Montag, September 28, 2009

FC Lugano : FC Gossau 7:0

Gästeblog von Dani:
(PS: es war extrem mühsam für den Blog Betreiber jemanden zu finden, der einen Text zu diesem Ereignis vom letzten Samstag schreiben mochte)

NLB
FC Lugano – FC Gossau, 26. September 2009, 700 Zuschauer

2:0 lag man hinten, in der 89. Minute. Da ging ein Kollege kurz aufs Klo und traute seinen Augen nicht: Etemi und Idrizi „drehten" den Rückstand und entführten einen sehr verdienten Punkt aus Lugano.
Zwei Jahre ist das her. Danach folgte eine weniger schöne 0:4 Niederlage in Lugano. Und was erwartet uns an diesem Samstag? Die Vorzeichen stehen super: 0:7 Gegentore in den letzten beiden Ligaspielen, dazwischen ein Sensationsauftritt im Glarnerland. Nichts desto trotz gab es Leute, die scheinbar ernsthaft an ein Unentschieden im Tessin glauben. Böse Stimmen im Zug sprachen jedoch davon, dass eine 0:3 Niederlage „fast schon wie ein Unentschieden" wäre.
Im Cornaredo traf die 12-füssige (tönt doch besser wie 6-köpfige…) Gossautruppe auf einen weiteren Kollegen, der im schönen Süden der Schweiz ein paar Ferientage verbrachte. Eigentlich ein gutes Omen - war das doch der Kerl, welcher mit seinen Klobesuchen die Tore nicht gesehen hat - damals…
Also, Anpfiff: Sehr viele Torchancen seitens Lugano, ab Spielbeginn! Eigentlich fast erstaunlich, dass erst in der 14. Minute das 1:0 gefallen ist. Kurz darauf wurde ein Tor von Gossau wegen Abseits (glaube ich…) annulliert, womit Gossau weiterhin im Rückstand lag.
In der 20. Minute ging bei der Feuerwache hinter der Haupttribüne ein Alarm ein. Die Truppe rückte aus, fuhr ums Stadion um in einem Quartier – irgendwo hinter der Gegentribüne – entweder einer Übung oder aber einem Fehlalarm auf den Grund zu gehen. Ernst war es scheinbar nicht, da die Fahrzeuge nach wenigen Minuten den Rückzug antraten. Zur Halbzeit trafen dann die ersten SCB-Fans in Lugano ein. Oberkörperfrei stiegen sie aus den Dachluken der Busse, mit denen sie wohl nicht ganz nüchtern in Lugano angekommen sind. Die Lugano-Fans (Fussball) interessierten sich vorübergehend nur noch dem Geschehen hinter der Heimkurve. Mehr war aus der Gästekurve leider nicht zu sehen.
Gegen 0020 "landete" die mitgereiste Truppe wieder in Gossau. Ein weiterer Tessinausflug nahm sein Ende.
Wundert sich die Leserschaft, dass der Spielbericht mit Minute 20 endet? Dazu gibt es folgendes zu sagen: der Schreiber ist nicht in der Lage, das alles in Worte zu fassen. Zum Einen, weil man nicht ohne Kraftausdrücke auskommen würde - zum Anderen, weil der hier Schreibende die Meinung vertritt, dass das in Lugano erlebte von anderen Stellen erklärt werden muss!
Als letzte Anekdote: keine 24 Stunden nach Abpfiff begegneten mir 2 Männer in Anzügen. Was hielten sie mir unter die Nase? Eine religiöse Zeitschrift, "Erwachet". Meine Gedankengänge dazu müssen kaum mehr tiefer erläutert werden (kartonweise, mindestens...).

Mittwoch, September 23, 2009

FC Gossau : Stade Nyonnais 0:3

NLB
Sportplatz Buchenwald
700 Zuschauer

Es ist Marathon-Saison, ob Lausanne oder Luzern, ob Frankfurt oder München, überall können Tausende von Läufern ihr herbstliches Leistungsvermögen testen. Für den FC Gossau war klar, dass diese Saison auch eine Art Marathon Lauf werden würde. Disziplin, Einsatz, Durchsetzungsvermögen und psychische sowohl physische Stärke werden in dieser Spielzeit über Sein oder Nicht sein entscheiden. Wie auch bei der Bezwingung des sagenumwogenen 42,195 Kilometer Laufs muss auch bei den Fürstenländern alles perfekt abgestimmt sein, um erfolgreich im Ziel anzukommen.

Der Start war gut, man spielte konstant, versuchte Ruhe zu bewahren. Die Mannschaft legte keinen Blitzstart hin, was bei einem Marathon früher oder später sowieso zum Einbruch führt. Der Saisonbeginn war auch nicht behäbig oder gar langsam, man wollte ja nicht schon von Beginn weg dem grossen Feld hinterherlaufen. Es wäre verherrend, wenn die Läufer schon im Mittelteil einen kräftezehrenden Zwischenspurt einlegen müssten. Nach den ersten 10 Kilometer des Rennens macht der FC Gossau allerdings jetzt einen grossen Fehler. Anstatt so weiterzulaufen wie bisher, und bald einmal die Geschwindigkeit zu erhöhen, machen die Marathonläufer einfach mal Pause. Die Spieler legen sich neben der Strecke hin, schauen den überholenden Gegner zu und lutschen an einem imaginären Strohhalm. Eine kurze Massage, und ein lockerer Plausch miteinander sollte ja auch noch drinliegen. Es ist ihnen nicht einmal peinlich, wenn ein übergewichtiger Glarner Läufer aus dem Amateurbereich gerade mal so vorbeihechelt. Da lacht man doch darüber. Der Marathon Lauf geht ja noch lange und man hat ja schliesslich auch schon 10 Kilometer hinter sich.

Eine falsche Einstellung, wie sich im Moment gerade wieder zeigt. Alarmstufe Rot! Die Titanic ist am Sinken! Houston we have a Problem! Die Leistung des FC Gossau gegen des FC Nyon war einfach nur ungenügend. Ein Rückfall in schlimmste Zeiten der letzten Saison. Da hätte selbst UEFA Präsident Michel Platini von Nyon her mitfahren können. Mit ein paar feinen Kabinettstücken hätte der ehemalige Weltklassefussballer noch locker die Gossauer Abwehr ausgehebelt, auch mit 54 Jahren auf dem Buckel! Der mit viel Erwartungen zurück geholte Kameruner Jean Pierre Tcheutchoua steht sinnbildlich für die Verfassung der Fürstenländer Hintermannschaft. In jedem Spiel einen kapitalen Bock präsentiert uns der sonst so zuverlässige Routinier. Für einen Stammplatz bei Canon Yaounde in der ersten Liga seines Heimatlandes würden diese Leistungen jedenfalls nicht reichen. Leider ist der Ex-Nationalspieler aber nicht der einzige mit einer Formkrise. Solijc ist fehleranfällig, ebenso Guggelmann, Todisco strahlt in etwa die gleiche Torgefährlichkeit aus wie Daniel Gygax auf der Tribüne des 1.FC Nürnberg, Schiendorfer zeigt auch nicht gerade, dass er mal als hoffnungsvolles Schweizer Talent gegolten hat, Ibrahmi ist zu wechselhaft in seinen Leistungen, Eggmann muss erst noch beweisen, dass er das Zeug zum NLB Stürmer hat.
Eins haben sie allerdings gemeinsam, die aufgezählten Spieler haben schon bewiesen, dass sie es besser können, viel besser…
Es gibt aber aber auch noch positive Ausnahmen. Michel Avanzini kämpft als Captain vorbildlich für sein Team. Leider kann er alleine für das Kreative im Gossauer Spiel nicht viel bewirken. Leitinho im Tor ist konstant und hält auch mal einen Ball, den nicht jeder NLB Goalie fängt. Claudio Holenstein darf man durchaus als hoffnungsvolles Talent bezeichnen, und der fast schon abgeschriebene Fabio Zancanaro hat sich zu einer Leaderfigur entwickelt, wie man hört auch neben dem Spielfeld. Selbst die "alten" Gossauer Mario Bigoni und Marc Lütolf zeigen in den letzten Spielen einen Aufwärtstrend. Bigoni absolvierte gegen Nyon seinen ersten Einsatz von Beginn weg, nachdem er in einigen Begegnungen dieser Saison erst gar nicht im Kader stand.

