Sonntag, April 15, 2007

Neuchatel Xamax : FC Lausanne Sports












Stade de la Maladiere
4'550 Zuschauer
NLB
3:0

"Scheisse, echt Scheisse isch da" im breiten Thurgauer Dialekt regt sich Pascal Zuberbühler, gut hörbar für die meisten Zuschauer, über die Leistung seiner Mannschaft in den ersten 45 Minuten dieses NLB Spieles auf.
Der "statistisch beste Torwart der WM" muss sich nach der Rückkehr, von seinem missglückten England Abenteuer, wieder mit der tristen Wirklichkeit der zweithöchsten Schweizer Liga abfinden.
Der Druck auf die Equipe vom Neuenburger-See ist enorm. Der 3-fache Schweizer Meister spielt seit wenigen Wochen in einem modernen neuen Stadion, man besitzt dazu das mit Abstand höchste Budget der NLB, hinzu kommt noch ein äusserst ehrgeiziger Präsident. Ja dieser Sylvio Bernasconi weist nicht nur vom Namen her eine gewisse Ähnlichkeit zum ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten auf, populistischen Tiraden ist auch er nicht abgeneigt. Vor wenigen Wochen sorgte besagter Sylvio B., mit seinen Aussagen nach einer peinlichen 0:2 Niederlage beim Provinzclub FC Wil, für Aufregung: "In Neuenburg behandelt man die Spieler wie Könige. Sie werden gehätschelt und verhätschelt und gut bezahlt. Und was erhält man zurück? Nichts. Je mehr du gibts desto weniger erhält man zurück!"

Der Puls des Vereinspräsidenten dürfte sich nach dieser ersten Halbzeit nicht wirklich beruhigt haben. Der zweite Rang, der in dieser Liga zu Barrage Spielen gegen den Vorletzten der NLA berechtigt, ist mehr den je gefährdet. Peinlich genug das Platz 1 und der damit verbundene direkte Wiederaufstieg schon fast sicher an den Luzerner Vorort Verein SC Kriens vergeben ist. Würde man auch noch die Ausscheidungsspiele verpassen, es wäre der Super-Gau in der schmucken Hauptstadt des Kantons Neuenburg.
Matar Coly, der 21-jährige Senegalese, vergibt Chance um Chance. Erste Pfiffe ertönen aus dem, angesichts dieses Derbys gegen Lausanne Sport, spärlich gefüllten Stadion. Der Gastverein aus dem Waatland, seines Zeichens sogar 7-maliger Schweizer Meister, ist im Niemandsland der Liga angesiedelt. Finanziell befindet sich der Stammverein von Stephane Chapuisat alledings in einer weniger komfortablen Ausgangslage als Xamax und hat daher kaum Ambitionen nach oben. Die Fans zeigen trotzdem eine schöne Choreografie und singen 90 Minuten durch.
Zur Pause steht es 0:0. Ein umtriebiger Stadionsprecher veranstaltet, untemalt von Thomas Anders Musik, seine Pausenspielchen auf dem neuen Kunstrasen. Das neue Stadion ist leider auch eines dieser neuen "mehrfach nutzbaren" Stadien geworden. Nichts vermag noch an die alte, legendäre Maladiere erinnern, in der denkwürdigen Europapokal Schlachten gegen Real Madrid und den FC Bayern München geschlagen wurden.
Die Zuschauer werden, vor den Essenständen von Studenten, nach den Eindrücken zum neuen Bauwerk befragt, trotz mangelhaften Französich Kentnissen höre ich den einen oder anderen Kritikpunkt heraus, so bilde ich mir das zumindest ein.
Zur zweiten Hälte erscheint der entnervte Matar Coly nicht mehr, für ihn wurde das ewige Schweizer "Sturmtalent" Rainer Bieli eingewechselt. Diese Einwechselung macht sich bezahlt, zusammen mit seinem Sturmpartner Merenda sorgt er nun für einge Gefahr vor dem Tor der Waadtländer. Zweimal trifft Moreno Meranda innerhalb kurzer Zeit, aus dem Stadionlautsprechern ertönt passenderweise der Zucchero Hit "Baila, Baila, Baila Morena". Bieli trifft wenig später mit einer herrlichen Direktabnahme sogar noch zum 3:0. Der gute Mann ist den Tränen nahe und umarmt jeden einzelnen Mitspieler. Er selber und wahrscheinlich alle Leute im Stadion hätten ihm so einen Treffer bestimmt nicht zugetraut.
Die Zuschauer sind nun endgültig versöhnt und die Dauersinger aus der Heimkurve beschwören wieder den Aufstieg aus der verhassen NLB.
Auch Sylvio Bernasconi dürfte mit der Leistung seiner "verhätschelten und gehätschelten" Spieler, zumindest in der zweiten Halbzeit, zufrieden gewesen sein.

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