Mittwoch, September 29, 2010

Die spannende Karriere von Jan Berger...

Die Diagnose war niederschmetternd. Jan Berger, Captain und Leitfigur der jungen Gossauer Mannschaft erlitt beim Spiel gegen den Nachwuchs des FC Luzern einen Kreuzbandriss. Nur wenige Tage zuvor führte ich ein Gespräch mit dem tschechisch/schweizerischen Doppelbürger. Der 34-jährige verdeutlichte darin, wieviel Spass und Freude das Zusammenspiel mit der entwicklungsfähigen Mannschaft mache. Welch bittere Ironie des Schicksals, dass ihn nun diese schwere Verletzung zur Zwangspause zwingt.

Die spannende Karriere von Jan Berger.


Jan Berger ist wohl einer der bekanntesten Fussballer die je das Trikot des FC Gossau überstreiften. Er galt als eines der grössten Schweizer Fussballtalente. Berger stand u.a. mit Viorel Moldovan und Kubilay Türkyilmaz auf dem Platz. Der Blondschopf spielte bei den Schweizer Grossclubs Basel und GC. Jan Berger ist trotz seiner langen Profikarriere ein bescheidender und zuvorkommender Mitmensch geblieben. Freundlich reagiert er auf meine Anfrage zum Gesprächstermin in einem Gossauer Cafè.

Eigentlich, ja eigentlich würde der Mittelfeldspieler gar nicht mehr Fussball spielen. Ein unerwarteter Anruf des ehemaligen FC G Trainers Alex Kern konnte ihn aber im letzten Winter umstimmen. Da er sich sowieso in der Ostschweiz niederlassen wollte, liess er sich von einem Engagement bei den Fürstenländern überzeugen. Vor kurzem hat Berger nun einen Job in der Versicherungsbranche angetreten, auch viele seiner Freunde wohnen in der Region. Kein Wunder also, dass sich der gebürtige Prager beim FC Gossau sehr wohl fühlt. Eine Art Kulturschock hatte Berger zuvor hinter sich. Durch die Vermittlung eines englischen Fussballmanagers wechselte er nach Asien. Er spielte einige Monate beim East Bengal Club in der indischen Metropole Kalkutta. Das Leben in der 5 Mio. Einwohner hinterliess beim Profifussballer einen nachhaltigen Eindruck. Das Schildern der Erlebnisse fällt Jan Berger sichtlich schwer. Er könnte 1'000 krasse Dinge nennen, die er gesehen habe, lasse das aber lieber. Am dem Tag, als er im indischen Grossstadt Moloch angekommen sei, habe er sich gesagt: "Entweder ich nehme den nächsten Flug nach Hause, oder ich ziehe die Sache hier durch."

Jan, wie muss man sich deinen Alltag in Kalkutta vorstellen?
"Natürlich war mir von vornherein bewusst, dass das Leben nicht wie in der Schweiz sein wird. Die Trainingsbedingungen waren nicht vergleichbar, und die Infrastruktur schlichtweg nicht vorhanden. Aufgrund der enormen Hitze und der grossen Luftfeuchtigkeit trainierten wir schon am frühen Morgen. Meine Freizeit verbrachte ich grösstenteils mit den anderen Legionären. Mit den einheimischen Mitspielern hatte ich kaum Kontakt, die Inder sind sehr auf die eigene Familie bezogen. "

Wandervogel? Jan Berger kann dieses Wort wohl kaum mehr hören. Bei 15 Vereinen stand er im Laufe seiner Karriere unter Vertrag. Der Sohn des ehemaligen Weltklassespieler Jan Berger Senior erlebte viele schöne Dinge in diesen Jahren. Die Zeit beim FC St.Gallen hebt er dabei besonders hervor. Er wechselte damals nach dem Meistertitel der Grün-Weissen in die Ostschweiz. Es herrschte eine tolle Moral in der Truppe, es hatte einige gute Typen in der Mannschaft.

Gab es auch sonderbare Geschichten, die du bei deinen vielen Stationen erlebt hast?
"Sonderbar waren sicherlich die Geschehnisse in Sion. Es war sehr schwierig mit Constantin. Ich glaube dieser Mann erwacht Nachts um 3.00h und entlässt einfach mal den Trainer."

Besser als im Wallis gefiel es Jan Berger in seinem Heimatland. Bei Fotbal Třinec verlebte er zwei schöne Jahre und nahm eine Schlüsselposition in der Mannschaft ein. Sein Vater ist in Tschechien gar eine Legende. 1980 gewann er in Moskau olympisches Gold mit der Fussballnationalmannschaft. 1984 wurde der Mittelfeldspieler tschechoslowakischer Fussballer des Jahres. Noch heute wird Jan Berger Senior auf der Strasse oft erkannt. Sein Cousin Patrick Berger ist noch berühmter. Der herausragende Techniker spielte u.a bei Borussia Dortmund und Liverpool. Jan besuchte zusammen mit seinem drei Jahre älteren Cousin die Sportschule in Prag. Heute sehen sie sich nicht mehr oft, der Kontakt ist aber immer noch vorhanden.

Du kommst aus einer Fussballer-Familie. Kannst du dir später einen Wechsel in die Trainerbranche vorstellen?
"Ich möchte sicherlich gerne im Fussballgeschäft bleiben. Im Dezember mache ich mein B-Diplom. Ich sehe mich später durchaus als Trainer/oder Assistent."

