Montag, April 02, 2007

Schweiz : Kolumbien








1 : 3
Freundschaftsspiel

Orange Bowl
Miami
16'000 Zuschauer

"Good Luck today" ein Sicherheitsbeamter im Orange Bowl Stadion gibt uns ein paar nette Worte für das Spiel mit. Wir haben uns etwa 3 Stunden vor dem Spiel ins Stadion geschlichen und machen einige Erinnerungsfotos auf dem Rasen. Die Sicherheitsleute halten uns augenscheinlich tatsächlich für Spieler des Schweizer Nationalteams, gut ist schon klar solch "witzige" Schnappsschüsse wie z.b. jemand im Tor nach einem imaginären Ball hechtet, genau solche Fotos fehlen den Herrn Zuberbühler und Co. in den heimischen Fotoalben. Nebenbei kommen wir übrigens auch noch auf die glorreiche Idee, ein grosses "Apfelbitzgi" hinter einem Torpfosten zu deponieren. Mal schauen wie lange das dort bleibt?

Orange Bowl, ein legendäres Stadion. Hier rannte schon Bud Spencer "prüglenderweise" durchs Stadion und Rudi Völler schoss, in einer seiner letzten Glanztaten, 1994 Deutschland gegen Belgien ins WM Viertelsfinale. Schiedsrichter damals übrigens ein gewisser Kurt Röthlisberger, wer kennt ihn nicht....?

Mittlerweile ist das Orange Bowl schon ziemlich baufällig, aber genau dieser Umstand macht den besonderen Charme dieses Stadion aus. Leider wird beim heutigen Spiel nur die Gegentribüne für die"normalen" Zuschauer geöffnet auf der Hauptribüne nehmen einzig die älteren Herren vom Schweizer Fussballverband Platz. Sie legen wahrscheinlich bei ihrer momentanen "Pleiten,Pech und Pannen" Strategie wert darauf, einen gebührenden Abstand zu den mitgereisten Fans einzuhalten.
"Das Sujet wäre ein prima Aufmacher für die morgige Ausgabe des "Blick"!" meint jemand von uns. Die passende Überschrift: "Die einsamen Herren vom SFV!" Tatsächlich finden wir das Foto mit dem Zloczower und seinem Kumpan Lämmli in der prallen, und für diese älteren Herren sicher überaus ungesunden Sonne von Florida, tags darauf auf der Homepage des Boulevardblattes.

Kolumbianer gibt es viele in Miami, Bogota liegt nur etwa 3 Flugstunden entfernt, dieser Umstand macht den Staat Florida zum beliebten Auswanderungsziel.
Schon zwei Stunden vor dem Spiel, strömen die Südamerikaner euphorisch ins Stadion und bejubeln ihre Spieler schon beim Aufwärmen enthusiastisch. Bei den Schweizer Fans ist die Stimmung eher nicht so toll, die Spieler zeigen sich wieder mal von der besten Seite und würdigen die Mitgereisten keines Blickes, einzig Köbi Kuhn grinst ein wenig in den Block und begutachtet mit einem Lächeln das "Zubi Raus-Zibun Rein" Transparent im Schweizer Block.

Eigentlich hätten wir nicht einmal unsere Zaunfahne aufhängen dürfen, Turniersponsor sei Dank.
Ein junger FIFA Funktionär, desen Vater irgenwie eine hohe Position beim mexikanischen Fussballverband inne hat, gibt uns aber mit dem Hinweis, dass er Werbung sowieso hasse, die Erlaubnis das Teil aufzuhängen. Au, Au, Au wenn das der Sepp aus dem Wallis gehört hätte.

