Montag, November 16, 2009

Gästeblog: Im Theater aufm Dorf

Gästeblog von Dani:

Ein guter Arbeitskollege spielt schon lange Zeit in einer Theatergruppe. Daher ist die logische Folgerung, dass man sich irgendwann auch entschliesst, diesem Spektakel einmal beizuwohnen. Andere Kollegen bei der Arbeit haben berichtet, dass es "gut" sei (es findet scheinbar alle 2 Jahre statt). Ja gut, dann lässt man sich mal 2 Karten zur Seite legen und fährt also mal hin, in dieses Andwil (was irgendwie noch genauso ausschaut wie 1993, als man zuletzt hier war (...um Schulkollegen zu besuchen, weil diese - wie es damals so schön hiess - eine sturmfreie Hütte hatten und man sich beruhigt Martini einflössen konnte)). Andwil - oder doch Finsdorf? Naja.
Schon kurze Zeit später sitzt man dann in Reihe 1 der Dorfturnhalle (der Arbeitskollege hat aber tolle Tickets reserviert...) und schaut auf eine schräg nach oben gebaute, orange Bühne. Minuten später verdunkelt sich die Turnhalle und eine Type in Turnschuhen mimt den Robbie Williams. Ein Blick zur Freundin verrät alles: wo sind wir hier bloss gelandet?
Danach startet ein wirklich interessantes Theater - in dem erstmal gar nichts gesprochen wird. Eingelesen wie man ist weiss man, dass die Geschichte von einer Dame und einem Adelshaus mit allem drum und dran handelt. Und das irgendwann irgendjemand umkommt, resp. umkommen soll.
Die Dialoge des Theaters sind in (für uns Schweizer, die wenn dann SF Käse oder deutsche Endlosgeschichten schauen...) gehobener deutscher Sprache, was vom Zuhörer eine gewisse Konzentration abverlangt. Genau das macht es aber für diesenjenigen lohnenswert. Diese Sprache bietet doch noch etwas! Für die Darsteller ist es aber wohl um so schwieriger, müssen sie sich Worte merken, die man im "Leben" nie braucht (erinnert mich an meine Qualen im Französischunterricht...). Herausragend ist die Verkörperung der Hauptdarstellerin. Die Rolle wird absolut überzeugend und mit einer Mimik gespielt, die man im deutschen Privatfernsehen wenn dann vielleicht noch bei Christoph Maria Herbst findet! Auch die restlichen Rollen (für mich natürlich mit Hauptaugenmerk auf den Arbeitskollegen...) verstehen zu gefallen. Vor allem hat die Geschichte aber ziemlich "Fleisch am Knochen" - jedenfalls diskutieren wir auf dem Heimweg noch darüber (wenn bei ich "Anna und die Liebe" zuschalte reflektiere ich das Gesehene kaum bis zu dem Moment, in dem mein Finger die Nr. eines anderen Fernsehkanals komplett durchgedrückt hat).
Überrascht verliessen wir nach Ende und des Stücks (und natürlich einem Feierabendbier mit Schauspielern) dieses "Amateurtheater"! Eine tolle Inszenierung einer guten Geschichte. Schön, wenn man - ahnungslos und "weil man einfach mal hingeht" - durchaus sehenswerte Kultur geboten bekommen kann. Es war, einfach ausgedrückt: Gute Unterhaltung!

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Also, ich war auch an diesem Theater und erwartete einen amüsanten Abend mit einer Komödie.
Für mich waren die Dialoge in gehobener hochdeutscher Sprache... ja, sorry, die Kanti habe ich leider nicht besucht! Zellair

Dänu hat gesagt…

Ich war auch nie an der Kanti und bereue es nicht mal.

Ob das der Grund ist, dass ich beim Theater aufm Land ebenfalls Komödien den gehobenen hauchdeutschen Sprechdialogen vorziehe?

Aber wieso hört Zellair dann so schlechte Musik wie mein werter Kollege Werni?

Anonym hat gesagt…

Ach ich wünschte, dieses Theater hätte mir auch so gut gefallen wie dir, Dani.
Gut, das lag nicht am Stück selber oder den Darstellerinnen und Darstellern. Denn diese haben mit bemerkenswertem Aufwand und beschränkten Ressourcen wieder einmal einen Kraftakt vollbracht. Theater liegt mir einfach nicht... So hab ich während "Yvonne, die Burgunderprinzessin" auch mehrheitlich vor mich hingedöst und bin auf dem Stuhl hin- und hergerutscht. Als Person über 1.80m fühlte man sich in diesen eng gestulten Sitzreihen wie zu Stosszeiten in einem dieser super Thurbos. Nämlich eingequetscht wie eine Sardine.

Es freut mich aber, zu lesen, dass es Leute gibt, die Gefallen gefunden haben an dem Stück. Denn alle daran beteiligten haben es mehr als verdient!

Gruss von einem, der seit 2 Tagen im Bett liegt, seinen Enkeln dann irgendwann aber sagen kann: "Jaja, die Schweinegrippe, die hatte ich auch... Gerade als die Schweizer U 17-Fussballer Weltmeister in Nigeria wurde..."

c.g.

Dänu hat gesagt…

Gute Besserung, c.g.!

Dein Hirn scheint jedenfalls bestens zu funktionieren, Dir gelingt es selbst mit einem Gästebuch-Eintrag, mich zum Schmunzeln zu bringen.

gossau-fen hat gesagt…

zu meiner schande muss ich eingestehen, dass ich diese Vorstellung nicht besucht habe. Überrascht bin ich vorallem über den ersten Blog Kommentator, der scheinbar in vielerlei hinsicht in jüngster Zeit ein gewisse Vorliebe für besagtes Dorf entwickelt...Vorallem wenn man bedenkt, dass er früher den Namen dieser Gemeinde nur im Zusammenhang mit nicht so schönen Adjektiven nannte :-))

zu meinen Theaterbesuchen: ich bin eher so der "champions League" gucker was Theater anbelangt. Toten Hosen Sänger Campino in Berlin als Hauptdarsteller in die "Dreigroschenoper" gilt hier immer noch als grosses Highlight.

@c.g. gute besserung, es ist also nicht nur ein gerücht diese krankheit...

Dani hat gesagt…

Aber Seller, Seller, das mit der Kanti ist übertrieben. Solchen Dialogen kann man heute noch in den 3. Programmen des deutschen Fernsehens lauschen :-)
C.G.: seh's nicht allzu tragisch. Du hast diese Grippe und weisst davon! Geht ja wieder weg. Es gibt genügend Politiker in unserm Land die seit Jahren am Rinderwahn leiden und nix davon wissen (wollen...). Gute Besserung!