Mittwoch, August 20, 2008

vier Gedanken

Gedanke Nr. 1.
In knapp einer Stunde also das Debüt von Ottmar Hitzfeld als Trainer der Schweizer „Nati“. Der Gegner Zypern. Der Spielort Genf. Wahrscheinlich wäre ich vor zwei,drei Jahren wie selbstverständlich an dieses Länderspiel gereist. Mittlerweile, würde ich mir wahrscheinlich eher noch den Hollywood Schmachtfetzen „Mama Mia“ im Kino reinziehen, als in die Westschweiz zu reisen. Die FC Luzern Spieler waren motivierter vor dem letzen Spiel unter Ciriaco Sforza, als ich beim Gedanken an ein stimmungsloses Geckicke im Stade de Geneve. Gründe gibt es viele, die späte Anspielzeit, keine Zugverbindungen nach Spielschluss in die Ostschweiz, beschissene Benzin Preise, die übelgelaunten Ordner in Genf, überhaupt das Nati Publikum in der Westschweiz (wobei viel besser ist das in der Deutschschweiz ja auch nicht), der attraktive Gegner. Ausserdem kennt man ja den „Hitzfeld’schen“ Stil zur Genüge, als langjähriger Bayern Fahrer.
„Jetzt motzt der doch schon über General Ottmar, vor seinem ersten Spiel auf der Bank“, werden wohl einige sagen. Stopp, Stopp, ich will nicht missverstanden werden. Hitzfeld ist ein hervorragender Trainer, der viel Erfolg hatte, und wahrscheinlich so „Alex Frei“ will, diesen auch bei der Nati haben wird. Nur, sind wir ehrlich, ein attraktives Spiel praktizierten seine Mannschaften nie, ausser er hatte gerade mal einen grandiosen Fussballer à la Franck Ribery in seinen Reihen. Doch attraktives Spiel und Schweizer Nationalmannschaft, diese zwei Begriffe lassen sich eh schlecht verbinden. Da könnten die Trainer Kliby und Caroline, Viktor Röthlin, Heinz Günthardt oder David Copperfield heissen, es würde nicht bringen. Deshalb, für den Erfolg, ist Ottmar Hitzfeld die beste Wahl. Spätenstens wenn wir hoffentlich „sonnengebräunt“ in Tel Aviv im Stadion stehen, ist die Motivation dann wieder zurück, und ich hör uns schon mit biergetränkten Stimmbändern singen „Ottmar Hitzfeld du bist der beste Mann“.

Gedanke Nr. 2
Ein weiteres grosses Thema in den Schweizer Medien ist momentan die sogenannte „Botellon“ Welle, die aus Spanien in die Schweiz geschwappt ist. Die Idee der Sache ist, dass sich einge Jugendliche z.b in einem öffentlichen Park treffen, und dort gemeinsam das eine oder andere alkoholische Getränk konsumieren. Die „Boulevard Presse“ und nicht nur die, sprechen von Massenbesäufnissen. Die Polizei ist in höchster Alarmbereitschaft. Terrorgefahr, Drogenhandel, Prostitution und illegale Einwanderer, sind auf einmal nicht mehr so wichtig. Es gilt nun diese Trinkgelage zu verhindern. Das Wort „Botellon“ im Internet zu erwähnen, ist in etwa so gefährlich, wie wenn man in den USA mit dem Wort „Al Kaida“ hausieren geht. Über die Gründe wieso Jugendliche solche Anlässe organisieren wird aber nicht diskutiert. Niemand spricht von den überteuerten Getränkepreisen in Discos und Clubs, keiner spricht davon das heute jedes drittklassige Dorffest mit happigen Eintrittspreisen aufwartet. Nirgends wird davon gesprochen, dass sich Jugendliche bewusst ihren Freiraum schaffen wollen, fern ab von gesponsorten „Mega Events“. Klar ist übermässiger Alkoholkonsum schlecht, gar keine Frage. Doch finde ich es heuchlerisch, wenn verschiedene politische Kreise nun gegen diese „Botellons“ wettern. Alkohol ist schliesslich eine sogenannt legale Droge, bei dem der Staat kräftig mitkassiert.
Ein interessantes Interview über dieses Thema habe ich heute in der BZ gelesen. Der Soziologieprofessor Kurt Imhof, bringt dort die Aussage „Macht Massenbesäufnisse, es gibt Dümmeres“. Er sagt auch, dass die globalisierte, unsichere Gesellschaft von heute immer Abweichende sucht, und die klassischen Ziele sind halt Fremde, Juden und eben halt Jugendliche. Ausserdem meint er in dem Gespräch, dass der Unfug schon immer ein Privileg der Jugendlichen auf dem Weg zu Anpassung gewesen sein. Der grosse Witz daran sei doch, dass die allgemeine Moralisierung in der Verbotsgesellschaft nun der biedersten aller Drogen, dem Alkohol, wieder Protestpotential gibt. Ausserdem gehörten Massenbesäufnisse seit jeher zum guten Ton, man denke an Fasnacht, Schützenfeste, Firmenfeiern.