Mit den Augen eines Trainers sieht er auch die Entwicklung der aktuellen Gossauer Mannschaft. Man sehe täglich die Fortschritte der jungen Spieler. Olaf Sager und sein Assistent Roli Näf leisten sehr gute Arbeit mit dem Team. Zum Schluss des Gesprächs lässt sich der Mittelfeldstratege nicht davon abbringen, auch mein Getränk zu bezahlen. Bezeichnend für diesen vorbildlichen Sportler und sympathischen Menschen.


(Interview für Blau-Wiss, das FC Gossau Matchprogramm)

Montag, September 27, 2010

FC Gossau : FC Winterthur U-21 1:1

1.Liga
Sportplatz Buechenwald
250 Zuschauer
(herbstlich kühles Wetter, 4 aktive Gossau Supporter, 1 Winti-Fan ersichtlich)

"Jetzt gehen wir eben ins Internet, oder in den Thurgau einkaufen." Der Präsident des kantonalen Gewerbeverband reagierte ein wenig verschnupft auf die erneute Wahlschlappe. Bereits zum dritten Mal wurden längere Ladenöffnungszeiten an der Urne bachab geschickt. FC Gossau Anhänger können da nur müde Lächeln. Was sind schon drei Niederlagen in Folge? Ihr favorisierter Fussballverein ist nun schon seit einem Jahr sieglos auf heimischen Terrain. Eine noch nie dagewesene Negativserie in der 104-jährigen Vereinsgeschichte der Fürstenländer. Verkaufsoffene Sonntage gibt es öfter in der Ostschweiz, als erfolgreiche Heimspiele der Blau-Weissen. Der Wirtschaftsvertreter klagt also auf hohem Niveau.

In der 1.Halbzeit hatte die Abwehr des Gastgeber den Laden wieder einmal sperrangelweit offen. Aluminiumtreffer in gleicher Anzahl, wie saudämmliche Fragen an der Miss-Schweiz Wahl vom Vorabend. Nebst einem fast schon unverschämten Glück war es dem äusserst starken Torwart Adrian Zürcher zu verdanken, dass die Gossauer nicht mit einem Debakel zur Kabinenpredigt geschickt wurden. Die Nachwus Mannschaft des FC Winterthur kombinierte sich in prächtiger Manier durch die gegnerischen Abwehrreihen. Das Heimteam muss sich vorgekommen sein, wie nach 45 Minuten auf einem Münchner Weissbierkarussell. Dem einen oder anderen Zuschauer wurde es ebenfalls beinahe schwindlig beim Anblick dieses jugendlichen Sturmlauf. Den Durchblick hatte auch der Schiedsrichter zeitweise verloren. Einen zurückgenommen Elfmeterpfiff kann man dem Unparteiischen noch hoch anrechnen. Für Heiterkeit im Publikum sorgte eine andere Szene. "Das war keine Absicht", meinte der Referee zum FC Gossau Goalie, als dieser sich schmerzverzerrt am Boden wand. Zuvor hatte ein FC Winterthur Akteur sein scharfes Geschoss in Richtung Kopf des Schlussmanns abgegeben. Dies nachdem die Situation eigentlich schon abgepfiffen war. Ein äusserst fairer Schachzug des Spielleiters sich anstelle des Gäste-Spieler zu entschuldigen. Passend zur miserablen 1.Halbzeit vergab Silvan Eggmann per Elfmeter dann auch noch die einzige Gossauer Torchance.

Man durfe kaum seinen Augen trauen, als hätte man aus Versehen Zahnpasta ins Linsenmittel getan. Die Anzeigetafel zeigte zur Spielhälfte nur eine 1:0 Führung für die haushoch überlegene zweite Mannschaft aus Winterthur. Ein anderes Bild bot der zweite Abschnitt dieser Partie. Enzo Todisco wirbelte nun als zweite Sturmspitze im Gäste-Strafraum. Die Hereinnahmen von Gimenez und Güntensperger brachten deutlich Schwung in das Gossauer Angriffspiel. Nun klebete aber dem FC G das nicht ganz unbekannte Pech an den Füssen. Abschlussversuche so frustrierend, wie mit der Herzensdame Nachts vor einem ausgebuchten Hotel zu stehen.

In der 89.Minute schlug dann aber Fabio Zancanaro zu. Der Abwerrecke erzielte den vielumjubelten Ausgleichstreffer für die Blau-Weissen. Katerstimmung bei den Gästen, wie nach Oktoberfest und Fasnacht nacheinander. Die ambitionierte Elf von Trainer Dario Zuffi musste kurz vor Schluss den Ausgleichtreffer hinnehmen, obwohl sie zuvor bei mehreren Kontern den Sieg hätten klar machen müssen.

Richtig Freude kam beim spärlich aufmarschierten Heim-Publikum trotz Punktgewinn nicht auf. Die sieglos-Serie geht scheinbar endlos weiter. Das nächste Heimspiel kommt allerdings bestimmt und leider wohl auch eine vierte Abstimmung über längere Ladenöffnungzeiten.

Donnerstag, September 23, 2010

FC St.Gallen : BSC Young Boys Bern 1:2


NLA
NSSG
10'827 Zuschauer

Wer den Schaden hat braucht für den Spot nicht zu sorgen. Die Unmutsäusserungen gegen Karin Keller-Sutter, aus dem Fanblock der Berner Young Boys, werden sogar von Teilen der Gegengerade beklatscht. Der rigide Kurs gegenüber den Fussballanhängern brachte die sanktgallische Justiz und Polizeidirektorin bis in den Bundesratswahlkampf. Die Türen zur Landesregierung bleiben für die FDP-Frau allerdings verschlossen. Auf dem Rücken der Fans reitet man vielleicht bis nach Bern, scheinbar aber nicht bis ins Bundesratszimmer.

