Sonntag, Juli 08, 2007

FC Dacia Chisinau : FC St.Gallen

0:1
UI-Cup

Stadion Zimbru
3000 Zuschauer


"O Kischinjow, o dunkle Stadt!, Verfluchte Stadt Kischinjow, die Zunge wird nicht müde, Dich zu beschimpfen.“
Der russische Nationaldichter Alexander Puschkin, war von 1820-1823 in die moldawische Hauptstadt verbannt worden, er schien damals nicht sehr angetan, von unserem heutigen Reiseziel.

"Ich hab da so ein Verdacht, ich hoffe dieser bestätigt sich nicht!" der deutsche Zivil Polizist, der Autobahn Fahndung schien im Nachhinein ziemich konsterniert, dass unsere gesamte 11-köpfige Busbesatzung einen negativen Drogentest absolvierte. "Ja, da wünsch ich euch eine gute Fahrt und passt auf in Moldawien", man nahm dem kettenrauchenden Beamten, die freundliche Verabschiedung nicht wirklich ab.

Ab Flughafen Frankfurt, flogen wir nach Moldavien in den einstigen "Früchtekorb der Sowjetunion", das im ehemaligen Riesen Reich, vorallem für seine vielen Weinbaugebiete bekannt war. Heute gibt es immer noch guten Wein in der 4,5 Millionen Einwohner Republik, bekannt ist man aber vorallem als derzeit ärmstes Land Europas und den jahrelangen Konflikt mit der abtrünnigen Republik Transnistrien, und vielleicht auch noch für die Band O-Zone und ihren Sommerhit von 2004. (Dragostea tin tei)

Die Hauptsadt Chisinau empfing uns mit warmen Wetter und zwei von uns mussten leider feststellen, dass ihr Gepäck wohl in Frankfurt geblieben ist.
Die Hauptstadt Moldawiens fällt vorallem durch seine vielen Grünflächen und seine sowjetische Planbauten auf, diese Betonklötze sind teilweise in einem sehr bedenklichen Zustand (fehlende Fenster werden z.b. einfach duch Isoliermatten ersetzt), nichts desto trotz verkündet die kommunistische Regierung des Landes auf grossen Plakaten "CHISINAU-2025 Capitala Europeana". Es soll also eine grosse Zukunft auf das mausarme Land warten, im Moment ist man aber von solch hochtrabenden Zielen noch weit entfernt. Der durchschnittliche Monatslohn beträgt umgerechnet 30 Euro, und das von Auswanderern in ihre Heimat transferierte Geld übersteigt das Bruttoinlandprodukt der Republik.


Die mangelden Englisch Kentnisse der äusserte freundlichen Damen an der Rezeption unseres Hotels, und auch die Ausbuchungslage unserer Unterkunft, liessen nicht gerade darauf schliessen, dass Chisinau eine touristische Hochburg im Osten ist. Trotzdem oder gerade deswegen gefiel uns diese Stadt von Anfang an, einzig die mangelden Ausgehmöglichkeiten trübten unserer Freude. Als reiche Schweizer Touristen fanden wir uns deshalb nach langer Suche, im "Bonzen-Club" der Stadt wieder, wo einge von uns nach Waffenkontrolle am Eingang, im Inneren der Diskothek aus dem Staunen nicht mehr heraus kamen, aber dazu sollten sich wohl eher die Alleinstehenden unserer Reisegruppe äussern.

Am Spieltag selber stand am Morgen eine Stadtbesichtung an. Die Innenstadt hatte allerdings nicht allzu viel zu bieten, mit Wehmut durften wir dann noch mit Ansehen, wie beim ehemaligen Nationalstadion von Moldawien, die Abrisstruppe am Werk war.
Beim Mittagessen machten wir später mit einem lustigen polnischen
Touristen Bekanntschaft ("Chisinau war Kulturschock für mich"), der uns bestätigte was wir schon längst befürchteten, in der Stadt funktioniert fast kein Bancomat mit unseren Karten. Wir mussten allerdings nicht wie unser stolzer polnischer Freund, die einheimische Bevölkerung um ein paar Lei anpumpen, sondern hatten natürlich als vorsorgliche Schweizer genügend Euros zum Geldwechsel dabei.


