Montag, September 29, 2008

Donnerstag, September 25, 2008

Wochen der Wahrheit und einige unverzichtbare Gedanken

Es ist der FC Seefeld, der FC Gossau reist im Cup also wieder mal nach Zürich. Das vermeintliche leichte Los, wird aber wahrscheinlich ein schwerer Gang werden. Immerhin scheiterte der FC Winterthur in der 1.Cup Hauptrunde gegen den 2.Liga Interregional Verein. Vlado Nogic zeigte sich im Radiointerview am Tag darauf, schon mal wenig begeistert von der Auslosung. Diese fand übrigens im Studio des Schweizer Fernsehen statt, auch Vorstandsmitglieder des FC Gossau waren anwesend. Ihre Reaktion habe ich allerdings nicht gesehen, aufgrund der Tatsache, dass ich nicht unbedingt einen "Rainer Maria Salzgeber Fanclub" aufmachen würde, habe ich die Auslosung im Teletext mitverfolgt.

Jetzt beginnen, also in vielerlei Hinsicht, die Wochen der Wahrheit. Der FC Gossau trifft am Sonntag auf den Abstiegskonkurrenten La Chaux de Fonds. Man ist geneigt von einem 6 Punkte Spiel zu sprechen. Nun ist das Kämpferherz und der Zusammenhalt in der Mannschaft gefragt, die eine sensationelle Saison, wie die Letzte erst ermöglichten.
Eine Woche später geht’s dann am Montag ins Berner Oberland, wird auch eine heikle Aufgabe werden, obwohl TV Spiele liegen den Füstenländer ja (FC Schaffhausen, Etemi, Tore, Fans, oberkörperfrei, Schweizer Fernsehgeschichte :-)).
Danch kommt für die Spieler die "Nati "Pause, gut vielleicht wird Marc Lütolf noch von Hitzfeld berufen, und es wird nichts aus seinem freien Wochenende.

Gedanken:

1)Bei meinem letzten Bericht, habe ich darüber geschrieben, dass der Schweizer Fussballverband nur eine kleine Anzahl Tickets für das Auswärtsspiel in Athen erhalten wird. Ein Kollege hat mich nun angerufen, und gemeint, der SFV komme bei meinem Blog zu gut weg. Seiner Meinung nach (und da muss ich ihm Recht geben), hätte der Fussballverband schon frühzeitig, offensiv über das "Ticket Problem" mit den Griechen informieren müssen. Gerade in den letzten Wochen, hätten nämlich viele Fans den Flug nach Athen gebucht.
Die Frage bleibt allerdings, wie viele Leuten den Flug nach dem respektablen 0:1 gegen den Fussballgiganten Luxemburg, gleich wieder storniert haben.

2) In der Schweizer Politik stehen ebenfalls die Wochen der Wahrheit bevor. Nachdem Ende letzter Woche, der "Black Monday" dem Herz des Finanzminsters nicht so gut bekommen ist, steht nun der Verteidigungsminister im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Gnadenlos wurde sein Rüstungsprogramm bachab geschickt. Dabei hat Bundesrat Samuel Schmid in seiner Rede noch versucht, an die elterlichen Gefühle der Nationalräte zu appelieren. "Ihre Söhne und Töchter profitieren von diesen Investitionen», sagte der Verteidigungsminister mit Blick auf die Beschaffung von 220 geschützten Mannschaftstransportwagen im Wert von 396 Millionen Franken.
Klar Sämmy, so wird es sein. Ich sehe mich schon in 10 Jahren, wie ich mit meiner Tochter über den längst stillgelegten "Waffenplatz Breitfeld" wandere, die ruhige Atmosphäre und die unberührte Natur geniesse, und wie dann meine Tochter sagt: "Danke Papi, dass ihr damals so super Nationalräte gewählt habt, wo würden die kleinen Vögel und Tiere sonst wohnen, wenn nicht diese Mannschaftstransportwagen hier vor sich hinrosten würden, und ihnen eine Bleibe böten."
Trotz der Ablehnung des Rüstungsprogramm ist allerdings zu befürchten, dass später doch noch die eine oder andere Militär Milliarde bewilligt wird. Sobald die SVP nämlich den ungeliebten Sämmy durch einen neuen Verteidigungsminister ersetzt hat.
Doch das Ende der Miliz Armee rückt näher, und auch in der langsamen Schweiz, wird man sich früher oder später von diesem Modell aus einer fernen, fernen sehr fernen Zeit trennen müssen, denn der Russe kommt nicht mehr über den Bodensee, garantiert nicht.

Dazu passend ein Text, über die heutige Rolle der Armee, den ich in einer Zeitschrift gefunden habe:
Tausende Soldaten wurden für den Einsatz an der Euro 08 aufgeboten, weil das VBS und die Armeespitze diesen Anlass nutzen wollten, um sich in der Öffentlichkeit als unverzichtbare Institution darzustellen. Tatsächlich waren dann ein paar Soldaten an der Euro 08 als Hilfskadetten im Einsatz. Der Rest verbrachte die Zeit mit Rumsitzen und Warten, oder eben mit dem, was im VBS Jargon "Teambildungsanlass" heisst: Jassen, Sport treiben oder Ausflüge machen.

3) Ja, er lebt noch und wie. Von vielen längst abgeschrieben, spielte Ex-Nati Goalie Pascal Zubebühler tatsächlich diese Woche im Liga Pokal sein erstes Pflichtspiel für seinen neuen Verein FC Fulham. Leider ging es ungut aus….und der FC Burnley schoss in der 88.Minute den 1:0 Siegtreffer. Dazu eine unverkennbar, Zubi-typsiche Aussage:
"Wir bei Fulham können ja nicht davon ausgehen, dass wir Meister werden. Darum scheisst es mich noch mehr an, dass wir rausgeflogen sind"

4) Und zu guter Letzt, noch ein Blick nach Deutschland. Dort äussern Fankurven, lautstark und mit Transparenten, Kritik und Missfallen an Dietmar Hopp, dem milliardenschweren Mäzen des TSG Hoffenheim. Jetzt ist ein Dortmunder Anhänger allerdings übers Ziel hinaus geschossen und hat Hopps Konterfei im Fadenkreuz mit der Aufschrift "Hasta la vista, Hopp" hochgehalten. Jetzt reagiert man beim DFB und will eine "Lex Hopp" einführen. Die Schmähungen gegen Hopp sollen zukünftig sportgerichtlich verfolgt werden können. Die Bandbreite ist allerdings unklar, werden nur primitive Schmähungen verfolgt, oder gleich mal jede Kritik gegenüber dem Milliardär.
Anfeindungen gegenüber dem Gegner und deren Fans gehören aber zum Fussball, so war es schon immer, und früher noch viel schlimmer. Vielleicht ist sich das der SAP Gründer einfach nicht gewöhnt, diese proletarische Fussballfanwelt, die jetzt auf ihn einbricht.
Früher wurden Spieler wie Lothar Matthäus oder Stefan Effenberg in jedem Auswärtsspiel aufs übelste angefeindet, in der Schweiz galt das gleiche für einen Andy Egli oder einen Kubi Türkiylmaz und heute noch für einen Carlos Varela. Doch gab es je eine "Lex Matthäus" oder eine "Lex Varela"???
Die Fankurven dürfen nicht durch irgendwelche Gesetze mundtot gemacht werden, auch wenn manchmal Leute, wie der Dortmunder Fan, mit ihren Angriffen in die falsche Richtung gehen.

Dienstag, September 23, 2008

„Weiße Rosen aus Athen-Sagen dir Auf Wiedersehn“

Der arme Schweizer Fussballverband, kann einem wirklich langsam Leid tun. Zuerst Pleiten, Pech und Pannen während und vor der EM. Danach mit "Messias" Hitzfeld die Jahrhundertpleite gegen einige Feierabendkicker eingefahren. Nun, die nächste Hiobsbotschaft und eine weitere negative Meldung die kommunziert werden muss, und tatsächlich dieses Mal kam man nicht mal etwas dafür.

Qualifikationsspiel für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Südafrika 2010 der europäischen Verbände Griechenland - Schweiz, Piräus, Stadion Karaiskaki, 15.10.2008
Trotz intensiven Bemühungen von SFV-Seite um Eintrittskarten stellt uns der Griechische Verband nur ein kleines Kontingent zur Verfügung. Da der SFV diverse Verpflichtungen erfüllen muss, können wir leider keine Bestellung berücksichtigen.
Wir bedauern dies sehr und zählen auf Ihr Verständnis

Sehr bitter, vorallem für Leute, die bereits den Flug gebucht haben. Das Stadion In Piräus fasst 33'000 Zuschauer, scheinbar hält es der griechische Fussballverband nicht für nötig, die "normale" Anzahl von 5% des Kartenkontingent an die Gäste abzugeben. Wahrscheinlich hat man in Athen Angst, dass die berüchtigten Schweizer Nati Fans, die Akropolis in Schutt und Asche legen. Jedenfalls schickt der Griechen Fussballverband nur 600 Bilette in die Schweiz, wobei nicht wenige an Reiseveranstalter gehen werden (siehe oben: diverse Verpflichtungen).