Gedanke Nr.3
4 Spiele, 1 Sieg, 1 Unentschieden, 2 Niederlage, dies die Bilanz des FC Gossau in dieser Saison. Dies veranlasste einige Leute, doch allen Ernstes, im Gästebuch des Vereins den Rauswurf von Trainer-Ikone Vlado Nogic zu fordern. Ich hoffe wirklich, dass diese Einträge von pickelgesichtigen Teenies stammten und nicht von Erwachsenen. Jedenfalls hat man nun endlich, das Gästebuch von der Vereins-Homepage entfernt. Ich hoffe dieser Zustand ist von Dauer, denn das Gästebuch verkam in letzter Zeit doch eher zu einem Sammelsurium von äusserst merkwürdigen Aussagen.
Obwohl man Einträge wie z.b. „de safet isch eifach gel geilsti typ uf erde!! booa i lieb dee:o) oder „wieso häd dä di Frisco kei Chance meh übercho“ schon vermissen wird. Nicht zu Vergessen, die konstruktive Kritk der FC G Lady, die uns ebenfalls sehr fehlen wird.

Gedanke Nr.4
1:0 steht es für die Schweiz. Valentin Stocker mit einem schönen Tor zum Einstand. Dani Wyler rastet fast aus, und Ottmar sitzt nicht mehr ganz so verkrampft auf der Trainerbank. Vor dem Spiel hatte man beim Blick auf Hitzfeld den Eindruck, dass sämtliche Toiletten im Stade de Geneve abgeschlossen waren.
Leck 2:0, dä Hakan Yakin. Ich buch mal für Südafrika.
Wir werden Weltmeister oder so….

In diesem Sinne, noch ein Rätstelspass zum Schluss. Knallhart geklaut von Clemens Herbstmeister, Kolumnist beim grandiosen Schweizer Fussball-Magazin „Zwölf“

Wenn das A-Team „Nati“ heisst, nennt man die Junioren dann künftig Hitzfeld-Jugend?

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Nette Seitenhiebe in Gedanke 1, u.a. auch in Richtung Innerschweiz :-). Zu Hitzfeld: Da muss ich aber heftigst widersprechen, als Fussballfan ohne rote (Klub-)Vergangenheit ist es mir wirklich mehr als nur scheissegal, ob die Nati attraktiv spielt oder nicht. Sie hat erfolgreich zu sein, alles andere ist total egal. Abgesehen davon lässt sich eine Schweizer Nationalmannschaft glücklicherweise nie mit Hitzfelds früherem Arbeitgeber vergleichen, da wir gegen die grossen Länder nie Favorit sein werden und daher auch gar nicht gross in der Pflicht stehen, die Spiele mit 3:0 zu gewinnen. Sondern sie einfach irgendwie zu gewinnen.
Und: Haben wir das Westschweizer Publikum wirklich mal richtig erlebt, um bereits ein richtiges Fazit ziehen zu dürfen? Der einzige Ernstkampf im letzten Jahrzehnt (oder so) im Welschland war das Spiel gegen Albanien, natürlich ebenfalls an einem Mittwoch und mit einem übermächtigen Gästeanhang. Wie gerne würde ich mal ein WM-Quali-Spiel an einem Samstag in derselben Stätte erleben...