Es sind erst 10 Kilometer absolviert, noch viele Plätze kann die Mannschaft gutmachen. Die Gegner im Kampf um den drittletzten Platz sind auch nicht optimal aus den Startblöcken gekommen. Jetzt entscheidet Charakter und Einstellung über den restlichen Rennverlauf. Der Spieler aus Afrika muss nun voraus Rennen, wie bei jedem Marathon üblich, aber auch der Routinier aus Brasilien ist wichtig für die entscheidenden Kilometer. Die Jungen müssen in der ersten Rennhälfte Erfahrungen sammlen, auf dem zweiten Streckenteil können sie ihre jugendliche Frische ausspielen, und noch Plätze gutmachen.

Am Schluss können sich die Marathon Läufer ausruhen, dann ist Zeit für eine Pause. Nur wenn man das Ziel erreicht macht so ein Lauf auch Spass. Es wäre Schade, wenn die Mannschaft des FC Gossau den Rest des Marathons vor leeren Zuschauerreihen in Schlepptau des Besenwagens absolvieren müsste.

wie gesagt Kommentare zum Spielgeschehen weiterhin erwünscht...

Sonntag, September 20, 2009

FC Linth 04 : FC Gossau 2:1

Schweizer Cup
1.Hauptrunde
Sportzentrum Glarner Unterland "Linth Arena"

Bezeichnenderweise wurde ausgerechnet im Kanton Glarus 1782 die letzte "Hexe" Europas hingerichtet, dieser Gedanke kommt mir, als ich mit dem Bus von Bilten Richtung Näfels fahre.
Es wirkt alles ein bisschen provinziell und kleinbürgerlich, selbst junge Männer mit Springerstiefeln und Glatzköpfen erblickt man ab und zu auf der Strasse. Eine merkwürdige Moderscheinung die sonst in weiten Teilen der Schweiz heute kaum noch existiert. Vor den "Beizen", an denen meist ein Schild mit der Aufschrift "Hirschen" prangert, sitzen Stammtischbrüder vor einer Flasche Bier und diskutieren wohl über die nächste Landsgemeinde. Ja selbst diese veraltete Form der Demokratie hat in diesem ländlichen Kanton überlebt...

In den letzten Jahren wurde, im landschaftlich sehr schönen Glarus, der Tourismus immer wichtiger. Vielleicht auch darum fusionierten 2004 die beiden Vereine aus Näfels und Nierurnen zum FC Linth 04. Grosse Ziele werden verfolgt, die 1.Liga sollte es nach den Vorstellungen des Vereins wohl schon bald sein. Der finanzielle Aufwand dürfte auch kein geringer sein, gehören doch u.a. der ehemalige FC Gossau Torwart Darko Damjanovic und das Winterthurer Stürmertalent Kevin Zuber zum Kader der Glarner.
Aus den Fehlern ihrer Vorfahren haben die Glarner gelernt. Das Ding mit der Hexenliquidierung war ja im restlichen Europa schon ziemlich verpönnt, als die arme Anna Göldi zum Tode verurteilt wurde. Das man heutzutage zumindest marketingtechnisch im Glarnerland nicht mehr hinterhinkt, bewiesen die Verantwortlichen mit der Namensgebung ihres "Stadions". Der Platz wurde der allgemeinen Mode entsprechend "Linth-Arena" getauft.

In diese "Linth-Arena" pilgerten an diesem Samstag Abend nicht gerade Menschennmassen. Der Andrang hielt sich wohl mangels Attraktivität des Gegners in Grenzen. Da hofft man auf den FC Zürich, GC oder den FC St.Gallen, und du kriegst halt den FC Gossau, werden sich die Verantwortlichen des FC Linth wohl gedacht haben.