Nun ist guter Rat teuer, was machen?

1) Trotzdem hinfliegen, und vor Ort ein Ticket besorgen, was sicher irgendwie möglich sein wird. Preis schwer abzuschätzen.

2) Trotzdem hinfliegen, und sich ausgiebig dem Nationalgetränk Ouzo widmen. Zwischendurch bei einem herrlichen Souvlaki das Spiel in einer griechischen Kneipe anschauen. Vielleicht kommt noch Schlagersängerin Nana Mouskouri vorbei, und man gibt ein Schweizerisch-Griechisches Duett „Weisse Rosen von Athen“ zum Besten, wahlweise auch in der Version „Ohne Tickets nach Athen“ (Im fernen Land- Wo keiner auf dich wartet- Da seh'n die Sterne in der Nacht Ganz anders aus- Dort ist die Welt so fremd).

3) Trotzdem hinfliegen, und Trainergattin Beate Rehhagel vor dem Stadion den VIP Pass klauen. Leider könnte die Aktion allerdings ungut enden, trotz Steinzeit Fussball während der EM, geniesst Otto Rehhagel immer noch Heldenstatus in Griechenland.

4)Trotzdem hinfliegen, sich am Vorabend des Spiels mit Präsi Ralph Zloczower an der Hotelbar treffen, und in einer gemütlichen Pokerrunde um die Karten auf der Ehrentribüne zocken.

5) Als aktiver Freizeitfussballer, in nächster Zeit hart trainieren, und nach einem Hattrick bei einem 3.Liga Spiel,noch auf eine Berufung von Ottmar Hitzfeld hoffen.Ich meine so gross ist die Auswahl an torgefährlichen Stürmern ja nicht.

6)Trotzdem fliegen, allerdings nach Murcia, wo die U-21 gegen Spanien um den Einzug an die EM spielt. Unterstützung gegen die schier übermächtigen Südeuropäer, können die jungen Schweizer sicher gebrauchen.

7)Nicht fliegen, trotzdem arbeiten, auch irgendwie beschissen.

PS: Persönlich gehöre ich zu den „schampar“ Glücklichen, die eine Karte erhalten werden (hoffentlich). An alle anderen, ich halte weiterhin die Ohren offen, vielleicht ergibt sich ja noch irgendwo, irgendwas.

Sonntag, September 21, 2008

FC Thalwil (2.Liga Interregional) : FC Gossau 1:3


Cup 1. Hauptrunde

Sportplatz Etzliberg
400 Zuschauer

(Korrektur: @Leser dieses Blogs von Montag Morgen. es steht fest, dass der Linienrichter das vermeintliche 2:2 definitiv nicht im Tor sah und das auch so anzeigte, im allgemeinen Tohuwabohu ging das ein wenig unter)

Samstag 14.45 Start Halbmarathon Greifenseelauf, Samstag 16.00 Anpfiff 1.Cup Hauptrunde FC Thalwil : FC Gossau. Der grösste Volkslauf der Schweiz in Uster, bringt mich Jahr für Jahr in einen Interessenskonflikt. Findet der Halbmarathon doch meistens am Wochenende der 1.Cup Hauptrunde statt. Diese Tatsache verleitete mich schon einige Male zu merkwürdigen Harakiri Aktionen, und fordert bereits im Vorfeld eine minituiöse Planung.

Eine solche Herausforderung, im doppelten Sinne, wie dieses Mal stand mir allerdings noch nie bevor. War bei mir die Erleichterung nach dem Los für die 1.Cup Hauptrunde anfangs noch gross, Thalwil war von der Distanz her fast das die beste Möglichkeit, wich die Freude bald der Entäusschung darüber, dass die Partie bereits um 16.00 stattfinden würde. Dazu stellte ich auch ziemlich schnell fest, dass die Zürcher Vorortsgemeinde zwar luftlinienmässig nicht sehr weit entfernt von Uster liegt, doch leider liegen noch 2 Seen dazwischen (Greifensee, Zürisee). So befasste ich mich schon seit Wochen damit, wie ich schnellst möglich nach dem Zieleinlauf in Uster, nach Thalwil kommen könnte, um wenigstens die 2.Halbzeit mitverfolgen zu können. Das Auto wäre theoretisch die schnellste Variante gewesen, doch die Parkplätze in Uster befinden sich zu weit vom Zielgelände weg. So blieben mir die, sowieso symphatischeren, öffentlichen Verkehrsmittel.
In Erwägung zog ich zuerst die Möglichkeit mit dem Schiff via Horgen nach Meilen zu fahren, und von da ein Taxi nach Thalwil zu nehmen. Im Idealfall hätte das wohl die kürzeste Reisezeit zur Folge gehabt. Jedoch war diese Variante, von zu vielen Störfaktoren beeinflusst (fährt dann genau eine Fähre, oder muss ich 10 Minuten auf die Nächste warten? Wieviel Zeit verliere beim Umsteigen?). Schlussendlich musste ich die romantische Vorstellung, von der Rennen/Zug /Schiff /Taxi Auswärtsfahrt leider verwerfen, und entschied mich für die konservative Variante, mit dem Zug via Zürich HB nach Thalwil zu gelangen.

Der Druck vor dem Lauf war ziemlich gross, es gab nur die Möglichkeit den 16.21 Zug ab Uster zu erwischen, um einigermassen rechtzeitig auf die 2.Halbzeit in Thalwil anzukommen. Es musste alles Ideal laufen, eine Zeit um die 1h 25min für die 21,1 Km sollte es schon sein, zudem müsste ich im Ziel möglichst schnell meinen Zeit-Chip abgeben können, und danach gleich Richtung Bahnhof Uster weiterrennen. Die schnellste Route vom Zielgelände des Halbmarathon bis zum Bahnhof hatte ich mir im Vorfeld schon eingeprägt, das Zugbillet hatte ich auch schon gelöst, und die Kleider nahm einer der Kollegen mit, die sich "normal" nach Thalwil aufmachten. Leider war bei diesem ganzen Stress an Duschen nicht zu denken, aber gewisse Opfer muss man wohl bringen.

Der Lauf entwickelte sich gut für mich, zwar war es wärmer als gedacht, doch ausser einer kleinen Krise zwischen Kilometer 12 und 14 verlief die Unternehmung "Greifenseelauf - Cup 1.Hauptrunde" planmässig. Tatsächlich erreichte ich die Ziellinie in Uster knapp unter 1 Stunde 25 Minuten. Doch ich war noch nicht wirklich am Ziel angelangt, und es gab merkwürdige Blicke von anderen Läufern, als ich selben Tempo weiterrannte Richtung Zeitchip-Abgabe, um danach im Sprint zum Bahnhof Uster zu eilen. Puuh geschafft, kaum war ich am Bahnhof fuhr der Zug Richtung Zürich Hauptbahnhof auch schon ab. Jetzt konnte ich mich endlich ausruhen, und u.a die Schuhbändel wieder schnürren, die ich wegen der Chip Abgabe, aus Zeitgründen offen lassen musste. In Zürich ging das Gerenne gleich weiter, eine ältere Dame zeigte mir den schnellsten Weg zur S-Bahn Richtung Thalwil. Die rüstige Rentnerin wird gedacht haben, dass ich immer noch mitten in einem Wettkampf stecke, da ich die Startnummer immer noch an hatte und halt auch sehr gehetzt wirkte. In Thalwil angkommen, rannte ich gleich weiter zum Taxistand, wo ich noch ein wenig Überzeugungsarbeit leisten musste, da der Taxifahrer nicht grosse Lust verspürte, den kurzen und wenig lukrativen Weg zum Sportplatz Etzliberg zu fahren. Doch nach einigen kurzen Sätzen und der Beschreibung der Situation, war ihm mein Unternehmen scheinbar symphatisch, und er war nun selber interessiert mich möglichst schnell zum Fussballplatz des FC Thalwil zu bringen. Leider lud er mich allerding beim falschen Platz ab, denn das Cup Spiel fand nicht auf dem Hauptplatz statt, sondern ca. 600 Meter weiter weg. Also schon wieder Joggen, wer den Film "Lola rennt" kennt, dass war ein Kindergeburtstag im Gegensatz zu meiner Rennerei am heutigen Tag.

