Beim Velo Abstellplatz am Gossauer Bahnhof ist ein grosses FC SG an die Wand gesprayt, und es ist dies nicht das einzige seiner Art, in der 18'000 Einwohner Gemeinde. Morgens, wenn die Gossauer mit dem Auto zur Arbeit fahren, sieht man vielfach grün-weisse Wimpel an den Rückspiegeln hängen. Am Spieltag, pilgern viele Gossauer mit FC St.Gallen Schal Richtung Westen der Gallus Stadt. Einige Leute, die manchmal etwas mehr, als nur ihr Herzblut für den FC SG in die Waagschale werfen, haben ihren Ursprung ebenfalls in Gossau. Wenn man an der OLMA am lokalen Bierstand erzählt, dass heute noch ein wichtiges Cup Spiel ansteht, kommt die neugierige Frage:"Gegen wenn spielt denn der FC St.Gallen?" Die Kinder in Gossauer Schulen tragen im Turnuntericht grün-weiss gestreifte Trikots, keine blau-weissen. Ehemalige Klassenkameraden haben ihre Dauerkarte seit Jahr und Tag in der St.Galler Südkurve oder jetzt im Espenblock, und nicht auf der Holztribüne des Gemeindesportplatz. Selbst viele Leute die oft zum FC Gossau fahren, würden ein paralleles St.Gallen Spiel immer vorziehen.
Ist Gossau also eigentlich völlig FC St.Gallen? Ist die Stadt nicht nur raumplanerisch bereits total mit der Ostschweizer Metropole verwachsen? Was ist noch FC Gossau in der Stadt im Fürstenland? Manchmal fühlt man sich als Anhänger der Blau-Weissen tatsächlich, wie die unbeugsamen Gallier im riesigen Grünen Reich. Hätte die Vereinsführung nicht vor ein paar Jahren, die schöne Idee gehabt, alle Junioren mit FC G Trainer auszurüsten, würde wahrscheinlich im Gossauer Alltag kaum etwas an den lokalen Verein erinnern.
Wie wird es am Sonntag werden? Der Gossauer an und für sich, ist ein Lokalpatriot. Er liebt sein Stadtbühler Bier, sein Bahnhof an dem fast jeder Zug hält, und er hasst das alltägliche Feierabend Verkehrs Chaos in seinem "Dorf".
Werden am Sonntag deshalb wieder Leute, die man sonst eher mit Bier und Bratwurst im neuen St.Galler Stadion sieht, ihre Hände in die Höhe reissen, bei einem allfälligen Gossauer Treffer. Solche Szenen gab es im letzten Oktober beim überraschenden Cup Aus der Espen, als der FC Gossau nicht ganz unbeteiligt daran war.
Eins scheint klar, was auch immer am Tag nach Allerheiligen geschehen wird. Ändern wird sich nicht viel. Die Gossauer werden weiterhin mehrheitlich die Spiele des FC St.Gallen besuchen. Es werden sich alle 2 Wochen die selben 600 Zuschauer wie bis anhin zum Gemeindesportplatz aufmachen. 5-6 Leute (wenns hoch kommt) werden Fahnen schwingen, und ihre Hingabe zur "Stadt der Liebe" bekunden. FC G Legende Franz Sebastian Vicenz Maria Keel wird im Clubheim in Ruhe sein Bier trinken. Darko Damjanovic wird sich über den nörgelden Zuschauer hinter seinem Tor aufregen. Der FC Gossau wird die ganze Saison nicht mehr „Ausverkauft“ melden können, keine Tickets werden auf Ricardo feilgebeton, und im Gästeblock wird dann wieder meist Tristesse herrschen.
Eins wäre trotzdem schön, wenn Gossau auch in vieler Hinsicht Grün-Weiss ist. Bei einem Sieg am Sonntag steht die Stadt, zumindest für einen Tag, wieder ganz im Zeichen von Blau und Weiss. Wie einst in den Neunzigerjahren, beim letzten meisterschaftlichen Aufeinandertreffen in Gossau.
Vielleicht erinnern sich einige daran...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen