1.Liga
4:1
Gemeindesportplatz
500 Zuschauer
Das besondere an kleinen Fussballvereinen ist, dass viele Leute dem Club in irgendeiner Funktion das ganze Leben lang treu bleiben, und sei es "nur" als treue Zuschauer.
Herr Junker brachte mir und unzähligen anderen Gossauern das Fussball spielen bei. Ich weiss noch bei ihm stand in erster Linie die Freude am Spiel im Vordergrund. Ich denke oft, heute könnten sich einige "krankhaft" ehrgeizige Junioren-Trainer auch wieder mehr auf die Spielfreude besinnen. Wie Herr Junker, der früher übrigens als respektierte und geschätzte Gossauer Persönlichkeit jeweils auch die Polizei begleitet um die Sperrstunde in den Wirtschaften durchzusetzen, ist auch Franz Sebastian Keel schon seit ich denken kann auf den Gemeindesportplatz anzutreffen.
Keel sitzt heute bei einem kleinen Bier im neuen "Club-Beizli" des FC Gossau und fragt in die Runde: "Häds viel Lüt duse?"
Viele Leute? nun gut ich denke man kann die Frage mit Ja beantworten. Trotz tristem Frühlingswetter haben 500 Zuschauer den Weg ins Stadion auf sich genommen. Darunter viele Fans des FC St.Gallen, aber auch einige Gossauer mehr als sonst, dürften aufrgrund der guten Resultate des Heimvereins den Weg auf den Gemeindesportplatz gefunden haben.
Beim FC St.Gallen hat sich durch die vielen Stadionverbote, eine kleine aber feine Fangruppe gebildet, die der U-21 Mannschaft hinterherfährt. Natürlich sind neben den "Stadionverbötler" aber auch einige weitere bekannte Allesfahrer und Ultras des FCSG auf der alten Gossauer Holztribüne anzutreffen.
Die Stimmung ist gut, sogar eine Choreo wird von den St.Gallern gezeigt, ein bisschen Unmut kommt nur auf, weil der Bierstand "verpflegnungstechnisch" zu weit vom Standort der Fans liegt.
Auf dem Platz zeigen die beiden Mannschaften zum Wochenend Auftakt anfangs ein munteres Spielchen, indem es nach 15.Minuten bereits 1:1 steht. Danach verflacht das Spiel ein wenig, aber mit interessanten Gesprächen über diese oder jene nächste Fussballreise und den neusten Infos über den Calcio, von den zwei wohl grössten "Italo Fussball-Kennern" der Schweiz, vergeht die Zeit wie im Flug.
In der 42. Minute erhält der St.Galler Malenovic die Rote Karte, der ebenfalls anwesende FC SG Trainer Rolf Fringer muss sich nun natürlich den einen oder anderen Spruch anhören: "Rolf, dä dörf den nöd spiele nöchscht Sunntig gege YB!"
Wie heisst es so schön " Wer den Schaden hat, braucht für den Spot nicht zu sorgen.", der evtl. meisterschaftsentscheidende "Fall Muntweiler" wird die Grün-Weissen noch eine Weile begleiten.
In der zweiten Halbzeit dreht der FC Gossau richtig auf, und so steht es bis zur 66.Minute schon 4:1 für die Heimmannschaft. Mit teilweise schönem Kombinationsfussball kommen die Gossauer den NLB Aufstiegsspielen nun bedrohlich nahe. Der Verein stieg erst letztes Jahr von der 2.Liga Interregional in die 1.Liga auf, eine Teilnahme an den Qualifikationsspielen wäre eine kleine Sensation.
Die St.Gallen Fans singen trotz aussichtslosem Spielstand munter weiter. Einige in Gossau wohnhafte FC SG Anhänger beschwören bereits mit Gesängen ein Derby FC Gossau-FC Wil in der NLB herbei.
Im "Club Beizli" nach dem Spiel ist die Stimmung nach diesem Resultat natürlich ausgelassen. Der Präsident wird, von einem trinkfreudigen FC SG Anhänger, noch auf den fehlenden Bierstand in der Nähe der Fans aufmerksam gemacht: "Ihr händ en Umsatz vo 100'000.-- Franke verpasst!" Der Präsident entgegnet, der leicht übertriebenen Behauptung, ein wenig ironisch: "Man habe in den 5 Jahren eine Politik der kleine Schritte betrieben und das nächste Mal werde man auch dieses Problem gelöst haben. "
Der FC Gossau scheint auf dem richtigen Weg, dass war in der Vergangenheit nicht immer so, ob es nun gleich die NLB sein muss, weiss ich nicht, aber mit dieser jungen Mannschaft scheint vieles möglich zu sein.
Als wir das Vereinsheim des FC Gossau verlassen, sitzt Ehrenmitglied Franz Sebastian Keel immer noch beim Bier, eben das besondere an solchen Vereinen...
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