Samstag, Januar 06, 2007

Über den Provinzfussball


Manchmal kann es sein, dass mein Chef ein wenig aus der Haut fährt. Dieser Gefühlsausbruch hat aber weniger mit dem normalen Arbeitsalltag zu tun, sonderen eher mit seinem Amt, als Sportchef eines regionalen Fussballvereins.
Der besagte Fussballverein hat nämlich klare Leitmotive. Es wird auf Spieler aus der eigenen Jugend gesetzt, oder zumindest sollten diese aus der Region kommen. Obwohl der Verein, letztes Jahr, zwischenzeitlich in der vierthöchsten Liga der Schweiz spielte, wurden auch keine Spesen, geschweige den ein Gehalt an die Spieler ausbezahlt. Löblicherweise wie ich finde.
Woher sollte den das Geld überhaupt kommen? Wohl kaum vom Eintrittsgeld der 200 bis 300 Zuschauer, die normalerweise ein Spiel in der 2.Liga besuchen.

Der Grund für seine Aufregung kommt daher, dass leider nicht alle Amateurvereine in der Schweiz (und wohl nicht nur in diesem Land) die gleichen vorbildchen Grundsätze haben. So gibt es in dem einen oder anderen Provinzverein, auf der Position des Sportchefs oder Trainers, Leute die sich doch ab und an als Uli Hoeness oder Felix Magath vom Land betrachten.
Wahrscheinlich haben diese engagierten Männer, in ihrer Jugend, zuviel am Amiga 500 gesessen, und wollen nun das beliebte PC-Spiel "Bundesliga-Manager" endlich in die Tat umsetzen. Da werden für Ersatzspieler, der fünfthöchsten Schweizer Liga, tausende von Franken, als Ablösesumme gefordert, oder man versucht Torjäger, anderer Vereine, mit astronomischen "Spesen" zum Wechsel zu bewegen. Tatsache ist, diese sportlichen Verantwortlichen haben wohl das Gehabe und die Geltungssucht eines Rudi Assauers oder Erich Vogels zu besten Zeiten. Der Unterschied ist aber, und dieser Unterschied ist nicht unwesentlich, ihnen fehlt das leidliche Geld für ihre hochtrabenden Ideen.

Natürlich sind auch die Spieler nicht unschuldig. So ist es doch eine Frechheit, wenn ein Spieler der vierthöchsten Schweizer Liga, 5 Minuten vor dem Spiel, zu seinem Präsidenten hinläuft und folgende Worte zum besten gibt : "Präsi, wie sieht eigentlich mit meinem Gehalt aus?" Unglaublich denkt man, aber tatsächlich passiert. Gewisse unterklassige Spieler, die vielleicht vor Jahren, mit ihrem linken Fuss gegen den FC Wittenbach, ein schönes Tor erzielt haben, halten sich ab und an für verhinderte Maradonas.
"Ohne ein paar Scheine lief es leider nicht ab!" so erwiderte vor einigen Jahren ein Bekannter von mir, seines Zeichens auch Sportchef eines Amateurteams, meine Frage ob den der Transfer des gewünschten 4.Liga Spieler geklappt habe.
Ganz schwierig wird es im regionalen Fussball, wenn jemand, ein-zwei Spiele, in der dritthöchsten Liga gespielt hat. Falls diese Leute auch noch einen gewissen Hang zur Profilneurose haben, sehen sie sich schnell als regionale Fussballstars. Bei Transfergesprächen wird dann z.b. die Erfahrung hervorgehoben, die man als 26-jähriger schon habe. Die lahmen 1.Liga Begegnungen gegen den FC Brugg oder den FC Seefeld, machen in den Erzählungen dann den Anschein der gute Mann hätte in der Champions League vor 98'000 Zuschauer im Camp Nou gespielt. Erteilt man diesen "Topstars" eine Absage, verstehen sie die Welt nicht mehr und glauben es erst beim dritten oder vierten Gespräch, dass trotz Erfahrung auf ihre Dienste verzichtet wird.

Es wäre schön wenn es mehr regionale Vereine, wie denjenigen meines Chefs geben würde. Statt mit irgendwelchen Transfersummen, oder der Verpflichtung abgehalfterter 1.Liga Fussballer, würden sich einige Verantwortliche besser mit den eigenen Junioren ausseindarsetzten.
Die finanziellen Abenteuer bringen vielleicht kurzfristig etwas, aber sind wir ehrlich, z.B. ein FC Bazenheid oder ein FC Amriswil werden wohl nie in den höchsten Schweizer Ligen spielen. Es will sie eigentlich auch niemand da sehen.

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