Montag, August 09, 2010

FC Gossau : YF Juventus Zürich 1:3

1.Liga
Stadion Buechenwald
350 Zuschauer

Was für bewegte Tage dies sind. In Moskau stöhnen die Leute über mörderische Hitze und Waldbrände. In Bundes-Bern sorgen ein kleiner Appenzeller und ein eloquenter Zürcher für mächtig Thouwabohu. In Gossau bereitete man sich währendesen emsig auf das erste Heimspiel der Saison vor.

Karl Schmucki, Pressechef des FC Gossau, brachte die Gefühle der Anhänger im Matchprogramm präzise auf den Punkt. Die Fans des Fürstenländer Fussballverein dürsten nach Siegen und einer einsatzwilligen Mannschaft, so das Ehrenmitglied des FC G. 42 Niederlagen mussten die Anhänger in den letzten beiden Jahren miterleben. Eine Bilanz, die sogar die Teilnahme der französischen Nationalmannschaft an der vergangenen WM wie eine Erfolgsgeschichte aussehen lässt. Als Historiker und Mitglied der bayrischen Benediktinerakedemie kennt sich Schmucki auch in der Geschichte seines Fussballclubs aus. Seit dem erstmaligen Aufstieg 1971 spielten die Blau-Weissen mehrheitlich in der 1.Liga, es ist sozusagen die "Stammliga" des FC Gossau.

Das erste Spiel nach dreijähriger Absenz in dieser Spielklasse bescherte den Gossauern gleich einen harten Brocken. Mit dem Fusionsverein SC Young Fellows Juventus gab sich gleich ein Aufstiegsfavorit die Ehre. Bei wechselhaften Bedingungen schauten sich diese Begegnung nur 350 Zuschauer an. Darunter fast die komplette 1.Mannschaft des SC Brühl. Die Stadt-St.Galler durften am Vortrag ihrerseits annähernd 1'000 Fussballfreunde zum Ligauftakt begrüssen. Ob sich die Grössenverhältnisse in der Gallus Stadt wieder zu Gunsten der "Kronen" entwickeln?
Den FC Gossau betrifft dies nur am Rande. Der NLB Absteiger kämpft in der nächsten Saison vorallem um sportliche Wiedergutmachung und den Klassenerhalt. Der Start in dieses Unternehmen verlief durchaus gelungen. Das kreative Mittelfeld um Jan Berger und Norbert Frrokaj stellte die Zürcher einige Male vor grosse Probleme. Die Zuschauer sahen endlich wieder einmal leidenschaftlichen Fussball einer Gossauer Mannschaft. Das Glück war beinahe perfekt, als in der 41.Minute der starke Enzo Todisco einen Foulelfmeter rausholte. Der Kosovare Frrokaj verwandelte diesen in der Folge tadellos. Leider kassierte das Heimteam kurz darauf zum psychologisch ungünstigsten Zeitpunkt den Ausgleich. Der Treffer fiel in der 45.Minute nach einer Unstimmigkeit im Gossauer Abwehrbereich.

Eigentlich hätte man nun den Ort des Geschehen verlassen sollen. Es wäre ein schöner Nachmittag gewesen. Keine Sicherheitsdienste vor dem Stadioneingang, toller Fussball des Lieblingsvereins, nette Gespräche bei einem Bier. Man hätte sich zuhause vor dem Fernseher das Debakel des grossen Kantonsrivalen in Thun anschauen können. Es wäre ein geruhsamer Sonntag gewesen.
Es kam allerdings anders. In der zweiten Halbzeit gewannen die Gäste die Überhand. Vorallem Luca Dimita, der vor zwei Jahren eine kurze und ziemlich erfolgslose Zeit beim FC Gossau erlebte, schickte die Gossauer Abwehr das eine oder andere Mal in einen Schwimmkurs. In der Offensive blieben die Fürstenländer zwar ab und an gefährlich. Die Defensive erinnerte allerdings in dieser frühen Phase der Saison eher an handelsüblichen Schaumstoff, als an Granit aus dem Baumarkt.

Das 1:2 in der 62. Minute und das 1:3 mit dem Schlusspiff bescherte Gossau schlussendlich Niederlage Nr. 43.
Der Saisonauftakt verlief mit der Cup-Niederlage und dem verlorenen Duell mit Young Fellows Juventus alles andere als Berauschend. Trotzdem ist nun eine Grosse Depression fehl am Platz. Die junge Mannschaft zeigte gute Ansätze, und gerade in der Offensive scheint durchaus Potential vorhanden. Da hat das Team um Sportchef Adi Keller, trotz finanziellem Engpass, sicherlich gute Arbeit geleistet. Einige Spieler müssen allerdings ihre 1.Liga Tauglichkeit erst noch beweisen, dafür haben sie aber gewiss noch einige Wochen Zeit..

