NLB
NSSG
14'685 Zuschauer
Mein Arbeitgeber hat zwei Dauerkarten auf der Gegengerade des neuen St.Galler Stadions. Oberste Reihe, Sektor C4. Gute Plätze sind das. Die Sicht aufs Spielfeld ist hervorragend. Ausserdem sitzt man ziemlich genau der Loge von Edgar Oehler gegenüber. Der Wirtschaftsmogul ist die graue Eminenz beim FC St.Gallen, und manchmal wird man das Gefühl nicht los, er sei das auch in der ganzen Ostschweiz. Wirtschaftlich erfolgreiche Unternehmer sind hoch angesehene im Kanton St.Gallen. Der AFG Verwaltungsratspräsident wird daher auch zu jedem, mehr oder weniger belanglosem ,Thema um seine Meinung gebeten. Ob dies nun ein Statement, zur Wahl von Barak Obama, im St.Galler Tagblatt ist, oder eine Einschätzung zum Potential der aktuellen FC St.Gallen Mannschaft. Edi aus Balgach im Rheintal, muss überall für einen Kommentar bereit stehen.
Heute beim Derby steht Oehler direkt unter dem Buchstaben I seiner (PIATTI Küchen Werbung). Wie einst die römischen Kaiser mit einer Daumenbewegung, lässt er sein Volk heute einfach mit modernsten Mitteln wissen, wie es um seine Meinung bestellt ist. Eine gewisse Extravaganz lässt sich jedenfalls nicht von der Hand weisen, wenn er je nach Leistung der Heimmannschaft, die Loge in Grün (zufrieden) oder Rot (unzufrieden) aufleuchten lässt.
Gegen den FC Wil strahlt die Loge anfangs in der Farbe der Hoffnung, die St.Galler haben schliesslich die bisherige Saison bravurös bestritten. Wäre da nicht der blöde Sache, mit dem finanziellen Engpass, der auf die Stimmung drückt, würde es für die Espen momentan wirklich super laufen. Die Wiler Fans versuchen zwar mit einer 113% Wil Fahne auf die historische Niederlage vor 6 Jahren aufmerksam zu machen, doch gegen solche Dinge scheinen die St.Gallen Fans sowieso schon lange abgehärtet. Im Espenblock werden die Grün-Weissen jedenfalls heftig gefeiert und der verhasste Gegner leidenschaftlich verspottet. Mit einem Transparent weisen sie darauf hin, dass heute das erste Mal seit Jahren wieder mal ein grösserer Haufen Wil Fans beisammen ist.
Das Niveau der beiden defensivstarken Mannschaften bewegt sich schon nach einigen Minuten auf unverkennbaren NLB Niveau, ganz im Gegensatz zum Publikumsaufmarsch. 14'500 Leute, dass ist bei vielen anderen Vereinen in dieser Liga, das Total an verkauften Billetten Ende Saison. Die Gegengerade ist dementsprechend sehr gut gefüllt. Hier sitzen die St.Gallen Anhänger, die im Espenmoos noch gegenüber der Haupttribüne standen. Die Emotionen kochen merklich nicht mehr so hoch wie früher, jetzt wo jeder seinen bequemen Platz hat. Ab und an, kann der eine oder andere aber nicht mehr in sich halten, und der alte Espenmoos Geist fährt bei ihm ein. Da wird kurz in die Luft gesprungen, einige Flüche gegen den Schiedsrichter zum Besten gegeben und danach links oder rechts ein zustimmendes Nicken eingeholt. Doch dieser emotionaler Ausbruch ist nur von kurzer Dauer, schnell wird wieder Platz genommen, der Kollege hinten sieht ja nichts mehr.
Den Umzug ins Stadion haben auch einige Fan Orginale mitgemacht, die irgendwie nicht richtig hinein passen wollen, in diese neue moderne Stadionwelt. Der eine vor uns zum Beispiel, der alle fünf Minuten ein sinnfreies "Hoch die internationale Solidarität" zum Besten gibt. Doch für sein sozialistisches Liedgut kassiert er von den umsitzenden Zuschauern nur verständnislose Blicke. Ein anderer steigt im T-Shirt bei kühlen November Temperaturen die Treppen hoch und hinunter. Irgendwann kommt ein Ordner und weist ihm seinen Platz zu.
14'685 Zuschauer
Mein Arbeitgeber hat zwei Dauerkarten auf der Gegengerade des neuen St.Galler Stadions. Oberste Reihe, Sektor C4. Gute Plätze sind das. Die Sicht aufs Spielfeld ist hervorragend. Ausserdem sitzt man ziemlich genau der Loge von Edgar Oehler gegenüber. Der Wirtschaftsmogul ist die graue Eminenz beim FC St.Gallen, und manchmal wird man das Gefühl nicht los, er sei das auch in der ganzen Ostschweiz. Wirtschaftlich erfolgreiche Unternehmer sind hoch angesehene im Kanton St.Gallen. Der AFG Verwaltungsratspräsident wird daher auch zu jedem, mehr oder weniger belanglosem ,Thema um seine Meinung gebeten. Ob dies nun ein Statement, zur Wahl von Barak Obama, im St.Galler Tagblatt ist, oder eine Einschätzung zum Potential der aktuellen FC St.Gallen Mannschaft. Edi aus Balgach im Rheintal, muss überall für einen Kommentar bereit stehen.
Heute beim Derby steht Oehler direkt unter dem Buchstaben I seiner (PIATTI Küchen Werbung). Wie einst die römischen Kaiser mit einer Daumenbewegung, lässt er sein Volk heute einfach mit modernsten Mitteln wissen, wie es um seine Meinung bestellt ist. Eine gewisse Extravaganz lässt sich jedenfalls nicht von der Hand weisen, wenn er je nach Leistung der Heimmannschaft, die Loge in Grün (zufrieden) oder Rot (unzufrieden) aufleuchten lässt.
Gegen den FC Wil strahlt die Loge anfangs in der Farbe der Hoffnung, die St.Galler haben schliesslich die bisherige Saison bravurös bestritten. Wäre da nicht der blöde Sache, mit dem finanziellen Engpass, der auf die Stimmung drückt, würde es für die Espen momentan wirklich super laufen. Die Wiler Fans versuchen zwar mit einer 113% Wil Fahne auf die historische Niederlage vor 6 Jahren aufmerksam zu machen, doch gegen solche Dinge scheinen die St.Gallen Fans sowieso schon lange abgehärtet. Im Espenblock werden die Grün-Weissen jedenfalls heftig gefeiert und der verhasste Gegner leidenschaftlich verspottet. Mit einem Transparent weisen sie darauf hin, dass heute das erste Mal seit Jahren wieder mal ein grösserer Haufen Wil Fans beisammen ist.
Das Niveau der beiden defensivstarken Mannschaften bewegt sich schon nach einigen Minuten auf unverkennbaren NLB Niveau, ganz im Gegensatz zum Publikumsaufmarsch. 14'500 Leute, dass ist bei vielen anderen Vereinen in dieser Liga, das Total an verkauften Billetten Ende Saison. Die Gegengerade ist dementsprechend sehr gut gefüllt. Hier sitzen die St.Gallen Anhänger, die im Espenmoos noch gegenüber der Haupttribüne standen. Die Emotionen kochen merklich nicht mehr so hoch wie früher, jetzt wo jeder seinen bequemen Platz hat. Ab und an, kann der eine oder andere aber nicht mehr in sich halten, und der alte Espenmoos Geist fährt bei ihm ein. Da wird kurz in die Luft gesprungen, einige Flüche gegen den Schiedsrichter zum Besten gegeben und danach links oder rechts ein zustimmendes Nicken eingeholt. Doch dieser emotionaler Ausbruch ist nur von kurzer Dauer, schnell wird wieder Platz genommen, der Kollege hinten sieht ja nichts mehr.
Den Umzug ins Stadion haben auch einige Fan Orginale mitgemacht, die irgendwie nicht richtig hinein passen wollen, in diese neue moderne Stadionwelt. Der eine vor uns zum Beispiel, der alle fünf Minuten ein sinnfreies "Hoch die internationale Solidarität" zum Besten gibt. Doch für sein sozialistisches Liedgut kassiert er von den umsitzenden Zuschauern nur verständnislose Blicke. Ein anderer steigt im T-Shirt bei kühlen November Temperaturen die Treppen hoch und hinunter. Irgendwann kommt ein Ordner und weist ihm seinen Platz zu.
Ab der 32.Minute machen sich die ersten Leute schon zum Pausen Bier auf, zu präsent sind einigen Zuschauern wohl noch die chaotischen Verpfegungszustände von den ersten Saisonpartien. Ein älterer Herr bestellt eine Portion Pommes Frites. Eine junge Frau, die nebst den vielen Bestellungen auch mit einem ziemlich Akneproblem zu kämpfen hat, entschuldigt sich peinlich berührt, aber durchaus symphatisch, für die lange Wartezeit. Auf Pommes Frites waren sie einfach nicht vorbereitet….
Man hört Diskussionen "Wa s'Bier häd kei Alkohol?" Erschreckte Gesichter, nur allzu verständlich, wenn das Spiel so weiter geht, will man nicht vollkommen nüchtern in die 2.Hälfte starten. Die Gerüchte erweisen sich allerdings als falsch, was einige Leute wohl vom lebensmüden Sprung auf die angrenzende Autobahn abgehalten hat.
Die 2.Halbzeit beginnt. "Licht-Edi" stellt nun mal auf Rot um, das Spiel ist aber auch wirklich nichts Tolles. Das Publikum auf der Gegengerade verschwört sich mittlerweile gegen den einen oder anderen Spieler, auch das ein Überbleibsel aus den guten, alten Zeiten im Espenmoos. Vorallem Thomas Weller passt ihnen nicht "so ä frisur, und den so nen seich zäme spiele". Ein spöttisches "Nehmed dä Coiffeur endlich use!" schreit jemand Richtung Trainerbank. Doch auch die Auswechslung des "Haarkünstler" bringt nichts mehr, St.Gallen gibt die ersten Punkte im neuen Stadion ab.