Endlich, Endlich, war ich dann etwa in der 50 Minute am Ziel meiner Träume angelangt. Vertraute Gesichter, gediegene Dorf Cup Atmosphäre, und Gossau führte zu meiner Freude 1:0. Noch schnell die Kleider gewechselt, ein Bier geholt, und schon schwenkte ich voller Enthuisiasmus unsere neue grosse blau/weisse Fahne. Kaum angekommen, fiel auch das 2:0, und eine Art Vorentscheidung schien Gefallen zu sein. Gut für meine Nerven, die an diesem Tag schon genug belastet wurden. So konnte man diese spezielle Cup Stimmung auf dem Dorf geniessen, die seit dem Rückzug des grossen Sponsors, auch wieder ihre Unschuld zurück gewonnen hat. Die Sportplätze werden nicht mehr mit den einheitlichen Sponsoren Plakaten über-tapeziert, und es laufen auch keine Fotografen des Telefonnetz-Anbieters rum, die Eindrücke von euphorischen Zuschauern ablichten wollen.
Nachdem die wacker kämpfenden Zürcher leider den Anschlusstreffer schafften, zeigte sich dann doch noch, dass andere nicht ganz so unschuldige Gesicht des Schweizer Cup auf dem Dorf. Die 14-15 Jährigen Thalwiler Dorfjugenlichen, die stolz die "Thalwiler Westkurve" bildeten, schrien mit ihren gänzlich vom Stimmbruch befreiten Stimmen, wüst auf die Gossauer Spieler ein, die sich zum Eckball aufmachten. Nachdem Darko Damjanovic auch noch einen Ball auf der Linie abwehrte, den das Heimpublikum im Gegensatz zum Linienrichter im Tor sah, waren dann einige nicht mehr zu halten. Ein Typ mit Indianer Jacke, der in dieser Kleidung aussah wie der uneheliche Sohn von Old Shatterhand, schritt einfach mal kurz entschlossen während des Spiels über den Rasen, um den Linienrichter zur Rede zu stellen. Der Stadion-Speaker rief uns in der Folge dann noch vergangene Erlebnisse aus Istanbul oder Tel Aviv in Erinnerung, als er per Mikrofon seine Mannschaft anfeuerte. Der eingewechselte Fabio Klingler machte wenig später den Cup Träumen der Zürcher allerdings endgültig den Garaus, indem er das 3:1 erzielte. Danach mussten wir uns noch von den einen oder anderen entäuschten Zuschauern beschimpfen lassen, auch dem Linienrichter erging es nicht besser als uns. Ihm wurde von einer hochgestylten, jungen Thalwilerin noch auf dem Platz die Leviten gelesen. Er reagierte verduzt, aber so ist er halt der Cup auf dem Dorf.

Wir verabschiedeten noch die Spieler, die einfach nur froh waren, die 1.Hauptrunde schadlos überstanden zu haben, und machten uns dann auf den Nachhauseweg. Gemütlich, nicht rennend, nicht joggend, nicht hastig, nicht hetzend. Ich freue mich schon auf das nächste Jahr, und hoffentlich geht dann endlich mein Traum in Erfüllung. FC Uster:FC Gossau, Cup 1 Runde, ganz ohne Stress.

Vom Lauf zum Spiel:
2004:
Greifenseelauf + FC Zug 94 : FC Luzern 0:2 (Cup 1.Hauptrunde)
-Stressfaktor +++
ziemlich stressige Angelegenheit, inkl. Sprint vom Parkplatz zum Stadion.
Entlohnt wurde ich mit einem mässigen Spiel, und einer schönen Pyroaktion auf Luzerner Seite.

2005
Kerzerslauf + FC Wettingen : FC Offtringen 2:2 (2.Liga Regional)
-Stressfaktor ++
schnell Duschen, und ab auf den Zug um endlich einmal das altehrwürdige Stadion Altenburg zu hoppen. Sprint vom Stadion zum Bahnhof Wettingen nach dem Spiel, um den Zug zu erwischen.
Entlohnt wurde ich mit einem herrlichen Stadion, Maradona Poster in der Vereinsgaststätte (Uefa Cup FC Wettingen : SSC Napoli), und Wettingen Fans die mit Transparenten von einer Rückkehr in den UEFA Cup träumten.

Greifenseelauf + FC Sursee : FC Baden 1:3 (Cup 1.Hauptrunde)
-Stressfaktor +++
wiederum kam ich dank einem Sprint vom Parkplatz zum Stadion, noch rechtzeitig zum Anpfiff ans Spiel. Entlohnt wurde ich mit einem spannendem Spiel, dass erst in der Verlängerung entschieden wurde

2006
Kerzerslauf + ES FC Malley : FC Bex 3:0 (1.Liga)
-Stressfaktor +
-Das Stadion von Malley liegt direkt bei der Lausanner Pontaise, daher ist es einfach zu finden. Ich schaffte es pünktlich, neben mir verfolgte der Sohn des Malley Trainers die Partie. Stephan Chapuisat war begeistert über das, von seinem Vater trainierte, Heimteam.
Entlohnt wurde ich mit einer schönen alten Holztribüne, und frühlingshaften Temperaturen.

Emmentaler Halbmarathon + FC Wangen bei Olten : Concordia Basel 1:0 (1.Cup Hauptrunde)
-Stressfaktor ++
-Da ich als einer der ersten im Ziel war, musste ich mich lange Gedulden, bis uns endlich ein Bus von den Emmentaler Bergen zum Bahnhof Langnau brachte. Danach sah ich die Niederlage von Murat Yakin's Mannschaft gegen den Erstligisten, und Cupspezialisten Wangen bei Olten.

2007
GP Bern + FC Breitenrain : FC Cortaillod 3:1 ( 2.Liga )
-Stressfaktor +++
-Duschen lag leider nicht drin. Dafür joggend zum nahe Fussballplatz des FC Breitenrain. Entlohnt wurde ich durch Komplimente des Kassiers "Sit ihr am GP gsi ou jetz scho da?" und wiederum durch eine schöne alte Holztribüne.

Greifenseelauf + SR Delemont : FC Gossau 0:0 (NLB)
-Stressfaktor ++
-Duschen lag noch drin, danach auf den Zug Richtung Delemont, um zu Dritt in der Gästekurve zu stehen.
Entlohnt wurde ich durch eine kämpfende Gossauer Mannschaft, und die Magenprobleme eines Kollegen bei der Nachhausefahrt im Mannschaftscar.

2008
Greifenseelauf + FC Thalwil : FC Gossau 1:3 (Cup 1.Hauptrunde)
Stressfaktor ++++


Vom Spiel zum Lauf
Zugegeben nicht ganz so stressig, aber die ideale Vorbereitung auf einen Marathon.

2005
FC Stades Nyonnais : Etoile Carouge 1:3 (1.Liga) + Geneve Marathon
-ich reiste einen Tag vor dem Marathon in die Westschweiz, um dieses Derby mitzuverfolgen.
Die Leidtragende war meine Frau, die am Tag arbeiten musste, und erst am Abend alleine nachreiste.

2006
Hertha BSC Berlin Amateure : Rot Weiss Ahlen (Regionalliga Nord 0:3 + Berlin Marathon
-Einen Tag vor dem Lauf, statt Grossstadt Shopping war dieser Regionalliga Hit vor 334 Zuschauern angesagt. Leidtragende war wiederum meine Frau.

Donnerstag, September 18, 2008

Aus 19'694 mach 3'000

Grundsätzlich, bin ich ja der nostalgische, ewig gestrige Fussballfan.Ich schaue lieber ein Fussballspiel in einem baufälligen Stadion, dass nach Fussball schmeckt, als in einem dieser neumodischen, nach Plastik riechenden, Multifunktionsarenen.

Also anders gesagt, solches Arena Card "Gschmeus" wie beim FC St.Gallen oder beim FC Bayern, und überhaupt diese neuen, "alles sieht gleich aus" Fussball/Einkaufszentren, die überall auf der Welt entstehen, sind überhaupt nicht mein Fall.
Letztens hab ich mich wieder mal aufgeregt. Beim UEFA Cup Spiel von GC gegen Poznan im neuen Stadion im St.Galler Westen, plagte mich ein unbändiger Durst, da ich aber blöderweise nur 5 Franken dabei hatte, konnte ich mir keine dieser tollen Karten kaufen, weil der Betrag zu klein war. Mein Kollege verzichtete aus ideologischen Gründen ebenfalls auf den Erwerb eines solchen Konsumkärtchen, so blieb mir nichts anderes übrig, als mich vom Wasserhahn bei der Stadion Toilette zu bedienen, das kalte Nass war sogar gratis. Ein Hoch auf das Leitungswasser Paradies Schweiz, dass mich vor dem Verdursten rettete.