Alle Jahre wieder es ist Cup auf dem Dorf, hatten wir es in der letzten Saison mit den Junioren des FC Thalwil zu tun, die ihren Verein mit hohen, stimmbruchbefreiten Stimmen unterstützten, sorgte dieses Mal der "Tokio Hotel Fanclub Näfels" für Kreischalarm neben dem Platz. Anstatt "Biiiiiilllllllll, Biiiiiiillllllllllll, oder Toooooommmmmm, Tooooommmm!!!! schrien sie allerdings an diesem Tag längst vergessen geglaubte Fussballlieder Richtung Glarner Berge. "FC Gossau isch z'Schissi abe gfalle, Deckel zu schloe, nüme üseloh". Anna Göldi hätte sich im Grab umgedreht, wenn sie sich das hätte anhören müssen.
Allerdings hatten die 10-14jährigen Mächen gar nicht so unrecht, mit dem "z'Schissi abe gfalle", durch einen groben Schnitzer von Jean Pierre Tcheutchoua ging der Aussenseiter nämlich schon früh in Führung. Der Torschütze ausgerechnet Kevin Zuber, der sich symtomatisch für die momentane Situation der Fürstenländer, vor wenigen Wochen noch als Testspieler beim FC Gossau ausprobiert hatte. Die Gäste konnte aber noch vor der Pause reagieren. Der gefährlichste Mann auf Seiten der Gossauer, der Innenverteidiger!!! Fabio Zancanaro schoss das 1:1. Das Spiel war dann bis zum Pausenpfiff ausgeglichen, wie es sich für eine Partie zwischen zwei Vereinen aus der 2.Liga gehört.

Nach der Pause wurde es gottseidank ruhiger um uns herum, der "Tokio Hotel Fanclub" wurde von ihren Eltern abgeholt, 19.45 Schlafenszeit. Das ewige Geschrei wäre auch für unsere Nerven nicht das Beste gewesen, diese wurden durch unsere Mannschaft schon genug strapaziert. Die super Taktik mit den hohen Bällen Richtung Darko Damjanovic funktionierte nämlich sensationell. Gefährliche Offensivaktionen waren in etwa so selten, wie alkoholfreies Bier auf dem Oktoberfest. Kam mal einer durch, war der Gossauer Ex-Goalie zur Stelle. Irgendwann kam der Zeitpunkt wo ich hundert Kilo Glarner Ziger Käse darauf gewettet hätte, dass diese Partie für den FC Gossau unschön enden wird. So war es dann auch, in der 80.Minute erzielte der Aussenseiter den vielumjubelten Treffer zum 2:1.

Da mit Cyril Schiendorfer einer der technisch begabtesten Gossauer gar nicht mehr auf dem Spielfeld war, verwunderte es niemanden, dass der NLB Verein auch in den letzten 10.Minuten keine Torgefahr mehr entwickeln konnte. Der erste grosse Tiefschlag für diese junge Mannschaft in der laufenden Saison.

Direkt nach dem Schlusspfiff kam Darko Damjanovic zu den Gästefans, und entschuldigte sich mit einer Umarmung für den Sieg. Diese Geste bewies, dass er zu Recht zwei Jahre lang der Gossau~fen Publikumsliebling war. Es zeigten allerdings auch ein paar Gossauer Spieler Charakter, indem sie trotz der frustrierenden Niederlage noch zu den mitgereisten Anhänger kamen.

Nur schnell weg vom Ort der Cup-Schmach war nun wohl die Devise aller angreisten Gossauer. Am Bahnhof Näfels konnten wir es nicht erwarten, endlich wieder in Richtung Fürstenland zu reisen. Zu schlechten Fussball hatten wir hier gesehen, zu viele Personen ohne Haare und mit frisch polierten Schuhen standen hier auf dem Bahnhofsareal rum, zudem liefen einige Einheimische mit Aargauer Grossbrauerei-Produkten aus dem Shop, anstatt ihr lokales Bier zu fördern. Zumindest für dieses würde sich ein erneuter Besuch des Glarnerland auf alle Fälle lohnen.Dieser Bericht endet absichtlich mit dem Thema Bier. Es brauchte nämlich so einiges davon, um diese grottenschlechte Leistung unserer Mannschaft ertränken.


Aus der Reihe:
Support your local beer
http://www.brauereiadler.ch/

Donnerstag, September 17, 2009

FC Wil : FC Gossau

NLB
Stadion Bergholz
1'060 Zuschauer

Gossau spielt in Wil,
mit gar grossem Ziel.
Siegen im Bergholz,
da wären alle Blau-Weissen mächtig Stolz.

Gossau's Günther ist nervös,
trinkt Walliser Wein gar monströs.
ihm ist's nicht gut bekommen,
nach Guggelmann's Fehler ist er fast benommen.

