Montag, Januar 15, 2007

SSC Napoli : Hellas Verona



SSC Napoli : Hellas Verona 1:0
Serie B
Stadio San Paolo

ca. 40'000 Zuschauer


„Lueg Papi, üsi Heimat!“, ein ca. zehnjährige Junge, der im Flugzeug hinter uns sass, brachte seine Vorfreude, bei der Landung, zum Ausdruck. Zusammen mit seinem Vater, einem Süditaliener wie aus dem Bilderbuch (gegelte Haare, ein wenig kleingewachsen und Napoli Jacke an) gings für ihn heute an das Spiel SSC Napoli : Hellas Verona.
Schon während des frühmorgendlichen Fluges ab Basel fand der junge Napoli Fan kaum eine ruhige Minute und gab schon diverse Fangesänge zum besten.

Was hat man schon alles gehört über die drittgrösste italienische Stadt. „Die Camorra überall“, „angeschossene Touristen“, „gefährlichste Stadt Europas“....um nur einige boulevardeske Schlagzeilen zu nennen.
Wir schlenderten allerdings unbeheligt durch, die am Vesuv gelegene, Stadt. Nicht einmal einen „Streifschuss“ sollten wir abkriegen, obwohl sich das in der Biographie noch ganz verwegen angehört hätte. Das einzige was uns im Vergleich zu anderen italienischen Städten auffiel, war die Unmengen an Abfall die überall herumlagen. Ich hatte von diesem Problem, vor ein paar Monaten, in einer Zeitung gelesen. Die Camorra verdiente sich, in früheren Zeiten, eine „goldenen Nase“ als private Abfallentsorgungsfirma. Die Stadt hat aber, vor einigen Jahren, die illegalen Abfalldeponien der Mafia-Organisation schliessen lassen, man wollte eigene städtische Abfallverbrennungsanlagen bauen. Diese Projekte werden aber geschickt, von der Camorra, unterwandert und wurden daher bis zum heutigen Tag nicht gebaut....nun wachsen und wachsen die Müllberge vor sich hin.
Ansonsten fiel uns höchstens noch auf, das einige Kinder in Süditalien, mit Vorliebe an parkierten Autos oder direkt an Hauswänden urinieren.

Beim SSC Napoli, dem Stolz der ganzen Stadt, war heute das verhasste Hellas Verona zu Gast. Seite Mitte der achtziger Jahre, als beide Vereine jeweils um den „Scudetto“ mitspielten, verbindet die Clubs eine innige Feindschaft. Zu der sportlichen Rivalität kommt natürlich der, für Italien typische, Nord-Süd Konflikt noch dazu. Im Zuge dessen bezeichnen die rechtsgerichteten Verona Fans die Einwohner von Napoli mit Vorliebe als Afrikaner, was in diesem Fall sicherlich nicht als Kompliment gemeint ist.

Ziemlich aufgeheizte Stimmung vor dem Stadio San Paolo. Nervöses Hin und Her Gerenne der Napoli Fans, man weiss nicht genau wieso. Helikopter kreisen über dem WM Stadion von 1990. Irgendein glatzköpfiger Napoli-Ultra, fragt ob wir Engländer seien, er will uns in seine Kurve mitnehmen. Wir lehnen dankend ab, die Tickets haben wir bereits per Internet geordert. Jugendliche Süditaliener klettern über die Stadionzäune, die Polizei kümmert das wenig, entweder wissen sie „die haben eh kein Geld fürs Ticket“ oder die Staatsmacht sitzt wie vielerorts in dieser Stadt sowieso am kürzeren Hebel. Zigtausendfach wird die Sonderausgabe, der Gazzetta dello Sport, vor dem Stadion verteilt. Sie ist Diego Armando Maradona gewidmet, der hier immer noch, wie ein Heiliger, vergöttert wird.

Wir beziehen unsere Plätze auf der Distinti. Das Spiel geht, vor gut 40'000 Zuschauern, los. Der Aufstiegsaspirant aus dem Süden wird von seinen frenetischen Fans von Beginn weg lautstark unterstützt. Die beiden Napoli Kurven singen und zünden, bis auf ein paar schwächere Phasen, eigentlich das ganze Spiel hindurch. Die ca. 200 Fans die aus Verona angereist sind hört man, aufgrund ihrer zahlenmässigen Unterlegenheit, das ganze Spiel nicht. Das erste Mal fallen sie auf, als sie ihre lächerlichen Keltenkreuz Fahnen schwingen, ausserdem sehen sich die Veronesi das ganze Spiel hindurch mit Angriffen aus der Napoli Kurve konfrontiert. Die Fackeln können ihnen, aufgrund des Netzes das über den kompletten Block gespannt ist, nicht viel anhaben, mühsamer sind wohl eher die höllischen lauten „Böller-Petarden“ die während des Spiels zigfach auf dem Netz, über ihren Köpfen, explodieren. Ich bezweifle ob sie Zuhause ihre eigene „Mama“ noch verstehen werden, ausserdem dürfte es wohl die eine oder andere plötzliche Tinitus Erkrankung, in Kreisen der Gäste Fans, gegeben haben.
Das Spiel ist mittelmässig. Die Napoli Spieler mühen sich redlich ab, aber sie weisen, das eine oder andere Mal, eklatante Abschlussschwächen auf. Die Hellas Spieler kämpfen viel, ein Tor wollen sie aber wohl nicht schiessen, bei der Mittellinie hört ihr Spiel auf.
0:0 zur Pause. In der zweite Halbzeit das selbe Bild auf dem Spielfeld. Auf den Rängen wird es dagegen immer hitziger. Ein Napoli Fan schlägt sich bis in die Nähe des Verona Blocks durch. Er wirft eine Art Molotow Cocktail in Richtung der Hellas Fans, das Fangnetz geht in Flammen auf, die Feuerwehr eilt heran.
In der 83.Minute, eigentlich haben wir uns schon mit einem 0:0 abgefunden, denkt sich der Schiedsrichter: „Es ist wohl finanziell lukrativer für mich, wenn ich Napoli gewinnen lasse!“ und schenkt den Süditalienern einen Penalty. Dieser wird durch Bucci souverän versenkt und jetzt geht’s aber ab im altehrwürdigem Stadio San Paolo.
Napoli gewinnt 1:0 und ist neuer Tabellenführer der Serie B. Vor dem Stadion liefern sich die Napoli Ultras noch eine „Private Ausseindersetzung“ mit der örtlichen Polizei, die Gazzetta dello Sport spricht tags darauf von einer neuen „Dimenssion der Gewalt.“

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Plop