Montag, November 30, 2009

FC Le Mont : FC Gossau


NLB
Stade Pontaise
200 Zuschauer
(geringster Publikumsaufmarsch, seit dem Aufstieg des FC Gossau in die NLB im Jahr 2007)

Auf der Hinreise ins Waadtland las man in der Sonntagspresse wieder einiges über unseren örtlichen Fussballverein. Metzgermeister und Sponsor Freddy Grüebler wurde ebenso zitiert wie unser Präsident Roland Gnägi. Ein Foto zeigte den Vereinsvorsitzenden zudem, mit zwei Kamerateams vor der Auswechselbank, auf dem heimischen Buchenwald Sportplatz.

Nun war es also soweit, Spiel 1 nach dem Aufkommen des Wettskandals. Der erste sportliche Auftritt der Fürstenländer, nachdem der FC Gossau von "Digi-Cash" ("Blick") bis Roli Gnägi (NY Times bis BILD Zeitung) eine Woche im Fokus der weltweiten Medien stand. Selbst der Schreiber dieses bescheidenen Text wurde vor einigen Tagen vom Schweizer Fernsehen kontaktiert, ob man evtl. für ein kurzes Statement im Rahmen eines "Sportpanorama" Berichts zur Verfügung stehe? Ein Beitrag über den FC Gossau in der meistgesehenen Sportsendung der Schweiz, ist ansonsten so selten wie der Bau eines Minarett Turms in der Schweiz, ab dem 29.11.2009.

Die Pontaise ist selbst bei Begegnungen zwischen Lausanne und dem FC Gossau nur sehr spärlich gefühlt, an diesem Tag war es noch viel schlimmer. In einem ostdeutschen Wettlokal nachts um Drei herrscht mehr Betrieb, als an diesem Match. Wieder mal schickt man daher ein grosses imaginäres Fragezeichen nach Muri b. Bern. Wieso darf dieser kleine Club seine Heimspiele nicht in seinem Dorf austragen? Befürchtet man tatsächlich, dass z.B. drei Gossauer Fussballanhänger für Kolataralschäden auf deren Sportplatz sorgen?

Friedliebend wie der Gossauer Anhang bekanntlich ist, war es nicht weiter verwunderlich, dass schon bald Präsident Roli Gnägi mit dem Kamerateam des Schweizer Fernsehen bei uns auftauchte. Wir versteckten noch kurz die "Tippzettel" (kleiner Spass am Rande), und begrüssten den Gossauer Medienstar der letzten Woche. "Isch jetzt halt ä chli gstellt" meinte Gnägi mit einem Schmunzeln. Die nette Journalistin stellte uns daraufhin einige Fragen und unser medienerprobte Präsident meinte noch: "jo klar, es wer scho schö wenns meh fans wöred, aber mehr sind um jede froh". Ich versuchte dann auch noch eingermassen Sinnvolles in die Kamera zu sprechen. Was ohne intensives Kommunikationstraining "à la Bundesligaprofis im Zeitalter von SKY TV" gar nicht so einfach ist. Jedenfalls versuchte ich konzentriert ein "wiexait" und andere "fussballtypische" Floskeln zu vermeiden. Man kann ja nicht jahrelang lästern und dann den selben Mist rauslassen.

Nach dem kurzen Gespräch machte sich unser verkabelter Präsident mit dem Kamerateam im Schlepptau wieder Richtung Sitzplätze auf. Jetzt galt die Konzentration endlich wieder dem Fussball. Gespannt warteten wir auf die Reaktion des Gossauer Teams auf die Vorfälle der letzten Wochen. Schriftlich hat sich die Mannschaft ja schon von den Ereignissen rund um den Wettskandal distanziert. Nun lag es an den Spielern, dies auch mit einer kämpferischen Leistung auf dem Feld zu unterstreichen. Das Team knüpfte dann tatsächlich teilweise an die guten Leistungen vom Saisonbeginn an und hätte nach einer halben Stunde in Führung liegen müssen. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass in der Folge ausgerechnet ein Goaliefehler zum 1:0 für das Heimteam führte. Adrian Harder, die nominelle Nummer 3 im Gossauer Gehäuse, wurde nach dieser unglücklichen Szene von mehreren Mitspielern getröstet. Dies zeugt sicherlich von einem guten Zusammenhalt im Gossauer Team. Zum oft zitierten psychologisch unglücklichsten Zeitpunkt kassierten die Gäste in der Folge auch noch das 2:0. Wieder war es Adrian Harder, der an dieser Szene massgeblich beteiligt war. Der junge Torhüter konnte einem richtig Leid tun. Sein Vater betreibt eine Zahnarztpraxis, ein Sportpsychologe wäre nach der ersten Halbzeit eher gefragt gewesen. Der Elfmeter, der vom Gossauer Goalie verursacht wurde, war allerdings sehr umstritten. Manch ein Gäste Anhänger vertrat die Meinung, dass der Schiedsrichter mit seiner Entscheidung ähnlich falsch lag, wie das Schweizer Stimmvolk an diesem Wahlsonntag

In der Pause waren die Supporter des Zweitletzten verständlicherweise in besserer Laune als die Unterstützer des Tabellenletzten. Zur bedrückten Stimmung passten die "sensationellen" Sandwiches im Stadion, 5 Stutz, 2 Scheiben Hot Dog Brot, und 2 Scheiben Schinken. Andere verzichteten daraufhin auf feste Nahrung und flirteten lieber mit 65jährigen Angestellten. Dies hatte zur Folge, dass gewisse Personen ihr Bier in der zweiten Hälfte an den Tribünenplatz serviert bekamen. Ein Publikumsaufmarsch, der nicht gerade an eine Pilgerfahrt nach Mekka erinnert, hat eben doch auch seine Vorteile.

Die Gäste spielten in der zweiten Hälfte weiterhin mit viel Herz und wurden (endlich) in der 57. Minuten mit einem Treffer belohnt. Die Vorentscheidung fiel dann just in einer Druckphase des FC Gossau. Ali Özcakmak unser letztjähriger "Starstürmer" (5 Spiele, 0 Tore) traf zum vorentscheidenden 3:1 für Le Mont. Klar, wenns schon nicht läuft tragen sich selbst gegnerische Spieler in die Torschützenliste ein, die zu Gossauer Zeiten in Sachen Treffsicherheit nicht gerade als geistige Brüder von Wilhelm Tell oder Robin Hood durchgegangen wären. Den Vater von Stephan Chapuisat hats jedenfalls gefreut. Der für seine Impulsivität bekannte Trainer der Westschweizer hüpfte freudenstrahlend an der Seitenlinie herum. Das 3:2 durch Murat Ural in der Nachspielzeit brachte dann unser Blut auch nicht mehr wirklich in Wallung, der Schlusspfiff ertönte nur Sekunden später.

Das Kamerateam war nur wieder zur Stelle, und begleitete die Mannschaft zur Verabschiedung der Fans. Was zu einer skurillen und wohl nicht alltäglichen Situation für die Leute vom Schweizer Fernsehen führte. Wo normalerweise die Fans klar in der Überzahl sind, war es hier genau umgekehrt. Der ganze Kader des FC Gossau winkte drei Gossau Anhängern auf der verwaisten Tribüne der Lausanner Pontaise zu. Nicht gerade Zustände wie bei Usain Bolt, als er hier im Juli das 200 Meter Rennen gewann.

Eine grösser Unterstützung hätte die Mannschaft an diesem Tag jedenfalls verdient. Sollte sie an diese Leistung anknüpfen können sehe ich ein kleines glühwürmchengrosses Licht am Ende des NLB Tunnels.
Unterstützung hätte auch der Verein FC Gossau in dieser schwierigen Zeit verdient. Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass man diese Partie hätte verschieben müssen. Der psychologische Druck auf die Spieler war enorm, dies war auch in einigen Szenen ersichtlich.

Auf dem Nachhauseweg quer durch die Schweiz sah man dann kaum noch Reisende beim konzentrierten Lesen von "Wettskandal" Berichten. Der überraschende Ausgang des Abstimmungssonntag wurde nun in vielen Zugabteilen diskutiert. Warum? Weshalb? und Wieso? hat die Schweiz diese umstrittene Initiative angenommen? Diese Frage bewegt die Weltöffentlichkeit, zumindest Roli Gnägi muss darüber bestimmt keine Auskunft geben. Es kehrt wieder so etwas wie Normalität beim FC Gossau ein. In dieser Woche wird auch die Aussenministerin Micheline Calmy Rey und nicht der FC Gossau Präsident in der New York Times zitiert werden.

Für Interessierte, die diese Sternstunde der TV Unterhaltung verpasst haben, hier nochmals der Bericht:

PS: Dank an Wern-Air

Donnerstag, November 26, 2009

Im Mittelpunkt des Interesses

Vor zwei Tagen besuchte ich einen Anlass, bei dem eine DVD über verschiedene Sportarten in der Ostschweiz gezeigt wurde. Im Rahmen dieses kurzen Films, wurde auch ein Junioren Fussball Match eingeblendet. Der Goalie sah bei einem Gegentreffer gar nicht gut aus, der Ball rutschte ihm ganz blöd unter dem Körper durch. Prompt rief jemand aus dem Publikum "da isch dä zukünftig Gossau Goalie!". Ein riesen Schenkelklopfer, lauthalses Gelächter in der Runde. Nur mir blieb das Lachen im Hals stecken. Auch den Spruch, ob den ein Gossau Spieler bald die Nachfolge von Thomas Gottschalk bei "Wetten…Dass???" antritt, mag ich schon nicht mehr hören. Ziemlich nervig sind auch die Telefonate, oder die Mails von Kollegen mit der simplen Anfrage "du wa meinsch zum FC Gossau??"
Der FC Gossau Präsident Roland Gnägi muss deshalb wahrlich ein dickes Fell besitzen. Seit Tagen wird er in den regionalen und nationalen Medien herumgereicht wie eine Tüte Chips bei einer Miss Molly Wahl. Eine "Tagesschau" ohne den FC Gossau Präsident ist beinahe wie eine Nachrichtensendung ohne Wetterbericht. Teilweise nimmt die Berichterstattung über den aktuell wohl berühmtesten Verein der Welt :-) allerdings auch äusserst skurille Formen an. Die Gier des sensationslüsternen Publikums muss ja gestillt werden. Da ist es nicht weiter verwunderlich, wenn aufeinmal 12jährige FC Gossau Junioren fundierte Meinung zum "Wettskandal" in TV Mikrofone sprechen sollen. Auch auf den ersten O-Ton der Herrn M.B und D.D warten die Journalisten sehnsüchtig, obwohl dies im Moment kaum realistisch scheint. „D’Mutter vom Mario Bigoni häd gseid, ihre Sohn beantworti im moment kei froge“ mehr bringt auch „Tele Züri“ nicht raus.

Der FC G hat es gar in die New York Times geschafft, dies wäre wohl ansonsten nur möglich gewesen, wenn unsere Stadt Fussball Weltmeister geworden wäre. Ansonsten fristet der lokale Fussballverein in den Blau-Weissen Trikots ja eher ein Schattendasein. Böse Zungen behaupten, wenn ein FC St.Gallen Spieler ein Furz loslässt, erzeugt dies normalerweise ein grösseres mediales Echo, wie ein sportlicher Grosserfolg des FC Gossau.

Ansonsten fällt es im Moment äusserst schwer, das Ganze richtig einschätzen zu können. Man liest und hört viel, aber meistens ja nichts Konkretes. Logisch kommt einem diese oder jene unglückliche Szene der letzten Saison, auf einmal merkwürdig vor. Allerdings war der FC Gossau auch in sportlich erfolgreichen Zeiten, ja nicht unbedingt ein Garant für „Champagner Frühstück“ Fussball. Eine vergebene 100% Torchance oder ein kapitaler Fehler in der Abwehr, konnte auch da immer wieder mal vorkommen. Man sollte jetzt also nicht übertreiben...
Die Gefühlslage ist schon merkwürdig. Man schwankt zwischen „Da wurden wir ja brutal verarscht die letzte Saison..“ bis „hoffentlich folgt da nicht noch mehr...?“
Leid tun einem vor allem der ehemalige Trainer Vlado Nogic und die vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter des FC Gossau, falls sich die Vorwürfe tatsächlich bewahrheiten. Natürlich ist auch eine Portion Selbstmitleid angebracht, manchen Ärger und manche Reise hätten wir Fans uns vielleicht ersparen können.

Am Sonntag spielt Gossau sein kapitales Spiel gegen den FC Le Mont. Ein Sieg in Lausanne wäre im Hinblick auf den Klassenerhalt äusserst wichtig. Eine Durchführung dieser Partie macht aus meiner Sicht im Moment wenig Sinn. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die junge Mannschaft sich auf diesen Match konzentrieren kann. Es ist anzunehmen, dass eine Vielzahl Medien an diesem Spiel anwesend sein wird. Bei jedem Fehlpass oder Fehler wird bei den Spielern ein komisches Gefühl hochkommen. Es wäre das Beste, wenn der FC Gossau sich bis zu einer teilweisen oder abschliessend Klärung der Vorfälle vom Ligabetrieb freistellen liesse.

Der ehemalige „Mister Schweiz“ wohnt nun mit seiner Gossauer Freundin in unserer Stadt. Eine Home Story à la „Schweizer Illustrierte“ wurde gleich mal im Lokalteil des St.Galler Tagblatt abgedruckt. Zwei Kinder wollen die beiden glücklich Verliebten irgendwann. Sie lachen viel und Necken sich immer wieder, steht in dem Artikel.
Das sind doch die Dinge, die normalerweise in Gossau für Aufsehen sorgen. Was die zweit „Turteltauben“ in ihrem Liebesnest so alles anstellen, interessiert zwar auch nicht wirklich jemanden, aber immerhin alles ist besser als dieser unsägliche Wettskandal...

Wer seine Gefühle, Wut, oder neuste Neuigkeiten zu Gossauer „Wettgate“ Affäre auf diesem Blog publizieren will. Gerne weiterhin als Kommentar unter dem letzten Blog oder diesem hier..

Donnerstag, November 19, 2009

Ein Fernsehabend

Diese WM Barrage ist schon was fieses. Innerhalb von zwei Spielen entscheidet sich für mehr als hundert Fussballspieler, ob sie im kommenden Sommer ihren Urlaub beim "Marktwert-Steigern" in Südafrika verbringen, oder doch mit der Schwiegermutter beim Karten spielen auf Sardinien.

Rückblick auf einen entspannten und mit einer herben Entäuschung endenden Fernsehabend (gewohnt parteiisch, gewohnt satirisch…)


Algerien : Ägypten

Der Kracher LIVE aus dem Sudan! Die Söhne Kleopatras gegen die ehemalige französische Kolonie im alles entscheidenden Relegationsspiel. Chaotische Bilder auf den Zuschauertribünen, Herrlich! Karin Keller Sutter wäre wohl dem Herzinfarkt nahe, hätte sie das miterleben müssen. Leute, die an Tribünenbrüstungen herunter klettern. Brennende Bengalen und ein besorgter Eurosport Reporter. "Die Stimmung ist doch schon genug aufgeheizt" meint der Fussballsprecher. Der Grund für die Aussage sind sind algerische Spieler, die ihre Landsleute mit Armbewegungen zu noch mehr Enthuisiasmus auffordern.
Das spielerische Niveau ist schwach, die Fans machen diesen Umstand aber mehr alles Wett. Zuschauer die ruhig auf ihren Plätzen sitzen, sind etwa so realistisch wie eine schwulen Parade durch die Strassen von Teheran.
Am Ende trägt Algerien den Sieg davon, und feiert euphorisch die Qualifikation, der Goalie hockt gar mit entblösstem Oberkörper auf der Torstange. Der Eurosport Reporter ist ganz fasziniert "so was sieht man in Afrika auch nicht alle Tage!"
Schade ist, dass diese Fans und diese Spieler in ein paar Monaten in den perfekt abgespielten Ablauf einer FIFA Fussball Weltmeisterschaft ™ gesteckt werden…

Ukraine : Griechenland

Schweinegrippe geplagtes Land gegen Land des spielerischen Elends! Schevtschenko gegen Rehhagels Mauertaktik. Ein Spielsystem das König Otto wohl noch vor dem Bau der Akropolis erfunden hat. Das Stadion ist nicht sehr gut gefüllt, die Ukraine hats übel erwischt mit H1N1. "Die Griechen Fans seien aus Angst vor der Grippe nicht mal angereist, zwei Charterflüge wurden abgesagt", meint der Eurosport Reporter. Eine Torchance in zwei Partien reicht für die Hellenen, die Osteuropäer sind ratlos nach dem überraschenden Führungstreffer der Gäste.
Rehhagel strahlt nach dem Schlusspfiff wie Aphrodite, die griechische Göttin der Liebe. Schevtschenko sitzt weinend auf dem Rasen von Donezk, ein junger Fan rennt über den Platz und will den Altstar trösten. Vergeblich, ein bulliger Ordner befördert ihn wieder Richtung Tribüne.

Stolz vermelden deutsche Medien am Folgetag, dass ihr Otto Rehhagel mittlerweile auch die griechische Landeshymne auswendig könne. Er darf dies zumindest noch dreimal in Südafrika unter Beweis stellen…Vielleicht mit dem grossen Ziel, den gegnerischen Strafraum nicht in der gleichen Art zu meiden, wie der Papst den Besuch eines Swinger Clubs.

Bosnien Herzegowina : Portugal


Diese Paarung versprach Spannung und fanatische Stimmung im Stadion. Bosnien will mit aller Macht an seine erste WM. Portugisische Spieler sollen bei ihrer Ankunft in Sarajevo gar bespuckt worden sein. Leider war ein gewisser Weltstar aus Portugal verletzungsbedingt abwesend…

Den ganzen Mittag den Bluewin TV Guide durchforscht. 175 Sender aber nirgends kommt dieses verdammte Spiel, "Schöne neue Welt" denkt man, da könnte man sich auch wieder eine Antenne auf das Haus montieren (SF1,SF2, ARD und ZDF war doch früher so einfach und unkompliziert)
Am Abend dann die positive Überraschung, der Match wird auf Kanal 150 "RTP Inernacional" gezeigt. Der Sender liegt schön eingebettet zwischen Kanal 149, wo gerade irgend so ein grosser Vogel über eine galizische Autobahn läuft, und Kanal 151, auf dem eine volkstümliche Tanzveranstaltung aus Osteuropa gezeigt wird. Das Stadion ist natürlich ausverkauft, offiziell 12'500 Einheimische unterstützen ihr Team leidenschaftlich. Die Leute im Gästeblock machen einen leicht eingeschüchterten Eindruck. Befreundete Groundhopper, die am Nachmittag noch bierseelige Kurzmitteilungen aus Sarajevo verschickten, stehen nun auch in diesem Sektor. Sie werden wohl schon aus reinen Sicherheitsgründen auf einen Heimsieg der Bosnier hoffen, denke ich. Nicht, dass die armen Kerle noch mit UN-Blauhelmen getarnt das Stadion verlassen müssen.
Der portugisische Reporter spricht ohne Unterbruch, unser Beni Thurnheer wirkt dagegen wie ein Mönch in einem Schweigekloster. Der verletzte "Zwetschge" Misimovic fehlt bei den Gastgebern an allen Ecken, auch das ein Grund für ein bescheidenes Spiel. Bei den Portugiesen, an und für sich ein sehr symphatisches Volk, laufen auf dem Platz mittlerweile schon viele Spieler rum wie der Ronaldo höchstpersönlich. So ein merkwürdiger Gang, eine Mischung zwischen arroganter Ente und Cowboy mit (zu) engen Hosen.
Die Südeuropäer lassen sich von dem lautstarken Heimpublikum überraschenderweise kaum beeindrucken. Nach dem 1:0 für Portugal ist klar, die Werbeindustrie darf sich freuen. Sie hat ihren kantenlosen, schön frisierten Weltstar am grossen Turnier im nächsten Sommer. Ronaldo macht sich halt schon besser auf einem Armani Plakat, als ein Zlatan Bajramovic…"Vorwärts für dä Sport" sag ich da nur.
Gut war der Weltfussballer von Real Madrid bei diesem Spiel nicht im Kader. Er passt so viel besser in die "playstationartige" Welt einer FIFA WM, als in ein kleines, altes Stadion in Sarajevo, auf einem nicht gerade Wimbledon Center Court Rasen.

Slowenien : Russland


Nur noch Formsache für den grossen Bären aus dem stolzen Russland, dachte man… Tja, falsch Gedacht.
Präsident Medwedev und Chelsea Präsident Abramowitsch schauten betreten aus der Wäsche. Russland verliert vor 12'000 freudentrunkenen Slowenen sein Ticket nach Südafrika. Der russische Kommentator auf Channel 1 (Bluewin TV Sendeplatz 160) ist logischerweise ziemlich depremiert. Um noch ein schlimmes Klischee hervorzuholen, der Mann wird jetzt sicherlich den einen oder anderen Wodka brauchen…Nastrovjie

Zwischen den Qualispielen, mal schauen was sonst noch so läuft im Massen Medium des 21.Jahrhunderts? Das Ostschweizer Regionalfernsehen bringt eine Diskussionsrunde mit dem FC SG Präsident Hüppi, dem Fan Verantwortlichen der Espen Urs "Bömmel" Baumgartner und dem Stadtrat Nino Cozzio. Thema natürlich was sonst in der heutigen Zeit "Gewalt im Stadion"! Was die Fanpolitik anbelangt scheinen die Meinungen von Cozzio und Baumgartner etwa so weit enfernt, wie das Ljudski Stadion in Maribor vom Stade de France in Paris…

Frankreich : Irland


Fussball à la haute cuisine gegen Fussball mit pintgetränkter Irish Pub Mentaliät! Clash of Cultures! Keine Frage wem da die Symphatien gehören. Come on you boys in green!!! Defensiv Zampano Trappatoni, an der Seitenlinie mit reichlich Weihwasser ausgestattet, macht sogar Hoffnung auf eine Sensation. Meine Frau äusserst sich in einem Monolog über das Aussehen des französischem Stürmer Nicolas Anelka. Den 1:0 Führungstreffer der Iren nimmt sich aber trotzdem noch zur Kenntnis, sogar freundenstrahlend. Irgendwie ist mittlerweile Frankreich für viele Schweizer Fussballfans das neue Deutschland. Beni Thurnherr kommentiert die Verlängerung Live auf SF 2, vorher brachte man ja lieber wieder so einen Film Blockbuster. Dafür präsentiert man Herr und Frau Schweizer jedes "Furz" Champions League Spiel, Service Public lässt grüssen...

Der Stadionsprecher im Stade de France, diesem irgendwie seelenlosen Bau in einem Pariser Aussenquartier, ist lauter als das Publikum der französischen Nationalmannschaft. Man denkt ,als Nicht-Franzose, der Grande Nation würde ein Sommerurlaub auf Korsika besser zu Gesicht stehen, als ein Aufenthalt am Kap der guten Hoffnung. Doch es wird nichts mit dem Wateloo für die Nachfahren Napoleons. Der neue französische Handballstar Thierry Henry bugsiert den Fussballweltmeister von 1998 an die WM.
La vie est dure sans confiture…

Das war er der letzte Abend der WM Qualifikation für Südafrika 2010. Sepp Blatter darf sich freuen, erstmals sind alle bisherigen Weltmeister am Start des Turniers.

Fazit: Die Quali Phase fing mit einer Entäuschung an, dem 1:0 der Schweiz gegen das grosse Luxemburg, und endete auch nicht ungbedingt symphatisch mit dem Ausscheiden der Iren.
Da hilft nur noch eine Folge "Stromberg" zum Abschluss des Abends… "Ärger ist wie ein Blumentopf. Von je höher er kommt, desto eher tut er dem weh, der ihn auf dem Kopf kriegt.“

Dienstag, November 17, 2009

Weltmeister Schweiz!

Die Schweizer Fussballnationalmannschaft ist Weltmeister, was vor wenigen Wochen noch genauso realistisch schien wie Zigarettenautomaten in Schulhäusern, ist tatsächlich Tatsache geworden. Eine junge multikulturelle Truppe mit Schweizer Pässen wurde sensationell U-17 Weltmeister. Die Mannschaft wird nun mit Lobeshymen überhäuft, die Superlativen werden gerne bemüht, und Live Reporter Dani Wyler vom Schweizer Fernsehen erlebte in den Schlussminuten des Spiels einen wahrhaft verbalen Orgasmus

Satire zum Titel:
Doch was sagt wohl die Schweizer Fusball und Politik Prominenz zum Titelgewinn? Es folgen fiktive Aussagen, die so niemals getätigt wurden:

Alex Frei: (Fussballstar, Captain Schweizer Nationalmannschaft, Torschützenkönig in Frankreich, Publikumsliebling in Dortmund und Basel): Gratulation an die Buben. Es ist aber noch ein weiter Weg bis 80'000 Zuschauer aufstehen und deinen Namen rufen, wie bei mir in Dortmund. In der A-Nati weht dann ein ganz anderer Wind. Strelli und ich sind ein Traumpaar, und der Schwarze, der Bun Jaku von Fürth der spielt auch ab und zu. Weltmeister, Weltmeister… ich hab im Revierderby zwei Tore gegen Schalke geschossen, 80'000 Leute stehen in Dortmund auf wenn ich ins Stadion laufe, ACHTZIGTAUSEND!!!

Ciraco Sforza: (Weltklasse Spieler, Weltklasse Trainer, Geboren in Wohlen AG)
"Ciraco Sfoza holt Titel für die Schweiz" müsste es eigentlich heissen. Ben Khalifa wude ja von einem gewissen Ciraco Sforza entdeckt. Es ist klar, wenn man einen ehemaligen Weltklassespieler als Trainer hat, dann kann ein junger Spieler stark davon profilieren.
Die werden jetzt alle anrufen bei mir, von Manchester bis Mailand, aber den Jungen gebe ich nur im Doppelpack her."Ciriaco Sforza und Nachwustalent unterschreiben bei Manchester United" bald stehts bei meinen Freunden vom "Blick". Ach ja, GC ist ein super Verein ich bleibe noch viele Jahre oder so, Spendenkonto Nr. findet man auf der Homepage des Vereins oder auf meiner Seite www.championsleaguesiegerunddeutschermeister.ch

Lukas Reinmann (SVP Nationalrat aus Wil SG, und kein Freund von Türmen)
"Trittst im Morgenrot daher, seh ich dich im Strahlenmeer". Ein fantastischer Sieg unseres Landes. Siegrist, Kamber und Buff hatten sicher den grössten Anteil am Erfolg, Wilhelm Tell hätte seine Freude an diesen jungen Eidgenossen, die sich in Afrika mirakulös durch den Dschungel durchkämpften. Klar brauchte man auch einge Leute, die nicht mit Handörgeli und Sennenkäppeli auf die Welt gekommen sind, aber es ist halt wie auf dem Bau "Giovanni scho weiss" , wissen Sie was ich meine? Jetzt bringen wir aber erst einmal diese Anti-Minarett Initiative durch, dann wird die Welt erst recht über unser kleines Land staunen. "Wenn der Alpenfirn sich rötet, Betet freie Schweizer betet"

Joseph S.Blatter (FIFA Präsident auf Lebenszeiten, oder länger…)
Ich bin als FIFA Präsident unparteiisch, aber natürlich freu ich mich. Nachdem ich den Fussball erfunden habe konnte nun endlich eine Mannschaft aus meinem Land die WM gewinnen. Ein bisschen frech waren die Jungen schon, als sie mir bei der Siegerehrung einfach den Pokal aus den Händen rissen. Dabei hätte das doch gute Fotos gegeben, lauter Sieger auf dem Bild. "For the game, for the world", sage ich da jeweils zu meinem Freund Pele.
Vor ein paar Jahren erzählte ich, dass ich erst zurücktrete, wenn die Schweiz Weltmeister wird. Haha guter Witz, war natürlich nicht ernst gemeint. Vorher schliesst sich mein Heimatkanton dem Nachbarland Italien an, bevor ich meinen Stuhl freiwillig räumen. "For the game, for the world" sage ich da jeweils zum meinem Freund Barack Obama.
Es war eine gute WM in Nigeria, fantastische Stimmung, fantastische Fans. Alle Stadien mit Sitzplätzen und diese Tröten sorgen für eine tolle Ambiance, nicht so assoziale Gesänge wie in Europa. In Afrika lieben sich mich, wer ist schon Nelson Mandela? Ich hab dem Kontinent schliesslich den Fussball gebracht "For the game, for the world" sag ich da jeweils zu meinem Freund dem lieben Gott.

PS: Wenn unser Land in Zukunft, nicht nur fussballerisch, so auftritt wie diese Mannschaft in den vergangen Wochen dürfen wir uns auf die kommenden Jahre freuen.

Montag, November 16, 2009

Gästeblog: Im Theater aufm Dorf

Gästeblog von Dani:

Ein guter Arbeitskollege spielt schon lange Zeit in einer Theatergruppe. Daher ist die logische Folgerung, dass man sich irgendwann auch entschliesst, diesem Spektakel einmal beizuwohnen. Andere Kollegen bei der Arbeit haben berichtet, dass es "gut" sei (es findet scheinbar alle 2 Jahre statt). Ja gut, dann lässt man sich mal 2 Karten zur Seite legen und fährt also mal hin, in dieses Andwil (was irgendwie noch genauso ausschaut wie 1993, als man zuletzt hier war (...um Schulkollegen zu besuchen, weil diese - wie es damals so schön hiess - eine sturmfreie Hütte hatten und man sich beruhigt Martini einflössen konnte)). Andwil - oder doch Finsdorf? Naja.
Schon kurze Zeit später sitzt man dann in Reihe 1 der Dorfturnhalle (der Arbeitskollege hat aber tolle Tickets reserviert...) und schaut auf eine schräg nach oben gebaute, orange Bühne. Minuten später verdunkelt sich die Turnhalle und eine Type in Turnschuhen mimt den Robbie Williams. Ein Blick zur Freundin verrät alles: wo sind wir hier bloss gelandet?
Danach startet ein wirklich interessantes Theater - in dem erstmal gar nichts gesprochen wird. Eingelesen wie man ist weiss man, dass die Geschichte von einer Dame und einem Adelshaus mit allem drum und dran handelt. Und das irgendwann irgendjemand umkommt, resp. umkommen soll.
Die Dialoge des Theaters sind in (für uns Schweizer, die wenn dann SF Käse oder deutsche Endlosgeschichten schauen...) gehobener deutscher Sprache, was vom Zuhörer eine gewisse Konzentration abverlangt. Genau das macht es aber für diesenjenigen lohnenswert. Diese Sprache bietet doch noch etwas! Für die Darsteller ist es aber wohl um so schwieriger, müssen sie sich Worte merken, die man im "Leben" nie braucht (erinnert mich an meine Qualen im Französischunterricht...). Herausragend ist die Verkörperung der Hauptdarstellerin. Die Rolle wird absolut überzeugend und mit einer Mimik gespielt, die man im deutschen Privatfernsehen wenn dann vielleicht noch bei Christoph Maria Herbst findet! Auch die restlichen Rollen (für mich natürlich mit Hauptaugenmerk auf den Arbeitskollegen...) verstehen zu gefallen. Vor allem hat die Geschichte aber ziemlich "Fleisch am Knochen" - jedenfalls diskutieren wir auf dem Heimweg noch darüber (wenn bei ich "Anna und die Liebe" zuschalte reflektiere ich das Gesehene kaum bis zu dem Moment, in dem mein Finger die Nr. eines anderen Fernsehkanals komplett durchgedrückt hat).
Überrascht verliessen wir nach Ende und des Stücks (und natürlich einem Feierabendbier mit Schauspielern) dieses "Amateurtheater"! Eine tolle Inszenierung einer guten Geschichte. Schön, wenn man - ahnungslos und "weil man einfach mal hingeht" - durchaus sehenswerte Kultur geboten bekommen kann. Es war, einfach ausgedrückt: Gute Unterhaltung!

