Donnerstag, März 26, 2009

Soldat Frey bei der besten Armee der Welt

Es ist zum Haare raufen! Eben waren es doch noch Monate, dann noch Wochen, dann Tage und nun veflixt nochmals nur noch Stunden bis zum nächsten Einrücken in den grünen Klamotten. Klar, Soldat Frey ist nur eine sogenannte Büroordonanz, und hatte schon Jahre keine Waffe mehr in der Hand, trotzdem überkommt ihn eine nachhaltige Übelkeit, sobald er in die Armee-Kleidung steigen muss. Ein Gefühl wie an einem Sonntag Morgen mit 17 Jahren, als er am Abend zuvor das verhängnisvolle Mixgetränk Kuhmilch und Vodka Gorbatschov ausprobierte.

Es ist ca. 14.00h irgendwo in der Schweiz. Frey und ein paar weitere Schicksalsgenossen sitzen nun schon seit geschlagenen 6 Stunden auf einem Militärareal rum. Ihre lasche Einhaltung der Kleidungsvorschriften unterscheidet sie von den vielen hohen Militärs, die wie stolze Gockel auf dem Gelände herumstolzieren.
Wieder mal weiss keiner von den Hilfssoldaten was er hier überhaupt soll? Plötzlich wie ein ungebetener Gast tritt ein Hauptmann an die Gruppe heran. Der hochdekorierte Mann sieht aus, wie eine Erwachsene Version von Harry Potter, nur einfach mit den Symphatiewerten einer Zürcher Radarpistole. Ein Kollege von Frey fragt den Hauptmann "Ob hier Krieg gespielt wird?". Entrüstet meint der Armeetyp, hier werde nichts gespielt, hier wird simuliert.
Frey und seine Leidensgenossen werden in ein Büro abkomandiert, wo die Vorbereitungen auf das Kriegsszenario laufen. Auf dem Bildschirm, wo später Landkarten eigeblendet werden, läuft im Moment noch die Tagesschau. Ein Gewerkschaftspräsident gibt gerade ein Interview. Man hört Flüche im Raum, und der Sozialdemokrat kriegt neue Spitznamen verpasst, die Ähnlichkeiten mit einem Körperteil unterhalb des Rückens aufweisen.

Wie angenommen, ist es während der Übung sterbenslangweilig. Frey interessiert das ganze "Kriegsspiel" nicht im Geringsten. Kondom Werbung des Papstes ist etwa genauso realistisch wie das "simulierte" Angriffszenario auf die Schweiz, denkt Frey. Bleibt also genug Zeit um die Leute im Raum zu analysieren. Da gibt es den Major Hürlimann, ein alter Armee Haudegen, der mit Vorliebe über seine Ex-Frau wettert und noch lieber von seinen fünf Freundinnen prahlt. Alllerdings scheint der Major mit dieser Anzahl von Gespielinnen ein wenig überfordert. Nur so ist seine Aussage erklärbar, dass er sich lieber von seinem Geschlechtsteil trennen würde, als von seinem Militär-Dienstbüchlein.
Major Hürlimann ist allerdings nicht Frey's persönlicher Favorit in diesem Büro, sein Kollege Hauptmann Schmidli übertrumpft ihn um Längen. Eigentlich nimmt ihn keiner richtig Ernst, den Hauptmann Schmidli, und das ist auch schon mal sein grösstes Problem.
Schon von Anfang an fällt er Soldat Frey und seinen Kollegen negativ auf. Schmidli möchte nämlich seine Arbeit auf die Soldaten abwälzen "da cha doch eine vo dene mache". Er wird allerdings zurechtgestutzt, und muss den Job selber erledigen. Dieser Hauptmann gibt zu Hoffungen Anlass, dass Ueli Maurer sein Ziel von der "Besten Armee der Welt" bald erreichen wird. In langen Monaten oder Jahren in denen Schmidli zum Offizier ausgebildet wurde lernte er wichtige Dinge wie "nint no eine än Schnupf?" und dem darauf folgenden flachsinnigen Militär Spruch, mit einem abschliessenden "Brissssss". Da er weder mit Persönlichkeit, und wohl auch nicht fachlich überzeugen kann, versucht er sich auf Kosten von Frey und seiner drei Soldaten-Kollegen aufzuspielen. "Dä Fax muess mer no leere, dä Fax wird eifach nöd schnell gnueg gleert" ruft er öfters durchs Büro. Wie erwähnt, für voll nimmt ihn keiner, von Frey kriegt er nur ein mitleidiges Lachen, und vom Ranghöchsten im Büro wird er noch darauf hingewiesen, dass die Sache mit dem Fax gar nicht stimme. Da läuft er dann lieber wieder zum Major Hürlimann "Brisssss".
Leider bringt Hauptmann Schmidli auch das tonnenweise Verschenken von Schnupftabak keine Freunde ein. Als er das Büro mal kurzzeitig verlässt , und ihn jemand sucht, fällt keinem der Offiziere der Name von Schmidli ein…Bitter.

Mittlerweile läuft die "simulierte" Übung schon einige Zeit, es sieht übel aus für die Schweiz. Der Feind ist schon über dem Rhein. Das wars dann, wir gehören nun zu Gross-Russland oder so…zukünftig heissen die Kinder Vladimir und Natascha, anstatt Ueli und Vreni.
Frey kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, als bei der Kriegsübung auch noch die modernsten Medien zum Einsatz gelangen. In fantasievollen Radioreportagen wird aus den Krisengebieten berichtet. Einzig die Aussage eines "Augenzeugen", er habe den Glauben an die Schweizer Armee langsam verloren, scheint einigermassen realistisch, denkt Frey.

Pünktlich um 12.00 ist der Krieg fertig. Frey hat nicht mitgekriegt, ob gewonnen oder verloren. Major Hürlimann kann nun wieder zu seinen fünf Freundinnen zurückkehren, Hauptmann Schmidli absolviert eine Schnupftabak-Entziehungskur, und Soldat Frey hat das Gefühl wieder mal einige Tage seines Lebens völlig sinnlos verbracht zu haben. Er denkt, da wäre er besser auf einer Autobahn fischen gegangen.

Soldat Frey ist eine fiktive Person. Übereinstimmungen und Ähnlichkeiten mit wirklichen Personen, oder Handlungen sind rein zufällig.

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