Vorbei ist's mit dem Siegerlächeln,
die Gossauer Mannschaft wirds nie vergessen

Alija ist jetzt fern,
nicht jeder Gossauer sieht das gern.
der Blick gar bös zu den Gästen,
die ihn nicht mehr wissen zu schätzen.

Reto aus Bern lacht verschmitzt,
dieser Taini sei der grösste Witz.

Der Lütolf ist verletzt,
unverständlich durch wen er wird ersetzt.

Der Carlo und der Erich, die singen gar laut,
aber es ist der Schiri der alles versaut.

Wiler Fans die gehen gerne wandern,
singen viele Lieder von Andern.

Gar frustriert schaut der Gossauer drein,
Tschudi sagt, trink ein Bier schau wie fein.
es vertreibt Kummer und Sorgen,
und denkst nicht an Wil am nächsten Morgen.

Der Fluch mit Wil wird bald vertrieben,
nächstes Jahr wir werden siegen.

Samstag, September 12, 2009

Lettland : Schweiz 2:2

WM Qualifikation
Riga,Skonto Stadion 9000 Zuschauer

Das mit dem günstig Reisen ist so eine Sache. Klar, man möchte nicht unbedingt die grosszügigen Margen-Rechner von dem einen oder anderen Fussball Reiseveranstalter unterstützen. Logisch, sollte die Reise auch möglichst mit symphatischen Zeitgenossen vonstatten gehen, also nicht unbedingt mit Nati Fans, die lieber ihre Kuhglocke im Handgepäck mitführen, als ein zweites Paar Socken.
So war eigentlich schon seit langem klar, dass uns die Reise via Bergamo nach Riga führen sollte. Günstig war der Flug sowieso, die richtigen Leute waren eh auch dabei, die Vorfreude auf ein paar Tage im Zeichen von sinnloser Konversation und dem einen oder anderen kühlen, lokalen Getränk war riesig. Der Weg nach Bergamo gestaltete sich allerdings ein bisschen schwierger als anfänglich angenommen. Der Teufel liegt bekanntlich im Detail. Da unsere 14-köpfige und durchaus ilustere Reisegruppe früh morgens von Italien Richtung Lettland fliegen sollte, stellte sich die Variante mit dem Zug nach Norditalien zu reisen ziemlich schnell als mühsam heraus. So dachten wir uns, dass man halt ausnahmsweise einen Kleinbus mieten könnte. Vorallem hatten wir auch noch die grosse Hoffnung, dass wir uns ein Fussballspiel der zweiten oder dritten italienischen Liga anschauen könnten. Die haben wie unsere NLB ein Montagsspiel zu erdulden (in diesem Fall wäre das für einmal zu unserem Vorteil gewesen). Leider liess sich der italienische Fussballverband für die Terminierung der Partie etwa so viel Zeit, wie Libyen mit der Freilassung der Schweizer Geiseln in Tripolis. Erst gut eine Woche vorher war klar, dass es kein Montagsspiel geben wird, auch dank Ottmar Hitzfeld. Einige Mannschaften der Serie B verschoben ihre Begegnungen, da sie Nationalspieler beschäftigen, so u.a. auch der Club von Alain Nef. Es wurde also nichts mit dem italienischen Vorspiel, trotzdem fuhren wir schon frühzeitig los Richtung Stiefel, um den Abend noch bei gepflegter Pasta in Bergamo zu verbringen. Nach kurzer und für die "Low Budget" Reisenden unter uns auch sehr frostiger Nacht trafen wir beim Flughafen auf weitere bekannte Gesichter. Leider mussten wir kurz vor dem Abflug in Richtung Baltikum schon den ersten personellen Verlust hinnehmen. Für einen Mitfahrer endete die Reise nach Lettland am Zoll von Bergamo, ist auch mühsam diese Ablaufdaten auf den Identitätskarten (Udo Lindenberg's Idee hätte da unserem ID-Opfer sicher geholfen: "alle Pässe werden verbrannt, ab jetzt darf jeder in jedes Land")

