Sonntag, Februar 28, 2010

FC Gossau : FC Lugano

NLB
480 Zuschauer
Sportanlage Buchenwald
Wir schreiben das Jahr 2068. Das Mitteleuropäische Tagblatt blickt in einer Interview Reihe auf die langjährige Geschichte des FC Gossau zurück. Damit sollen die Leser einen Einblick in den nostaligschen Fussballalltag im Jahr 2010 erhalten. Der Interviewpartner Fritz Meier schildert darin einen typischen Heimspieltag seines Lieblingsvereins. Den mittlerweile 98 jährigen Frührentner treffen wir zwischen einer Runde virtuellem Golfspiel und dem Feierabend-Energy Drink im neuen Einkaufszentrum, dem Arena Super Dome im Zentrum der Kantonshauptstadt.

(Achtung Satire! dieses Interview ist völlig fiktiv, es hat so nie stattgefunden)

Herr Meier, was bewegte die Welt im Februar 2010?
(Fritz Meier räuspert sich und nimmt einen grossen Schluck seines Senioren Energy Drinks). Ja 2010, das war eine bewegtes Jahr. Der spätere Bundespräsident Simon Ammann gewann zweimal Gold an der Olympiade und die Schweiz hatte noch ein Bankgeheimnis. Wissen Sie was ein Bankgeheimins ist? Sehen Sie, ich auch nicht mehr, aber ich denke im Alter hat man kein gutes Gedächtnis mehr für solche komplizierten Dinge. In einem Jahr wäre ich ja schon pensioniert, wenn ich nicht diese Probleme mit meinem "PC -Daumen" hätte. Deshalb musste ich schon mit 95 Jahren in Rente, das nur so nebenbei.

Herr Meier, sind seit 80 Jahren ein grosser Anhänger des FC Gossau. Die Saison 2009/2010 war keine einfache Spielzeit für ihren Lieblingsverein, was genau ist vorgefallen?
Ja, das war tatsächlich keine leichte Saison. Damals gab es noch Wettspiele. Man stelle sich das in der heutigen Zeit einmal vor, da könnte man ja gleich das Nikotin wieder legalisieren. (a.d.R. schallendes Gelächter) Jedenfalls waren Spieler des FC Gossau wohl darin verwickelt, dadurch war die ganze Saison "Total Scheisse". Entschuldigen sie die Wortwahl, in meiner Jugend waren derartige Wörter noch erlaubt. Ich hoffe ich kriege nun keinen Ärger mit der Bundesbehörde für unerlaubte vulgäre Sprache.

Können Sie uns anhand des ersten Rückrunden Heimspiels gegen den späteren World League Gewinner FC vacanza ticino.com (damals noch FC Lugano) ein typisches FC G Heimspiel aus jener Zeit schildern?
Ich hab mir jeweils Notizen gemacht, deshalb fehlt mir ein Rückblick nicht schwer. Der Andrang zu diesem Spiel war so gross, wie heutzutage bei einem "Lady Gaga" Konzert im Altersheim Eschenbach. (a.d.R. Herr Meier lacht über seinen gelungenen Vergleich und trällert verträumt den Oldie "Pokerface" vor sich hin). Das Wetter war ausnahmsweise mal nicht so schlecht für diese Jahreszeit. Damals gab es ja noch Schnee bei uns in der Ostschweiz. Kennen Sie Schnee? Ich meine diesen kalten, weissen Niederschlag, nicht das andere schlimme Zeug, dass man heutzutage überall in Toiletten erwerben kann. Der FC Lugano reiste mit vielen Anhängern den weiten Weg nach Gossau. Das verdiente Respekt, es gab ja diese U-Bahn durch die Schweiz noch nicht. Jedenfalls einige hatten kurzgeschorrene Haare, über modischen Geschmack konnte man sich schon damals streiten. Sie sangen aber schön melodiös die Südschweizer. Im Jahr 2010 durfte man noch Singen in der Öffentlichkeit, dass war noch vor diesem unsinnigen Gesetz aus dem Jahr 2027. Der FC Gossau spielte noch in diesem alten Stadion mit der Holztribüne. Diese Tribüne wurde nach dem legendären Cup Halbfinalsieg 2016 ja unter Denkmalschutz gestellt.
Ein Kollege von mir verpasste den Match gegen Lugano, weil er mit dem Zug von Düsseldorf nach Gossau fuhr. An dem Tag setzte nämlich ein Sturm namens "Xynthia" den ganzen Bahnverkehr in Deutschland lahm. Heutzutage könnte man sich ja für teures Geld "Beamen" lassen, aber die 15'000 Eurodollar, wären dieses Spiel sicher nicht wert gewesen. Gossau kämpfte zwar tapfer, und mit dem späteren Nati-Goalie Lattmann hatten sie einen starken Torwart, aber gefährlich wurden sie nie. Lugano gewann schiesslich mit 1:0 und stieg Ende Saison in die Axpo Super League auf (a.d.R. vergleichbar mit der Nationaliga A im Jahr 2068).

