Dienstag, April 06, 2010

Der Nichtbericht

Am Samstag Morgen blätterte ich in einem Matchprogramm. So jedenfalls mein Eindruck, nachdem ich grosse Teile des St.Galler Tagblatt durchgeschaut hatte. Das vorherrschende Thema, der Cupfinal der Espen. Das Erreichen des Endspiels schien nur noch Formsache dachten nicht nur die Medien, sondern auch ein Grossteil der Anhänger. Am Ostermontag standen die Fans bewaffnet mit berückend schönen Perücken an den Bushaltestellen. Hier ein Lachen, da ein Grinsen, ja die Stimmung schien ausgelassener, als an einer All-Inklusive Party mit englischen Touristen. Der grüne Haarersatz sollte die Gallus-Städter jedenfalls in den Cupfinal führen, oder vielleicht auch Tore durch Merenda und Frick.

Fussball, da war doch noch was? Richtig nebst dem grün-weissen "Cup-Holder Team" bestritten auch die blau-weissen Freundschaftsspieler einen Match am Osterwochenende. Die Fürstenländer notabene fernab jeglicher Beachtung. Das erste Mal seit beinahe drei Jahren war auch niemand von Gossau~fen vor Ort. Diese Tatsache war sicher ein Stich ins Herz für die lokale Getränkeindustrie am Genfersee. Ansonsten wird dies niemand sonderlich interessiert haben. Bekanntlich hat der FC Gossau mehr Punkte auf dem Konto, als Anhänger an den Auswärtsspielen, und das will verdammt noch mal etwas heissen. Wir mussten also nicht gerade reihenweise Sonderzüge und Fancar's stornieren. Dies überliessen wir an diesem Wochenende einem anderen Ostschweizer Verein.

Kennt ihr diese Hamster, die immer im Rad rumrennen? Völlig sinnlos, total idiotisch, wie bescheuert muss so ein Tier sein? Das dachten wohl schon viele von uns. Der Hamster waren wir FC Gossau Fans im letzten Jahr. Deshalb ist die Lust nicht sonderlich gross auf den Leerlauf der nächsten Spiele. Zumal sich die Mannschaftsmitglieder scheinbar sowieso nur noch für "höhere" Aufgaben empfehlen wollen. Ich bin gespannt wie diese "höheren Aufgaben" dann so ausssehen werden? Manch ein Scout aus der Bundesliga, oder aus der Premier League wurde im Buechenwald ja schon gesichtet. Ach ja, und die nächste Champions League Finale findet in Peschawar statt...

Die Mentalität! Einer dieser neumodischen Fan-Begriffe. Dem Team folgen, auch wenns mal nicht läuft. 90 Minuten für das Team, Für die Stadt für den Verein, et cetera pp
Mentalität ein Wort, dass in Fussballanhängerkreisen schneller zur Hand ist, als eine neue Rolle WC Papier nach der dritten Portion Chilli con carne.
Null Motivation auf die nächsten Auswärtsspiele so einfach ist das bei uns. Die Mentalität stellen wir nächste Saison gegen Zofingen und Schötz wieder unter Beweis. Ein Läufer braucht nach einem Marathon auch eine Pause. Vorallem wenn er merkt, dass er 42 Kilometer in die falsche Richtung rannte.

Heute morgen sah ich auf dem Weg zur Arbeit einige grüne Perücken auf dem Boden liegen.
Egal, ob man monatelang sinnlos durch die Schweiz reist, oder sich merkwürdigen Haarersatz aufsetzt. Es spielt keine Rolle, ob du dich an den letzten Sieg deiner Mannschaft nicht mehr erinnern kannst, oder ob du bereits ein Zugbillet ans Cupfinal im Sack hattest. Fussball kann für die verschiedensten Leute verdammt fies sein. Das zumindest ist beruhigend.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

So, nun halte ich es an der Zeit, auch mal wieder meinen Senf dazu zu geben.

Dass der FC Gossau diese Saison freiwillig absteigt, ist wirklich sehr schade. Die aktuelle Mannschaft - so scheint es mir - hat Potential. Könnte sie mehrheitlich zusammengehalten werden und würde sie punktuell auf ein paar Positionen verstärkt, wäre der Ligaerhalt nächste Saison sicherlich realistisch. Schade ist der Abstieg auch deshalb, weil ich nach wie vor der festen Überzeugung bin, dass in Gossau eine tolle Fankultur herangewachsen wäre in den nächsten 3, 4 Jahren Challenge League. Ich könnte mir gut vorstellen, dass der FC G bei einem Mittelfeldplatz in der Challengue League auf einen Zuschauerdurchschnitt zwischen 600 und 1000 kommen könnte (1000 an schönen Sonntagnachmittagen).

Der Entscheid des Vorstandes ist für mich aber absolut nachvollziehbar. Denn die müssen sich - wie auch die Gossau-fen - ebenfalls in einem Hamsterrad gefühlt haben. Sportlich läuft es miserabel und als ob das nicht schon genug wäre, kommt noch der Wettskandal dazu. Ein Neu- oder besser noch Umbau des Stadions ist bei der bürgerlichen Gossauer Politik auch nicht in Sicht. Hinzu kommt die Tatsache, dass viele Gossauer nicht viel für einen lokalen Challenge League Verein übrig haben, denn a) ist der grosse FC St.Gallen doch viel cooler, denn dort hat es bequeme Sitzplätze mit lustigen grünen Fähnchen, die man auf Kommando schwenken darf wie eine Horde Psychiatrieinsassen nach einer Elektroschocktherapie und b) hat es dort andere Teenies im Espenblock, mit denen man vor dem Spiel heimlich ein Bierchen kippen und lustige neue ultrakrasse Ultragruppierungen gründen kann. (Ich will mit dieser Aussage nicht den wahren, langjährigen FC SG-Fans vor den Kopf stossen, aber es gibt in Gossau einfach viele Leute, die aus den obengenannten Gründen an Matches des "Grossen Bruders" pilgern.)

So, nun also nächste Saison Schötz, Zofingen (wenn sie denn nicht absteigen) und Emmenbrücke. Vielleicht wird es ja so kommen: Der FC Gossau verschwindet (wie vor knapp 13 Jahren) wieder in den Niederungen des Amateurfussballs und steigt dann plötzlich wieder aus der Versenkung in die Challenge League auf. Falls sie dann noch Challengue League heisst und noch keinen chinesischen Namen erhalten hat, denn chinesisch soll ja dereinst mal die neue Weltsprache werden. Vielleicht verfügt Gossau in 10 Jahren sogar über ein kleines schmuckes Kleinstadion, wer weiss?

Persönlich freue ich mich auf jeden Fall gegen die Derbys gegen die U21 von St.Gallen (wenn sie denn wie Zofingen nicht absteigen) und gegen die "Millionarios" des SC Brühl. Und wer weiss, vielleicht gibt es noch den einen oder anderen Cup-Match gegen einen Höherklassigen.

Ich habe fertig. Man sieht sich.

C.G.

gossau-fen hat gesagt…

Endlich hattest du wieder Zeit :-) Dieser blog braucht deine tollen Kommentare vermisst, was du mit obigem Text wieder bewiesen hast.

Deine Worten ist nichts hinzuzufügen.