Der Rest unserer Reisegesellschaft schaffte es ohne grössere Probleme nach Riga. Gott hat es gut gemeint mit diesem Land, vor allem für das männliche Geschlecht. Was sich hier dem nicht gerade verwöhnten Schweizer Augen präsentierte, spottet jeder Beschreibung. Ich möchte mir keinen Ärger mit Feministinnen einhandeln, deshalb sei erwähnt, dass diese Feststellung auch von Schweizer Frauen bestätigt wurde. Ob man sich als Schweizer Mann deshalb vor jede x-beliebige Lettin stellen soll, und ihr laut "wa bisch du für ä Bombe, nöd normal da Land!!!" ins Ohr posaunen muss sei allerdings dahin gestellt. Ein Kollege probierte diese Anmachtaktik jedenfalls, scheiterte aber (wie gewohnt) überaus kläglich. Duch die schöne Umgebung war das Programm für die nächsten zwei Tage also schon ziemlich fixiert. Die Junggesellen konzentrierten sich auf die lokale Braukunst und aufs "Gaffen" und "Glotzen". Die Vergebenen inspizierten zusätzlich noch ein kulturelles Rahmenprogramm. Dies führte uns u.a. auch auf den Fernsehturm von Riga. Der Massentourismus hat bekanntlich im Baltikum noch keine exzessiven Formen angenommen, nur so ist es zu erklären, dass sich der Weg zu diesem touristischen Highlight als überaus beschwerlich erwies. Nachdem wir es nach Umwegen durch einen nahegelegenen Wald, inkl. Attacke durch Riesen Hornissen, doch noch irgendwann zum richtigen Eingang geschafft hatten, wurden wir zuerst von Sicherheitsleuten in sowjetischer KGB Manier gemustert und zum Warten aufgefordert. Nach dem frostigen Empfang folgte eine umso freundlichere Führung auf den Fernsehturm. Eine äusserst symphatische ältere Lettin erklärte uns im gebrochenen Deutsch ("Ihr seid Sportfans? Sport und Musik gut, gut, sehr gut") von oben die Sehenswürdigkeiten der Stadt. Einen gewissen Hang zum schwarzen Humor konnte die gute Frau nicht verbergen. "Dort Flugzeug, und Achtung dort zwei Türme" meinte die Einheimische schmunzelnd.
Nachdem der Fernsehturm auf der Liste der kulturellen Sehenswürdigkeiten nur bei den älteren Reiseteilnehmern auf dem Pflichtprogramm stand, war der Besuch eines historischen lettischen Lokals wieder bei Alt und Jung angesagt. Beim Verzehr von Schweineohren und diversen Bierprodukten lauschte man gebannt den Erzählungen einer hübschen (muss ich das überhaupt noch erwähnen?) Bedienung. Im selben Lokal hielt sich auch der ehemalige Nationaltrainer Paul Wolfisberg auf, der just sein Essen unterbrechen musst, um für ein Foto mit einem Dutzend nicht mehr ganz nüchternen Landsleute zu posieren. Leider wählte man einen der Jüngeren aus, um den Kult Trainer zu einem Fototermin aufzufordern. Diesem Jemand sagte wohl weder das Gesicht noch der Name Paul Wolfisberg etwas, nur so lässt sich seine Anfrage verstehen "du chasch mol no ä Foti vo üsere Gruppe mache?", bei gleichzeitiger Übergabe der Fotokamera.

Die Nächte in Riga gestalteten sich kurz, für einige gar sehr kurz. Diese WM Qualifikations Gruppe war reisetechnisch, wie auch sportlich ein Traum. Tel Aviv, Athen, Chisinau und Riga erwiesen sich als vorzügliche Destinationen, sowohl die Liebhaber schöner Frauen, wie auch die Kultur und Sonne Fans kamen auf ihre Kosten. Immer mehr Schweizer haben den Reiz der Auswärtsfahrten entdeckt. Wären vor fünf Jahren wohl höchstens 300 Fans nach Lettland gereist fanden sich nun schon ganze 2'000 Anhänger der Nati im Stadion ein. Gewisse Nati Fans machen sich mittlerweile auch das unheimlich grosse mediale Interesse an den Länderspielen zu Nutzen. Sie präsentieren der Schweizer Bevölkerung, in Stefan Effenberg Manier, via TV Kamera ihren Gemütszustand. 28 SMS'en und 15 Sekunden später kam auch schon die Reaktion auf die nicht gerade höfliche Geste.
Masse ist aber auch in Sachen Fussballfans nicht immer nur Klasse. Ich frage mich was Kuhglocken in Fussballstadien zu Suchen haben, und warum die "Boulevardzeitungs Leser" vor dem Spiel unbedingt Spottgesänge auf ein libysches Staatsoberhaupt singen müssen?
Jedenfalls war die Stimmung im Stadion meist laut, und das war zumindest gut so.

Nach der Partie tauchten die Meisten wieder in das lettische Nachtleben ab. Wie faszinierend dieses Gewesen sein muss, verdeutlicht die Tatsache, dass ein Kollege den Spitznamen "SF Info" verpasst bekam. Seine andauernden, wiederkommenden, verbalen Schwärmereien über die schönen Frauen und die gute Stimmung in unserer Gruppe waren der Grund dafür. Ob beim lettischen Poker im Casino, oder in einer der diversen Bars, die meisten Reisenden erwischten nur wenig Schlaf vor dem Heimflug. Dies wurde einem mir nicht näher bekannten Innerschweizer zum Verhängnis, der die ziemlich unglückliche Idee hatte, nach dem Hotel Auschecken noch ein kurzes Nicherchen einzulegen.

Das mit dem günstigen Reisen ist so eine Sache, spätenstens dann wenn man Müde in Bergamo landet und noch 8 Stunden Heimfahrt vor sich hat. Die Frage, ob das nächste Mal doch einfach der teuere Flug ab Zürich gebucht werden soll, kommt spätenstens dann hoch, wenn man vor dem Gotthard Tunnel im Stau steht. Wieso ein Ostschweizer Bus im Stau vor dem Gotthard steht? Na ja dies hat auch mit Kosten und einer guten Reisegesellschaft zu tun.

Eins ist jedenfalls klar, ob ich nun auch langsam zu alt bin für diese Art zu Reisen oder nicht, mit dieser Gruppe hat es wieder enorm Spass gemacht, da gebe ich unserem "SF Info" ausnahmsweise recht. Und zum Schluss sei gesagt, dass Live vor Ort halt doch am Schönsten ist, zumal einem im TV doch die eine oder andere provozierende Geste präsentiert wird.

PS: Grossen Dank an unseren Fahrer aus 9050




Montag, September 07, 2009

von Interlaken bis Riga

Was unser Gossau~fen "Fetzen" am gleichen Tag auf der kleinen Scheidegg und im Basler Fussballstadion gemacht hat, und ob uns Ottmar Hitzfeld seinen Trenchcoat aus Dortmunder Zeiten auch in Riga präsentieren wird???
Fragen über Fragen, die nach einigen erholsamen Tage im östlichen EU Raum beantwortet werden.

Dienstag, September 01, 2009

FC Gossau : FC Schaffhausen

NLB
Sportplatz Buchenwald
800 Zuschauer

Da hatte er es auch mal nach Gossau geschafft. Einer der bekanntesten Groundhopper*, sozusagen der Herbert Grönemeyer des deutschen Groundhopping. Ein Mann der seit Jahren in beinahe unzähligen Ländern und Städten unterwegs ist, um von Stadion zu Stadion zu reisen. Was bekam er heute zu sehen?