Mittwoch, November 11, 2009

Gästeblog: Vater-Sohn Wochenende






Gästeblog von Fabio:

Obwohl die Pleite der Young Boys in Sion sehr bitter war, möchte ich ein paar Zeilen über das 1000 Kilometer lange „Vater-Sohn“-Wochenende schreiben. Am Samstagmittag ging es los von Gossau aus Richtung Bergamo. Während mein Vater im Minutentakt Traubenzucker ass, lass ich in einem Fussballmagazin. Nach vier Stunden und nur gerade ein bisschen Stau bei der Ausfahrt, kamen wir in Bergamo an. Dort trafen wir Tino Sana, ein guter Bekannter von uns, in seinem Lieblingsort, nämlich seinem Museum. Eigentlich ist Tino Sana ein Innenarchitekt. Neben seinem Beruf geht er jedoch fast tagtäglich seinem Hobby nach, wo es hauptsächlich um Holz geht. Daher hat er ein Museum eröffnet, wo verschiedene Berufsarbeiten Mitte 1900 und 2000 präsentiert werden. Natürlich wurde da immer mit Holz gearbeitet. Sei es Waschen, frisieren etc. Er erzählt uns wahnsinnig viel und mit viel Leidenschaft, mein Vater und ich verstanden jedoch das wenigste. Verständlicher war dann seine Veloausstellung. Er hat verschiede Originalvelos von Gimondi, Merckx über Ullrich und Pantani. Gimondi ist einer seiner besten Freunde, von ihm hat er dann auch gegen die 20 Renntrikots aufgehängt. Danach erzählte er uns noch eine witzige Geschichte, als er einmal Toni Rominger nach Hause fahren musste nach einer Tour und der Toni dauernd niesen musste, weil er Heuschnupfen hat. Sein selbstkreiertes Holzvelo schaffte es sogar in die Wertung der acht speziellsten Velos auf der Welt. Neben dem Velo hat er auch verschieden Motorräder ausgestellt, welche unsere Herzen höher schlagen liessen. Zum Abschluss zeigte er uns noch ein Holzflugzeug, wovon es nur zwei auf der Welt hat. Danach gingen wir mit seiner Frau nach Hause, da er noch ein paar Arbeiten erledigen musste, bevor wir dann zum Stadion gingen. Er teilte ihr auch gleich mit, dass sie auch gleich ein Flasche vom guten Wein auftischen soll. Nachdem wir diesen wirklich guten Wein gelobt haben, ging es keine Minute und zwei Flaschen wurden in „Gazzetta dello Sport“-Zeitungspapier eingewickelt. Zudem gaben sie uns noch zwei andere Weine mit und gleich noch einen Riesensalami. Auch einen Champagner stellten sie in die Tüte, jedoch müsse ich diesen wieder abgeben, falls Juve heute gewinnen würde. Neben Wein gab es natürlich noch exzellenten Rohschinken und feinen Käse. Tino Sana ist ein grosser Atalanta-Fan. Mit seiner eigenen Firma sponsert er dem Verein auch einen sechsstelligen Betrag. Über ihn konnten wir auch Karten organisieren, natürlich nur mit einer Kopie von unserer ID. Mit seinem Mercedes und seinem Stiefsohn ging es dann zum Stadion. Wir bekamen dann eine Saisonkarte wo der stolze Preis von 1'125.- Euro aufgedruckt war. Als wir ins Stadion gingen, ging es auch gleich in den Business-Club und dort an den Tisch, wo vier Plätze unter dem Namen Tino Sana reserviert waren. Dort erwartete uns ein feines 4-Gang-Menü, Champagner und Wein. Nach der vierten Flasche Wein hatte Tino Sana schon Angst, dass wir zwei auf den Plätzen einschlafen würden und trotzdem bestellte er zum Kaffee noch einen Cognac für uns. Kurz vor Spielbeginn ging es dann auf unsere Plätze auf der Haupttribüne. Im ausverkauften Atleti Azzurri d’Italia zeigten die Atalanta-Anhänger eine schöne Blätterchoreo. Juve hatte neben ein paar Fackeln noch Knaller dabei und so ergab es dann eine Atmosphäre, wie man es sich in Italien wünscht. Leider verflachte der Support von der Juve-Seite ziemlich rasch. Dennoch wurden immer wieder vereinzelt Fackeln gezündet. Auch bei den Ultras von Atalante wurde Pyro gezündet. Dauersupport konnte man bei Atalanta jedoch nicht sagen, dafür waren sie zwischendurch immer wieder extrem laut. Vor allem bei den Anschlusstreffern 1-2 und 2-3 kam gute Stimmung auf. Schlussendlich gewann Juventus die Partie dann aber 5-2 und zudem wurden Juve auch noch drei Tore aberkannt, wovon zwei regulär waren, so von wegen Mafia ... Zu erwähnen sei vielleicht noch, dass wir in der Halbzeit ebenfalls wieder in den Business Club gingen, dort gab es denn Häppchen, verschiedene Torten und Champagner. Nach dem Spiel ging es dann zurück zu seinem Museum wo wir unser Auto hatten. Eigentlich hatten wir ein Hotel reserviert, waren dann aber zu faul und konnten in Tino’s altem Haus übernachten. Meine Mutter meldete dann aber noch, dass sie das Hotel noch stornieren konnte, da ich es dummerweise erst für das nächste Wochenende reserviert habe. Naja, manchmal lohnt es sich, wenn man ein Vollpfosten ist. Am nächsten Tag um neun Uhr ging es dann zu Tino’s Tochter zum Frühstück. Eine Stunde später machten wir uns dann auf nach Sion. Über den Simplon, wo uns viel Schnee, Minustemperaturen und eine schöne Strecke erwartete, kamen wir dann nach Sion. Da uns noch einige Zeit übrig blieb, gingen wir noch in eine Walliser Stube und assen dort ein Käsefondue. Mein Vater war gedanklich wohl noch in Italien, denn nur so konnte man es sich erklären, dass er die Bestellung auf Italienisch aufgab. Danach ging es ins Tourbillon, wo wir durch drei Standardsituation und eine unorganisierte YB-Verteidigung eine herbe 3-1 Pleite einstecken mussten. Nach drei Stunden und als der Kilometerzähler genau 1'000 km gezählt hatte seit der Abreise am Samstagmittag, kamen wir wieder in Gossau an.


Dienstag, November 10, 2009

FC Gossau : FC Winterthur

NLB
Sportanlage Buechenwald
660 Zuschauer (gemäss der Zeitung "Landbote", die Hälfte aus Winterthur)

Vor 20 Jahren fiel der eiserne Vorhang! Der kalte Krieg war vorbei, David Hasselhof sang "Looking for Freedom" auf der Berliner Mauer und Hans Uwe Pilz wechselte von Dymano Dresden zu Fortuna Köln. Deutschland feiert dieser Tage dementsprechend euphorisch. David Hasselhoff war auch wieder vor Ort. Er wankte in Champagner Laune und mit gehörig Seitenschlag auf die Bühne einer Musikpreisveranstaltung. "Freedom, Freedom" sprach der sichtlich angeschlagene "Knight Rider" ins Mikrofon, zum "Zmorgen" hatte der bestimmt nicht nur Buttermilch, dachte man da als Zuseher. Der Ex Baywatch Rettungsschwimmer meinte dann noch ziemlich bescheiden, dass nicht er die Mauer zum Einstürzen brachte, sondern die Ostdeutschen seien dafür verantwortlich gewesen.