Zu Gedanke 2 eine deanomysierte Klugscheisserei: Es war die BaZ, nicht zu verwechseln mit der BZ ;-).

Gedanke 3: Schade, dass es auch hier einzelne (oder gar ein einzelner?) geschafft haben, eine grundsätzlich unterhaltsame, bis dato ungestörte Plattform zu zerstören.

Gedanke #4: Hehe :-). Auf jeden Fall ist mir gestern dank Dani Wyler wieder bewusst geworden, wieso ich normalerweise an solch sinnlosen Spielen im Stadion verweile. Dann kann ich mir nämlich solche TV-Kommentatoren ersparen.

gossau-fen hat gesagt…

zu Gedanke 1: -ich gebe dir absolut Recht, das Westschweizer Nati Publikum konnte sich tatsächlich noch nie so richtig beweisen. Ausserdem sorgten sie beim 0:0 in Paris gegen Frankreich, für den wohl besten Auswärts-Support in der Geschichte der Schweizer Nationalmannschaft.
-wegen der attraktiven Spielweise der Nati. Natürlich steht schlussendlich der Erfolg über allem. Vielleicht ist bei mir der Kontrast, zwischen der Schweizer Spielweise und dem technisch versierten und schnellen Fussball anderer Nationen an der EM, einfach noch zu präsent. Übrigens zeigten die jungen Schweizer in den letzten 20 Minuten gegen Zypern, teilweise wunderbaren Fussball. Vielleicht wird es doch noch was mit der Qualifikation für Südafrika und schönem Fussball, ich würde mich jedenfalls freuen.

zu Gedanke 2: du hast recht dänu es war die BaZ. Danke für deine deanomysierte Klugscheisserei

zu Gedanke 4: Alain Sutter war doch Super :-)). Jedenfalls besser als das Schweiz-Austria Dreamteam (D.Wyler+T.Polster) an der EM

Anonym hat gesagt…

Hallo erstmal,

wieder mal nette Zeilen die es hier zu lesen gibt.

Zu Gedanke 1: Bock dementierte die unatrakktive Spielweise von Hitzfelds Teams jedoch aufs heftigste. Beispiel FC Hollywood 98/99.

Zu Gedanke 2: Richtig, es war die BaZ.

Zu Gedanke 3: Hoechste Zeit fuer das langersehnte http://www.fcgforum.ch

Zu Gedanke 4: Laenderpunkte Malaysia, Indonesien, Vietnam, Laos und Kambodscha nicht machbar, wen interessiert da die Nati?!?

Gruss aus KL

gossau-fen hat gesagt…

Ein Gruss an unsere Asien Touris, und danke für euren Kommentar:

zu Gedanken 1: ich muss Bock Recht geben, die Saison 98/99 wurde durch den FC Bayern durchaus attraktiv gestaltet. Ich verrate jetzt etwas, der Grund für meine kritsche Einstellung zum neuen Nationaltrainer liegt einige Jahre zurück. Ich verstehe es bis heute nicht, wieso er Ciraco Sforza unbedingt in der Saison 2000/01 ein zweites Mal nach München holen musste? So machte er ihn zum CL-Sieger, zwar nur als Ersatzspieler aber immerhin. Sforza erwähnt es seitdem in fast jedem Interview ;-)

zu Gedanke 4: trotzdem weiterhin viel Spass auf eurer Tour ;-)

PS: ich sehe den Bock schon, wie er in 70 Jahren, seine Mitbewohner im Altersheim mit dem Gequatsche über seine 112 Länderpunkte nervt :-))
Hoffentlich darf ich das dann miterleben