Sonntag, September 21, 2008

FC Thalwil (2.Liga Interregional) : FC Gossau 1:3


Cup 1. Hauptrunde

Sportplatz Etzliberg
400 Zuschauer

(Korrektur: @Leser dieses Blogs von Montag Morgen. es steht fest, dass der Linienrichter das vermeintliche 2:2 definitiv nicht im Tor sah und das auch so anzeigte, im allgemeinen Tohuwabohu ging das ein wenig unter)

Samstag 14.45 Start Halbmarathon Greifenseelauf, Samstag 16.00 Anpfiff 1.Cup Hauptrunde FC Thalwil : FC Gossau. Der grösste Volkslauf der Schweiz in Uster, bringt mich Jahr für Jahr in einen Interessenskonflikt. Findet der Halbmarathon doch meistens am Wochenende der 1.Cup Hauptrunde statt. Diese Tatsache verleitete mich schon einige Male zu merkwürdigen Harakiri Aktionen, und fordert bereits im Vorfeld eine minituiöse Planung.

Eine solche Herausforderung, im doppelten Sinne, wie dieses Mal stand mir allerdings noch nie bevor. War bei mir die Erleichterung nach dem Los für die 1.Cup Hauptrunde anfangs noch gross, Thalwil war von der Distanz her fast das die beste Möglichkeit, wich die Freude bald der Entäusschung darüber, dass die Partie bereits um 16.00 stattfinden würde. Dazu stellte ich auch ziemlich schnell fest, dass die Zürcher Vorortsgemeinde zwar luftlinienmässig nicht sehr weit entfernt von Uster liegt, doch leider liegen noch 2 Seen dazwischen (Greifensee, Zürisee). So befasste ich mich schon seit Wochen damit, wie ich schnellst möglich nach dem Zieleinlauf in Uster, nach Thalwil kommen könnte, um wenigstens die 2.Halbzeit mitverfolgen zu können. Das Auto wäre theoretisch die schnellste Variante gewesen, doch die Parkplätze in Uster befinden sich zu weit vom Zielgelände weg. So blieben mir die, sowieso symphatischeren, öffentlichen Verkehrsmittel.
In Erwägung zog ich zuerst die Möglichkeit mit dem Schiff via Horgen nach Meilen zu fahren, und von da ein Taxi nach Thalwil zu nehmen. Im Idealfall hätte das wohl die kürzeste Reisezeit zur Folge gehabt. Jedoch war diese Variante, von zu vielen Störfaktoren beeinflusst (fährt dann genau eine Fähre, oder muss ich 10 Minuten auf die Nächste warten? Wieviel Zeit verliere beim Umsteigen?). Schlussendlich musste ich die romantische Vorstellung, von der Rennen/Zug /Schiff /Taxi Auswärtsfahrt leider verwerfen, und entschied mich für die konservative Variante, mit dem Zug via Zürich HB nach Thalwil zu gelangen.

Der Druck vor dem Lauf war ziemlich gross, es gab nur die Möglichkeit den 16.21 Zug ab Uster zu erwischen, um einigermassen rechtzeitig auf die 2.Halbzeit in Thalwil anzukommen. Es musste alles Ideal laufen, eine Zeit um die 1h 25min für die 21,1 Km sollte es schon sein, zudem müsste ich im Ziel möglichst schnell meinen Zeit-Chip abgeben können, und danach gleich Richtung Bahnhof Uster weiterrennen. Die schnellste Route vom Zielgelände des Halbmarathon bis zum Bahnhof hatte ich mir im Vorfeld schon eingeprägt, das Zugbillet hatte ich auch schon gelöst, und die Kleider nahm einer der Kollegen mit, die sich "normal" nach Thalwil aufmachten. Leider war bei diesem ganzen Stress an Duschen nicht zu denken, aber gewisse Opfer muss man wohl bringen.

