Montag, Oktober 18, 2010

FC St.Gallen U-21 : FC Gossau 3:0


1. Liga
Stadion Espenmoos
250 Zuschauer

Es gab schon oft unkluge Entscheidungen in der Geschichte der Menschheit. Es war sicherlich nicht gerade schlau, als Zar Alexander im 19. Jahrhundert Alaska für einen läppischen Betrag an die Amerikaner verkaufte. Das Gegenteil eines genialen Schachzuges bewerkstelligte auch die Plattenfirma, welche die Beatles mit der Begründung ablehnte "Gitarrenmusik sei am Aussterben". Ebenfalls nicht wirklich durchdacht war es an diesem Samstag die Degustationshallen der Olma für ein Fussballspiel zu verlassen.

Das Espenmoos erscheint mittlerweile ziemlich seelenlos. Nur noch die muschelförmige Haupttribüne ist vom altehrwürdigen Bau übriggeblieben. Ansonsten wirkt die Stätte, die jahrzehntelang ungeahnte Emotionen beim Ostschweizer Publikum auslöste, wie ein normaler Sportplatz. Beim Eingang stehen ein paar Ordner mit FC St.Gallen Stadionjacken und verkaufen Tickets an das spärlich erschienene Publikum. Die meisten Zuschauer kommen erst kurz vor der Partie. Einigen sieht man durchaus an, dass sie zuvor am regionalen Bier nicht nur genippt haben. Ob es dem Alkohol geschuldet ist, dass eine ältere Dame dem kleinen Haufen Gäste-Fans ein wütendes "Scheiss Gossau" entgegen raunt? Ansonsten herrscht alledings eine friedliche 1.Liga Atmosphäre. Ein Groundhopper knipst einige Fotos, und in der angrenzenden Boccia Bar wird der erste Glühwein der Saison verkauft. Arg verlassen sieht die Tribüne aus. Wo früher die St.Galler Cervelat Prominenz böse Schimpfwörter Richtung Schiedsrichter schrie, verlieren sich heute nur gerade 250 Zuschauer. Darunter etwa 50 hartgesottene Anhänger der Grün-Weissen. Genau wie ihr Fanionteam kämpft auch die Nachwusmannschaft der Stadt-St.Galler gegen den Abstieg. Dasselbe gilt für die 1.Mannschaft des FC Gossau. Trotzdem herrscht beim Anhang auf beiden Seiten keine wirkliche Derby-Stimmung. Manch einer scheint in der herbstlichen Kälte dem kühlen Getränk in der überfüllten Messehalle nachzutrauen. Ein Vorstandsmitglied der Blau-Weissen zeigt sich ebenfalls wenig euphorisch. Die Tatsache, dass der Gastgeber auf mehrere NLA-erfahrene Akteure setzt lässt ihn Schlimmes befürchten. Das 1:0 für die Heimmanschaft kommt daher etwa ähnlich überraschend, wie Messe-Rabatt auf eine Waschmaschine.

Zielsicher und präzise, wie die Bohrmaschine beim Gotthard Durchschlag spielte das Heimteam. Eine Ärzte-Serie im deutschen TV ist spannender als der Verlauf dieser Partie. Die Gäste zeigen wieder einmal ihr schlechtes Gesicht. Die Mannschaft des NLB Absteiger scheint eine gespaltene Persönlichkeit zu haben. Einmal der erfolgreiche Dr. Jekyll, ein anderes Mal der Angst einflössende Mr.Hyde. Wären die Ausstellungs-Hallen nicht in Kürze geschlossen worden, hätten wohl einige Gossau Fans diese Rückzugs-Möglichkeit in Erwägung gezogen. Nach dem 2:0 durch die Espen wird ein Punktgewinn für die Blau-Weissen genau so realistisch wie ein dunkelhäutiger Capo bei Lazio Rom. Die Anhänger der Nachwus-Kicker feiern nun lautstark ihre auftrumpfende Mannschaft. Der Lieblingsverein wird gefeiert, und das Führungskonstrukt der Betriebs AG in Gesängen verflucht. Das 3:0 folgt.

Nicht gerade Alaska ist für die Gossau Anhänger verloren, aber doch ein wichtiges Spiel. Entäuscht, depremiert und wahrhaft ernüchtert verlassen die Gossauer Supporter den Ort der bitteren Niederlage. Es kann daher nicht verwundern, dass sie in die nächstgelegene Bar flüchten. Es muss einiges nachgeholt werden...

PS: Foto Stecki

4 Kommentare:

Sascha Hehn hat gesagt…

netter link :-)

J hat gesagt…

tja. dumm gelaufen ;-)

Dani R. hat gesagt…

Du... ging es nicht 3:1 aus?

gossau-fen hat gesagt…

ja wer weiss, vielleicht gings tatsächlich 3:1 aus. wer weiss das noch so genau.