Donnerstag, Oktober 29, 2009

"Hey Staat"

"Hey Staat" singt der bayrische Reggaekünstler und Liedermacher Hans Söllner in einem seiner bekanntesten Liedern. Er prangert darin an, dass sich der Staat immer mehr in das Leben jedes einzelnen Menschen einmischt und den Bürger so zurecht biegt, wie es dem "Vaterland" grad passt. Söllner kritisiert weiter, dass der Staat zwar viel von den Bürgern verlangt, aber wenn sich jemand einmal gegen Ungerechtigkeit wehrt, wird er im Gegenzug sofort als Verbrecher behandelt. Der Song hat zwar schon ein paar Jahre auf dem Buckel, doch war er wohl selten aktueller.

"Hey Staat, Hey Staat, Hey Staat, Heit sog da i amoi, wos i, ois moch für di! Hey Staat, Hey Staat, Hey Staat Und dann sag du mir moi, wos du ois mochst für mi!"

In Gossau, immerhin eine der grössten Städte im Kanton St.Gallen, hat der Bahnhofsschalter zukünftig Sonntags geschlossen. Der Bund habe der SBB den Auftrag gegeben, das Unternehmen nach marktwirtschaftlichen Grundsätzen zu führen. Am Sonntag rentiere die Öffnung nicht., heisst es. Was macht nun der 80-jährige Rentner, der mit den modernen Bilettautomaten nicht zurecht kommt, und seine Enkel in Rapperswil besuchen will? Muss er die Reise schon Wochen vorher planen, oder einfach eine Busse in Kauf nehmen, wenn er ohne gültigen Fahrschein fährt? Was ist die Konsequenz daraus? Werden die Öffnungszeiten bald den Umsätzen angepasst? Montag 10.00-11.15 geschlossen? Ich bin der Meinung eine gewissse Grundversorgung an "Dienstleistungen" muss ein Land für seine Bürger aufbringen, und da scheiss ich (sorry für die direkte Redensart) auf marktwirtschaftliche Grundsätze. Wo um Himmels Willen sind den diese Grundsätze beim Ankauf von Militär Spielzeugen für unsere Armee? Da liegt nämlich der Hund begraben. Einerseits werden z.b. überall Poststellen gestrichen, der Bauer auf dem abgelegenen Dorf kann ja per Online Banking seine Rechnungen bezahlen. Andererseits fährt der Staat mit einigen Polizei Kastenwägen vor eine Fanbeiz, weil man dort potentielle Gewalttäter und Randalierer vermutet! Da wäre das Geld besser aufgehoben, wenn man stattdessen die Personalkosten für eine kundenfreundliche Betreuung an den SBB Schaltern verwenden würde. Leider werden aber im Moment alle steigenden Ausgaben für Überwachung und die "vermeintliche" Sicherheit in weiten Teilen der Bevölkerung begrüsst. Dies obwohl Studien aus London beweisen, dass z.b die flächendeckende Videoüberwachung zu keiner Verringerung der Kriminaliät geführt hat. Einzelne Medien schlachten die "Fan Problematik" und die "Jugendgewalt" dermassen aus, dass die Sicherheitsfrage von Polizei und Politik unverhältnismässig hoch gewichtet wird. Es macht gar den Eindruck, dass einige Verantwortliche langsam die Nerven verlieren…

Und jetzt, wo i aufsteh und mi weh’r, Weil i holt find, dass endlich amol longt ,Nennst mi an Grat’ler und Verbrecher .

Oh Mann, Hey Staat, Hey Staat ,Hey Staat, Hey Staat, Hey Staat, Hey Staat, Hey Staat, Hey Staat, Heit sog da i amoi, wos i, ois moch für di, Hey Staat, Hey Staat, Hey Staat Und dann sag du mir moi, wos du ois mochst für mi

So jetzt gehts zum Hans Söllner in die Grabenhalle St.Gallen, der spielt am Mittwochabend da und ist sicher der selben Meinung wie ich.

Montag, Oktober 26, 2009

FC Biel : FC Gossau 8:0


NLB
Stadion Gurzelen
794 Zuschauer

Erst die 8-te Person an der Bushaltestelle konnte mir Auskunft geben welcher Bus zum Stadion Gurzelen fährt. Davor scheiterte ich an meinen mangelhaften Französischkentnissen oder am Unwissen der Bieler Bevölkerung wo sich die Spielstätte des heimischen Fussballclub befindet. Ein Student war es schliesslich der meinte ich müsse auf den "4er Bus" und dann an der Haltestelle "Omega" raus. Wir kamen ins Gespräch und ich erfuhr, dass er auch ans nachmittägliche NLB Spiel fährt. Er sei beruflich hier, und erstelle Statistiken (Eckbälle, Freistösse, Einwürfe etc.) für einen deutschen Wettanbieter, meinte der Berner. Irgendwo in Bottrop oder Eisenhüttenstadt hocken also tatsächlich Leute in Wettbüros und setzen ihr Hartz IV Geld auf die Anzahl getretener Eckbälle von Michel Avanzini oder Marc Lütolf. Ich kündigte dem Statistiker in weiser Voraussicht an, dass er wohl nicht allzu viele Striche bei den Gossauern aufführen werde, kaum mehr als 8. Leider sollte ich recht behalten…

Was nun folgte war wie ein K.O in der 1.Runde durch Vitali Klitschko, mit anschliessendem neuen Versuch in den Ringseilen hängend 10 Runden gegen Vladimir Klitschko zu überstehen, und in der Zwölften haut dir Mike Tyson wie in den besten Zeiten noch so richtig eins auf die Nuss. Nach 8.Minuten kassierte der FC G den ersten Treffer und nach 8-zehn Minuten hatten die Fürstenländer schon reichlich Gastgeschenke verteilt. Es hätte für Weihnachts, Geburtstags und Ostern Präsente für den kompletten Bieler Kader ausgereicht. Die Spieler des Heimteams kamen sich wohl vor wie auf dem Jahrmarkt, munteres "Büchsenschiessen" wer hat noch nicht, wer will noch mal? Der Zirkus war auch noch in der Stadt, als Clowns traten unsere Spieler und wir Gossauer Fans auf. Das Gelächter liess auf ein zufriedenes Publikum hindeuten. FC Gossau-Late service public, wie Giaccobo und Müller hatten wir die Zuschauer mit unserem Auftritt schnell für uns eingenommen. Man wird in Biel noch lange an dieses denkwürdige Gastspiel der Gossauer Lach- und Schiessgesellschaft zurück denken. Mit Wehmut und vielleicht mit einem kleinen Tränchen in den Augen werden die heimischen Fussballanhänger auf diesen historischen Fussballmoment zurückblicken

8-tung 8-tung Alarmstufe Rot, hiess es weit über 8 mal im Gossauer Strafraum. 8 Tore das sind fast Zehn, und diese Zahl gehört eigentlich in ein Eishockeyresultat. 8 das sind zwei Stück mehr, als es in einem Sechserpack Bier Platz hat, 8 Schnäpse hätten für die Verdauung dieses Spiels nicht ausgereicht, 8 Tore schiesst der Miroslav Klose diese Saison niemals und gefühlte 8 Stunden dauert auch dieses Spiel, leider viel mehr als 8 Politiker wollen sich in der Schweiz durch repressive Fan "Sicherheitspolitik profilieren, und auch weit über 8 Fans wehrten sich in St.Gallen an diesem Tag gegen die Gefahr der pauschalen Verurteilung von Fussballanhängern. Mindestens 8zig Jahre sind die Pissoirs beim Stadion Gurzelen alt, aber umso kultiger, 8 Minarette stehen gemäss SVP Kampagne wohl bald in jedem Bauerndorf. 8 mal hätte ich mich selber ohrfeigen können, weil ich diesem Match überhaupt beigewohnt habe, mehr als 8 Tausend Dinge hätte ich an diesem Nachmittag lieber gemacht, mindestens 8 Spieler mit richtigen Eiern in der Hose würden uns gut zu Gesicht stehen, 8 Jahrzehnte wird Sepp Blatter noch der FIFA vorstehen und selbst 8 Zeilen zu diesem Spiel, sind eigentlich 8 Zeilen zuviel.

