nach Thun.

1) Sechserpack Stadbühler Bier (Aktion im Landi CHF 3.50)
2) Brot und Fleischkäse vom Migros
3) Aktions Tageskarte ebenfalls vom Migros (CHF 27.--)
4) Gratis Ticket vom FC Gossau (Danke C.T)
5) 2 Stadionbiere à CHF 5.00

PS:wieder mal ein Dank an die unglaubliche Unterstützung aus der Hauptstadt.







Sonntag, Oktober 05, 2008

günstiges Bier, freundliche Leute, ambitionierter Fussball, und vielleicht für einige ein neuer Ground

nächsten Samstag spielt bekanntermassen die Schweizer Fussball-Nati, gegen den Fussballzwerg Lettland. Das wird bestimmt eine klare Sache, und wie immer gegen solch zweitklassige Gegner ein lockeres Aufspielen mit anschliessendem Kantersieg.

Wer schon mal vorfeiern will, und sich die proppenvolle Olma Halle dabei ersparen möchte, dem sei der nachfolgende Tipp ans Herz gelegt.
PS: Das Stadion Gründenmoos befindet sich nur einige Meter vom Neuen Stadion St.Gallen entfernt...., oder wie man bei uns sagen würde "zweimol umkeie und scho isch mer död"


Mittwoch, Oktober 01, 2008

Ein Tag im Leben des Soldaten Frey


Montag Morgen, der Wecker schrillt mit einer erschreckenden Genauigkeit. Wieder mal hat Frey schlecht geschlafen, vor einem sogenannten "Dienst bei der Armee". Was würde ihn dieses Mal wohl erwarten? Endlose Wartereien? arrogante und selbstverliebte "Vorgesetzte"? Sicher aber viel Sinnloses und noch mehr Nutzloses, dass stand für ihn schon mal fest. Irgendwo im Nirgendwo, sollte er sich bei einem Zeughaus um Punkt 0830 zum Dienst melden, so die vagen Informationen auf dem Marschbefehl. Vieles hatte er die letzten Jahre versucht, um vom Militärdienst wegzukommen, ganz weg kam er nie, dies aus verschiedenen Gründen. Es ist wie bei einer Drogensucht, nur total umgekehrt. Man will überhaupt nicht, und trotzdem muss man hin, denkt Frey. Wenigstens ist Soldat Frey die Waffe losgeworden, und ausser dem viel zu grossen Armee-Kampfanzug, befindet sich nicht mehr viel Militärisches in seinem Besitz.

"Was Frey? dieser Name steht nicht auf unserer Liste." Frey ist in einer grossaufgezogenen Militär Übung angelangt, die wohl irgendwie den Krieg oder etwas ähnliches simulieren soll. Das hat ihm gerade noch gefehlt.
Der Korporal, Wachtmeister oder Offizier, der ihn am Eingang kontrolliert, muss erst einmal seinen Vorgesetzten fragen, wieso Frey nicht auf der Liste der Übungsteilnehmer steht? Korporal, Wachtmeister oder Offizier, Frey kennt weder die Militär Abzeichen noch weiss er, welcher Dienstgrad über dem anderen steht. Ein Kollege von Frey würde jetzt sagen, "Es ist in etwa so egal, wie wenn in China ein Fahrrad umfällt".
Irgendwann, kommt der Korporal, Wachmeister oder Offizier wieder, und sagt, er solle draussen vor dem Tor warten, vielleicht kommt ihn dann da jemand abholen. Frey hockt sich in die Wiese vor dem Eingangstor. Warten, auch so etwas das ihn nervt. Warten auf die Ungewissheit, warten auf noch mehr Wartereiei, und wieder die ungewissen Gedanken, was würde wohl dieses Mal auf ihn zukommen?
Nach 2 Stunden kommt jemand, und sagt Soldat Frey, er solle sich mal ein "Pass" für das Gelände ausstellen lassen. Irgendein Vorgesetzter hätte gemeint, wenn er schon mal da sei, könne er auch gleich hier bleiben. Man werde schon irgendeine Beschäftigung für ihn finden, so die Aussage.