Eine sonderbare Mischung aus Pfiffen und Fangesängen begleitet die Grün-Weissen in die Kabine. Die Espen Fans scheinen selbst nicht so recht zu wissen, was sie von diesem Unentschieden im Kantonsderby halten sollen. Oehler hat die letzen Minuten der Partie jedenfalls wieder auf Grün gestellt, er zumindest scheint mit dem einen Zähler zufrieden zu sein.
Draussen beim Bierstand vor der hochgestylten Matchbar läuft Baschi-Fussball Musik. Ein paar St.Gallen Fans mit grün-weiss bemalten Köpfen singen etwas von "Schwizer Meister". Ihr korpulenter Kollege steht ein wenig abseits und stützt sich schwerfällig und leicht schwankend gegen einen Stehtisch. Er scheint einen guten Wochenstart erwischt zu haben. Sein Kopf kann es mit dem Rot einer Tomate durchaus aufnehmen. Zumindest diese Farbe, wird auch der allgegenwärtige Mäzen des FC St.Gallen an diesem Abend nicht mehr ändern können….
Man hört Diskussionen "Wa s'Bier häd kei Alkohol?" Erschreckte Gesichter, nur allzu verständlich, wenn das Spiel so weiter geht, will man nicht vollkommen nüchtern in die 2.Hälfte starten. Die Gerüchte erweisen sich allerdings als falsch, was einige Leute wohl vom lebensmüden Sprung auf die angrenzende Autobahn abgehalten hat.
Die 2.Halbzeit beginnt. "Licht-Edi" stellt nun mal auf Rot um, das Spiel ist aber auch wirklich nichts Tolles. Das Publikum auf der Gegengerade verschwört sich mittlerweile gegen den einen oder anderen Spieler, auch das ein Überbleibsel aus den guten, alten Zeiten im Espenmoos. Vorallem Thomas Weller passt ihnen nicht "so ä frisur, und den so nen seich zäme spiele". Ein spöttisches "Nehmed dä Coiffeur endlich use!" schreit jemand Richtung Trainerbank. Doch auch die Auswechslung des "Haarkünstler" bringt nichts mehr, St.Gallen gibt die ersten Punkte im neuen Stadion ab.
Eine sonderbare Mischung aus Pfiffen und Fangesängen begleitet die Grün-Weissen in die Kabine. Die Espen Fans scheinen selbst nicht so recht zu wissen, was sie von diesem Unentschieden im Kantonsderby halten sollen. Oehler hat die letzen Minuten der Partie jedenfalls wieder auf Grün gestellt, er zumindest scheint mit dem einen Zähler zufrieden zu sein.
Draussen beim Bierstand vor der hochgestylten Matchbar läuft Baschi-Fussball Musik. Ein paar St.Gallen Fans mit grün-weiss bemalten Köpfen singen etwas von "Schwizer Meister". Ihr korpulenter Kollege steht ein wenig abseits und stützt sich schwerfällig und leicht schwankend gegen einen Stehtisch. Er scheint einen guten Wochenstart erwischt zu haben. Sein Kopf kann es mit dem Rot einer Tomate durchaus aufnehmen. Zumindest diese Farbe, wird auch der allgegenwärtige Mäzen des FC St.Gallen an diesem Abend nicht mehr ändern können….
2 Kommentare:
haha, so glatt! dieser vergleich von oehler mit einem römischen kaiser im kolosseum ist mir genau auch in den sinn gekommen. schade hast du nicht gesehen, wie edi`s loge exakt mit dem schlusspfiff von grün auf rot wechselte. vielleicht heisst eine rote beleuchtung in seiner loge aber auch nur, dass jetzt nicht mehr fussball trumpf ist, sondern leichtbekleidete mädchen, die an stangen tanzen usw. ich meine, so rot beleuchtete zimmer lassen normalerweise auf etwas anderes schliessen...?! aber irgendwie tut er mir auch ein wenig leid, dass er solche extravaganzen wie diesen lichtschalter überhaupt nötig hat. seine handschrift ist ja schon allgegenwärtig in diesem stadion. man denke ja nur an diese oberoberhässlichen piatti/forster etc. werbetafeln, die kaum zu übersehen über den köpfen der fans schweben. und dass das (überflüssige) plüsch-maskottchen, welches krankhaft in den pausen winke-winke macht, noch nicht durch einen fasnachtsujet-ähnlichen oehler ersetzt wurde, erstaunt ebenfalls. egal. ich freue mich nach meinem ersten besuch in der alles-fürs-geld-arena auf jeden fall noch mehr auf das nächste spiel auf dem guten alten gemeindesportplatz, ähm entschuldigung, natürlich der "buechenwaldarena".
c.g.
wie von c.g. richtig angemerkt, aber von mir nicht gesehen, stellte der sanktgallische Julius Cäsar, kurz vor Schluss wieder auf Rot um.
Ausserdem ist mir von aufmerksamen Beobachtern zu Ohren gekommen, dass er nach der Pause gar einmal auf Orange schaltete.
Ob er mit dieser Wechslerei, das Sortiment der neusten Küchenbeleuchtungen aus seinem Hause präsentieren wollte?
Man weiss es nicht...
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