Das Umfeld beim Bahnhof passte bestens zu unserer Gemütslage nach dem höchsten NLB Sieg des FC Biel. Als wir uns beim Shop noch "0zu8frustbewältigungs" Getränke kaufen, will mir eine ziemlich abgewrackte Frau mit ihren dreckigen Fingern ins Portemonnaie fassen um mir 8 Franken abzuluchsen, dazu lallt sie irgendwas auf Französisch. Symphatisch, symphatisch! Der betrunkene Penner der uns in der Folge noch mit FC Zürich Fans verwechselt, würde man jetzt auch nicht unbedingt zur nächsten Kommunionsfeier einladen. Als Lokalität für eine solche Veranstaltung sollte man sich auch nicht den Warteraum beim Bahnhof Biel aussuchen, dort setzte sich ein Junkie an diesem frühen Abend nämlich grad eine Spritze und tanzte danach ziemlich verwirrt umher.

Solch sozialen Brennpunkte sind wohlbehüteten Ostschweizer gänzlich unbekannt, Fussball Niederlagen in diesen Dimensionen allerdings umso mehr…obwohl die 8 Gegentore schon seines Gleichen suchen…

8 ähmm ach(t) du scheisse…kann man da wohl nur noch sagen

Donnerstag, Oktober 22, 2009

SC Herisau : EHC Uzwil

Gästeblog von C.G: langjähriger treuer SC Herisau Fan, in guten wie in schlechten Zeiten. Den Blog-Stammlesern dürfte C.G. auch von seinem gerne gelesenen und äusserst geschätzten Gast-Kommentaren auf dieser Seite bekannt sein:

EHC Uzwil – SC Herisau 6:2
Qualifikationsrunde 1. Liga
Uzehalle, 695 Zuschauer

Ehrlich gesagt, nach dieser diskussionslosen Niederlage hatte ich so ziemlich überhaupt keine Lust mehr, über dieses Spiel einen Blog-Eintrag zu schreiben. Doch versprochen ist schliesslich versprochen und wenn man schon mal die Ehre erhält, für diese Seite einen Bericht zu schreiben, wäre man ja töricht, wenn man ablehnen würde!

Diese Niederlage war für mich umso schmerzlicher, als dass meine Vorfreude auf dieses Derby riesig war. Einerseits war es das erste Spiel des SC H`s, welches ich in dieser Saison besuchen würde. Andererseits ist die Affiche Uzwil – Herisau jedes Mal mit viel Emotionen und Spannung sowie einem grossen Zuschaueraufkommen verbunden. Beste Voraussetzungen also für ein spannendes Hockeyspiel. Vor allem der Punkt mit dem grossen Zuschaueraufkommen verdient einen Blick zurück in die Vergangenheit. Als beide Klubs in den 80ern noch B-klassig waren (ja, diese Konstellation gabs tatsächlich mal), zog dieses Derby jeweils um die 3000 Zuschauer an. Es ist zwar schwer vorstellbar, wie 3000 Leute in die Uzehalle reinpassen sollen. Doch solche alte Eishockeybaracken haben irgendwie die Fähigkeit, bei wichtigen Spielen plötzlich Unmengen von Zuschauern zu schlucken. Bestes Beispiel dafür ist das alte Sportzentrum in Herisau vor der Renovation. Beim entscheidenden Aufstiegsspiel in die NL A gegen GC vermochte es nicht wie anhin maximal 3500 Zuschauer zu fassen, sondern plötzlich 5000. Von Leuten, die diesen denkwürdigen Match damals live mitverfolgt haben, hört man heute noch, sie hätten sich eher in einer Sardinenbüchse gefühlt, denn in einer Eishalle. Wenn ich schon in Erinnerungen an den Aufstieg in die NL A schwelge (denn das tut in der momentanen sportlichen Situation noch ganz gut), möchte ich auch kurz erzählen, wie ich damals diesen völlig unvorhergesehenen Aufstieg miterlebte. Dieses Spiel fand an einem Samstagabend statt. Für einen Sechstklässler wie mich kam es auf elterliche Order hin natürlich nicht in Frage, dass ich so spät (20.00 Uhr...) noch ein Eishockeyspiel besuchen durfte. Teletext oder Internet-Liveticker? Damals noch so weit entfernt wie heute die Lösung des Gossauer Verkehrsproblems. So blieb mir also nichts anderes übrig, als abzuwarten. Und zu schlafen. Als ich während der Nacht erwachte, schlich ich in die Stube, wo unser altehrwürdiger PTT-Telefonapparat hing. Dort wählte ich die Nummer 164 (Ein Anruf: etwas mehr als 2 Franken). Damals war dies die Nummer des Sporttelefons, ich weiss nicht, ob es diese Nummer heute noch gibt. Ich glaube zwar kaum, dass es die Internetrevolution überlebt hat. Dann kamen die bangen Sekunden. Denn auf diesem Sporttelefon wurde einfach ein aufgezeichneter Text in der Endlosschlaufe wiederholt. So musste man vielleicht zuerst die Reschultate der Nuschel-Nuschel Rtina Ingisch oder die Zeiten der damaligen Schweizer Skiasse abhören, ehe dann die Infos kamen, welche einen interessierten. Irgendwann kam sie dann, die Frohbotschaft der unbekannten Ansagestimme: „Herisau gewinnt gegen GC und steigt somit erstmals in der Vereinsgeschichte in die NL A auf.“ Wie ich da so barfuss und in meinem „Pischi“ in der Stube stand, boxte ich ein paar Mal lautlos in die Luft und machte eine Serie von Gewinnerposen, ehe ich mich dann wieder geräuschlos zurück ins Bett begab.

Doch nun genug in (allzu) alten Erinnerungen geschwelgt, zurück zum Match Uzwil – Herisau. Meine Vorfreude auf dieses Spiel war „wiäxsait“ (um es mit Yakins/Sforzas Worten auszudrücken) riesig. Ich versprach mir auch einiges vom Zuschaueraufmarsch, obwohl beide Mannschaften momentan in der hinteren Tabellenregion herumgurken. Ausserdem sieht man bei diesem Derby meistens Herisauer Fans, die man noch nie an einem Match gesehen hatte. Irgendwelche Mittfünfziger, welche extra für dieses Spiel wieder ihren alten, gestrickten, vor Jahren gebrauchten SC H-Fanschal ausgegraben haben und mit einer Anteilnahme und Gesten, die ihresgleichen suchen, am Match mitfiebern. An diesem Abend hielt ich jedoch vergebens Ausschau nach einem solchen Original.
Das Spiel verlief lange ausgeglichen. Beide Mannschaften bemühten sich, dass man sich sehnlichst zurück in die warme Stube wünschte, denn das Spiel war bis dahin nicht gerade ein typischer Derbykracher. Immerhin, nach zwei Dritteln war Herisau „nur“ mit 2:3 im Rückstand. Es bestand immerhin noch Hoffnung, was eigentlich eine Leistung war, da nach den ersten paar Meisterschaftsspielen in dieser Saison festzustellen ist, dass Uzwil über das bessere Kader verfügt als Herisau.
Wenn das Spiel auch nicht so erbaulich war, so gab es trotzdem ein paar erfreuliche Dinge. So fanden z.B. sicherlich 200 bis 250 Herisauer an diesem Dienstagabend den Weg in die Uzehalle. Weiter durfte ich mit Freude sehen, dass die Herisauer Fans mittlerweile auch über ein paar schöne Fahnen, einen Doppelhalter und eine Blache mit der Aufschrift „SC HERISAU FANS ON TOUR“ verfügen.