Abends ging es mit Taxis zum neuen Nationalstadion von Moldawien, dass auch die Heimspielstätte des grössten Fussballclubs der Hauptstadt ist, dem FC Zimbru Chisinau. Der Gegner der Ostschweizer war aber heute der FC Daica Chisinau.
Das moderne Stadion wurde erst im Mai 2006 eröffnet und vermittelt einen merkwürdigen Kontrast zun den umstehenden Plattenbauten. Ein Grossandrang würde heute hier nicht herrschen, dies war uns schnell klar. Die netten moldawischen Polizisten sahen das aber ganz anders, dementsprechend wurde in hitzigen Diskussionen die Sicherheitslage von uns 15 Schweizern erörtert. Von einem drohenden Angriff durch Daica Hooligans war die Rede, naja wir konnten uns das kaum vorstellen, eher der nicht vorhandene Verkauf von Alkoholischen Getränke bereitete ein paar Europacup Neulingen unter den FC St.Gallen Fans Kopfzerbrechen.
3000 Schottische Fussballfans waren letztes Jahr zu Gast in diesem Stadion, meinte der Polizist noch, da sei das mit uns eine kleine Sache. Ob da wohl die örtlichen Brauereien mit der Versorgung der Schotten nachkamen, man weiss es nicht. Lange konnte ich mir über diese Frage auch keine Gedanken machen, Assistenz Coach Werni Zünd kam vor den improvisierten Gästeblock und bedankte sich mit breitem Rheintaler Dialekt für das Anreisen nach Moldawien.

Das Spiel startete, St.Gallen ging schnell in Führung und danach gab es noch genau vier Höhepunkte in dieser ansonsten langweiligen Partie. Ein ziemlich durchgedrehter Dacia Fan rennt über den Platz. Eine Rote Karte für die Gastgeber. Der St.Galler Alex trifft die Latte und Ersatzspieler Muntwiler sucht beim Einlaufen kurz die Damentoilette auf, das in unmittelbarer Nähe zum Gästeblock, was natürlich für den einen oder anderen Spruch sorgte.
Ansonsten konnten auch die 90 Minuten Dauergesänge der St.Gallen Anhänger nicht für eine Leistungssteigerung bei den favorisierten Gästen sorgen.
Rolf Fringer und die Mannschaft des FC SG kamen nach Spielschluss zum Gästeblock und bedankten sich für die Unterstützung, währendesen sich die St.Gallen Fans mit Gesängen schon auf die nächste UI Cup Runde einstimmten "Reeperbahn,Reeperbahn", was Fringer sichtlich zum Schmunzeln brachte.
Die nunmehr angespannten Polizisten begleiteten uns danch hinaus aus dem Stadion, wo man wie erwartet nur auf freundliche Einheimische traf, ihr Spot traf eher die Polizei nicht uns Gästefans.

Nach einem späten Abendessen, war das Abenteuer Moldawien auch schon wieder fast beendet, nach kurzer Nacht ging es über Frankfurt auch schon wieder in die Schweiz zurück, übrigens ohne ein einziges Mal den nervenden Sommerhit von 2004 gehört zu haben.

Ich möchte zum Schluss, die Worte des russischen Dichters Alexander Puschkin ein wenig umwandeln, vielleicht auf die heutige Zeit bezogen.

"O Chisinau, du spannende, grüne Stadt, O Chisinau mit deinen holden Schönheiten und deinen unzähligen Wechselstuben und Handy-Shops, O Chisinau gerne komme ich wieder, spätenstens 2025, wenn du vielleicht "Capitala Europeana" bist!

Persönlich:
Dank an die Green Fires St.Gallen
Speziellen Dank an Pascal, für seine Fahrkünste ("Hämer jetzt än Fahrer?)
und ASKR :-)

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

tönt sehr geil, beneide euch total! und wir "dürfen" wieder nach Armenien, verdammte kacke...

Anonym hat gesagt…

jammeri! und wir???