Für die Berner lief es an diesem Tag sowohl politisch als auch sportlich besser. Zwei Vertreter ihres Kantons wurden in den siebenköpfigen Bundesrat gewählt, zudem reüssierte der Hauptstadt-Verein auf dem Fussballrasen. "Totenstille" herrschte in der Fankurve der Espen nicht erst nach der Niederlage, sondern schon zu Beginn des Spiels. Mit einem 10-minütigen Stimmungsboykott und einem Spruchband demonstrierten die Anhänger erneut gegen das undurchsichtige Konstrukt der FC St.Gallen AG. Betriebs AG, Event AG, nicht nur als Laie fällt ein Durchblick schwer. Man fragt sich als Aussenstehender, was kommt als Nächstes? Die grün-weisse Bratwurst AG? Die Challenge-League/1.Liga Stadion AG?

Bemüht zeigte sich die St.Galler Mannschaft auf dem Rasen. Allerdings grösstenteils ohne Ertrag. Sandro Calabro, der holländische Neuzugang, wirkte vom Bewegungsablauf wie eines dieser weissen Tiere von denen man erzählt, dass sie den Familien die Babys bringen. "Früher hiess es immer, die drei Legionäre im Team seien die besten Spieler der Mannschaft. Bei uns in St.Gallen ist das seit Jahren genau umgekehrt", so die ironische Bemerkung eines Dauerkartenbesitzers. Der Unfähigkeit der YB Abwehr ermöglichte den Ostschweizern dann doch die eine oder andere Torchance, zu mehr als einem Tor reichte es aber nicht. Da brachte auch die pyrotechnische Einlage des Espenblocks zu Beginn der zweiten Halbzeit keinen neuen Schwung. Für den Unterschied in dieser Begegnung zweier uninspirierten Mannschaften, sorgte schlussendlich ein 19-jähriger aus Sambia. Emmanuel Mayuka bescherte den Gästen mit zwei Toren einen ziemlich aufwandslosen Auswärtssieg. Sehr zur Freude der wenigen, aber lautstarken YB-Anhängern.

Die Sorgen bei den Fans der Grün-Weissen werden nach diesem Spiel nicht geringer. Der Abstiegskampf ist wohl Tatsache. Der Angriff wirkt in dieser Liga deplaziert, wie ein Mormone auf dem Münchner Oktoberfest. Seit der heutigen Wahlschlappe ist zudem klar, dass die Sankt Galler ihre ungeliebte Regierungsrätin wieder aus Bern zurück erhalten.
"Ich habe gesagt, wir geben nichts mehr für diesen Club aus." Die Antwort eines Vaters, zum quengelnden Sohn vor einem Fanartikel Stand, ist bezeichnend für die akutelle Situation des krisengeschüttelten Vereins.

Montag, September 20, 2010

Ein Lauf Greift um sich...

Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr...

Minutiös vorbereitet sitze ich im Zug in Richtung Uster. Ich vergewissere mich, ob ich alles dabei habe. Laufschuhe? Ok! Laufklamotten? Ok! Duschzeug? Ok! Zugbillet, Halbtax, Bankkarte? Nicht Ok!!! Hektisch durchwühle ich meinen Rucksack. Nichts! Spurlos verschwunden das Zeug. Dabei hätte ich schwören können ein Etui mit diesen Dingen eingepackt zu haben. In diesem Moment klingelt das Handy. Meine Frau unterrichtet mich, dass unsere zweieinhalbjährige Tochter das Etui aus dem Rucksack entwendet habe, und dieses nun in ihrem Zimmer liege. Na toll, denke ich. Schwarz fahrend, ohne Geld und ohne Identität gehts also zum Greifenseelauf.

Der Greifenseelauf ist aber auch die Lösung meines Problems. Viele Läufer bevölkern an diesem Tag die Wagen der SBB. Wild gestikulierend mit dem Programmheft in der Hand, erkläre ich bei der Billetkontrolle die Situation. Der Kondukteur kauft mir meine abenteuerliche Geschichte überraschenderweise ohne Weiteres ab. Der Massenanziehungskraft dieses Laufwettbewerbs kann ich auch einen weiteren Umstand Verdanken. Mit dem Handy organisiere ich, dass mein ebenfalls laufender Cousin das "gestohlene" Etui nach Uster bringt. So ist wenigstens eine sorgenfreie Rückfahrt gesichert.

In Uster drängen sich die Massen aus der S-Bahn. Eine junger Mann mit Megaphon in der Hand lotst die Läuferschar in Richtung Garderoben und Startnummerausgabe. Vor mir diskutieren zwei Läufer über ihre letztjährige Teilnahme. Einer von ihnen schildert, wie er bei der vorherigen Teilnahme mit leerem Magen an den Start ging. Der unvermeintliche Hungerast folgte daraufin. Dieses Jahr passiere ihm dieser Anfängerfehler nicht mehr, meint der energische Zürcher. Hildegard Fässler läuft vorbei. Die SP-Nationalrätin kann sich nach ihrer gescheiterten Bundesrats-Kandidatur nun auf ihre zweite Leidenschaft konzentrieren. Ob sie bei einer Wahl in die Landesregierung noch Zeit für's Laufen gefunden hätte? Viele bekannte Gesichter erblicke ich. Ein Altersgenosse aus Gossau erlebt heute seine Halbmarathon-Premiere. Er ist zuversichtlich gestimmt. Ich gebe ihm den Tipp, ja nicht zu schnell anzugehen. Der Greifenseelauf hat durchaus seine Tücken. Er ist allerdings gut vorbereitet und wir sein Debüt in einer sehr guten Zeit absolvieren.