Der K.I.T.T. Fahrer war es also nicht der Erich Honecker höchstpersönlich aus der DDR vertrieb, trotzdem Hasselhof war zweifeslos vor zwanzig Jahren ein grosser Star bei unseren nördlichen Nachbarn. So schrieb der Spiegel sehr humorig: "Zu den großen nationalen Traumata der Deutschen gehört neben Drittem Reich, Wembley-Tor und jetzt Opel-Verkauf sicherlich auch David Hasselhoff. ..." Doch auch wir Schweizer sangen "Crazy for You" und den "Limbo Dance" Anfang Neunziger innbrünstig mit. Auftritte des Ami Sänger beim „Supertreffer“ oder bei Wetten,Dass...versammelte Millionen deutschsprachiger Familien gebannt vor dem Fernseher. Sozusagen ein Duell des schlechten Geschmacks lieferten sich deshalb unsere beiden U-17 Nationalmannschafen in Nigeria. Das Spiel war allerdings alles andere als tiefes Niveau, und es geschah etwas, dass so selten ist wie ein islamisches Gebetsbuch an einer SVP Versammlung. Die Schweiz siegte tatsächlich gegen Deutschland. Nun freuen sich alle, wirklich alle vom Bündner Bergbauer bis zum Migros Lastwagenfahrer aus Altdorf. Hat man es den " Schwaben" nun endlich einmal gehörig gezeigt! Leute die bis vor einer Woche nicht einmal wussten was "U-17" überhaupt bedeutet fiebern nun dem WM Halbinale entgegen, als handle es sich um eine bevorstehende Liebsnacht mit Angelina Jolie und Gisele Bündchen.

„Freedom, Freedom“ alles andere als in Freiheit war letzte Woche Carl Hirschmann, Zürcher Partylöwe und Millionärs Söhnchen. Er schnupperte gefilterte Luft in der U-Haft (@Mode-Fans unserer Junioren Nationalmannschaft, das hat nichts mit „U-17“ zu tun), und summte vielleicht leise vor sich in „One morning in june some twenty years ago I was born a rich man son. I had everything that money could buy. But freedom - I had none” dies natürlich in der David Guetta Ibiza Club Version 2009. Freiheit vor dem gegnerischen Goalie suchen die FC G Stürmer auch in dieser Saison vergeblich. Dementsprechend findet man wohl häufiger keusche Klosterfrauen im Zürcher In-Club von Carli Hirschmann, als drei Punkte auf dem Konto der Fürstenländer.

Es goss wie aus Kübeln an diesem Sonntag in Gossau, dementsprechend war der Publikumsaufmarsch eher bescheiden. Böse Zungen behaupten, einzig die Winterthurer Fans zeigten dafür verantwortlich, dass die Zuschauerzahl im dreistelligen Bereich war. Sie sangen dann auch nicht ganz zu Unrecht ihr Lied vom „Heimspiel in Gossau“. Vor 20 Jahren endete das Projekt Sozialismus in der Deutschen Demokratischen Republik. Die Gästefans sorgten mit ihren Sprechchören „Hoch den Winterthurer Fussballfans“ in Anlehnung zum sozialistischen Klassiker „Hoch die internationale Solidarität“ zumindest für ein wenig Ostalgie auf der Buechenwald Sportanlage. 1:0 für den Kapitalismus hiess das Ergebnis nach dem Mauerfall 1989, 1:0 für den FC Gossau zeigte die Anzeigetafel nach 35.Minuten. Etwas überraschender als das apprubte Ende der DDR wahr dieses Ergebnis schon. Der Tabellenletzte zeigte eine äusserst engagierte Leistung und die favorisierten Winterthurer wirkten geschockt. Im Publikum sah man ebenfalls erschütterte Gesichtsausdrücke, vor allem der Junge mit dem Winterthur Trikot beflockt Nr. 9 „Papi“ konnte einem fast leid tun. Nicht Rainer Bieli sondern der wieselflinke Emeghara war es dann, der innerhalb von sechs Minuten zwei Tore für Gastmannschaft schoss, und den kleinen Fan wieder erstrahlen liess.

Die blöden Gegentore für den FC Gossau fielen, als die zwei Mittelfeldspieler Bigoni und Holenstein verletzt vom Platz mussten. Glisic und De Lima kamen für die Beiden aufs Feld. Am Vortag schaute ich mir das Spiel FC Bayern:FC Schalke im TV an, der Uli Hoeness brauchte am Abend auch keinen Lichtschalter in seiner Arena Stube, sein roter Kopf leuchtete in den Münchner Abendhimmel. Zuerst das kritische Interview von Lahm, danach noch Marcel Reif mit bedeutungsvoller Stimme im Fernsehen „Wie ich soeben erfahre, hat Luca Toni nach seiner Auswechslung das Stadion verlassen“. Zuviel für den Münchner Manager, zumal er jetzt auch noch Mario Gomez und Miroslav Klose für die Verteidigung umschulen muss, weil Vorne im Sturm das bringt ja nichts mehr. Man lässt David Hasselhoff auch nicht in einem Schnapsladen arbeiten, beides ist in etwa gleich Ertragslos. Glisic sah zwar nach seiner Auswechslung in der 83.Minute auch nicht gerade wie Mutter Theresa beim Nachtgebet aus, trotzdem blieb er und schaute sich das Spiel bis zum Schluss an. Gossau spielte gut, die Gossauer hätten einen Punkt verdient gehabt. In der 93.Minute trat Solijc zum Freistoss an der Strafraumgrenze an. Die Winterthurer Mauer war allerdings nicht so durchlässig wie die Berliner Mauer am 9.November 1989 und so blieb es beim 2:1 für die Gäste.

„Jetzt wächst zusammen was zusammen gehört“ meinte der ehemalige Bundeskanzler Willy Brand zum Mauerfall. Es wird sich in den zwei verbleibenden Spielen noch zeigen, ob auch die Gossauer Mannschaft so wirklich zusammengehört.

Montag, November 09, 2009

Damals vor 30 Jahren

(Bericht für FC G Matchprogramm)
Zufällig bekam ich vor einigen Wochen eine 30-jährige Ausgabe der Tageszeitung „Die Ostschweiz“ in die Finger. Zu meiner grossen Freude entdeckte ich darin den Bericht zu einem FC Gossau Kantersieg. Um den Gossauer Anhänger wieder einmal eine Abwechslung zu den tristen 0:7 oder 0:8 Niederlagen zu bieten, wird dieser Spielbericht nun im aktuellen Matchprogramm veröffentlicht. Der Text stammt übrigens nicht vom langjährigen FC Gossau Pressechef Karl Schmucki. Es bleibt allerdings zu hoffen, dass auch er irgendwann wieder von Gossauern Erfolgserlebnissen berichten darf.

Ein Erfolg des Teamgeists
Wohl hoffte man insgeheim mit einer Fortsetzung der guten Heimbilanz des FC Gossau, doch die kühnsten Optimisten hätten der jungen Wild-Elf diesen Kantersieg nicht zugetraut. Die Fürstenländer erfreuten ihren Anhang wiederum mit einer einsatzfreudigen, schnörkellosen Darbietung und überraschten dabei vorab durch ihre mannschaftliche Geschlossenheit, und nicht zuletzt die Uneigennützigkeit im Angriff führte zu einigen herrlich herausgespielten Treffern.