Für Unterhaltung sorgte auch ein Uzwiler Fangrüppchen, welches zehn Meter neben uns stand. Ihrem Aussehen und Verhalten nach zu urteilen, muss bei ihnen jetzt dann bald die Konformation oder das erste Bewerbungsschreiben für eine Lehrstelle anstehen. Aus ihren Reihen hörte man auch immer wieder mal Sprechgesänge, welche dem grossen Fussballverein aus dem Kanton abgeschaut und auf „EHC Uzwil“ umgemünzt wurden. Höhepunkt dieser Produkte unkontrollierter Östrogen- (es hatte auch ein paar Mädchen darunter) und Testosteronschübe war ein Torjubel eines dieser Uzwiler Anhänger. Nach einem Tor für Uzwil rannte er quer über die Tribüne hinab an die Plexiglasscheibe, so dass er sich genau vor uns Herisauern befand. Mit diesem Torjubel direkt vor unserer Nase wollte er uns den erneuten Führungstreffer der Gelb-Blauen noch ein bisschen bitterer schmecken lassen. Doch soweit kam es nicht. Ganz zu unserem Amusement. Als er nämlich – mit seinem Uzwil Fanschal in der einen Hand – die Plexiglasscheibe hochsprang, um sich daran festzuhalten, erreichte er die Kante des Plexiglases nicht und rutschte wieder runter. Man kennt ja diese Pose von Fans, welche die „Barrikaden“ hochsteigen und stolz ihren Fanschal in die Höhe strecken. Der Jüngling versuchte es zwar nochmals, doch auch beim zweiten Versuch bekam er die Kante des Plexiglases nicht zu fassen und konnte diese Pose, die er wahrscheinlich an einem Fussballmatch beobachtet hatte, nicht kopieren. Nur blöd, dass sein Versuch, das Alphatierchen der Uzwiler Teenyfanschar zu markieren, von den Herisauer Fans live mitverfolgt wurde. Ein schallendes Gelächter aus mehreren Dutzend Kehlen – da gibt es sicherlich schöneres.

Im den letzten 20 Minuten entschied der EHC Uzwil das Spiel dann für sich. 3:0 gewannen die Uzwiler das letzte Drittel und hätten sogar noch höher gewinnen können, wenn sie die Chancen effizienter genutzt hätten. Von Herisau war im letzten Drittel nicht mehr viel zu sehen. Die Mannschaft wirkte stumpf und ausgelaugt. Am allerschlimmsten war das Herisauer Powerplay, welches meistens gar nicht ersichtlich machte, dass die Herisauer in Überzahl waren. Vom Aufbau eines druckvollen Überzahlspiels vor dem gegnerischen Tor ganz zu schweigen. Geschwiegen haben dann irgendwann auch wir. Allerspätestens nach dem 5:2 durch Uzwil hatte jeder unter uns eingesehen, dass an diesem Abend nichts mehr geht.

Ich persönlich freute mich seit ein paar Minuten schon wieder auf das Verlassen dieses Ortes. Dies aus zwei Gründen: Einerseits wurde jedes Mal, wenn eine Strafe ausgesprochen wurde, über Lautsprecher der alte Gassenhauer „Jo läck du mir am Tschööpli“ angespielt. Für Leserinnen und Leser, welche diesen Schweizerdeutschen Spruch nicht verstehen: Auf „maradonisch“ würde diesen Worte in etwa soviel bedeuten wie „B... mir doch einen!“. Da war also dieses Lied, das einem spätestens nach fünf Mal gnadenlos auf den Sack ging. (Insgesamt gab es an diesem Abend 21 Strafen...) Andererseits folterten uns die Uzwiler Stadionverantwortlichen auch noch mit anderen Liedern. Da wäre besonders die Sängerin Norah Jones herauszuheben, deren Lieder an diesem Abend hoch im Kurs standen. „Sunrise, sunrise, feels like morning in your eyes...“ Verdammt nochmals, es ist aber Abend, an den nächsten Morgen und den darauf folgenden Arbeitstag wollen wir noch gar nicht denken und überhaupt: An einem Eishockeymatch haben solche Schnulzen nichts zu suchen!

Um gut 22.10 Uhr war das Spiel dann zu Ende und hinterliess enttäuschte und auch einige verärgerte Herisauer Fangesichter, vor allem unter den Herisauer Allesfahrern. Gerüchte und Meinungen über die Gründe der momentanen sportlichen Talfahrt machten die Runde. Ob die Gerüchte stimmen oder nicht, sei dahingestellt. Zu einem Gerücht jedoch muss ich sagen: „Bloss nicht! Was zwei Mal schief ging, wird auch ein drittes Mal nicht funktionieren.“
Nach diesem Abend bleibt die Erkenntnis, dass es diese Saison für den SC Herisau schwierig werden wird, den Ligaerhalt zu erreichen. Denn wieder hinunter in die Niederungen der 2. Liga und wieder Spiele gegen so klingende Namen wie den EHC Bassersdorf oder gegen den HC Prättigau-Herrschaft - darauf hat nun überhaupt niemand Lust. Dann doch lieber alle CD`s von Norah Jones kaufen und als Weckmelodie auf dem Handy das Lied „Oh läck du mir am Tschöpli“ einstellen.

Montag, Oktober 19, 2009

"Die Ostschweiz" über die Zeitumstellung bis zur Mundwaschung

"Zügeln" ist eine äusserst mühsame Angelegenheit. Trotzdem, wenn einmal der Entschluss zu einem Wohnungswechsel gefasst ist, gibt es kein zurück. Eine positive Sache, die diese Tortour mit sich bringt gibt es denoch. Man schmeisst endlich mal die alten Sachen weg. Fraglich wieso ich bei meiner letzten "Züglerei" diese "Kicker Stars" Heftchen aus den frühen Neunziger Jahren mitnehmen musste? Maurizio Gaudino auf dem Titelbild, der war damals noch Teenie Idol, und diese Zeitschrift aus dem Kicker Verlag war sozusagen der Vorläufer von "Bravo Sport". Die Ballermann Hits aus dem Jahre 1999 reisst heute auch keinen mehr vom Hocker, selbst für den betrunkensten Touristen auf Mallorca sind die Songs darauf der Stimmungsöter schlechthin, also auch ab in den Mülleimer. Eine wahre Perle entdeckte ich aber am gestrigen Abend. Eine Ausgabe von der Zeitung "Die Ostschweiz", Erscheinungsdatum 22.Oktober 1979, also ziemlich genau 30 Jahre alt. Diese Publikation erscheint heute leider nicht mehr, zwei tägliche erscheinende Zeitungen vertrug unsere Region irgendwann scheinbar nicht mehr. Nun gibt es bekanntlich nur noch das St.Galler Tagblatt. Ich bin allerdings mit der "Ostschweiz" aufgewachsen, diese Zeitung stand der CVP nah, genaus so wie auch mein Vater. Deshalb war damals die Entrüstung am Familien Mittagstisch gross, als die Druckpressen für "Die Ostschweiz" abgstellt wurden. Im konservativen Kanton St.Gallen wurde eben nicht nur unterschieden zwischen Katholisch oder Evangelisch, Rheintal oder Toggenburg, CVP oder FDP Wählern sondern auch noch zwischen "Tagblatt" und "Ostschweiz" Lesern.

In der Augabe vom Oktober 1979 sind die Nationalratswahlen das grosse Thema. "Die SP verliert 5 Nationalratsmandate" steht im Titel. Nicht unerfreut darüber zeigt sich der Kommentator: "Das Ergebnis ist ein kontraproduktiver Erfolg der aggressiven und doppelbödigen Politk der Sozialdemokratie", und am Schluss gibts für die sozialistische Politik gleich nochmals aufs Maul "Summa summarum wird man also den Schluss ziehen dürfen, dass sich die sozialdemokratische Doppelrolle in der Bundespolitik bei den Ständeratswahlen nicht ausgezahlt hat".Aha...