Trotz aller Animositäten gegen die Kommerztempel der heutigen Zeit, hätte ich es doch sehr befürwortet, wenn die Partie FC Gossau:FC St.Gallen im neuen St.Galler Stadion stattfinden würde. Dafür gibt es mehrere Gründe. Durch die sehr geringe Stadionkapazität von nur 3'000 Zuschauern, werden viele Fans gar nicht die Möglichkeit haben dem Spiel beizuwohnen. Hunderte werden ohne Ticket vor dem Sportplatz stehen. So etwas hat es wohl in der Geschichte der NLB noch kaum gegeben, in der Historie des FC Gossau sowieso nicht. Klar, die Leute die immer zu den Spielen fahren, oder auch über irgendwelche Kontakte verfügen, werden schlussendlich am 2.November das Spiel vor Ort mitverfolgen können. Leer ausbleiben werden diejenigen Anhänger, die nicht die Zeit finden an einem Bankschalter für die Karten anzustehen, und auch jene die nicht gerade verwandtschaftlich oder bekanntschaftlich verbunden sind, mit irgendjemand Wichtigem vom FC Gossau oder dem FC St.Gallen
Viele sprechen jetzt schon von einem Sicherheitsrisiko bei diesem Spiel, wie halt in der heutigen Zeit, immer zuerst einmal von einem Sicherheitsrisiko gesprochen wird, wenn sich mehrere Leute zu einem bestimmten Anlass treffen. Ich denke aber nicht, dass gross was passieren wird. Die Leute die keine Karte ergattern, können sich ja schon früh damit abfinden und werden, wenn überhaupt, ihr Team von ausserhalb anfeuern. Aggresionen könnten bei einigen Leuten wohl nur freigesetzt werden, wenn die Polizei mit einem unverhältnismässigen Aufgebot Präsenz markieren würde. Dazu gibt es nämlich keinen wirklichen Anlass.
Nüchtern betrachtet wird das Publikum sowieso aus 80-85% St.Gallen Fans bestehen. Dazu kommen wohl noch ca. 5% Ostschweizer, denen es egal ist wer gewinnt, Hauptsache nicht die Zürcher oder die Basler, und dann noch die ca. 10% Gossau Fans. Also Massenschlägereien dürfen kaum erwartet werden, Fanschlachten rund um den Bahnhof Gossau werden garantiert ausbleiben.

Für unser kleines FC G Fangrüppchen wird es trotzdem ein hartes Spiel werden. Akustisch werden wir in etwa so unterlegen sein, wie eine Xylophon einer Elektrikschen-Gitarre, wobei das nicht verwunderlich ist, bei unserer krassen zahlenmässigen Unterlegenheit. Auch optisch wird es wohl ein schwieriges Unterfangen werden, irgendwie unsere Mannschaft zu unterstützen. In St.Gallen hätten wir wenigstens einen eigenen Sektor gehabt. In Gossau ist zu befürchten, dass ziemlich viele Grün-Weisse bei uns Stehen, und diese werden über die Blau-Weissen Fahnen vor ihren Gesichtern kaum erfreut sein. Ziemlich frustrierende Angelegenheit also, und dies alles nur, weil die Swiss Football League will, dass jedes der 18 NLB Teams, 17 Heim und 17 Auswärtsspiele austrägt. Natürlich ist das irgendwo, aus sportlicher Sicht nachvollziehbar, trotzdem hätte man hier eine Ausnahme machen müssen. Fussball spielt man ja in erster Linie immer noch für die normalen Leute, auch wenn heutzutage überall nur von Sponsoren und reichen russischen und arabischen Geldgebern berichtet wird. Es sollte deshalb möglichst vielen Fans ermöglicht werden, einem Fussballspiel wie z.b diesem Derby beizuwohnen. Deshalb ist es ein völliger Witz, wenn am 2.November fünf Kilometer entfernt vom total überfüllten Gemeindesportplatz, ein leeres Stadion in St.Gallen steht (Kapazität 19'694). Was wäre denn gewesen, wenn die SFL Anfang Saison dem Gossauer Stadion tatsächlich die NLB Tauglichkeit abgesprochen hätte, dann würden die FC G Heimspiele seit Anfang Saison wohl im neuen St.Galler Stadion stattfinden. Somit hätte der FC SG dann doch irgendwie 18 Heimspiele gehabt, und nur 16 Auswärtsspiele.

Die Swiss Football League will mit der Massnahme eine Wettbewerbsverzerrung verhindern, warum aber der FC Gossau sein Cup Heimspiel vom letzten Jahr gegen den FC St.Gallen im Espenmoos austragen durfte, bleibt unklar. Ich meine, die anderen Mannschaften wie Basel, Zürich oder YB hätten ja befürchten müssen, dass so dem FC St.Gallen der Weg zu einem möglichen Cupsieg geebnet wird. Das Ergebnis von jenem Spiel zeigt aber, dass der Heimvorteil nicht immer ein wirklicher Vorteil ist.

Die ganze Angelegenheit mit dem Stadion lässt sich nun wohl nicht mehr änderen. Man wird am 2.November sehen wie die ganze Sache auf dem Feld ausgeht. Eins jedenfalls steht fest, Darko Damjanovic hat noch nie gegen den FC St.Gallen verloren, ob nun Heimspiel oder Auswärtsspiel.

Montag, September 15, 2008

Botschafter der Leidenschaft


Was den Boulevard-Zeitschriften "Bunte", "Glückspost" und "Schweizer Illustrierten" nicht gelang, wird euch von gossau-gedanke.ch, exklusiv präsentiert.

Die Gossauer, Luzerner und Berner Cervelat-Prominenz, trifft deutschen Gourmetkönig!
(und wer zum Teufel, ist der Mann im Hintergund, der frech in die Kamera grinst?)

Sonntag, September 14, 2008

FC Gossau : Concordia Basel 0:1

Eine Premiere, Gästeblog von Fabio.
Profunder Fussballkenner, der Taktikspezialist in unseren Kreisen.
Er schreibt hier über das Spiel, über Träume eines Gossauer Innenverteidiger, und über haarsträubende Entscheidungen des Schweizer Fussballverband.

FC Gossau – Concordia Basel 0:1
750 ziemlich gut gezählte Zuschauer (egal, immerhin mehr als der FC Wil)

Den ganzen Tag hindurch regnete es immer wieder ein bisschen. Und obwohl es das erste Heimspiel des FC G war, wo man auch den Regenschirm ins Stadioninnere mitbringen durfte (war zuvor verboten), konnte man nicht wirklich viele Zuschauer erwarten. Auch der heutige Gast Concordia Basel, brachte nicht viele Zuschauer, dafür Rainer Bieli, den man nach dem Spiel noch weniger mochte, als zuvor.

Ausserdem wurde kurz vor dem Match noch bekannt, dass der "liebe" Fussballverband den Antrag vom FC G abgelehnt hat, welcher ihr Heimspiel gegen den FC St. Gallen in deren Heimstätte verlegen wollte. Schade, in Gossau werden gerade Mal 3'000 Zuschauer Platz finden und so wird der eine oder andere SG-Fan auf unserer Seite stehen und der eine oder andere muss sogar draussen bleiben.

Gossau startete im heutigen Spiel ein wenig offensiver an als noch gegen Nyon. Misura kam rein und spielte ein bisschen hinter dem letztmals treffsicheren Boumelaha. Letztgenanntem wollte heute nicht viel gelingen. Öfters verstolperte er den Ball, doch mit seiner Schnelligkeit und Technik, fühlten sich die Verteidiger von Concordia mehrmals so, als sässen sie im Gardaland auf einer Achterbahn. Olivier Boumelaha wird uns bestimmt noch einige Male glücklich machen. Ich schreibe extra Olivier, denn letzte Woche wurde auch noch sein Bruder zum FC Gossau geholt. Virgile kam von Delemont, wo er die letzten beiden Saisons unter Vertrag stand. Dieser Virgile spielte heute jedoch noch nicht. Bei Concordia war Rainer Bieli der Aktivposten. Zwar hat er gewisse Möglichkeiten kläglich vergeben, jedoch trotzdem gezeigt, dass er für seine Mitspieler und sein Team sehr wichtig sein kann. Er kann heute noch den Ball behaupten, Bälle ablegen und in der 84. Minute, als Mario Bigoni an der Seitenlinie bereit stand zum Einwechseln, zeigte er leider auch, dass er ein Spiel entscheiden kann. Somit musste Bigoni wieder Platz nehmen und Luca Dimita kam für ihn ins Spiel. Dies sagt mir, dass Vlado Nogic das 0-0 halten möchte, was mir gar nicht gefiel. Es kam hinzu, dass ein Fernandez den Vorzug bekommt vor Bigoni, welcher momentan ganz gut drauf ist. Und wenn ich schon beim Kritisieren bin, ein Alija könnte vielleicht einmal eine Pause gebrauchen und bitte, bitte in Zukunft Misura nicht als hängende Spitze laufen lassen, er macht so meines Erachtens Knöpfels Spiel kaputt. Jedoch finde ich zu einzelnen Spielern auch gute Worte. Zancanaro hatte Bieli ganz gut im Griff, Zaugg machte sehr Dampf nach seiner Einwechslung (evtl. auch mal von Anfang an) und wieder einmal ein sicherer Rückhalt war der Torhüter Darko Damjanovic. Lieber Ottmar, was hast du an diesem Freitagabend gemacht?

Hoffen wir, dass man gegen Thalwil eine Cuprunde weiterkommt, damit Zanci seinen Traum auch weiterträumen kann (Cupsieg was sonst) und man in der Liga zu einer gewissen Konstanz findet. Dazu liegt es auch wieder ein bisschen an uns Fans, lautstarker und farbenfroher zu werden und die Mannschaft noch besser zu unterstützen.

Donnerstag, September 11, 2008

Schweiz : Luxemburg 1:2

WM Qualifikation
Letzigrund Zürich
20'500 Zuschauer

Die Jahrhundertniederlage-ein schonungsloser Augenzeugenbericht

"Nei i fahre nüm uf Athen im Oktober, nei so nid" tönte es, oder auch "s'nöchscht mol, häds den kei Zuschauer, noch däre huere Sauerei"! Frustriert, geschockt und wütend verliessen patriotisch geschmückte Schweizer Fans das Letzigrund Stadion.

Was die 20'500 Zuschauer die 95 Minuten zuvor erlebt hatten, hätte auch Horror Autor Stephen King nicht grusliger inszenieren können. Die Matchbesucher hätten an diesem Abend so viel anderes (schlaueres) machen können. Man hätte sich z.b die aktuelle „Gute Zeiten-Schlechte Zeiten“ Folge, 10x hintereinander anschauen können, oder man hätte Nackt kriechend und rückwärts die Bahnhofsstrasse in Zürich hinauf und hinunter robben können. Wahrscheinlich wäre man sogar lieber stundenlang mit Rainer Calmund in einem engen Lift stecken geblieben, inkl. Dauerberieselung durch die neusten CD’s von Enrique Iglesias und den Kastelruther Spatzen. Alles wäre soviel angenehmer gewesen, als dieser Abend im neuen Züricher Stadion.

Die meisten Schweizer Fans stellten sich vor dem Spiel, nur die Frage, wie viele Tore man den kleinen Luxemburger heute wohl einschenken würde. Der "Blick" hat ja schliesslich geschrieben, dass man die "Luxemburgerli" vernaschen werde. Alles war vorbereitet für die grosse Comback Show von Heilsbringer Alex Frei. Die Stimmung vor den Stadiontoren war gut. Es gab nicht mehr gar so viele Polizisten wie während des Grossturniers im Juni, und die Atmosphäre war richtig enstpannt. Ein paar grenzdebile Luxemburger Anhänger sangen zwar von "Schweiz Kanaken", aber was solls, sie waren halt schwerstens betrunken. Den Spass gönnte man dem kleinen Grüppchen, nachher würden sie ja kaum mehr Grund zum Lachen haben. Dachte man…

Das Spiel plätscherte anfangs so dahin, Alex Frei übelegte wahrscheinlich noch in welche Richtung er beim ersten Torjubel abdrehen würde, und plötzlich hiess es 0:1. Die Party auf den Tribünen war nun aber so was von vorbei. Die Stimmung wäre beim einem "Tokio Hotel" Konzert, dass vor 10'000 sehnsüchtigen Teenies, 2 Minuten vor Beginn abgesagt wird, nicht geschockter gewesen. Vor dem Führungstreffer der Gäste wurde sogar vereinzelt ein "Ottmar, Ottmar National" angestimmt, dass war nun natürlich auch passe. Dafür tobten die Gäste Anhänger ab. Teilweise befürchteten sie wohl noch, sie wären in einer luxemburgischen Version von "Verstehen Sie Spass" gelandet. Bald würde ihnen jemand sagen, dass das Ganze mit dem Führungstreffer gegen die Schweiz nur eine riesen Verarschung gewesen wäre. Doch auf der Anzeigetafel blinkte es klar und deutlich 0:1 für das kleinste der Benelux Länder.

Kurz vor der Pause kam dann zum psychologisch besten Zeitpunkt der Ausgleich für die Schweiz. Die Erleichterung war nun gross, jetzt würde alles seinen gewohnten Gang nehmen. 1 x Hakan Yakin, 2 x Frei, alles in allem würde man mit einem blauen Auge davon kommen. Ottmar Hitzfeld würde nach Spielschluss, Alain Sutter und Matthias Hüppi Rede und Antwort stehen, und zum Besten geben, dass solche Spiele schwierig seien und am Schluss nur die drei Punkte zählen. Ungefähr so würde es ablaufen. Dachte man…

Was dann in der 2. Halbzeit tatsächlich ablief, spottet jeder Beschreibung. Die Schweizer Nationalspieler stellten sich auf dem Rasen in etwa so geschickt an, wie ein nigerianischer Skifahrer beim Olympia Slalom. Dazu fehlte es neben der Technik, auch noch am Kämpferherz. Das Zusehen verursachte bei den meisten Schweizer Fans, körperliche Leiden. Ein netter 12-Runden Sparring mit Vladimir Klitschko hätte weniger Schmerz verursacht, als dieses Spiel der Nati.
Man rechnete allerdings immer noch jeden Moment mit dem erlösenden 2:1. Mit so einem kleinen "Törchen" wäre man schon mehr als zufrieden gewesen, auch die grössten Optimisten im Publikum, rechneten nun nämlich nicht mehr mit einem klaren Erfolg gegen den Aussenseiter. Einfach nicht gleich blöd, oder noch blöder dastehen als die Österreicher nach ihrer peinlichen "Jahrhundert" Niederlage gegen die Farör Inseln, dass wir nun der sehnlichste Wunsch der meisten Zuschauer.

Die Zeit lief nun mit einer bemerkswerten Geschwindigkeit ab. Doch auf dem Rasen passierte nichts und wieder nichts. Die Feierabend Kicker aus Luxemburg bereiteten unserer Mannschaft etwa so viel Mühe, wie ein MC Donalds 5 Gang Menü einem magersüchtigen Model. Nun passierte etwas merkwürdiges, sonderbares, tatsächlich etwas gar Unvorstellbares. Die Schweizer Abwehr, in der insbesondere Ludovic Magnin teilweise auftrat wie ein untalentierter Eiskunstläufer, schrieb luxemburgische Geschichte. Irgendwie stand es auf einmal 2:1. „Nei, Nei,Nei, i glaub i spinne“ fassunglose Gesichter bei den Schweizer Fans. Viele verliessen fluchtartig das Stadion. Für die Gäste hingegen war Weihnachten, Geburtstag, das 1.Mal, Schulabschluss, Erbschaft von der Oma, Polterabend, Luxemburgischer Nationafeiertag, und Silvester zu gleich. Abartiger Jubel.

Just an diesem Tag wurde am Genfer Kernforschungszentrum Cern der "Urknall" simuliert. Alle Welt sprach vom Schwarzen Loch. Ein Experte meinte die Chance, dass ein schwarzes Loch Menschen verschlucken könne, sei etwa gleich gross, wie die Möglichkeit, dass aus dem Experiment ein Drache entstehe und alle Leute auffresse. Er hätte wohl einige Stunden zuvor auch sagen können, die Möglichkeit sei etwa gleich gross, wie eine Heimniederlage der Schweiz gegen Luxemburg. Etwa 20'200 Fans im Stadion Letzigrund hätten ihm vor dem Spiel vorbehaltlos zugestimmt.

Nur weg hier, weg von diesem Schauplatz der historischen Niederlage. 1515 verlor die Eidgenossenschaft ihre letzte grosse Schlacht bei Marignano, 2008 verliert die Nati gegen den Fussballzwerg Luxemburg. Das Schlimme daran, 1515 sahen die Schweizer gegen die Franzosen eine zeitlang noch als sicherer Sieger aus. An diesem 10.September 2008, zeigte die Schweiz aber keine Gegenwehr, und der Gegner war vom Potential her auch noch deutlich unterlegen. Es war erschreckend.

Das Tram zum Hauptbahnhof total überfüllt, schwitzende Körper in roten Trikots. Vor einem Döner Laden können sich ein paar Typen ein Lachen nicht verkneifen (mein Gott, wer will ihnen das Verübeln, sie hatten ja Recht). Merkwürdige Stimmung im Zug nach Hause, ähnlich bedrückt wie nach dem EM Aus. Im Gegensatz zum Out gegen die Türkei im Juni, glaubten aber diesmal viele der Fans immer noch in einem ganz beschissenen Alptraum gelandet zu sein. Viele werden am darauffolgenden Morgen mit Halschmerzen aufgewacht sein, vor lauter Kopfschütteln.

Anmerkungen:
Wenn jemand überhaupt Gefallen an dieser Niederlage gefunden hat, dann vielleicht noch Rolf „Baku“ Fringer, der nun in den Schatten von Ottmar „Lux“ Hitzfeld rückt.
Der Satz des Tages am 11.September 2008.
Die Niederlage von Gestern macht die Schande von Baku vergessen

Ach ja und lest doch den Bericht über das israelische 3.Liga Spiel (unter diesem Eintrag), lenkt ein wenig ab von unseren "Schülerbuben".

Beitar/Shimshon Tel Aviv : Hapoel Ashkelon F.C 0:0






Liga Artzit (3.israelische Liga)
Bloomfield Stadium (Kapazität 16'500 Zuschauer)
200 Zuschauer


Fussballfans sind schon eine merkwürdige Spezies, oder wie ist es sonst zu erklären, dass sich ein Haufen Schlechtwetter gewöhnte Schweizer, bei warmen Temperaturen, von den gemütlichen Strandliegen aufraffen, um mit Bus oder Taxi an ein Spiel der 3.israelischen Liga zu pilgern.
Die Gründe für ein solches Tun sind vielschichtig, die einen wollten sich den Länderpunkt schon vor dem Spiel Israel : Schweiz sichern (man weiss ja nie, was alles passieren kann z.b Weltuntergang vor dem Länderpspiel oder dergleichen), andere wiederum sind so fussballsüchtig, dass sie wohl gar eine "Abenteuerwanderung" durch den Gaza Streifen unternommen hätten, um z.b ein Spiel zwischen Palästina Ramallah und Checkpoint Raffah zu besuchen. Dann gibt es noch die Leute, die ihre Freundin mitschleppen, um wohl den letzten und endgültigen Test zu machen, ob es denn wirklich die Frau für die Zukunft ist, und wo kann das ein Fussballfan besser prüfen, als bei einem Besuch eines unterklassigen Amateure Spiel in Israel.

