Donnerstag, August 28, 2008

Grasshoppers : Lech Poznan 0:0

UEFA Cup Qualifikation
NSSG 2323 Zuschauer

Als man mir vor einer Woche kostenlose Tickets für das UEFA Cup Spiel GC gegen Lech Poznan anbot, war ich mir erst nicht schlüssig, ob ich das Angebot überhaupt annehmen soll. Klar, polnische Fans haben in Fankreisen einen guten Ruf, was die lautstarke und bedingungslose Unterstützung anbelangt. Trotzdem war ich mir nicht sicher, wieviel Poznan Anhänger nach dem 6:0 Heimsieg, an ein bedeutungsloses Auswärtsspiel in die Ostschweiz reisen werden. "Viele werden es sein, und man müsse da auf jeden Fall hin", dass die Meinung von zwei Kollegen, die sich in der polnischen Fanszene gut auskennen.

Bereits den ganzen Tag über, war schnell klar, dass sie mit ihrer Aussage Recht behalten würden. Bei der Tankstelle vor unserem Geschäft, hingen schon morgens um Zehn erste leicht betrunkene und singende Polen rum. Am Nachmittag hörte man dann von einer richtiggehenden osteuropäischen Invasion in St.Gallen. So viele Polen hat die Schweiz wahrscheinlich seit der Aufnahme von 10'000 polnischen Soldaten, während des 2.Weltkriegs, nicht mehr auf einem Haufen gesehen. Gerüchteweise hörte man schon von schreckhaften Einwohnern der Gallusstadt, die sich aus Angst vor den polnischen Fans mit Pfeffersprays eindeckten . Sehr amüsant fand ich auch, die Lech Poznan Fans in blauen Trikots, die für ein Erinnerungsfoto vor der Andreaskirche in Gossau possierten. So was erlebt die Stadt im Fürstenland normalerweise nur bei Firmungen und Hochzeiten. Schmunzelnd beobachtete ich die Polen, wie sie sich diskutierend in die richte Pose brachten, als ich an ihnen vorbeifuhr.

Vor dem Spiel bevölkerten die Posen Anhänger, dann die Restaurants beim Neuen Stadion St.Gallen. Optisch waren sie dem Klischee entsprechend, ziemlich eindrückliche Geschöpfe, und jeder sah dem anderen zum Verwechseln ähnlich. Kurze Haare, muskulös gebaute Körper, blaues Trikot an, und natürlich waren sie alle von einem heftigen Durst geplagt. Die Fitnessstudios und Trinkhallen in der historischen Hauptstadt von Grosspolen werden am heutigen Tag wohl wie leergefegt gewesen sein.

So sassen sie also gemütlich rum, sangen, tranken ihr Bier und ihre merkwürdigen Schnaps-Organgensaft Mix Getränke und warteten auf das Spiel. Das ihre friedliche Laune aber schnell ins Gegenteil umkehren kann, bewiesen die Poznan Supporters, als der Extrabus mit den GC Fans beim Stadion eintraf. Als zwei oder drei der jungen und verhältnismässig doch sehr schmächtigen Grasshoppers Anhänger, sich mit Einklatschen bei den Posen Fans bemerkbar machen wollten, ja da gings ca. 2 Sekunden und es flogen Stühle um, und man sah eine Horde Polen Richtung Zürcher Fans stürmen. Ein gleichzeitig lustige wie skurille Szenerie die sich da abspielte. Die GC Fans gingen dann lieber mal in Deckung, und die harten Kerle aus Poznan lachten sich halb schlapp über die, aus ihrer Sicht, halben "Persönchen" die ihnen entgegenstanden. Nach einigen Minuten setzten sich die Polen "Kästen" wieder, und machten da weiter wo sie aufgehört hatten.
Inzwischen defilierte die "Cervelat Prominenz" des Schweizer Fussballs an uns vorbei, von GC Präsi Berbig bis zu Ex-Nati-Goalie Stefan Huber. Ja und auch der Ex FC Luzern Coach Ciri Sforza machte seine Aufwartung in St.Gallen, und stolzierte in "Stock im A…." Manier an uns vorbei. Ein Tischnachbar begrüsste ihn mit dem altbekannten Gassenhauer "Du kannst nach Hause fahrn", worauf er irgendwas mit "Gang in Wald" oder so entgegnete. Leider war das nicht allzu verständlich, worauf der "Begrüsser" fragte. "Wa meinsch, chunsch no in Wald, oder was?"