Später kommt unser Quoten-Berner mit dem jungen Mexikaner noch länger ins Gespräch. Der Mittelamerikaner verspricht ihm sogar Gratis Getränke in der Pause. Schlussendlich nimmt er dann doch lieber eine junge Kolumbianerin zum Pausen Téte a Téte mit....wer wills ihm verübeln?
Das Spiel beginnt, und nach 5 Minuten schenkt uns der sogenannte "Aufbaugegner" schon mal das 1:0 ein. Die kolumbianischen Fans feiern ausgelassen, den verduzten amerikanischen Polizisten ist dies sichtlich unangenehm, sicherheitshalber prüfen sie ob die Pistole auch gut sitzt. Alex Frei verschiesst in der 39.Minute einen Elfmeter, fragwürdigerweise darf er diesen nochmals wiederholen und nutzt diese Chance prompt. Mit einem unverdienten 1:1 geht die Schweiz in die Pause. Die "Nati" Spieler sind jetzt schon sichtlich Müde, die Hitze macht ihnen zu schaffen. Eine äusserst lobenswerte Planung das Spiel auf 13.30 Ortszeit anzusetzen. Übrigens, das "Apfelbitzgi" liegt immer noch gut sichtbar hinter dem Torpfosten, den kolumbianischen Torwart scheint das Obstrest nicht irritiert zu haben.
Wir trinken gegen die Hitze ein "preisgünstiges" Stadionbier, das uns freundlicherweise von unserem Mitreisenden aus dem Appenzellerland offeriert wurde. Wahrscheinlich die teuerste Runde seines Lebens.
Die Kolumbianer dagegen scheinen die Preise nicht abzuschrecken. Das ganze Spiel hindurch bilden sie lange Schlangen vor den Kiosken, auch hier auffallend wie erschreckend wenig sich ein paar Leute für das eigentliche Spiel interessieren. Das allgemeine amerikanische Desinteresse am Soccer scheint sich auf einige Emigranten bereits abgefärbt zu haben.

Hälfte 2. Die älteren Herren von der Verbandspitze scheinen noch keinem Hitzeschlag erlegen zu sein, jedenfalls leuchten gegenüber immer noch zwei sonnenverbrannte Köpfe auf der Tribüne. Sofern sie das Spiel überhaupt noch wahr nehmen, haben sie sicher keine Freude am Gekicke ihrer Fussballer. Der kommende Europameister (Hahahaha) blamiert sich bis auf die Knochen und, am Ende können die Männer in Rot-Weiss froh sein, nur 3:1 verloren zu haben. Ach ja, Zubi befördert das "Apfelbitzgi" unmittlerbar nach dem 2:1 für Kolumbien aus seinem Gehäuse. Schade....

Unserem Appenzeller wird noch, vor seinen Augen, die Schweizer Fahne geklaut. Nein, Nein nicht wie man denken könnte von einem heissblütigen kolumbianischen Fan. Die Übeltäterin stellt sich als Auslands-Schweizerin heraus, als sie daraufhin von ihm zur Rede gestellt wird, entgegnet sie beleidigt: "Genau, wegen Leuten wie ihnen bin ich aus der Schweiz abgehauen!" Aha, alles klar auch diese Person scheint schon ein wenig von der amerikanischen Mentalität abbekommen zu haben, nach dem Prinzip "Ich nehme mir alles was ich kriegen kann, egal ob Länder, Öel, Burger oder Fahnen....

Wir verabschieden uns von diesem herrlichen Stadion, draussen wird noch ein wenig mit den freundlichen kolumbianischen Fans geplaudert, einzig unserem Luzerner wird noch kurz bewusst, dass wir uns hier im berüchtigten Quartier "Little Havanna" befinden.
Die Florida-Reise unserer Nationalmannschaft nimmt mit diesem Spiel ihr Ende. Insgesamt ein total missglückter Ausflug, der völlig zurecht ein paar Tage später von Valeron Behrami treffend als "Schülerreisli" bezeichnet wird. Das einzige Mal, dass ich unsere Nationalspieler motiviert im Einsatz sah, war in Miami South Beach.

Es ist auch ein Wahnsinn was da den älteren Männern vom Verband alles zugemutet wurde, zuerst ein kräfteraubender "Buisness Class" Flug nach Miami, danach im Publikum mit kiffenden Jamaikanern und zuletzt in der Gluthitze von Miami. Ein Skandal, aber es ist ja Besserung in Sicht, im Sommer 2008 wird es in Basel garantiert nicht mehr so heiss sein, und für Zloczowers schwachen Nerven ist es sicher auch von Vorteil, dass sich die Schweiz bereits nach drei Spielen aus dem Turnier verabschieden wird.

Zum Schluss: Wir Fans liessen uns die Stimmung von der Harakiri Planung des SFV und dem Lustlos Auftritt unserer Nationalspieler nicht verderben. Wir hatten Spass!

PS: Am Donnerstag folgt ein Gäste-Blog auf dieser Homepage. Diesen solltet ihr nicht verpassen.




















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