Donnerstag, September 18, 2008

Aus 19'694 mach 3'000

Grundsätzlich, bin ich ja der nostalgische, ewig gestrige Fussballfan.Ich schaue lieber ein Fussballspiel in einem baufälligen Stadion, dass nach Fussball schmeckt, als in einem dieser neumodischen, nach Plastik riechenden, Multifunktionsarenen.

Also anders gesagt, solches Arena Card "Gschmeus" wie beim FC St.Gallen oder beim FC Bayern, und überhaupt diese neuen, "alles sieht gleich aus" Fussball/Einkaufszentren, die überall auf der Welt entstehen, sind überhaupt nicht mein Fall.
Letztens hab ich mich wieder mal aufgeregt. Beim UEFA Cup Spiel von GC gegen Poznan im neuen Stadion im St.Galler Westen, plagte mich ein unbändiger Durst, da ich aber blöderweise nur 5 Franken dabei hatte, konnte ich mir keine dieser tollen Karten kaufen, weil der Betrag zu klein war. Mein Kollege verzichtete aus ideologischen Gründen ebenfalls auf den Erwerb eines solchen Konsumkärtchen, so blieb mir nichts anderes übrig, als mich vom Wasserhahn bei der Stadion Toilette zu bedienen, das kalte Nass war sogar gratis. Ein Hoch auf das Leitungswasser Paradies Schweiz, dass mich vor dem Verdursten rettete.

Trotz aller Animositäten gegen die Kommerztempel der heutigen Zeit, hätte ich es doch sehr befürwortet, wenn die Partie FC Gossau:FC St.Gallen im neuen St.Galler Stadion stattfinden würde. Dafür gibt es mehrere Gründe. Durch die sehr geringe Stadionkapazität von nur 3'000 Zuschauern, werden viele Fans gar nicht die Möglichkeit haben dem Spiel beizuwohnen. Hunderte werden ohne Ticket vor dem Sportplatz stehen. So etwas hat es wohl in der Geschichte der NLB noch kaum gegeben, in der Historie des FC Gossau sowieso nicht. Klar, die Leute die immer zu den Spielen fahren, oder auch über irgendwelche Kontakte verfügen, werden schlussendlich am 2.November das Spiel vor Ort mitverfolgen können. Leer ausbleiben werden diejenigen Anhänger, die nicht die Zeit finden an einem Bankschalter für die Karten anzustehen, und auch jene die nicht gerade verwandtschaftlich oder bekanntschaftlich verbunden sind, mit irgendjemand Wichtigem vom FC Gossau oder dem FC St.Gallen
Viele sprechen jetzt schon von einem Sicherheitsrisiko bei diesem Spiel, wie halt in der heutigen Zeit, immer zuerst einmal von einem Sicherheitsrisiko gesprochen wird, wenn sich mehrere Leute zu einem bestimmten Anlass treffen. Ich denke aber nicht, dass gross was passieren wird. Die Leute die keine Karte ergattern, können sich ja schon früh damit abfinden und werden, wenn überhaupt, ihr Team von ausserhalb anfeuern. Aggresionen könnten bei einigen Leuten wohl nur freigesetzt werden, wenn die Polizei mit einem unverhältnismässigen Aufgebot Präsenz markieren würde. Dazu gibt es nämlich keinen wirklichen Anlass.
Nüchtern betrachtet wird das Publikum sowieso aus 80-85% St.Gallen Fans bestehen. Dazu kommen wohl noch ca. 5% Ostschweizer, denen es egal ist wer gewinnt, Hauptsache nicht die Zürcher oder die Basler, und dann noch die ca. 10% Gossau Fans. Also Massenschlägereien dürfen kaum erwartet werden, Fanschlachten rund um den Bahnhof Gossau werden garantiert ausbleiben.

Für unser kleines FC G Fangrüppchen wird es trotzdem ein hartes Spiel werden. Akustisch werden wir in etwa so unterlegen sein, wie eine Xylophon einer Elektrikschen-Gitarre, wobei das nicht verwunderlich ist, bei unserer krassen zahlenmässigen Unterlegenheit. Auch optisch wird es wohl ein schwieriges Unterfangen werden, irgendwie unsere Mannschaft zu unterstützen. In St.Gallen hätten wir wenigstens einen eigenen Sektor gehabt. In Gossau ist zu befürchten, dass ziemlich viele Grün-Weisse bei uns Stehen, und diese werden über die Blau-Weissen Fahnen vor ihren Gesichtern kaum erfreut sein. Ziemlich frustrierende Angelegenheit also, und dies alles nur, weil die Swiss Football League will, dass jedes der 18 NLB Teams, 17 Heim und 17 Auswärtsspiele austrägt. Natürlich ist das irgendwo, aus sportlicher Sicht nachvollziehbar, trotzdem hätte man hier eine Ausnahme machen müssen. Fussball spielt man ja in erster Linie immer noch für die normalen Leute, auch wenn heutzutage überall nur von Sponsoren und reichen russischen und arabischen Geldgebern berichtet wird. Es sollte deshalb möglichst vielen Fans ermöglicht werden, einem Fussballspiel wie z.b diesem Derby beizuwohnen. Deshalb ist es ein völliger Witz, wenn am 2.November fünf Kilometer entfernt vom total überfüllten Gemeindesportplatz, ein leeres Stadion in St.Gallen steht (Kapazität 19'694). Was wäre denn gewesen, wenn die SFL Anfang Saison dem Gossauer Stadion tatsächlich die NLB Tauglichkeit abgesprochen hätte, dann würden die FC G Heimspiele seit Anfang Saison wohl im neuen St.Galler Stadion stattfinden. Somit hätte der FC SG dann doch irgendwie 18 Heimspiele gehabt, und nur 16 Auswärtsspiele.

Die Swiss Football League will mit der Massnahme eine Wettbewerbsverzerrung verhindern, warum aber der FC Gossau sein Cup Heimspiel vom letzten Jahr gegen den FC St.Gallen im Espenmoos austragen durfte, bleibt unklar. Ich meine, die anderen Mannschaften wie Basel, Zürich oder YB hätten ja befürchten müssen, dass so dem FC St.Gallen der Weg zu einem möglichen Cupsieg geebnet wird. Das Ergebnis von jenem Spiel zeigt aber, dass der Heimvorteil nicht immer ein wirklicher Vorteil ist.

Die ganze Angelegenheit mit dem Stadion lässt sich nun wohl nicht mehr änderen. Man wird am 2.November sehen wie die ganze Sache auf dem Feld ausgeht. Eins jedenfalls steht fest, Darko Damjanovic hat noch nie gegen den FC St.Gallen verloren, ob nun Heimspiel oder Auswärtsspiel.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ich finds gut so, wie es ist! Der Charme wird an diesem Spiel in Gossau unvergleichlich sein.

Und überhaupt: Wo zieht man denn sonst genau die Linie? Dass der Verband resp. die Liga dieses Fingerspitzengefühl hätte, wage ich zu bezweifeln. Dieser Fall schafft Präzedenz und aus meiner Sicht in die einzig wahre Richtung. Dahoam is dahoam.