Auf der Titelseite steht desweitern ein Meldung, die auch an diesem Montag im Jahre 2008 die Titelseite des St.Galler Tagblatts zierte "Rekord Olma, 440'000 Besucher zählte die Messe". Im Vergleich dazu drei Jahrzehnte später waren es 750'000 Besucher, dafür gab es 1979 noch die legendäre "Halle 7"...Prost

Die Zeitung weist weitere interessante und teilweise amüsante Texte auf. So zeigt sich, dass die Schweiz schon in den späten Siebziger Jahren eine Insel in Europa war. Was heute die Europa Politik ist war früher die Zeitumstellung. Ja richtig gelesen, die Zeitumstellung. Was für Probleme die Leute damals noch wälzen mussten, nichts mit kalter Krieg und dergleichen, die Zeitumstellung war der wirkliche Aufreger. Folgender Bericht erschien damals in der "Ostschweiz": "Sommerzeit Gegner zum Einlenken bereit. Auch in Kreisen der überzeugten Sommerzeit Gegner ist man nun offenbar zum Einlenken bereit, nachdem die Schweiz im kommenden Sommer zu einer Zeitinsel in Europa zu werden droht. Albert Rüttimann (CVP, AG) Präsident des erfolgreichen Aktionskomitees gegen das Zeitgesetz, erklärte am Sonntag, dass er schweren Herzens nun nicht mehr gegen die Einführung der Sommerzeit oppunieren würde. "Wenn wirklich alle Länder die Sommerzeit hätten, werde sie die Schweiz aber wohl auch einführen müssen. Der Arbeitsablauf werde jedoch durch die Sommerzeit stark und ungünstig beeinflusst".
30 Jahre danach, sind diese Zeilen ein herrliches Dokument jüngerer Zeitgeschichte. Etwas überrascht war ich, dass der Präsident Albert Rüttimann hiess, und nicht Maurer, Blocher oder Mörgeli, aber auch diese Herren werden sich irgendwo ihre Vorbilder gesucht haben.

Weitere Meldungen:
-Tessin lehnt Stimmrecht mit 18 ab!
-Braunkohle bleibt wichtigstes Exportgut der DDR!
-Breschnew soll nicht ernsthaft krank sein, Der sowjetische Staats und Partei Chef Leonid Breschnew wurde nach seiner Rückkehr von den 30-Jahr Feiern der DDR in der Öffentlichkeit nicht mehr gesichtet.
-Sekräterinnen aus der ganzen Welt in Lugano. Sekräterinnen aus 32 Ländern finden sich seit gestern Abend bis Mittwoch in Lugano zu ihrem 3.Weltkongress ein. Wie Kongressleiterin Alice Moneda erklärte zögern viele Firmen wegen dem "Heiratsrisiko" mit der aktiven Förderung dieser Berufsgruppe.
Da soll noch jemand behaupten in Sachen Emanzipation habe sich in den letzten 30 Jahren nichts getan.

Werbung gabs 1979 natürlich auch schon, ganz modern war der Golf-Leader, VW wirbt gleich mal mit einer ganzen A4 Seite für das Gefährt. Inbegriffen in der Sonderausstattung sind u.a . Sportlerlenkrad, Heckenscheibenwischer, Dekor Streifen seitlich vorne und hinten (und das noch Jahre vor Manta-Manta"), persönliche Initialen.

In der Rubrik Verschiedenes gibt es eine Meldung die beweist, dass die Amis halt auch schon damals zu äusserst merkwürdigen Dingen fähig waren. "Mundwäsche statt Gefängnisstrafe". Weil er weder für zehn Tage ins Gefängnis wollte noch 50 Dollar Strafe zahlen konnte, mussten zwei Polizisten am 20 jährigen Thomas S. mit Wasser und Seife eine richterlich angeordnete Mundwaschung vornehmen. S. wurde dem Richter vorgeführt, weil er eines Abends, als er offensichtlich einen über den Durst getrunken hatte, vor einer Bar zwei Polizisten beleidigt hatte. Der Richter hielt diese Bestrafung für wirksamer als das Gefängnis.

So ich sollte eingentlich nun weiter Kisten einräumen. Der Sportteil hat übrigens einen Extra-Text verdient. Wunderschöne Berichte, und ein sagenhaftes Foto eines fünfachen Torschützen in der nationalen Fussball Liga.
EHC Arosa wird Meister, das war noch Eishockey!!! Mehr dazu in den nächsten Tagen

Donnerstag, Oktober 15, 2009

Schweiz : Israel



WM Qualifikation
St.Jakob Park, Basel
38'500 Zuschauer (ausverkauft)

Der Extrazug nach Basel ist nicht gerade übermässig besetzt. Ein grosser Teil der Reisenden setzt sich zudem aus OLMA-Messe Besuchern zusammen. Man erkennt diese Leute nicht nur an den fehlenden Fan Accessoires, sondern vorallem an ihren Plastiktaschen, die von einem soeben erfolgten Buillon, Gewürze oder Käse Kauf zeugen. Bis Zürich ist also so gar nichts zu spüren, von einem kapitalen Fussball Länderspiel. Keine Kuhglocken, keine Vuvuzelas und keine von diesen merkwürdigen Hüten in den Schweizer Landesfarben mit Hörnern dran. In der grössten Stadt der Schweiz steigen dann aber doch viele Fans zu, die Stimmung ist verhalten euphorisch.


Ein junger Israeli fragt meine Kollegen, ob er sich neben ihn setzen dürfe? Sein Kumpel komme auch gleich, der könne ja dann den Platz neben mir einnehmen, meint der perfekt schweizerdeutsch sprechende Jude. "Klar, natürlich ist das kein Problem" entgegnen wir ihm. Einen Satz, den zumindest ich in der nächsten Stunde noch bitterlich bereuen werde. Dieses israelische Paar gleicht nämlich dem Duo Astrix und Obelix, zumindest gewichtsmässig. Der Wohlbeleibte kommt zielsicher auf uns zugesteuert und meint "häds do für mich no Platz? Wenn nöd, muess ich mir halt Platz mache! höhöhöhö!". Die Zürcher Version von Luciano Pavarotti findet das scheinbar noch lustig, mir hingegen gefriert mein höfliches Lächeln. Er zwängt sich also in meinen Nebensitz, was bedeutet, dass ich fortan mit einem halben Sitz vorlieb nehmen muss. Meine Beine sind eingequetscht zwischen seinem linken Fastfood geformten Bein und dem Abfallkübel. Ich habe ja nun wirklich keine Vorurteile gegen übergewichtige Mitmenschen, aber gegenüber diesem Mann wirkt Reiner Calmund wie ein magersüchtiger Ballett Tänzer. Zumindest erweisen sich die Beiden als interessante Gesprächspartner, die Unterhaltung über hübsche Frauen in Tel Aviv und über Israel im allgemeinen verkürzen die Zugfahrt nach Basel. Da ist es dann auch nicht so schlimm, dass zwischenzeitlich kein Blut mehr durch meine eingezwängten Beine fliesst. Unsere Sitznachbarn sind zwar in der Schweiz aufgewachsen, trotzdem sind sie patrotische Israelis und wünschen sich heute einen Sieg ihrer Mannschaft. Nach Israel würden ihre Symphatien aber der Schweizer Nati gehören, meinen die Zwei. Ein bisschen Angst haben die Israelis um Freunde von Ihnen, die mit Gebetskappen ins Stadion kommen wollen. "Jo bi däne Fuballfans z'Basel weiss mehr nie" mutmassen sie. Wir beruhigen die Israel Fans aber, da werde sicherlich nichts passieren.

Eine halbe Stunde vor Spielbeginn stehen wir immer noch mit dem Extrazug ein paar hundert Meter vom Stadion entfernt. Nichts geht mehr, die Nervosität steigt bei einigen Fussballfans, anfänglich wird noch aus den Fenstern gejohlt, nun nur noch wütend geschimpft "Gopfverdammi wieso gods nöd witer?". Die Lungenliga hätte auch keine Freude, dass Rauchverbot wird von den Nikotinsüchtigen nicht mehr beachtet. Der Qualm hat den Vorteil, dass mein dicker Freund sich vom Platz erhebt. Endlich kann ich meine Beine wieder ausstrecken und auch das Gefühl von Platzangst verlässt meinen Körper.

