Am Montag spielte der FC St.Gallen gegen Concordia Basel. Der Match wurde direkt übertragen, von einem Fernsehsender der ansonsten vornehmlich Game Shows und Kino Tipps präsentiert. In der ersten Halbzeit war das Niveau der Partie bedenklich. Zum allem Elend erwies sich der Co-Kommentator Marco Walker als absoluter Phrasen König. Nachdem der Ex-TeBe Berlin Legionär sich dann auch noch über die Befindlichkeit des Stadions äusserste "s'Stadion Rankhof häds verdient, dass emol gueti Stimmig esch", musste ich schweren Herzens die Flimmerkisten ausschalten. Ich bin sowieso nicht der geborene TV Fussball Schauer, aber so was hält ein neutraler Zuschauer ja im Kopf nicht aus.
Ich entschied mich dafür mein Abendprogramm zu ändern. Statt Fussball zu gucken las ich den grossartigen Roman "Die Vermessung der Welt" von Daniel Kehlmann. Eine fiktive Doppelbiografie über den Mathematiker Carl Friedrich Gauss und den Naturforscher Alexander von Humboldt. Allerdings erlebte ich den Aufstieg der St.Galler trotzdem fast hautnah mit. Unsere Wohnung hat "dünne" Wände, und kurz nach halb Zehn jubilierte mein Nachbar in voller Lautstärke: "Goal! Goal! Da isch ä super Kombination gsi, heieiei!" In der Nacht kamen dann die üblichen betrunkenen Kurzmitteilungen per SMS. Grammatikalisch die meisten davon jedoch äusserst fehlerhaft, wohl wegen dem übermässigen Schützengarten Konsum. Die Botschaft "Mam war dabei!" um 01.57, lässt sich nur in soweit deuten, dass der Kollege sehr Stolz auf sein Erscheinen an der Aufstiegsparty war.
Am Morgen gings für mich nüchtern, und völlig ausgeschlafen mit dem Velo zur Arbeit. Ein mulmiges Gefühl beschlich mich, sobald mir ein Auto mit FC SG Wimpel entegenkam. Müde Blicke und halboffene Augen starrten auf die Strasse, der eine oder andere hatte sicher auch noch eine halbleere Büchse Bier in der Hand, und dazu Moreno Merenda im Kopf. Eine äusserst gefährliche Konstellation.
Im Verlauf des Tages trafen diverse euphorische E-Mails mit Aufstiegs Party Fotos ein. Teilweise von Leuten, die bis vor kurzem, den Vereinsnamen FC St.Gallen nie ohne Schimpfwort in den Mund nahmen. Schon lustig, was für Personen der Erfolg anzieht. Die regionale Qualitäts Zeitung berichtete ebenfalls ausführlich über die Feierlichkeiten rund um den Aufstieg. Die Symphatien des Blattes liegen schon seit jeher bei den Grün-Weissen, dies ist hinglänglich bekannt. Das die ersehnte Qualifikation für die NLA nun geklappt hat liess alle anderen wichtigen Ereignisse zurück stehen. Da hätte wohl der deutsche Finanzminister Per Steinbrück in unserem Land um Asyl anfragen können, das glückliche Gesicht von Marc Zellweger wäre wohl trotzdem, noch zwei Tage nach dem Aufstieg, auf Seite 1 gelandet.
Irgenwie auch schön, wir leben eindeutig in einer Fussball Region. Die St.Galler Fans hatten einen äusserst grossen Aufmarsch in Basel. Der Aufstieg sei allen Anhängern gegönnt. Jedenfalls all jenen, die sich nicht gewundert haben, dass Charles Amoah und Jörg Stiel nicht aus dem Mannschaftsbus gestiegen sind.
1 Kommentar:
Aus der Nähe: Es fehlt noch der Bericht vom Wochenende...
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