Beim Start treffe ich einen ambitionierten Schweizer Bergläufer. Wir kennen uns durch Teilnahmen an den selben Wettbewerben. In diesem Jahr gelang ihm der Durchbruch zur absoluten Weltspitze. Vor einer Woche lief er den Jungfrau-Marathon und reüssierte auf dem hervorragenden 13.Platz. Heute möchte er seine Halbmarathon-Bestzeit angreifen. Er habe eine schnelle Regenerations-Zeit und glaube, dass er bereits heute wieder eine Topleistung abliefern könne. Der "Wahnsinnige" wird seinen Rekord um zwei Minuten unterbieten. In der vordersten Reihe stehen Viktor Röthlin und Christian Belz, die Stars der Schweizer Laufszene. Sie werden sich an diesem Tage einen packenden Kampf um den nationalen Meistertitel liefern. Der lachende Sieger wird Marathon Europameister Röthlin sein.

Röthlin und Belz laufen in anderen Sphären. Trotzdem wird auch zwischen den Rängen 150 bis 200 mit Haken und Ösen gekämpft. "Rechts, Achtung Rechts!" ein muskulöser Läufer im Triathlon-Trikot drängt sich kurz nach dem Start an mir vorbei. Das nervt und ist mühsam. Mit Absicht überhole ich ihn später mit den Worten "Rechts, Achtung Rechts". Überhaupt ist die Laufveranstaltung mit 7'600 Läufern an der Grenze des Ertragbaren. Die Wege sind teilweise schmal und der Ehrgeiz treibt viele Teilnehmer zu merkwürdigen Überholmanövern. Jedes Jahr überlege ich, ob ich mir den Greifenseelauf überhaupt noch antun will? Der direkte Vergleich mit vielen guten Läufern hat aber durchaus seinen Reiz. Sonst wäre ich dieses Mal wohl nicht das siebte Mal am Start gewesen.

Die Temperaturen sind ideal. Die obligate Greifensee-Krise überfällt mich trotzdem auch bei dieser Austragung. Zwischen Kilometer 7 und 10 hadere ich mit meinem kalkulierten 4.00 min/km. Ich verfluche in diesen Momenten das Rennen um den See. Wenig später mag ich den Greifenseelauf aber schon wieder. Wie auf Schienen nehme ich die letzten Kilometer in Angriff. Im Ziel bin ich zufrieden. Meine zweitbeste Greifenseelauf-Zeit leuchtet auf. 1h 23min 38Sek., 172 Platz unter 5447 Läufern.

Im Zielraum treffe ich auf einen Kollgen meines Laufvereins. Eine Verletzung zwang ihn zur Aufgabe. Trotzdem strahlt er über das ganze Gesicht und nimmt die Sache locker. Letzte Woche war er noch beim Jungfrau Marathon. Die herrlichen Bedinungen haben bei ihm einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Andere sind da weniger gut gestimmt. Ein Teilnehmer jammert über seine verpasste Zeit unter 1h 20min. Im Zug nach Hause beklagt sich ein (über-) ehrgeiziger Läufer über den Umstand, dass er nächste Woche berufsbedingt nicht Trainieren können. Ich denke für mich, wie schön haben es viele der ganz normalen Hobbyläufer. Sie absolvieren den Greifenseelauf und sind am Schluss einfach froh unbeschadet im Ziel angekommen zu sein. Der Spass sollte doch immer im Vordergrund stehen. Keine übermotivierten Überholmanöver und verbissene Kämpfe um die persönliche Bestzeit. Einfach pure Freude über das Erreichte.

Läufer werden ist nicht schwer, Läufer sein dagegen sehr.

Freitag, September 17, 2010

Auffrischung genügt nicht.

Lokalpolitik, für viele Leute ähnlich interessant wie Herren-Beachvolleyball. Lokal-Politik, trägt zwar den Namen Lokal im Wort, aber hat nichts mit einer Lokalität zu tun. Nochmals ein Grund, wieso sich nicht alle für dieses Thema begeistern lassen. Neben der grossen Weltpolitik ist es aber auch wichtig, was vor der eigenen "Haustür" geschieht.
Deshalb hier etwas zur Gossauer Bahnhofunterführung, weil ja auch Ortsfremde mit diesem architektonischen Meisterwerk in Berührung kommen.

