Montag, Juni 25, 2012

Unverhofftes im Juni

Sieg beim Graubünden Halbmarathon

Der Juni sollte eigentlich ganz im Vorzeichen der Vorbereitung zum Stockholm Marathon stehen. Unerwartet konnte ich bei beiden "Vorbereitungsläufen" schöne Erfolge feiern.

Der Zumiker Lauf über 11,3 Kilometer war Anfang Juni der erhoffte Härtetest. Der selektive Kurs mit einigen harten Anstiegen lockte ein starkes Teilnehmerfeld an. Im Schlepptau von Felix Schenk, einem der besten Ostschweizer Marathon-Läufer der letzten Jahre, erreichte ich als 16 von 471 Läufer das Ziel. In der Altersklasse M30 reichte das zum 3.Platz. Die Endzeit von 40min 36sek und der damit verbundene Schnitt von 3.37min pro Kilometer stellten mich mehr als zufrieden.

In den folgenden 14 Tagen lag das Hauptaugenmerk auf zwei längeren Trainingseinheiten. Einmal rannte ich bei strömenden Regen 30 Kilometer um den Gübsensee, eine Woche später lief ich bei herrlichem Sommerwetter von Gossau bis Rheineck. In physischer und auch mentaler Hinsicht waren das zwei wichtige Trainings im Hinblick auf den Marathon im klimatisch wechselhaften Schweden.

Am 23. Juni folgte der letzte Härtetest. Der Graubünden-Halbmarathon mit +755/-402 Höhenmetern. Die ersten 6 Kilometer bis Foppa geht es ausschliesslich bergauf. Bereits in dieser Phase des Rennens lief ich alleine voraus. Das Tempo konnte ich gleichmässig gestalten. Vor mir lag während des ganzen Laufs nur das Führungsfahrzeug, ein Motocross "Töff". Verfolgt wurde ich von einem dänischen Läufer. Nach dem Halbmarathon sprach ich noch längere Zeit mit dem symphatischen Kopenhagener. Der leidenschaftliche Bergläufer nutzt einen längeren beruflichen Aufenthalt in der Schweiz dazu, um möglichst viele alpine Läufe zu bestreiten.

Nach dem Anstieg bis Foppa verläuft die Strecke des Bündner Halbmarathon grössten Teils bergab und flach. Der Lauf ist sehr abwechslungsreich. Waldwege und Landwirtschaftswege führen über Parpan und Valbella zum Heidsee. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich, dass mir der Sieg eigentlich nicht mehr zu nehmen war. Hinter mir sah ich weit und breit keinen Konkurrenten, zudem konnte ich meinen Kilometerschnitt halten. So erreichte ich Lenzerheide in einer Zeit von 1h 29min 42sek als Erster.

Dieser Sieg ist eine schöne Motivationsspritze für die kommenden Aufgaben. Ein Dank geht an die tollen Veranstalter des Laufes.

Mittwoch, Juni 06, 2012

FC Gossau : USV Eschen-Mauren 2:2

1.Liga
Buechenwald Sportanlage
300 Zuschauer (Gratis Eintritt)

Samstag 2.Juni 2012 ca. 18.10h auf der Holztribüne in Gossau:

(Telefon Geläute)
Sportchef Baulmes: àlo? Àlo? (im Hintegrund Stimmengewirr)
Speaker FC Gossau: bonjour monsieur, je suis Beat Thoma de gossau
Sportchef: pardon je ne compris rien
Speaker FC Gossau nochmals: je suis Beat Thoma de FC Gossau, vous pouvez me dire votre resultat?
Sportchef: nous avons perdu 0-5 (zero - cinque)
Speaker FC Gossau mit erleichterter stimme: oh, merci, merci
Sportchef Baulmes: et vous avez jouer combien?
Speaker FC Gossau: 2-2 (deux a deux)
Sportchef Baulmes: ah, c'est bon, alors au-revoir
Speaker: merci beaucoup et bonne chance

Eine halbe Stunde zuvor, das Spiel dauerte nur noch wenige Minuten. Gossau hatte soeben, durch den eingewechselten Maksuti, das 2:2 erzielt. Speaker Beat Thoma und Pressechef Karl Schmucki blickten mit angespanntem Blick Richtung Spielfeld. Der Speaker machte ein panisches Gesicht, wie Roy Hodgson beim Anblick der englischen EM Kaderliste. Niemand auf dem Sportplatz wusste zu diesem Zeitpunkt, dass Baulmes bereits deutlich im Rückstand lag. Ein weiterer Treffer für die Liechtensteiner und die Zitterpartie um den Klassenerhalt wäre womöglich weitergegangen. Ein Final-Spiel beim Aufstiegsaspiranten YF Juventus Zürich wollten die Fürstenländer mit aller Macht verhindern. Bei einem Sieg der Westschweizer und einer gleichzeitigen Niederlage der Gossauer hätte der Abstand zwischen den Teams nur noch zwei Punkte betragen.

