Montag, Februar 01, 2010

FC Bayern München : FSV Mainz 05

(Foto TW)

1.Bundesliga
Stadion Fröttmaning
69'000 Zuschauer (ausverkauft)

They never come back" hiess in früheren Zeiten ein ungeschriebenes Gesetz beim Schwergewichtsboxen. Die legendären Faustkämpfer Muhammad Ali und Floyd Patterson brachen als erste mit dieser Regel und kehrten wieder in den Ring zurück. Getreu diesen grossen Vorbildern machte ich mich auch wieder mal auf zu einem Heimspiel des FC Bayern München.

Meine erste fussballbedingte Reise in die bayrische Landeshauptstadt, nach 32 Monate Pause konnte auch gleich mit einer Premiere aufwarten. Das Autoradio, quittierte wohl in Erwartung der stillvollen Ballermann Musik, die es in den nächsten Stunden abspielen sollte den Dienst. Eine simple Verweigerung genügte dem zugegebenermassen nicht mehr aus diesem Jahrhundert stammenden Kassetenrecorder allerdings nicht. Das Ding löste sich buchstäblich in Rauch auf. So lernte ich an meiner wohl hundersten Fahrt in die süddeutsche Metropole, gleich mal eine neue Rast-stätte kennen. Der Pannenstreifen lud allerdings nicht zum Verweilen ein, Schneetreiben, und lustig hupende holländische Skitouristen machten den Aufenthalt nicht wirklich angenehm. Nach kurzer Pause gings allerdings unfallfrei weiter.

So fuhr unser Bus kurz vor Mittag schiedlich, friedlich in München Fröttmaning ein. Ganz ohne Michael Wendler, Jügen Drews und DJ Ötzi in den Boxen, dafür mit vielen bekannten und freundlichen Gesichtern aus Olympiastadion Zeiten an Bord.

Bei unserer Ankuft hiess uns ein Begrüssungskomitee der Münchner Schutzmänner willkommen. Sie liessen es sich nicht nehmen zwei unserer Mitreisenden zu einer Routine Personenkontrolle einzuladen. Wir freuten uns alle sehr, und wurden tatsächlich auch noch kollektiv mit einer kleinen Ansprache durch einen zuvorkommenden Gesetzteshüter beglückt.

Fast so sehr wie die bayrische Gendamerie vermisste ich ihn den letzten zweieinhalb Jahren das sensationelle Münchner U-Bahn Netz und natürlich das hervorragende lokale Bier. Das Untergrund Geschoss kutschierte uns also Richtung Marienplatz. Daraufhin flüchteten wir vor den ärgsten samstäglichen Touristenaufmärschen in der Innenstadt zu einem kleinen, aber überaus feinen bayrischen Restaurant. Augustiner Hell und Dunkel oder auch als Weissbier, dazu wahlweise feines Gulasch mit Knödel, oder halt doch die ortsübliche Schweinshaxe. Die lustige Reisegesellschaft liess es sich jedenfalls durchaus gut gehen. Als "Speise-Verteiler" wurde von einzelnen Exponenten in der Folge auch noch ein "Espresso con Grappa" bestellt, was die humorige Bedienung mit den launischen Worten "meinst wohl ein Espresso mit Grappa" kommentierte. Den Münchner Humor sollte man durchaus nicht unterschätzen.

Teilweise erwartungsfroh oder auch nicht, betrat unsere Gruppe gegen viertel nach Drei die rot schimmernde Arena im Münchner Norden. Vieles hat sich nicht verändert seit ich das letzte Mal vor Ort war. Gut, der umtriebige und durchaus streitbare Manager hat die operative Führung übergeben, und der Trainer kommt nicht mehr aus Lörach sondern aus Amsterdam. Die äusseren Rahmenbedingungen erinnern aber immer noch eher an einen Operreten Besuch, als an ein Fussballspiel. Bis auf ein Haufen nimmermüder Sänger in der Südkurve, nimmt das restliche Publikum das schöne Spiel der roten Zauberer etwa so emotional auf, wie eine Schwanensee Auführung. Fast schon bezeichnend, dass der riesige Banner "Südkurve-Herz und Seele des Vereins" vom winterlich strengen Wetter geradezu weggefegt wurde. Bleibt zu hoffen, dass die aktiven Fans nicht irgendwann ganz aus dieser Bundesliga Show "weggeblasen" werden...