Schönes Wetter, Kämpferischen Fussball und einen Schiedsrichter, der die Gelbe Karte schneller zückt, als Lucky Luke seinen Colt im Wilden Westen. Vor Spielbeginn war das Ziel für beide Mannschaften klar. Für die, mit grossen Ambitionen in der Meisteschaft gestarteten, Munot Städter war ein Sieg beinahe Pflicht, und für die Remis Könige aus dem Fürstenland wären es drei wichtige Punkte gegen den Abstieg gewesen.
Dem ehemaligen Gossauer Topskorer Safet Etemi, der mittlerweile in Schaffhausen kaum mehr trifft, blieb es vorbehalten an diesem Tag das erste Tor zu schiessen. Eine eigenartige Jubelart hat er sich bei seinem neuen Verein auch ausgedacht, man wird nicht ganz schlau draus? Wollte er mit seiner Handbewegungen vor der Brust Friedenstauben andeuten? Wenn ja, wollte er auf die gestörten Beziehungen zwischen der Schweiz und Libyen hinweisen? Sollte dies eine Geste der Aussöhnung an den Ghaddafi sein? Jedenfalls liess er sich danach noch von einem Mitspieler auf die Wange küssen, was ja in arabischen Ländern auch durchaus üblich ist. Sicherlich war dies ein Zeichen der kulturellen Verbundenheit zwischen der Schweiz und Libyen.
Als nächstes fiel in dieser Partie jemand aus der Fankurve auf. Gekonnt köpfelte Günther den heranfliegenden Ball wieder Richtung Spielfeld. Der Bogenkopfball erinnerte zwar eher an Andy Egli im Abwehrzentrum von GC, als an "Kopfballungeheuer" Ulf Kirsten zu seinen besten Zeiten. Trotzdem könnte Günther für Gossau Trainer Alex Kern durchaus eine Alternative bei Standardsituationen darstellen. ("Günther in den Sturm" *sing*)
Auch ohne personelle Verstärkung aus dem Fanblock gelang Gossau in der 1.Halbzeit noch der Ausgleichstreffer. Erzielt durch den wiederum starken Claudio Holenstein, der als sehr junger Spieler erstaunlich konstant spielt. Schaffhausen Trainer Rene Weiler dürfte mittlerweile schon Angst und Bange gewesen sein, dass auch seine zweite Partie als Trainer gegen den FC Gossau verloren geht. Nur allzu gerne erinnern sich die Gossau Anhänger, an die letzte Niederlage vom schönen Renè gegen die Blau-Weissen (Cup FC SG:FC G). Damals war Weiler leider schon bald nach dem Cup Out seinen Job los. Nach dem schlechten Saisonstart mit dem FC Schaffhausen, hätte eine Niederlage in Gossau sicherlich auch nicht gerade zu einer Vertragsverlängerung bis 2022 geführt. Der Schiedsrichter dieser Partie griff aber kurzerhand zu einer Job Sicherungsmassnahme für den Gäste Trainer. Ziemlich übertieben stellte er in der 45.Minuten den Gossauer Stürmer Mirco Graf, nach einem Foul und der damit verbundenen zweiten Gelben Karten, vom Platz. Fingerspitzengefühl scheint nicht unbedingt eine Stärke der Schweizer Schiedsrichter Elite zu sein.

Die Gossauer Mannschaft liess sich allerdings nicht beirren, und kämpfte auch zu Zehnt weiter aufopferungsvoll. Da nützten dem FC Schaffhausen auch die Flanken des Ex-St.Galler Thomas Weller wenig. Der Deutsche tingelt immer noch mit Champions League Frisur durch die NLB Stadien. Im Gegenteil das Heimteam stand dem Führungstreffer einige Male sehr nahe, vorallem der Lattenknaller durch Ibrahimi hätte durchaus ein Tor verdient gehabt. Blerim Ibrahimi hat sowieso einen Mords Schuss, wenig verwunderlich, dass der Mittelfeldspieler kurz vor Schluss vehement vom Publikum zur Ausführung eines Freistoss aufgefordert wurde. Dies obwohl sich bereits der eingewechselte Solijc den Ball zurecht gelegt hatte. Der Versuch landete aber leider in der Mauer des Gegners.
So blieb es beim 1:1, wiederum "nur" ein Punkt für den FC G. Allerdings ist dies mit 10 Mann gegen einen Mitfavoriten um den Aufstieg sicherlich als Erfolg zu werten. Ausserdem haben die Ostschweizer nun die Abstiegsplätze verlassen, was psychologisch vor der zweiwöchigen Länderspiel Pause auch ein Vorteil ist.

Der deutsche Groundhopper lief pünktlich nach Ablauf der 90.Minuten Richtung Ausgang, und verfolgte von dort noch die Nachspielzeit. Was ihm wohl von Gossau geblieben ist? Das Spiel und der Publikumsaufmarsch konnten es ja nicht gerade mit einem Stadt Derby in Buenos Aires aufnehmen. Vielleicht überlegte er sich auf dem Weg an den nächsten Match was Safet Etemi den Zuschauern mit seinem Torjubel sagen wollte? Vielleicht dachte er sich, als eingefleischter Groundhopper auch nur, wieso sein Landsmann Thomas Weller soviel Geld für seine Frisur ausgeben kann.

*Name der Gossau-Gedanke Redaktion bekannt :-)