Donnerstag, September 23, 2010

FC St.Gallen : BSC Young Boys Bern 1:2


NLA
NSSG
10'827 Zuschauer

Wer den Schaden hat braucht für den Spot nicht zu sorgen. Die Unmutsäusserungen gegen Karin Keller-Sutter, aus dem Fanblock der Berner Young Boys, werden sogar von Teilen der Gegengerade beklatscht. Der rigide Kurs gegenüber den Fussballanhängern brachte die sanktgallische Justiz und Polizeidirektorin bis in den Bundesratswahlkampf. Die Türen zur Landesregierung bleiben für die FDP-Frau allerdings verschlossen. Auf dem Rücken der Fans reitet man vielleicht bis nach Bern, scheinbar aber nicht bis ins Bundesratszimmer.

Für die Berner lief es an diesem Tag sowohl politisch als auch sportlich besser. Zwei Vertreter ihres Kantons wurden in den siebenköpfigen Bundesrat gewählt, zudem reüssierte der Hauptstadt-Verein auf dem Fussballrasen. "Totenstille" herrschte in der Fankurve der Espen nicht erst nach der Niederlage, sondern schon zu Beginn des Spiels. Mit einem 10-minütigen Stimmungsboykott und einem Spruchband demonstrierten die Anhänger erneut gegen das undurchsichtige Konstrukt der FC St.Gallen AG. Betriebs AG, Event AG, nicht nur als Laie fällt ein Durchblick schwer. Man fragt sich als Aussenstehender, was kommt als Nächstes? Die grün-weisse Bratwurst AG? Die Challenge-League/1.Liga Stadion AG?

Bemüht zeigte sich die St.Galler Mannschaft auf dem Rasen. Allerdings grösstenteils ohne Ertrag. Sandro Calabro, der holländische Neuzugang, wirkte vom Bewegungsablauf wie eines dieser weissen Tiere von denen man erzählt, dass sie den Familien die Babys bringen. "Früher hiess es immer, die drei Legionäre im Team seien die besten Spieler der Mannschaft. Bei uns in St.Gallen ist das seit Jahren genau umgekehrt", so die ironische Bemerkung eines Dauerkartenbesitzers. Der Unfähigkeit der YB Abwehr ermöglichte den Ostschweizern dann doch die eine oder andere Torchance, zu mehr als einem Tor reichte es aber nicht. Da brachte auch die pyrotechnische Einlage des Espenblocks zu Beginn der zweiten Halbzeit keinen neuen Schwung. Für den Unterschied in dieser Begegnung zweier uninspirierten Mannschaften, sorgte schlussendlich ein 19-jähriger aus Sambia. Emmanuel Mayuka bescherte den Gästen mit zwei Toren einen ziemlich aufwandslosen Auswärtssieg. Sehr zur Freude der wenigen, aber lautstarken YB-Anhängern.

Die Sorgen bei den Fans der Grün-Weissen werden nach diesem Spiel nicht geringer. Der Abstiegskampf ist wohl Tatsache. Der Angriff wirkt in dieser Liga deplaziert, wie ein Mormone auf dem Münchner Oktoberfest. Seit der heutigen Wahlschlappe ist zudem klar, dass die Sankt Galler ihre ungeliebte Regierungsrätin wieder aus Bern zurück erhalten.
"Ich habe gesagt, wir geben nichts mehr für diesen Club aus." Die Antwort eines Vaters, zum quengelnden Sohn vor einem Fanartikel Stand, ist bezeichnend für die akutelle Situation des krisengeschüttelten Vereins.

3 Kommentare:

BB Winterthur hat gesagt…

Zur gescheiterten Bundesratskandidatin Karin Keller-Sutter kann man getrost, wie ich, eine andere Meinung haben.
Mein Herz schlug und schlägt zwar seit jeher links. Zur harten Linie gegen die doch kleine Minderheit von Idioten in den Stadien kann ich sie aber nur beglückwünschen.
Ich bin es einfach leid, jedes Wochenende die primitivrassistischenmenschenverachtendenverhöhnenden Gesänge, die hirnlosen Pyromanen, die Scharmützel mit Polizei und gegnerischen Idioten, die Sachbeschädigungen!

FCL-Dänu hat gesagt…

Das Problem dabei ist, dass die KKS nicht gegen die kleine Minderheit vorgehen will, sondern gegen alle, die sich in einen Fanblock begeben. Im Jargon nennt man sowas mit "Kanonen auf Spatzen schiessen."
Ich hab z.Bsp. Knallkörper, die Sachbeschädigungen und rassistische Gesänge (gibts die wirklich noch so oft? Quelle?) auch satt und diese Meinung dürfte die grosse Mehrheit der Fussballfans ebenfalls teile. Das rechtfertigt noch lange keine Sicherheitskosten in Millionenhöhe und Massnahmen, welche primär die Aufgabe erfüllen, die Fankultur und damit auch ein Stück weit den Fussball zu zerstören.
Und damits noch gesagt ist: Die jetzige Gesetzesgebung bietet den Behörden längst, was nötig ist, um Straftäter zu verfolgen und zu bestrafen.
Gruss nach Winti

Anonym hat gesagt…

@ BB Winterthur:

der Rassismus wurde in den letzten 10 Jahren fast aus den Schweizer Stadien verbannt, aber nicht weil sich Politik, Verband oder Polizei dagegen eingesetzt haben, sondern weil sich die aktive Fanszene dagegen gewehrt hat, genau die Leute die von KKS als Chaoten usw. betitelt werden.

was ist an Pyromanen hirnlos? sind nicht eher die hirnlos die etwas schlecht finden nur weil es die Presse als schlecht ansieht?