Dienstag, Januar 09, 2007

Heiraten ist schwer....

Nervös standen sie vor dem Eingang, die heiratswilligen Frauen mit uns Männern im Schlepptau. Hochzeitsmesse in den Olma Hallen St.Gallen. Jahr für Jahr das Stelldichein der, kurz vor dem Traualtar stehenden, Ostschweizer Paare.

Gleich nachdem man seinen Gutschein eingelöst hatte, ( Ja,ihr werdet es nicht glauben, es gibt sogar Leute, ohne Gutschein, die 14.-- Franken Eintritt für diesen Spass bezahlen mussten...Tztztz), wurde einem von einer hübschen jungen Dame, wortlos irgendein "Hochzeitsplanungsbuch dingsda" in die Hand gedrückt. Drei Meter weiter kommt schon ein Typ von einem Catering Service daher: "Dörfed mer äne öpis zeige?" Schnell zerre ich meine Freundin von dem Stand weg. Unser Ziel für den heutigen Nachmittag ist klar definiert! Wir kaufen Eheringe und das zügig und danach wieder weg von hier, so zumindest unsere Abmachung vor der Messe.

Irgendeine heruntergekomme Ösi-Band, ausgestattet mit topmodischen Hemden, wenn wir im Jahre 1982 wären, gibt das unvermeidliche "Ewige Liäbi" zum besten und das Mittags um halb eins. Nein, nüchtern ist diese Combo bestimmt nicht mehr. Ohne Hochprozentiges bringt nicht mal die Festzelt-Erprobteste Band der Welt, diesen "Brechreiz" Klassiker über die Lippen.

Was es an so einer Hochzeitsmesse alles gibt, es ist schier unglaublich. Der ganze Hochzeitkommerz bricht förmlich auf mich ein. Hochzeitszeitungen, Hochzeitskutschen, Hochzeitsweine, Hochzeitskaffee, Hochzeitschokolade, Hochzeitsfrisuren und und und.... Die gesamte "schönster Tag des Lebens" Industrie versammelt auf zwei Olma Hallen.
"Ja, darf ich ihnen die Ring zeige?" ein Schmuckhändler aus dem deutschen Singen versucht seinen Kitsch an uns loszuwerden. Symphatischer Mann, aber mit hässlichem Schmuck. Wir gehen weiter.
Mittlerweile hab ich eine prall gefüllte Plastiktasche bei mir. Ich frage mich wieso und weshalb? Wahrscheinlich stammt sie von all diesen Leuten, die mich die ganze Zeit ansprechen und mir irgendwelche Prospekte entgegenstrecken.
So endlich, wir sind beim Stand, den sich meine Freundin schon vor der Messe ausgekuckt hat. Eine nette Dame zeigt uns diverse Ringe. "Ah schön, au dä isch herzig" meine Freundin ist begeistert. "Au jo dä isch schön, au leck dä isch verdammt tüür!" ich bin auch begeistert.
Schon nach dem ersten besuchten Stand, ist mir klar welche Ringe meine bald Angetraute schlussendlich auswählen wird. Man klappert, natürlich trotzdem, noch einige andere Aussteller ab. Die Ringe sehen für mich teilweise identisch aus, trotzdem sehen wohl Frauen immer noch einen Unterschied. Auffallend auch, dass die Verkäuferinnen meist nur die Frauen ansprechen. Routiniert wissen sie wohl, wer am Ende über den Ringkauf entscheiden wird. Der Mann eher nicht. Diese Tatsache würde das teilweise gezwungene Lächeln der Männer beim Unterschreiben des Kaufvertrags, für die Ringe, erklären.

Wir treffen auf die Chefin meiner Freundin. "I ha dä perfekt Hochzitsanzug für dich gfunde!"meint sie begeistert zu mir. Ich lasse mir den Anzug, der übringens wirklich ziemlich schön war, von dem enthusiastischen, italienischstämmigen Verkäufer vorführen. Ziemlich schnell kommt meine Frage nach dem Preis. Nach einigen Ausschweifungen, wie einmalig so eine Hochzeit sei blablabla...., kommt er endlich auf meine Frage zurück: "2'200.--Franke, aber sie münd wüesse, dä anzug chamer au a hochzite vo kollege alege und am hochzitstag natürlich au jedes johr." Der Preis ist mir natürlich viel viel viel zu hoch. Wir schlagen ihm ein Leihgeschäft vor, dieses lehnt er natürlich ab. Mit der Festellung, dass es wohl Menschen gibt, die für einen Hochzeitsanzug über 2'000.-- ausgeben, ziehen wir wieder weiter durch die endlosen Hallen.

"Ach, do stoht dä Musiker wo scho bim Pitsch (mein Cousin) uf dä Hochzit gspielt häd."meint meine Freundin. Tatsächlich der etwas schräge Typ steht mit seiner Gitarre dort und gibt seinen Gesang zum besten."Was muss das für ein Leben sein, jede Woche bei einer anderen Hochzeit aufspielen?" denke ich so für mich. Fünfzig Mal im Jahr den Ententanz und Ewigi Liäbi.....Oh Gott!!!!!

Nach etwa 4 Stunden verlassen wir die heile Welt, der Hochzeitsindustrie, wieder. Übringens wir haben die Ringe gekauft, die wir zuerst angeschaut haben. Hab ich es doch von Anfang an gewusst! Ich kenne meine Freundin also ganz gut, wohl eine ordentliche Voraussetzung für eine Heirat.

PS: Das beste ist, ich muss nie mehr auf eine Hochzeitsmesse!

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