In der 47.Minute dieses letzten Saison-Heimspiel deutete viel auf eine Niederlage der Gastgeber hin. Der liechtensteinische Cupsieger spielte clever und erzielte das 2:0. Vlado Nogic an der Seitenlinie der Gossauer war der Verzweiflung nah. Die Blau-Weissen zeigten eine engagierte Leistung, doch ein Tor wollte nicht fallen. Es ging bis zur 56.Minute, als Vural endlich der Anschlusstreffer gelang. Nun wurde Enzo Todisco zur Symbolfigur des (wiedergefundenen) Gossauer Kampfgeist. Der Offensiv Akteur war überall auf dem Platz zu finden. Mit grossem Einsatz rettete er einsereits in Extremis im eigenen Strafraum. Anderseits bereitete er mit einer herrlichen Flanke den eminent wichtigen Ausgleichstreffer vor.

Grosse Erleichterung herrschte bei der Mannschaft, den Funktionären und den Anhängern nach dem Spiel. Diese katastrophale Saison hatte also doch noch ein gutes Ende gefunden. Den Fürstenländern half dabei die Tatsache, dass in dieser Saison nur die Schlechteste aller achtundvierzig 1.Liga Mannschaften absteigen musste. Gossau erreichte mit mickrigen 20 Punkten den Ligaerhalt. Unverdient, wie ein Friedensnobelpreis für Sepp Blatter.

Fast ein Drittel dieser Punkteausbeute resultierte aus den letzten 6 Spielen unter Trainer Vlado Nogic. Die Gossauer waren nach dem Abgang von Nogic vor knapp 3 Jahren durchwegs erfolglos. Alt-Trainer (Hans Kodric) blieb nur kurze Zeit, der ambitionierte Jung-Coach (Alex Kern) konnte das Team nicht in der NLB halten. Das Projekt Ex-Fussballprofi (Jan Berger) und ehemaliger Co-Trainer (Roli Näf) scheiterte schlussendlich ebenfalls. Der "Trainer aus der Region" (Olaf Sager) konnte keine Erfolge einfahren. Das Wagnis mit der Anstellung eines österreichischen Coach (Martin Schneider) wurde auch nicht belohnt.

Im Rückblick auf die letzten Jahre kann festgehalten werden, dass der FC Gossau in Sachen Trainer wohl der AJ Auxerre des Ostschweizer Fussball ist. Der französische Fussballverein wurde 44 Jahre von Guy Roux gecoacht. Der Fürstenländer Fussballverein scheint nur vom Kroaten Vlado Nogic trainierbar.

Die Saison 2003/2004 war die letzte "ruhige" Spielzeit für die Fürstenländer, erwähnte Historiker Karl Schmucki nach dem Spiel. Ansonsten kämpften die Blau-Weissen meistens gegen den Abstieg und zweimal um den Aufstieg. In den letzten vier Jahren verloren die Blau-Weissen sage und schreibe 77 Spiele. Die nächste Saison muss endlich wieder Erfolge bringen. Mit dem jetztigen Trainer scheinen die Voraussetzungen dafür geschaffen. Es würde nicht erstaunen, wenn die Fürstenländer plötzlich wieder eine 1.Liga Spitzenmannschaft stellen würden.

Im Vorausblick auf die neue Spielzeit wurde an diesem Tag bis spät in die Nacht ein rauschendes Abschlussfest gefeiert. Das Duo Orlando's untermalte das Fest mit musikalischen Tönen. Sogar einen eigenen Fanclub brachte das Stimmungs-Duo mit. Es bleibt zu hoffen, dass die Fussballer des FC Gossau in der nächsten Saison auch wieder Anhänger hinzugewinnen…


Montag, Juni 04, 2012

Mai-Lauf

GP Bern:

Nach dem Zürich Marathon war erst einmal eine Wettkampfpause von drei Wochen eingeplant. Wobei nach einer einwöchigen, intensiven Regeneration schon das Augenmerk auf dem GP Bern lag. Meine letzten beiden Teilnahmen am grössten Volkslauf der Schweiz lagen fünf bzw. acht Jahre zurück. Meine Bestzeit belief sich auf 1h 03min 20 Sek. Eine Marke, die ohne vermessen zu wirken, einfach verbessert werden musste. Ich peilte daher die "magische" GP Bern Zeit von 00:59:xx an.

Dass mein Formstand stimmt merkte ich an der Strassen-Vereinsmeisterschaft vier Tage vor dem Grand Prix. Ich absolvierte die ersten acht Kilometer im Renntempo und gewann den Lauf. So reiste ich zuversichtlich mit weiteren Gossauer Läufer/innen in die Landeshauptstadt.

Der GP von Bern ist ein perfekt organisierter Anlass. Diesen Eindruck hatte ich schon bei meinen letzten Teilnahmen und das sollte sich auch dieses Mal bestätigen. Trotz fast 30'000 Teilnehmer läuft alles reibungslos und vorbildlich ab. Ein Riesen Kompliment an OK Präsident Matthias Aebischer und sein Team. Dem SP Nationalrat war es dann auch vorbehalten das Rennen über die 10 Meilen zu eröffnen.

Vorneweg rasten Viktor Röthlin und Co. los, um in 50 Minuten und weniger wieder im Ziel zu sein. Über 13'000 Läufer/innen folgten dem Schweizer Marathon Europameister. Manche im schnellen, andere im gemächlichen Tempo. Ich hatte von Anfang an ein gutes Gefühl in den Beinen. Die grösste Schwierigkeit beim GP ist, dass der zweite Teil anstrengender ist als der Erste. Viele Läufer lassen sich zu einem horrenden Anfangstempo verleiten, um dann ab Km 10 einzubrechen. Das Rennen wird aber zwischen Kilometer 11 und 16 entschieden, daher ist es ratsam am Anfang nicht zu schnell loszulaufen.

Der Lauf führt an den verschiedensten Sehenswürdigkeiten vorbei. Bärengraben, Nydeggbrücke, Zytglogge, Rathaus, Aare, Dählhölzliwald (Zoo), Bundeshaus, Münster. Natürlich fehlt die Zeit um dies alles zu geniessen, trotzdem macht die interessante Streckenführung das Rennen abewechslungsreich und spannend. Die "Alp d'Huez" des GP Bern ist der Aargauer Stalden. Bei Kilometer 14 geht’s mit einer Steigung hoch Richtung Ziel. Motiviert nehme ich diesen Schlussanstieg in Angriff. Die Zielmarke von unter einer Stunde liegt absolut im Bereich des Möglichen.

Beim Zielspurt zeigt die Uhr 58min an. Zu meiner Überraschung scheint gar eine Zeit unter 59min möglich. Die 16,093km beende ich schliesslich in 58min 55 Sekunden. Es resultiert daraus der 119. Rang von knapp 10'000 gestarteten Männern. Wie schon im letzten Jahr anlässlich der 20km von Lausanne, lief ich auch in diesem Frühling mein bestes Rennen drei Wochen nach einem Marathon. Der Zeitpunkt im Mai scheint für einen schnellen Stadtlauf daher ideal.


Kreuzegg Classic:

Eine Woche nach Bern wartete der erste Berglauf auf mich. In diesem Jahr verzichte ich schweren Herzens auf den Rheintal-Walgau Berglaufcup im Mai/Juni. Ich fokusiere mich in den kommenden Wochen auf die Vorbereitung zum Stockholm Marathon im Juli. Die Bergläufe stehen dieses Jahr erst im Herbst auf meiner Liste. Trotzdem wollte ich die Kreuzegg Classic nicht verpassen. Die topografisch, abwechslungsreiche Strecke ist kein typischer Berglauf und erfordert vor allem am Anfang eine gewisse Tempohärte.

Im Gegensatz zum verregneten GP von Bern waren am heutigen Tag warme Temperaturen angesagt. Nicht unbedingt zu meiner Freude. Das Feld der Teilnehmer war überschaubar. Das Auffahrts-Wochenende und die direkte Konkurrenz zum Gamperney Lauf in Grabs werden wohl die Gründe dafür gewesen sein. An diesem Tag hatte ich nicht so "gute" Beine wie vor einer Woche. Der Streckenabschnitt von Bütschwil nach Krinau setzte mir auch dieses Jahr zu. Obwohl mir das wellige Streckenprofil grundsätzlich entgegenkommt, quäle ich mich jedes Jahr über die ersten 8 Kilometer. Trotzdem konnte ich eine gute Position erarbeiten und einige starke Läufer hinter mir lassen. Von Krinau aus geht’s steil hoch bis zum Älpli. Mühsam und beschwerlich. Jedes Jahr beim ersten Berglauf der Saison stellt sich die selbe Frage: "Warum tut man sich so was überhaupt an?" Belohnung für die Strapazen ist der Moment der Ziellinienüberquerung und der (meistens) schöne Ausblick auf die Täler.

In 1h 03min 15 Sek. erreichte ich die Kreuzegg. 30 Sekunden langsamer als im letzten Jahr, damals allerdings bei deutlich kühleren Temperaturen. Das reichte zum 11. Gesamtrang und dem 5 Platz in der Alterskategorie.

Der Juni steht nun ganz im Vorzeichen der Marathon Vorbereitung. Lange Dauerläufe und ein finaler Test anlässlich des Graubünden Halbmarathon sind die Fixpunkte in diesem Monat.