Das Stadion war nur spärlich gefüllt, ein Haufen GC Fans tummelte sich neben dem Stehplatzsektor des FC SG, und die Hauptribüne war ebenfalls nur schlecht besucht. Dafür war der Gästesektor rappelvoll, man hätte angeblich 5'000 Karten nach Polen verkaufen können. Schätzungsweise befanden sich bei Spielbeginn dann etwa 2'000 Poznan Anhänger im Stadion, die meisten natürlich im Auswärtsblock, einige aber auch singend auf der Haupttribüne.
Was dann abging, war fantastisch. Die Polen sangen mit einer unglaublichen Disziplin 90 Minuten durch, dazu noch in einer extremen Lautstärke. Das diese neue Fussballstätte Potential für lautstarke Auftritte hat war schon vor diesem UEFA Cup Spiel klar. Nun setzten die Gäste Fans eine Messlatte, die wohl von kaum einem Auswärtsteam in den nächsten Jahren erreicht werden wird, ausgenommen vielleicht noch vom FC Gossau Anhang ;-).
Der GC Block mühte sich zwar ab, aber das war eine andere Welt, eine andere Liga, von einem anderen Stern, in einer anderen Dimension. Ein einziges Mal schauten alle Zuschauer Richtung "Heimblock", als Zürcher Anhänger gerade drei verirrte St.Gallen Fans aus dem Sektor prügelten. Danach konnte man sich wieder staunend den Gästen widmen, die zu Beginn der 2.Halbzeit auch noch eine Choreo hervorzauberten. (siehe Fotos).

Das Spiel hingegen, soweit ich das überhaupt mitgekommen habe, war eher erbärmlich. Nur "Rumpelstilzchen" Hanspeter Latour rannte vor der Trainerbank auf und ab, als ob seine Mannschaft gerade das UEFA Cup Finale bestreiten würde, und nicht einen ausichtslosen 6 Tore Rückstand wettmachen müsste.

Nachdem sich die Mannschaft von Poznan nach dem torlosen Spiel, für die grossartige Unterstützung bei den mitgereisten Fans bedankte, verliessen wir ziemlich beeindruckt das Stadion. Vielleicht habe ich in den letzten Monaten zu viele NLB Spiele gesehen, und zu wenige gute Kurven in Europa, doch der Auftritt der Lech Poznan Anhänger in St.Gallen gehört sicher mit zum Besten was ich je miterleben durfte.
Beim Bier vor dem Stadion liess man das Geschehen nach dem Match nochmals Revue passieren. Diesmal lief auch kein Ciri Sforza vorbei, nur hunderte von diesen riesigen, polnischen Fleischbergen, denen man nie Nachts in einer dunkeln einsamen Gasse begegnen möchte.…ach ehrlich gesagt auch nicht tagsüber.

(die Poznan Fans schon vor dem Spiel äusserst sangesfreudig)
(eine ganze Gästekurve oberkörperfrei) (Spruchband zu Beginn der 2.Hz. "Why so serious?'")
(die Frage wurde schnell beantwortet "Let's Rumble")(ein-zwei Fahnen fanden ebenfalls den Weg von Polen in die Ostschweiz)(Verabschiedung der Mannschaft, scheinbar hatte man noch nicht das ganze Pulver verschossen)

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo.
Ich mochte mit Ihrer Website gossau-gedanke.blogspot.com Links tauschen