In der Pause wärmt sich der kälteempfindliche Zuschauer, bei einem Getränk in einem Fanrestaurant auf. Vorbei die Zeiten, als man die halb erfrorenen Hände an einer warmen Heizung in den übelriechenden Stehtoiletten des Olympiastadions aufwärmte. Das Treffen von einigen altbekannten Gesichtern verhinderte meinerseits eine rechtzeitige Rückkehr zum Anpfiff der zweiten Hälfte. Allerdings war ich da in guter oder besser gesagt vielfacher Gesellschaft. Die Fankneipe war jedenfalls immer noch gut gefüllt. Beim 1:0 ertönte der Jubel dann auch ziemlich lautstark. Mit warmen Füssen und Ohren und einem Weissbierglas in der Hand lässt sich wohl euphorischer Feiern, als im kalten Stadionrund.

Zum 2:0 sass ich wieder auf meinem zugewiesenen Platz am Rande der Haupttribüne. Direkt neben mir die Umzäunung der Haupttribüne. Ein bisschen sozialer Neid kam da schon auf. Zumal die Sicht auf das Spielfeld durch das Gitter nicht die Beste war. Zu meiner Überraschung sitzen die Zuseher auf den teuren Plätzen zudem auf bequem aussehenden Stühlen. Trotzdem blieben einige davon am heutigen Tag ungenutzt, oder wurden schon viele Minuten vor Spielende verlassen.

Hurra, Hurra! 3:0!!! Der nimmermüde Stadionsprecher schreit den Namen des holländischen Torschützen euphorisch ins weite Stadion. Der Typ von der anderen Preisklasse neben mir, klatscht begeistert und zieht seine tarnfarbene Kappe daraufhin wieder tief ins Gesicht. Geschmack ist keine Frage des Geldes...

Wer noch nicht auf dem Nachhauseweg ist, macht sich nach Spielende auf eben diesen. Die Merchandising Stände ums Stadion rum sind gut frequentiert. Mein Kollege ist tief entäuscht, als seine hoffnungsvolle Nachfrage nach einem Luca Toni Trikot negativ beantwortet wird. Eins von Klose scheint er nicht zu wollen. Frustriert lässt er sich mit einem Bayern Fan auf eine friedliche aber konsequent geführte Diskussion über die Transferpolitik des deutschen Rekordmeisters ein. Ihre Meinung über den Ex-Manager, derzeitigen FC B Präsidenten und Gesellschafter einer Wurstfabrik klaffen allerdings ausseinander.

Nicht nur die Strassen auf dem Rückweg in die Schweiz haben sich in den letzten zweieinhalb Jahren kaum verändert, auch das Verhalten der Busbesatzung lässt an vergangene Fahrten erinnern. Der Fanclub Präsident gibt wie gewohnt den Schlager Barden. Mangels Boxen Beschallung im Gefährt, allerdings für einmal mit Kopfhörern im Ohr. Das Niveau der wiedergegeben Titel verläuft jedoch gegenteilig zu seinem steigenden Alkoholpegel. Zwischendurch zieht er sich auf stille Örtchen zurück, um wohl bei einem kleinen Nickerchen Songtexte auswendig zu lernen. Sein Studium scheint ausgiebig, der singende Mann muss schliesslich per "Dietrich" aus seiner Lage befreit werden. Das fahrende Volk verlangt neue Lieder.

Gegen elf Uhr erreichen wir die Ostschweiz. Sehr zur Freude des Busfahrers. Die aussteigenden Gäste laufen jedenfalls nicht Gefahr demnächst, als Mineralwasser Kunden des Jahres ausgezeichnet zu werden.

They never come back....?!?!?

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

fazit: darko ist unschuldig!

Anonym hat gesagt…

hi flo,

ich denke der besuch in der löwen arena wird dich mindestens 2 jahre davon abhalten auch nur zu überlegen wieder ein spiel dort zu konsumieren!!!

ist gibt viele "scheiss" stadien,
die löwen arena ist mit sicherheit das schlimmste von allen.

zum glück gibt´s ja noch den fc gossau für dich. mal schauen wie ihr euch in dieser saison wieder vom abstieg rettet könnt *g*


bis dann,
krusty

gossau-fen hat gesagt…

hi krusty,

in der tat, viel vermisst habe ich nicht von diesem stadion in den letzten 2,5 Jahren...

und mein besuch vom letzten samstag hat wieder mal bestätigt, dass dies nicht die Art von "Fussballatmosphäre" ist, die mir behagt :-)

Da fahr ich lieber weiterhin nach Yverdon, Lausanne oder Biel :-)
(PS:hoffentlich auch noch nächste saison)

grüsse flo