Fünfzehn Minuten vor Anpfiff stehen immer noch grosse Menschentrauben vor den Stadion Eingängen. Die Kontrollen sind rigeros, wie immer bei Spielen mit israelischer Beteiligung. Ein Ordner weist darauf hin, dass ich meine Bierbüchse abgeben muss. Ich strecke ihm den Gerstensaft entegegen, und er reicht mir die Dose umgehend wieder zurück. "Do hats no än Schluck denne, trenk us" meint der ältere Herr freundlich lächelnd.
Im Stadioninnern werden gerade die Nationalhymnen abgespielt, als wir die Treppen zu den Tribünen hochsteigen. "Tritts im Morgenrot daher…" tönt es aus tausend Kehlen, auffallend viele Plätze sind allerdings noch frei, die akribischen Kontrollen fordern ihren Tribut. Die Schweiz bekundet von Beginn weg Mühe im Aufbau, es wird ein nervöses Spiel werden. Ähnlich geht aus auf den Zuschauerrängen zu und her, es herrscht ein diffuses Gewusel. Ein Schweizer Fan mit Lederjacke und Achtziger Jahre Frisur meint zu mir "än Skandal, min Platz isch bsetzt, wa seisch du do dezu?". Nicht viel sage ich dazu und widme mich wieder dem Spiel. Es folgen lange 90 Minuten, bis zum Schluss muss man mit dem Schlimmsten rechnen. Ab und zu denke ich an die armen deutschen ARD Zuschauer, die dieses Spiel Live verfolgen müssen, als objektiver Zuschauer muss dieser Match die absolute Hölle sein. Für solche Partien ist unsere Nati allerdings prädestiniert, nicht umsonst wurde das Spiel gegen die Ukraine an der WM 2006 zu einem der 10 schlimmsten Fussballspiele der Neuzeit gekürt. Doch all dies ist egal, die Schweiz zittert sich an die WM. Eine grandiose Leistung dieser Mannschaft, wenn man sich ihr Leistungsniveau und die monumentale Niederlage gegen Luxemburg nochmals vor Augen führt. Der Verdienst von Ottmar Hitzfeld lässt sich gar nicht hoch genug einordnen, dagegen war der Gewinn des Europapokal mit dem FC Bayern fast ein veritabler Spaziergang durch den Englischen Garten in München.

Die Fans der Nati sind solche Erfolge aber fast schon gewöhnt. Nur so ist der verhaltene Jubel zu erklären. Einzelne motzen sogar rum, wieso diese Spieler denn nicht noch ein Tor schiessen konnten? Ein Sieg hätte zur voll geilen Party eben doch noch gefehlt, meint ein rot-weiss eingekleideter Fan tags darauf auf einem Lokalsender. So bewegt sich das Partyvolk nach Spielschluss Richtung Extrazüge. Bis Zürich stehen wir, es ist stickig, ab und zu können Personen ihre Gerüche nicht bei sich lassen, und Durst hätte man eigentlich auch noch. Ich bin trotzdem hochzufrieden mit meinem Platz, mein Erlebnis von der Hinfahrt hat mich wieder einmal Bescheidenheit gelehrt. Einzelnen Schweizer Nati Anhängern würde diese Tugend auch gut zu Gesicht stehen...

Dienstag, Oktober 13, 2009

Luxemburg:Schweiz


WM Qualifikation
Stade Josy Barthel
8'200 Zuschauer (ausverkauft)

Einige Franzosen werden diesen 10. Oktober verflucht haben, und wahrscheinlich werden sie nächstes Jahr an diesem Tag nicht aus dem Haus gehen, oder einfach "krankheitsbedingt" nicht bei der Arbeit erscheinen. Als sie an diesem Samstag Morgen nämlich gemütlich beim "Zmorgen" sassen, ein Croissant oder ein Froschschenkel verspeisten und in der "France Soir" geblättert haben, wird dort nichts gestanden sein von diesem Länderspiel der „Petit Suisse gegen Luxemburg“. Vorallem werden sie nicht damit gerechnet haben, dass sie auf ihrem Arbeitsweg einige Begegnungen der besondern Art haben werden.

Der Regionalzug fährt mit zwei Wagen von Strassburg nach Metz, an einem normalen Samstag sicherlich kein Problem. Allerdings entstehen Schwierigkeiten, wenn aufeinmal mehrere hundert Schweizer in diesen Zug drängen. Von hinten wird gedrückt und geflucht, wahlweise auf französisch oder im Schweizer Dialekt. Die Abteile sind logischerweise schnell überfüllt, draussen stehen aber noch dutzende Leute, die auch noch mitreisen möchten. Den Blicken der Einheimischen sieht man an, sie haben nicht die geringste Ahnung was hier gerade vor sich geht. Ein spontanes Konzert von Präsidentengattin Carla Bruni im Regionalzug hätte bei den Elsässern wahrscheinlich nicht für viel mehr Erstaunen gesorgt.
Schiere Verzweiflung bei den Mitarbeitern der französischen Bahn. Per Lautsprecherdurchsage werden die rot-weiss gekleideten Fahrgäste höflich aufgefordert den Zug bitte zu Verlassen, und die nächste direkte Verbindung nach Luxemburg zu nehmen. Ein Bahnangestellter meint, dass es definitv zu viele Schweizer im Zug habe, und zudem absolut zu viel Alkohol konsumiert werde, so fahre dieser Zug nicht weiter. Die Eidgenossen gelten aber gemeinhin als sturres Völkchen, so war es auch nicht anders zu erwarten, dass schlussendlich nur ganz Wenige ausgestiegen sind, und dies waren vor allem Franzosen. So ging die Reise mit 20 Minuten Verspätung dann doch weiter,natürlich mit den zwei Waggons.

Mit Fahnen werden diese Waggons geschmückt, "Käseplättli" zubereitet, bereits wird heftigst gesungen und einige haben schon eine Ausdünstung, als ob sie die letzte Nacht in einem Féchy Fass übernachtet hätten. Eine edel angezogene, ältere Französin macht gute Miene zum bösen Spiel. Mit Charme antwortet sie verlegen auf die holprigen Schulfranzösisch Versuche eines Urner Nati-Fans. Ein unangenehmer Geruch durchströmt den Zug. Eine fatale Mischung aus Essiggürkli, Appenzeller Käse, Bündner Fleisch, schalem Bier und Zwiebeln macht sich in den Abteilen breit. Besonders schlimm trifft es diejenigen Einheimischen, die sich nicht bis in die Waggons vordrängen konnten. Sie stehen vor dem einzigen Klo im Zug, dass natürlich bei dem „geringen“, morgendlichen Alkoholkonsum gut frenquentiert wird. Augen zu, tief durchatmen, und an eine frisch gemähte Wiese im Sommer denken...2 Stunden dauert die Fahrt nach Metz, den Gesichtern einiger französicher Fahrgäste sieht man an, es sind die längsten 120 Minuten ihres Lebens.
Irgendwann entkommen sie allerdings auch diesem helvetischen Inferno, in Metz quilt die Masse aus dem Zug. Für die Franzosen geht’s wohl zukünftig mit dem Auto zur Arbeit, und für die Schweizer geht’s weiter nach Luxemburg.

Luxemburg ein spezielles, fast schon merkwürdiges Land. Sprechen die Leute hier mehrheitlich Französisch oder doch Deutsch? Fühlen sie sich als Luxemburger, oder eher als Belgier, Holländer, Deutsche oder Franzosen? Man wird nicht ganz schlau draus. Es bleibt aber nicht gross Zeit um sich darüber Gedanken zu machen. Als Einwohner der kleinen Schweiz trifft man hier einfach zu viele bekannte Gesichter. Französisch und Deutsch sprechendes Servierpersonal, dazu viele betrunkene Schweizer, dies könnte auch ein Heimspiel in Biel oder Fribourg sein.

Auf dem grössten Platz der Stadt tummelt sich tatsächlich die „gefühlte“ halbe Schweiz. Die unvermeidlichen Typen mit Kuhglocken belästigen mit ihrem Gebimmel die armen Luxemburger, ganz schlimm wird die Mischung, wenn diese neuen „Fan-Krachmacher“ aus Südafrika zum Einsatz kommen. Wenn der Teufel auf der Suche zum Soundtrack der Hölle noch nicht fündig geworden ist, eine Mischung aus Kuhglocken und diesen Vuvuzelas wäre der todsichere Tipp für den Herrn Luzifer. Dieser Lärm tut nicht allen Köpfen gut, als eine kleiner Antifasistischer Demonstrationszug über den Platz zieht, hüpfen unvermeidbar einige Kahlrassierte in Schweizer Trikots aus den Büschen. Das hätten sich diese Leute in ihren Pullovern mit altdeutscher Schrift nicht eträumen lassen, dass ihnen noch ein paar 16-jährige Linksaktivisten aus Luxemburg vor den Augen vorbeilaufen. Das war für einige ein Gefühl wie 1.August auf dem Rütli, und Gedenkfeier zur Schlacht am Moorgarten an einem Tag. Bis auf die üblichen Provokationen bleibt es aber gottseidank ruhig.