St.Galler Tagblatt vom 17.9.2010

Unterführung auffrischen

GOSSAU. Die Bahnhofunterführung ist eng und düster, die Durchfahrt mit dem Velo verboten. Eine Verbreiterung oder ein zweiter Tunnel haben im Moment aber keine Priorität.
Text: Rafael Rohner

Trotz eines Verbots kurven viele Velofahrer die engen Rampen der Bahnhofunterführung hinunter, teilweise nur knapp an Bahnpassagieren vorbei. Wer aus dem Norden der Stadt mit dem Velo in das Freibad, an ein Spiel des FC Gossau oder einfach nur in die Schule will, muss absteigen oder den Umweg über die vielbefahrene Herisauerstrasse nehmen.
Er sei schon mehrfach auf die ungenügende Situation angesprochen worden, sagt Clemens Lüthi, Stadtentwickler von Gossau. Um etwas an der Unterführung zu ändern, hätte die Stadt mit den SBB das Gespräch gesucht.
Das Ergebnis: Im November werde die Unterführung aufgefrischt, sagt Daniele Pallecchi, Mediensprecher der SBB. Es werde ein neuer Gussasphalt mit Wasserrinne eingebaut, die Decke werde neu gestrichen und die Wände heruntergespült. Dadurch soll die Unterführung einladender werden.

Bahnhof ist Visitenkarte
«Diese Massnahmen genügen bei weitem nicht», sagte SP-Parlamentarier Florian Kobler an der letzten Parlamentssitzung in Zusammenhang mit der Aufwertung des Bahnhofareals.
Seiner Meinung nach sollte der bestehende Tunnel verbreitert oder noch besser eine zweite Unterführung für Velofahrer gebaut werden. «Es besteht Handlungsbedarf», sagte er. Denn der Bahnhof sei die Visitenkarte einer Stadt und viele, Touristen wie auch Einheimische, würden die Unterführung Tag für Tag nutzen. Zudem sei der Bahnhof ein Verkehrsknotenpunkt.

Die Idee eines zweiten Tunnels sollte zumindest geprüft werden, sagt Clemens Lüthi. «Es wäre aber eine kostspielige Variante.» Die politischen Entscheidungsträger müssten sich gut überlegen, ein solches Projekt aufzugleisen. Denn die SBB würden sich an einem Bau eines zweiten oder einer Verbreiterung des bisherigen Tunnels nicht beteiligen. «Seitens der SBB besteht in dieser Hinsicht kein Handlungsbedarf», bestätigt Pallecchi.
Die SBB seien grundsätzlich nur für den Zugang der Reisenden zur Bahn verantwortlich und der sei momentan gewährleistet.

Erweiterung denkbar
Für den Stadtentwickler Clemens Lüthi gebe es zurzeit dringlichere Angelegenheiten als der Bau eines zweiten Tunnels. Ähnlicher Meinung ist Stadtrat Kurt Züblin. Im Moment hätten andere Projekte Priorität wie zum Beispiel die Sportstättenplanung, die Renovation der Schulhäuser oder die Neugestaltung des Bahnhofplatzes.
Mittel- bis langfristig sei eine Verbreiterung oder ein zweiter Tunnel denkbar. Zuerst sollten aber die Reinigungsarbeiten der SBB in der Unterführung abgewartet werden.
Schlechter Eindruck
Unterschiedlich waren die Reaktionen von Passanten am Bahnhof. Einer sagte, mehr Licht würde genügen und dazu beitragen, dass sich die Frauen am Abend sicherer fühlten. Andere sind der Meinung, dass die Unterführung einen schlechten ersten Eindruck auf Ankommende hinterlasse.

Dienstag, September 14, 2010

Gästeblog: U2, Ein Bericht

Schon lange hat ein Konzert nicht mehr so ein grosses Medienecho hervorgerufen, wie der Auftritt der Rockband im Letzigrund. Die Meinungen zur Veranstaltung mit den irischen Musikgiganten war vielschichtig. Eine davon lest ihr in diesem Gästeblog:

Gästeblog von Dani, einem leidenschaftlichen Fussball und Musikliebhaber.