Wegen mindestens einem der obengenannten Gründe, waren zwei von unseren Leuten, schon eine ¾ Stunde vor Anpfiff beim Stadion. Der Rest von unserer illustren Truppe traf erst kurz vor Spielbeginn zu diesem Kracher der 3.Liga ein. Schon von aussen waren wir begeistert vom Stadion. Die Stadionmauern waren mit Zeichnungen verziert, deren Sinn uns allerdings nicht ganz klar war. Wohl irgendwas politisches oder patriotisches, wie meistens in Israel. Nachdem wir die mürrischen Sicherheitskonrollen (ja das gibt’s hier sogar in Liga 3) über uns ergehen liessen, standen wir in einem Stadion, dass durchaus guten NLB Standard hatte. Wenn hier nicht 200 sondern 5'000 Fans gekommen wären, hätte es durchaus Hexenkessel Potential gehabt. Einzig die breitgestreute Vogelscheisse auf den Sitzen vermochte das positive Gesamtbild ein wenig zu trüben. Ansonsten hatte das Heimpublikum sogar 5 aktive Fans zu bieten, die mit Trommeln, Fahnen und Gesängen die Mannschaft von Beitar Shimshon Tel Aviv unterstützten. Das Spiel selber war in der 1.Halbzeit überraschend gut, so wurde mir zumindest berichtet. Persönlich war ich eher mit meiner neusten Sucht beschäftigt. Diese verdammten salzigen Sonnenblumenkernen die alle Einheimischen im Stadion verzerren, machen wirklich abhängiger als Crack, Kokain und filterlose Gauloises Zigaretten zusammen. Die Schalen dieser südlichen Köstlichkeiten lagen zu Tausenden auf dem Tribünenboden. Scheinbar sei das auch der Grund für die vielen Vogel Exkremente auf den Zuschauerrängen, dies zumindest die Theorie eines Kollegen. Ob mein Freund, der Hobby-Vogelkundler, mit seiner These recht hatte oder nicht, jedenfalls gaben die Knabberein extremen Durst. Da während der Pause der Verpflegungsstand allerdings hoffnunglos überfüllt war, machte ich mich erst kurz nach Wiederanpfiff auf zur Flüssigkeitsaufnahme. Dies passte dem Stand Betreiber allerdings gar nicht, führte er doch gerade eine angeregte Unterhaltung mit einigen Polizisten. Irgendwelche hebräischen Flüche aussprechend schenkte er mir dann doch ein Getränk ein. Jedoch nicht ohne die Hälfte des Cola neben den Becher einzuschenken, und mir das Retourgeld nach eigenem Gutdünken auszuhändigen.

Auf dem Feld vergab das Heimteam unterdessen Chance um Chance. Diese Tatsache liess die Volkseele hochkochen. Natürlich gab es auch in diesem Publikum einen "Spinner", wie es ihn bei jedem richtigen Verein halt geben sollte. Der bärtige Typ, der dem Aussehen und der Kleidung nach, an einen westeuropäischen Clochard erinnerte, rief einige Mal wutentbrannte Flüche Richtung Fussballplatz. Ein anderer, nicht minder wütender Fan, musste sogar durch die Polizei beschwichtigt werden. Wo gibt es das schon bei einem Spiel der dritten Liga vor 200 Zuschauern? (Herrlich)

Nun war die Spannung kaum noch auszuhalten, und die Sonnenblumenkerne wurden vor Nervosität im Sekundentakt geknackt. Zehn Minuten vor Schluss brachte der Trainer des Heimteams dann seine Geheimwaffe, einen dunkelhäutigen Klassestürmer mit sehr feiner Technik. Sein einziges Manko waren seine abgrundtief hässlichen neongelben Kickschuhe. Diese geschmacklose Fussbekleidung wäre für die Vögel von Tel Aviv wirklich mal ein Grund gewesen, die ganze Tribüne vollzuscheissen. Der mitgereiste Sohn der FC Gossau Sekretärin liess sich allerdings durch die üblen Kickschuhe nicht beirren, und notierte schon mal die Rückennummer des Vorzeigestürmers. Doch auch der Joker schaffte es schlussendlich nicht den Siegtreffer zu erzielen. So blieb es beim 0:0. Ein israelischer Zuschauer, dem wohl unsere deutsche Sprache zu Ohren kam, rief jemanden von uns zum Abschied noch irgendwas mit "Bayern" zu. Das man uns im Ausland öfters für Deutsche hält ist ja bekannt, der angesprochene Kollege ist allerdings zufällig Fan-Delegierter des TSV 1860 München, daher war seine Reaktion gelinde gesagt wenig euphorisch. Der arme Israeli verstand hingegen die Welt nicht mehr. Gehörten in seinem Weltbild wohl bis anhin deutschsprachige Fussballfans so zum FC Bayern, wie die Klagemauer zu Jerusalem.

Als wir das Stadion verliessen hatten alle einen neuen Länderpunkt, einer von uns gar die Gewissheit wohl die richtige Frau gefunden zu haben, denn sie hatte während des Spiels nicht das Weite gesucht, und wieder andere mit einer neuen Sucht. Diese verdammten Sonnenblumenkerne, gut gibt’s die in Schweizer Stadien nicht.

Die Taxifahrt vom Stadion zum Strand zurück, war dann nochmals ein ganz spezielles Erlebnis. Entpuppte sich der Fahrer doch als israelischer Ayrton Senna, nebst hohem Tempo, war ihm dazu auch die Bedeutung von 95% der Verkehrstafeln und Ampeln ein völliges Rätsel. Dafür kannte er sich mit seiner Musikanlage aus. Seine "Mega Dance Mix 1997" CD, hörte man wohl noch bis nach Beirut und Kairo.

Montag, September 08, 2008

Israel : Schweiz 2:2





WM Qualifikation
Stadion Ramat Gan
31'236 Zuschauer

Die paar Tage am Strand von Tel Aviv, vergingen wie im Flug. Die einen verbrachten ihre Zeit in der "Mittelmeer-Badewanne" bei geschätzten 27 Grad Wassertemperatur, die anderen füllten à la Ballermann Wasserkübel mit Eis und Bier und lagen am Strand, wieder andere sonnten sich auf den Strandliegen und pflegten ab und zu ihre Mückenstiche, oder was auch immer für Viecher ihnen im 5 Sterne Hostel ihre Aufwartung machten.
Zwischendurch bestellte man sich ein kühles Getränke oder einen kleinen Imbiss, bei einer hübschen Bedienung, und liess es sich gut gehen. Irgendwie Schade fand am letzten Abend noch ein Fussballspiel statt, mit ein wenige melancholischen Gefühlen verliessen wir den Strand von Tel Aviv und machten uns auf ins Stadion Ramat Gan.

"Viva Switzerland Viva", der zuvor streng dreinschauende Polizist beim Fussgängerstreifen stoppte, nach dem er uns Nicht-Israelis erblickt hatte, abrupt den hektischen Verkehr, und liess uns samt seinen längst wartenden Landsleuten über die Strasse laufen. Auf der anderen Seite gab es einige Verpflegungsstände, unsere Frage nach Bier wurde mit einem hektischen Blick nach links und rechts und den Worten "Psssst Police, Police" beantwortet. Danach zeigte der freundliche Herr auf seinen Kollegen drei Meter nebendran. Dieser verkaufte uns dann ohne Umschweife, aus einer geheimnisvollen Truhe, einige Flaschen kühles, feines Goldstar Bier. Obwohl die Polizei immer noch direkt daneben stand, und diese Aktion scheinbar streng verboten war.

Wir genossen also irgendwie Narrenfreiheit vor dem Stadion und waren auch sonst die Attraktion für alle Einheimischen. "Foto, Foto" riefen begeisterte israelische Fussballfans, und standen dann mit Schweizer Fussballhängern Arm in Arm vor der Kamera. Mit Leuten also, die normalerweise in fremden Schweizer Stadien, eher mal eine "schnelle Sohle" machen müssen, als zum Fototermin mit Gästefans bereit zu stehen. Das Fernsehen zeigte ebenfalls starkes Interesse an uns, und wenn Uli Hoeness nach dem Engagment von Lothar Matthäus in Israel, Angst um die Beziehungen zwischen Deutschland und dem Staat im Nahen Osten hat, dann dürfte Aussenministerin Micheline Calmy Rey wohl bald nach Jerusalem reisen müssen. Unser Kollege schwärmte dem Journalisten nämlich vorallem von den körperlichen Vorzügen der israelischen Frauen vor. Was er, in dem doch recht ausführlichen Gespräch, sonst noch zum Besten gab, man will es irgendwie gar nicht wissen.

