"Schrieb doch au emol öpis über mi, aber öpis positivs!" meinte gestern der FC Winkeln Goalie Tobias Martin zu mir. Gesagt, Getan.
Torhüter gelten gemeinhin als Leute mit einer kleinen, mit Verlaub, "Macke". Schon alleine die Tatsache, dass sie sich überhaupt zwischen die Pfosten stellen, zeugt von einem speziellen Charakter. Held oder Versager, dazwischen gibt es für einen Torwart nicht viel. Mich haben die Goalies immer speziell fasziniert, es gibt so viele schöne Geschichten über die "Herrscher" im Strafraum. Natürlich denkt man zuerst an Oliver Kahn und seine diversen Aussetzer, z.b das grandiose Tor mit den Fäusten im Strafraum von Hansa Rostock oder natürlich seine Beiss-Attacke gegen den armen Heiko Herrlich. Andere besondere Exponenten mit der Nummer 1 auf dem Rücken, waren oder sind sicher Rene Higuita, der gerne dribbelnderweise jeweils bis zur Mittelline vordrang, und heute sein Geld in Kokain und Schönheitsoperationen investiert, oder auch ein Jörg Stiel und ein Fabien Barthez sind solche einzigartigen "Typen".
Noch fazinierender als die Nr. 1, ist allerdings der Mann dahinter, die Nr. 12 oder Nr. 22. Genauer gesagt der Ersatztorhüter. Sie haben kaum Einsatzchancen, können höchstens leise auf eine Verletzung des Stammtorhüters "hoffen", ansonsten sitzen sie frustiert auf der Ersatzbank und machen Gute Miene zum bösen Spiel. Getränkeflaschen holen, ausgewechselte Spieler abklatschen, Kaugummi kauen und in der Pause kurz zum "chügele" aufs Feld...mehr gibts meistens nicht zu tun.
Wenn es um Geschichten über Ersatztorhüter geht, denke ich gleich nochmals an Oliver Kahn, keinem anderen Reservespieler sah man besser an, welch "Freude" im das Dasein als Ersatzmann bereitete. Ich will nicht wissen, was er Jens Lehmann vor der WM'06 alles an den Hals gewünscht hat.
Einer seiner Vorgänger im DFB Team, war Uli Stein, dieser interpretierte die Erstatztorhüter-Position ganz neu und setzte sich rauchenderweise auf die Ersatzbank. Desweiteren nannte er Teamchef Franz Beckenbauer abfällig einen "Suppenkasper" und daraufhin wurde er von selbigem nach Hause geschickt.
Es gibt aber neben den aufmüpfigen und frustrierten Ersatzmännern auch die Anderen, die hilfsbereiten, vereinstreuen und guten Seelen im Club, vielfach auch als ewige Nr.2 tituliert. Auch hier gibt es einige Beispiele, Sven Scheuer war gefühlte 197 Jahre Ersatztorwart bei Bayern München, stets loyal zur jeweiligen Nr. 1, und trotzdem wurde er nach einer "Beizentour" mit dem Kollegen Mario Basler, blöderweise auch noch während der Reha, vom FC Bayern entlassen, aber auch in der Schweiz gab oder gibt es diese typische Nr. 2. Bei St.Gallen war es in der Meistersaison Thomas Alder. Sicher hätte er es als Stammtorhüter nie in die NLA geschafft, als Nr.2 war er aber der ideale Mann. Ansonsten denke ich beim Begriff helvetische Erstatztorhüter, sofort an Peter Kobel, Stefan Knutti oder während der EM'08 hoffentlich an Pascal Zuberbühler.
Der FC Winkeln hat natürlich auch 2 Torhüter im Kader. Beide sind stark auf der Linie, beides sind gute 2.Liga Torhüter, nur leider darf auch bei Winkeln nur ein Mann in den Kasten und dieser heisst meist nicht Tobi Martin. Trotzdem ist er einer dieser loyalen und zuverlässigen Torhüter die ich oben beschrieben habe, sozusagen der Sven Scheuer des St.Galler Quartierverein. Ab und an kommt er dann aber doch zum Einsatz und verrichtet seine Sache meist mit Bravour. Legendär seine Aussage nach einem Cupspiel in Münchwilen, wo er bei einem Tor, naja wie soll ich sagen, nicht sehr glücklich aussah. Jedenfalls meint er nach dem Spiel euphorisch: "Hüt bini aber gut gsi, oder?! Natürlich war Tobi Martin in Münchwilen gut, auch in Flums beim entscheidenden Cup Spiel war er gut, aber trotzdem wird er, so wie es ausschaut, wieder als Nr. 2 in die Saison gehen, aber denoch wird er für den Verein wieder imens wichtig sein. Nicht nur bei seinen Einsätzen im Tor, die er im Verlauf der langen Saison sicher haben wird. Nein, auch ausserhalb. Er ist ein Spieler der sich mit dem Verein indentifiziert, der sich für den Club einsetzt und der sich über solche Sachen, wie das vergessene Abfüllen von Getränkeflaschen herrlich aufregen kann.
Tobi, deine Einsätze werden kommen, bestimmt! Du musst deinen Trainer nicht mal als "Suppenkasper" bezeichnen.
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