Das Stadion ist schon eineinhalb Stunden vor Spielbeginn gut gefüllt. Viele der Zuschauer möchten mit einer Fahne oder einem Spruchband am Zaun, eine Botschaft loswerden. Das ein Intelligenztest für die Erhaltung einer Karte manchmal keine schlechte Lösung wäre, beweisen einige Leute, die ein „Streller Raus“ Transparent an den Zaun hängen. Der Sicherheitschef der Luxemburger beweist Entschlossenheit und reisst das Ding unter dem Protest der „Hersteller“ nach kurzer Zeit wieder runter. Neben mir steht eine Gruppe Aargauer, „er sei aber FC Basel Fan und sicher nicht vom FC Aarau“, meint einer von ihnen entschieden. Der FC B Anhänger ist jung und hat ein ziemlich unschönes Tattoo am Hals, so eine chinesisches Teil, solche Dinger die vor Jahren mal modisch waren, wahrscheinlich auch im Aargau. Der Tätowierte war fleissig und hat sich drei kleine Schweizer Fahnen zu einer Grossen zusammengebastelt. Er wirkt symphatisch und schwingt seine Eigenkreation während 90 Minuten. Das Spiel ist ausverkauft und das Stadion fest in Schweizer Hand. Die Stimmung ist aber eher lau, nach 6.Minuten steht es 2:0 und die Sache ist gelaufen. Nach dem 3:0 bleibt 70.Minuten Zeit, einige Schweizer nützen diese um sich hektorliterweise alkoholfreies Bier in den Rachen zu stürzen. Ein anderer Gästefan hat keine Zeit, um sich über die ausbleibende Wirkung von 3 Liter Bier zu wundern, er hetzt verzweifelt die Stadiontreppe rauf und runter. „Wo isch min Ehering?“ ruft er verzweifelt. Mangels Aktivitäten auf dem Spielfeld unterstütze ihn viele Zuschauer bei der Suche, leider vergeblich. Der Arme... wie erklärt er das bloss seiner Frau? Klar, wenn jemand von der Thailand Geschäftsreise ohne Ehering nach Hause kommt ist das schon mal Suboptimal, aber wenn jemand vom Luxemburg Auswärtsspiel ohne Schmuck am Finger vor der Haustüre steht, tja dann liegt der Ehebetrug wohl auf der Hand.

3:0 das Spiel ist aus. Gewonnen, aber noch können Herr und Frau Müller das dreiwöchige Travelclub Angebot nach Südafrika nicht buchen. Später am Abend siegen die Griechen gegen Lettland und bleiben der Nati dicht auf den Fersen. Der Schweizer Fan-Pulk zieht nach dem Spiel Richtung Innenstadt. Jetzt wird gefeiert, die Nati, die Schweiz und viele nicht zuletzt sich selber. Die zahlreichen Kneipen der Stadt werden bald von tausenden Schweizern überströmt. Das weltbekannte Luxemburger Oktoberfest ist dagegen anfänglich nicht sehr gut besucht. Mangelndes Selbstvertrauen kann man den Preisgestaltern dieses Anlasses nicht vorwerfen, unsymphatische 17.—Euro kostet eine Schweinshaxe, 10.—Euro der Eintritt, was die Groundhopper in unserer Gruppe erschaudernd in die Flucht treibt. Das Positive ist die orginal, traditionelle Oktoberfestmusik und die einigermassen günstigen Bierpreise. Diese zahlreichen Getränke vefehlen dann auch nicht ihre Wirkung, und im Verlauf des Abends testen so einige Leute die Stabilität der Luxemburger Festbänke.

Sonntag Morgen geht die Reise wieder zurück in die Schweiz, dieses Mal auf dem direkten Weg. Einigen dröhnt noch der Kopf von der hübschen Blasmusik, oder lag es doch am weltberühmten Luxemburger Oktoberfestbier? Sieben Stunden später sind wir jedenfalls Zuhause. Im Sportpanorama bringen sie einen Bericht über eine Fan Carfahrt nach Luxemburg. Der Typ mit dem chinesischen Zeichen am Hals schreit euphorisch und leicht angesäuselt in die Kamera. Die französischen Pendler können froh sein, dass nicht alle Schweizer mit dem Zug nach Luxemburg gereist sind, denke ich und gehe müde schlafen...Oans-Zwoa-Gsuffa!


Mittwoch, Oktober 07, 2009

Gästeblog: TSV Hartberg:Austria Lustenau


Gästeblog von Stephan: seit Jahren treuer Anhänger von Austria Lustenau, und auch sonst ein symphatischer Kerl :-)

TSV Hartberg:Austria Lustenau
Österreich 1.Liga (zweithöchste Division)

Als ich letzte Saison über das Auswärtsspiel in Salzburg berichtete, ist einiges geschehen bei der Austria. Ein neuer Trainer musste nach den
desolaten Vorstellungen der Grün-Weissen her. Edi Stöhr führte uns bereits in die Bundesliga und bei seinem zweiten Engagement scheiterte er nur knapp am Wiederaufstieg. Jetzt ist er also zum dritten Mal in Lustenau und führte uns letzte Saison sogar noch auf Platz vier der Tabelle. Wer hätte das gedacht! Nach dem Abstieg von Altach und dem Aufstieg vom FC Dornbirn befinden sich nun vier Vorarlberger Mannschaften in der 1. Liga.

Leider schaffte der TSV Hartberg den Aufstieg aus der Regionalliga Mitte in die 1. Liga. Da es keine guten Zugverbindungen in die Oststeiermark
gibt entschloss ich mich als Fahrer des 9er Busses zur Verfügung zu stellen. Zum Glück, wie sich herausstellte.
Diejenigen, die mit dem Zug ans Spiel gingen, mussten bereits am Freitagabend abfahren, da sie es sonst nicht auf Spielbeginn um 15.15 Uhr geschafft hätten. Kommentar eines Zugfahrers nach genau 30 Stunden Hin- und Rückfahrt (Die Hinfahrt bis Wien mussten sie übrigens stehen, weil der Zug überfüllt war):

"Hinfahrt: zuerst bei mir Vorsaufen und alle angeheitert im Zug... Weiter saufen.. 2 Stunden Aufenthalt in Bludenz (Besoffener attackiert Schaffner)... Polizei kommt erst nach mehr wie ner Stunde gg... im Zug nettes Gespräch mit Schweizer Ultras... Dann in Wiener Neustadt Anschlusszug verpasst und mit Taxi nach Hartberg...

Rückfahrt: planmäßige Abfahrt ab Wien West wäre 21:35 Uhr... Tatsächliche Abfahrt 00:45 Uhr... Keine ahnung warum... Scheiss ÖBB... Noch ein paar Bierchen getrunken und dann alle brav geschlafen..."

Wir mit dem 9er Bus fuhren am Samstagmorgen in der Früh um 04.00 Uhr vom Reichshofstadion über München, Salzburg, Graz nach Hartberg, das zwischen Wiener Neustadt und Graz liegt.
Nach einem kurzen Tankstopp fuhr ich die Strecke, die im Internet mit acht Stunden angegeben ist, durch. In Hartberg kurz was essen gegangen begrüssten wir den Mannschaftsbus um 14 Uhr vor dem Stadion. Kurz davor kamen die Zugfahrer, bzw. die Taxifahrer an :-) .

Mit breiter Brust fuhren wir als Tabellenführer in die Steiermark und waren optimistisch, drei Punkte mit nach Hause zu nehmen. Nach zehn Minuten stand es jedoch schon 2:0 für die Turner. Irgendwann musste unsere Siegesserie reissen. Aber lieber in Hartberg als zwei Spiele später in Altach. Unsere Mannschaft kämpfte zwar und ein Sieg wäre durchaus verdient gewesen, aber an diesem Tag wollte es einfach nicht klappen. Trotz der Niederlage stehen wir immer noch mit einem Punkt Vorsprung auf Platz eins und werden die Tabellenführung spätestens in Altach ausbauen!

Nach dem Spiel fuhren wir gleich wieder nach Hause und waren nach einer problemlosen Fahrt um 02.30 Uhr in Lustenau.