NZZ, Tagblatt, Tagesanzeiger. Abends um Fünf, hatte er jeden Artikel in diesen Zeitungen gelesen. Die Zuschauerzahlen der italienischen und englischen Liga hätte er auswendig aufsagen können. Ebenfalls hätte Frey einen Vortrag über die Begegnung von Goethe und Napoleon in Erfurt halten können (Napoleon erste Worte zu Goethe: "Voila un homme").
Eine grandiose Begrüssung, denkt sich Frey. Ob Goethe wohl auch Militärdienst leistete, denn früher galt man, zumindest in der Schweiz, nicht als richtiger Mann, wenn man nicht mit einer Waffe sein Land verteidigte. Heute ist das gottseidank nicht mehr so, und die Motivation der Soldaten scheint sich von Jahr zu Jahr, mehr und mehr dem Niveau von Soldat Frey anzunähern. Die "Vorgesetzten" haben allerdings immer noch ihre Freude an der Miliz Armee. Soldat Frey hat sich schon oft den Kopf darüber zerbrochen, was wohl der Grund dafür sein mag? Sicherlich sie haben z.b. ihr eigens hergerichtetes Caffee, wie bei dieser Übung. Ob das wohl im sogenannten "Ernstfall" auch so sein würde, rätselt Frey?
Unübersehbar steht da draussen vor dem Eingang, "nur für Offiziere". Für den Soldat gibt es Tee und Müsliriegel in einer kargen, kühlen Lagerhalle. Doch der Nussgipfel und der Kaffi Creme alleine, können wohl kaum der Antrieb sein für einen monate oder gar jahrelangen Dienst bei der Armee. "Für die Karriere sei das gut, wenn man im Militär ein hohes "Tier" ist", hörte Frey früher viele Erwachsene sagen. Heute ist das sicher nicht mehr so. Der Führungsstill in der Armee ist etwa so weit von der Privatwirtschaft entfernt, wie Dieter Bohlen von einem Literatur Nobelpreis. Wahrscheinlich ist es einfach das pseudo "Elitäre" was immer noch Menschen anzieht im Militär Karriere zu machen. Dieses Klassenverhältnis, wir da oben, die da unten, und es gibt keine Widerrede wie bei der Frau zuhause. Nirgendwo sonst ist die Hierachie so klar definiert, nirgendwo sonst kann man den Müller oder den Meier noch zusammenscheissen, ohne das er sich gleich einen neuen Job bei der Konkurrenz sucht.

Soldat Frey macht sich diese Gedanken, während er barfuss in der Wiese liegt, sich die Sonne auf den Kopf scheinen lässt und einfach hofft, dass die Zeit im Dienst möglichst rasch vorbei gehen wird. Irgendwann quitschen Autoreifen einige Meter von seinem Kopf entfernt. Hysterisch steigt ein junger, gut frisierter Mann aus, und fragt "Wo ist der Pausenraum?". Frey antwortet, dass er nicht wisse wo sich der Pausenraum befände. "Hier ist aber sicher kein Pausenraum, gehen sie woanders hin", meint der Jüngling und steigt wieder in sein Militärgefährt ein. Frey packt seine Armeestiefel, und macht sich auf die Suche nach dem Pausenraum. Der Pausenraum ist allerdings nicht so gemütlich wie der Platz auf der Wiese. Es ist schattig und die Wiese ist so steil, dass man sich nur auf die Treppe daneben setzen kann. Kaum abgesessen, kommt der nächste mit Militärgrad "Irgendwas" angestiefelt "Was machen sie hier?". Langsam nervt sich Frey und er antwortet: "Leider kann mir niemand sagen, was ich hier mache". Der korpulente Mann, dessen Waffengürtel seinen üppigen Körper betont, scheint zufrieden mit der Antwort, und macht sich samt seinem Funkgerät wieder auf die Suche nach dem Feind.

Mittlerweile sitzt Soldat Frey schon seit 11 Stunden in diesem, zur Hochsicherheitszone umfunktionierten, Zeughaus. Was man doch so viel schlaueres in dieser Zeit hätte machen können, denkt Frey. Manchmal kommen ihm in solchen Situationen Songtexte wie der folgende in den Sinn "Es wird keiner kommen, um dich einmal zu holen, geh alleine los! Weil du nur einmal lebst!" Campino von den Toten Hosen hat diese Zeilen geschrieben, er war bestimmt nie im Militär, aber für Soldat Frey passen sie zu seiner momentanen Lage. Jede Stunde seines Lebens, die er in der Armee verbrachte, war vergeudete Zeit, eben "Weil du nur einmal lebst", überlegt sich Frey.

