NLA/NLB Barrage Rückspiel
Stadion Espenmoos (letztes Spiel)
11'300 Zuschauer (ausverkauft)
Marc Zellweger sitzt frustiert und weinend auf dem Rasen des Stadion Espenmoos, währenddesen der Argentinier Gelabert wutentbrannt Jagd auf rücksichtlose Fotografen macht. Im Publikum einfach nur Stille, ungläubig schauen die Zuschauer auf die jubelden Tessiner Fans und Spieler. Tränen sieht man nur wenige, man hört aber leise Flüche gegen Fröhlich und Co. oder Gemurmel von zukünftigen Spielen gegen den FC Gossau oder den FC Wil.
So verharrt die Stimmung einige Minuten, ein äusserst merkwürdiges Schauspiel. Vor der Südkurve, wo die treusten St.Gallen Fans sind, steht schon seit der 82.Minute eine Grossaufgebot der Polizei. Eine sonderbare Szenerie. Vorne versuchte der FC St.Gallen mit letzter Kraft doch noch die Wende herbei zu führen, während sich ein Teil des Fansektors schon längst durch das übertriebene Polizeiaufgebot provoziert fühlte.
"Zelli, Zelli" ertönte es von der Südtribüne, als sich der langhaarige St.Gallen Verteidiger aufrappelte und Richtung Südkurve schleicht. Gänsehaut-Gefühl! Zellweger bahnt sich den Weg durch die Polizisten Richtung Fans, ein unwürdiger Abschluss für das Espenmoos, nicht nur wegen dem Abstieg. Kopfschütteln über den Polizeieinsatz, nicht nur in der Südkurve.
Auf der Gegengerade reissen Souvenierjäger grüne Sitzschalen raus, trotz aller Entäuschung über den Abstieg ihres Klubs wollen sie scheinbar noch eine Erinnerung an das alte Stadion mit nach Hause nehmen. Einige Jugendliche sind auf der Suche nach allem was nicht niet und nagelfest ist, Mülltonnen oder Gitter-Abschrankungen werden weggetragen.
Im Festzelt hinter dem Stadion spielt eine Ostschweizer Musikband, vor einigen wenigen Unentwegten, auch dies eine äusserst merkwürdige Szenerie. Wieso sagte man diesen Auftritt nicht kurzerhand ab? Mittlerweile hat sich der Fansektor der Grün-Weissen ein wenig geleert, trotzdem sind es immer noch sehr viele, die im Stadion ausharren wollen. Es werden vereinzelt irgendwelche Wurfgegenstände, Richtung Polizei geworfen. Die Wut der Fans über den Abstieg und über den Aufmarsch der Polizei-Grenadiere ist noch längst nicht verflogen. Die Leiter des Einsatzes scheinen ratlos, mit Megaphonen koordinieren sie das Vorgehen ihrer Leute, ein bestimmtes Konzept ist nicht zu erkennen.
Was geht bei solch einer Polizeiaktion durch die Köpfe der treuen St.Gallen Fans. Jahrelang besuchten sie die Spiele ihres FCSG und dann beim letzten Spiel im Espenmoos, beim Abstieg ihres Vereins, für einige der bitterste Moment ihres Lebens, steht eine gepanzerte Menschenkette vor ihnen. Wahrscheinlich Menschen die keine Ahnung von Fussball haben. Noch nie mit einem Verein mitgelitten haben. Sich nicht bewusst sind, dass das Espenmoos die Seele des Vereins ist.
Man erblickt Leute, die sich mit grossen Plastiktaschen Richtung Ausgang aufmachen. Der FC St.Gallen verschenkte in diesen Taschen Teile des Espenmoos-Rasens. Die Verantwortlichen wollten so verhindern, dass Fans nach Spielschluss den Rasen stürmen. Woher der vermeintliche Rasen allerdings stammt bleibt unklar…Vielleicht vom Trainingsplatz, man weiss es nicht.
Draussen vor dem Rest.Espenmoos hat sich ein weiteres Polizeiaufgebot formiert, einige St.Galler Fans liefern sich das übliche Geplänkel mit den Blau-Uniformierten. Die "Beizer" rund um das Stadion lassen sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Beim letzten Spiel im Espenmoos wollen sie nochmals richtig Umsatz machen. Das "Frust-Bier" fliesst in Strömen, ab und an hört man ein "huere Saugoofe" oder "wa verastaltet eigentlich die choge Polizei, und alles mit üserne Stüürgelder".
Wir machen uns auf den Nachhauseweg, ein letzter Blick auf das altehrwürdige Stadion. Man sieht Rauch, man hört es Krachen, tumultartige Szenen auf der Tribüne. Was ist da nur los? Im Radio vermeldet eine sensationslüsterne Stimme, dass es im Espenmoos zu massiven Randalen und Ausschreitungen gekommen sei, die Polizei musste Tränengas und Gummischrott einsetzen. Am Tag nach dem St.Galler Abstieg aus der NLA berichtet mir ein sehr besonnener Kollege, dass auch er Tränengas abgekriegt habe, und sein Gesicht immer noch "brenne". Er überlege sich ernsthaft einen Leserbrief über den übertiebenen Polizeieinsatz zu schreiben.
Ein unwürdiger Ablschluss für dieses Stadion, sportlich und auch sonst….
(Dieser Bericht beschreibt die subjektive Wahrnehnehmung, der Geschehnise, durch den Autor)
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