Der strömende Regen beim Verlassen des Sportplatz passte wieder einmal zur Gefühlslage. Obwohl diese Witterung auch nach Moskau gehört hätte, oder zur Befindlichkeit in der Schweizer Hauptstadt. Vielleicht auch noch in den Westen von Gossau's Nachbargemeinde.

5 Kommentare:

Dänu hat gesagt…

Hoffen wir, dass diese Saison besser läuft als die letzte. Man darf gespannt sein.

Ach ja, gibts eigentlich auch grosse Appenzeller? ;-)

gossau-fen hat gesagt…

man darf tatsächlich gespannt sein...ich lass mich mal überraschen. bis anhin war ich zu saisonbeginn immer optimistisch, was bekanntlich nicht wirklich toll rauskam.

grosser appenzeller? ja da kommt mir auch höchstens der Säntis, oder der Kronberg in den sinn :-)

Anonym hat gesagt…

doch, ICH sollte dir beim stichwort "grosse appenzeller" in den sinn kommen!:-) gut, wahrscheinlich habe ich dir nie gesagt, dass ich "reinrassiger" appenzeller bin. sogar mit bürgerort appenzell. diese tatsache hat sogar dazu geführt, dass ich als drittklässler an der landsgemeinde mitmachen durfte. zuerst im gottesdienst, dann am umzug und anschliessend an der landsgemeinde selber. und zwar als sogenannter junker. jede rhode, d.h. jedes geschlecht(= jeder nachname) stellt drei männliche (was auch sonst) personen, die die landsgemeinde in einer tracht begleiten. dabei musste ich eine tracht tragen, in welcher ich mit meinem napoleonhut und meinem säbel aussah wie... ja eigentlich wie napoleon selbst. und heute messe ich trotz dieser gene stolze 1.89m.

gruss c.g.

ps: es hat jetzt zwar überhaupt nichts mit diesem bericht zu tun, aber ich möchte bzw. kann es trotzdem nicht unterlassen, einen leserbrief aus der heutigen tagblatt-ausgabe (12.8.2010) abzuschreiben:

m.t. aus gossau:

kaum zu glauben

man kann es kaum glauben, dass dies möglich ist! vor allem, wenn man am montag auf der titelseite vom ansinnen informiert wird, ob der fcsg nun mit steuergeldern saniert werden soll. ein fussballclub, der gute leistungen erbringt, hat eine genügend grosse lobby, um sponsoren zu finden. das ist ja wohl leistungsabhängig, behinderte dagegen, die täglich grosse leistungen erbringen müssen, um das leben zu meistern, haben ja keine lobby! sollen doch weiter die kassen von banken, sportclubs usw. mit öffentlichen mitteln gestopft werden, wohingegen bei invaliden und arbeitslosen der gürtel immer enger geschnürt wird. bei dieser vorbildhaltung unserer politik muss es uns nicht wundern, wenn dem volk jegliche moral abhanden gekommen ist!

gossau-fen hat gesagt…

hehe du wirst lachen, an dich hab ich sogar noch gedacht. wusste aber nicht, dass du tatsächlich ein 100prozentiger bist :-).
bei deinen vorfahren scheint also alles richtig gelaufen sein :-))

guter leserbrief, überraschend das so eine meinung aus gossau kommt;-)

Anonym hat gesagt…

ja, mich nimmt auch wunder, was all diejenigen leute zur (erneuten) rettung des fc sg denken, die in den anderen ecken des kantones wohnen. all die sarganser, wiler, rapperswiler, wattwiler. denen wird das wahrscheinlich noch saurer aufstossen als den unmittelbaren einwohnerinnen und einwohnern in und um die stadt st.gallen.

übrigens, heute stand in der zeitung die todesanzeige von jakob "köbeli" schäfler. war früher ein riesenfan des fc gossau`s. stand während den 90er-jahren bei heimspielen während der pause mit einem grossen fc gossau fahnen vor die fankurve und machte sein unverkennliches "zige-zage-zige-zage-hoi-hoi-hoi". er möge in frieden ruhen.

c.g.