Der Gästeblock war am heutigen Tag nur spärlich gefühlt, da sich nur die individuell Reisenden Schweizer Anhänger in diesem Sektor befanden. Der Rest der helvetischen Fans, die an einer organisierten Reise teilnahmen, sassen auf der Haupttribüne. Was sich der SFV bei dieser Aktion gedacht hat, bleibt unklar. Jedenfalls gab es jetzt zwei versprengte Schweizer Grüppchen im Ramat Gan Stadion. Obwohl eigentlich war es egal, denn der Wind trug sowieso jede lautstarke Unterstützung Richtung Mittelmeer und nicht Richtung Fussballrasen. Der zuvor vielerorts angekündigte Hexenkessel war es jedenfalls nicht. Einzig die lautstarke Forderung des Heimpublikums nach dem Rausschmiss von Nationaltrainer Dror Kashtan konnte man einige Male akustisch warhnehmen. Ansonsten war der Geräuschepegel der DJ's, am Strand von Tel Aviv, die Abende zuvor um einiges ohrenbetäubender, als die Stimmung der israelischen Fans. Das alte Stadion erlebte dann die ersten 70 Minuten auch alles andere als eine israelische Party. Die Schweizer Nationalmannschaft brachte es tatsächlich fertig, praktisch ohne eigenes Zutun 2:0 zu führen. Die Israelis hatten bis dahin in etwa so viel Pech und Unvermögen, wie Bastian Schweinsteiger bei der Auswahl seiner Frisuren.

Die Stimmung bei unserem Häufchen im Gästesektor war dem Spielstand entsprechend natürlich sehr gut, obwohl man sich untereinander nicht einigen konnte, ob man besser innerhalb des Sektors oben, unten oder in der Mitte stehen sollte. Tja, Fussballfans finden halt immer irgendwas zum Diskutieren. Gut sind solche riesigen, nur von wenigen Leuten bevölkerte Sektoren eher die Ausnahme. Sonst müsste man vor dem nächsten Auswärtsspiel der Schweizer "Nati" glatt noch bilaterale Verhandlungen zwischen den einzelnen Nationalmannschafts Fangruppen durchführen.
Als wir bereits darüber spekulierten wie viele Kontrollen uns wohl bei der Ausreise aus Israel erwarten würden, und ob wir das Flugzeug trotz der knapp bemessenen Zeit noch rechtzeitig erreichten, fiel blöderweise das 2:1. Das Gezittere ging also doch noch los, und es wäre ja nicht die Schweizer Nationalmannschaft, wenn nicht doch noch 2:2 gefallen wäre. Ein Polizist in unserem Sektor warf nun alle Gedanken an Fairness und dergleichen über Bord, und präsentierte uns exessive Jubelszenen, die ihn ohne Probleme als israelisches Oliver Kahn Double durchgehen liessen. Da er aber keine Kollegen bei sich hatte, die zu heftigen Umarmungen bereit gestanden wären, warteten wir eigentlich nur noch darauf, dass er demnächst in die Luft oder sonst wo hin schiessen würde. Doch das liess er dann doch lieber. Er konnte auch langsam die wüsten Beschimpfungen von den Schweizer Fans nicht mehr ignorieren, aber einen längeren Aufenthalt in einem "gemütlichen" Mossad Gefängnis in Tel Aviv wollte dann doch kein Gäste Anhänger in Kauf nehmen. Man machte sich lieber so schnell wie möglich auf in Richtung Flughafen auf.

Nach gefühlten 20 Kontrollen, hatten wir es dann geschafft. Gut erfuhren wir erst jetzt, dass unser Flug um eine halbe Stunde vorverschoben wurde. Wir hätten uns sonst wohl schon 10 Minuten vor dem Spielende aufgemacht, und so den völlig unnötigen und dummen Ausgleichtreffer sowie den israelischen "Dancing Star" Polizisten verpasst.

Sonntag, September 07, 2008

Land der Gegensätze




Die Fragen der hübschen Polizistin am Check-In des Flughafen Ben Gurion von Tel Aviv nervten. Wieso muss diese Frau wissen, wo wir das Gepäck während des vorgängigen Länderspiels aufbewahrten, und warum um Himmels Willen interessiert diese Beamtin der Namen meiner Frau, und was ich ihr vom Kurztripp nach Israel mitgebracht habe? Doch diese Fragen sind typisch für dieses misstrauische Land im Nahen Osten. Wahrscheinlich, bis zu einem gewissen Grad, sind diese allgegenwärtigen Kontrollen und Befragungen auch verständlich, ist Israel doch umgeben von Feinden und in ständiger Angst vor Anschlägen und dergleichen. Es ist allerdings für den Westeuropäer schon sehr gewohnheitsbedürftig, wenn man vor jedem Laden nach Waffen durchleutet wird, wenn Türsteher wie selbstverständlich Pistolen tragen, und wenn man, wie bei einem Kollegen geschehen, wegen des Nachnamen Ammann als Terrorverdächtiger gilt, da die jordanische Hauptstadt dummerweise den selben Namen trägt. Der Hinweis des "Ammann" nicht "Amann", dass doch der "Swiss Olympic Gold Medal Winner Simon Ammann" den selben Nachnamen trage wie er, erzeugte beim Befrager am Flughafen, allerdings nur ein überdimensionales Fragezeichen über dem Kopf. Er hatte wohl noch nie etwas von einem Sport namens "Ski Jumping" gehört.
Dieses ziemlich junge Land hat viele Probleme, nicht nur seine arabischen Feinde, auch die Gegensätze im Land sind nicht übersehbar. Armut und soziale Probleme sind allgegenwärtig. In Tel Aviv sind es keine 2 Kilometer Distanz, von touristischen Hotel Prachtbauten am wunderschönen Stadtstrand, zu den armseeligen Behausungen und Bruchbuden im Stadtteil Jaffa. Ebenfalls sind Drogenprobleme und Obdachlosigkeit nicht von der Hand zu weisen. Die Arbeitslosigkeit ist zwar laut offiziellen Statistiken, mit 7,6% rückläufig. Ich frage mich allerdings was in diesem Land los wäre, sollte auf einmal ein Frieden mit den Palestinänsern und den anderen arabischen Nachbarn gefunden werden. Da das gefühlte halbe Land für einen Sicherheitsdienst, die Polizei oder die Armee arbeitet, würde wahrscheinlich der wichtigste Arbeitsmarkt vollständig zusammenbrechen. Doch ein Frieden im Nahen Osten, ist in etwa so unrealistisch wie ein "Ski Jumping" Olympiasieg eines Israelis.
Trotz allem ist Israel allerdings ein schönes Land, und Tel Aviv hat einen der wundervollsten Stadt-Strände am Mittelmeer. Die Leuten scheinen meist ziemlich freundlich, und die jungen Menschen geniessen das Leben und machen aus den Wochenenden eine unendliche, nie enden wollende Party. Einige von uns verbrachten fast 24 Stunden am Strand. Zugegeben ein Grund dafür war sicher das ziemlich unluxeriöse Hostel in Tel Aviv, das sogar einige langjährige und an schwierige Umstände gewöhnte Fussballfans, teilweise leicht abschreckte. Die Matratzen schaute man jedenfalls besser nicht so genau an. So schliefen ein paar Leute lieber direkt am Meer, um sich einige Stunden beim Meeresrauschen zu erholen. Gestört nur ab und zu vom Strandwächter, der sie von den Liegestühlen kippte.
Zurück bleibt die Erinnerung an ein paar unbeschwerte Tage mit guten Freunden, bei warmen Temparturen, guten Getränken und feinem Essen, aber auch ein zwiespältiges Gefühl beim Anblick der vielen Maschinengewehre und Pistolen der Sicherheitsleute und der ständigen nervigen, schikanösen Fragerei bei der Ein und Ausreise.
Israel steht vor einer schweren Zeit, man will irgendwie nicht mit diesem Land tauschen. Bei einer jungen Frau würde man wohl sagen, sie habe alle Voraussetzungen, und ein hübsches Gesicht, doch die innere Zerissenheit, und der schwierige und konfliktbeladene Umgang mit den direkten Mitmenschen, und vielleicht auch die falschen Freunde, weisen den Weg in eine unklare Zukunft.
PS: Berichte über die Fussball Spiele folgen

Mittwoch, September 03, 2008

Party Stadt des Nahen Osten


In Jerusalem wird gebetet, in Haifa gearbeitet und in Tel Aviv gefeiert. So lautet ein israelisches Sprichwort, und in den nächsten Tag können wir uns zumindest, was das Feiern in Tel Aviv angeht, davon überzeugen lassen.