U2, Letzigrund, 11.09.2010
Die Vorfreude war doch ziemlich gross. Nach langem Probieren, Tickets übers Internet zu kriegen ergab sich in der Woche vor dem Konzert doch noch die Möglichkeit, daran teilzunehmen. Ich bezeichne mit nicht gerade als Fan von U2, aber als eine Art "Heimspielgucker" gehe ich wohl doch durch (es stehen doch rund 7 oder 8 Alben in meinem Gestell, bis auf eines zwar alle aus dem letzten Jahrhundert; zudem hatte ich doch vor der Jahrtausendwende eine Zeit, in der ich ziemlich intensiv den Klängen dieser Band zugehört habe). Jedenfalls war ich sehr gespannt auf dieses Konzert. Nach gewissen Problemen beim Eingang (wieso stehen alle bei der 100 Meter Schlange an, wenn man um die Ecke gleich im Stadioninnern sein kann?) erhaschten wir den ersten Blick auf die gigantische Bühne. Man hört, diese sei um ein paar Meter höher als die der Rolling Stones vor ein paar Jahren. Kann ich so nicht beurteilen, schliesslich waren beides gewaltige Bauwerke. Zudem stand die Bühne der Rolling Stones damals auf einem Flugfeld, diese inmitten eines Stadions. OneRepublic spielte bereits, als wir den Rasen erreicht hatten. Leider interessierte das aber kaum jemanden und es wurde getratscht, dass man die Leute um etwas Ruhe bitten musste, wenn man etwas von der Musik mitkriegen wollte. Die Band rockte jetzt nicht wirklich, aber sie spielten solide, gute Musik. Zudem gaben sie mehr "Hits" zum Besten wie an einem ganzen Openair etwas östlicher während 3 Tagen zu hören waren. Wir suchten uns dann einen Platz im gut durchgänglichen Aussenfeld, Blick auf die Bühne ganz ok, aber nicht besonders nahe. Beim Einmarsch der Band wurde dann schon eine gewisse Spannung spürbar, aber ausgeflippt ist niemand. Die Band legte dann erst noch mit Flutlicht los. Guter Empfang, aber nicht gleich frenetisch. Beim ersten "Hit" (scheint so als wäre das einer, für mich ging’s gleich zu Beginn schon los) gingen dann auch die Leute ein wenig mit. Bono meint in seiner Ansprache noch, dass sie 5 Jahre nicht mehr hier waren "da könne man ein ganzes Studium abschliessen, ohne Besuch von U2 gekriegt zu haben. Und das sei zu lange". Leider merkt man aber hier schon, dass er und eher wenige Leute im Stadion wirklich dieser Meinung sind. Die Band liefert dann ein echt gutes, spannendes Konzert. Meine Befürchtungen, Bono predige weissgott nicht wie lange blieben aus. Ausser ein paar Worten, einer Rede von Desmond Tutu (ich glaube es war Tutu, ansonsten: Schande über mein Haupt!) und ein paar Freiwilligen von AI mit Lichtern wurde angenehm wenig politisiert und hauptsächlich Musik gespielt. Die Show mit und um die Bühne war einmalig. Leider merkte man aber immer wieder, dass es sich um ein "Eventpublikum" handelt. Für einen einfachen Wechselgesang (ooooh ohhhh) brauchte Bono 5 (!) Anläufe, bis von den Tribünen ein Echo kam. Die Band spielte aber wirklich gut, zwischen den grossen Hits (es schien tatsächlich, als wären diese im Publikum sogar bekannt) brachten sie Songs die nicht so bekannt waren. Zum Glück war alles ziemlich laut, ich behaupte sonst wäre die Menge hier wieder ins Gemurmel abgerutscht. Nach einer ersten Zugabe endete das Konzert für mich sehr überraschend. Als das Flutlicht anging sah man jedoch, dass die Sitzplätze im Süden des Stadions bereits leer waren. Ich behaupte jetzt mal, die Band hatte eine 2. Zugabe eingeplant, da aber seitens des Publikums nichts mehr kam sind sie verschwunden. Eigentlich finde ich das sehr traurig. 5 Jahre war die Band nicht mehr hier, ein riesen Hype um Tickets und dann lässt man sie nach eher kurzer Zeit gehen? Normalerweise erwarte ich bei solchen Konzerten schon, dass der Stadionsprecher irgendwann die Durchsage "Die Band ist bereits im Hotel, wir bitten sie nach Hause zu fahren" bringt. 5 Jahre und keine 2. Zugabe gefordert geht für mich gar nicht!
Aber hoi, ich war da. Hoi, ich war da, bei dieser Band da, Du weisst schon, diese mit Buchstaben da. Aus Irland. U2 glaub ich heissen die und da muss man gewesen sein. Und super, alle noch im Stadion als ich schon wieder auf der Autobahn war!


Anmerkung des Blog Betreiber: erstauntlich sind die vielen Parallelen zu einem bedeutsamen Fussballspiel der Schweizer Nati, oder auch einem x-beliebligen Champions League Abend irgendwo in Europa. Solche Veranstaltungen scheinen immer das selbe Publikum anzusiehen. Diese Leute fehlen allerdings sowohl bei einem Clubkonzert einer aufstrebenden Band, wie auch bei einem Fussballspiel vor 350 Zuschauern in der 1.Liga.

Sonntag, September 12, 2010

FC Gossau : FC Tuggen 1:1

1.Liga
Sportplatz Buechenwald
350 Zuschauer
(3 aktive Gossau Supporter, keine Gäste-Anhänger)
Wetter: Sonnig, wolkenlos, 20 Grad
45'000 Zuschauer sangen an diesem Abend die Songzeile "I Still haven't found what i'm looking for" in den Zürcher Nachthimmel. Die irische Rockband U2 spielte im Letzigrund Stadion ihre grössten Hits. 80 Kilometer weiter weg hätte passenderweise ein Fussballer lauthals miteinstimmen können. Safet Etemi wurde zur Halbzeit ausgewechselt. Dies nachdem sein Auftritt in den ersten 45.Minuten bestenfalls an Eren Derdiyok's schwaches Spiel gegen England erinnerte. Der ehemalige Publikumsliebling der Gossauer Anhänger befindet sich seit seinem Weggang aus dem Fürstenland auf der Suche nach dem fussballerischen Glück. Gefunden hat er es bislang noch nicht. Zuerst konnte sich der gebürtige Mazedonier beim FC Schaffhausen nicht durchsetzen, danach blieb auch sein Engagment beim FC Vaduz erfolglos. "Etemi geboren um Tore zu schiessen", dieser Fangesang der Gossauer Anhänger wirkt im Rückblick auf die letzten beide Jahre beinahe zynisch. Nur fünf Treffer gelangen dem kleinen, dribbelstarken Stürmer seit seinem Weggang von den Blau-Weissen.

Dem FC Tuggen erzielte dann auch erst den Ausgleich, als der ehemalige Schweizer U-21 Nationalspieler bereits frisch geduscht auf der Ersatzbank sass. Zuvor bekundete der Favorit aus dem Kanton Schwyz erhebliche Probleme mit den forsch auftretenden Platzherren. Trotz der verletzungsbedingten Absenz von Spielmacher Jan Berger gelangen dem Heimteam schöne Angriffsaktionen. Eine dieser gefährlichen Situationen führte bereits in der zwölften Minute zum Führungstreffer durch Silvan Eggmann. Die Gäste Mannschaft aus der Linthebene wurde in der Folge allerdings stärker. Dem mirakulösen Stefan Gysi im Tor der Fürstenländer war es zu verdanken, dass die Gastgeber mit einem Vorsprung in die Kabine gingen. In der 62. Minute war dann aber auch der ehemalige Winkler im Gehäuse der Gossauer machtlos. Der "1.Liga Dauerbrenner" FC Tuggen egalisierte den Führungstreffer des NLB-Absteigers.