Nach der Länderspielpause fahren wir am Freitag, 16.10.09, zu den Austria Wien Amateuren und am Samstag, 24.10.09 spielen wir beim SCR 0815 Altach.
Einige Impressionen von Austria Lustenau Partien:


Sonntag, Oktober 04, 2009

FC Gossau : Yverdon Sports 1:0 (EINS ZU NULL)

NLB
Sportplatz Buchenwald
400 Zuschauer

Ich komme mir vor wie ein CNN Reporter, der seit einem halben Jahr aus den Kriegsgebieten im Irak und in Afghanistan berichtet, und nun plötzlich für RTL auf den Promi Partys dieser Welt unterwegs ist.
Wenn vorher der Spieltag vorallem Leid, Entbehrung und tragische Ereginisse mit sich brachte, war dieses Spiel gegen Yverdon vorallem freudetrunkenes Glück und unfassbares Staunen, ab so viel ungewohntem Glanz und Glamour in der Gossauer Mannschaft. Überspitzt gesagt Oscar, Goldene Kamera und Prix Walo anstatt Autobomben in Kabul und Bagdad.

Es waren nur noch etwa 400 Zuschauer, die den herrlichen Altweibersommertag auf dem Gossauer Sportplatz verbringen wollten. Statt vor den Kassen des Kleinstadions bildeten sich gerüchteweise schon am frühen Sonntag Morgen Schlangen vor dem Bahnhofs Kiosk. Motto: Tipp 2 auf das Spiel Gossau:Yverdon, der todsichere Einsatz! Eine Wette, dass Michael Jackson in Wahrheit noch lebt und in Schwellbrunn als Bauernknecht arbeitet, wäre wohl beinahe realistischer gewesen, als ein Einsatz auf den Gossau Sieg. Einer der ganzen treuen Gossau Fans, sehnte sich vor dem Spiel zur Oktoberfestkappelle von Fred Geisser zurück. Ein paar Tage auf der Wiesn brachten ihm, abgesehen vom morgendlichen Kopfweh, nämlich deutlich mehr Freude als die gesamten letzten Wochen mit unserer Mannschaft.

Die Pessimisten, und sind wir ehrlich auch die Realisten, sollten an diesem Tag aber nicht Recht behalten. Die Gossauer Mannschaft machte die letzten schlimmen Partien zwar (noch) nicht ganz vergessen, aber sie knüpfte wieder an die guten kämpferischen und disziplinierten Leistungen von Anfang Saison an. Stark ersatzgeschwächt ging der FC Gossau in die Partie, aber sie zogen alle an einem Strick. Auf dem Dorf würde man wohl sagen, eine Seilzieher Mannschaft hätte das nicht besser hingekriegt. Der Wechsel des talentierten Murat Ural machte sich schon bei der ersten Begegnung bezahlt. Ständig war er ein Gefahrenherd. Das Gossauer Sturmzentrum, das zwischenzeitlich wie eine verlassene Siedlung aus einem John Wayne Western wirkte, scheint mit dem ehemaligen U-21 Nationalspieler wieder sichtlich belebt. Es war dann bezeichnenderweise auch der Ex-St.Galler der den Siegtreffer schoss.
Zur Pause führte der FC Gossau völlig verdient mit 1:0, die Stimmung war beinahe euphorisch. Der Moderator des Gossauer Pausen Gewinnspiels, wollte der guten Stimmung keinen Abbruch tun und versuchte sich gleich mal als Köbi Kuhn Stimmenimitator. Ob er sich mit dieser "Comedy-Einlage" allerdings für einen Gastauftritt bei "Giaccobo+Müller" ins Gespräch gebracht hat sei dahingestellt…

Richtig lustig war heute auch der Schiedsrichter eingestellt, der sieben Gelbe Karten verteilte. Einen ganz besonderen Auftritt hatten auch die Gästeanhänger aus der Westschweiz, die zwar einen grossen Teil des Gästeblock mit Fahnen schmückten, aber von denen 90.Minuten nichts zu vernehmen war. Grossen Grund zu Jubelschreien hätten die Fans aus Yverdon auch nicht gehabt, die Gossauer liessen nämlich praktisch keine Gästechance zu.

So schauten wir uns nach 95.Minuten ungläubig an, als ob gerade Elvis Presley, Jonny Cash
und Kurt Cobain auf dem Buchenwald Sportplatz ein Comback Konzert geben würden. Tatsächlich war der Sieg aber Wirklichkeit, nach einem halben Jahr durfte der FC Gossau wieder einmal drei Punkte bejubeln. Der dreifache Punktegewinn war auch nicht erschlichen oder glücklich, der Erfolg war hart erarbeitet und völlig verdient.

Das Schreiben macht doch wieder deutlich mehr Spass nach solchen Ergebnissen, als ob man über Michele Hunzikers Dekoltée berichten würde, anstatt über den UNO Sondergipfel zur Wirtschaftskrise, um auch zum Schluss bei den Vergleichen zu bleiben.

WEITER SO JUNGS!!!WIR STEIGEN NIEMALS AB!!!

Die Gossau Frauen

Unglaublich, der FC Gossau kann also doch noch gewinnen!!! (Bericht folgt)

jetzt erst einmal ein Interview das ich für das Matchprogramm gegen Yverdon führen durfte.

Die Frauen beim FC Gossau

Der Frauenfussball war in den letzten Wochen vergleichsweise häufig in den Schweizer Medien präsent. Die äusserst talentierte Ramona Bachmann wird als zukünftige Weltfussballerin gehandelt, und erstmals in der Geschichte des Schweizer Frauenfussball wurde ein Länderspiel Live im TV übertragen.
Angelina De Martin, Captain der FC Gossau Frauen, und ihre stürmende Kollegin Nadine Fehr standen mir für ein Gespräch, über den Frauenfussball allgemein und speziell beim FC Gossau zur Verfügung.

Angelina und Nadine. Eine „Macho“ Frage zum Anfang, wie kommt man als Frau zum Fussball?
Nadine Fehr: In der 1.Klasse habe ich jeweils mit den Buben auf dem Pausenplatz Fussball gespielt. Mir hat das sehr viel Freude bereitet. Meine Mutter war auch jahrelang Trainerin bei den FC Gossau Juniorinnen, so lag es quasi auf der Hand, dass ich im Verein Fussball spiele.
Angelina De Martin: Mein Vater ist ja schon seit vielen Jahren beim FC Gossau tätig. Zuerst probierte ich es zwar mit Handball, als der FC Gossau aber den Mädchen die Möglichkeit gab in einer Mannschaft zu spielen, wechselte ich zum Fussball.

Nach einer erfolgreichen letzten Saison befindet sich die erste Frauenmannschaft aktuell auf einem Abstiegsrang. Was sind die Gründe für den harzigen Start in die Meisterschaft?
Angelina de Martin: Die zweite Saison ist immer schwerer. Es ist jedenfalls zu früh um eine Bilanz zu ziehen, Wir wollten den Kader zwar sowohl qualitativ wie quantitativ verbessern, dies ist uns allerdings nicht wirklich gelungen.
Nadine Fehr: Dazu kommt, dass unsere Liga viel ausgeglichener ist, als noch in der letzten Saison.

Letztes Jahr hättet ihr beinahe den Aufstieg in die NLB geschafft. Wie war so ein Erfolg mit einer derart jungen Mannschaft überhaupt möglich?
Nadine Fehr: Wir hatten eine riesige Euphorie nach dem Aufstieg von der 2.Liga in die 1.Liga. Dieser Aufstieg war längst überfällig, wir hatten schon längst das Niveau einer 1.Liga Mannschaft.

Könnt ihr uns kurz beschreiben wie der Frauenfussball beim FC Gossau organisiert ist ? Wieviele Mannschaften und Spielerinnen gibt es unter dem Dach des FC G?
Nadine Fehr: Es gibt vier Mannschaften, zwei Juniorinnen und zwei Aktiv Mannschaften, es werden wohl etwa 50 Frauen und Mädchen sein. Seit dieser Saison sitzt Jürg Sturzenegger, (Ressortchef des Frauenfussball beim FC Gossau) erfreulicherweise im Vorstand des Vereins.