Das erste Mal hörte ich von der zweitgrössten Stadt Israels, als 1991 Saddam Hussein ein paar "Scud-Raketen" über der Stadt am Mittelmeer abwarf. Seit dem ersten Golfkrieg sind aber mittlerweile 17 Jahre vergangen, der irakische Diktator ist längst Geschichte und die Amis mühen sich immer noch im Nahen Osten ab.
Dafür ist aus Tel Aviv längst eine Art "Ballermann" des Nahen Ostens geworden. Jeden Tag wird angeblich eine neue Bar eröffnet, und an Wochenenden reisen die Jugendlichen des ganzen Landes in die Mittelmeermetropole. Wohl auch deshalb spricht man von Tel Aviv als "Die Stadt die nie schläft". Während am Freitag, dem sogenannten Sabbat, das Leben im ganzen Land ruht, ist in hier der Teufel los.

Hoffen wir, dass General Ottmar unsere jungen Nationalspieler gut im Auge behält. Soll sich ja keiner der üblichen Verdächtigen von den attraktiven Rahmenbedinungen ablenken lassen, und sich "zufälligerweise" in eine Disco verirren. Denn die Spieler treffen in Tel Aviv nicht nur auf die angeblich schönsten Frauen der Welt, sondern auch auf eine ganz "heisse" Stimmung im Ramat Gan Stadion.

Von uns sind übrigens auch wieder die "Üblichen" an Bord des Flugzeugs via München (Zwischenstopp Biergarten) nach Israel.
Frauen oder Freundinnen, Verwandte und Bekannte, und teilweise die üblichen "Nati" Fahrer selber, mussten zwar erst von der, ziemlich sicheren Lage in Tel Aviv überzeugt werden, aber bekanntlich kann ja überall was passieren. Richtig gefährlich wird es sowieso erst nächsten Mittwoch beim WM-Quali Hit im Stadion Letzigrund gegen Luxemburg, mit dessen berüchtigten Fans :-)

Kurioses zu Israel:
-Deutsche Staatsbürger mit Jahrgang 1925 oder älter brauchen ein Visum um nach Israel einzureisen.
-mit halbnackten Soldatinnen, abelichtet in einem amerkanischen Männermagazin, will man für ein besseres Image von Israel in der Welt sorgen
-beim letzten "Tokio Hotel" Konzert in Tel Aviv gab es 20 Verletzte Jugendliche (sehr wahrscheinlich von weiblichen Geschlecht)

In diesem Sinne "Schalom"
PS: Eine Frage bleibt. Wie feuern wir unsere Nationalmannschaft in Israel an? "Schwizer Nati" scheint mir aus Rücksicht auf die israelische Vergangenheit, doch ziemlich pietätlos.

Montag, September 01, 2008

Stade Nyonnais : FC Gossau 1:3



Gästeblog von Günther:
Nati B
Centre Colovray
530 Zuschauer

Ole ole ole ole olaa – Boume – la - ha! Aus Wikipedia: Unter einem Hattrick versteht man in einigen Sportarten – vorrangig aber im Fussball und im Eishockey– das Erzielen von drei aufeinander folgenden Toren durch denselben Spieler in einem Spielabschnitt (z.B. Halbzeit), ohne dass zwischenzeitlich ein anderer Spieler trifft. Und genau dies ist beim Spiel gegen Nyon Olivier Bomelaha gelungen.

Doch erst mal von vorne. Heute trafen wir uns schon um 10 Uhr am schönen Bahnhof in Gossau um unsere Reise Richtung Genfersee zu starten. Unser Machthaber über den „Fetzen“ konnte leider nicht dabei sein, da er einen wichtigen privaten Termin in München wahrnehmen musste. Doch zu seinem Glück hatten nicht wir 2 Männer die Aufgabe auf das legendäre Stück Stoff aufzupassen, sondern seine, in dieser Hinsicht, etwas verantwortungsbewusstere, kleine Schwester. Heute natürlich auch wieder dabei der Sohn der Sekretärin des FCG, welcher direkt aus Ungarn von der YB-Europacup-Reise zu uns stiess. Er war noch sichtlich mürrisch und müde, doch nach ein paar Schlücken seines Lieblingsgetränks ging’s auch mit ihm bergauf. Er meinte auf jeden Fall, er komme nachher dann sicher nicht mehr mit ins BBC, was wir alle irgendwie nicht recht glauben konnten. Nach einer kurzweiligen Fahrt trafen wir in Bern ein, wo die Gossau~Fen Sektion Bern zu uns stiess. So war die Runde komplett und der attraktive Teil der Reise konnte beginnen. Ich hatte im Vorhinein einen schönen Reiseplan ausgeheckt, den nicht gerade allen zu gefallen schien. Doch mit überzeugenden Argumenten und nach einer klärenden Abstimmung stiegen wir schliesslich in Lausanne aus, um dort ein Schiff Richtung Morges zu besteigen. Schnell war die Skepsis der anderen Reisenden verflogen und alle konnten die knappe Stunde Schifffahrt in vollen Zügen geniessen. Von Morges ging’s direkt weiter zu unserem Ziel, Nyon. Nach kurzen Verpflegungstechnischen Massnahmen spazierten wir zum See und genossen dort das schöne Wetter. Die mitgereisten Fussballerinnen des FCG zeigten ihre technischen Finessen, welche sie vielleicht auch schon bald in der Nationalliga B der Frauen zeigen können, andere wiederum genossen ein Bad im See, und der Rest gönnte sich eine Abkühlung in Form eines alkoholhaltigen Getränks. Schnell wurde es dann aber Zeit um zum Stadion aufzubrechen. Das Centre Colovray liegt ganz in der Nähe des See’s und ist natürlich ohne Gastsektor ausgestattet, respektive wurde er für uns nicht geöffnet. So entschieden wir, uns für einmal ganz rechts auf der Tribüne zu platzieren. Überhaupt war das, was ausser der Tribüne noch da war, eher mit einer Badi zu vergleichen als mit einem Stadion. Und auch die Zuschauerzahl (530) enttäuschte.

Uns war das sichtlich egal, mit genügend Flüssigkeit ausgestattet feuerten wir den FCG an und als es nach gerade Mal 25 Minuten 3-0 für uns stand schienen alle Stricke zu reissen. Fussballzauber FCG! Natürlich muss man dabei anmerken, dass 2 der 3 Tore auch der absolut miserablen Abwehr Stade Nyonnais zu verdanken sind, doch nicht jeder Spieler wie Boumelaha ist so ein Schlitzohr um solche Fehler auch auszunutzen. Überhaupt konnte uns der Franzose vor allem mit seiner Schnelligkeit und Wendigkeit überzeugen. Kurz vor der lang ersehnten Pause gab’s dann die zweite gelbe Karte für den jungen Fabio Klingler, was unsere Euphorie wieder ein wenig bremste. 45 Minuten mit einem Mann weniger in dieser Hitze sollten kein einfaches Unterfangen werden, auch bei einem 3-Tore Vorsprung. Und so sollte es dann auch werden, die ganze zweite Halbzeit wurde zur Zitterpartie, erst recht nach dem Anschlusstreffer. Die Genfer drückten aufs Tor des wiederum starken Darko Damjanovic, kamen aber an ihm und auch an der meist überragenden Abwehr um Fabio Zancanaro kaum vorbei. Was vielleicht auch daran lag, dass die Mannschaft des Aufsteigers keine Anfeuerungsrufe oder dergleichen bekam, existiert doch nicht der Hauch einer Fanszene, so dass wir quasi ein Heimspiel hatten. Doch auch das kann sich sicher noch entwickeln, bei uns war’s ja in etwa gleich am Anfang. Ab der 89. Minute waren dann auch wir sicher, dass hier nichts mehr anbrennen kann und so entledigten wir uns unserer Oberteile, um den Spielern auch optisch noch mal ein Spektakel zu bietenJ. Nach dem Abpfiff lagen wir uns in den Armen und feierten natürlich die Mannschaft, welche uns nach 3 Spielen und nur einem Punkt wieder richtig Freude bereitete. Am Bahnhof hatte um 20 Uhr natürlich schon alles geschlossen, so dass wir unseren Proviant für nach Hause über die Gasse beziehen mussten. Die Heimfahrt verlief dann eher ruhig, waren wir doch alle recht erschöpft. In Biel stiegen dann die 4 Berner aus, um noch den skandalträchtigen Botellon in Bern zu besuchen. Wir Gossauer erreichten dann um Mitternacht die Stadt der Liebe, um dann an eigentlich genau das gleiche zu gehen, nur heisst es hier BBC Open Air und nicht Botellon und alle finden das eine gute Sache. So wurde dann noch bis in die frühen Morgenstunden gefeiert, dabei auch der, der eigentlich direkt nach Hause wollte… Achja, der „Fetzen“ hat die Reise auch unbeschadet überstanden, der Dank gilt hier natürlich der Aufpasserin, „guet gmacht!“ Wieder einmal ein richtig schönes Reischen quer durch die Schweiz ging somit zu Ende. Das nächste Mal in die Westschweiz geht’s dann im November, nach Yverdon. Einer weiteren Schifffahrt steht also nichts mehr im Weg :-)

Wiederum ein grosses Dankeschön gilt der Gossau~Fen Sektion Bern, welche trotz Ungarn-Stress und Müdigkeit die lange Reise mit machte. Ebenfalls vielmals danken möchten wir dem neuen Präsidenten des FC Gossau, Roland Gnägi für seine nette Geste.