In den letzten 20.Minuten dieser Partie erlebten die 350 Zuschauer eine dramatische Begegnung. Vereinzelte Zuschauer die sich zuvor noch mit den Bundesliga Schlussresultaten, oder dem virtuellen Manager-Spiel der Gazzetta dello Sport beschäftigten, wurden nun von dieser Begegnung vollends in den Bann gezogen. "Hopp Gossau" ertönte es selbst vom sonst eher schweigsamen Haupttribünen Publikum.
Am Ende blieb es allerdings beim leistungsgerechten 1:1. Die beiden Mannschaften fanden an diesem Abend nicht das was sie suchten. Dies hatten sie gemeinsam mit einem Teil der U2-Konzertbesucher, so zumindest konnte man es der Sonntagspresse entnehmen.

Mittwoch, September 08, 2010

Besser Schwingen, als Fussball...?

Ein satirischer Blick auf die England-Schlappe:

Am Dienstag fand das "gefühlte" Ende der goldenen Schweizer Fussballgeneration statt. Lou Bega und Eiffel 65 standen noch an der Spitze der Hitparaden, als sich die helvetischen Kicker zuletzt so chancenlos präsentierten. Ein vermeintlicher Spezialist für aussereheliche Sportarten besiegelte schnell das Ende aller Sensations-Hoffnungen. Ottmar Hitzfeld wirkte letztmals so verzweifelt, als Teddy Sheringham im Champions League Finale einnetzte. Die Euphorie in der Bevölkerung scheint auch verflogen. Ich hörte keinen einzigen Nachbarn jubeln, als der Anschlusstreffer fiel, und das will was heissen…

Nun bringt uns wieder Köbi Kuhn! Der Frührentner aus Zürich-Wiedikon passt viel besser zu den Eidgenossen, als der deutsche Erfolgstrainer. Der Köbi verkörpert auch eher die eigentliche Lieblingssportart der Schweizer.

Gründe wieso Schwingen besser zu den Schweizern passt, als Fussball:

-die stiernackigen Security Leute stehen nicht am Eingang, sondern liegen im Sägemehl.

-man muss sich nicht ausgerechnet von einem deutschen Trainer erklären lassen, wie der Sport funktioniert.

-statt alkoholfreies dänisches Bier, konsumiert man in der Arena selbstgebrannten Schnaps.

-es gibt keine Luxemburger die Schwingen und für unliebsame Überraschungen sorgen. Von einem Schwingerkönig aus Honduras ist auch nichts bekannt.

-im Schwingen gibt’s keinen Basler Captain, und kaum Basler Schwinger…

-für Auswärts-Begegnungen muss man nur in den nächsten Kanton, und braucht keinen Pass.

-das grösste Turnier der Sportart findet immer in der Schweiz statt, und nicht in exotischen Ländern wie Südafrika oder der Ukraine.

-der Sieger kriegt einfach ein Muni (Stier), und verhandelt nicht im voraus über (vermeintliche)Siegesprämien.

-im Schwingen gibts die Gebrüder Laimbacher, und nicht die Geschwister Degen.

-es gibt keine bösen Ultras und auch keine noch böseren Hooligans. Die Schwingfeste besuchen u.a. friedliche SVP Kommunalpolitiker und leicht angetrunkene Toggenburger Landwirte.

-Die Hymne zum Fest singt ein volkstümlicher Rapper aus Zürich, und keine halbnackte Kolumbianerin.

Dienstag, September 07, 2010

Gästeblog: FC Luzern U-21 : FC Gossau

Gästeblog von Allesfahrer Günther "the artist formerly know as Beat"

FC Luzern U21 – FC Gossau 0 - 5
Allmend (unsäglicher Kunstrasen)
250 Zuschauer

Wieder einmal führte uns eine Auswärtsreise in die schöne Innerschweiz, in eine Region übrigens, die nur sehr wenige Schwingerkönige aufweisen kann. Schon früh morgens standen wir deshalb für die Abfahrt bereit. Die einen mehr oder weniger fit, fand doch am Vorabend das BBC-Open inklusive legendärer Bands statt. In Rotkreuz wurden wir dann von unseren „Touristenführern“ empfangen und sogleich auf die wunderschöne Seebodenalp chauffiert. Nach einem längeren Marsch fanden wir einen perfekten Grillplatz, inklusive bereitgestelltem Holz. Somit hätten sich einige das heraufschleppen von kiloweise Baumstämmen ersparen können. Nach dem feinen Essen wurden wir weiter nach Luzern gefahren. Nochmals ein herzliches Dankeschön unseren beiden Chauffeuren aus „Waldhötte-Ball-City“. Achja, falls mir jemand einen guten Grund angeben kann, warum der Waldhötteball nun auf einmal Ende Februar statt Anfangs stattfindet, bitte melden.

