Montag, April 16, 2007

"mit ganzem Herzen für den Verein"


Der FC Winkeln wurde in der Hinrunde seiner Favoritenrolle in der 2.Liga Regional gerecht. Als Tabellenführer starten sie nun in die Rückserie.

Schon mehfach bekundete ich auf dieser Homepage meine Symphatien zum St.Galler Quartierverein.

Zum ersten Ernstkampf im Jahr 2007 nun ein Interview mit dem schnellen Stürmer und erfahrenen 2.Liga Torjäger Roger Kobler. In Fachkreisen auch "Kopfballungeheuer" genannt.

gossau-gedanke.ch:
Letzten Samstag habt ihr zum Rückrundenauftakt gleich den Tabellenzweiten FC Kirchberg zum Spitzenkampf empfangen. Das Spiel endete 1:1. Was für ein Fazit ziehst du aus diesem Aufstiegsduell?

Roger Kobler:
Die gesamte Mannschaft hat sich, nach der langen Vorbereitung, sehr auf dieses Spiel gefreut. Man weiss nach der Vorbereitung ja nie so recht, wie der Stand ist, da Freundschaftsspiele nicht allzu aufschlussreich und aussagekräfitig sind, da auch viel ausprobiert wird.
Das Fazit nach dem Spiel ist sehr schwierig auszusagen, da die Partie meineserachtens von beiden Seiten nicht allzu gut war und auf beiden Seiten viele Fehler passiert sind. Für unsere doch sehr junge Mannschaft ist es psychologisch dennoch sehr wichtig, dass man auch nach diesem 1. Spiel noch an der Tabellenspitze steht, wobei jedem bewusst sein sollte, dass eine deutliche Leistungssteigerung eintreten muss, wenn man am Ende der Saison diesen Platz noch inne haben will.


gossau-gedanke.ch:
Du sprichst es an, ihr habt eine sehr junge Mannschaft. Können diese noch unerfahrenen Spieler überhaupt dem Druck eines Tabellenführers standhalten oder rechnet man im Verein insgeheim mit einem abrutschen ins Mittelfeld? Immerhin habt ihr nach
der Hinrunde zahlreiche routinierte Spieler verloren.


Roger Kobler:
Unser Verein setzt überhaupt keinen Druck auf uns Spieler aus, das Ziel Anfangs Saison wurde seitens des Vereins so ausgegeben, dass man vorne mitspielen will. Intern ist es aber ganz klar unser Ziel den sofortigen Wiederaufstieg in die 2. Liga Interregional zu realisieren, wobei es sicher kein einfacher Weg wird.
Das Gros der Mannschaft besteht zudem immer noch aus vielen erfahrenen, älteren Spieler, die sicherlich gefordert sind, die junge Mannschaft zu führen. Mit den Abgängen von Torwart Ralph Rechsteiner und Mittelfeldstratege Christoph Noser haben wir jedoch ganz sicherlich 2 Leute verloren, die für den Fussball leben und immer den Erfolg suchen. Diese Lücken müssen wir nun mit eigenen jungen Spielern aus unserem Verein schliessen, wobei sicherlich Geduld gefragt sein wird. Am Samstag spielte Michael Herde, Jahrgang 1990, seine ersten Minuten in der 2. Liga und hat seine Sache sehr gut gemacht.


gossau-gedanke.ch
Der FC Winkeln liegt mir persönlich u.a. aus diesen Gründen am Herzen, die du gerade erwähnt hast. Bei diesem Verein wird noch auf die eigene Jugend gesetzt, so wie es sich in meinen Augen für einen ordentlichen Amateurverein auch gehört. Letzte Saison habt ihr in der 2.Liga Interregional gespielt, auch gegen Vereine die Geld in Spieler investieren und auch aggressive Abwerbungsversuche bei anderen Vereinen starten. Siehst du eine Problematik dahinter und als zweiter Punkt wie ist das spielerische Gefälle 2.Liga Interregional und 2.Liga Regional?


Roger Kobler:
Es ist sicherlich so, dass in der heutigen Zeit Vereinstreue immer selten zum Vorschein kommt, wobei es gottseidank auch immer noch Ausnahmebeispiele gibt. Die Zukunft wird aber sicher nicht einfacher. Ich selber spiele nun seit nunmehr 9 Jahren beim FC Winkeln und habe meinen Verein gefunden. Wir sind wie eine kleine Familie. Man kennt sich noch...Leider ist es aber heute so, dass sehr viele Leute kommen und gehen, das ist auch in letzter Zeit bei unserer Mannschaft der Fall, was mir selber überhaupt nicht zusagt. Im Fussball ist sicherlich immer noch das wichtigste, dass die Leute mit ganzem Herzen für Ihren Verein spielen und nicht denken, wenn wir halt nicht auf- oder dann sogar absteigen,wechsle ich halt mal den Club. Zudem ist es so, dass viele Spieler heute auch immer wieder mit Spesen geködert werden um den Verein zu wechseln und gerade junge talentierte Spieler mit werden mit dieser Gangart "versaut".

Zum Unterschied der 2. Liga und der 2. Liga Interregional muss ich sagen, dass es doch ein Riesenschritt ist, alles ist professioneller. Dies wurde uns auch die letzte Saison zum Verhängnis. Wir waren Anfangs der Saison vielfach überfordert und jeder noch so kleine Fehler wurde ausgenutzt, was in der Regional halt nicht immer gleich bestraft wird


gossau-gedanke.ch
Mit diesen Worten zur Vereinstreue sprichst du vielen Fussballfans direkt aus dem Herzen. Deine Worte in Fussballprofis Ohren :-)
Mit kämpferischen Effort Leistungen habt ihr trotzdem, in der letzten Saison, den einen oder anderen Punkt gegen grössere und finanziell stärkere Vereine geholt. Nun seid ihr nächsten Dienstag beim wichtigen Cupspiel, gegen den Drittligisten Münchwilen, der Golliath und die Spieler des Heimteams der David. Bei einem Sieg wäre man nur noch ein gewonnenes Spiel von der 1.Cup Hauptrunde entfernt. Ihr könntet dann auf Gegner wie den FC St.Gallen oder den FC Wil treffen. Welche Bedeutung misst du persönlich diesem Spiel zu?


Roger Kobler:
Für mich persönlich ist dem Cup eine sehr wichtige Rolle zuzuschreiben, obwohl mir das System mit fast 8 Matches bis zur 1. Hauptrunde nicht sonderlich zusagt. Cupspiele sind aber immer ein Highlight, da man immer gespannt ist auf den nächsten Gegner und es unbedingt in die Hauptrunde schaffen will. So kann ich mich noch gut daran erinnern, als dies vor ca. 3 Jahren der Fall war, wo man Malcantone Agno (heute AC Lugano a.d.R.) aus der NLB auf dem Gründenmoos begrüssen durfte. Da spielten doch immerhin Regazzoni und Vailati, welche heute bei Sion, spielen. Das ist für jeden Amateurfussballer doch etwas grosses gegen höherklassige zu spielen und warum auch nicht, mal eine Sensation schaffen? Der Cup kann für kleine und finanziell bescheidene Teams zudem eine wichtige finazielle Rolle spielen, da man vielleicht das Glück hat ein Glückslos zu erwischen und die Vereinskasse mit grossem Zuschaueraufkommen zu verbessern.

gossau-gedanke.ch
Nun zu dir persönlich, es gibt Gerüchte wonach der der schnellste Stürmer der 2.Liga nach dieser Saison aufhören wird. Kannst du dazu etwas sagen und wäre eine Qualifikation zur 1.Cup Hauptrunde evtl. ein Grund für dich noch eine Saison anzuhängen?


Roger Kobler:
Diese Gerüchte sind mir auch schon zu Ohren gekommen. Es ist so, dass es bei mir jedes Jahr immer das Gleiche ist...ein hoffnungsloser Fall:-). Der zeitliche Aufwand für den Fussball mit 2-3 Trainings pro Woche und dem Spiel am Wochenende ist halt doch sehr gross. Dadurch komme ich vielfach in den Clinch mit meinem Job als Versicherungsberater bei der Winterthur und meiner kleinen Familie, der ich ja auch noch so gerne Zeit widme. An dieser Stelle möchte ich dafür vorallem meiner lieben Frau Sonja danken, welche immer sehr viel Verständnis und Geduld für mein Hobby aufbringt und mich darin unterstützt weiterzuspielen.
Der Entscheid ist noch nicht gefallen, aber ich tue mir schwer mit dem Gedanken nicht mehr ein Teil der FC Winkeln-Familie zu sein. Am Entscheid selber würde ein allfälliges Erreichen oder der Cup-Hauprunde nichts ändern, da ich entweder mit vollem Herzen weiter dabei bin und dabei sein will und es sonst aufgeben muss.


gossau-gedanke.ch
Die nächste Frage und eigentlich auch meine Schlussfrage nimmst du mir somit schon fast vorneweg. Was macht den FC Winkeln aus und was würdest du bei einem Karrierenende am meisten vermissen?


Roger Kobler:
Der FC Winkeln ist schwierig zu beschreiben...1998 als ich als A-Junior von Gossau zu Winkeln gewechselt bin habe ich den für mich wohl besten Entscheid getroffen. Ich wurde von Anfang an toll aufgenommen und habe sehr viele gute Freunde kennengelernt. Der FC Winkeln verbindet die Leute auch ausserhalb des Spielfeldes - Fans sowohl auch Spieler - man kennt sich und man schätzt sich. Der gesamte Verein unterstützt nich nur die 1. Mannschaft sondern alle Mannschaften des FC Winkeln. Niemand ist wichtig - nur der Verein zählt. Nach einem Spiel an die Bar ein Bier trinken gehen und mit den Leuten über das Spiel zu diskutieren, dieses Prozedere gehört für mich schon lange dazu.
Am meisten vermissen würde ich all die guten Freunde und die geile Zeit welche wir alle miteinander verbringen, so auch die Ausgänge nach den Spielen oder die legendären Abschlussreisen - wenn ich so am erzählen bin, kann ich mir es eigentlich doch gar nicht vorstellen nicht mehr dieser Familie zuzugehören.


gossau-gedanke.ch
Ich kann es mir eigentlich auch nicht vorstellen, dich zukünftig nicht mehr Richtung gegnerisches Tor stürmen zu sehen. Danke für das Interview und eine gute und erfolgreiche Saison und sorry das du aufgrund des Interviews den Anfang von "Sie nannten ihn Mücke" auf Kabel 1 verpasst hast ;-)

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