FC Gossau : SC Zug 6:0
Gemeindesportplatz-400 Zuschauer
Tore: 3x Steinemann / 2xImseng / 1x Leber
Gossau mit folgender Aufstellung: Holenstein; Lehmann; Eigenmann; De Martin, Grzonka; Leber, Rajcic, Oberholzer; Aepli (73.Stadler), Imseng, Steinemann
Bemerkungen: Gossau ohne Lendi und Osta beide verletzt / glitschiges, holpriges Terrain

Glänzendes Konterspiel:
Zweifellos ist dieser Kantersieg, gemessen an den Spielanteilen, etwas gar hoch ausgefallen, denn 60 Minuten lang blieb die Partie völlig offen. Der SC Zug sah dabei keineswegs so schlecht aus, denn die Gossauer Deckung konnte sich über mangelnde Beschäftigung lange Zeit nicht beklagen. Was jedoch bei den Innerschweizern im Ansatz recht gut begann, endete spätestens in der Strafraumnähe. Wohl mitentscheidend für diese Phantasielosigkeit vor dem gegnerischen Tor war die grossartige Leistung von Captain Grzonka, der den gefährlichen Dumancic völlig aus dem Spiel nahm, seinerseits jedoch mit viel Sinn den eigenen Angriff unterstützte. Weil andererseits auch Grab von De Martin kaum je aus den Augen gelassen wurde, blieben die Abschlussversuche den Mittelfeldspielern überlassen, und da blieb es meist schon im Ansatz stecken.
Die Stärke der jungen Gossauer Elf liegt ohne Zweifel in den schnell vorgetragenen Konterangriffen, denn dank guter läuferischer Qualitäten verfügen sie meist über ein Übergewicht an Anspielmöglichkeiten. Die direkt gespielten Angriffe der Gossauer, welche über mehrere Stationen vorgetragen wurden, begeisterten das Publikum geradezu. Sicherlich kam den Fürstenländern auch in dieser Begegnung wiederum der frühe Führungstreffer zugute, waren doch nun die Gäste gezwungen, den Angriff zu forcieren, was die Gossauer geradezu zu Konterangriffen einlud. Der Führungstreffer fiel nach einem mustergültigen Angriff bereits in der 22. Minute. Lebers Pass leitete Rajcic direkt zum am Flügel postierten Imseng, und seinen Flankenball versenkte der heranstürmende Steinemann am nahen Pfosten. Die Reaktion der Zuger war heftig, und zweimal hatten die Platzherren in der Folge Glück, dass Grab knapp aus dem Hinterhalt verschoss und Hüter Holenstein einen Schuss Waltenspühls mit den Fingerspitzen um den Pfosten drehen konnte. Auf der Gegenseite war es der wirblige Aepli, der mit einem schönen Distanzschuss nur um Zentimeter übers Dreieck zielte.

Zuger Druck – Gossauer Tore
Die berüchtigten Minuten nach dem Seitenwechsel brachten den Fürstenländern wiederum einige gefährliche Situationen. Der scheinbare Ausgleich in der 49.Minute musste wegen Abseits annulliert werden. Ein schöner Angriff von Oberholzer leitete in der Folge den Umschwung für die Gossauer ein. Nach einem schnell vorgetragenen Angriff über Aepli und Steinemann übernahm De Martin auf der rechten Seite den etwas zu weit geratenen Zenter, und Imseng spurtete im richtigen Moment zum nahen Pfosten und skorte per Kopf zum 2:0. In der Folge lief das Gossauer Spiel wie am Schnürchen. Das vorentscheidende 3:0 fiel in der 70. Minute, als Leber mit einem Traumpass Steinemanns alleine auf Brügger loszog und trotz Behinderung des Hüters das Streitobjekt aus 12 Metern in die Maschen setzte. Zwei Minuten später praktisch dieselbe Situation, doch diesmal war es Leber, welcher Steinemann in die Tiefe lancierte, und das 4:0 war nur noch Formsache. In der 76.Minute fiel ein weiterer Treffer, Steinemann beförderte mit einem eleganten Kopfstoss eine Rajcic Flanke ins hohe Eck. Das hohe Resultat liess einige Gossauer etwas leger werden, die Innerschweizer standen in der Schlussviertelstunde meist in der gegnerischen Hälte. Trotzdem entwischte in der 87.Minute Steinemann seinem Gegner ein weiteres Mal, und SC Zug Torhüter Brügger konnte ihn nur noch mit einem Foul am Torschuss hindern. Imseng übernahm die Ausführung des Elfmeters, und das brutale 6:0 war Tatsache. (Text leicht gekürzt wiedergegeben)

Ziemlich genau 30 Jahre später verliert der FC Gossau sein Heimspiel gegen den FC Vaduz mit 1:4. Ich hatte nach diesem Match die Möglichkeit mit zwei Zeitzeugen des Kantersiegs gegen den SC Zug zu sprechen. Ernst Wild war damals Trainer der jungen Gossauer Mannschaft und Viro De Martin agierte als Verteidiger der Fürstenländer.

Im damaligen Bericht, wird nicht ersichtlich in welcher Liga ihr damals gespielt habt?
Viro De Martin: Ich kann mich zwar nicht mehr konkret an dieses Spiel erinnern, aber wir spielten in der 1.Liga.
Ernst Wild: Ich hingegen kann mich noch an diesen Kantersieg erinnern.

Wie verlief die weitere Saison für den FC Gossau?
Ernst Wild: Leider nicht so erfolgreich wie das Spiel gegen den SC Zug. Wir hatten eine äusserst schlechte Vorbereitung zur Rückrunde. Es war ein „strenger“ Winter in Gossau und zudem liessen die Trainingsplätze auf dem Gemeindesportplatz damals sehr zu wünschen übrig. Dementsprechend schwach starteten wir in die Rückrunde. Ich musste dann nach ein paar verlorenen Partien für einen neuen Trainer Platz machen, obwohl wir unter meiner Regie nie auf dem letzten oder vorletzten Platz standen.
Viro De Martin: Der Klassenerhalt gelang uns schlussendlich trotz einer schwierigen Saison.

Es fällt auf, dass sehr viele Gossauer im damaligen Team standen, warum ist dies heute nicht mehr möglich?
Viro De Martin: Die Zeiten haben sich geändert, damals spielten wir in der 1.Liga und nicht in der Challenge League, zudem gab es noch keine „U-Mannschaften“. Viele Spieler wechselten also direkt von den A-Junioren in die 1.Mannschaft.
Ernst Wild: Genau so ist es, deshalb wurde ich auch Trainer der 1.Mannschaft. Als A-Junioren Trainer kannte ich die Spieler schon sehr gut, da meinte der Vorstand, dass ich doch gleich die 1.Mannschaft übernehmen könne. Die Problematik ist heute sicherlich, dass viele gute Spieler von den Scouts zu den jeweiligen „U-Mannschaften“ transferiert werden.
Viro De Martin: Diese „U-Mannschaften“ sind allerdings eine gute Sache, ich sehe es am Beispiel meines Sohns der bei den Junioren des FC Wil spielt. Er wird auf hohem Niveau bis zu 5x in der Woche trainiert, er kann sich so stetig weiterentwickeln.

Der Spielbericht in der Zeitung ist sehr ausführlich. Waren solche Berichte in der damaligen Zeit an der Tagesordnung?
Ernst Wild: Solche Berichte waren für meine Spielvorbereitung als Trainer imens wichtig. Früher gab es die Zeitung „Sport“, in dieser erschienen immer mittwochs sämtliche Spielberichte der 1.Liga Partien. Im Zeitalter vor dem Internet konnte ich enorm davon profitieren. Welcher Spieler ist z.B. kopfballstark bei dieser Tessiner Mannschaft? Was sind die Stärken der Stürmer?
Viro De Martin: Ich sehe gerade der Bericht ist mit dem Kürzel RZ gekennzeichnet. Der Text stammt wahrscheinlich von unserem Ehrenmitglied Ruedi Zingg.

Viro De Martin ist bekanntlich immer noch sehr eng mit dem FC Gossau verbunden. Er ist seit längerer Zeit im Vorstand tätig. Ernst Wild trainiert immer noch, und zwar die Junioren des FC Uzwil.

Mittwoch, November 04, 2009

3 Jahre und kein bisschen Weise

3 Jahre ist es nun schon her, seit der erste Blog auf dieser Seite erschien. Es ist in dieser Zeit so einiges geschehen. Im Jahre 2006 hielten die meisten Personen "Obama" noch für ein neues Waschmittel, der FC Gossau war gerade erst aus der 2.Liga aufgestiegen und Köbi Kuhn plante einen Strandurlaub in Florida mit dem Ziel "Europameister 2008" vor Augen. 446 Blogs erschienen in dieser Zeit, verschiedenste Themen wurden durchgenommen von A wie AFC Wimbledon bis Z wie "Zum Kotzen".

