Ein Fussballjahr in Gossau ohne eine Spielverschiebung wegen Schneefall, ist in etwa so selten, wie die Veröffentlichung einer neuen Platte durch Guns N' Roses. Beides ist letztes Wochenende eingetroffen. Die Rockband um Axel Rose brachte nach 15 Jahren Pause, überraschenderweise doch noch, ihre Comback-Scheibe auf den Markt, und am Tag darauf wurde, weit weniger überraschend, das Cup Spiel Gossau gegen YB abgesagt.
Also wurde es ein Wochende, so ganz ohne Fussball:
Freitag Abend: „Time Out Bar“. Einer meint der Treffpunkt aller Singles über 30 Jahre in St.Gallen, also anders gesagt der „Schmelztigel der Verzweifelten“. Wir sind allerdings alle vergeben, trinken aber trotzdem ein-zwei Bier. Eine Mitarbeiterin klaut dann meinem Chef die neue „Marco Rima“ CD aus seiner Jackentasche, während der die Toilette aufsucht. Auf was für Ideen Frauen kommen, nach ein paar Gläsern Prosecco, unglaublich. Gibt doch da so ein Lied...aber lassen wir das.
Die CD hat er er übrigens in der Tonhalle gekauft, dort waren wir mit der „Bude“ beim Schweizer Starkomiker, und eins muss man ihm lassen, improvisieren kann der Rima. Obwohl ansonsten, wie erwatet, nicht jeder Witz ein Brüller war.
Nach der Bar auf den Nachtzug, wo einer auf dem Perron noch das Überflüssige vom vergangenen Abend zurücklässt, also das war keiner von uns, nur dass hier niemand auf falsche Gedanken kommt.
Samstag: Eine verdammt kurze Nacht war das. Frau geht arbeiten. 9 Monate altes Kind kann leider noch nicht alleine aufs WC, und mit dem Kochen happerts auch noch ein wenig. Also bleibt das an mir hängen, und ich mache es gerne. Draussen schneits, unsere Tochter möchte stundenlang aus dem Fenster schauen, was sie allerdings auch noch nicht alleine kann.
Die Neugier packt mich, beim Anblick der weissen "Pracht". Mit dem Kinderwagen geht’s im Schneegestöber zum Sportplatz. Dort sind sie kräftig am Schaufeln...mein Optimismus, was den Sonntag betrifft, steigt an. Wieder zuhause, mit der Kleinen spielen, und im TV läuft parallel das Spiel Retortenclub 1.FC Köln gegen den Traditionsverein Hoffenheim, oder wie war das schon wieder? Jedenfalls empfange ich dieses Spiel kostenlos, kein Premiere, kein Teleclub, auch nicht Schwarz. Nein, das Zauberwort heisst ATV! Der österreichische Privatsender läuft im digitalen Fernsehen, dass ist mal “Low Budget“. Einzig die merkwürdigen Moderatoren und die Prominenten Co-Moderatoren vor dem Spiel, während der Pause, und nach dem Spiel nerven. „Meinen Sie Herr Wohlfahrt (Ex-VFB Stuttgart Torwart), der Marc Janko (neuer Ösi Stürmerstar) wäre besser in der deutschen oder in der englischen Bundesliga aufgehoben?“ Über soviel Fachkompentenz lässt sich bekanntlich streiten...Nächste Woche ist jedenfalls, der Reiner Calmund Studiogast, da geht’s dann aber ab, und hoffentlich siegt wieder der legendäre Kultverein aus Hoffenheim.
Gegen Abend kommt die Frau von der Arbeit zurück, sie schaut um 20.15 „Das Supertalent“ auf RTL, ich gehe 20.16 schlafen.
Sonntag: Laufcup im Tiefschnee von Lanterswil. Lanterswil? Noch nie gehört? Ich auch nicht, oder um es mit den Worten eines Laufkollegen auszudrücken „Da isch am Arsch vo dä Welt, und dän Links, 800 Meter witer, und scho isch mer död.“ Nach dem Lauf, die erschütternde Mitteilung, „Spiel abgesagt“. Tja, ich hätte es mir denken können (oder sogar müssen).
Nachmittags geht’s zum „Chläusler“, einer der Höhepunkte im Gossauer Kulturprogramm. Ich frage mich jedes Mal, von was die armen Markfahrer leben? Wohl kaum von der Ware die sie da anbieten. Ich kann es mir schlichtweg nicht vorstellen, dass man mit dem Zeug über die Runden kommt, wer soll das alles Kaufen? Im „Marktstübli“ ist nichts mehr wie früher, die einstige „Raucherhöhle“ wurde zu einem Nichtraucher-Raum. Was leider dazu führt, dass man die Gerüche der Menschen ein bisschen besser riechen kann....Tja, alles hat seine Nachteile, auch das Rauchergesetz.
Später, wieder zuhause, dann die bittere Erkenntnis, die letzte Folge von „Effenbergs Heimspiel“ verpasst zu haben. Dafür läuft im Sportpanorama der Cup Hit GC:AC Bellinzona, vor sagenhaften 1'900 Zuschauern. Soll jetzt noch einer behaupten, der Schweizer Fussball sei nicht am „Boomen“, dass wäre ein schöner Miesmacher, derjenige, der so was Gemeines behaupten würde.
Montag Morgen: Der Chef kriegt die CD wieder, Mitarbeiterin hatte das ganze Wochenende enorm schlechtes Gewissen (Schuld war nur der Proseco" *Sing"), der Chef hat die Aktion aber schon in der Bar bemerkt, und lacht sich kaputt.
Fazit: Fussball fast nicht vermisst, trotzdem gut geht es nächsten Sonntag nach Locarno, so schnell kommt man von der Sache, dann doch nicht los. Da hilft kein Marco Rima, kein Marktstübli, und kein ATV.
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