Donnerstag, Mai 07, 2009

Stadt der Langweile

Heute wieder mal aus aktuellem Anlass zwei Blogs. Der erste Text"Stadt der Langweile" beschäftigt sich...ach lest am besten selbst. Der zweite Blog zeigt einen offenen Brief, den unsere Fangruppe Anfangs Woche der 1.Mannschaft des FC Gossau zukommen liesen.

Stadt der Langweile

"Sogar die Affen bleiben zuhause" hiess es in einem Artikel der WOZ vor ein paar Wochen. Der Text durchleuchtete das Nachtleben in Gossau. Aufgrund des schweizweit belächelten "Spuckverbots" in Gossau, schickte die renomierte Wochenzeitung damals einen Journalisten in die Fürstenländer Stadt.

Knapp einen Monat später zeigt sich, die Affen bleiben durchaus zurecht in ihrem gemütlichen Walter Zoo, denn lohnen würde sich ein Ausflug ins Stadtzentrum kaum. Anlässe diverser Art, im neuen und vor ein paar Jahren mit viel Tamtam eingeweihten Fürstenlandsaal, müssen bereits um 01.00 beendet sein. Ab Mitternacht darf zudem keine Musik mehr gespielt werden. Dieser Umstand wurde nun dem christlichen Bauernbund zum Verhängnis, ein Verein der nicht gerade für ausufernende Partys, wüste Schlägereien oder laute Trinkgelage bekannt ist. Nach einem Auftritt der Gossauer Musikstars "Pläuschler" (a.d.R. Teilnehmer Grandprix der Volksmusik), die auch nicht als geistige Brüder von Ozzy Ozzbourne in die Musikgeschichte eingehen werden, flatterte dem Veranstalter eine polizeiliche Vorladung ins Haus. Die Verantwortlichen liessen die Musikgruppe bis 01.00 spielen, dies nachdem man bei einem Rundgang um die Halle feststellte, dass vorbeifahrende Autos mehr Lärm verursachten, als die "Hardrocker" von der "Pläuschler" Gruppe. Der Grund für die Vorladung war dann auch nicht eine Lärmklage, sondern eine "Missachtung amtlicher Verfügungen und Widerhandlung gegen das Gastwirtschaftsgesetz". Die Ganze Angelegenheit wird beinahe eine Sache für die Schildbürger, wenn man den Namen des Klägers nennt. Es ist die Stadt Gossau selber.

Der Bau des Fürstenlandsaal sollte Gossau ursprünglich einen Standortvorteil verschaffen, dies gelang anfangs auch. Bekannte Musiker wie „die Ärzte“ oder auch Bonnie Tyler spielten in der kleinen Stadt auf, auch einige gelungene Partys fanden in der Halle statt. Typisch für Gossau war dann allerdings, dass es schon bald zu Lärmklagen aus der Nachbarschaft kam. Schliesslich wollten die Anwohner nicht nur 350 Tage im Jahr einen ruhigen Abend verbringen, sondern 365 Tage im Jahr. Da will man nach der Sendung "10 vor 10" ins Land der Träume entschwinden, das letzte was man Hören möchte ist das "Guet Nacht mitenand" von Susanne Wille. Den Lärm der johlenden Jugendlichen sollen gefälligst die Leute im Stadtzentrum St.Gallen ertragen, selber schuld wenn man da wohnt. Konsequenz der rigerosen Fürstenlandsaal-Regelung, selbst der christliche Bauernbund sorgt für Ärger in Gossau. Wohl weltweit einmalig. Zusätzlich kommt hinzu, dass einige Vereine aufgrund der zeitlichen Beschränkung, für ihre Feiern oder Hauptversammlungen in andere Städte oder Dörfer abwandern müssen.

Die Frage stellt sich also schon, wieso man diesen Saal damals überhaupt gebaut hat? Der "Standort Gossau" wirkt am Abend jedenfalls etwa so belebt, wie ein ausgestorbenes Bauerndorf im Kaukasus. Die Gefahr ist grösser denn je, dass sich Gossau schlichtweg zu einem ruhigen Vorstadt-Quartier von St.Gallen entwickelt. Kultur, Konzerte, Musik, fröhliche, feiernde Menschen, dass dann doch lieber nicht in Gossau, so denken wohl die meisten Eingeborenen. Schliesslich wählte man bewusst die Wohnung in diesem beschaulich, ruhigen Städtchen aus. Leute die Lärm und Krach brauchen, können ja gefälligst tagsüber an die stark befahrene St.Gallerstrasse stehen, oder die Affen im Walter Zoo besuchen.

Keine Kommentare: