Sonntag, Januar 28, 2007

SV Wacker Burghausen : 1.FC Köln





SV Wacker Burghausen : 1.FC Köln 1:3
2.Bundesliga

Wacker-Arena
5'012 Zuschauer

Von München aus gings mit dem Regionalzug, über Mühldorf in Oberbayern, in das 18'000 Einwohner fassende Burghausen an der deutsch-österreichischen Grenze.

Der Zug ist ziemlich überfüllt mit gut gelaunten Kölnern, die uns gleich ein Kölsch in die Hand drücken. " Weisst du wir fahren hier nach Burghausen weil der Christoph Daum wieder mal ein bisschen Schnee braucht!"mit schwerer Zunge, will uns ein Kölner Fan, der wohl schon sehr lange unterwegs ist, den wahren Grund seines Ausflugs in die bayrische Provinz weismachen. In Köln scheinen die abgedroschenen Witze über die Drogenvergangenheit, ihres Trainers, immer noch sehr in Mode zu sein. Er will von uns dann noch in Erfahrung bringen, ob wir die Karten für das heutige Spiel vom "Hans-Peter" erhalten haben? Wir müssen leider verneinen, der Schweizer Ex-Köln Trainer, Hans-Peter Latour, hat uns leider keine Tickets zukommen lassen.
Seis drum, der FC-Fan dreht sich wieder von uns ab und nimmt einen Telefonanruf entgegegen: "Den Laptop besorge ich für die Hälfte, ja DSL Anschluss mach ich auch rüber....." überraschend wieder ziemlich gefasst, wickelt er im allgemeinen Fangetümmel noch einige Geschäfte ab. Gleich nachdem er wieder aufgelegt hat, gibt er aber wieder richtig Gas: "Ohne Punkte fahren wir nicht Nachhaus!" und "0:3,0:3,0:3", singend und wackligen Schrittes führt der Computer-Fachmann die Polonäse, durch den Zug, an.
Nach einem ausserplanmässig langen Zwischenhalt, in einem Kaff, kurz vor Burghausen(entsetzter Köln Fan: "Nicht mal ein Getränkecenter gibts hier!"), erreichen wir dann irgendwann doch noch die verschneite oberbayrische Stadt.

Der Verein Wacker Burghausen verdankt seine Erfolge, in den letzten Jahren, vorallem seinem Namens und Geldgeber den ortsansässigen Wacker Chemie Werken, auch der Aufschwung der Stadt Burghausen ist eng mit dem wirtschaftlichen Erfolg der Firma Wacker verknüpft, so lebten hier nach dem 2.Weltkrieg erst ca. 5000 Einwohner.

Die Wacke Arena ist heute nur spärlich gefüllt, die sibirschen Temperaturen und die ziemlich hoffnungslose Tabellenlage des Heimklubs, scheinen nicht allzu viele Burghausener vom heimatlichen Ofen hervorzulocken. Die Kölner sind mit etwa 400 Leuten angereist was, bei der momentanen Erfolgslosigkeit und dem "fantechnisch" unsinnigen Spielbeginn Freitag 18.00, gar nicht mal so schlecht ist.
Die erste Halbzeit ist eher langweilig einzig der frühere Burghausener, und seines Zeichens "ewiges Talent", Thomas Broich sorgt mit einigen gelungen Aktionen dafür, dass sein Spitzname "Mozart" wenigstens in der bayrischen Provinz nicht ganz in Vergessenheit gerät. Ansonsten läuft bei den Kölnern nicht viel zusammen, mir ist es ein Rätsel wieso Riccardo Cabanas nicht einmal im Aufgebot der Kölner steht. Fussballerisch wäre er hier wohl einer der Besten, aber er scheint nicht gerade ein Liebling des neuen Trainers zu sein.
Zur Pause steht es 0:0, man friert.

Anfangs 2.Halbzeit zeigen die mitgereisten Kölner Fans ihren grenzenlosen Optimismus, den sie trotz lange vergangener Triumphe (deutscher Meister 1978), immer beibehalten haben. "Eines Tages fahren wir nach Mailand um den FC Köln zu sehen", schreien sie, ihre Hoffungen nach baldigen Champions League Auftritten, trotzig in die klirrend kalte bayrische Nacht. 1:0 für Burghausen, der Tiefpunkt für den 1.FC Köln und seinen Trainer Christoph Daum scheint nun endgültig erreicht. Unser Nebenmann, den sein Kapuzzenpulli als Mitglied des martialisch klingenden Fanclubs "Salznachersturm" ausweist, rastet vor Freude fast aus. Irgendwas will er meinem Kollegen mitteilen, aber Berndeutsch und Bayrisch passt irgenwie nicht (O-Ton: "I ha käi ahnig was dä gsäid häd"). Ein Glücksschuss des Kölner Neuzugangs Serhat Akin beendete daraufhin aber die Siegesträume des Mannes vom "Salznachersturm". Kurz darauf schossen nämlich Matthias Scherz und der grandiose "Mozart" Broich das daumsche'Team zu einem, nicht mehr für möglich gehaltenen, 3:1 Sieg.
Grenzloser Jubel beim Kölner Anhang sie dürfen wieder von Mailand träumen oder zumindest vom Bundesliga Aufstieg.

Wir hingegen flüchten nach Spielschluss möglichst schnell in die Wärme des Wacker-Vereinsheims, wo wir uns mit mit Diskussionen über die Vereinsfarben von RW Oberhausen ("Man, ich Depp RW stoht jo für Rot-Wis....") und der Analyse des Liebeskummer eines mitgereisten Kollegen ("d'Helene Fischer uf WDR am Sunntig More, da isch Liebä uf dä erscht Blick gsi") die Zeit vertrieben, bis unser Zug wieder Richtung München fuhr. Für Interessierte der Hinweis auf die Homepage der Angebeteten www.helene-fischer.de.

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