Gerade rechtzeitig zu Spielbeginn hatten wir unseren „Fetzen“ plaziert und unsere Stimmbänder geölt. Was danach folgte war eine Mischung aus Zauberei, Glück, Kreativität, Kampfgeist und Pech.
Zauberei, weil bereits in der 2. Minute ein Schuss von Frokaj aus eigentlich unmöglicher Position im linken Lattenkreuz landete. Dieses Tor würde wohl zum Tor des Jahres gekürt, wenn bewegliche Bilder davon vorhanden wären. Glück, weil es in der Folge auch gut und gerne 1-1 hätte stehen können. Kreativität, weil sich mit Jan Berger und Norbert Frokaj zwei gefunden haben, die schönen Fussball spielen können. Kampfgeist, weil ein Enzo Todisco sich 90 Minuten für die Mannschaft aufopfert und die Linie rauf und runter rennt.
Trotzdem kann auch bei einem 5-0-Sieg noch Pech dazu kommen. Jan Berger verletzte sich wohl ziemlich schlimm am Knie und wird uns einige Zeit fehlen. Ziemlich bitter für die noch junge Gossauer Mannschaft, in welcher der Captain bisher eine tragende Rolle spielte. Somit wird für einige Zeit also ein neuer Platz frei im „best midfield of the world“.

Kontinuität und Überraschung. Diese zwei Wörter möchte ich im nächsten Spielbericht lesen. Kontinuität, weil der FC Gossau hoffentlich endlich mal wieder zweimal hintereinander punkten kann. Überraschung, weil es gegen Tuggen und dessen, in Gossau nicht unbekannten Sturm Zverotic und Etemi, sicher ein sehr viel schwierigeres Spiel wird als gegen die Luzerner. Eigentlich würde mir als Überraschung auch ein sofortiges Wiedergenesen Jan Berger’s genügen...

Donnerstag, September 02, 2010

FC Gossau : SC Brühl 1:3

1.Liga
Sportplatz Buechenwald
800 Zuschauer

Der Präsident des FC Gossau prognostizierte 800 Zuschauer für dieses Derby. Soviele Anhänger fanden dann auch tatsächlich den Weg auf die Buechenwald Sportanlage. Darunter sicherlich die Hälfte aus der Kantonshauptstadt. Die oft beschriebenen "alten Brühler" mit grün-weissem Schal waren ebenso vor Ort, wie die unvermeintlichen "Zelli-Fans" vom klammen Stadtrivalen der "Kronen".

Der Stadion-Speaker zeigte sich äusserst erfreut über den grossen Publikumsaufmarsch der Sportclub Brühl-Supporter. Den Vorwurf allzu parteiisch zu sein, muss sich der Durchsager des FC Gossau bekanntlich ja sowieso nicht gefallen lassen. Schon beim Derby gegen die Espen und beim Aufstieg des FC Thun war er einigen hartgesottenen FC G Anhängern eine Spur zu euphorisch. Der güldene Mantel der Fairness lag allerdings sowieso über diesem Match. Trotz der vielen Emotionen, die sicherlich bei den ehemaligen Gossauern auf Seiten der Gäste vorhanden waren. Im Publikum schien die Mehrheit der Einheimischen den üblichen "Gang nach Canossa" mit stoischer Ruhe zu ertragen, während die Brühler sich auch eher im Stillen über den klaren Derbysieg freuten.

Der ganz persönliche "Superstar" des 1.Liga Aufsteigers ebnete den Weg zum Erfolg der Stadt-St.Galler. Was zu einzelnen Sprechchöre von FC SG Fans führte. Jubelarien fast wie bei einem erfolgten Kredit durch das Stadtparlament. Die Fehler in der Verteidigung schlichen sich beim Heimteam danach ein, wie die frühherbstliche Kälte in die Kleidung der Zuschauer. Die Gäste wirkten abgeklärt, routiniert und kaltblütig. Die Gossauer erinnerten in ihrem Abwehrverhalten an den AC Calcio Kreuzlingen, so die süffisante Anmerkung eines aufmerksamen Beobachters. Im Abschluss agierten die Fürstenländern ähnlich einem 16-jährigen Teenager beim ersten Beischlaf mit der Freundin. Unentschlossen, überhastet und wenig treffsicher.

Der Gossauer Anhängerschaft blieb nichts anders übrig, als sich vornehmlich über die durchwachsene Leistung des Schiedsrichtergespanns aufzuregen. Während sich das eigene Team immer noch auf der Suche nach sich selber befand. An diesem Abend leider erneut erfolglos. Die Gäste grüssen nun von Tabellenplatz 2, während der FC G in den letzten Jahren abgestürzt ist, wie die britische Soul Sängerin Amy Winehouse im Londoner Nachtleben.

Gossau marschiert also weiter unaufhaltsam auf dem "boulevard of broken dreams". Im (Gos-)Sauseschritt gehts Richtung Abstiegszone. Täglich grüsst das blau-weisse Murmeltier mit leicht wackligem Schritt, und dem Hang zur Selbstzerstörung. Doch genug des Pessimismus. Dass es irgendwie immer weiter geht, davon können sicherlich auch die "alten Brühler" mit ihren grün-weissen Schals ein Liedchen singen.

Diskutiert und parliert wurde noch lange an diesem Abend. Während die Zelli-Fans ihr neustes Autogramm an die Zimmerwand hefteten, gings an anderen Orten gerüchteweise hoch zu und her. In einer oft besungenen "Beiz" feierten Brühler Spieler und lamentierten Gossauer Anhänger noch bis tief in die Nacht.