Irgendwann so gegen 19 Uhr findet sich doch noch ein Job für Soldat Frey. Er soll zwischen 2 Uhr in der Nacht und 8 Uhr am Morgen, irgendwelche Protokolle ausfüllen. Wenigstens weiss man jetzt mal, woran man ist, denkt sich Frey.
Endlich kann er auch dieses Areal verlassen, um sich vorher noch einige Stunden schlafen zu legen. In einer dieser typischen Dorfbeizen gönnt sich Frey noch ein Bier. Die Gaststätte ist gut gefüllt, und es wird viel geraucht und gelacht. Hier wird bestimmt auch nach dem 1.Oktober weiter geraucht, und hier würde man wohl keine Abstimmung für die Abschaffung der Armee gewinnen.
Frey sitzt zusammen mit einem Mathematiker und einem studierten Geografen. Beide füllen heute Nacht auch Protokolle aus, und beide befinden sich auch auf der untersten Hierachiestufe der Armee. Irgendwie bezeichnend, irgendwie ebenfalls bezeichnend, dass die drei von einem ebenfalls anwesenden "Vorgesetzten" mit bösen Blicken abgestrafft werden, als er ihre Getränkeauswahl erblickte. Frey denkt, dass ist ja sein gutes Recht, wir befinden uns ja im Krieg, und da ist man wahrscheinlich besser nüchtern.

Soldat Frey findet kaum Ruhe in diesen Zivislchutzbunkern, andauernd hört man die Lüftungsanlage und das hin und her Gelaufe von den aufstehenden und sich schlafen legenden Wachen. Nach einigen Stunden Schlaf, oder zumindest so was ähnlichem wie Schlaf, macht er sich wieder auf Richtung Zeughaus. In der Kommandozentrale ist die Hektik gross, nicht etwa wegen der Übung, sondern wegen dem neusten Börsen Crash in New York. Betriebsam werden Internet Seiten angewählt, und Kurse überwacht. Für einmal rückt auch der Schnupftabak in den Hintergrund. Das Ritual mit dem Tabak, scheint gradunabhängig beliebt im Militär.

Die Nacht ist lang, verdammt lang. Ab und zu treffen fiktive Meldungen ein, die auf dem Protokoll notiert werden müssen. Ab und zu kommt auch ein Vorgesetzer und fragt Frey etwas. Da stellt man sich besser rat und ahnungslos, dass hat Soldat Frey in seiner Militär "Karriere" gelernt. Nicht das man noch irgendwie positiv auffällt, oder am Ende noch irgendwas "Wichtiges" erledigen muss, denkt Frey.

Lesen, gut liest man gerne, überlegt sich Soldat Frey. Ansonsten wäre diese Nacht unendlich lange gewesen. "Stille" heisst das Buch, dass irgendwie gar nicht zum Militärdienst passt, aber zu dieser Nacht schon. Frey denkt, wäre das Ganze nicht so schlimm, wenn nicht alles in Stille ablaufen würde, könnte man sich dann an das Ganze gewöhnen? Nein, sicher nicht, verwirft er den absurden Gedanken sofort. Es würde nicht gehen, Stille ist das Gegenteil von Militär. Militär bedeutet laute Waffen, herum brüllende Vorgesetzte, es bedeutet Gewalt, Entzug von persönlicher Freiheit und noch so vieles mehr, dass Frey widerstrebt.

Soldat Frey geht schlafen, morgen ist wieder so ein Tag. Vor dem Einschlafen überlegt er kurz, wie lange er nun schon hier ist. 24 Stunden, 24 Stunden, und man denkt, man sei schon eine Ewigkeit hier.

*Soldat Frey ist eine fiktive Person. Übereinstimmungen, Ähnlichkeiten mit wirklichen Personen, oder Handlungen sind rein zufällig.