Der Lauf entwickelte sich gut für mich, zwar war es wärmer als gedacht, doch ausser einer kleinen Krise zwischen Kilometer 12 und 14 verlief die Unternehmung "Greifenseelauf - Cup 1.Hauptrunde" planmässig. Tatsächlich erreichte ich die Ziellinie in Uster knapp unter 1 Stunde 25 Minuten. Doch ich war noch nicht wirklich am Ziel angelangt, und es gab merkwürdige Blicke von anderen Läufern, als ich selben Tempo weiterrannte Richtung Zeitchip-Abgabe, um danach im Sprint zum Bahnhof Uster zu eilen. Puuh geschafft, kaum war ich am Bahnhof fuhr der Zug Richtung Zürich Hauptbahnhof auch schon ab. Jetzt konnte ich mich endlich ausruhen, und u.a die Schuhbändel wieder schnürren, die ich wegen der Chip Abgabe, aus Zeitgründen offen lassen musste. In Zürich ging das Gerenne gleich weiter, eine ältere Dame zeigte mir den schnellsten Weg zur S-Bahn Richtung Thalwil. Die rüstige Rentnerin wird gedacht haben, dass ich immer noch mitten in einem Wettkampf stecke, da ich die Startnummer immer noch an hatte und halt auch sehr gehetzt wirkte. In Thalwil angkommen, rannte ich gleich weiter zum Taxistand, wo ich noch ein wenig Überzeugungsarbeit leisten musste, da der Taxifahrer nicht grosse Lust verspürte, den kurzen und wenig lukrativen Weg zum Sportplatz Etzliberg zu fahren. Doch nach einigen kurzen Sätzen und der Beschreibung der Situation, war ihm mein Unternehmen scheinbar symphatisch, und er war nun selber interessiert mich möglichst schnell zum Fussballplatz des FC Thalwil zu bringen. Leider lud er mich allerding beim falschen Platz ab, denn das Cup Spiel fand nicht auf dem Hauptplatz statt, sondern ca. 600 Meter weiter weg. Also schon wieder Joggen, wer den Film "Lola rennt" kennt, dass war ein Kindergeburtstag im Gegensatz zu meiner Rennerei am heutigen Tag.

Endlich, Endlich, war ich dann etwa in der 50 Minute am Ziel meiner Träume angelangt. Vertraute Gesichter, gediegene Dorf Cup Atmosphäre, und Gossau führte zu meiner Freude 1:0. Noch schnell die Kleider gewechselt, ein Bier geholt, und schon schwenkte ich voller Enthuisiasmus unsere neue grosse blau/weisse Fahne. Kaum angekommen, fiel auch das 2:0, und eine Art Vorentscheidung schien Gefallen zu sein. Gut für meine Nerven, die an diesem Tag schon genug belastet wurden. So konnte man diese spezielle Cup Stimmung auf dem Dorf geniessen, die seit dem Rückzug des grossen Sponsors, auch wieder ihre Unschuld zurück gewonnen hat. Die Sportplätze werden nicht mehr mit den einheitlichen Sponsoren Plakaten über-tapeziert, und es laufen auch keine Fotografen des Telefonnetz-Anbieters rum, die Eindrücke von euphorischen Zuschauern ablichten wollen.
Nachdem die wacker kämpfenden Zürcher leider den Anschlusstreffer schafften, zeigte sich dann doch noch, dass andere nicht ganz so unschuldige Gesicht des Schweizer Cup auf dem Dorf. Die 14-15 Jährigen Thalwiler Dorfjugenlichen, die stolz die "Thalwiler Westkurve" bildeten, schrien mit ihren gänzlich vom Stimmbruch befreiten Stimmen, wüst auf die Gossauer Spieler ein, die sich zum Eckball aufmachten. Nachdem Darko Damjanovic auch noch einen Ball auf der Linie abwehrte, den das Heimpublikum im Gegensatz zum Linienrichter im Tor sah, waren dann einige nicht mehr zu halten. Ein Typ mit Indianer Jacke, der in dieser Kleidung aussah wie der uneheliche Sohn von Old Shatterhand, schritt einfach mal kurz entschlossen während des Spiels über den Rasen, um den Linienrichter zur Rede zu stellen. Der Stadion-Speaker rief uns in der Folge dann noch vergangene Erlebnisse aus Istanbul oder Tel Aviv in Erinnerung, als er per Mikrofon seine Mannschaft anfeuerte. Der eingewechselte Fabio Klingler machte wenig später den Cup Träumen der Zürcher allerdings endgültig den Garaus, indem er das 3:1 erzielte. Danach mussten wir uns noch von den einen oder anderen entäuschten Zuschauern beschimpfen lassen, auch dem Linienrichter erging es nicht besser als uns. Ihm wurde von einer hochgestylten, jungen Thalwilerin noch auf dem Platz die Leviten gelesen. Er reagierte verduzt, aber so ist er halt der Cup auf dem Dorf.

Wir verabschiedeten noch die Spieler, die einfach nur froh waren, die 1.Hauptrunde schadlos überstanden zu haben, und machten uns dann auf den Nachhauseweg. Gemütlich, nicht rennend, nicht joggend, nicht hastig, nicht hetzend. Ich freue mich schon auf das nächste Jahr, und hoffentlich geht dann endlich mein Traum in Erfüllung. FC Uster:FC Gossau, Cup 1 Runde, ganz ohne Stress.

Vom Lauf zum Spiel:
2004:
Greifenseelauf + FC Zug 94 : FC Luzern 0:2 (Cup 1.Hauptrunde)
-Stressfaktor +++
ziemlich stressige Angelegenheit, inkl. Sprint vom Parkplatz zum Stadion.
Entlohnt wurde ich mit einem mässigen Spiel, und einer schönen Pyroaktion auf Luzerner Seite.