Fühlt ihr euch wohl beim FC Gossau? Was könnte man im Bereich Frauenfussball noch verbessern?
Angelina De Martin: Grundsätzlich fühlen wir uns sehr wohl beim FC Gossau. Klar gibt es auch hier Leute mit den typischen Klischees über Frauenfussball. Letztens habe ich z.B. ein Ball auf einen anderen Trainingsplatz zurück gespielt, dann kam so eine Geste in der Art „Was du kannst mir einen geraden Pass zurück spielen? Super!“

Angelina hat es angesprochen, von vielen Männern wird der Frauenfussball immer noch belächelt. Dabei betreibt ihr wohl den grösseren Aufwand, als manch eine Amateur Mannschaft bei den Herren. Wieviel Zeit opfert ihr pro Woche für den Fussball? (Trainings, Match, etc.)
Nadine Fehr: Wir haben drei Mal in der Woche Training, für Hin und Rückreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln muss ich ca. vier Stunden Zeitaufwand pro Trainingseinheit rechnen. Bei den Auswärtsspielen kommt es halt auf den Gegner drauf an, teilweise müssen wir in dieser Saison bis nach Luzern reisen.

In den Schweizer Medien findet der Frauenfussball normalerweise kaum Beachtung. Wie seht ihr die Entwicklung des Frauenfussball hierzulande?
Nadine Fehr: Wenn ich Frauenfussball im TV sehe finde ich das ziemlich langweilig. Deshalb verstehe ich es auch, dass die Beachtung nicht sehr gross ist. Ich spiele einfach weil es mir Spass macht.
Angelina De Martin: Ich bin anderer Meinung. Frauenfussball ist vielleicht manchmal ein bisschen langsamer, als das Spiel der Männer, technisch sind wir aber etwa gleich stark. Grundsätzlich glaube ich sogar, dass Frauen im Männerfussball mithalten könnten.

Ihr seid beide noch jung, was für persönliche Ziele habt ihr euch im Fussball gesetzt?
Nadine Fehr: Als ich klein war wollte ich natürlich einmal in der Nationalmannschaft spielen. Heute sehe ich das ein wenig realistischer, die NLB würde mich jedenfalls reizen, für die NLA wird es bei mir nicht reichen. Mein Traum wäre ein Cupfinal zu bestreiten.
Angelina De Martin: Ich würde mir die höchste Schweizer Liga zutrauen, im Moment bin ich aber glücklich in der 1.Liga und in dieser Mannschaft.. Mein Traum wäre, wenn ich ein Studium in der USA mit Fussball finanzieren könnte, wie gesagt das ist ein Traum.

Wir kommen zur Schlussfrage. Nebst dem aktiven Fussball, seit ihr auch treue Fans des FC Gossau. Seit Jahren verfolgt ihr ziemlich jedes Spiel? Was für einen Eindruck habt ihr von der aktuellen Mannschaft?
Nadine Fehr: Spielerisch fand ich sie in den ersten Partien besser als in der letzten Saison. Ich habe die Hoffung, dass der FC Gossau den Klassenerhalt doch noch schafft.
Angelina De Martin: Es ist einfach Schade, das Team könnte mehr aus sich herausholen. Ich denke diese gegenseitigen Schuldzuweisungen müssten aufhören, nur dann ist der Abstieg vermeidbar.

Donnerstag, Oktober 01, 2009

Daten, Fakten, Themen (knallhart und mit einem Augenzwinkern)

Cup Heimrecht Abtausch etc.

Es ist eine Unsitte was zur Zeit im Schweizer Cup abgeht. Da werden munter die Heimrechte abgetauscht. Locarno spielt lieber in Zürich als im schönen Tessin. Der FC Wil veranstaltet sein "Heimspiel" beim FC St.Gallen, zwei Vereine machen hier gemeinsame Sache, die nicht gerade dafür bekannt sind, dass sie sich zum Valentinstag Blumen schicken.
Schon in der letzten Saison wurde das Heimrecht beim Spiel Gossau:YB abgetauscht, damals allerdings weil im Fürstenland Schneeverhältnisse herrschten wie in einer Züricher Disco Nachts um Drei.
Als Gründe für den neuerlichen Abtausch werden hohe Kosten für den Sicherheitsaufwand, oder auch zu tiefe Zuschauer Kapazitäten im heimischen Stadion aufgeführt. Fadenscheinige Entschuldigungen wie ich finde, gerade Locarno hätte gegen den national schwächelnden FC Z durchaus Chancen für ein Weitekommen gehabt. Mit einem leichten Gegner in der nächsten Runde, wäre man schnell sehr weit gekommen. Nebst dem sportlichen Ruhm hätten die Tessiner sicherlich auch den einen oder anderen Franken verdienen können. Bei Wil:St.Gallen verstehe ich es ebenso wenig, es ist ja nicht der Halbfinal, es geht lediglich um die Achtelfinal Qualifikation im Cup. Der Zuschaueraufmarsch wird nicht übermässig gross sein, aber natürlich hat man in St.Gallen ein perfekt organisiertes und teures Sicherheitskonzept…ob da der wahre Grund für den Abtausch liegt??? Lustig auch, dass noch vor wenigen Monaten ein Spiel FC Wil:FC St.Gallen im Bergholz kein Problem war, obwohl da die Brisanz sicher nicht viel geringer war.

Streitbare Fussball Manager wie z.B. Uli Hoeness fordern die Abschaffung der Fussball Länderspiele gegen kleine Nationen, als nächstes wird sicherlich jemand das selbe für die Cuppartien zwischen den "Kleinen" und den "Grossen" fordern. Wie attraktiv, das Lieblingskind von allen Fussballmächtigen ist hat man gerade in dieser Woche wieder gesehen. Der kriselnde FC Zürich siegt in der Champions League gegen eine unmotivierte Mailänder Mannschaft vor einem fast leeren San Siro Stadion. Ein Spiel gegen den Schweizer Meister interessiert in Italien kaum jemanden, da hätte eine Ligapartie gegen Catania deutlich mehr Zuschauer angelockt.

Der Fussball lebt von Sensationssiegen der Dorfteams vor eigenem Publikum gegen etablierte Profimannschaften, oder von einem 0:0 zwischen Andorra und England nach 45 Minuten. Es braucht keinen Champions League Spiele zwischen Unirea Urziceni und dem VFB Stuttgart. Wo sind da die Emotionen, wo die Spannung?
Solche Partien sind kein Ersatz für regionale Cup Derby's auf einem Fussballacker vor 2'000 Zuschauern, oder einem brisanten Ligaspiel.

Die Schweiz


Die Schweiz verhält sich aussenpolitisch in etwas so geschickt, wie ein stockbesoffener Typ an einer Single Party kurz vor dem letzten Tanz. Was ist eigentlich los mit unserem Land? Böse Stimmen behaupten, die Anzahl der Flops von Bundesrat Merz übertreffe bald den Bestand an Kühen in seinem Heimatkanton. Die Widmer-Schlumpf lässt den Roman Polanski festnehmen, als ob er das erste Mal in seinem Leben Schweizer Boden unter den Füssen hätte. In der ausländischen Beliebtheitsskala, befindet sich die Schweiz mittlerweile irgendwo zwischen der Schweinegrippe und dem Geruch von mobilen Toiletten.

Murat Ural

Strbac, Boumelaha, Dimita, Öczakmak, Misura, Graf, Eggmann, Todisco, Rebronja, Coutinho. Das die lange Liste von "Stürmern", die sich seit Juli 2008 beim FC Gossau ausprobierten, manchmal waren sie vor dem Tor so ratlos wie Lucien Favre in seinen letzten Wochen bei Hertha Berlin.
Einige scheiterten kläglich, andere wiederum versuchten wenigstens ihr Bestes, ein paar davon sind erst neu beim FC Gossau und müssen ihre Torgefährlichkeit noch beweisen. Nun kommt ein klingender Name zu den Ostschweizern, wohl der bekannteste Spieler seit dem NLB Austieg vor zwei Jahren. Murat Ural galt lange als eines der grössten Sturmtalente in der Schweiz. Letztes Jahr scheiterte er allerdings erst an Pierre Littbarski und nachher auch noch bei Servette Genf. Man darf gespannt sein, ob er seine wohl letzte Chance im Schweizer Profifussball nutzen kann. Das Potential dazu hat er unbestritten.