Das Schreiben macht mir immer noch Spass. Klar manchmal ist es auch schwierig, über die zwanzigste Niederlage des FC Gossau zu schreiben. Zumal ich ja nicht unbedingt ein detailiertes Spielgeschehen wiedergebe, für das gibts ja die Tageszeitung. Wahrscheinlich bringt mir dieser Blog ein paar Jahre mehr Leben ein, manche Dinge die mich wütend machten konnte ich druchs Schreiben besser verarbeiten. Nicht nur Fussball ist hier aber Thema, auch politische oder gesellschaftliche Dinge kommen auf dieser Seite nicht zu kurz, da kommt auch der "kleine Mann von Nebenan" zu Wort und es wird auf hohem Niveau diskutiert. Immer wieder gefreut haben mich die interessanten und lesenswerten Gästeblogs. Gerne veröffentliche ich solche auch zukünftig.

Ich hoffe, diese Page hat in den letzten Jahren den einen oder anderen Stammleser gefunden. Wenn jemand z.B. sagt dieser bescheidenen Blog gehöre bei ihm zum morgendlichen Kaffee ist dies ein schönes Kompliment.

Das positve Echo, dass ich persönlich bekomme, oder die qualitativ hochstehenden Kommentare auf dem Blog freuen mich immer besonders und sind auch immer wieder ein Antrieb zum Weitermachen.

Gespannt warte ich auf die zukünftigen Themen. Wird es bald keine Stehplätze in Schweizer Stadien mehr geben? Werden wir trotz globaler Erwärmung immer genügend zu Trinken haben? Muss ich über unliebsame politische Comebacks berichten? Wer weiss?

Ich bleibe jedenfalls am Ball!

PS: Fankultur Darf nicht Sterben!!!!

Montag, November 02, 2009

FC Gossau : FC Vaduz

NLB
Sportplatz Buechenwald
600 Zuschauer

Vor einigen Wochen wirkte Pierre Littbarski als Gast einer ARD Sendung mit. Moderator war Frank Elstner, der ergraute Grand Signeur des deutschen Fernsehens. Auch mit von der Partie Moderatorin Birgitt Schrowange und Ex-Showmaster Dieter Thomas Heck, also alles Leute die wohl ihre „Champions League“ Zeiten schon hinter sich haben. "Gefährliche Raubtiere, süße Tierbabys und Exoten aus aller Welt live im Studio sowie spannende Fragen aus dem Reich der Vierbeiner und Kiementräger." so wirbt das erste deutsche Fernsehen für „Das unglaubliche Quiz der Tiere“. Als besonderes Highlight der Prime Time Sendung wird zudem "Toni der Pelikan" angepriessen, der kompetente Assistent von Frank Elstner.

An diesem herrlichen Herbsttag in Gossau wirkte allerdings überraschenderweise nicht "Toni der Pelikan" als Assistent von Pierre Littbarski. Dem gefiederten Tier hätte es in der ländlichen Umgebung des Buechenwald sicherlich gefallen. Der Welmeister musste sich heute auch nicht mit hochbrisanten Themen wie "Was wird in manchen Gegenden Afrikas hin und wieder lebendig eingemauert?" a) Lungenfische b) Zauneidechsen c)Mauersegler d) Schnappschildkröten, ausseinandersetzen. Nein, der Ex-Assistent von Berti Vogts stand heute vor der weitaus komplexeren Frage " Wie knacke ich die Verteidigung des FC Gossau? a) Warum zum Teufel muss ich mich als ehemaliger Weltklassespieler übehaupt mit Gossau beschäftigen? b) Es wird ein Selbstläufer. Gossau läuft in die nächste Kanterniederlage c) Telefonjoker, mal bei Berti in Aserbeidschan anrufen, was er so meint d) Ich wechsle mich selber ein, spiele einen Querpass zu Andi Brehme und der lanciert Rudi Völler im Sturm

Anfangs wären die Dribbelkünste von Litti für die „Fürstensöhne“ (nettes Wortspiel :-)) wirklich von Nöten gewesen. Der FC Gossau zeigt sich stark verbessert zum Biel Match, wobei dies natürlich auch mit verbunden Augen, Krückstock und DJ Ötzi Einlaufmusik möglich gewesen wäre. Die Fürstenländer spielten konzentriert aus einer massiven Verteidigung heraus, und nicht Wenige der 600 Zuschauer rieben sich verwundert die Augen, als Fabio Zancanaro zum 1:0 für das Heimteam traf. Litti-San, wie sie den Vaduz Trainer in Japan bewundert nennen, sah sich wohl am Tiefpunkt seiner Karriere angelangt. Vor 19 Jahren noch mit Diego Maradona über den Rasen des Römer Olympiastadion gerannt, und heute 0:1 gegen den Tabellenletzten der NLB, und "Toni den Pelikan" konnte man auch nicht um Rat fragen. Der kleine Berliner musste also zusehen, wie seine Profimannschaft mal für mal am auch nicht gerade „Eifelturm-Grossen“ Tobias Sutter scheiterte. Ja Paris, da spielte der Littbarski auch schon. Das waren noch Zeiten noch kein Gedanke an Spiele vor einigen hundert Zuschauern in Nyon, Kriens oder Gossau, sondern volle Stadien in Marseille, Bordeaux und St.Etienne. Ein Weltstar ist er der Littbarski keine Frage. Kein Wunder also wollen ihm seine weitaus weniger talentierten Schützlingen beim FC Vaduz in nichts nachhstehen. Cerry (Pascal Cerone) oder Burgi (Franz Burgmeier) steht auf den Trikots der NLA erfahrenen Ländle Kicker. Spitznamen wie bei den grossen Stars der Fussballzunft, wie z.B. bei Litti. „Der Jehle ist jetzt Stammtorhüter bei Boavista Porto, der wird eine ganz grosse Karriere machen“, meinte vor zwei Jahren ein Vaduz Fan zu uns, als die Liechtensteiner das letzte Mal in Gossau zu Gast waren. Der Jehle spielte an diesem Nachmittag allerdings nicht beim FC Porto oder bei Benfica Lissabon, sondern hütete fehlerfrei das Gehäuse seines Hauptstadtclubs. Man kann nur annehmen, dass er seine Karriere neu lancieren möchte, genauso wie Cerry, Burgi und Litti.

In der zweiten Hälfte machten Pierre und seine Truppe dann kurzen Prozess mit der jungen Gossauer Mannschaft. Australischer Meister war der deutsche Trainer vor ein paar Jahren, da würde so ein Aufstieg mit dem FC Vaduz gut ins Palmares passen, es hätte noch genügend Platz im persönlichen Trophäenschrank.
Innerhalb von 8.Minuten drehten die Liechteinsteiner die Partie, plötzlich stand es 1:3 und den Gossau Fans schwante schon wieder Böses. Beim 1.FC Köln ist der Littbarski eine Legende, genauso wie die Fans der Rheinländer müssen auch die Gossauer Anhänger zur Zeit sehr viel weniger tolle Spiele anschauen (nett gesagt).

Toni der Pelikan musste also nicht beratend zur Seite stehen, auch ohne tierische Hilfe holte der ehemalige Dribbelkönig drei Punkte in Gossau ab. Co-Trainer unter Berti Vogts, Coach im Iran, Abstieg mit dem FC Vaduz dazu die Tochter mit einem Auftritt bei RTL 2 „Big Brother“, da musste der prominente Trainer so einiges mitmachen in den letzten Jahren, da tut so ein Sieg sicherlich gut. Ein Erfolg hätte der Gossauer Mannschaft nicht nur gut getan, er wäre eminent wichtig gewesen. Nicht überrascht sein, wenn in der nächste Folge von „Das unglaubliche Quiz der Tiere“ folgende Frage auftaucht. „Mit welchem Tier vergleicht man in Fachkreisen den FC Gossau?“ a) lahme Ente b) Toni dem Pelikan c) Hühner (Haufen) oder d) schwer angeschossener Tiger, der sich erholt und sich nächsten Sonntag am Löwen aus Winterthur festbeisst!

PS 1: Übrigens Mauersegler ist richtig, obs Litti erraten hat, man weiss es nicht...
PS 2: unser Präsi Roli Gnägi kommt im TV auch noch gut rüber (Sporttalk TVO). Vielleicht sitzt er demnächst ja neben Birgit Schrowange und Dieter Thomas Heck beim "Unglaublichen Quiz der Tiere" :-)