2005
Kerzerslauf + FC Wettingen : FC Offtringen 2:2 (2.Liga Regional)
-Stressfaktor ++
schnell Duschen, und ab auf den Zug um endlich einmal das altehrwürdige Stadion Altenburg zu hoppen. Sprint vom Stadion zum Bahnhof Wettingen nach dem Spiel, um den Zug zu erwischen.
Entlohnt wurde ich mit einem herrlichen Stadion, Maradona Poster in der Vereinsgaststätte (Uefa Cup FC Wettingen : SSC Napoli), und Wettingen Fans die mit Transparenten von einer Rückkehr in den UEFA Cup träumten.

Greifenseelauf + FC Sursee : FC Baden 1:3 (Cup 1.Hauptrunde)
-Stressfaktor +++
wiederum kam ich dank einem Sprint vom Parkplatz zum Stadion, noch rechtzeitig zum Anpfiff ans Spiel. Entlohnt wurde ich mit einem spannendem Spiel, dass erst in der Verlängerung entschieden wurde

2006
Kerzerslauf + ES FC Malley : FC Bex 3:0 (1.Liga)
-Stressfaktor +
-Das Stadion von Malley liegt direkt bei der Lausanner Pontaise, daher ist es einfach zu finden. Ich schaffte es pünktlich, neben mir verfolgte der Sohn des Malley Trainers die Partie. Stephan Chapuisat war begeistert über das, von seinem Vater trainierte, Heimteam.
Entlohnt wurde ich mit einer schönen alten Holztribüne, und frühlingshaften Temperaturen.

Emmentaler Halbmarathon + FC Wangen bei Olten : Concordia Basel 1:0 (1.Cup Hauptrunde)
-Stressfaktor ++
-Da ich als einer der ersten im Ziel war, musste ich mich lange Gedulden, bis uns endlich ein Bus von den Emmentaler Bergen zum Bahnhof Langnau brachte. Danach sah ich die Niederlage von Murat Yakin's Mannschaft gegen den Erstligisten, und Cupspezialisten Wangen bei Olten.

2007
GP Bern + FC Breitenrain : FC Cortaillod 3:1 ( 2.Liga )
-Stressfaktor +++
-Duschen lag leider nicht drin. Dafür joggend zum nahe Fussballplatz des FC Breitenrain. Entlohnt wurde ich durch Komplimente des Kassiers "Sit ihr am GP gsi ou jetz scho da?" und wiederum durch eine schöne alte Holztribüne.

Greifenseelauf + SR Delemont : FC Gossau 0:0 (NLB)
-Stressfaktor ++
-Duschen lag noch drin, danach auf den Zug Richtung Delemont, um zu Dritt in der Gästekurve zu stehen.
Entlohnt wurde ich durch eine kämpfende Gossauer Mannschaft, und die Magenprobleme eines Kollegen bei der Nachhausefahrt im Mannschaftscar.

2008
Greifenseelauf + FC Thalwil : FC Gossau 1:3 (Cup 1.Hauptrunde)
Stressfaktor ++++


Vom Spiel zum Lauf
Zugegeben nicht ganz so stressig, aber die ideale Vorbereitung auf einen Marathon.

2005
FC Stades Nyonnais : Etoile Carouge 1:3 (1.Liga) + Geneve Marathon
-ich reiste einen Tag vor dem Marathon in die Westschweiz, um dieses Derby mitzuverfolgen.
Die Leidtragende war meine Frau, die am Tag arbeiten musste, und erst am Abend alleine nachreiste.

2006
Hertha BSC Berlin Amateure : Rot Weiss Ahlen (Regionalliga Nord 0:3 + Berlin Marathon
-Einen Tag vor dem Lauf, statt Grossstadt Shopping war dieser Regionalliga Hit vor 334 Zuschauern angesagt. Leidtragende war wiederum meine Frau.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

einfach nur RESPEKT, werter flo. wie du das geschafft hast, wird für uns immer unerreichbar bleiben!

Anonym hat gesagt…

Herrlich zu lesen. Hatten am Samstag in Bangkok einen aehnlichen Sprint zum Taxi hingelegt, aufgrund des Verkehrs hat es fuer den 2. Ground dennoch nicht gereicht.

Jaja, die S-Bahn nach Thalwil ist auch uebelscht versteckt.

Gruesse aus dem heissen Ho-Chi-Minh-Stadt. Stecki

Anonym hat gesagt…

hehe, respekt! geiler bericht, weiter so! vielleicht wird eines tages ja aus dir noch ein olympiasieger ;)

Anonym hat gesagt…

Hab gedacht i kann dir doch auch mal einen schriftlichen Kommentar abgeben. Ein echt toller Bericht war am Dauerlachen und Staunen, bin also froh muss ich solche Sache nicht mit dir durstehen, obwohl ich das natürlich auch täte ;-), aber "leider" musste ich auf unseren Sonnenschein aufpassen :-)!