NLB
Stadion Bergholz
2'230 Zuschauer
Wieder mal gegen Wil, und wieder wurde es nichts mit einem Derby-Sieg...
Mit einer für Gossauer Verhältnisse rekordverdächtigen Anzahl Fans machten wir uns auf nach Wil. Es fiel scheinbar auch fussballunintressierten Zugfahrern auf, dass wir Leute mit blau-weissen Schals um den Hals, an ein besonderes Spiel reisen. Auf die Frage einer äusserst korpulenten Dame, was für ein Spiel den heute stattfinde? Antwortete man schmunzelnd mit "Deutschland gegen Brasilien", was die erstaunte Frau mit einem "Echt? nöd schlecht" entgegnete und zu einem ungläubligen Blick aus dem Zugfenster verleitete. Brasilianisch waren an diesem Tag allerdings nur die Temperaturen während des Spiels, und die ersten 30 Minuten des FC Gossau.
Der FC Wil hat bekanntlich auch schon bessere Zeiten erlebt. Doch von Derby Kantersiegen gegen den FC St.Gallen, Cup Erfolgen und Europacup Spielen ist man heute etwa so weit entfernt wie Sammy Schmid von einem Comback bei der SVP. Nach der letztjährigen Erfolgs Saison, verlor man nicht nur den Trainer sondern auch eine stattliche Anzahl an Spielern. Ob dies der Grund ist, wieso im Schaufenster eines Wiler Sportgeschäfts, FC St.Gallen Trikots zum Orginalpreis und Wil Trikots mit 20% Rabatt angeboten werden?
Einige von unseren Leuten sind fundamentalistisch was den Lokalpatriotismus angeht, so brachten sie ihr Bier lieber selber mit, und tranken dies vor dem Spiel vor den Toren des Bergholz. Man wollte den FC Wil scheinbar nicht unnötig mit Geldbeträgen aus dem nicht immer unbescheidenen Bierkonsum unterstützen. Den Umsatzzahlen der Getränkestände im Stadion, wird diese Aktion allerdings nicht gross geschadet haben. Bei der stattlichen Anzahl von 2230 Zuschauern, waren kühle Getränke bei sommerlichen Temperaturen logischerweise sehr gefragt.
Für die Gästefans hat man ein Holzpodest hinter einem der Tore errichtet, was ja für 40 Gossauer reichen mag, aber was geht hier wohl ab, wenn 2000 St.Galler auf das zweistufige Podest drängen? Unsere Aufmerksamkeit galt allerdings spätenstens bei Anpfiff nicht mehr diesem merkwürdigen Gästesektor, sondern natürlich dem Spiel. Gossau legte los wie die Feuerwehr, man traute seinen Augen kaum. "Fussballzauber FC G", wurde nicht nur einmal angestimmt. Neuzugang Foschini gelang mehre Male der Durchbruch, und Klingler hatte bei einer Chance in der Anfangsphase riesiges Pech. In der 17.Minute dann der verdiente und überfällige Führungstreffer für den FC Gossau. Innenverteidiger Alija traf, und es brachen alle Dämme. Bierbecher flogen durch die Luft, gewagte, akrobatisch perfekte Sprünge auf den Stadionzaun durften beobachtet werden, und man stellte aufgrund des Jubels fest, dass viele Gossauer nach Wil gereist waren.
So konnte es weitergehen, dachte man zumindest aus Gossauer Sicht. Nach 35 Minuten, meinten die ersten schon, dass sich diese erste Halbzeit doch unendlich lange hinziehe. Leider verstrichen die letzten Minuten vor der Pause tatsächlich in etwa gleich schnell, wie die letzten Kilometer eines Marathons. So war es dann auch nicht verwunderlich, dass die Gossauer nach einem kapitalen Fehler, in der letzten Minute tatsächlich noch zum psychologisch ungünstigsten Zeitpunkt das 1:1 kassierten. Schade dachten die meisten Gästefans, in diesen ersten 45 Minuten, hätten die Fürstenländer das Spiel für sich entscheiden können.
In der zweiten Hälfte, kam es dann so, wie es wohl kommen musste. Die Wiler starteten stärker und übernahmen sofort das Zepter. Unsere Mannschaft hielt zwar bravourös dagegen, und das Spiel entwickelte sich zu einem richtigen Derby, doch schon früh in der zweiten Halbzeit folgte das 2:1 für die Heimmannschaft. Nun hörte man auch das erste Mal die Fans des FC Wil, deren Fanszene mittlerweile verschwindend klein ist. Ausser "ihr seid Scheisse wie der FC SG" und einigen Hassbekundungen gegen unseren Stürmer Luca Dimita drang akustisch allerdings nichts auf unsere Seite rüber. Dimita zog sich den Unmut der Wiler zu, indem er ihrem Torwart eine "Tomate" verpasste, die eine Auswechslung und eine unendlich lange Verzögerung mit sich brachte, was dem Heimteam ja eigentlich zu Gute kam.
Nach einer sechsminütigen Verlängerung, pfiff der Schiedsrichter das Derby dann ab. Natürlich entäuschte Gesichter bei uns, die zweite Halbzeit ging leider viel zu schnell vorüber.
Am Bahnhof Wil bewachten uns dann noch einige Polizisten, bis unser Zug eintraf. Ich nehme jedenfalls an sie bewachten uns. Die gut informierte Polizei sollte ja unseren friedlichen Ruf kennen. Vielleicht hatten sie ja auch Angst, dass die 10 Wiler Fans noch einen unerwarteten Angriff auf uns starten würden :-))
In der Rückrunde, wieder gegen Wil, aber dann klappts mit dem Derbysieg bestimmt.
1 Kommentar:
und wieder einmal hat es nicht wollen sein mit einem derby-sieg gegen den fc wil... ich weiss noch, wie ich in den 90er-jahren als kleiner junge zusammen mit meinem vater der historischen niederlage des fc gossau im bergholz beigewohnt habe. 11:1 hat Wil gewonnen, wenn ich mich recht erinnern kann. und wenn meine erinnerungen mir jetzt keinen streich spielen, waren es auch damals die gossauer, welche in führung gingen.
aber egal: bekanntlich kann man zwanzig affen eine schreibmaschine in die hände drücken und einer wird irgendwann - gemäss wahrscheinlichkeitsrechnung - das gesamtwerk shakespears schreiben. so bleibt uns als trost die gewissheit, dass gossau gegen wil mit bestimmtheit einmal gewinnen wird.
danke nochmals für deinen letzten gossau-fen schal, flo! hab in momentan ständig um, nicht nur aus liebe zum fc gossau...:-)
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