06.18h der Handy-Wecker ertönt. Wunderbar, ich fühl mich kränklich, Halsweh, Schluckweh, einfach richtig unwohl. So jetzt kurz Duschen, dann um 06.30h die Wiederholung von Sport Aktuell anschauen, gestern ging ich früh Schlafen (siehe oben, Unwohlsein). Gegen wenn wohl der FC Gossau spielt? Mein Handy vibriert einmal, zweimal, dreimal, viermal, fünfmal. Mir schwant Böses, also wird es wohl gegen YB gehen. Gut kennt man da keinen, gut ist man mit keinen von denen befreundet. Ohne das ich eines der SMS gelesen habe, laufe ich wie ferngesteuert Richtung TV Gerät. Tatsächlich verkündet Rainer Maria Salzgeber im breiten Walliser Dialekt "entwider spiele dr'Young Boys oder dr FC Alle gege Gossau". Na toll...
So, aber nicht aufgeben der Tag kann ja nur noch besser werden. Jetzt im Auto ein bisschen Udo hören, und alles wird gut. "Ich bin gerast durch dieses Leben, bin geflogen aus den Kurven...krzsazerzaszeferjtjas" und Aus. Ich sollte mal den verdammten CD Player ersetzen! Dafür läuft jetzt die neue Gölä Single auf DRS 3! DANKE GOTT! Das ist wie man Diego Maradona spielen sehen will, und dafür läuft Reto Zanni auf. Im Büro erfährt man, die Mitarbeiterin ist krank, die ganze Arbeit bleibt also bei mir hängen. Natürlich heute der Teufel los, aber war ja klar.
Irgendwann geht auch dieser Tag vorbei. Beim Hauseingang sind die Handwerker beschäftigt, die Kellertüre steht offen. Genau in dem Moment als ich Eintreten will geht die Türe zu...Super, Schlüssel natürlich am Mittag zuhause vergessen. In einer akrobatischen Aktion, schmunzelnd beobachtet von mehreren umstehenden Leuten, betätige ich irgendwie die Haustürklingel, ohne den neu gemachten Boden des Hauseingangs zu berühren. Gut, ist meine Frau zuhause.
Nun, nur noch zum Lauftraining und der Tag ist rum. Was ist denn da los? Fernsehkamera, ein Auto mit St.Galler Tagblatt Aufschrift, dazu die allseits bekannten Gesichter der Lokalpresse. Motto "Bewegen und Begegnen",die Regierungspräsidentin gibt sich am Lauftreff die Ehre. Sie ist mir symphatisch, ganz klar. Doch heute fehlt mir der Nerv, für Reden. Gottseidank hält sie sich, für Politiker Verhältnisse, ziemlich kurz. Ich fühl mich trotzdem wie ein Rennpferd in der Startbox, will nur noch laufen.
"Werner chunsch au mit üs, a chum?" sage ich zu einem Vereinskollegen. "Nei, du hüt gangi mol mit dä andere", entgegnet er. "Schad Werner" meine ich. Ein anderer kommt hinzu "Ah chom Hans". Hans???ach ja genau. Ziemlich peinlich, Name verwechselt, und auch noch einige Male so richtig kräftig betont. Gut ist es schon ziemlich dunkel, und das Kameralicht auf das Regierungs Mitglied gerichtet, so sieht man meinen roten Kopf nicht.
So jetzt Laufen, Laufen, Laufen. Auf einmal, auf dem Boden ein dunkler Streifen. Ich denke mir nichts dabei, frage aber trotzdem mal die anderen, was das wohl sei auf der Strasse? "Ach das, das sei nur "Gülle", aber gut das ich noch schön dieser Spur nach Laufe" antwortet ein Laufkollege lachend.
Ich bin bedient, verzichte auf den offerierten Apero der Politikerin und gehe nach Hause. Endlich Duschen. Mein Frau sagt, sie habe heute einen neuen Duschkopf gekauft, der sei extrem wassersparend. Gut denke ich, eine Frau die mitstudiert, und umweltbewusst ist. Da hat man gut geheiratet, ein imaginäres auf die eigene Schulter klopfen. Doch welch Entsetzen unter der Dusche! Wo bin ich? Moskau? Tel Aviv? Neapel? Madrid? Kein Wasserdruck! Das Teil erzeugt keinen Druck. Der wohl beste Grund, überhaupt in der Schweiz zu wohnen und zu leben, ist mit einem Mal zunichte gemacht. Der geliebte Wasserdruck, ist durch ein mühsames Tröpfeln ersetzt worden.
Was kann jetzt noch folgen? Schon den ganzen Tag freue ich mich auf die letzten Seiten von Tim Park's Bestseller "Stille". Ich liege entspannt im Bett, und verschlinge die Sätze. Was wohl mit dem alten Nazi passiert ist? Wurde er umgebracht? Was macht Cleavers Sohn im Südtirol? Und überhaupt und sowieso? Die Seiten werden immer weniger! Als ich beim letzten Satz angekommen bin, schaue ich verzweifelt, ob nicht noch mehr folgen müssten. Man erfährt nicht wieso der alte Nazi gestorben ist, aber das ist nicht schlimm. Bedauernswert ist überhaupt, dass dieses Buch enden musste, wie immer beim unaufhaltbaren Ende einer guten Geschichte, empfindet man eine gewisse Trauer. Doch gute Bücher müssen wohl an solchen Tagen enden...
4 Kommentare:
Ja, es gibt diese Tage...
Da zeigen dir wildfremde Berner-Lastwagenfahrer am Morgen auf der Strasse den Stinkefinger, hupen wie wild und du fragst dich, was dieser Tag wohl noch bringen mag...
P.Z. aus G.
Duschkopf in Jakarta ganz ok. Bier auch endlich wieder billig. Auf gehts!
Duschkopf in Sao Paulo besser als in Buenos Aires, aber darauf freue ich mich am meisten, wieder mal eine anständige Dusche :-)
Ob deine Frau wohl meine mutter kennt?!? seit gestern auch so 'nen komischen duschkopf wo du nicht nass wirst..wir leiden mit ;-)
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