Wieso schwärmen viele Romantiker immer noch von der Fussballatmospähre kurz nach der Jahrtausendwende?
(Herr Meier guckt minutenlang verloren in seine leere Engery Drink Büchse...) Ja wissen Sie, da war halt schon noch alles besser. Klar, es gab diese Probleme mit der "Wettmafia" und die Saison mit dem FC Gossau war in etwa so erfolgreich, wie diese Brücke die man über den Atlantik bauen wollte im letzten Jahrzehnt. Wissen Sie noch?
Im Fussball gab es jedenfalls noch keine Nacktscanner im Eingangsbereich. Das wurde ja von den Vereingten Staaten von Europa erst im Jahr 2040 durchgesetzt. Die Stimmung war einfach entspannter, auch als Steuerbetrüger oder als Kleinkrimineller konnte man noch zum Fussball gehen. Seit man das Vorstrafenregister im Vorhinein einreichen muss, geht das ja nicht mehr so leicht. Jetzt kommt mir aber auch noch in den Sinn, dass sich gewisse Politiker schon damals über das Thema "Gewalt im Fussball" profilieren wollten. Einige schafften es mit diesem Thema sogar in den Bundesrat. Tztztztt das waren noch Zeiten...
Noch etwas, sie werden jetzt lachen, aber man konsumierte alkoholhaltiges Bier im Stadion. "Haha, kein Witz" genau so war das damals. Heute ist das ja nur noch in seperat eingezäunten Nachtclubs möglich und auch nur mit einer personifizierten Alkohol Bewilligung.

Herr Meier, eine letzte Frage. Wie endete diese Saison für den FC Gossau und wie ging es danach weiter?
Hmmm...ich glaube ich habe die restliche Saison verdrängt. Es steht merkwürdigerweise auch nichts in meinen Notizen darüber. Die nächsten Jahre waren allerdings sehr erfolgreich. Vorallem als 2021 neben der Europa Liga auch noch die World League gegründet wurde, da konnte der FC Gossau profitieren. Sie rutschten in die höchste Schweizer Liga nach, da kamen dann auch immer viele Zuschauer. Keiner interessierte sich schliesslich für ein Spiel zwischen dem FC Luzern und dem FC Sydney aus Australien.
Fritz Meier bezahlt per Abzahlungsgeschäft seinen Energy Drink und macht sich mit der U-Bahn zu seinem Heim für betreutes Wohnen im Berner Oberland.Knappe zwanzig Fahrminuten vom Arena Super Dome entfernt.

9 Kommentare:

groundhopping.ch hat gesagt…

Schade, dass sich meine Testspiel-Eindrücke scheinbar bestätigen, vgl. Aarau-Gossau ("Aus Sicht der Ostschweizer war vor allem die offensive Harmlosigkeit zu bemängeln") und Basel-Gossau ("Bleibt eine entscheidende Frage: Wer soll für den FC Gossau die Tore schiessen?"). Und unglaublich, wie regelmässig die Direktkonkurrenten im gleichen Zeitraum zu ihren Punkten kommen...

Dänu hat gesagt…

Erstaunlich, dass sich Gossau im Jahre 2068 nicht als Stadtteil von St. Gallen präsentiert ;-).

Auf nach Sydney!

gossau-fen hat gesagt…

@groundhopping.ch: leider, leider haben sich deine Testspiel-Eindrücke mehr als bestätigt. Unsere Ausgangslage scheint mittlerweile noch um einiges trostloser als die eurige...

@Dänu: stimmt nicht ganz, ortskundige werden dies beim Lesen evtl.gemerkt haben. Der "Arena Super Dome" steht im Jahr 2068 im Zentrum der Kantonshauptstadt...

Anonym hat gesagt…

Vielleicht erhalten ja ein paar Vereine ihre Lizenz wieder nicht und der FCG steigt abermals nicht ab...

Dänu hat gesagt…

Das habe ich sehr bewusst gelesen, aber anders interpretiert, wenn Du weisst, was ich meine ;-)

gossau-fen hat gesagt…

Hehe:-) ich glaub ich weiß was du meinst

groundhopping.ch hat gesagt…

Off Topic (aber doch mit Bezug zum FC Gossau): Ist schon jemandem aufgefallen, wer das Rätsel in der neusten Ausgabe von ZWÖLF gewonnen hat...? ;-)

gossau-fen hat gesagt…

womit wieder mal bewiesen wäre, welcher verein den grössten Fussballexperten als Pressechef hat :-).
Sein Horizont geht übrigens weit über den Fussball hinaus.
http://www.tagblatt.ch/lokales/gossau/tb-go/Karl-Schmuki;art191,1435651

gilardino hat gesagt…

Ich meine, nicht dass ich Gossau die schlechten Resultate gönnen würde - ganz im Gegenteil! - aber wenn dies zur Folge hat dass du dich in jedem Blog dermassen selbst übertriffst, darf sich gerne eine Niederlage an die andere reihen - ein bisschen Galgenhumor kann ja auch helfen! :-)